Nach Todesfall auf dem Marsch: „Individuelle Unversehrtheit hat Priorität“
Aus den fatalen Folgen eines Eingewöhnungsmarsches in Munster, bei dem am 19. Juli vergangenen Jahres ein Offizieranwärter starb und drei weitere zum Teil schwer erkrankten, hat das Heer Konsequenzen gezogen. Fordernde körperliche Ausbildung müsse immer dann beendet werden, wenn ein Lehrgangsteilnehmer klar mache, dass er nicht mehr könne, wies der Kommandeur des Heeres-Ausbildungskommandos in Leipzig, Generalmajor Norbert Wagner, die Truppe an. Die individuelle persönliche Unversehrtheit müsse Vorrang haben.
Wagner begründete diese Anweisung in seinem Mitte März versandten Kommandeurbrief 02-2018 mit der Fürsorge nicht nur für die auszubildenden Soldatinnen und Soldaten, sondern auch für die Ausbilder. Bei schwerwiegenden Folgen einer körperlich fordernden Ausbildung, vor allem Schädigungen oder Krankenhausaufenthalten, müssten die Ausbilder sonst damit rechnen, dass gegen sie wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung ermittelt werde.
Der Generalmajor verwies dazu ausdrücklich auf die Ermittlungen zu dem Marsch in Munster: Das rechtsmedizinische Gutachten für die Staatsanwaltschaft Lüneburg gehe davon aus, dass die Symptome des Hitzschlags, den die vier Soldaten erlitten, von den Ausbildern hätten erkannt werden müssen. Ähnliche Fälle habe es in Hammelburg und Pfullendorf gegeben.
Die von Wagner erlassenen vorsorgenden Regelungen:
Fordernde körperliche Ausbildung ist unverzichtbar zum Erreichen/Erhalt der individuellen Einsatzbereitschaft. Dieser Forderung steht die individuelle körperliche Unversehrtheit als ein besonders schützenswertes Gut gegenüber. Im Zweifelsfall ist der individuellen persönlichen Unversehrtheit immer Priorität einzuräumen. Das heißt konkret, dass fordernde körperliche Ausbildung immer dann einzustellen/zu beenden ist, wenn der Lehrgangsteilnehmer zu verstehen gibt, dass er nicht mehr kann. Auch entsprechende körperliche Symptome der Auslastung/Überlastung müssen zum Abbruch der Belastung führen, selbst wenn der Einzelne sich „durchbeißen“ möchte und dies klar zum Ausdruck bringt. Hier hat die Fürsorgeverantwortung des Ausbilders Priorität.
Es gilt die individuellen Belastbarkeitsgrenzen noch mehr zu beachten, insbesondere durch Bilden von differenzierten Leistungsklassen, und die Anzeichen von Gesundheitsbeeinträchtigungen rechtzeitig zu erkennen.
Zugleich verwies der Kommandeur darauf, dass das kein Freibrief sei für das Vermeiden körperlicher Belastung:
Wir müssen aber auch an die Eigeninitiative und den Leistungswillen der Soldaten appellieren. Daher ist der Trainingsteilnehmer darauf hinzuweisen, dass es bestimmte Voraussetzungen gibt, die er erfüllen muss, um die geforderten Laufbahnziele zu erfüllen.
Der Stab des Ausbildungskommandos soll jetzt die verschiedenen Ausbildungsinhalte und Trainingstypen auf körperlich belastende Inhalte überprüfen, die zur Erreichung der Ausbildungsziele zwingend nötig seien und beibehalten werden müssten: Diese Mindestanforderungen gilt es klar zu definieren und frühzeitig darüber zu informieren.
(Vorsorglich zwei Hinweise: Die zu diesem Thema bisher recht emotionale Debatte sollte bitte möglichst sachlich bleiben. Und: Der Kommandeurbrief ist nicht eingestuft; es ist also kein ‚Geheimpapier‘.)
Nachtrag: Nach zahlreichen Anfragen hier zur Ergänzung die einleitenden Absätze des Kommandeurbriefs:
Im Zuge der staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen in der Causa Munster wurde ein rechtsmedizinisches Gutachten eingeholt. Darin wird festgestellt, dass aus medizinischer Sicht bei einer ganzheitlichen Betrachtung der Umstände (Außentemperatur, körperliche Belastung, Bekleidung usw.) die körperlichen Symptome für einen Hitzschlag von den Ausbildern im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht und Verantwortung hätten erkannt werden können. Es ist zu vermuten, dass die ermittelnde Staatsanwaltschaft dies ihrer strafrechtlichen Bewertung zugrunde legt. Zwei ähnliche Fälle sind derzeit in Hammelburg und in Pfullendorf bekannt.
Bei fordernder körperlicher Ausbildung, bei der körperliche Zusammenbrüche/Ausfälle von Soldatinnen/Soldaten zu verzeichnen sind und bei denen eine „schwerwiegende Folge“ (körperliche Schädigungen, aber auch bereits kurze Krankenhausaufenthalte) eintritt, wird regelmäßig gegenüber den verantwortlichen Ausbildern der Verdacht der „fahrlässigen Körperverletzung“ angenommen und zunächst entsprechende straf- und disziplinarrechtliche Ermittlungen aufgenommen.
(Archivbild November 2016: Rekruten mit leuchtender Marschsicherung absolvieren einen Nachtorientierungsmarsch im Rahmen der Allgemeinen Grundausbildung in der Marinetechnikschule Parow – Bundeswehr/Christian Rödel)
@TW
Jedes Dokument ist eingestuft – von öffentlich bis streng geheim. Auch VS-NfD ist eine Einstufung, und diese Dokumente dürfen nur für den Dienstgebrauch veröffentlicht werden. ‚ist eben so.
Eben wie auch ALPHA eine Gefährdungsstufe ist.
[Wir lassen das hier mal sein. T.W.]
Die Regelung gilt für den Bereich des AusbKdo und ist eher noch allgemeinerer Natur – die erforderlichen Erläuterungen wären dann interessant.
Da aber auch fordernde Ausbildung außerhalb der TrT des AusbKdo stattfindet, stellt sich die Frage, ob dort ähnliche Vorgaben nach differenzierenden Leistungsklassen gemacht werden.
@Thomas Melber
Da der Verfasser des Briefes keine Einstufung im Original vorgenommen hat, ist das Dokument nicht eingestuft. Man sieht es, wenn man das Original sieht.
Der Kommandeurbrief von Generalmajor Wagner ist treffend in seiner Formulierung und gibt am Ende den Hinweis auf eine Prüfung der aktuellen Inhalte hinsichtlich der körperlichen Belastung bei Führerausbildung einschließlich der ANTRA Reihe.
Es wird keineswegs der Weichspüler Gang eingelegt, vielmehr wird klar Stellung bezogen zum Thema Leistungswillen / Belastung als Soldat.
Wie schon in den vorherigen Beiträgen oft geäußert, die beste Leitlinie ist der gesunde Menschenverstand. Eingewöhnungsmärsche haben zum Ziel den Soldaten die ersten Eindrücke zu vermitteln.
@Fritz | 18. März 2018 – 21:03
„Es wird keineswegs der Weichspüler Gang eingelegt, vielmehr wird klar Stellung bezogen zum Thema Leistungswillen / Belastung als Soldat.“
Hm, wie bringe ich jetzt diese Aussage in Übereinstimmung mit dem durch den Kdr AusbKdo angewiesenen: [Weisung AusbKdo] „…selbst wenn der Einzelne sich „durchbeißen“ möchte und dies klar zum Ausdruck bringt.“
?!
@Koffer
Ich kann das für mich ziemlich gut in sync bringen.
a) Gesundheit geht vor.
b) wer nicht fit genug ist, wird abgelöst und Edeka.
Ist ein sauberes Druckmittel um für den Sport in der Freizeit, gerade bei Lehrgangsteilnehmern, zu werben.
@ Koffer
Ich würde es so verstehen das Ehrgeiz nicht eingebremst wird , dennoch die Pflicht zur Fürsorge eine Selbstüberschätzung des einzelnen Soldaten verhindern sollte.
Alles nichts neues , vom leichten zum schweren.
Richtige Ansage des AusbKdo.
Wenn denn die Konsequenz ist, dass der Abbrecher den Ausbildungsabschnitt nicht besteht und dies zur Wiederholung führt, ggf. unter Laufbahnnachteilen.
Und genau dies wird wieder nicht kommen, denn „Abbrecher“ können wir uns ja nicht leisten.
Ich bitte zu beachten, dass dies nicht nur für die Grundlagenausbildung in den FA/UA oder im OA-Btl gilt, sondern theoretisch auf für alle anderen Lehrgänge des AusbKdo.
Fraglich aus meiner Sicht der Punkt: Wie soll zur Robustheit erzogen/ausgebildet werden, wenn es quasi nicht erlaubt ist jemanden über seine bisherigen Grenzen zu motivieren/tranieren, dieser/diese eventuell kein Interesse an Leistung hat, aber sportlich genug ist das Mindestmaß zu erfüllen (die Frage der Operationalisierung der Mindestleistungen bezogen auf die unterschiedlichen Dienstposten ist auch sehr interessant)
Wie die AusbilderInnen erkennen sollen Wer/Wie/Wann (in oftmals heterogenen Gruppen) überbelastet ist (ohne das jeder einen Pulsgurt trägt) bleibt mir zudem auch ein Rätsel. Insbesondere, wenn alle schwitzen, Tarnschminken im Gesicht haben oder der Rucksack zwickt. Welche Einstellung/ Ausbildungsstand provoziert man hierdurch und WIE kann in Folgelehrgängen diese Einstellung eventuell geändert werden?
Vielleicht hat von Ihnen jemand eine realistische Idee, welche zugleich in die Personalpolitik (mehr Bewerber/weniger Wiederrufler) des BMVg passt?
@Fritz | 18. März 2018 – 21:42
„Ich würde es so verstehen das Ehrgeiz nicht eingebremst wird“
Sorry, aber in der Weisung steht ja etwas anderes.
„Alles nichts neues , vom leichten zum schweren.“
Oh doch! Das ist etwas neues. Bisher war das Ziel ja gerade Soldaten dazu zu bringen über ihre (bisherigen) Grenzen hinauszugehen und ihre Komfortzone zu verlassen.
Die Beste Fürsorge ist eine harte und fordernde Ausbildung (solange sie mit Herz und Verstand betrieben wird) – SO rettet man Menschenleben UND sichert den Erfolg bei der Auftragsausführung.
Ich habe es vor einiger Zeit schon einmal gefragt und frage es jetzt wieder.
Wo und wann bereiten wir in Zukunft einen ganz „normalen“ Soldaten auf eine Patrouille bei +40 Grad und voller Ausrüstung in AFG vor? Und ich rede hier nicht von Fallschirmjägern, SpezKr und sonstigen Spezialisten, sondern vom Sani, vom MKF, vom Unterstützer etc.
Wer zieht sich diesen Schuh freiwillig an und ist bereit die Verantwortung zu übernehmen?
Was macht der Ausbilder im Gelände bei Sch…Wetter, wenn der erste unmotivierte Soldat sagt: Ich kann nicht mehr? Selbst wenn man offensichtlicht erkennt, das er keine Lust mehr hat, wird man das ganze schon rein aus Eigenschutz beenden um hinterher nicht Ziel irgendwelcher Ermittlungen nach Beschwerden zu werden.
Bin gespannt wer in Zukunft noch Ausbilder werden will?
Bei vielen Diskussionen – nicht nur zu diesem – Thema fällt mir auf, dass Nutzer zu Pauschalurteilen und -aussagen kommen. Meist leider im negativen, ablehnenden Ton und entsprechender Wortwahl.
Dass das AusbKdo H auf diese Todesfälle reagieren musste, war allgemein mit gesundem Menschenverstand und im Besonderen in Streitkräften in einer Demokratie einfach notwendig. Wir haben nun einmal die Situation, dass junge Leute im Durchschnitt eine erheblich schlechtere körperliche Fitness aufweisen, als in den 1970er und 80er Jahren. Auch wenn es dafür diverse Gründe gibt, muss dieses Faktum einfach respektiert werden, wenn man für die Ausbildung und Erziehung junger Soldaten Verantwortung trägt.
Genau dies hat jetzt GM Wagner getan – und wie ich finde mit Augenmaß. Im Grunde hat er Selbstverständlichkeiten aufgeführt, die bislang auch galten – sie aber nun insofern verbindlich gemacht, als dass er alle Ausbilder in seinem unterstellten Bereich auf die Einhaltung ihrer Pflicht zur gründlichen Dienstaufsicht und umfassenden Fürosorge für Ihre Untergebenen sowie auf ggf. zu tragende Folgen bei der Nichtbeachtung hingewiesen hat.
Ebenfalls ist er mit dieser Weisung auch konkret genug geworden, was das Thema „Bestehen von Mindestanforderungen“ anbelangt. Denn im Gegensatz zu vereinzelten Stimmen hier in den Kommentaren heißt dann eben „ausgebremst – und in der verfügbaren Zeit nicht absolviert bedeutet eben Training, Lehrgang, Ausbildungsziel nicht erreicht“. Ob nun im OAL oder im Einzelkämpferlehrgang: Ein einfach „Weitermachen“ mit freundlicher „Motivation“ des Ausbilders wird es zukünftig in der vielen bekannten Form nicht mehr geben. Und das ist deshalb gut so, weil gleichzeitig an die Selbstverantwortung der Auszubildenden appelliert wird, sich die körperliche Fitness ggf. auch außerhalb der Dienstzeit anzueignen.
Interessant, dass die Ausbilder auch selbstständig erkennen und verantworten müssen wenn die Auszubildenden überlastet sind. Ist denk ich mal ohne durchdachte körperliche Mindestanforderungen und Konzepte wie man Soldaten dazu befähigt diese zu erreichen kein gutes Zeichen…
Hallo zusammen.
Ich werfe einfach mal so in den Raum: Hat hier schonmal jemand darüber nachgedacht das die Ausbildung der Ausbilder vielleicht mittlerweile zu schlecht und zu ungenügend ist? Als ich meinen U1 absolvierte, Anfang der 2000er Jahre, ging grad die Welle an Verkürzungen durch alle relevanten militärischen Laufbahnlehrgänge. U1 von sechs auf drei Monate. Andere äquivalent. Ich persönlich habe mich bis zuletzt in meinem letzten dienstgrad, Hauptbootsmann, niemals adäquat genug ausgebildet gefühlt um selbst eine Truppe zu führen geschweige denn selbst militärisch auszubilden. Dennoch hätte es mich treffen können versetzt zu werden. Regelmäßig wurden aus unserer technischen Hubschrauberstaffel Kameraden nach Parow versetzt um Grundausbilder zu werden.
Dies ist ein Problem.
Ebenso halte ich die Reaktionen der Bundeswehr auf die sich verändernde Gesellschaft für immer noch viel zu wenig. An dem geforderten Leistungsmaß einzelner Verwendungen darf man nicht rütteln. Wohl aber muss man, wenn man merkt das die Anwärter unfitter werden, ihnen mehr Zeit einräumen diese Ziele zu erreichen. Anstatt ausbildungen zu verkürzen, muss man nun eben verlängern. Ist nunmal so und ist auch die logische Konsequenz. Zu sagen das sich die Soldaten gefälligst in ihrer Freizeit fit zu machen haben, wie einige es hier fordern, mag naheliegend erscheinen, wird am Ende aber nur die Personalsorgen weiter verschärfen.
Wenn das Personal nicht fit genug ist, muss ich es fit machen. Dienstlich. Mit Sinn, Augenmaß und modernen Mitteln. Sportlehrer und Sportwissenschaftler gibt es. Man muss diese Quellen nur nutzen.
@ Koffer
Wie ich ja bereits schon geschrieben habe, Leistungswillen wird nicht gebremst dennoch hat der Verantwortliche Ausbilder / Führer ein Auge auf seine Soldaten .
Das es meist eher zu Motivation seitens Ausbilder / Führer kommen muss um auch über bestehende Leistungsgrenzen zu kommen ist mir aus meiner Zeit als Gruppenführer bekannt.
Ich teile ihre Ansicht was harte Ausbildung angeht und ihr damit verbundenener Zweck.
Sehe da aber nicht ganz so schwarz , die Methodik muss angepasst ans Klientel Soldat 2018 sein. Die von Andreas beschriebenen Unterschiede hinsichtlich der körperlichen Leistungsfähigkeit junger Soldaten scheint durchaus gegeben zu sein , umso mehr muss darauf geachtet werden das trotzdem der Soldat seine Leistung abrufen kann wenn es gefordert ist. Dazu hat der Dienstherr genügend Ausbildung für Ausbilder / Führer im Angebot.
Ich war begeistert was auf dem Sportleiter BW heutzutage alles an Möglichkeiten vermittelt wird um Soldaten Fit zu machen.
Zu meiner Zeit ( 2001 FSchJg Truppe ) war da außer Laufen gehen und Kraftraum wenig im Angebot bzw. innerhalb der Sportausbildung.
@ Insider
Warum sehen sie so schwarz hinsichtlich der Vorbereitung von Soldaten in Einsatzgebieten Heiß und abrocken.
Es befinden sich annähernd über 2000 Soldaten im Einsatz innerhalb dieser Klimazone und die Männer und Frauen bewältigen jeden Tag aufs neue ihren Einsatz ohne das es Reihenweise zu Ausfällen kommt.
Etwas mehr Objektivität tut dem ganzen gut, wir haben im Durchschnitt Körperlich fitte Soldaten und brauchen uns nicht zu verstecken. Das sehe ich immer wieder in Einsätzen.
Natürlich gibt es auch mal Ausreißer nach unten, das will ich gar nicht beschönigen.
Mich stört vielmehr die Tatsache das sich ältere Kameraden viel öfter gehen lassen und die Kleidergröße nur noch durch Sonderanfertigung sichergestellt werden kann.
Zumeist handelt es sich um höhere Dienstgrade seien es Uffz/Offz die so kein Beispiel geben.
Hier sehe ich eher Handlungsbedarf ( außer bei Erkrankung ) um diese Kameraden daran zu erinnern das der Soldat sich Fit und Einsatzbereit zu halten hat.
Ich nehme an die Weisung ist allgemein gültig? Eine ausgewogenerere Herangehensweise wäre vielleicht gewesen, wenn die Weisung nur für die ersten Märsche/Ausbildungsabschnitte Anwendung fände.
Ansonsten gibt es ja den gesunden Menschenverstand und der sagt, dass man in der ersten Stunde Schwimmkurs seine Schützlinge am besten nicht ohne Schwimmflügel in die Donau schmeißt.
Denn bei der Anmeldung zum Schwimmkurs wurde lediglich geprüft, ob der kleine Kevin schon vernünftig sprechen kann und außerdem, ob seine Extremitäten alle dran sind.
Ich vermute auch, dass bei einem Schwimmunfall mit Todesfolge in der ersten Stunde des Schwimmkurses – welche vielleicht nicht unbedingt in der Donau stattfand, aber sicherlich ohne Schwimmflügel – niemand versuchen würde, den Schwimmlehrer von jeglicher Schuld freizusprechen. Auch dann nicht, wenn der kleine Kevin am Abend zuvor zu viele Red Bull getrunken hat und als Folge seiner Übermüdung ertrunken ist.
Die Sache ist meiner Meinung nach typisch für meine Beobachtungen in der Bw, egal auf welcher Ebene. Verallgemeinernd und überspitzt ausgedrückt läuft das immer folgendermaßen ab. Wenn etwas passiert, dann stehen der Schutz von Karrieren und der Organisation an erster Stelle, da die saubere Aufarbeitung von Missständen sich ja in der Beurteilung bemerkbar machen oder die vorgesetzte Dienststelle auf den Plan rufen könnte.
Nur wenn Presse und/oder Wehrbeauftragter im Spiel sind, gibt man sich etwas mehr Mühe. Die Beschwerdeführer gelten in der verantwortlichen Einheit dann freilich als Nestbeschmutzer, schließlich sei ja alles nicht so schlimm gewesen oder man sei einfach selbst schuld.
Im Ergebnis wird die Ursache des Missstands dann schlussendlich abgestellt. Jedoch nicht mit chirurgischer Präzision, sondern mit dem Vorschlaghammer. In der betroffenen Einheit wird dann die von oben verordnete Lösung des Problems gerne noch um eine Prise Dummfick ergänzt, damit künftige Beschwerdeführer genau wissen, worauf sie sich einlassen, wenn sie aufmucken.
@Andreas
Gehe in den meisten Punkten mit, nur kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen wie das auf körperlich sehr fordernden Lehrgängen (EKL 1/2 usw.) funktionieren soll?
Sobald einer an seiner individuellen Belastungsgrenze angekommen ist sofort „Übungsende“ und Ablösung vom Lehrgang?
Wie will man denn Soldaten beibringen, dass man durchaus seine körperliche Leistungsgrenze überschreiten kann, wenn der absolute Wille da ist? Kann ich nicht nur mit solchen Grenzerfahrungen wirklich Einsatz- und Realitätsnah ausbilden? Im Einsatz fragt keine Sau mehr ob du mit vollem Gerödel bei 40°+ klarkommst, da heißt es dann Auftrag ausführen.
Zumal ich mir das auf dem EKL 1 durchaus witzig vorstelle, wenn drei verschiedene Leistungsgruppen gebildet werden. Die erste Gruppe wird dann wie gehabt bis ultimo abgebückt und die dritte Gruppe macht sich hinten nen Lenz und bekommt am Ende dasselbe Abzeichen.
Mir schwant böses wenn ich in die Zukunft des Vereins blicke.
Gilt diese Regelung auch für so „fordernde“ Leistungserbringungen wie IGF / BFT / DSA? Oder spitz gefragt wenn man bei dem 6km IGF-Marsch nach 500m sagt „Ich kann nicht mehr“ darf man dann aufhören? :-)
Zweite Frage (auch wieder spitz): Glaubt wirklich jemand das angehende FA / OA nicht befördert werden (Mangel sei Dank) nur weil sie auf einem Lehrgang keine körperlichen Leistungen gezeigt haben?
Grdstzl verwirrend für mich wieso auf Selbstverständlichkeiten abermals hingewiesen werden muss, hier ist ggf. mal zu klären warum diese denn in Vergessenheit geraten sind und wie der Ausbilder heutzutage den Spagat zwischen Anforderung und Leistungsfähigkeit/-bereitschaft der Auszubildenden schaffen soll, denn eins ist aus meiner Sicht klar – erhöht sich die Anzahl der „Durchfaller“ wird zuerst das Ausbildungspersonal bzw. der Lehrgangsinhalt hinterfragt, die Ursachenforschung auf Seiten der Auszubildenden wird „Mangels Masse“ zuletzt aufgeworfen da am Ende „Zahlen“ erfüllt werden müssen.
Zwei Herzen – ach – schlagen in meiner Brust.
Einerseits habe ich selbst in der Grundausbildung (Marine, 76er) einen Fall der ECHTEN persönlichen Überlastung erlitten. Luftprobleme, wegen einer beginnenden – noch nicht bekannten – Kehlkopfentzündung. Der Ausbilder (GUA) ließ mich weiterlaufen – ich klappte kurz zusammen. War blöde und gab einen fetten Anschnautzer für den GUA.
Andererseits habe ich den überaus lehrreichen Faktor der fordernden Ausbildung kennen gelernt – speziell das Spannungsfeld „Faulheit des Körpers“ vs. „Was kann man wirklich“.
Beispiel:
Eine Stunde laufen um den Sportplatz Dauerlauf, Liegestütz, Sprint. Abhängig davon wie oft der Uffz in seine Trillerpfeife stößt.
Nach 15 Minuten: Man will pöbelnd dem blöden Uffz aufs Maul hauen (man läuft weiter)
Nach 30 Minuten: Man will sich fallen lassen und nur noch pöbeln(man läuft weiter)
Nach 45 Minuten: Man will sich ohne pöbeln fallen lassen (man läuft weiter)
Nach 60 Minuten geht man duschen und wundert sich wie schnell man wieder fit ist.
Diese Erfahrung macht man nur als äußerst ambitionierter Sportler ohne den (nötigen?) Druck von außen. Auf unseren Fall übersetzt heißt dies, dass wahrscheinlich mein Trupp damals (lange her) spätestens nach 30 Minuten komplett aufgegeben hätte (ich habe alles versucht, ich kann echt nicht mehr). Allein dass ich mich nach 36 Jahren an diesen Vorfall erinnere zeigt, wie wichtig und lehrreich diese Erfahrung für mich war.
@ Suum Cuique
Zitat: „Grdstzl verwirrend für mich wieso auf Selbstverständlichkeiten abermals hingewiesen werden muss, hier ist ggf. mal zu klären warum diese denn in Vergessenheit geraten sind“.
Genau das ist der Punkt !
Warum sagte der gesunde Menschenverstand den Ausbildern nicht, das man am Nachmittag den ersten Eingewöhnungsmarsch machen will und vormittags, bei großer Hitze im Gefechtsanzug mit kiloschwerer Splitterschutzweste keine erzieherischen Maßnahmen macht, wie Zurücklaufen zur Kaserne, weil man seine Ausrüstung nicht vollständig dabei hatte ?
Zitat:
„und wie der Ausbilder heutzutage den Spagat zwischen Anforderung und Leistungsfähigkeit/-bereitschaft der Auszubildenden schaffen soll, denn eins ist aus meiner Sicht klar – erhöht sich die Anzahl der „Durchfaller“ wird zuerst das Ausbildungspersonal bzw. der Lehrgangsinhalt hinterfragt, die Ursachenforschung auf Seiten der Auszubildenden wird „Mangels Masse“ zuletzt aufgeworfen da am Ende „Zahlen“ erfüllt werden müssen.“
Ausbilder haben in der Regel keine Probleme und Hemmungen Trainingsteilnehmer durchfallen zu lassen, die partout nicht die Leistungsanforderungen (körperlich, intellektuell, technisches Verständnis) für die vorgesehene Verwendung mitbringen. Notfalls wird auch mal ein brandneuer Leistungstest entworfen, wenn der Verdacht besteht, die alten Fragen könnten sich unter den Lehrgangsteilnehmern rumgesprochen haben.
Das Problem beginnt eine Ebene höher. Die vorgesetzten Dienststellen machen Druck wenn die Durchfallerquote zu hoch wird, aber auch dieses Problem gibt es seit mindestens 20 Jahre in der Bw.
Die Frage ist eben, soll die BW „qualitativ“ oder „quantitativ“ aussterben ?
@ Reizzentrum
Ihre Schilderung der Überwindung von persönlichen Grenzen im Ausdauersport hat vermutlich schon jeder Sportler im persönlichen Bereich, z.B. bei der Vorbereitung oder der Teilnahme von Wettbewerben erlebt.
Die Frage ist allerdings, ob ich so etwas in einer angeleiteten oder individuellen Sportausbildung mache, wo ich jederzeit wenn es wirklich nicht mehr geht abbrechen könnte, oder bei einem Eingewöhnungsmarsch in der Gruppe, bei dem man durch die vorgeschaltete Gefechtsausbildung schon zu Beginn so kaputt ist, dass man sich nicht mehr rühren kann ?
Warum heißt ein Ausbilder Ausbilder und nicht Erzieher? Der Ausbilder soll den Menschen, die im Anvertraut wurden etwas beibringen. Die Erziehung von Menschen obliegt den Eltern, den Schulen und dem sozialen Umfeld bis zum Erreichen der Volljährigkeit mit 18 Jahren.
Die Erziehung mancher Ausbilder kann aus eigener Erfahrung mit „mäßig“ eingestuft werden. Liegestütz über dem offenen Klappmesser soll hier als Beispiel genügen.
Ein Ausbilder führt in der Regel auch nicht den Titel „Dr“ (außer im Sanitätsdienst zur fachspezifischen Ausbildung). Für die Beurteilung des physischen Zustandes von Auszubildenden bei leistungsfordernden Abschnitten ist eine sanitätsdienstliche Begleitung vorgesehen – jedenfalls war das noch so, als ich noch klein war. OK, der Sani saß rauchender weise in einem Bully und beobachtete in festgelegten Abschnitten das Treiben mehr oder weniger interessiert, aber er war da und im Zweifel durch jeden ansprechbar. In wieweit Repressalien bei Flucht in die Arme des Sanis zu erwarten waren ist nicht bekannt.
Im Übrigen soll die Ausbildung den Menschen nicht überfordern oder über seine Grenzen hinweg belasten. Wie der Name schon sagt „Grenze“. Die ist nicht deshalb da, damit sie überschritten wird. Wer auch nur rudimentäre Kenntnisse der Anthropologie (Wissenschaft vom Menschen) hat der weiß, dass eine Überforderung immer mit einer expotentiellen Verlängerung der Regenerationsphase einhergeht. Das ist nicht das Ziel.
Und zuletzt ist zu bemerken, dass die Worte „Einsatz“ und „Auftrag“ nicht alles rechtfertigen.
@Fritz
Wie liefert der Dienstherr dieses Angebot denn aus?
Trennung
Betreffs der Fitness sind DV und andere auch dafür verantwortlich zu halten den Soldaten außer und innerdienstlich keine Steine in den Weg zu legen
@JD Müller | 19. März 2018 – 9:28:
Der Sanitaetsdienst hat sich vor langer Zeit, imho mindestens vor 15 Jahren, davon verabschiedet „profane“ Ausbildungsvorhaben wie Fussmaersche, Schulschiessen etc. zu begleiten, bzw. Personal vor Ort verfuegbar zu erhalten.
Man hat besseres zu tun (und hat auch nicht mehr das Personal), und ausserdem ist ja jeder Vorgesetzter Helfer im SanDienst (Ersthelfer A). Somit bleibt genau diese „Beurteilung des physischen Zustandes“ bei Wachtmeiter Platzek und Unteroffizier Lindenberg haengen. Und auch die werden nachher generell hingehangen, nicht die Nachwuchsgewinnungsorganisation, die davon ausgeht, das die nicht vorhandene koerperliche Leistungsfaehigkeit „trainierbar“ in den ersten Monaten des Dienstes ist, nicht die Aerzte bei Musterung oder Einstellung die bei „10 Kniebeugen – bereits hoher Puls“ nichts auffaelliges, auch nicht den angeborenen Herzklappenfehler bemerkten.
Komischerweise hat der gesunde Menschenverstand der Vorgesetzten und Ausbilder bei Millionen von Rekruten in der AGA in ueber 60 Jahren im Wesentlichen funktioniert, Anzahl Tote oder Verletzte mit bleibenden Schaeden wohl im Promillebereich oder weit drunter.
Betreff ihrer kuenstlichen Unterscheidung von Ausbilder und Erzieher, die passt hier nicht, denn der militaerische Fuehrer (was jeder Ausbilder im Vorgesetztendienstgrad nun mal ist) ist naemlich beides. Einen Kommentar ueber die Erziehung „mancher Ausbilder“ erspare ich mir, besonders da Ihre vermutlichen Erfahrungen (oder ist es die urbane Legende mit dem Liegestuetz uebern Klappmesser) aus einer Wehrpflichtigen-Galaxy vor vielen, vielen Jahren stammt.
Welche Grenzen meinen sie, die, wo der durchschnittliche Abiturient sich selbst sagt „Aua, das ist aber anstrengender als Playstation spielen!“ oder die tatsaechliche Grenze koerperlicher Belastbarkeit mit dem Bereich davor, wo der Koerper deutliche Warnsignale aussendet (manchmal auch nicht).
Wie schon geschrieben, Generationen von Ausbildern haben das in der ueberragenden Mehrzahl hinbekommen, die Rekruten ueber die erste Grenze zu bringen um Ihnen zu zeigen, dass dies keine koerperliche Grenze ist und haben rechtzeitig vor der zweiten aufgehoert.
Man kann natuerlich sein ganzes Leben so trainieren, dass man den Koerper nicht mal in die Naehe der max. Belastung bringt und sich dann wundern, dass der Koerper sich nicht anpasst bzw. Kondition und Kraft aufbaut. Da liegt Sportmedizinisch das Problem, Training zur Leistungssteigerung ist anstrengend, Anstrengung tut weh, dem einen frueher, dem anderen spaeter…
Ich empfinde die Weisung als schwierig und möchte wirklich nicht in der Haut der jungen Vorgesetzten stecken. Denn ab sofort wäre jegliches „Machen Sie weiter“ ein Dienstvergehen.
Mir selbst wurde in der Ausbildung der Ausbilder vermittelt, dass mit den Soldaten solange alles „in Ordnung“ ist, solange diese schimpfen, sich beschweren oder ähnliches durchführen können. Der Fokus galt daher immer denjenigen die in der Formation nichts sagen, weil diese keine Energie dafür haben, solange aber geantwortet wird, ist alles OK.
Dieser Grundsatz hat ausgereicht, wird jetzt aber nicht mehr praktikabel. Was bei manchen Abschnitten der Ausbildung ein ziemliches Problem sein wird. Denn wer schleppt nun das MG oder die Panzerfaust in der Gruppe wenn alle sagen „es geht nicht mehr“.
Es mag zwar profan klingen aber dieser „Rundumschlag“ hat weitreichende Konsequenzen und von heute an müsste also sehr sehr viel Ausbildung im deutschen Heer komplett eingestellt werden.
Wie ist eigentlich die Bilanz von verstorbenen oder schwer geschädigten Soldat_innen in den Jahren vor 2017?
Es gab viele Kommentare der Kategorie „Rekruten von heute haben nichts mehr drauf“ – aber was bitte ist mit den Ausbildern?
Generell sollte – aus meiner Sicht – die AGA dahingehend neu organisiert werden, dass es einen vorgeschalteten Fitnessteil gibt, der sich an der vorhandenen körperlichen Leistungsfähigkeit orientiert.
Wer noch nicht fit genug ist, macht primär erst einmal drei Monate Aufbautraining unter kompetenter Anleitung von ausgebildeten Trainern. Kein „Learning by Doing“ mit Mannschaften und Unter-/Offizieranwärtern ohne Lehrbefähigung. Körperlich leistungsfähige Soldaten sollten in dieser Zeit eine Ausbildung bekommen, die zur Anleitung von Sportausbildung befähigt.
„rechtsmedizinische Gutachten für die Staatsanwaltschaft Lüneburg gehe davon aus, dass die Symptome des Hitzschlags, den die vier Soldaten erlitten, von den Ausbildern hätten erkannt werden müssen“
Ja dann folgt ja wohl die Ausbildung als rechtsmedizinischer Gutachter auch für Hilfsausbilder . . .
@JH: die Erkennung solcher Symptome ist Teil der regulären und routinemässig zu wiederholenden Ausbildung Helfer im San Dienst. Sofern die Ausbilder diese hatten, wovon auszugehen ist, haben die einen schweren Stand. Da bleibt dann per besserwissender Ferndiagnose (Standard hier im Forum) nur nachgewiesene Dummheit, Hang zum Dummfick oder sonstige Unfähigkeit (Sorry TW, ich weiss, extrem polemisch)
@Daniel Lücking | 19. März 2018 – 12:16
Mal abgesehen davon, das diese Diskussion hier nicht so richtig hinpasst und wir diese auch schon hinlänglich hatten, frage ich mich, wie das dienst- und laufbahnrechtlich funktionieren soll. Die OA müssen nach 15 Monaten an der Uni sein, oder sie gehen 1 Jahr später im neuen OAJ.
M.E. gibt es hier nur zwei Varianten, die man aber konsequent durchziehen müsste:
1.
[Da scheint was zu fehlen? T.W.]
@FlaOffz | 19. März 2018 – 10:50
Mein Anregungen sind Betrachtungen aus einer anderen Perspektive und entsprechen mit Masse Allgemeinwissen.
Auf ihre Kommentare möchte ich mich nicht einlassen.
Die Verbindung war zwischendrin weg, hier die Ergänzung:
1. Diejenigen OA oder UoP/UmP-Anwärter, die den körperlichen Ansprüchen nicht genügen, kommen zunächst als FWDL für 12 Monate. Sie erhalten eine Zusage, in ihre gewünschte Laufbahn übernommen zu werden, wenn sie denn nach 12 Monaten alle Voraussetzungen erfüllen.
2. Sie werden nach Hause geschickt und können sich nächstes Jahr neu bewerben(macht die Polizei so).
Bei Variante 2. besteht die Gefahr, das der Bewerber nicht wiederkommt, Variante 1. müsste rechtlich geprüft werden.
Dann kann man auch wieder die Einstellungstests so durchführen, das man halbwegs fitte Bewerber hat.
@Pio-Fritz
1 klingt nach einer guten Idee, einzig wir haben offenkundig nicht die Masse an Bewerbern als das wir ohne die „Wunschzahlen“ zu gefährden so massiv aussieben könnten. Frei nach dem Motto Bedarf schafft Eignung.
Nur mal so zur Info in einer TSK gibt es für nahezu ALLE UmP die Möglichkeit des Personalbindungszuschlages bzw. der Verpflichtungsprämie, so gut sieht es im Bereich Personal aus ;-)
Zu dem Punkt erkennen von Hitzeschäden lernt jeder…..ja das stimmt ABER da die Module nur noch einzeln und einmal jährlich abgeleistet werden sollen hat man ca. alle 4 Jahre das Vergnügen sich über die Symptome schlau zu machen.
Wenn die Erwartung ist, dass sich einer ein paar wirklich signifikante Symptome, die im Sommer bei Hitze auftreten, nicht merken kann na dann Prost. Hoffentlich kann sich der Kerl wenigstens länger wie 5 Minuten merken, wo das gefährliche Ende des Schiessgewehrs ist …
Ich möchte zur Leistungsfähigkeit nur anmerken, wir reden bei den Fällen nicht vom fertig ausgebildeten Fallschirmjäger oder einem, der sich in EK Vorbereitung befindet. Es handelt sich um junge Soldaten, die grad mal ein paar Tage dabei sind. Das ganze im Frieden in einer Ausbildungseinheit und nicht beim Volkssturm im 5ten Kriegsjahr. Wenn wir nicht in der Lage sind, junge Männer, die nicht in der Lage sind, zu Beginn der Ausbildung Leistungen zu erbringen, dazu durch gute aufbauende Ausbildung befähigen können, dann lassen wir es besser bleiben.
@diba | 19. März 2018 – 16:44
Schon mal mit dem Gedanken gespielt, dass dies für die Ausbilder vielleicht nicht der erste Durchgang war? Und wenn so, ob die Erfahrung der Ausbilder war, dass diese Anforderung für Rekruten an diesem Zeitpunkt ihrer Ausbildung die Jahre zuvor bei ähnlichen Temperaturen nicht zu solchen Zwischenfällen geführt hat?
Wir urteilen hier alle vom grünen Tisch, aber ich sage Ihnen hier schwarz auf weiß, ich hätte und habe als Fahnenjunker, Fähnrich, Oberfähnrich, Leutnant und Oberleutnant in ähnlichen Situationen ähnlich gehandelt. Ich selbst habe die AGA 2003 als OA bei der Infanterie durchgeführt. Dies war im Rekordsommer. Unser erster Marsch noch vor dem ersten freien Wochenende führte zur StoSa in Hammelburg (von unserer Unterkunft waren das 2,5 km). War organisatorisch damals nicht anders machbar. Nach Schießende ging es die gleiche Strecke wieder zurück (inklusive Südtorberg). Ich kann mich an keinen Tag der AGA erinnern in dem die Klamotten nicht komplett durchgeschwitzt waren. Es ist aber keiner umgekippt und keiner musste zum Arzt.
Wir waren sicherlich keine harten Hunde, und haben unsere AGA zusammen mit anderen Wehrpflichtigen gemacht. Ähnliche Erfahrungen habe ich in der Ausbildung als Ausbilder in den Folgejahren gesammelt. Bis auf einen fitten Rekruten bei einem FschJg Kameraden (angeborener und vom Arzt nicht erkannter Herzfehler) kenne ich keinen einzigen Fall wo da jemand bei sowas überhaupt ärztlich behandelt werden musste. Wenn dann war es meistens Sonnenstich während der Stationsausbildung oder Kotzen im Rahmen der Einzelkämpfervorbereitung welche bei den InfanterieOAs damals übrigens in der AGA begonnen hat (gemäß Weisung von Oben).
Was will ich damit sagen, solche Erfahrungen prägen einen Ausbilder und daher werden vermutlich auch die Kameraden in Munster (wir wissen bis heute nichtmal aus welcher Truppengattung diese kamen, können auch genau so Fernmelder sein) in absolut gutem Glauben gehandelt haben dass nichts passieren kann, eben weil man es zig mal erfolgreich vorgemacht hat, inklusive positivem Resultat (erfolgreichen bestehen der AGA).
@diba: Ach kommen Sie, ist das ihr Ernst? Der verstorbene junge Soldat hatte z.B. Asthma und einen BMI jenseits der 30. Wie viel Leistungssteigerung könnte man da in 3 Monaten Ausbildung in der Gruppe erwarten ohne zu riskieren, dass jemand an seine Belastungsgrenze kommt?
Bei diesen ganzen übertriebenen Sicherheitsvorschriften kommt mir eine Anekdote aus dem zweiten Weltkrieg in den Sinn;
Vor dem Krieg hielt es die amerikanische Marine für zu gefährlich, ihre Soldaten für den Nachtkampf auszubilden, und reduzierten die Ausbildung deshalb auf ein absolutes Mindestmaß; als es dann schließlich zum Kampf mit der japanischen Marine kam, die keine solche Skrupel hatte, war sie für die ersten Jahre des Krieges ihnen bei Nachtkämpfen haushoch überlegen.
Die wenigen Toten Bereich, die man damit in der Ausbildung vielleicht vermiden hat, wurden durch tausende Tote im Krieg erkauft.
Um es auf den Punkt zu bringen: „Wer im Krieg Wölfe haben will, darf im Frieden keine Scharfe züchten!“
Welche Teile in der Ausbildung der Ausbilder befähigen diese dazu den Gesundheitszustand eines Lehrgangsteilnehmers weit genug zu beurteilen, um zu erkennen, dass er eigentlich nicht mehr kann. Lehrgangsteilnehmer könnten (z. B. auch durch einen Hitzschlag) in der Situation sein, dass sie ihre eigene Leistungsfähigkeit nicht mehr objektiv einschätzen können.
@PioFritz
Einfache Kiste: wer in der angestrebten Laufbahn noch ein – ich nenne es mal – „Fitness-Jahr“ braucht, wird die Laufbahnlehrgänge erst im darauf folgenden Jahr absolvieren. Wahlweise mit einer Verlängerung der Dienstzeit um ein weiteres Jahr. Wer dann nicht 13 statt 12 Jahren bleiben will, der hat dann eben Laufbahnnachteile.
@Daniel Lücking:
vorgeschalteter Fitnessteil – 3 Monate voll besoldet?
Ausgebildete Trainer: Woher nehmen?
Meine Alternative: AGA oder wie es nun heißt verlängern um einen Monat und dann in den ersten 4 Wochen Schulungsraum und Sport, danach dann restliche Ausbildung.
Tja, das erinnert mich an meine Grundi vor zwei Jahrzehnten:
Kamerad, groß und kräftig, kippt um während Marsch.
Möchte auf eigenen Wunsch aber weiter machen.
Ausbilder mag harte Kerle in der Gruppe, also geht es weiter.
Kamerad bricht wieder zusammen, möchte trotzdem weitermachen.
Ausbilder sagt noch mal ok.
Kamerad bricht zum dritten mal zusammen.
Ausbilder lässt den Kameraden in den SAN Bereich bringen.
Resultat: Kamerad hat Tuberkulose und hat dies verheimlicht, da er wohl gerne als SaZ weiter gemacht hätte.
Tja, was hätte „Individuelle Unversehrtheit hat Priorität“ gebracht? Nichts.
Eine bessere allgemeine Untersuchung vor dem Dienstantritt und danach regelmäßige Untersuchungen wären besser.
Aber was soll es, lieber sinnlose Regelungen verfassen. Damit stellt man die Presse erst mal ruhig. Gratulation BW, damit löst man Probleme…
@martin 17:32: wenn der schon offensichtlich nicht fit war, wieso dann so eine Anforderung? Da wird aber mit die Argumentation „wie kann der Ausbilder das merken“ ganz schon in die Hose gehen. Erst recht, warum so einen Marsch in dem Anzug bei dem Wetter, da knabbert der gestandene Grenadier dran.
Zu der einen oder anderen Kriegsgeschichte a la „was waren wir früher für Helden“, das rechtfertigt keinen vermeidbar geschädigten Soldaten heute. Hab genug dummes Zeug erlebt, durchgeführt und auch unterbunden. Genau in der Reihenfolge.
Die fordernde Ausbildung ist nun abzubrechen, wenn
-der Auszubildende die Ausbildung von sich aus abbricht,
– er Anzeichen von Überforderung erkennen lässt,
-er überfordert ist, aber nicht aufgeben will,
-er aufgeben will, weil er glaubt überfordert zu sein,
-er aufgeben muss, weil der Ausbilder glaubt, er sei überfordert und
– er nicht aufgibt trotz Überforderung, was der Ausbilder nicht erkennt.
In der Haut des Bw-Ausbilders möchte ich nicht stecken. Er hat die absolute A…karte zugewiesen bekommen.
Sokrates bereits, um einen immerhin namentlich bekannten Klageführer hervorzuheben, beschwerte sich über die „Jugend von heute“. Insofern ist hier ein offenbar unlösbares Problem aktenkundig geworden und hat tragischerweise Todesopfer im Friedensbetrieb gefordert, bei dem die Formulierung von [i]lessons learned[/i] nicht so leicht ist, wie es sich der Kdr AusbKdo H macht, indem er letzten Endes die Quadratur des Ertüchtigungs-Kreises verlangt, wenn Leistungssteigerung nicht unter Ausbelastungszuständen erreicht werden soll (so zumindest habe ich den Kommandeurbrief verstanden).
Schnell bilden sich hier nun die bereits aus vorherigen einschlägigen Threads bekannten Fraktionen der Ausbilder-Versteher, Am-Nachwuchs-Verzweifler, und Vergangenheitsglorifizierer,
@Hein Bloed | 19. März 2018 – 18:35
Hitzschlag vs Sonnenstich vs „Hitzeerschöpfung“ :-o
Ich gehe davon aus das sie nicht gedient haben oder dies schon 5 Jahre her ist? Als aktiver oder gerade zur Ruhe gesetzter sollten sie diese Frage selbst beantworten können.
Ansonsten hilft auch der Blick in die Apothekenrundschau…so doof es auch klingen mag ;-)
Für den Fall das sie zur erstgenannten Gruppe gehören….Ja die „Symptome“ des… (siehe oben) werden in der vorgeschriebenen Ausbildung (ab Grundausbildung; hier mit fast 4 Tagen, gelehrt, danach folgen jährliche Module. Ich hoffe auch „Standartisiert,gleich- egal wo!
Btw…ein schmaler Grat bei der Erkennung. Ausser der „Sonnenstich“…der sticht erst später!
Trennung
Was ist den eigentlich aus der Belehrung „Vermeidung von Hitzeschäden“ oder den Taschenkarten SanDst aller Truppen geworden? Ich hoffe nicht das hierzu NOCH eine aktenkundige Belehrung oder sonstige Aufkleber aller Art im Schießbuch oder sonstwo landen soll.
Das Thema „Taschenkarten“ ist aus aktuellem Anlass, auch gerade wieder mehr als Traurig zu bewerten.
@Anonymer_Typ | 19. März 2018 – 18:15
Kriege,Wölfe und Schafe…..gehören da „Lämmer“ auch dazu? Letztere verkaufen sich auch beim Fleisch besser als das andere ;-) -hüstel-
Der Zug ist abgefahren….oder er steht noch im Bahnhof. Weil in fast keiner will!
@Herr Wiegold
Können Sie den Wortlaut aus dem KdrBrief zum Thema „körperlich fordernde Ausbildung, kurze Kranhausaufenthalte und fahrlässige Körperverletzung“ nochmals nachtragen?
Ohne jemanden in Schutz nehmen zu wollen oder anderen damit etwas zu unterstellen… das hat „g`schmäckle“!
@Herr Wiegold
Wäre es möglich den Kommandeursbrief im Original anzuhängen? Würde mich wirklich interessieren. Vielen Dank schon im Voraus!
@Jan, 0815
Den Brief werde ich nicht im Original anhängen. Ich schaue mal, dass ich was aus dem Text ergänze.
/ edit: Text oben im Nachtrag ergänzt.
Ich werde meine Grundausbildung am 03.04 starten. Vorausgesetzt die Neuerungen werden da schon umgesetzt, kann ich dann ja berichten wie es war.
Ich denke auch jetzt werden es die Ausbilder schaffen uns Rekruten zu fordern und uns auf einen ausreichenden Fitnessstand zu bringen.
Internet und Whatsapp sei Dank tauschen wir Rekruten uns vorher schon aus und viele und auch ich machen bereits seit viel Sport. Und die die es nicht tun werden von uns motiviert etwas zu tun.
Ich habe jedenfalls Vertrauen in die Ausbilder das sie uns fit machen. Think positive :)
1. Die Intervalle der SanAusbildung wurden n.m.W. jetzt auf 2.Jahre verlängert. Also wird die Qualität dort auch nicht besser.
2. Mir ist es heute, trotz aller Bemühungen, nicht gelungen ein Exemplar dieses Kommandeurbriefes im Intranet zu finden. Erstaunlich, das man wieder hier zuerst etwas hört, bevor man es intern kommuniziert.
3. Da zumindest im Heer einige Ausbildungsgänge auf Wunsch des InspH, von den zentralen Ausbildungseinrichtungen wieder zurück in die Truppe gehen, steht auch dort zu befürchten das die Qualität der Ausbilder aufgrund der Personalsituation in den Verbänden nicht besser wird. Man kann dort nur mit dem arbeiten, was man hat.
Am besten führen wir in Zukunft Neigungsgruppen (Sport, Schießen,Marsch) ein. Dann sind wir ganz modern und attraktiv und haben zumindest sichergestellt, das alle Teilnehmenden auch motiviert sind. (Sarc Off)
Moin,
Nun muß ich einmal – wieder – einen SARC einwerfen:
die Vertreter der Kämpferfraktion verwundern mich immer wieder insbesondere dann, wenn sie einerseits vehement die Blood Sweep Ausbildung verteidigen, andererseits aber im Bereich der AGA ein sorgfältiges, medizinisches screening und monitoring der individuellen körperlichen Leistungsfähigkeit der Rekruten für quasi überflüssig, bzw. für „nicht machbar“ halten.
Das ist wohl so eine Art von Flecktarndarwinismus, der da teilweise sein Unwesen in der Ausbildung des Heeres treibt (?).
In meiner AGA Anfang dieses Jahrtausends gab es den Befehl des BtlKdr, dass jeden (!) Tag gelaufen werden muss – abzüglich der Tage im Biwak oder anderer Gefechtstage. Also wurde zu Anfang ein Eingangstest gemacht und daraufhin der Zug in vier Leistungsgruppen eingeteilt. Diese gingen jeweils getrennt laufen, ab und an, als Maßnahme der Kohäsion, der ganze Zug, Stichwort „Hubschrauberkreisel“, die Schnellen kreisen um die Langsamen, bis der ganze Zug angekommen war.
Ergebnis: Nahezu alle haben sich, teilweise signifikant, in der Ausdauer gesteigert und einige auch, teilweise signifikant, abgenommen.
Es erschließt sich mir also auch nicht, weshalb eine solch einfache und naheliegende Lösung, nämlich die der Einteilung in Leistungsgruppen, in Vergessenheit geraten ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Wehrpflichtige oder Offizieranwärter handelt – sie sind am Anfang der militärischen Ausbildung und sollten auch entsprechend kontinuierlich an ihre Grenzen gebracht werden, statt ad hoc darüber hinaus.
Insofern ist der Befehl des Kdr AusbKdo für mich die Wiedergabe des offensichtlichen und vernünftigen.