Großbritannien verschiebt EU-Battlegroup-Beteiligung wg. Brexit (Neufassung)
Angesichts des bevorstehenden Austritts aus der Europäischen Union hat Großbritannien die für kommendes Jahr geplante Führung einer EU-Eingreiftruppe verschoben, will sich aber auch künftig in diesen Einheiten der europäischen Union engagieren. Das Land stehe zu der uneingeschränkten Zusage zur europäischen Sicherheit, heißt es in einem Schreiben des britischen Militärvertreters bei der EU, Generalleutnant George Norton, an den Vorsitzenden des EU-Militärausschusses, den griechischen General Mikhail Kostarakos.
Der Brief vom 14. März liegt Augen geradeaus! vor. Darin bedauert der britische Vertreter, dass Großbritannien die Zusage zur Führung der EU-Battlegroup in der zweiten Jahreshälfte 2019 nicht einhalten könne, diese Zusage aber auch nur unter Vorbehalt gegeben worden sei:
The UK’s offer has remained provisional as an understandable consequence of the uncertainties concerning our exit from the EU. (…) The UK believes that, for the practical purposes of the time needed for the EU an Member States to identify and assign a stand-by Battlegroup for the second half of 2019, a decision should not be delayed. Consequently we formally withdraw our provisional offer of a Battlegroup for the period 2019-2.
(…)
The Prime Minister’s unconditional commitment to European security of course stands, but the offer of a Battlegroup immediately following our exit strikes us as an unnecessary complication. Looking longer term, however, should the EU and Member States so wish, and reflecting a uniqe future partnership, the UK is willing to consider leading or contributing to a Battlegroup on the EU roster in the future.
Die Führung der Eingreiftruppe in der zweiten Hälfte kommenden Jahres wird nun voraussichtlich Litauen übernehmen.
Nach Vorliegen des Briefes konnte ich die Meldung vom gestrigen Dienstagabend korrigieren, in der ich der Deutung des Online-Magazins Politico gefolgt war:
The U.K. has withdrawn its offer to lead a battle-ready EU military force after Brexit, the first concrete example of the impact of the country’s EU exit on European defense cooperation. In a letter obtained by POLITICO, the U.K. informed the chairman of the EU military committee last Wednesday that it would no longer be the lead nation in a 1,500-strong “battlegroup” for EU defense in 2019 because of ongoing uncertainty over Britain’s withdrawal from the European Union.
(Foto: 1st Battalion Princess of Wales’s Royal Regiment Soldiers, route planning atop their Warrior Infantry Fighting Vehicle during NATO Exercise Allied Spirit 8 in January 2018 in Southern Germany – Dominic King/UK MOD/Crown Copyright under MOD News License)
Wirklich interessant wird es, falls z.B. Schottland sich abspalten möchte…
Bleibt Thema auf lange Sicht.
@all
Bitte die Korrektur oben beachten – das ist wohl nicht so wie es scheint. Aber klären kann ich das erst morgen.
Wie auch immer, PESCO-Europa sitzt in der Bredouille: Wer übernimmt von den Briten, einigermaßen unvorbereitet.
@Klauspeterkaikowsky die EU-Battlegroups sind doch nichts weiter als Papiertiger. Also kann man die Führung im Prinzip jedem übertragen. Außer einem Sprachkurs zur Verständigung bedarf es dabei doch keiner wirklichen Vorbereitung.
Ich sags vorsichtshalber dazu: kann Spuren von Ironie und/oder Sarkasmus enthalten.
Passt zu der Diskussion, die wir letztes Jahr wegen der nicht einsatzbereiten Schiffe der Royal Navy geführt haben:
http://augengeradeaus.net/2017/12/royal-navy-in-not-kein-schiff-wird-kommen/
Anscheinend hat sich GBR so mit den neuen Flugzeugträgern und U-Booten verhoben, das für andere TSK nichts mehr übrig bleibt. das man sich diese Blöße gibt ist schon erstaunlich für die Reste des stolzen Empire.
Gerade nach dieser Ankündigung:
http://augengeradeaus.net/2018/01/britische-armee-deutschland/
Es legt den Verdacht nahe, das hier eine konsequente Ausrichtung auf die NATO und die USA erfolgt, die EU fällt dabei hinten runter.
@Pio-Fritz:
Flugzeugträger, Trident und die neuen U-Boote sind der eine Bestandteil, die generelle Austeritätspolitik die gefahren wurde das andere:
http://www.bbc.co.uk/news/business-43365208
Es halten sich schon länger Gerüchte dass es zu weiteren Kürzungen beim Personal kommen könnte. Gemessen am GDP sind das natürlich immer noch gute Werte, aber ein großer Anteil davon ging Jahre lang (und zum Teil immer noch) in die Einsätze und dann natürlich in die Neuanschaffungen von größtem Gerät.
Was EU und NATO angeht muss man auch Brexit mit in die Gleichung aufnehmen. Es herrscht schon eine gewisse Panik in MoD dass die EU Strukturen die auf- und ausgebaut werden sollen quasi das europäische NATOstandbein werden indem das UK dann nichts zu sagen hat. Deswegen hatte ja Fallon (als er noch Sec Defence war und seine flinken Hände noch nicht bekannt waren) letztes Jahr im Rat eine EU Armee blockiert, obgleich da der Brexit schon beschlossen war.