Die NATO jetzt mit offizieller Hymne
Das ist doch mal eine Meldung fürs Protokoll: Der Nordatlatikrat (North Atlantic Council, NAC), das oberste politische Gremium der NATO, hat erstmals in der Geschichte der Allianz eine offizielle Hymne des Bündnisses festgelegt. Neu ist diese Hymne nicht, sie wurde bereits zum 40-jährigen Bestehen der NATO 1989 vom Luxemburger André Reichling komponiert und seitdem immer wieder als – bislang inoffizielle – Hymne gespielt.
Die Noten dazu gibt es hier – einen Text hat diese Hymne nicht.
(Archivbild: NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg dirigiert nicht etwa die Hymne, sondern eröffnet die Sitzung des Nordatlantikrats am 5. Dezember 2017 – NATO Photo)
Ich finde es ehrlich gesagt schon etwas komisch, wenn sich eine rein intergouvernementale Organisation wie die NATO (die weder Souveränitätsrechte noch Hoheitsrechte besitzt noch selbst Völkerrechtssubjekt ist) eine Hymne als typisch staatliches Symbol gibt. Kannte ich bisher nur vom IOC (und die hatten ja schon immer eine bewusste Sonderrolle).
Naja, ist jetzt aber auch nicht der Weltuntergang. Dann müssen wir in Zukunft bei einem Antreten in Bayern halt noch länger grüßen ;) Kritisch wird es dann langsam, wenn es eine gemeinsame NATO EU Veranstaltung wäre, dann müsste man vier Hymnen lang grüßen (das geht in die Arme ;) ).
Der NATO-Gipfel in Chicago hatte auch eine nette Musikbegleitung:
https://www.youtube.com/watch?v=kMDWvyrwdc0
Grundsätzlich gut daß die NATO eine eigene Hymne hat.
Die klingt für mich aber irgendwie nach einem Posaunen-Bläserensemble auf dem evangelischen Kirchentag… oder einem Trauerstück bei einer Beerdigung.
Da ist die Bundeswehrhymne deutlich pfiffiger – wenigstens in dem Thema haben wir die Nase eindeutig vorne ;-)
https://www.youtube.com/watch?v=TL1E9tGeg7c
(Hoffe der Link ist ok…)
@POO
Pfiffiger, aha, nun gut, im Vergleich zum „Requiem“ der NATO.
Irgendwas Preußisches oder Bayrisches, pfiffig-schwungvoll, gab’s nicht?
Offenbar haben weder NATO, noch EU (PESCO) zu Beginn 2018 Themen mit Relevanz in Bearbeitung.
Dann also, läuft bei uns!
Offenbar hat die NATO keine anderen Probleme…..
@OO | 04. Januar 2018 – 18:44
„Da ist die Bundeswehrhymne deutlich pfiffiger – wenigstens in dem Thema haben wir die Nase eindeutig vorne ;-)
https://www.youtube.com/watch?v=TL1E9tGeg7c “
1. Eine Hymne soll im Regelfall getragen oder mit Pathos klingen. Nicht „pfiffig“.
2. Das von Ihnen zitierte Stück ist keine BwHymne, sondern eine Interpretation der (der halboffiziellen „Klangmarke“, die eigentlich nur aus den letzten (zwei?) Takten besteht dieser Interpretation besteht.
3. Etwas „offizieller“ ist der „Marsch der Bundeswehr“, den die Bw sich selbst zum 50jährigen Jubiläum spendiert hat:
https://www.youtube.com/watch?v=FTJ2zW5bZpE
Aber ich persönliche finde den sehr langweilig und eher einem „Sousa-Marsch“ vergleichbar als einem richtigen preussisch/bayerisch-deutsche Militärmarsch.
Naja, halt alles Geschmacksache ;)
Koffer | 04. Januar 2018 – 16:50
„… wie die NATO (die weder Souveränitätsrechte noch Hoheitsrechte besitzt noch selbst Völkerrechtssubjekt ist) …“
Die NATO besitzt durchaus Hoheitsrechte. Diese wurden ihr mW mit Blick auf https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_24.html übertragen.
Siehe auch: http://www.rechtslexikon.net/d/nato/nato.htm
Konsequent wäre jetzt die Aufstellung eines NATO-assignierten Musikkorps, welches im Vertragsgebiet die Grenzen des guten Geschmacks verteidigt ;-)
Hätte man die unterstellten Soldaten gefragt wäre wahrscheinlich was von der Band Sabaton rausbekommen ;)
Damit wären wir wieder bei Traditionsverstandnis Arbeitsebene vs Führung/Politik…
@Andreas | 04. Januar 2018 – 21:43
„Die NATO besitzt durchaus Hoheitsrechte. Diese wurden ihr mW mit Blick auf https://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_24.html übertragen.“
Unter den mit Art. 24 verbundenen Organisationen wird gemeinhin die EU verstanden. Die NATO hat keine eigene Rechtssetzungskompetenz (im Gegensatz zur EU).
Auch der in dem von Ihnen verlinkten Artikel beschriebene gemeinsame „Oberbefehl“ der NATO stellt ja keine eigentliche Befehlsbefugnis im Sinne des allgemeinen Vorgesetztenrechtes dar. Auch wenn der SACEUR planerische und operative Kontrolle über die der NATO assignierten Bw-Teile ausübt endet die Befehls- u. Kommandogewalt beim deutschen Verteidigungsminister bzw. Bundeskanzler.
Ebenso wird ein NATO Beschluss zwar durch (einstimmigen) Beschluss des Nordatlantikrates ausgelöst, aber die Umsetzung bedarf in jedem Fall umfänglicher nationaler Befehlsgebung.
NACHTRAG
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch. Ich bin ein absoluter Bewunderer der NATO. Sie hat uns Deutschen über 60 Jahre Frieden und Freiheit gesichert… Aber eine Hymne, als wäre sie ein Staat oder mit der EU vergleichbar?!
Egal. Habe zu diesem Thema schon mehr geschrieben als es wichtig ist ;)
Koffer | 04. Januar 2018 – 23:59
„Ich bin ein absoluter Bewunderer der NATO. Sie hat uns Deutschen über 60 Jahre Frieden und Freiheit gesichert… Aber eine Hymne, als wäre sie ein Staat oder mit der EU vergleichbar?!“
Dem ist nichts hinzu zu fügen. Ich bin da ganz bei Ihnen.
Wer möchte eigentlich die Türkei, Albanien oder Montenegro verteidigen? Bei Polen ist es noch vermittelbar, dass man lieber dort kämpft, bevor man hier Städte „befreien“ muss.
Hilft eine Hymne wirklich dabei weiter, Einigkeit zu erreichen?
Bei dieser Hymne sind Mir die Füße eingeschlafen. Kommissionsmelodie.
—–
@AB | 04. Januar 2018 – 23:32
„Hätte man die unterstellten Soldaten gefragt wäre wahrscheinlich was von der Band Sabaton rausbekommen ;)“
Schweden ist nicht in der NATO. Sabaton sind also raus.
@Alex | 06. Januar 2018 – 0:56
„Wer möchte eigentlich die Türkei, Albanien oder Montenegro verteidigen“
Diese Frage stellt sich mEn gar nicht. Es gäbe zwar zu allen drei Ländern gute sicherheitspolitische Gründe. Aber selbst wenn das nicht so wäre, „Bündnisverteidigung“ im der NATO funktioniert eben nur wenn man auch diejenigen schützt, die nicht unmittelbar im Zusammenghang mit der eigenen Landesgrenze stehen.
@Koffer
Man bildet also Bündnisse aus dortigen regionalen SiPo-Erwägungen heraus und nicht, weil man sich gegen eine konkrete gemeinsame Bedrohung zur Wehr setzen oder benachbarte Gebiete schützen möchte?
Das führt den Begriff Verteidungsbüdnis ad absurdum, da es ein Abschreckungsbündis ist – gegen andere Staaten.
Das damalige OK von Präs. Clinton zur Lieferung iranischer Waffen nach Bosnien, ethn. Spannungen in Mazedonien und IS-Ausbildungslager im Kosovo bilden einen großartigen Nährboden für Konflikte.
Feuerkraft gegen Berührungspunkte einzutauschen sorgt nur solange für Sicherheit, bis der Konflikt ausgebrochen ist.
@Alex | 07. Januar 2018 – 18:55
„Man bildet also Bündnisse aus dortigen regionalen SiPo-Erwägungen heraus und nicht, weil man sich gegen eine konkrete gemeinsame Bedrohung zur Wehr setzen oder benachbarte Gebiete schützen möchte?“
Sowohl als auch.
„Das führt den Begriff Verteidungsbüdnis ad absurdum, da es ein Abschreckungsbündis ist –“
Abschreckung IST Verteidigung. Aber ohne das dabei Menschen sterben müssen.
„gegen andere Staaten.“
Nope. GEGEN ist es nur, wenn es Aggressoren sind.
@Alex:
Ihnen ist aber schon bewusst, dass die Türkei länger in der NATO ist als die Bundesrepublik Deutschland?
Ist das nicht eine reichlich naive Sichtweise, Staaten weit weg von Mittel- und Westeuropa schliessen sich „einfach so“ an, wegen eigener regionaler Sicherheitsinteressen oder weil einzelne NATO-Staaten (die bösen, immer unilateral agierenden USA?) da irgendeinen Vorteil drin sehen, während die Westeuropäer nur Nachteile dadurch haben und eigentlich auch nicht bereit sind irgendwen, der nicht in der unmittelbaren Nachbarschaft liegt, zu verteidigen? Es würde bei einem auf Konsens basierenden Vertrag wie dem NATO-Vertrag reichen, wenn ein einzelnes Mitglied ablehnt, sowohl was den Beitritt neuer Mitglieder angeht als auch bei der Frage ob man Abschrecken, Verteidigen oder sich politisch konsultieren will.
Und was den Nährboden für innen- und aussenpolitische Konflikte angeht, wie halten sie es da mit den baltischen Staaten? Oder UK (Nordirland, Falklands), Spanien (Katalonien, Baskenland), Portugal (ehem. Kolonien), Frankreich oder Belgien (interne soziale Probleme, ehem. Kolonien). Müssen die jetzt alle raus aus der NATO, weil die für uns Deutsche im Zentrum der Friedfertigkeit ein Risiko darstellen?