DLF-Interview: Wieker zu Tradition, Innere Führung und materielle Lage der Bundeswehr
Zum Nachlesen: Der Generalinspekteur der Bundeswehr, Volker Wieker, wird am (morgigen) Sonntag im Interview der Woche des Deutschlandfunks zu hören sein – aber schon am Samstag gibts das Interview zum Nachlesen. Darin nimmt Wieker zu Tradition und Traditionserlass, zur Inneren Führung und der Debatte der vergangenen Wochen Stellung. Aber auch zur materiellen Lage der Bundeswehr am Ende der Legislaturperiode:
Zunächst einmal möchte ich die sozialen Verbesserungen ansprechen, die wir für alle Soldatinnen und Soldaten erreichen konnten. Die Planstellenanhebungen, die Neuregelung der Zulagen, eine dauerhafte Regelung des Umzugsrechtes, den Status einsatzgleicher Verpflichtungen, ähnlich wie die Einsätze abfinden zu können. (…)
Hinzu dann die großen Trendwenden. Personal, Finanzen, Material.Das erste Mal wachsen Streitkräfte wieder. Und das setzt uns in die Lage, die Schere zwischen Auftrag und Ressourcen wieder ein wenig zu schließen. Wir werden und haben bereits damit begonnen, eine auftragsgerechte Ausstattung der bestehenden Strukturen zu erreichen. Und wir werden die Grunderneuerung der Streitkräfte einleiten.
Die Grunderneuerung – maßgeblich verursacht durch den Modernisierungsstau bei der Landmobilität – geschützt und ungeschützt –, beim strategischen Lufttransport, bei der mobilen taktischen Kommunikation, bei der Erneuerung der Flotte. Also, mithin eine Perspektive, die sich wirklich sehen lassen kann und die, wenn Sie mich zu Beginn der Legislaturperiode gefragt hätten, in keiner Weise absehbar war.
Das ganze Interview zum Nachlesen hier auf der Seite des Deutschlandfunks.
(Hm, ich kenne meine Leser und ahne schon, wo die Kritikpunkte liegen dürften. Deshalb bitte ich vorsorglich um sachliche Debatte…)
(Archivbild: Wieker und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, am 03.12.2015 vor der Bundespressekonferenz in Berlin – Thomas Trutschel/photothek.net )
@ Icarus | 09. Juli 2017 – 21:14:
Wie genau lautet Ihre Botschaft? Bitte mal etwas strukturierter! Dass sie kotzen können, hab ich verstanden.
Hans Schommer
@Icarus
Betrachten Sie das nur aus finanzieller Perspektive?
War es evtl der Wunsch der Truppe?
@angeblicher Putschist: Eine neue Fehlerkultur kann hier noch niemand erkennen. Und daß die Miisterin sich noch richtig und öffentlich entschuldigt, ist nach dieser langen Zeit, dem vorschicken des GI und der noch öffentlichen Rückendeckung durch die Kanzlerin, nicht mehr zu erwarten.
Und weil es keine neue Fehlerkultur gibt, rate ich bereits jetzt, daß das Ermittlungsverfahren zwar gegen Sie eingestellt wird, aber daß Sie mit einer Disziplinarstrafe rechnen müssen, falls ein Disziplinarverfahren gegen Sie eingeleitet wird(wobei ich jetzt nicht weiß, ob dies bisher schon geschehen ist oder nicht?) wegen der Äußerung.
Georg | 09. Juli 2017 – 16:28,
ich kann Ihren Argumenten nicht folgen. Auch Ihre Behauptung, es sei etwas aus dem „Zusammenhang gerissen“, ist nicht nachvollziehbar. Der § 15 SG ist eindeutig und im Absatz 1 klar und unmissverständlich.
Auch Ihr Loyalitätsverständnis teile ich nicht. Unsere soldatische Loyalität gehört in erster Linie der Bundesrepublik Deutschland. Natürlich können Vorgesetze auf die Loyalität der Untergebenen rechnen. Aber auch das hat Grenzen, die spätestens dann überschritten sind, wenn Recht und Gesetz berührt sind.
Loyalität ist auch keine Einbahnstraße. Sie kann sich nur dann positiv entfalten, wenn alle Seiten auf ihr bauen können. Frau von der Leyen aber hat den Boden der Loyalität verlassen, als sie den Streitkräften pauschal „Haltungs“-Mängel vorwarf und sich selbst auf „die Tribüne verabschiedete“.
Da der „Schutz“, von dem General Wieker spricht, einer Parteipolitikerin gilt, die im beginnenden Bundestagswahlkampf von der Opposition und der SPD politisch bekämpft wird, mischt sich der Generalinspekteur in den Wahlkampf ein.
Das geht gar nicht. Wohin führt das, wenn Parteipolitiker weiter von Soldaten vor vermeintlich unberechtigten Angriffen „geschützt“ werden. Parteipolitik und Wahlkämpfe verlagern sich dann in die Streitkräfte. Das hätte auf den Zusammenhalt der Armee verheerende Folgen.
angeblicher Putschist | 09. Juli 2017 – 20:11,
zunächst danke ich Ihnen, dass Sie gegenüber der Ministerin dringend erforderliche Kritik artikuliert haben und weiter dazu stehen! Ich wünsche Ihnen einen guten Rechtsbeistand und viel Soldatenglück.
Ich bin überzeugt, dass Frau von der Leyen immer noch davon überzeugt ist, einem „verstaubtem Club Gestriger“ gegenüberzustehen. Darauf deutete die bundesweite „Kasernenrazzia“ hin, die nach ihren Pseudo-Entschuldigungen angeordnet wurde und mit der ihre Vorwürfe gegenüber der Bundeswehr belegt werden sollten.
Frau von der Leyen hat das Vertrauen der Soldaten unwiederbringlich verloren. Dass sie auf dieser brüchigen Grundlage darangeht, die Statik der Inneren Führung zu beeinträchtigen, indem sie in Hauruck-Aktionen den Traditions-Erlass, vor allem aber die mit unserer Auftragstaktik eng verknüpfte Wehrdisziplinarordnung aufgrund zweifelhafter Anlässe verändern will, ist nicht akzeptabel.
Nun, was hätte er denn anderes sagen sollen?
Positiv anzumerken ist, dass die Bundeswehr mit der notwendigen Ruhe und hoffentlich dann substantiellen Gedanken eine Reform anstrebt.
Es besteht momentan eine aus meiner Sicht seltsame Konstellation im BMVg. Die engere Leitung selber (BM`in und Sts) versteht die Truppe maximal eingeschränkt. Der GenInsp findet in der Truppe gefühlt nicht statt.
Dabei hat diese Leitung eigentlich eine Menge für die Bundeswehr geleistet. Es gibt Entscheidungen zur deutlichen Budgetsteigerung und endlich interessiert sich mal jemand dafür, wie sich meine Frau nach mehr als einem Dutzend Umzüge fühlt.
Die Personalführung interessiert das nämlich nicht.
Von der Kritik der BM`in habe ich mich übrigens nicht angesprochen gefühlt.
@ Koffer:
Bez. „großes Ehrengeleit“ für Ritterkreuzträger: Zumindest die Vorschrift „Militärische Formen und Feiern der Bundeswehr“ gibt derartiges nicht (mehr?) her. Es wird diesbezüglich von „ehemaligen Soldatinnen und Soldaten“ gesprochen und das (große) Ehrengeleit an die Voraussetzungen mindestens GenLt bzw. VizeAdm oder mindestens Inhaber des „Großen Verdienstkreuzes“ bzw. Ehrenkreuz der Bw für Tapferkeit geknüpft. Die Formulierung „ehemalige Soldatinnen/Soldaten“ ist ganz interessant, darunter könnte ja z.B. auch ein ehemaliger GenLt der NVA fallen ;-).
„Also, mithin eine Perspektive, die sich wirklich sehen lassen kann“ (technische ausrüßtung)
Ist sehr schön gesagt. Ist ähnlich mit der Perpektive vom Erstsemester der von nem tollem Abschluss und entsprechend tollem Job träumt und im Endefekt nach der dritten Matheprüfung aus der UNI fliegt und bis zum ende seines Lebens in einer gelben Jacke rasen mähen muss.
Solange es nichtmal möglich ist normale Biv Brillen für die Soldaten zu kaufen ist das alles heiße Luft. Da helfen auch keine Kindergartenplätze.
Und ja es gab rechtschwierigkeiten. Aber es gibt Internet Telefon Fax anwälte ect.
Keine Ahnung was die 40 h die woche treiben.
Noch bis zum September durchhalten, dann hat sich das Thema „VDL“ hoffentlich erledigt. Es wird dann warscheinlich eine Personalrochade geben wie damals mit De Maizere. „Wegloben“ ist ja auch in der Bundeswehr nichts unbekanntes. Der Vertrauensverlust innerhalb der Truppe ist so gravierend das er sich bis ins Kanzleramt rumgesprochen haben dürfte.
War das die Ankündigung seines Ruhestandes?
SCNR
Mal abgesehen davon, dass es an der Person V. Wieker ohnehin nicht (mehr) gibt, was ich respektieren könnte, erscheint mir das doch ein wenig wie ein Anfall akuter Realitätsverweigerung.
@Hans Dampf | 10. Juli 2017 – 12:18
„Bez. „großes Ehrengeleit“ für Ritterkreuzträger: Zumindest die Vorschrift „Militärische Formen und Feiern der Bundeswehr“ gibt derartiges nicht (mehr?) her.“
In der Tat. Fehler meinerseits. Mit der letzten Überarbeitung vor (zwei?!) Jahren hat man die Ritterkreuzträger still und heimlich gestrichen, obwohl es vermutlich sowie nur noch für ca. 5 Jahre ein Thema gewesen wäre (danach hätte sich das Thema durch „demographisch“ so oder so erledigt gehabt)! Sehr schäbig :(
„Die Formulierung „ehemalige Soldatinnen/Soldaten“ ist ganz interessant, darunter könnte ja z.B. auch ein ehemaliger GenLt der NVA fallen ;-).“
Nein, es bezieht sich (Spalte links) auf Bundeswehrsoldaten und Bundeswehrreservisten.
@Kerveros | 10. Juli 2017 – 15:46
„Mal abgesehen davon, dass es an der Person V. Wieker ohnehin nicht (mehr) gibt, was ich respektieren könnte, “
Bei aller berechtigten Kritik am GI (die ich durchaus auch teile!), dass halte ich für deutlich übertrieben. So sollte man m.E.n. nicht mit einer Lebensleistung von über 40 Jahren im treuen Dienste Deutschlands umgehen.
@ Politikverdruss 09:47 Uhr
Sie können natürlich das Verhalten des Generalinspekteurs für sich interpretieren wie sie wollen nur gelten eben auch für einen GI ein paar soldatische Gesetzmäßigkeiten, die man auch durch eine eigenwillige Interpretationen der gesetzlichen Grundlagen nicht wegwischen kann.
Da wäre zunächst die Grundpflicht der Soldaten von „Treu dienen“. Die muss sicherlich auch gegenüber der IBUK der Bw, also der Verteidigungsministerin erfüllt werden. Insofern ist es verständlich das der GI der Ministerin genauso wie ein anderer unterstellter Soldat der Ministerin „treu dient“. Wenn er sich also für seine Chefin einsetzt ist dies keine unerlaubte parteipolitische Betätigung während des Dienstes nach § 15 SG sondern die Grundpflicht nach § 7 SG.
@ angeblicher Putschist 09.Juli 20:11 Uhr
Zunächst möchte ich vorausschicken, dass wahrscheinlich jedem von uns schon mal ein lockerer Spruch über die Lippen gekommen ist, der hinterher vielleicht zu ernst betrachtet wird. Wie Sie richtig bemerkt haben, entschuldigt man sich dann nach Möglichkeit vor dem gleichem Auditorium, und wenn einem die Zuhörer geneigt sind, dann nehmen sie die Entschuldigung an.
Da ich in ihrem Fall nur die Meldung aus der Presse kenne, erhebt sich natürlich die Frage ob sie ihrerseits, gemäß der eingeforderten Fehlerkulter sich bei den ca. 40 Kameraden für die wohl übertriebene Kritik an der Ministerin und der darauf gefallenen Bemerkung zum Aufruf zum Putsch entschuldigt haben ?
Zitat: „Ich bin gespannt, ob und wie die eingeforderte Fehlerkultur auf meinen Fall angewendet wird…“
Zur Fehlerkultur gehört eben auch die Erkenntnis zur Demut, denn wenn man mit dem Finger auf „die da oben“ zeigt, dann zeigen 3 Finger der eigenen Hand auf einen selber.
So wie sich der Ton ihres Beitrages anhört, lese ich von Demut und Selbsterkenntnis noch nicht allzuviel heraus, aber vielleicht irre mich ja da.
@Georg | 10. Juli 2017 – 16:35
„Da wäre zunächst die Grundpflicht der Soldaten von „Treu dienen“. Die muss sicherlich auch gegenüber der IBUK der Bw, also der Verteidigungsministerin erfüllt werden.“
Ich bin durchaus bei Ihnen wenn Sie aus rechtlicher Perspektive die Bewertung von @Politikverdruss hinsichtlich des § 15 SG nicht teilen. Auch wenn ich inhaltlich (!) bei @Politikverdruss bin und das Eingreifen des GI in den Wahlkampf durch sein Verteidigen vdL in politischen (!) Fragen für VOLLKOMMEN inakzeptabel halte, so sehe ich rechtlich gesehen hier keine Probleme.
Dies allerdings mit der Treuepflicht zu begründen hatte ich wiederum für rechtlich nicht tragfähig. Die Treuepflicht bezieht sich auf die Bundesrepublik Deutschland und nicht auf vdL als Politikerin.
Rudelbildung der asymmetrischen Kampfschweine zur Herstellung einer Wahrnehmungssymmetrie
Der Bedarf an asymmetrischen Kampfschweinen ist in den letzten Jahren deutlich gesunken nach dem Ende von ISAF und der Bedarf an symmetrischen Kampfschweinen ist deutlich gestiegen (EFP). Die Bedarfsdeckerorganisation Heer konnte auf diese Marktveränderung nicht rasch genug reagieren, da man die Produktionsmittel weitestgehend auf einen asymmetrischen Markt umgestellt und zugeschnitten hatte.
Wir befinden uns also in einer Art Schweinezyklus.in Sachen Einsatzschwein versus Verteidigungsschwein.
Die IBUK hat den Schweineproduzenten nun ein Haltungsproblem und falschen Korpsgeist vorgeworfen, was natürlich zu Empörung führte, denn man hatte von Seiten der Unternehmensleitung versäumt den Produzenten mitzuteilen, dass sich a. der langfristige Bedarf geändert hat und b. die Unternehmensphilosophie in Sachen Bedarfsdeckung.
Und so erklärt es sich natürlich, dass man UvdL und den GI mit den gleichen Vorwürfen konfrontiert: Politisches Haltungsproblem und falscher (BMVg)Korpsgeist.
In dem Interview gibt Wieker alle entscheidenden Hinweise auch und gerade in Sachen mentale Umstellung: mehr von der symmetrischen Verteidigung her denken und weniger vom asymmetrischen Einsatz. Deswegen ja auch seine Betonung von Heusinger etc. Genau wie Schneiderhan als Steuermann der Streitkräfte seinem Kapitän Struck gefolgt ist (Verteidigung am Hindukusch), so folgt nun Wieker seinem Kapitän und bringt das Schiff auf neuen Kurs. Das ist nun einmal der Job des GI.
An dieser strategischen Kursänderung wird auch ein anderer IBUK und ein anderer GI nichts ändern, denn UvdL hat es in der Tat geschafft diesen Kurswechsel politisch und gesetzgeberisch einzuleiten und der Dampfer dreht bereits, das ist unverkennbar.
Natürlich bluten jetzt so einige Schweineherzen, das ist nachvollziehbar und menschlich verständlich – denn physiologisch sind Schwein und Mensch ja ziemlich ähnlich ;-)
@Georg
„(…) erhebt sich natürlich die Frage ob sie ihrerseits, gemäß der eingeforderten Fehlerkulter sich bei den ca. 40 Kameraden für die wohl übertriebene Kritik an der Ministerin und der darauf gefallenen Bemerkung zum Aufruf zum Putsch entschuldigt haben ?“
Ich empfand es im Kontext nicht als übertriebene Kritik, hätte jedoch mit dem Wissen von jetzt, auch nich ironisch, „putschen“ verwendet. Auch wenn man den Vorgang als Fehler erkennen würde, für was soll ihn der Zuhörerkreis, welcher angeblich gelacht hatte, entschuldigen? Wie soll man in der Zukunft solche Vorgänge in der Bw abarbeiten, wenn man nach jedem evtl falschen Wort Lehrgänge wieder zusammen zieht um eine Plattform für Entschuldigungsbitten zu gewährleisten?
Da der Beschuldigte nicht zum Putsch aufrief, für was soll er um Entschuldigung bitten?
@klabautermann | 10. Juli 2017 – 17:29
„An dieser strategischen Kursänderung wird auch ein anderer IBUK und ein anderer GI nichts ändern, denn UvdL hat es in der Tat geschafft diesen Kurswechsel politisch und gesetzgeberisch einzuleiten und der Dampfer dreht bereits, das ist unverkennbar.“
Der Wechsel weg vom Schwerpunkt Einsatz in fernen Landen hinzu (mehr) Bündnis-/Landesverteidigung ist nicht das, was die allermeisten hier und in den Streitkräften vdL (und mithin dem GI) vorwerfen. Ich denke die Verlagerung des Schwerpunkts ist überwiegend akzeptiert und solange noch ausreichend starke Nebenstöße in anderen Szenaren möglich sind, auch nur folgerichtig.
Die Kritik entfaltet sich primär am katastrophalen und teilweise sogar ehrabschneidenden Kommunikationsverhalten der Leitung und Führung und sekundär an den Schwerpunktbildungen im Bereich „Inneres Gefüge“ weg von Streitkräftedenken hinzu „Job“-Denken.
Georg | 10. Juli 2017 – 16:35,
der Generalinspekteur der Bundeswehr ist truppendienstlicher Vorgesetzter aller Soldaten der Streitkräfte. Nach §1 der Vorgesetztenverordnung ist er „unmittelbarer Vorgesetzter“.
Zu seinen ausdrücklichen Pflichten gehören u.a. nach § 10 SG: „(3) Er hat für seine Untergebenen zu sorgen.“
Nun wird den dem Generalinspekteur unterstellten Soldaten unberechtigter Weise ein „Haltungsproblem“ vorgeworfen.
Und der Generalinspekteur hat nichts Besseres zu tun als die Problemverursacherin zu schützen? Was ist denn mit seiner Fürsorgepflicht gegenüber den mit unberechtigten Vorwürfen überzogenen Soldaten?
Hier wird leichtfertig mit Begriffen wie Treue und Loyalität hantiert. So einfach ist das mit dem Vorgesetztensein nicht. Insbesondere dann, wenn es gilt, sich schützend vor die unterstellten Soldaten zu stellen, um unberechtigte Vorwürfe von übergeordneter Ebene abzuwehren.
Das, verehrter Georg, ist die hohe Kunst der Führerschaft von Vorgesetzen. Alles andere ist das „Deckung suchen“ hinter vorgeschobenen Verpflichtungen. Aber dazu braucht man Zivilcourage.
Das ist nicht immer einfach. Schon Bismarck wusste im Gespräch mit Robert Keudell: „Mut auf dem Schlachtfeld ist bei uns Gemeingut, aber Sie werden nicht selten finden, dass es ganz achtbaren Leuten an Zivilcourage fehlt.“
@Hans Schommer:
Bitte keine Fäkalsprache. Das tut nicht Not. Ich bin leider davon ausgegangen, dass allen hier die Auswirkungen klar, wenn Auslandsbesoldung durch AVZ ersetzt wird. Insgesamt deutliche niedrigere Entlohnung, Wegfall der Erstattung von Familienheimfahrten, weniger Sonderurlaub für Familienheimfahrten etc. Unterm Strich bekommen die Soldaten derzeit in Litauen 46€ pro Tag steuerfrei extra, egal an welchem Tag. Fertig. Im Vergleich dazu ein Sonntag im GÜZ: 65,40 brutto AF + 24x 5,13€ DUZ = 188,52€ brutto. Braucht jemand einen Taschenrechner?
@Zimdarsen:
Selbstverständlich betrachte ich das lediglich finanziell, denn andere Aspekte betrifft diese Neuregelung gar nicht. Hierzu ein kleiner Exkurs: der Begriff „einsatzgleiche Verpflichtung“ ist weder durch Befehle und Vorschriften näher definiert, noch versorgungsrechtlich auf gesetzlicher Basis geregelt. Bedeutet, die Auszahlung von AVZ bei egV hat keinerlei Auswirkungen im Bereich Einsatzweiterverwendungsgesetz etc.
Und nein, bisher habe ich keinen kennengelernt, der diese Änderung (AVZ für egV) für zweckmäßig, geschweige denn notwendig, erachtet. Hierzu auch 2 Beispiele aus dem Heer: ORF war eine egV, welche bei Aktivierung und Verlegung Bestandteil von KFOR wird (und dann auch den KFOR-AVZ-Satz bekommt). Vor Aktivierung im Status egV verrichten die ORF-Kräfte Grundbetrieb am Heimstandort. AVZ also am Heimstartort? Gleiches gilt für die FP-Kompanie RS, welche als Rückfallposition NTM 30 Tage am Standort als egV bezeichnet wird. AVZ auch im Grundbetrieb?
Mit jeder Regelung, die derzeit für Litauen geschaffen wird, schafft man 3 neue Widersprüche. Und macht munter weiter…
@Icarus | 10. Juli 2017 – 21:52
Hinsichtlich der deutlichen Verschlechterung hinsichtlich der Familienheimfahrten stimme ich Ihrer Bewertung durchaus zu.
Hinsichtlich der sonstigen finanziellen Vergütung allerdings keineswegs! Ihre Rechenbeispiel mit den Anrechnungsfällen und dem DUZ suggeriert, dass während der gesamten Zeit in LTU geleistet werden würde. Zudem haben Sie sich mit dem Sonntag natürlich auch noch ein Extrembeispiel rausgesucht.
Nun muss sich das sicherlich in den nächsten „Kontingenten“ noch einspielen, aber ich würde mal die These wagen, dass die Wochenenden zukünftig häufig frei sein würden und auch unterhalb der Woche im Schnitt mit nicht mehr als einem großen und zwei kleinen Anrechnungsfällen zu rechnen sein würde.
Und dies als meiner Meinung nach realistischeren Ansatz nehmend, dürften sich die meisten Soldaten finanziell diesbezüglich durch den AVZ deutlich besser stellen.
Nach meiner Kenntnis wurde die Forderung nach AVZ übrigens wiederholt aus den „Kontingenten“ (also auch bei früheren einsatzgleichen Verpflichtungen) geäußert und keineswegs als „Geldsparmaßnahmen“ vom BMVg angestoßen!
Ich glaub es nicht: hat da tatsächlich einer gesagt, Truppe sind Schweine? Das Heer ist ein Schweineproduzent? Lieber Hausherr, bitte…..
Nein, das geht nicht mehr ohne persönlich zu werden.
[Ich habe das als Analogie zum Schweinezyklus, ein eingeführter Begriff, verstanden… und nicht als Beleidigung, wie es hier wohl manche auffassen. Und wenn ihr euren Kameraden nicht mehr lieb habt, ist das so… sollte aber nicht zu den leider zu befürchtenden Streitigkeiten führen. T.W.]
Georg | 10. Juli 2017 – 16:48
„@ angeblicher Putschist 09.Juli 20:11 Uhr
Zunächst möchte ich vorausschicken, dass wahrscheinlich jedem von uns schon mal ein lockerer Spruch über die Lippen gekommen ist, der hinterher vielleicht zu ernst betrachtet wird. Wie Sie richtig bemerkt haben, entschuldigt man sich dann nach Möglichkeit vor dem gleichem Auditorium, und wenn einem die Zuhörer geneigt sind, dann nehmen sie die Entschuldigung an.“
Guter Mann, Sie können sich sicher sein: Wenn Sie mit dieser Erwartungshaltung vor das Auditorium von damals treten würden, wäre Ihnen von ebendiesem eine Frage gewiss:
„Schuss nicht gehört?“
Mehr nicht.
Hans Schommer
Auslandsdiener | 10. Juli 2017 – 22:29
„Ich glaub es nicht: hat da tatsächlich einer gesagt, Truppe sind Schweine? Das Heer ist ein Schweineproduzent? Lieber Hausherr, bitte…..
Nein, das geht nicht mehr ohne persönlich zu werden.“
Ich find auch, dass dieser Klabautermann immer wunderlicher wird.
Meine Erwiderung wäre: Nicht zu ernst nehmen – da hat lediglich ein „Kielschwein“ gegrunzt. [Nassing forr angud – däts ohnli forr fann!]
Hans Schommer
@ Zimdarsen
Ob es überzogene, harte Kritik an der Ministerin war, können wir erst beurteilen, wenn wir den genauen Text der Äußerungen kennen. Danach ist es immer noch ein Problem der persönlichen Einordnung der Vorgänge, wie man die Bemerkung bewertet. Ich glaube auch nicht, dass dies ein Aufruf zum Putsch war.
Mein Einwurf bezog sich auf die von dem @angeblichen Putschisten geforderte Fehlerkultur von der Ministerin um als Replik auch mal nach seiner gelebten Fehlerkultur nachzufragen. Wenn ein Scherz schlecht ankam, dann muss man sich genauso wie von der Ministerin gefordert, bei den Zuhörern entschuldigen.
@ Politikverdruss
Man kann sich jetzt lange streiten, was die wichtigste Pflicht des Generalinspekteurs ist. Aus meiner Sicht ist es nachvollziehbar, dass der direkt unterstellte höchste Soldat der Bundeswehr seine Chefin nicht öffentlich kritisiert.
Die von Ihnen angemahnte Fürsorgepflicht des Vorgesetzten nach 10(3) SG kann man weiter unten in der Hierarchie viel besser einfordern und praktizieren. Sie ist nach meinem Verständnis auf der Ebene des unmittelbaren Vorgesetzten von Kompaniechef und Kommandeur in vielen konkreten Fällen viel wirksamer zu leisten als von dem obersten Soldaten der Bw.
Das fängt damit an, dass der Chef sich um einen kranken Soldaten mittels Krankenbesuch persönlich kümmert (Besuch vor Ort nicht Telefonat, eine Frage der Prioritäten des Vorgesetzten) und hört bei der Dienstzeitgestaltung von Übungen noch lange nicht auf (z.B. Übungen auf 11:30 Stunden oder auf 12:30 Stunden ansetzen bei der Frage des Zeitausgleiches für mehrgeleisteten Dienstes usw.)
@ Politikverdruss
Zitat:
„Hier wird leichtfertig mit Begriffen wie Treue und Loyalität hantiert. So einfach ist das mit dem Vorgesetztensein nicht. Insbesondere dann, wenn es gilt, sich schützend vor die unterstellten Soldaten zu stellen, um unberechtigte Vorwürfe von übergeordneter Ebene abzuwehren.“
Waren denn alle Vorwürfe der Ministerin unbegründet ?
Sicherlich nicht, es gab ja die bekannten Misstände und Vorfälle.
Die pauschalen Vorwürfen an alle Soldaten waren hingegen unbegründet, aber dies hat die Ministerin mehr oder weniger in verschiedenen Fernseh-Interviews und Talk-Shows öffentlich klargestellt. (plus Präsenz-Veranstaltungen für verschiedene Soldatengruppen).
Zitat:
„Das, verehrter Georg, ist die hohe Kunst der Führerschaft von Vorgesetzen. Alles andere ist das „Deckung suchen“ hinter vorgeschobenen Verpflichtungen. Aber dazu braucht man Zivilcourage.“
Zivilcourage heißt aber auch eigene Fehler offen und freimütig einzugestehen. Es macht den Vorgesetzten glaubwürdiger und authentischer wenn man sich selbst nicht als unfehlbar hinstellt und die „hohe Kunst der Führerschaft von Vorgesetzten“ habe ich in 35 Dienstjahren selbst erlebt und versucht sie nach Möglichkeit von den guten Vorbildern abzuschauen und dann selbst anzuwenden. Nach allem was ich an Rückmeldung dazu von meinen unterstellten Soldaten und Zivilbeschäftigten bekommen habe, scheint mir dies auch weitgehend gelungen zu sein.
@Icarus
Sie beschreiben wie es jetzt ist (der Dienstgeber es will) aber nicht wie es der DBwV gefordert hatte.
(…)Der Verband fordert eine vollständige Gleichstellung der einsatzgleichen Verpflichtungen mit mandatierten Missionen. Das schließt die vollumfängliche Einsatzversorgung mit ein. Ein Soldat, der eine Verwundung erleidet, muss sich zu 100 Prozent auf die Einsatzversorgung verlassen können – egal ob in Afghanistan, in Mali oder im Baltikum.“(DBwV)
Na ja,an @lle, denen meine Schweinezyklusanalogie nicht gefällt:
In der traditionellen deutschen Soldatensprache hätte ich auch formulieren können, dass ich Verständnis dafür habe, dass die Frontschweine den relativen Relevanzverlust im Vergleich zu den Etappensäuen infolge der verteidigungspolitischen Umorientierun natürlich als verdrießlich empfinden müssen. Es ist allerdings nicht so, dass man die Frontschweine ins Gras beißen läßt von Seiten der politisch-militärischen Führung der BW – auch wenn einige Kommentatoren hier so tun, als sei das der Fall.
Im übrigen ist es auch gute sokdatische Tradition, dass bei dem Kommando „links schwenkt“ der ganze Trupp dem Kommando folgt und die Marschrichtung ändert und nicht anfängt mit dem Kolonnenführer über die Richtungsänderung „politisch“ zu debattieren.
Viele Grüße vom ewiggestrigen, unverdrossenen Kielschwein ;-)
Es geht doch nun wirklich nicht darum, ob die Ministerin sich aus politischen Gründen oder was auch immer geäußert hat. Ich finde es ziemlich befremdlich, dass man das nun versucht zu differenzieren und dann daraus abzuleiten, ob der GI sich äußern kann darf oder sollte.
In den kritisierten Äußerungen ging es schließlich um die Bundeswehr (und nicht um Eurorettung, das Verhältnis zur Türkei o.ä.) und sonst nichts.
Und natürlich kann und muss sich der GI hier äußern und selbstverständlich ist es erst mal normal, dass er dabei auf der Linie seiner Vorgesetzten argumentiert. Es sei denn, er kommt tatsächlich zu einer völlig anderen Bewertung.
Und da kommen wir mal wieder zu Pudels Kern: ein bisschen erinnert mich die Diskussion hier jetzt an die Aufbereitung der G20-Krawalle auf der linken politischen Seite – der echte Linke tut so etwas nicht, schuld an der Eskalation sind immer die anderen, meistens die Polizei.
Bei uns: Fehlverhalten kommt vor, ist in so einer Organisation völlig natürlich, alles bedauerliche Einzelfälle, die nach Vorschrift abgearbeitet und geahndet werden. Wenn nun Ministerin und GI es so darstellen, dass es ggf. ein systematisches oder systemimmanentes Problem gibt, ist das persönliche Politik der Ministerin und damit illegitim.
Wenn der GI das Aufkommen der gemeldeten Einzelfälle beschreibt, ist das natürlich Ausdruck von Denunziantentum, aber auf gar keinen Fall ein Anzeichen dafür, dass sich in unserem Führer- und Unterführerkorps nicht akzeptable Verhältnisse halten oder wieder eingeschlichen haben. schließlich haben wir ja die Innere Führung.
Ein bisschen mehr Fähigkeit zur Selbstkritik würde uns gut stehen.
Ich habe von wenigen Wochen die Eingabe einer Soldatin gelesen, die Zustände innerhalb der Mannschaften beschreibt, die mit Mobbing sicherlich nur sehr unzureichend beschrieben wären. Der Vorfall ist Jahre her und ereignete sich in einem anderen OrgBereich. Natürlich ist der Reflex sich zu fragen, warum da jetzt gemeldet ist und wie man jetzt damit umgehen soll, zumal ein Großteil der Benannten inzwischen nicht mehr Angehöriger der Bundeswehr ist. Fakt ist aber auch, dass sich die Soldatin seit diesen Ereignissen in Therapie befindet (es könnte also etwas dran sein), das Motiv der persönlichen (ungerechtfertigten) Rache an konkreten Personen fast ausgeschlossen werden kann, da diese ja nicht mehr Aangehörige der Abwehr sind und (und DAS ist für mich das Entscheidende) mir von mehreren StOffz bestätigt wurde, dass das Miteinander der Mannschaften untereinander für sie nicht zugänglich gewesen sei, man also nicht wirklich habe bewerten können, was da los war.
Bei solchen Einzelfällen ist mei Reflex jedenfalls nicht, das alles beiseite zu wischen, weil die Ministerin irgendein persönliches Ziel verfolgt.
Sondern ich gehe davon aus, dass wir eben wieder mehr Augenmerk darauf legen müssen, wie wir in dieser Armee miteinander umgehen und wie nicht.
Und wenn die Ministerin und der GI zum gleichen Ergebnis kommen, sehe ich keinen Grund, ständig neue Ausredn zu finden, warum diese Bewertung auf gar keinen Fall zutreffend sein kann.
@Harry | 11. Juli 2017 – 6:19
Wenn nun Ministerin und GI es so darstellen, dass es ggf. ein systematisches oder systemimmanentes Problem gibt, ist das persönliche Politik der Ministerin und damit illegitim. […]aber auf gar keinen Fall ein Anzeichen dafür, dass sich in unserem Führer- und Unterführerkorps nicht akzeptable Verhältnisse halten oder wieder eingeschlichen haben. schließlich haben wir ja die Innere Führung.
Ein bisschen mehr Fähigkeit zur Selbstkritik würde uns gut stehen.
Sie führen den eigenen Bekundungen nach ja keine so kleine Dienststelle. Haben Sie denn ein solches systematisches oder systemimmanentes Problem? Laut Ministerin und GI: Ja. Darum die nächste Frage: Warum haben Sie das?
…mir von mehreren StOffz bestätigt wurde, dass das Miteinander der Mannschaften untereinander für sie nicht zugänglich gewesen sei, man also nicht wirklich habe bewerten können, was da los war.
Dann mögen die Damen und Herren StOffze entsprechend Dienstaufsicht führen. Und ja, das Soldatenbeteiligungsgesetz schreibt regelhafte und strukturierte Gespräche zwischen zumindest Vertrauenspersonen und Disziplinarvorgesetzten vor -es gab in den 1990er/2000er Jahren keine Dienstaufsicht, an die ich mich erinnere, bei der das nicht thematisiert war: im Heer, und ja, die Gleichstellungsbeauftragte kann man einladen, man kann Truppenpsychologen in die Beurteilung der Inneren Lage einbinden, und ja es gab Zeiten, da haben die G1/A1 – Hinweise, den S1/G1/A1 empfohlen zumindest den S1/G1 InFü entsprechende Konferenzen durchzuführen und zu analysieren für die Beurteilung der Inneren Lage. Wer hat es denn herausgenommen, weil brauchen wir ja nicht?
Wir hatten das alles. Wir hatten sogar mal die Zeit dazu. Jetzt haben wir Seeburger Modell, verschulte Führer- und Unterführer, die oftmals alleine ihren Start bewerkstelligen müssen anstatt von Vorgesetzten, Feldwebelpatenschaften, usw. begleitet zu werden, Dienstgradinflation, zentrale Personalführung der UoP abwärts, usw.
Anekdote dazu: Der ehemalige Inspekteur des Heeres, GenLt Willmann hatte wohl so einige Spleens. Manche waren wahr, manche nicht. Jungen Zugführern und Kompaniechefs wurde gern, um die Dringlichkeit seine Frauen und Männer zu kennen zu verdeutlichen, it auf den Weg gegeben, dass er einmal spontan in der Kaserne erschien und einem Kompaniechef befahl, seine Frauen und Männer (Das SanPers Mannschaft/UoP/UmP war seinerzeit den 1./ unterstellt.) namentlich wegtreten zu lassen. Was dieser gekonnt haben soll zu seinem Glück. Niemand wusste, ob diese Geschichte stimmte. Aber die Anforderung war deutlich skizziert.
Helfende Dienstaufsicht ist und bleibt der Schlüssel erfolgreicher und zeitgemäßer Führung. Je verschulter das Führer- und Unterführerpersonal in die Truppe kommt, desto intensiver benötigt es Hilfe und Unterstützung auf dem ersten Dienstposten mit Personalverantwortung. Der Gedankengang, dass da „fertiges“ Personal aus der Ausbildung auf den Dienstposten kommt, ist gescheitert. Er ist falsch. Eine neue“Pflegedienstleitung“ begleitet man doch auch anders als eine Erfahrene?
Insofern: Ja es gibt systemische Fehler. Aber andere als von der IBuK und dem GI anheim gestellt.
Sondern ich gehe davon aus, dass wir eben wieder mehr Augenmerk darauf legen müssen, wie wir in dieser Armee miteinander umgehen und wie nicht.
Und wegen dieser Ausführung meine ich, dass wir das zumindest ähnlich sehen. Ich meine aber auch: Wir benötigen vielleicht auch Hotlines, in erster Linie brauchen wir aber Vorgesetzte, die in die Lage versetzt werden unser Personal zu führen und zu prägen sowie die in Vorgesetztenfunktion nach den Paragraphen 1 und 2 Vorgesetztenverordnung, die das auch wollen.
klabautermann | 11. Juli 2017 – 5:48:
“ … Im übrigen ist es auch gute sokdatische Tradition, dass bei dem Kommando „links schwenkt“ der ganze Trupp dem Kommando folgt und die Marschrichtung ändert und nicht anfängt mit dem Kolonnenführer über die Richtungsänderung „politisch“ zu debattieren. …“
„Links schwenkt – “ ist lediglich das Ankündigungskommando. Es sollte vom Führer der marschierenden Abteilung nur dann gegeben werden, wenn der auch weiß, wo er mit seiner Truppe hin will. Die Marschrichtung geändert wird auf das Ausführungskommando „Marsch!“. Dann beginnt der Schwenk. Wichtig ist, dass zwischen Ankündigungskommando und Ausführungskommando ein angemessener Zeitraum liegt, damit sich die Soldaten darauf einstellen können. Geschiht dies nicht, kommt die Truppe aus dem Tritt. Und wird das Ziel der Schwenkung durch ein „Gerade!“ nicht präzise bestimmt, läuft die ganze Sache an die Wand oder es geht sogar voll in die Gegenrichtung. ;-)))
Hans Schommer
@klabautermann | 11. Juli 2017 – 5:48
„Im übrigen ist es auch gute sokdatische Tradition, dass bei dem Kommando „links schwenkt“ der ganze Trupp dem Kommando folgt und die Marschrichtung ändert und nicht anfängt mit dem Kolonnenführer über die Richtungsänderung „politisch“ zu debattieren.“
Nein erst auf das Ausführungskommando MARSCH werden Richtungsänderungen durchgeführt. LINKS SCHWENKT ist lediglich ein Ankündigungskommando, die Truppe marschiert da gerade aus weiter.
Manchmal frage ich mich wie Offiziere komplexe Sachverhalte durchdringen wollen und die Befähigung zur Verbandsführung bekommen, wenn sie offensichtlich nicht in der Lage sind eine Gruppe zur Truppenverpflegung zu führen.
@Harry: +1
Dass Späne fallen wo gehobelt wird und Schatten erst durch Licht entstehen, wird hier leider vielfach vergessen. Die IBuK kleckert nicht, sie klotzt. Und damit polarisiert sie natürlich auch.
Dies umso mehr, als dass sie gefühlt nicht von vorne oder aus der Mitte sondern irgendwie von außen (oder von oben) führt – da ist das „gegenseitige fremdeln“ ja schon vorprogrammiert. Aber ist das nicht auch die Rolle der Legislative? Wir haben ja nunmal nur eine vier Jahre währende Legislaturperiode. Wie glaubwürdig ist da ein Ressortchef, der sich vollkommen assimilieren lässt? Es nervt natürlich, dass während dieser vier Jahre jede Gelegenheit zur Schärfung des politischen Profils genutzt wird; es nervt auch, dass an deren Ende jedes Indiz für eine noch so kleine Kursänderung des schlingernden Supertankers an die Öffentlichkeit getragen und ans eigene Revers geheftet wird – alles verständlich.
Aber dennoch – ich fühle mich bei vielen Kommentaren hier irgendwie an die Szene im „Leben des Bryan“ erinnert, wo es heißt: „Mal abgesehen von sanitären Einrichtungen, der Medizin, dem Schulwesen, Wein, der öffentlichen Ordnung, der Bewässerung, Straßen, der Wasseraufbereitung und der allgemeinen Krankenkassen, was, frage ich euch, haben die Römer je für uns getan?“
Wenn wir uns die Frage stellen, was die IBuK der vergangenen Legislaturperioden je für die Bundeswehr getan haben, kann sich die Bilanz der ersten Verteidigungsministerin imho durchaus sehen lassen. Über Späne und Schatten muss man da auch mal hinweg sehen können -> das wäre auch ein Beitrag zur Fehlerkultur…
[Neuer Versuch – wenn nur „im Stau“ – bitte löschen, Herr Wiegold]
Harry | 11. Juli 2017 – 6:19:
„… da diese ja nicht mehr Angehörige der Abwehr sind … “
Was soll das denn für ein OrgBer sein – Abwehr?
“ … dass das Miteinander der Mannschaften untereinander für sie nicht zugänglich gewesen sei, man also nicht wirklich habe bewerten können, was da los war.“
Das ist die Regel. Da könnte man aber mit einem gut ausgeklügelten Spitzel-System gegenhalten. Ist ja fast schon einen Verbesserungsvorschlag wert. Und ein paar Tipps aus der Praxis könnten sich noch in den Archiven finden – STASI und Amt für Nationale Sicherheit der DDR lassen grüßen.
Hans Schommer
[Muss das mit diesem Stasi-Vergleich sein? T.W.]
@Sehenden Auges | 11. Juli 2017 – 15:36
„Wie glaubwürdig ist da ein Ressortchef, der sich vollkommen assimilieren lässt?“
Wie soll das denn in vier Jahren gehen? Um „Bundeswehr zu verstehen“ benötigt man viele, viele Jahre und da sind vier sicherlich nicht ausreichend.
Aber es verlangt ja auch niemand die „Assimilation“ eines Politikers. Politiker haben ihre Aufgabe in unserer Gesellschaft und wir Soldaten haben die unsrige.
Was ich aber von einem Minister verlange ist ein grundlegendes Interesse an seinem Ressort und die Bereitschaft sich von Fachleuten beraten zu lassen und die notwendigen Umgangsformen um den Respekt vor denjenigen auszudrücken, die letztendlich ihren Kopf für DEU hinhalten müssen!
„Über Späne und Schatten muss man da auch mal hinweg sehen können -> das wäre auch ein Beitrag zur Fehlerkultur…“
Ja, wenn bei der IBuK nach dem ersten Fehler eine Verhaltensänderung eingesetzt hätte, dann gerne, aber sie macht ja munter weiter mit ihrer Politik der verbrannten Erde. Da geht es nicht um einige Späne. Es geht doch darum, dass sie die Bundeswehr in der Öffentlichkeit nachhaltig beschädigt hat und nun Hand anlegt an wesentliche Grundlagen des inneren Gefüges (WDO, Verantwortlichkeit der Vorgesetzten, Bedeutung des Dienstweges, Zuständigkeit von Fachleuten, Zuständigkeit durch das übertragene öffentliche Amt etc.).
@klabautermann
In Bezug auf Ihre Formaldienst-Analogie: Ich halte das Bild nicht für angemessen. Unabhängig von den fachlichen Mängeln auf die @Hans Schommer und @Wa-Ge bereit hingewiesen haben, ist die Kritik ja nicht durch eine gewollte Richtungsänderung der IBuK ausgelöst worden, der die Armee nicht folgen möchte.
Vielmehr ist die Kritik dadurch ausgelöst worden, dass sie eben nicht angemessen führt, ihre eigene Karriere vor das Wohl der Bundeswehr stellt, inhaltlich wenig bewegt, aber dennoch verbrannte Erde hinterlässt!
@ Hans Schommer | 11. Juli 2017 – 14:09
„„Links schwenkt – “ ist lediglich das Ankündigungskommando. Es sollte vom Führer der marschierenden Abteilung nur dann gegeben werden, wenn der auch weiß, wo er mit seiner Truppe hin will.“
Treffer Zielmitte. Das kann natürlich nicht jeder wissen.
TW zu Hans Schommer | 11. Juli 2017 – 19:41:
[Muss das mit diesem Stasi-Vergleich sein? T.W.]
Also das ist doch nun wirklich zutreffend. Es geht hier um die „V-Nuller“. Und die führten die Spitzel unter den Unteroffizieren und Mannschaften. Die gab es in jedem Verband der NVA. Zusätzlich zu den IM. In meinem Verband in Basepohl wurde der letzte nach Enttarnung 1996 entlassen.
Hans Schommer
@Koffer l 11. Juli 2017 – 19:42 Zitat: „[…] inhaltlich wenig bewegt, aber dennoch verbrannte Erde hinterlässt.“
Genau das bestreite ich mit Nachdruck. M.M.n. ist „inhaltlich wenig bewegt“ angesichts der anlaufenden Veränderungen bei Finanzen, Personal, Strukturen und Ausrüstung schlicht falsch und „verbrannte Erde“ maßlos übertrieben. Die WDO hat derzeit noch genauso Bestandskraft wie der Traditionserlass, und niemand glaubt doch wohl ernsthaft, dass diese jetzt allein durch die IBuK und ihren Pressesprecher bearbeitet werden.
Ich bestreite nicht, dass es massive Probleme bei der internen Kommunikation und im Change-Management gibt. Ich kritisiere ja auch selbst den „reaktiven Aktivismus“ dieser Leitung, ich sehe es ebenfalls sehr kritisch, dass externe Berater und fachfremde Vertraute offenbar mehr Gehör finde, als interne Experten – aber „inhaltlich wenig bewegt“ hat die Ministerin wohl eher nicht. Sorge bereitet mir da eher die „verbrannte Erde“, die entstehen könnte, wenn ein(e) neue(r) IBuK in der nächsten Legislaturperiode den eingeschlagenen Weg nicht fortsetzen, sondern versuchen würde „Ruhe in den Laden zu bringen“. Dann könnte aus der „Großbaustelle“ Bundeswehr tatsächlich eine qualmende Ruine werden…
@ Sehendes Auge:
Den Film finde ich auch klasse, ebenso die Szene! Der Vergleich mit Frau vdL erschließt sich mir nicht so ganz: Sie suggerieren, sie habe den Soldaten und der Bundeswehr gleich Dutzende nachhaltiger, bahnbrechender Verbesserungen beschert. Mir fallen auf Anhieb ein:
– „vdL-Laptops“ (ortsunabhängiges Arbeiten): Ja, davon habe ich bereits selbst profitiert, finde ich gut!
– „FKK“: Mag Leute geben, die einen Ganzkörperspiegel vermisst haben, ich war schon mit „Wohnen 2000“ zufrieden, aber sei es drum.
– Erhöhung EP 14: War das einzig ihr Verdienst? Oder haben da nicht doch die hohen Steuereinnahmen und das Gepolter von Donald Trump den Ausschlag gegeben? Selbst angenommen, dass es vdL zu verdanken ist: Was hat das spürbar gebracht? Ok, man hat es jetzt geschafft, das Geld, das man hat, auch auszugeben und eine Latte an 25-Mio. Euro Vorlagen durchzupressen, die sich offenbar angestaut haben. Immerhin etwas.
– „Trendwende Personal“. „Die Bundeswehr wächst wieder“. Das Personal „wächst“ wohl vor allem, weil viele Alte länger bleiben.
– „Trendwende Material“: Ja, man hat noch existierendes Material vor der Verschrottung bewahrt und wird nun umfangreich aufrüsten, so gibt es z.B. künftig 10 PzH 2000 mehr in Nutzung, die eigentlich verschrottet oder verscherbelt werden sollten. Damit wird die Artillerie ihre Aufgaben im teutschen Feldheer wieder vollumfänglich erfüllen können ;-)
Unterm Strich: Ja, es gab Verbesserungen. Aber bahnbrechendes, was Sie suggerieren, ist zumindest mir nicht erkennbar. Ankündigungen, Trendwenden, wohlklingende Begriffe wie „Compliance“, „Chancengerechtigkeit“ oder 0800/vonderleyen mögen einige als epochal empfinden, an meinem Dienstalltag hat das kaum etwas positiv verändert. Kann man alles gern machen, wenn man aber gleichzeitig z.B. bezüglich MKS 180, TLVS oder STH nicht vorankommt, dann wirkt es einfach nur albern. Oder wenn man sich die desaströse Implementierung der SAZV anschaut, dann kann ich nur sagen, jeder KpChef wäre bei etwas vergleichbaren von seinem Posten abgelöst worden. Schon Ewigkeiten bekannt, dass das irgendwann kommen wird, und dann steht die Einführung plötzlich da, wie seinerzeit Hannibal mit seinen Elefanten vor den Toren Roms – oder die Flüchtlingswelle im Herbst 2015. Allein das war an Dilettantismus nicht mehr zu überbieten. Wie im Großen (Bundespolitik), so im Kleinen (Bundeswehr), im Ganzen vier Jahre, wo sich kaum etwas vorwärts bewegt hat, trotz Umständen, die man als selten gut bezeichnen kann.
„Dass Späne fallen wo gehobelt wird und Schatten erst durch Licht entstehen, wird hier leider vielfach vergessen. Die IBuK kleckert nicht, sie klotzt. Und damit polarisiert sie natürlich auch.“
1. In den benannten Fällen geht es um Menschen, (Bürger, Soldaten und Angehörige) und nicht um Späne.
2. Es ging nicht um Hobeln und Feinschliff, sondern um eine geplante Aktion auf Kosten der Betroffenen (Anvertraute/Schutzbefohlenen).
3. Unser Beruf basiert auf Vertrauen, denn nur daraus erwächst Treue, wer das Vertrauen verliert, verliert den Anspruch auf Treue.
4. Fehler entstehen versehentlich und der Kern der Fehlerkultur ist das Bestreben, dass sich Fehler nicht wiederholen. Das BMVg jedoch machte, mit dem Durchstechen der Informationen an die Presse, munter weiter.
5. Erst seit der Rede des Vorsitzenden des DBwV hörte es auf. Evtl ja der Weckruf sein Zwischenziel erreicht.
MA | 11. Juli 2017 – 19:51
„@ Hans Schommer | 11. Juli 2017 – 14:09
… Treffer Zielmitte. Das kann natürlich nicht jeder wissen.“
Ach, das Thema Kommandosprache ist für ein Blog wie „Augen gerade – aus!“ doch ein wenig trivial. ;-)
Hans Schommer
@Koffer:
Ich denke, Sie liegen mit Ihrer Bewertung teils ganz schön weit daneben.
1. Ja, wir sind zwar erst in der 2. Rotation, aber jetzt geht nach dem Abbau der Übungs- und Ausbildungsbetrieb erst richtig los. Zu folgend, dass sich die zeitliche Belastung der Soldaten entspannend wird, ist schlichtweg Quatsch.
2. Meinen Sie ernsthaft, man soll durchschnittlich 1380€ pro Monat als Motivation verstehen, wenn man 6 Monate von Frau und Kindern getrennt ist, teils zu 8 auf Stube in einem verranzten Block leben muss?
3. Welche egV-Kontigente vor eFP sollen denn bitte AVZ vorgeschlagen haben? Mir sind da zumindest im Heer als egV nur die Standby-Kräfte RS und ORF bekannt. Da die ihre egV aber im Heimatstandort unter Grundbetriebsbedingungen absolviert haben, halte ich eine derartige Forderung aus diesen Reihen für ein Gerücht.
Fazit: ich bin gespannt auf eFP. Mein Bauchgefühl sagt mir, das wird wieder eine Aktion aus der Rubrik „gut gemeint ist nicht gut gemacht“. Dabei wäre mit so einfachen Mitteln es möglich, den Soldaten mal was gutes zu tun. Aber unserer Leitungsebene fehlt es da leider an Kreativität und vor allem Einfachheit.
@Icarus
erlauben Sie ein paar Anmerkungen
1. Die Forderung nach dem Status „egV“ kam aus den Vorgängerkontigenten PersPres LTU und EST. Der Grund war der, das die damalige Einstufung als Übung eine Reihe von Problemen mit sich brachte, von denen SAZV und Besoldung noch die geringsten – aber zugegeben prominentesten – waren. Insbesondere SKB und ZSan priorisierten zB PersPres niedriger als das Heer und erbrachten Ihre UstgLeistung entsprechend.
2. Parallel aber eng Verknüpft mit der Frage egV wurden im Kdo H Überlegungen angestellt, wie man den finanziellen Ausgleich gestalten kann. AVZ war unter Berücksichtigung aller Faktoren die einfachste und auch monetär beste Lösung (für die Soldaten).
3. Der Ausbildungs- und Übungsbetrieb wird in allen Kontigenten etwas gleich sein, Zum einen sind die regelmäßigen Übungen wie zB im Rahmen Sabre Strike oder nationale LTU Vorhaben relativ gleich aufs 1./2.Hj verteilt, zum anderen bietet die Belegungsdichte der LTU TrÜbPl keine großartigen Steigerungen des Ausb-Betriebs.
4. Die Stand-By Kräfte werden nach meiner Kenntnis auch nicht als egV angeshen, sie stehen „lediglich“ auf der selben Prio-Stufe wie egV was zB Anforderungen an GÜZ-Dg uä angeht. Aber selbst wenn, AVZ ist eben, wie der Name Auslandsverwendungszuschlag schon sagt, an eine Verwendung im Ausland geknüpft.
5. Die abschließende Bewertung des 1.Ktgt steht noch aus, aber basierend auf den Erfahrungen PersPres in LTU und EST fällt das in die Rubrik „Gut gemeint und gut gemacht“. Die Ausbildungsmöglichkeiten in einem unbekannten Gelände, im internationalen Rahmen und dicht am Kerngeschäft orientiert sind sehr fordernd aber auch wertvoll für die Truppe. Das Fazit der PersPresKr war unterm Strich sehr positiv.
@Icarus | 12. Juli 2017 – 14:54
„1. Ja, wir sind zwar erst in der 2. Rotation, aber jetzt geht nach dem Abbau der Übungs- und Ausbildungsbetrieb erst richtig los. Zu folgend, dass sich die zeitliche Belastung der Soldaten entspannend wird, ist schlichtweg Quatsch.“
Soso. Schlichtweg Quatsch?
1. Wie lange wird eFP wohl noch gehen und über wieviel Jahre wollen Sie jetzt eine Prognose über die Übungstätigkeit abgeben?
2. Ich habe als überschlagweise einen SCHNITT von einem großen und zwei kleinen Anrechnungsfällen in JEDER Woche angenommen. Nur wenn es deutlich mehr wäre, würde eine „Verlustgeschäft“ eintreten. Mal ganz ehrlich. Ich habe ein paar Jahre in der Infanterie auf dem Buckel und das glaube ich definitiv nicht!
„Meinen Sie ernsthaft, man soll durchschnittlich 1380€ pro Monat als Motivation verstehen, wenn man 6 Monate von Frau und Kindern getrennt ist, teils zu 8 auf Stube in einem verranzten Block leben muss?“
ICH habe hier gar nichts von Motivation erzählt! Ich habe lediglich Ihrer Behauptung (qualifiziert) widersprochen, dass sich die Soldaten mit dem neuen System finanziell schlechter stellen (abgesehen von Familienheimfart).
Aber gerne widerspreche ich Ihnen auch hinsichtlich der Motivation ausschließlich über Geld. Geld als ergänzender Faktor schadet sicherlich nicht, aber wenn nur über Geld motiviert werden soll, dann haben wir die falschen Soldaten!
„halte ich eine derartige Forderung aus diesen Reihen für ein Gerücht.“
Ehrlich gesagt halte ich ja vom Bundeswehrverband nicht besonders viel und habe auch mit dem Wehrbeauftragten wenn es um Vergütungsfragen geht nicht immer die gleiche Meinungen der wenn aus diesen Bereichen „im Namen der Soldaten“ gefordert wird, dann glaube ich das beide lügen!
[Tipp/Schreibfehler? Im letzten Satz scheint mir ein „nicht“ weggefallen? T.W.]
@ T. W.: bitte Kommentar vom 12.07. 14:54 durch diese Version ersetzen. 2 stressbedingte, aber sinnentstellende, Rechtschreibfehler. Sorry.
@Koffer:
Ich denke, Sie liegen mit Ihrer Bewertung teils ganz schön weit daneben.
1. Ja, wir sind zwar erst in der 2. Rotation, aber jetzt geht nach dem Aufbau der Übungs- und Ausbildungsbetrieb erst richtig los. Zu folgern, dass sich die zeitliche Belastung der Soldaten entspannend wird, ist schlichtweg Quatsch.
2. Meinen Sie ernsthaft, man soll durchschnittlich 1380€ pro Monat als Motivation verstehen, wenn man 6 Monate von Frau und Kindern getrennt ist, teils zu 8 auf Stube in einem verranzten Block leben muss?
3. Welche egV-Kontigente vor eFP sollen denn bitte AVZ vorgeschlagen haben? Mir sind da zumindest im Heer als egV nur die Standby-Kräfte RS und ORF bekannt. Da die ihre egV aber im Heimatstandort unter Grundbetriebsbedingungen absolviert haben, halte ich eine derartige Forderung aus diesen Reihen für ein Gerücht.
Fazit: ich bin gespannt auf eFP. Mein Bauchgefühl sagt mir, das wird wieder eine Aktion aus der Rubrik „gut gemeint ist nicht gut gemacht“. Dabei wäre es mit so einfachen Mitteln möglich, den Soldaten mal was gutes zu tun. Aber unserer Leitungsebene fehlt es da leider an Kreativität und vor allem Einfachheit.
@ Icarus:
Wenn man – in meinen Augen sinnigerweise – sagt, wir stellen Einsätze (vom Bundestag mandatiert) den einsatzgleichen Verpflichtungen (nicht vom Bundestag mandatiert, aber mit den „Folgen“ für die Soldaten durchaus vergleichbar) gleich, dann ist es nur folgerichtig, dies auch konsequent umzusetzen, anstatt Rosinenpickerei zu betreiben. Wenn dies nun u.a. für Sie ganz persönlich bedeutet, dass Sie weniger Geld durch AVZ als durch Auslandsdienstbezüge (ADB) erhalten, ist dies sicherlich ärgerlich, aber kein Argument, das gegen diese Verfahrensweise spricht.
Es sei daran erinnert:
– ADB sind für Dienstposten in Dienststellen im Ausland gedacht – nicht für „Rotationen“ inländischer Truppenteile ins Ausland.
– AVZ wird für alle gleich gezahlt, dienstgradunabhängig, bei ADB ist dies nicht so.
Es sei gefragt:
– Mit welchem Argument wollen Sie sich selbst ADB zahlen, die Kameraden in AFG, KOS etc. jedoch mit AVZ „abspeisen“? Ohne es jetzt nachzurechnen, kann ich mir durchaus vorstellen, dass ein Soldat in AFG mit ADB (Auslandszuschlag Stufe trölf; Auslandstrennungsgeld; Kaufkraftausgleich; Mietzuschuss, natürlich durch die Truppenunterkunft extrem gekürzt) besser dastünde als mit AVZ; sollte ich da falsch liegen, ziehe ich die Frage zurück.
– Wie kommen Sie darauf, AVZ/ADB dienten der „Motivation“? Sie bringen hier im Wesentlich dieselbe Argumentationslinie vor, die in anderem Zusammenhang – nicht von Ihnen – schon mal zu lesen war. So nach dem Motto „Wenn Anrechnungsfälle in Zukunft nur noch im absoluten Ausnahmefall ausgezahlt werden, dann bedeutet das für mich einen Einkommensverlust, da ich diese als Teil meines Gehaltes fest eingeplant habe“. Da kann ich nur sagen: Unsinn. Man nimmt dem Soldaten Freizeit, man gibt sie ihm wieder. Wenn das nicht funktioniert, ist die Ersatzleistung Geld. Man schickt den Soldaten in den Einsatz oder in eine einsatzgleiche Verpflichtung, dafür erhält er – abhängig von der Dauer des Einsatzes – als eine Art „Wiedergutmachung“ Zusatzurlaub und AVZ als pauschale Abgeltung dessen, was sich sonst noch so nachteilig auf den Soldaten auswirkt. Das ist keine „Motivation“, sondern eine Pauschalvergütung/-Entschädigung. Damit ist es für den Dienstherrn dann auch getan.
@PzH2000 | 12. Juli 2017 – 21:45
Danke für diese Darstellung, dass trifft auch meinen Kenntnisstand und meine Bewertung.
Halten wir also fest: Die Soldaten in LTU stellen sich durch AVZ (überwiegend) besser und es erfolgt auf Vorschläge aus dem Kontingent heraus.
Dennoch kann man @Icarus natürlich insofern zustimmen, wenn man eine großzügige „Heimaturlaubsregelung“ (inkl. dienstlichem Shuttle LTU DEU etc.) einplant.
@T.W.
Sie haben natürlich recht! Ich hatte ein NICHT vergessen!
So ist es glaube ich besser ;)
„Ehrlich gesagt halte ich ja vom Bundeswehrverband nicht besonders viel (das ist ja hier im Blog ja bekannt) und habe auch mit dem Wehrbeauftragten, u.a. wenn es um Vergütungsfragen geht, nicht immer die gleiche Meinungen, aber wenn aus diesen Bereichen „im Namen der Soldaten“ Dinge gefordert werden, dann glaube ich nicht das hier gelogen wird!
Ich persönlich glaube zwar, dass manchmal die Forderungen von Verband und WBdBT nicht die tatsächlichen Bedürfnisse der Sdt reflektieren und in anderen Fällen fälschlich die persönlichen Bedürfnisse und/oder Wünsche über die dienstlichen Notwendigkeiten priorisieren, aber das ist dann ja eine andere Frage ;)“
Hoffentlich kein neues Fass, aber der Gedanke der Vergleichbarkeit mit Partnern muss möglich sein, daher: Gleicher Auftrag, gleiche Belastung = gleiche Anerkennung?
@Ikarus
Die Truppe (im Besonderen die Lw und Marine) hat sich über Jahre beschwert wenn sie Einsätze an der Nato-Grenze als Übungen durchführen durfte.
Nach Einführung der SAZV wurden diese Übungen aus der SAZV genommen.
Wenn betroffenen Soldaten kein Überstunden leisten mussten und am Woe frei hatten, dann bekamen viele eher weniger Geld. Auch sieht es mit der Versorgung schlechter aus.
„Künftig sollen alle Bundeswehrsoldaten, die sich im Ausland in „einsatzgleichen Verpflichtungen“ befinden, ebenfalls einen Auslandsverwendungszuschlag (AVZ) bekommen. Mit dieser Initiative reagiert die Unionsfraktion – so ihre Begründung – auf die „sich ändernde sicherheitspolitische Realität“. Von der Neuerung sollen demnächst beispielsweise die deutschen Soldaten profitieren, die im Rahmen des NATO-Verbandes im Ägäischen Meer oder beim Air Policing im Baltikum eingesetzt sind. Auch die Bundeswehrangehörigen, die jetzt als Teil der EFP Battlegroup der NATO in Litauen stationiert sind, werden wohl bald den entsprechenden Zuschlag erhalten (EFP = Enhanced Forward Presence“ (http://www.bundeswehr-journal.de)
Der Verband hat immer auf das ganze Paket hingewiesen (Beurteilung, Versorgung, Einsatzrythmus, Auszeichnung uvm). Jetzt den Verband verantwortlich zu machen für etwas, was in Verantwortung anderer liegt ist unlauter. Aber als Mitglied können sie sich ja in den demokratischen Prozess des Vereins einbringen ;-)
Aber war dies das Thema des Threads und ist es Aufgabe von AG dies zu Kommunizieren?
Ein letztes Statement, denn wir drehen uns echt im Kreis!
@ Hans Dampf:
Ich hatte bereits dargelegt, dass das was wir bisher als egV gem. Weisung BMVg bezeichnet haben, rein gar nichts mit einem richtigen Einsatz zu tun hatte, und daher auch kein AVG begründet ist. Beispiele für meinen Standpunkt: die deutschen Rückfallpositionen FPKp und QRF-Kp RS. Wenn Sie das anderes sehen, nennen Sie bitte Beispiele.
Erklären Sie bitte auch gleich mit, wovon sich der Verband in Rukla von dem PzGrenBtl der DF-Brig auf französischem Boden rechtlich unterscheidet und warum die Kameraden der DF künftig dennoch ADB und kein AVZ bekommen sollen.
Ihre erste Frage gleich streichen. Es gibt Google. 3430€ AVZ steuerfrei (AVZ Stufe 6) topen sie mit keinen ADB`s.
ADB`s und AVZ dienen emotional sehrwohl als Motivation, denn Motivation erwächst auch aus dem Ausgleich von erlittenen Entbehrungen. Wer das leugnet, hat echt kein Händchen für die Menschenführung. Sorry.
Mit Litauen und dem AVZ gibt es nur ein Problem: selbst wenn man sich mit dem Umstand der AVZ-Zahlung abfindet, so sicher nicht mit der Höhe. Denn AVZ-Stufen werden nach Gefährdungsgrad bestimmt und nicht nach Grad der Entbehrungen bei den Lebensumständen. Im Ergebnis: ein recht komfortabel lebender Einsatzsoldat bei KFOR bekommt 68€ p. T., ein teilweise im Dreck lebender Soldat (hornalte Stufen mit 8-Mann-Belegung, verdreckte Sanitäreinrichtungen usw.) in Rukla nur 46€. Weil: ist ja sicher. Aha.
@ Icarus:
– Das JgBtl 291 ist (dauerhaft) in Illkirch-Grafstaden stationiert – ein Verband im Rahmen eFP nicht. Daher ist es logisch, dass es beim JgBtl 291 ADB gibt, genauso wie es ADB für deutsches Personal bei SHAPE, JFC Brunssum, NRDC ITA in Solbiate etc. pp gibt.
– Was die Zuordnung der AVZ-Stufen zu den Einsätzen anbetrifft: Ja, da haben Sie recht, da mag es Unstimmigkeiten geben. Spricht aber auch nicht gegen AVZ.
– Zum Vergleich ADB/AVZ in AFG: Ich habe mir dann doch mal die Mühe gemacht: AVZ Stufe 6, wie Sie sagen, bei 30 Tagen a 110 Euro 3.430 Euro. ADB: Auslandszuschlag Stufe 20, auf der unterstes Stufe Euro 2.355, dazu kommen noch ATG und Kaufkraftausgleich. Da das ganze dienstgradabhängig ist, wird es Fälle geben, wo AVZ mehr einbringt, und welche, für die es bei ADB der Fall wäre. Dieser Unterschied wäre jedoch in meinen Augen nicht gerecht, AVZ ist für alle (im selben Einsatzgebiet) gleich, und das ist auch gut so.
– Was Sie emotional mit AVZ, ADB etc. verbinden, ist ja Ihr Ding. Sinn des ganzen ist es nicht, für Motivation zu sorgen; wenn Sie eine solche Passage im BBesG finden, lassen Sie es mich bitte wissen. Es vergütet pauschal eine Vielzahl von Dingen/Erschwernissen/Unannehmlichkeiten etc., die man im Einsatz/einer einsatzgleichen Verpflichtung zu ertragen hat und die es im Vergleich dazu beim Dienst in Deutschland so nicht gibt, z.B. die Bedrohungslage. Wer seine Motivation von der Höhe des „Extragroschens“ abhängig macht, hat nicht so recht verstanden, worum es beim Soldatenberuf geht, sorry.
Aber Sie haben Recht: Wir drehen uns im Kreis. Ich benenne AVZ „Wiedergutmachung“, Sie „Ausgleich von erlittenen Entbehrungen“, wo da nun der Unterschied sein soll, das weiß ich nicht – aber sei es drum. Ärmer und mit weniger Anspruch auf Urlaub geht keiner nach Hause, so viel steht fest.