Traditionserlass wird vor der Wahl überarbeitet. Und SPD geht auf Konfrontationskurs (Update)
Zweieinhalb Stunden hat sich der Verteidigungsausschuss des Bundestages am (heutigen) Mittwoch in einer Sondersitzung mit dem Fall Franco A. und dem Rechtsextremismus in der Bundeswehr befasst. Am Ende standen, jedenfalls in den öffentlichen Äußerungen, leider nur zwei neue Erkenntnisse: Der noch aus dem Jahr 1982 stammende Traditionserlass der Bundeswehr wird noch vor der Bundestagswahl überarbeitet. Und die SPD, immerhin Koalitionspartner, geht offen auf Konfrontationskurs zu Ministerin Ursula von der Leyen.
Die Ministerin und Generalinspekteur Volker Wieker nannten nach der Ausschusssitzung zu den Themen vieles, was von beiden schon in den vergangenen Tagen zu hören war. (Allerdings auffällig, wie oft von der Leyen dabei betonte, dass die weitaus überwiegende Zahl der Soldatinnen und Soldaten einen ausgezeichneten Dienst mache.) Der Traditionserlass, der den Umgang mit der Wehrmacht in der Bundeswehr regelt und ohnehin schon festlegt, dass die Streitkräfte des NS-Regimes nicht traditionsbegründend für die Bundeswehr sind, lässt nach den Worten der Ministerin zu viele Hintertüren offen – deshalb auch die geplante schnelle Überarbeitung.
Interessant war bei den Aussagen des SPD-Verteidigungspolitikers Rainer Arnold nach der Sitzung die sehr harte Kritik an der Ministerin – die trete ja auf, als wäre sie die Problemlöserin, und vergesse, dass sie schon seit dreieinhalb Jahren Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt sei. Das klang weniger nach Koalitionspartner als nach Oppositionspartei. Ebenso die Antwort Arnolds auf die Frage, ob er denn den Rücktritt der Ministerin für richtig hielte: Über Personalangelegenheiten, so seine Replik, entscheide jeder Koalitionspartner selbst.
Hinweis: Mit dem Abspielen der O-Töne gab es zeitweise Probleme. Bei mir funktioniert es (wieder); falls es weiter Probleme gibt, bitte ein Hinweis in den Kommentaren.
Zum Nachhören:
Ursula von der Leyen und Generalinspekteur Volker Wieker
Rainer Arnold, SPD
Henning Otte, CDU
Agnieszka Brugger, Grüne
Christine Buchholz, Linkspartei
Aus Wikipedia:
„Bei Gründung der Bundeswehr stammten deren Offiziere und Unteroffiziere fast ausnahmslos aus der Wehrmacht – teilweise auch aus der Waffen-SS. Im Jahre 1959 waren von 14.900 Bundeswehroffizieren 12.360 bereits in der Reichswehr oder Wehrmacht zu Offizieren ernannt worden. 300 Offiziere entstammten der Waffen-SS.
Ob Ursula von der Leyen das weiß? Zumindest waren die Soldaten damals für die Gründung der BW noch gut genug.
Beste Grüße
Grundsätzlich ist es sinnvoll den Traditionserlass zu überarbeiten, aber ich bezweifle, dass hier jetzt auf die Schnelle etwas sinnvolles herauskommt.
Ich befürchte, dass demnächst wieder diverse Umbenennungen anstehen, vielleicht diesmal auch Richthofen, Boelcke, Immelmann und Frankl. Zumindest wäre das dann konsequent.
Alternativ könnte man ja dem Staatsbürger in Uniform die Entscheidung überlassen, was für ihn selbst Tradition ist und wen er sich zum Vorbild nimmt. Aber da fehlt der Politik das Vertrauen in den Staatsbürger in Uniform und dessen „Innere Führung.“
Zitat: „Der noch aus dem Jahr 1982 stammende Traditionserlass der Bundeswehr wird noch vor der Bundestagswahl überarbeitet.“
Überarbeitung des Erlasses unter dem Zwang des sich nähernden Wahltermins, der Sommerpausen in Parlament (das will bestimmt gehört werden, wenigstens in Form VgA) und in den Streitkräften sowie der harten Wahlkampfphase im September (da passiert nichts, von Polemik abgesehen) kann nicht zufrieden stellen.
Wer denkt über Tradition in deutschen Streitkräften im 21. Jahrhundert nach?
Als sicher darf gelten, dies Thema wird kaum Bw-internen Einrichtungen wie MGFA, UniBw, ZMSBw usw überlassen bleiben.
Wesentliche gesellschaftliche Gruppen außerhalb des Militärs wie Kirchen, Gewerkschaften, Parteien und anerkannte Historiker sind zu beteiligen. Solcher Teilnehmerkreis, kaum regelmäßig mit dem Thema „Bw und Tradition“ befasst, hat zunächst Gelegenheit zu haben, sich einzuarbeiten. „Betriebsfremde“ benötigen aber Zeit, die bei Terminfestsetzung „noch vor der Wahl“, keinesfalls gegeben sein wird.
Unangenehmste Aussicht: Traditionserlass NEU, wird dankbares Wahlkampfthema sein.
Zum möglichen inhaltlichen Überlegungen.
Bei der Meinungsbildung, nicht der endgültigen Erlassfassung, sollte tief in deutsche Militärgeschichte eingestiegen werden. Antworten auf grundlegende Fragen sind Teil der Betrachtung:
– Was ist Militärgeschichte
– Was nützt Militärgeschichte, denn
– wie beeinflusst Militärgeschichte (überhaupt?) soldatische Tradition?
– Militärgeschichte und Kenntnisse dazu befähigen zur kritischen Auseinandersetzung mit Überlieferungen, Tradition, Berufsbild und soldatischem Selbstverständnis. Dabei wird zusätzlich von Vorteil sein, politische Verstrickungen und soldatische Fehler sind identifizierbar, erlauben Schlussfolgerungen für Bw 2017 ff.
Wovor Zuständige sich hoffentlich hüten werden, ist ein Tabula rasa-Verhalten nach dem Motto „alles von 1648 bis 1945“ ist verderbt.
„Es gibt kein richtiges Leben im falschen“, so Theodor W. Adorno.
Also legen wir die richtigen Grundlagen zum Leben soldatischer Tradition
Der Tarditionserlass sieht die Sammlung von geschichtlichen Utensilien weniger kritisch, als es momentan dargestellt wird.
„25. Das Sammeln von Waffen, Modellen, Urkunden, Fahnen, Bildern, Orden und Ausrüstungsgegenständen ist erlaubt. Es dient der Kenntnis und dem Interesse an der Geschichte und belegt, was gewesen ist.
Die Art und Weise, in der wehrkundliche Exponate gezeigt werden, muss die Einordnung in einen geschichtlichen Zusammenhang erkennen lassen. Die äußere Aufmachung muss diesen Richtlinien entsprechen.“
Wenn nun übereilig alte Helme (auch von Gedenksteinen) gezerrt werden, ist das überhastet.
Es geht ja auch um Menschen, deren Andenken gewahrt wird und nicht einseitig eine Institution.
@ KPK
Ich fürchte das ist längst der Fall. Wenn ich mal meine eigene Schulzeit und den Geschichtsunterricht darin mit dem vergleiche was Kollegen und Bekannte so erzählen (und was ich bei den jüngeren Mitgliedern meiner Verwandtschaft so mitbekomme), dann kann man es fast schon systematisch nennen, wie wenig deutsche Geschichte da vorkommt. Ich selber habe die volle Dröhnung greco-romanische Antike, die doppelte Dröhnung französische Revolution und natürlich die Bismarckschen Jahre, die Weimarer Republik und den NS-Staat bis zum Erbrechen abbekommen. Mittelalter? Frühe Neuzeit? Friderizianisches Zeitalter? Napoleonisches Zeitalter? Demokratisches Aufbegehren und Biedermeier? Fehlanzeige … So ähnlich ging das bei allen (einer witzelte er wüßte mehr über die französische Revolution als über die deutsche von 1848).
Ob man da seitens des (immer so adrett auf möglichst wenig schlechte Schlagzeilen ausgerichteten) Ministeriums solche Ansinnen erlauben wird? Kaum vorstellbar.
Da es so scheint, dass der grösste Teil der beanstandeten Exponate/Räume sich im Bereich des Heeres befinden (Quelle: DLF online), finde ich, ist es wert, mit dem nun beginnenden Diskurs über einen modifizierten Traditionserlass zur Deutschen Marine zu blicken. Hier wurde vor geraumer Zeit der Geburtstag auf den Tag der Gründung in der Paulskirche gelegt. Nur so nebenbei, damit ist die Marine die älteste TSK Deutschlands, die dazu noch mit einem demokratischen Beschluss ins Leben gerufen wurde – aber das nur am Rande. Wir haben also die Möglichkeit, auf diesem Fundament, was die Marine auch praktiziert, etwas aufzubauen. Und graben wir in unseren Archiven seit 1956, es ist so viel verschütt gegangen, sei es Operation Südflanke, Kambodscha, etc. Ich leiste gerade Dienst in einer britischen Liegenschaft. In der Offiziermesse hängen wunderschöne Gemälde vergangener Operationen der letzten 30 Jahre. Das können wir auch!
Auch dieser Traditionserlass wird niemals das Andenken an unsere Großväter schmälern. Die Bundeswehr verkommt durch diese politische (aber auch militärische) Führung immer mehr zu dem Synoym, dass uns unsere Geschichtslehrer & Co über die Wehrmacht und viele Kampfverbände der Waffen-SS erzählen.
Es ist unfassbar deprimierend, was aus der Bundeswehr wird. Und euer Kreuz im September entscheidet darüber umso mehr.
Als Beobachter stellen sich mir einige Fragen:
Warum greifen Oppermann und Arnold jetzt die Ministerin so hart an? Hat sie die Masterarbeit bewertet oder hat sie es unterlassen zu veranlassen das es geschieht?
Kreidete man ihr zunächst an, dass Sie an die Öffentlichkeit ging und jetzt, dass sie es in den Jahren davor nicht getan hat.
Was sagt eigentlich der Bundeswehrverband und sein medienpräsenter Vorsitzender zur Aufdeckung der mutmaßlichen Terrorzelle? Alles unzusammenhängende Einzelfälle?
Warum wird jetzt das Verhalten der Ministerin derart skandalisiert?
Geht es den Herren noch um den Sachverhalt oder nur noch um die Wahlergebnisse im September?
25. Das Sammeln von Waffen, Modellen, Urkunden, Fahnen, Bildern, Orden und Ausrüstungsgegenständen ist erlaubt. Es dient der Kenntnis und dem Interesse an der Geschichte und belegt, was gewesen ist.“
Hat sich denn mal jemand damit beschäftigt, wieso von diesen Dingen eine solche Faszination auf manche Menschen ausgeht, auf andere hingegen nicht? Das wäre doch für die Behebung des Problems wichtig. Ich habe Wehrmachtsutensilien geerbt und begreife sie als historische Materialien, die eine Zeitlang im Leben des Verwandten eine Rolle spielten.
Herr Müller | 10. Mai 2017 – 15:22
„Der Traditionserlass sieht die Sammlung von geschichtlichen Utensilien weniger kritisch, als es momentan dargestellt wird. …“
Deswegen soll er ja auch überprüft werden. Hintertüren finden und zumauern – in diese Richtung soll’s doch wohl laufen.
Weit übler, worüber „unter Berliner Brücken“ spekuliert wird:
Vielleicht wird ja auch noch die Namensgebung für eine Bundeswehruniversität überdacht werden (müssen?). Dem Wehrmachtsoffizier und späteren deutschen Staatsmann Helmut Schmidt wurde ja angeblich während des Krieges eine „einwandfreie nationalsozialistische Gesinnung“ bescheinigt. Kann ich mir gar nicht vorstellen.
Hans Schommer
Nach dem die ‚Materialschlacht‘ in und fuer die Bw in fast allen Bereichen negativ verlaeuft findet sich hier wenigstens ein Betaetigungsfeld welches die Ministerialebene voll beschaeftigt, wenig Geld kostet und mit dem man/frau politisch glaenzen kann.
Ich verstehe unverändert nicht, Bedauernsbekundung hin oder her, was Frau Minister mit ihrer pauschalen Verunglimpfung aller Bundeswehrangehörigen zur „Aufklärung des Sachverhalts“ beitragen wollte. Auch in ihrer Stellungnahme wird ja immer der kriminelle Einzelfall betont, zu dessen Bewältigung nun das Gesamtsystem mit einem neuen Arbeitskreis „Innere Führung heute“ beglückt wird. Was sind denn nun konkrete Maßnahmen neben den „Durchsuchungen“. Zu meiner Zeit war da schon ein Truppendienstrichter zu beteiligen. War da was?
Für mich schließt sich der vierjährige Kreis: für die Bundeswehr wieder außer Spesen nichts gewesen.
Aber Vorschriftenänderungen sind ja auch ein schöner Arbeitsnachweis…
@ Karl Mohr: als Mitglied des DBwV bin ich froh, dass der Bundesvorsitzende erst mal das macht, was viele andere nicht tun – das Lagebild verdichten, (d.h. mit Mitgliedern in den betroffenen Standorten, im BMVg oder Abgeordneten etc. reden), bewerten und folgern. Sicherlich wird er sich zum richtigen Zeitpunkt einbringen, aber weniger zur „mutmaßlichen Terrorzelle“, die nach meiner Auffassung so nicht bestätigt ist. Das wäre eine Frage an das BMVg / GBA.
Bezüglich der anderen Fragen habe ich nur meine eigene Erklärung. Schreiben Sie doch einfach die MdBs an und fragen nach ;-)
Meine alte Geschichts-Professorin aus Bielefeld Dr. Gisela Diewald Kerkmann hat sich gestern schon im WDR gemeldet und eine Umbenennung der GFM-Rommel Kaserne gefordert …
Ach, alles halb so wild. KPMG hat sicherlich schon was passendes als Ersatz für den Traditionserlass „zusammenberaten“..;-)
Was die Marine anbelangt, so ist z.B. der Umgang mit dem Rechsadler an der Schule Stratgische Aufklärung in Flensburg-Mürwik interessant. Das Hakenkreuz wurde entfernt, das Gebäude (und damit der prominente Adler) unter Denkmalschutz gestellt:
http://www.wikiwand.com/de/Nachrichtenschule_(Flensburg-M%C3%BCrwik)
Persönlich befremdet mich die Optik direkt über dem markanten Schriftzug, aber ich bin bei Hoheitszeichen jeder Art generell empfindlich…
@Bundeswehr Unterstützer | 10. Mai 2017 – 16:22
„Auch dieser Traditionserlass wird niemals das Andenken an unsere Großväter schmälern.“
Wen meinen sie mit unseren Großvätern und warum sollte die Bundeswehr deren Andenken schmälern (mit welchem Erlass auch immer). Meine Urgroßeltern waren Opfer des NS Regime und ich will nicht, dass meine Bundeswehr deren Täter huldigt.
„Die Bundeswehr verkommt durch diese politische (aber auch militärische) Führung immer mehr zu dem Synoym, dass uns unsere Geschichtslehrer & Co über die Wehrmacht und viele Kampfverbände der Waffen-SS erzählen. ……“
?????
@Karl Mohr
@Karl Mohr | 10. Mai 2017 – 16:25
Stichwort Bundeswehrverband:
Oberstlt Wüstner hat sich gestern 45 min lang in der „Phoenix-Runde“, gemeinsam mit Gen a.D. Harald Kujat sehr eloquent und kenntnisreich geäußert, nachhörenswert.
Siehe: Phoenix-Mediathek.
„Warum greifen Oppermann und Arnold jetzt die Ministerin so hart an?
Wahlkampf“.
Bei anderem Wahl-Ergebnis „an der Saar“ und „zwischen den Meeren“ sähe die Reaktion der genannten Herren wohl freundlicher aus.
Das ist es ja, was ich 15:13 in meinem Beitrag beklage, der künftige neue Traditionserlass wird Wahlkampfthema. Allerdings hat die IBuK keine andere Wahl als zu handeln, wie sie handelt. Bei Verschiebung der Neubearbeitung in kommende Legislatur lautete der Vorwurf sicher Vertuschung und Untätigkeit.
Also, wir müssen da durch.
@Karl Mohr
„Was sagt eigentlich der Bundeswehrverband und sein medienpräsenter Vorsitzender zur Aufdeckung der mutmaßlichen Terrorzelle? “
Natürlich sind es Einzelfälle. Was sonst? Eine Bewegung in der Bundeswehr?
Was soll denn der Verband dazu sagen? Waren die im Verband beschäftigt? Ist es Aufgabe des Verbandes laufende Verfahren zu kommentieren? Ist es Aufgabe des Verbandes vermutliche Schwerverbrecher zu Beurteilen? Und wenn es nachher 10 sind, dann sind es 10 Bürger der BRD welche kriminell sind und entsprechend zuwendung finden (ggf auch länger in der JVA). Glauben sie, dass die so wurden weil die Bw ist wie sie ist? Die sind wohl eher der Typ Reichsbürger und die gibt es in vielen Berufen.
@xyz: Was haben Immelmann, Richthofen und Boelcke mit der Wehrmacht zu tun ?
Bundeswehr.de twittert den bestehenden Traditionserlass, warum?
Zur Info, weil es mehr Anfragen gab, der als statement pro.
https://bw2.link/qoCUb
Das Meer | 10. Mai 2017 – 16:20
“ … Ich leiste gerade Dienst in einer britischen Liegenschaft. In der Offiziermesse hängen wunderschöne Gemälde vergangener Operationen der letzten 30 Jahre. Das können wir auch!“
Das KÖNNTEN wir auch – aber das dürfen wir nicht. Wäre doch Verherrlichung von Krieg und Gewalt. So was braucht der Bundeswehrsoldat gar nie nicht. Der kämpft, leidet und stirbt als überzeugter Parlamentssoldat lieber diskret – also keinesfalls pathetisch oder gar heldenhaft.
Hans Schommer
man sieht viele Waffen und Soldatenbilder der Wehrmacht. Wenn man die KZs bei der Befreiung dazustellen würde, wäre das geschichtliche Bild komplett.
Gut, daß wir keine Lütjens Zerstörer mehr haben, das würde nämlich Fragen oberhalb der Kasernenkommandanten aufwerfen…
Ottone | 10. Mai 2017 – 17:30
“ … aber ich bin bei Hoheitszeichen jeder Art generell empfindlich…“
???
Hans Schommer
Selber denken | 10. Mai 2017 – 17:02
„Zu meiner Zeit war da schon ein Truppendienstrichter zu beteiligen. “
Ach, in welcher Armee haben Sie denn gedient? In der Bundeswehr konnte ein entspr. Vorgesetzter immer schon, auch ohne „Truppendienstrichter“, die Diensträume seines „Beritts“ begutachten. Ist im zivilen Leben aber genauso; der Firmenchef darf auch ohne Beteiligung der Gerichte, die Werkshallen anschauen ;-))
Ergo, alles OK.
joey | 10. Mai 2017 – 19:21
“ .. man sieht viele Waffen und Soldatenbilder der Wehrmacht. Wenn man die KZs bei der Befreiung dazustellen würde, wäre das geschichtliche Bild komplett. “
Genau – guter Vorschlag. Am besten noch eine Taschenkarte „Verbrechen der Wehrmacht“ an die Truppe ausgeben.
Äh – geht’s noch? Was wollten Sie denn damit bei den jungen Leuten, die sich entschließen Soldat zu werden, erreichen?
Das ist Geschichtsaufarbeitung, und die gehört in die PolBil. Und sicher nicht an die Wand von Kantine oder Speisesaal!
Hans Schommer
@Zimdarsen | 10. Mai 2017 – 17:33
„Meine Urgroßeltern waren Opfer des NS Regime und ich will nicht, dass meine Bundeswehr deren Täter huldigt.“
Die Bundeswehr hat den Tätern des NS-Regimes niemals wissentlich „gehuldigt“.
Im Laufe der Jahre musste man aufgrund neuerer Erkenntnisse zwar Bewertungen über Einzelpersonen anpassen, aber sobald fest stand, dass jemand ein Täter war, wurde er nicht mehr als traditionswürdig betrachtet.
Das war übrigens auch schon vor 1982 so (allerdings noch mit etwas großzügigeren Bewertungsmaßstäben) und seit 1982 ist es sehr deutlich…
Noch habe ich die Hoffnung nicht verloren, dass der neue Traditionserlass die Grundlage für eine deutlich selbstbewusstere Pflege der bundeswehreigenen Tradition legt.
Es gäbe – wie bereits geschrieben – genug Anknüpfungspunkte.
Hat die politische Leitung und die militärische Führung genug Mut zu einer echten Flucht nach vorne? Wir werden es in wenigen Wochen wissen.
Von der Leyen betont immer wieder, dass die weitaus überwiegende Zahl der Soldatinnen und Soldaten einen ausgezeichneten Dienst mache. Das mag sein. Die Frage ist doch mit welcher Gesinnung sie diesen Dienst machen. Ich vermute, dass rechtes Gedankengut in der Bundeswehr durchaus zu finden ist.
@Hans Das Meer | 10. Mai 2017 – 16:20
“ … Ich leiste gerade Dienst in einer britischen Liegenschaft. In der Offiziermesse hängen wunderschöne Gemälde vergangener Operationen der letzten 30 Jahre. Das können wir auch!“
Einfach machen!
@Hans Schommer
Das KÖNNTEN wir auch – aber das dürfen wir nicht.
Wer sagt das?
Es gibt genügend schöne Bilder aus der Bw Zeit und es hängen genügend gute Beispiele rum. Als ob man da die Nazi-Zeit benötigt.
Da wird es einem echt schauerlich und das noch in einem gut moderierten Blog.
@joey | 10. Mai 2017 – 19:21
„man sieht viele Waffen und Soldatenbilder der Wehrmacht. Wenn man die KZs bei der Befreiung dazustellen würde, wäre das geschichtliche Bild komplett.“
Naja, dass sind ja zwei verschiedene Kategorien…
KZ Besuche wurde ja im Rahmen der politischen Bildung regelmäßig durchgeführt. Ich glaube da muss die Bw nicht mehr machen.
Aber zum Ausschmücken von Sozial- und Besprechungsräumen (also da wo man sich wohl fühlen möchte), taugen sie ja eher nicht.
Auseinandersetzung mit der Geschichte dauert lange und tut weh. Sie darf sich nicht auf 6 Jahre beschränken, sie muss Erfolge und Verbrechen darstellen. Es gab eben nicht DIE Wehrmacht und DIE Nazis – alle Beteiligten waren Menschen. Die Reduktion auf Äusserlichkeiten wie Helme und Kasernennamen ist m.E. populistisch, da sie nur Verbote bringen und inhaltliche Auseinandersetzung verhindern. Und Verbote haben noch nie eine Tradition begründet. Aber genau das wird der neue Erlass bringen: Verbote. Wobei man sich allerdings schon fragen kann, was noch alles verboten wird. Irgendwie sind die Kragenspiegel doch verdächtig.
Trennung.
Warum schaffen das eigentlich alle Armeen außer der Bundeswehr? Ketzerische Antwort: weil alle von Ihrer politischen Führung als Armee anerkannt werden. Und nicht als Arbeitgeber.
@Wolfsmond
„@xyz: Was haben Immelmann, Richthofen und Boelcke mit der Wehrmacht zu tun ?“
Alle drei wurden bereits durch die Wehrmacht und das NS-Regimie geehrt, was sich in Straßen-, Geschwader- und Kasernenbenennnungen niederschlug. Zudem sollen Kasernen laut Traditionserlass „nach Persönlichkeiten benannt werden, die sich durch ihr gesamtes Wirken oder eine herausragende Tat um Freiheit und Recht verdient gemacht haben.“ Da das Kaiserreich ja inzwischen als Wegbereiter des NS-Staates gesehen wird, sieht die Argumentation zukünftig so aus.
„Meine alte Geschichts-Professorin aus Bielefeld Dr. Gisela Diewald Kerkmann hat sich gestern schon im WDR gemeldet und eine Umbenennung der GFM-Rommel Kaserne gefordert …“
Wobei Rommel durch die Bundeswehr zum militärischen Widerstand gerechnet wird.
Die Bundesvorsitzende der Grünen hat ihn heute schon als Nazi-General bezeichnet, da wird man nicht viel machen können.
Nun ja, im Rahmen dieser politischen Auseinandersetzungen steckt wenig Aufklärungs- und Lösungspotential.
Wir müssen uns gedulden und auf das Gerichtsverfahren vertrauen.
Den Admiralen/Generalen gegenüber würde ich mir wünschen, dass sie zu ihren Frauen und Männer fahren und zwar unangekündigt und ihnen zeigen, dass sie wieder da sind.
Hans Schommer | 10. Mai 2017 – 19:06
„Das KÖNNTEN wir auch – aber das dürfen wir nicht. Wäre doch Verherrlichung von Krieg und Gewalt. So was braucht der Bundeswehrsoldat gar nie nicht. Der kämpft, leidet und stirbt als überzeugter Parlamentssoldat lieber diskret – also keinesfalls pathetisch oder gar heldenhaft.“
Die in der Offiziermesse gezeigten Szenen sind in meinem (subjektiven ) Auge nicht sehr pathetisch, aber Sie haben nicht ganz Unrecht mit Ihrer Feststellung. Da wir aber wohl mit einem „Neuanfang“ rechnen dürfen, wäre das doch ein guter Ansatzpunkt. Bei allem was hier gerade so passiert, ist der Zeitpunkt m.E. kaum günstiger als jetzt genau das einzuführen. Das ganze kann unter „Einigkeit.Recht.Freiheit“ subsummiert werden. Wie bereits in meinem ersten Kommentar angeführt, haben wir mehr als genug seit 1956 aufzubieten. Das wäre mehr als nur glaubwürdig und fände meine Unterstützung.
Wenn wir es auch könnten?
Warum tun wir es dann nicht?
@Hans Schommer
Ich denke es hätte niemand was dagegen, wenn in den Kasernen Bilder aus Afghanistan, dem Kosovo oder z.B. aus dem Hochwassereinsatz hängen würden.
Leider ist die Aufarbeitung der Briten bzgl. des Empire lange nicht so konsequent erfolgt, wie in Deutschland der 2. Weltkrieg.
@All:
Tradition haben wir seit 1956 genug (und meine Aufzählung ist unvollständig, ich weiß):
• Die Hamburger Sturmflut 1962
• Pioniere beim Erdbeben in Italien
• Hilfseinsätze und/oder Hilfsgütertransport in aller Welt
• Erdbeben 1960 Agadir/Marokko
• Erdbeben 1965 Algerien, LTG 62 und 63 im Einsatz
• 1968 Tschechoslowakei – Verfügungsbereitschaft
• In den 70igern: wie oft haben wir die CAT mit Wehrpflichtigen gewonnen?
• Shiloh/Kanada
Die Einsätze der letzten Jahrzehnte:
• Kambodscha
• Somalia
• Balkan (IFOR/SFOR etc.)
• Tirana-Raid
• Kosovo-Krieg
• AFG
• Irak
• Mali
Die Gefechte:
• Isa Kel
• ORF KFOR 2011
• Rudare 2012
Ich zähle nicht alles auf, aber gerade hier können wir eine neue Tradition begründen.
Wir fangen in den Ausbildungseinrichtungen an (dort wo die neu angekommenen Rekruten erstmalig ihre Eindrücke sammeln):
• Mission Patches
• Bilder
• Mission -Stander/Wimpel/Pennon
• Aktuelle Ausrüstung (und das kann eine Schaufensterpuppe mit UN-Barett und IdZ-Weste sein)
• Gedenken an die gefallenen Kameraden!
BTW: Im VdRBw gibt es eine AG welche historische Bundeswehrfahrzeuge restauriert und ausstellt (Hessen) – Munga und Iltis lassen grüßen (und diverse andere)
Also, Tradition haben wir wahrlich genug in den letzten 62 Jahren angehäuft. Diese Potential sollten wir nutzen (ich brauche keine Erzählungen von früher mehr, so wie ich haben viele von uns ihre eigenen Erfahrungen gemacht).
Genau hier müssen wir ansetzen um den jungen SaZ die gerade in die Bundeswehr eingetreten sind ein richtiges Bild der unserer eigenen Tradition zu zeigen.
DAS KÖNNEN WIR!
Ich brauche keine Wehrmacht, Reichswehr oder kaiserliche Armee um Bürgern außerhalb der Bundeswehr den Begriff „Tradition“ zu erklären.
1982 startete der damalige Bundesminister der Verteidigung Dr. Manfred Wörner ebenfalls mit dem Vorhaben, den damals gültigen Traditionserlaß ebenfalls zu überarbeiten. Die eingessetze militärfische Arbeitsgruppe u.a. mit dem damaligen Chefs des Zentrums Innere Führung, Brigadegeneral von der Recke und dem damaligen FÜSI BG von Scheven endete nicht gut. Der Entwurf, den sie präsentierten, überlebte nicht die Sitzung im damaligen Beirat Innere Führung. Der Text war für die Sitzung parginiert und mein Chef fragte mich damals über Telefon: Können wir da zustimmen? Ich antwortete „Nein“, Im Text war, mit Bezug auf die Wehrmacht an keiner Stelle von „schuldhaft verstrickt“ die Rede, Es ging immer nur um „missbraucht.“
Trotzem wurde der Text über das Evangelische Kirchenamt für die Bundeswehr mit einer sonderlichen Bebilderung hier veröffentlicht.
https://www.amazon.de/Officio-den-ethischen-Herausforderungen-Offizierberufes/dp/3785905165/ref=sr_1_2?s=books&ie=UTF8&qid=1494444629&sr=1-2
Nun muss man wissen, das Brigadegeneral von der Recke Synodlare in der EKD war. Ich bin mal auf das Prozedere für die Neufassung genspannt. Wer wird die Federführung haben und wo ist das Vorhaben angesiedelt? Es erinnert mich wieder an Manfred Wörners Vorhaben unmittelbar nach Regierungsübernahme 1982
@Rainer Ostendorf | 10. Mai 2017 – 19:56
„Ich vermute, dass rechtes Gedankengut in der Bundeswehr durchaus zu finden ist.“
Angesichts der schieren Größe der Bundeswehr ist das eine Vermutung, die mit einer statistisch äußerst hohen Wahrscheinlichkeit richtig ist.
Allerdings haben die Erhebungen in den letzten Jahrzehnten keine höhere (sondern eher einige niedrigere) Quote an extremen und radikalen Einstellungen als in der Normalbevölkerung festgestellt.
@cosmo | 10. Mai 2017 – 21:32
Nichts gegen mehr Bw-Tradition als bisher. Allerdings müsste man dann halt auch endlich in der Bw darauf achten und dafür Geld und Zeit aufwenden. Etwas was bisher ja konsequent (abseits aller Lippenbekenntnisse für die Bw-eigene Tradition) nicht gemacht wurde.
Unabhängig davon, reicht das aber nicht aus um junge Menschen zu motivieren.
Die aktiven und unter wirklich widrigen Umständen erbrachten Taten, die als „Heldentat“ bzw. als „in außergewöhnlichem Maße vorbildhaft“ einzustufen wären sind einfach zu rar.
Wir haben in 60 Jahren wahrlich vieles für Frieden und Freiheit geleistet, aber eben selten gekämpft.
Und Sie können keine Kämpfer ausschließlich mit Naturkatastrophen motivieren.
Darüber hinaus WOLLEN Soldaten sich in einer lange Reihe sehen ums sich ihres Berufs emotional und jenseits rationaler Argumente „sicher“ sein zu können.
Das beste Beispiel ist ja der derzeit so heftig durch die Leitung kritisierte „Bunker“ bei 291. Da ist ja zur Verschönerung nicht nur Landser aus dem II. WK (inkl. Waffe), sondern auch aus anderen Epochen (z.B. Kaiserreich) angebracht.
Ich habe auch schon von einer Kontingentparty im Einsatz unter dem Motto „300“ gehört.
Also „mehr Bw-eigene-Tradition“ wäre gut (allein mir fehlt der Glaube), aber es reicht halt nicht…
„Ich möchte heute vor diesem Hohen Hause im Namen der Bundesregierung erklären, dass wir alle Waffenträger unseres Volkes, die im Namen der hohen soldatischen Überlieferung ehrenhaft zu Lande, auf dem Wasser und in der Luft gekämpft haben, anerkennen.
Es muss unsere gemeinsame Aufgabe sein, und ich bin sicher, wir werden sie lösen, die sittlichen Werte des deutschen Soldatentums mit der Demokratie zu verschmelzen. Der kommende deutsche Soldat wird nur dann seiner deutschen und europäischen Aufgabe gerecht werden, wenn er von den Grundprinzipien erfüllt ist, auf denen die Ordnung unseres Staates ruht.
Diese Ordnung sichert zugleich die ethischen Werte des Soldaten vor erneutem Missbrauch.“ Konrad Adenauer, 03.12.1952.
Welche Fragen lässt dieses Statement aus dem Jahre 1952 (!) eigentlich offen? Das muss man mir mal erklären. Zudem ist diese Erklärung, sieben Jahre nach dem Ende des 2. Weltkrieges, wesentlich differenzierter als das, was man so 70 Jahre danach hört. Es wird weder gesagt, dass jeder Soldat ehrenhaft gekämpft hat, noch, dass alle Verbrecher waren. Das öffentliche Bild hierzu hat sich in den letzten Jahrzehnten vom einen ins andere Extrem gedreht.
Das Traditionsverständnis der Streitkräfte war übrigens kaum losgelöst von dem der Gesellschaft! Die Kasernen, die z.B. in der 30er Jahren gebaut wurden, waren vor Allem nach bekannten Soldaten aus dem 1. Weltkrieg benannt – „im Felde unbesiegt!“. Nicht wenige Kasernen der Bundeswehr waren dann, logischerweise, nach Soldaten des 2. Weltkrieges benannt, die man nach damaligem Stand – der teilweise auch noch (!) dem heutigen entspricht – „ehrenhaft gekämpft haben“. In diesem Zusammenhang kann man durchaus die Frage stellen, ob man eine GFM-Rommel-Kaserne haben muss. Oder eine Hindenburg-Kaserne. Man kann sich aber auch fragen: Sind Bundeswehr, Gesellschaft und Politik im Jahre 2017 nicht in der Lage, diese seit Jahrzehnten bestehenden Namen schlichtweg zu akzeptieren und als Beispiel dafür zu sehen, wie bestimmte Größen, Geschehnisse etc. im Laufe der Zeit eine andere Betrachtung erhalten. Ich denke, dazu sollten wir in der Lage sein, wir sind es aber offenbar nicht.
P.S. Wer sich immer noch fragt, was Frau Ministerin zu ihrer Verbalschelte getrieben hat, der ist meines Erachtens nach reichlich naiv. Das Rational ist voll aufgegangen: Alle stürzen sich wie die hungrigen Tiger auf das Thema Bundeswehr. Das eigentliche, viel schwerer wiegende Problem (Chaos in der Flüchtlingskrise), ist dadurch höchst erfolgreich ausgeblendet worden. Dadurch, dass die Opposition und weite Teile der Presse die Flüchtlingspolitik stets goutiert haben, sind beide vermutlich ebenso dankbar wie die Kanzlerin, dass sich dieser Skandal durch diese spezielle Konstellation so denkbar einfach in Bahnen lenken ließ, die man ohne große Mühe beackern kann. Hier und da blitzt es in Kommentaren einiger Zeitungen auf, worum es eigentlich gehen sollte, aber es sind und bleiben Randnotizen.
[Der permanente Versuch von verschiedenen Seiten, hier eine Debatte nach dem Muster „der eigentliche Skandal ist doch …“ allen anderen rücksichtslos aufzuzwingen, ist langsam ziemlich ärgerlich. Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, dass das bitte woanders debattiert wird. Hier ist jetzt damit Schluss, und das ist nicht spaßhaft gemeint. T.W.]
Ich habe den Eindruck dass einige Kommentare die Idee unterstützen, die Wehrmacht könnte traditionsgebend für die Bundeswehr sein. Ganz klar: Nein, kann sie nicht!
Wehrmachtssoldaten und SS haben die Bundeswehr mit begründet….. Stimmt! Aber nur weil es sonst niemanden gab der was von Militär verstand. Diese Generation hat definitiv Respekt verdient, ist aber seit vielen Jahrzehnten im verdienten Ruhestand. Warum sollte die Ministerin das denn nicht wissen und was hat das mit diesem Thema zu tun?
Das dritte Reich gehört in die Museen und ist Teil der deutschen (Militär-) Geschichte. Unter diesem Aspekt kann man auch offen reden und/oder Artefakte zeigen.
Ich bin froh, dass sich die Ministerin zu ihren anfänglichen (unmöglichen) Formulierungen entschuldigt hat und jetzt hoffentlich ein wenig mehr Fingerspitzengefühl zeigt. Dazu meinen Dank an OTL Wüstner, der sich wieder mal vorbildlich verhalten hat und sofort Stellung für uns Soldaten bezogen hat. Mit Beispiel führen!
„Arnold“, „Pau“ und Konsorten glauben mal wieder alles besser zu wissen und zu können. Echt grauenvoll und widerlich. Es scheint wohl immer darum zu gehen die Ministerin fallen zu sehen und nicht darum, etwas für uns Soldaten zu tun.
Ich kann nur hoffen, dass die Sau die gerade durchs Dorf gejagt wird nicht zu viele Kollateralschäden verursacht und die Kirche bald wieder im Dorf steht. Wahlkampf hin oder her!
Illkirch ist ziemlich krass und krank! Ebenso wie Pfullendorf, ich kann einen solchen Umgang mit Frauen gar nicht verstehen und warum niemand auf der Führungsschiene etwas unternommen hat ist noch rätselhafter bzw. am „rätselhaftesten“.
Und zum Schluss nochmal meine Meinung: Die „Hitler-Wehrmacht“ kann und darf nicht traditionsgebend für unsere Bundeswehr sein.
Und ganz zum Schuss eine verwandte Bemerkung: Ich kann meine Kameraden nicht verstehen, die sich vor den AFD Karren spannen lassen oder die AFD vor ihren Karren spannen und völlig überzeugt den „nationalen Gedanken“ wieder herauf beschwören. Zumindest das könnte man aus der Geschichte lernen, das man mit den Ängsten der Bevölkerung nicht spielen sollte.
@ cosmo
DANKE!!! Sehr gut geschrieben und auf den Punkt gebracht!
@Hans Schommer:
“ … aber ich bin bei Hoheitszeichen jeder Art generell empfindlich…“
… wenn sie nicht im vorgesehen Kontext Verwendung finden.
@Cosmo
Guter Ansatz
Wie erwartet brechen Ministerin und Ministerium in richtungslose Dynamik aus um Tatkraft zu emulieren. Gut so. Weitermachen!
@ Das Meer
„Da wir aber wohl mit einem „Neuanfang“ rechnen dürfen, wäre das doch ein guter Ansatzpunkt.“
Anderer Ansicht. Gerade weil es anlässlich des ‚Neuanfangs‘ oder anders gesagt des zu befürchtenden geschichtspolitischen Kahlschlags in Bezug auf alles vor 1955 geschehen würde, wäre dieser Ansatz von Anfang an schwer problembehaftet.
Wenn die Briten in ihren Messen Bilder von Einsätzen der letzten Jahrzehnte haben, dann werden Interpretationskontext und Diskurs von dem Bewußtsein bestimmt, damit auf eine jahrhundertelange ungebrochene Tradition anzuknüpfen, die gar nicht explizit genannt zu werden braucht. Das stiftet Sinn.
Herzugehen und Bilder der Bundeswehreinsätze der letzten Jahrzehnte aufzuhängen, weil alles, was an deutschem Militär vor dieser Zeit liegt, tabu ist, hat nun mal den Kontext einer allen Beteiligten bewussten zweckgerichteten Ersatzhandlung. Das stiftet keinen Sinn.
Tradition ist nun mal nichts, das man einfach befehlen oder ad hoc aus dem Boden stampfen kann. Und wenn man – denn das geht durchaus – Traditionen ad hoc kappt und tabuisiert, kann man ergo nicht einfach mal schnell Ersatz beschaffen.
Wenn jetzt in den neuen Traditionserlass ein absolutes Verbot von Wehrmachtsdarstellungen und Bezugnahmen auf deutsche Streitkräfte vor 1955 kommt – was ich nicht hoffe, aber befürchte – dann ist das nicht nur extrem lebensfremd angesichts von hunderttausenden junger Leute in- und außerhalb der Bundeswehr, die in zahlreichen Weltkriegsspielen ihre Faszination für Waffen und Kämpfer dieser Epoche ausleben, es hat auch keinen Mehrwert in Bezug auf die innere Verfasstheit der Bundeswehr. Meine Meinung.
Wie man von der HSU in Hamburg hört, soll die „Hexenjagd“ im Zuge der Stuben Besichtigungen skurrile Dimension annehmen. Ein Bild von alt Bundeskanzler Helmut Schmidt, in Wehrmachtsuniform, welches dort hing, soll abgehängt worden sein… Da fehlen einem doch langsam die Worte, sollte dies wirklich den Tatsachen entsprechen…
[Da dieses Gerücht seit Tagen kursiert: Kommt mal jeamnd mit einem Beleg? T.W.]
@jetflyer | 10. Mai 2017 – 22:13
„Ich kann meine Kameraden nicht verstehen, die sich vor den AFD Karren spannen lassen“
Auch ich kann persönlich wenig mit der AFD anfangen. Das sind mEn populistische Wirrköpfe.
Aber noch weniger kann ich damit anfangen, wenn öffentlich unterschieden wird zwischen für Soldaten akzeptablen und nicht akzeptablen Parteien.
Solange nicht Verfassungsschutz und/oder BVerfG deutliche Bewertungen vornehmen, sind erst einmal allen Parteien für eine Soldaten akzeptabel. WIR Entscheidung nicht was iO ost und was nicht!
Und um mal wieder auf das Thema Tradition zurück zu kommen, ich empfehle dringend Tagespolitik nicht mit Tradition soldatischem Selbstverständnis zu vermischen! Tagespolitik ändert sich, Soldatenleben aber dauern 40 Jahre und länger…
@Koffer | 10. Mai 2017 – 21:58
Einen Einwand habe ich dann doch: Sie schreiben:
Darüber hinaus WOLLEN Soldaten sich in einer lange Reihe sehen ums sich ihres Berufs emotional und jenseits rationaler Argumente „sicher“ sein zu können.
No, Sir, die Beweggründe junger Soldaten sind an anderer Stelle zu finden. Ich habe mir vor einigen Wochen (noch im Einsatz) folgendes von einem deutschen GenSt’ler als Ansprache an das angetretene Kontingent anhören müssen:
„Ich kann das Feuer in den Augen meiner Soldaten brennen sehen“
Sorry, mit dieser Einstrellung leb da aber jemand im falschen Jahrhundert! Das war keine „gelebte Führung“ sondern einfach nur ein saudummer Spruch von jemandem, für den der Mensch erst beim Leutnant anfängt. Msch und Uffz wurden als Verwaltungsmasse vor sich her geschoben und mit diesen Menschen zweiter Klasse sprach man nicht.
Subjektiv kann ich sagen das da auch ein falsch verstandenes Traditionsgefühl ans Tageslicht kam – Kasino-Gehabe und Fackelschein, Offiziere grundsätzlich nur „entre-nous“.
Aussage eines deutschen OF-5 der zu Besuch war: „Dem würde ich aber nicht ins Gefecht folgen“. (das gilt ach für mich!)
Übigens, unseren jungen Soldaten ist das auch aufgefallen und es wurde gefragt: „soll das Tradition sein?“
Die internationalen Kameraden haben diese Auftritte auch registriert (verständnislos).