Wie angekündigt: Neue Korvetten ohne Ausschreibung

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Die geplante Beschaffung von fünf weiteren Korvetten für die Deutsche Marine will das Verteidigungsministerium, wie bereits absehbar, ohne weitere Ausschreibung in die Wege leiten. Es handele sich um ein zweites Los der bereits in der Bundeswehr vorhandenen fünf Kriegsschiffe dieses Typs ohne so genannte Anpassentwicklungen, teilte der Rüstungsdirektor und Abteilungsleiter Ausrüstung, Generalleutnant Benedikt Zimmer, am (heutigen) Dienstag den Abgeordneten in Verteidigungs- und Haushaltsausschus des Bundestages mit.

Die Neubeschaffung von fünf weiteren Korvetten war als Initiative von Parlamentariern überraschend öffentlich geworden; im November hatte der Haushaltsausschuss die dafür nötigen Verpflichtungsermächtigungen über die Beschaffungskosten von 1,5 Milliarden Euro beschlossen.

Aus Zimmers Schreiben an den Bundestag:

Hiermit möchte ich Sie über die Beschaffungsabsicht von fünf weiteren Korvetten der Klasse K130 für die Deutsche Marine in Kenntnis setzen.
Mit dem 1. Los K130 wurde ein sehr modernes System mit hohen technischen Standards und hoher Komplexität beschafft. Die anfänglichen Mängel z.B. am Getriebe oder bei der Klimatisierung sind seit langem beseitigt. Dieses erfolgreiche Konzept wollen wir mit einem 2. Los von fünf Korvetten fortsetzen. Der aktuelle und perspektivische Bedarf nach zusätzlichen maritimen Plattformen begründet sich aus der Schere zwischen steigenden Einsatzverpflichtungen und sinkender Flottenstärke.

Für diese Korvetten halten wir am bewährten Konstruktionstand der K130 fest, weil er unsere Anforderungen umfassend erfüllt. Die Beschaffung eines 2. Loses K130 ist die wirtschaftlichste und effizienteste Lösung, weil
• sie ermöglicht, zeitnah neue Überwasserschiffe in Dienst zu stellen. Eine Ausschreibung mit Anpassentwicklung würde mehrere Jahre Zeitverzug bedeuten,
• es die kostengünstigere Variante im Vergleich zu einer Neukonstruktion ist,
• so Realisierungsrisiken für eine rebilungslose und zuverlässige Funktion dieses komplexen Gesamtsystems stark reduziert werden können und
• Synergien in der Marine genutzt werden können; denn nur bei einem hohen Grad an Systemgleichheit kann auf bereits vorhandene Ausbildungsmittel, -personal und -infrastruktur zurückgegriffen und die gleiche logistische Kette genutzt werden.
Es ist vorgesehen, beim 2. Los der Korvette K130, genauso wie beim ersten Los, Obsolenszenzen zu beseitigen, da es Systeme gibt, deren Bestandteile zukünftig weder beschaffbar noch versorgbar sind.
Aus diesen Grünen soll die Vergabe des Auftrags im Wege eines „Verhandlungsverfahrens ohne Teilnahmewettbewerb“ erfolgen. Diese Entscheidung werden wir europaweit im Rahmen einer freiwilligen Transparenzbekanntmachung veröffentlichen.

Das dürfte im Klartext bedeuten: Das Ministerium bzw. das Beschaffungsamt reden direkt mit den Herstellern der ersten fünf Korvetten. Also der Lürssen-Werft und Blohm&Voss, die inzwischen zu Lürssen gehören. Die interessante Frage wird sein, ob die anderen deutschen Werften in irgendeiner Form beteiligt werden oder nicht – und wenn nicht, wie sie darauf reagieren.

Um die Übersicht zu behalten – was bisher geschah:

Kaufen wir doch fünf neue Kriegsschiffe

Zur Dokumentation: Offizielle Aussagen zu den fünf neuen Korvetten

Schnell neue Korvetten für die Marine? SPD will Nachbesserungen

Noch fünf Korvetten? Wollten wir doch schon immer.

Neue Korvetten: „Genau das, was die Marine braucht“

(Archivbild Juni 2012: Die Korvetten Oldenburg (F263, links) und Ludwigshafen am Rhein(F264) an der Tirpitzmole im Kieler Marinehafen – Foto Helwin Scharn unter CC-BY-ND-Lizenz)