Gefährliche Funkstörung
Deutsche Soldaten brauchen dringend neue Funkgeräte. Doch die Pläne für einen Ersatz verzögern sich um Jahre.
Von Kai Biermann und Thomas Wiegold
(Dieser Bericht erscheint als Kooperation von Zeit Online und Augen geradeaus! zeitgleich auf beiden Webseiten)
Wenn Soldaten Feinde bekämpfen sollen, dann brauchen sie Gewehre und Helme. Und Funkgeräte. Gewehre und Helme hat die Bundeswehr noch genug. Doch schon in vier Jahren werden viele Funkgeräte der Truppe ausfallen. Denn die Geräte sind dann so alt, dass es keine Ersatzteile mehr für sie gibt. Sollten bis 2020 keine neuen Funkgeräte beschafft worden sein, könnte die gesamte Bundeswehr nach und nach verstummen. Dann wären ihre Soldaten im Einsatz großen, unnötigen Risiken ausgesetzt.
Doch der Ersatz wird nicht pünktlich eintreffen. Schon heute hinkt die Planung für neue Kommunikationstechnik um Jahre hinterher. Das lässt sich aus internen Unterlagen der Bundeswehr und des Bundestags ersehen, die Zeit Online und das sicherheitspolitische Blog Augen Geradeaus! ausgewertet haben.
Die Abgeordneten der Regierungskoalition haben deswegen gerade im Verteidigungsausschuss Alarm geschlagen – dezent aber deutlich. In einem gemeinsamen Antrag zu den Beratungen für den Bundeshaushalt 2017 fordern die Parlamentarier von Union und SPD, das Verteidigungsministerium möge prüfen, “wie das Vorhaben Mobile Taktische Kommunikation (MoTaKo) möglichst zeitnah beschafft werden kann”.
Die Abkürzung MoTaKo beschreibt den Plan, für 25.000 Fahrzeuge und 50.000 Soldaten neue Funkgeräte zu entwickeln, zu bauen und anzuschaffen. Das Vorhaben ist für die Soldaten lebenswichtig. Ohne funktionierende Kommunikation kann kein General seine Truppen steuern, keine Einheit am Boden Luftunterstützung anfordern, kann kein Aufklärer seine Beobachtungen weitergeben. Ohne Funkgeräte sind Soldaten im Kampf blind, schlimmstenfalls laufen sie orientierungslos in die Mündungen ihrer Gegner oder in das Feuer der eigenen Geschütze.
In der Sprache der Bürokraten ausgedrückt klingt das so: Im Bereich “Führungsfähigkeit” bestehe “der insgesamt größte Handlungsbedarf”. So ist es im Rüstungsbericht des Verteidigungsministeriums vom Oktober 2015 zu lesen, der alle laufenden Rüstungsprojekte analysiert. Ein internes Papier dazu formuliert militärisch knapp: “Soldat / Fahrzeug ohne Führungsmittel ist nicht einsatzfähig.” Ohne MoTaKo, bedeutet das zugespitzt, müssten die Soldaten irgendwann mit ihren privaten Handys in den Krieg ziehen. Angesichts der aktuellen Bedrohungslage eine Katastrophe.
MoTaKo ist daher eines der größten Rüstungsprojekte des Verteidigungsministeriums. Langfristig sind dafür 5,5 Milliarden Euro vorgesehen. Doch diese Summe ist immer noch nicht konkret eingeplant. Das Vorhaben ist so riesig, dass es in sechs Einzelprojekte aufgeteilt ist. Trotz seiner Wichtigkeit finden sich die Einzelprojekte jedoch bislang nicht im Haushaltsentwurf 2017 wieder. Im Etat taucht nur eines der sechs Projekte auf und auch das erst in den Plänen für 2018.
Die Parlamentarier fürchten, dass es Probleme mit MoTaKo gibt. Sie fürchten sich zu Recht.
Schon jetzt ist die bestehende Technik so mangelhaft, dass die Bundeswehr sie lieber heute als morgen ersetzen würde. Selbst wenn die Geräte noch ein paar Jahre länger durchhalten, als bislang angenommen, hilft das den Soldaten nicht viel, die damit weltweit ihr Leben riskieren.
Beispiel Afghanistan: Wenn 2010, auf dem Höhepunkt Einsatzes dort, ein Kompaniechef der Fallschirmjäger mit seiner Einheit das deutsche Feldlager in Kundus für eine Patrouille verlassen wollte, hatte er mehr Kommunikationselektronik als Waffen dabei. Um jederzeit mit seinen Soldaten und seinen Vorgesetzten reden zu können brauchte er: ein Kurzstreckenfunkgerät SEM 52SL für den Kontakt zu seiner Truppe. Zwei Tetrapol-Bündelfunkgeräte – eines, um den Bataillonsgefechtsstand zu erreichen, eines als Reserve. Dazu noch ein Tornisterfunkgerät SEM70, um größere Entfernungen zu überbrücken. In seinem Kommandofahrzeug waren außerdem digitale Funkgeräte vom Typ SEM 80/90 eingebaut, die neben Gesprächen auch Daten übertragen konnten, und ein Satellitenfunkgerät AN/PRC-117F, um das Nato-Regionalkommando erreichen und um Luft- oder Artillerieunterstützung bitten zu können. Vorsichtshalber hatten die Einheiten außerdem noch meistens zwei handelsübliche Satellitentelefone für die Langstreckenkommunikation mit – je eines für das Inmarsat- und für das Iridium-Netz.
Das wichtigste Gerät in diesem Arsenal aber, so erinnern sich Soldaten, war das zivile Handy mit einer GSM-Karte des afghanischen Mobilfunkanbieters Roshan. Nur damit ließ sich fast immer eine Verbindung herstellen. Die war zwar leicht abzuhören, doch war das immer noch besser, als komplett isoliert zu sein.
Doch mit einem Handy lassen sich keine Drohnenbilder empfangen, es lässt sich damit keine Artillerie steuern, es lassen sich keine verschlüsselten Daten entschlüsseln. Dafür hat die Bundeswehr bisher die vielen verschiedenen Gerätetypen. Die einen können den klassischen VHF-Truppenfunk verstehen, andere Satellitenkommunikation, wieder andere senden über Mobilfunknetze oder über das Hochfrequenzband. Viele von ihnen verstehen nur einen der vielen Kanäle, können keine Daten übertragen oder nicht verschlüsselt senden. Und die meisten verstehen sich nicht mit den Geräten anderer Nato-Armeen. MoTaKo soll all das ändern und eine einheitliche Infrastruktur schaffen, damit vom General im Stab bis zum Panzergrenadier im Wald alle verschlüsselt miteinander reden können.
Stabsoffiziere des Heeres geraten daher schon in Wallung, wenn sie erfahren, dass das Parlament lieber die Beschaffung von fünf neuen Kriegsschiffen für 1,5 Milliarden Euro startet, als sich um die Funkgeräte zu kümmern.
Denn das eine, im Haushalt bereits eingeplante Teilprojekt von MoTaKo, nimmt sich im Vergleich dazu eher bescheiden aus. 50 Kampffahrzeuge der Truppe sollen mit einem neuen Digitalfunkgerät ausgestattet werden, im Bundeswehr-Sprech “SVFuA” genannt. Die Abkürzung steht für streitkräftegemeinsame verbundfähige Funkausstattung. Aber das ist viel zu wenig und kommt jetzt schon zu spät. “Für die übrigen Teilprojekte, insbesondere für die Regeneration des UHF/VHF-Truppenfunks, ist das Herstellen der Haushaltsreife für einen Mittelabfluss ab 2018 bisher nicht erkennbar”, klagten die Abgeordneten in ihrem Beschwerdebrief an das Verteidigungsministerium. Was bedeutet: Obwohl MoTaKo längst hätte in vollem Umfang begonnen werden müssen, wird bislang nur eine kleine Testversion entwickelt. Dabei hat MoTaKo die höchste Priorität, die ein Rüstungsprojekt bekommen kann.
Trotzdem mangelt es nicht nur an Geld, sondern auch an Leuten.
Im Januar 2016 wurde die Planungs- und Entwicklungsphase des Milliardenprojekts offiziell gestartet. Bisher sah der Zeitplan vor, dass das für die Ausrüstung zuständige Institut der Bundeswehr (BAAINBw) bis 2017 Lösungsvorschläge sucht. Spätestens 2019 sollten dann Verträge mit den Lieferfirmen gemacht und ab 2020 erste Geräte angeschafft werden.
Das Jahr ist nicht willkürlich gewählt. “In der Funkausstattung laufen wir ab 2020 in die Obsoleszenz”, sagt Generalleutnant Jörg Vollmer, als Inspekteur des Heeres der Chef der Teilstreitkraft mit dem dringendsten Bedarf. Bedeutet: Ab da werden immer mehr der alten Funkgeräte ausfallen und nicht mehr repariert werden können. “Spätestens 2025 sind keine Ersatzteile mehr zu bekommen”, sagt Vollmer. Das gilt dann nicht nur für das Heer, sondern auch für alle anderen Bereiche der Bundeswehr, die mit den Landstreitkräften zusammenarbeiten, vor allem die Logistiker der Streitkräftebasis und die Mediziner des Sanitätsdienstes.
Das Problem: Das Ausrüstungsamt, abgekürzt BAAINBw, bekommt es offenbar nicht auf die Reihe, das Projekt zu organisieren. Um den festgelegten Zeitplan einzuhalten, hätte das BAAINBw in Koblenz sofort nach diesem Termin im Januar damit beginnen müssen, eine sogenannte Projektmanagementorganisation aufzubauen, also Planstellen zu schaffen. Die Wünsche von Bundeswehr und Verteidigungsministerium müssen schließlich in aufwändige Forderungskataloge übersetzt werden. Das Amt muss Angebote von der Industrie einholen, prüfen und viele Verträge verhandeln. Dazu braucht es Wissen und Leute. Die aber gibt es nicht.
In einem internen Brandbrief an das Verteidigungsministerium, der ZEIT ONLINE und Augen Geradeaus! vorliegt, beklagt das BAAINBw im März 2016, es seien bislang lediglich fünf Beamte in Vollzeit mit der Planung von MoTaKo befasst. Damit sei bereits jetzt absehbar, dass sich das Projekt verzögere, möglicherweise um “mehrere Jahre”. MoTaKo könne nur umgesetzt werden, heißt es in der internen Vorlage, “wenn kurzfristig eine umfassende Projektmanagementorganisation aufgebaut wird.”
Fünf Beamte klingen viel, sind bei einem Projekt dieser Größe aber gar nichts. Die Organisation sei inzwischen vergrößert worden, schreibt das Verteidigungsministerium auf Anfrage. “Für das Projekt MoTaKo sind derzeit im BAAINBw für die Bereiche Fachtechnik und Vertrag/Preis insgesamt 34 Dienstposten eingerichtet.” Das sei ausreichend für die “Anfangsbefähigung”, weitere Stellen für Projektplaner würden “in Abhängigkeit vom Projektfortschritt entschieden”.
Wer in den Stäben des Heeres nachfragt, erntet Hohngelächter, wenn die offiziell genannte Zahl von 34 Dienstposten für die Bearbeitung des Gesamtprojekts MoTaKo zur Sprache kommt. Wie viele Bearbeiter angesichts dessen da dann noch für jedes der sechs Teilprojekte zur Verfügung stünden, fragen sich die betroffenen Soldaten besorgt. Sie sind sich sicher: nicht genug.
Bereits in dem Beschwerdebrief vom März heißt es, durchgerechnet habe man das Vorhaben MoTaKo mit einer Projektorganisation von “ca. 70 Personen”. “Hiermit könnten die (…) vorgesehenen Termine für die Erstellung der Lösungsvorschläge absehbar eingehalten werden”. Weniger Dienstposten hätten hingegen eindeutig Verzögerungen zur Folge.
Weder die für den Verteidigungshaushalt zuständigen Planer noch die Bearbeiter im BAAINBw scheinen das Projekt wichtig genug zu nehmen, von dem das Leben von Soldaten abhängt. Nicht nur die Parlamentarier im Verteidigungsausschuss sind daher beunruhigt. Vor allem die Soldaten im Heer machen sich Sorgen. Was nützen ihnen 50 Panzer, die als Leuchtturmprojekt ein neues Funkgerät bekommen sollen, fragen sie sich.
Das Gerät, das unter dem Namen SVFuA in die neuen Panzer der Bundeswehr, den Transportpanzer Boxer und den Schützenpanzer Puma, eingebaut werden soll, verarbeitet die Signale digital (https://de.wikipedia.org/wiki/Software_Defined_Radio), was es erleichtert, es an neue Übertragungsstandards anzupassen. Es kann verschlüsselt senden und empfangen und es kann mit den Funkgeräten befreundeter Armeen reden. Doch was nützt das, wenn die Besatzung im Panzer nicht mit den Infanteristen funken kann, die neben ihm stehen und nicht mit den Artilleristen, die kilometerweit entfernt sind?
Die harte Währung der Bundeswehr ist die Brigade. Die insgesamt 3.000 bis 4.000 Mann sind die kleinste Organisationseinheit der Truppe, in der die verschiedenen Truppengattungen – von der Infanterie bis zur Artillerie – gemeinsam kämpfen können. Weniger geht nicht, soll die Bundeswehr neben mehr oder weniger großen Kontingenten in Auslandseinsätzen auch fit sein für ihre Hauptaufgabe, wie sie im Grundgesetz steht: die Landesverteidigung.
(Foto: Soldaten der Übungsleitung mit analogen Funkgeräten auf der Informationslehrübung 2016 auf dem Truppenübungsplatz Bergen)
@ AOR
Genau ! Querchecken was andere Nationen haben, möglichst interoperabel soll es sein !
Dann auf dem freien Markt schauen und Geld zücken …
Die PRC112A hätte man vor 12 Jahren für 80 USD pro Stück upgraden können auf DELTA !
Der Hersteller bestätigte dieses weil man ja Teil der PRC-family war durch das 112A …
Aus dem Schnäppchen wurde nix weil ein deutsch-israelisches Projekt mit Millionen Euro lief … leider nicht NATO kompatibel oder sonstwas … Jahre später eingestampft aufgrund fehlender Sinnhaftigkeit … to be continued by german military …
@SER: Wenn es schon Testgeräte gibt, dann hat man bereits Blaupause / Lastenheft. Das mal abgleichen mit DoD, und gegeben EU-Verteidigung auch mit den Partnern die das gelöst haben.
Und vorsicht, gegeben unserer schieren Masse können wir auch schnell zum Trendsetter werden. Man vergleiche das Wühlen IAI vs. General Atomics. Anders gesagt die Freie Wirtschaft wittert Blut. ;) Und das setzt der schlaue Einkäufer schnell in Rabatte und politische Vorteile um…
Guter Artikel… wenn da nicht die etwas einseitige Schuldzuweisung in Richtung Koblenz wäre. Die müssen das ausbaden was im BMVg und durch die Fähigkeitssparten der TSK und Planer verbrochen wird.
@Klabautermann
Nicht das NetOpFü Kind mit dem Bade ausschütten, Ziel sollte es schon sein, die max. mögliche Vernetzung zu nutzen….
Aber natürlich muss man auch mit Restriktionen Bsp EW umgehen lernen, notfalls auch mit Meldeblock , HB Bleistift und Kradmelder (haben wir noch Kradmelder? )…
Das ist der Anteil FÜHRUNG in NetOpFü, umgekehrt war aber auch das (Web 2.0) Diktum Flexibilität und nicht Verlängerung einer wie auch immer gearteten prozessbasierten bzw prozessgehorsamen Führung…. sondern die Vernetzung von Köpfen das Ziel….
Da haben wir aber aufgehört weiter zu denken, und die Bedenken des KlabauterMannes hinsichtlich Vernetzung von Masse, Payload und Plattform in Mürwik habe ich damals wohl vernommen…. Aber wie schreibt einer oben….Wenn es darauf ankam, nahm man das Handy….und die haben bestimmt nicht den BrigadeKommandeur angerufen.
Führung ist das Koordinieren von Menschen in Raum und Zeit…und lebt von Feedback…Dazu muss man aber miteinander sprechen können. Ziel kann es nicht sein, den OSG mit der Kanzlerin zu verbinden… (Wenn es das Netz hergibt, warum nicht ;-)) aber die Drohne oder den KpfPz in seinem Gefechtsraum, die sollte er schon ansprechen können… und daraus entstehen dann neue Möglichkeiten….on the fly, durch Smart People…..Von mir aus auch mit aus Best practices entstandenen Mission threads, aber bitte nicht saspf konform vor konfiguriert. .. Wie sagen meine Söhne, da gibt es eine App.
Und ob die Bw/USA unter Stromaus in den 70er /80er Jahre hätte operieren können, den Beweis ist uns die Geschichte schuldig geblieben… (Gottseidank)
@all
Kann mir mal bitte ein User erklären was so schwer daran sein soll ein interoperables System TSK übergreifend auf einem „NATO-Standard“ zu implementieren ?
Oder gibt es eben diesen NATO-Standard gar nicht ?
In weiten Teilen meiner Erfahrung redet US nicht mit uns wenn wir nicht „secure“ können …
Wellenlängen etc sind alle bekannt … US schafft es auch völlig interoperabel von Airforce über Army zu Navy und Marines …
Da ich nicht an heidnische Götterhandlungen glaube würde ich es einfach mal versuchen wollen zu verstehen … Danke !!!
Ich habe 2010 nach einem AFG Einsatz meinem Kdr gemeldet, dass ich lieber mit Lochkoppel95 und G3 in Kireg ziehe, wenn ich dafür ein anständiges Funkgerät habe, m it dem ich alle erreiche, die mir helfen können. Der Artikel spricht mir aus der Soldatenseele. Schon 2005 auf dem Balkan war es zum schämen.
Um mal zurück zum Bericht zu kommen: 34 Dienstposten sind eingerichtet. Klingt gut. Bleibt die interessante Frage: Wieviele davon sind denn schon besetzt, d.h. arbeitsfähig?
…und das Drama geht weiter….
Vor ein paar Tagen fragte ich mich, was denn die Truppe noch an „mobilen Fernmeldekräften“ für die „klassische Landesverteidigung“ hat!
Mir klingeln vor lauter IP-IP-Netzwerktrommelfeuer die Ohren, wenn ich an Stromausfall (oder gegnerische Lähmung) denke…
Der obige Artikel ist erschreckend, beschämend und absolut richtig!
Stellt man die Frage warum nicht an vorhandenen Systemen (auch anderer Nationen) gedacht wird, erntet man als Laie dazu nur Gelächter.
Ich durfte in einer längeren Periode mit Geräten der PRC-Familie (112G/148/152/153) arbeiten und konnte diese damals nur als erste Wahl am Boden für mich erkennen…
(ja ich weis….PRC 112 = Notfunkgerät)
Mann braucht keine „Batterie an Comms“, wenn es (ManPack) Geräte gibt die weite Bereiche abdecken können ;-)
@SER 17:43
Ganz so interoperabel sind auch die USA nicht, nicht mal innerhalb einer Streitkraft. Da wird auch in die Trickkiste gegriffen, um verschiedene Funkstandards zusammenzubringen. Für AFG hat man mehrfach auf die WB-57 der NASA (ja, NASA, nicht NSA, und tatsächlich eine B-57…) (hatte die Luftwaffe ja auch mal, bis 1993) zurückgegriffen, die geleased und mit ziviler Kennung bepackt mit Kommunikationstechnik als „battlefield airborne communications node“ fungieren mußten, um den Funkverkehr Boden-Luft und zwischen verschiedenen Flugzeugtypen der US Air Force „zu dolmetschen“. Hat natürlich auch geholfen, daß die WB-Ausführung sehr hoch und sehr lange über dem Hindukusch fliegen kann, von wegen Standzeit, Funkreichweite und Überwindung des Funkschattens in den Tälern.
https://theaviationist.com/2013/02/08/wb57-heading-to-afghanistan/#.URVMlVr2K8U
@ Mitleser
Ja danke für den Link und akzeptiere das es da mal was gibt was mal nicht so 100% geht !
Dennoch erkennt man das ganz pragmatisch und löst es für die Truppe recht schnell …
Bleibt weiterhin meine Frage bestehen was so schwer sein soll ein interoperables Grundgerüst an COMMO aufzustellen TSK übergreifend und kompatibel zu Herrn NATO … secure und plain …
Gibt da auch bestimmt irgendeinen STANAG zu ;-)
Nach den Darstellungen die Frage:
Wofuer bezahlt der Steuerzahler nun Frau Dr Suder?
(Wenn nicht auch Frau Dr vdLeyen?)
Wie machen es Frankreich und die Niederlande? Besonders FRA hat drei starke Waffengattungen mit ständig wechselnden Einsatzparametern…
SER | 02. November 2016 – 18:36
Klar gibt es einen Standard, wenn Sie z.B. an den NH 90 denken: SDIP 27 & 29. Wird alles erfüllt, gibt es die NATO Akkreditierung.
Die NATO Akkreditierung wird übrigens von der USA NSA ausgesprochen.
Bei der NATO spricht man von cipher/plain (Klugscheißermod aus)
„Dennoch erkennt man das ganz pragmatisch und löst es für die Truppe recht schnell “ denken Sie da an das 5th Radio von AFG?…vielleicht auch für Mali….
Als ehemaliger Fernmelder weiß ich um diese Probleme schon seit 2005.
Das hat doch wieder jemand die letzten 11 Jahre gnadenlos gepennt.
Meiner Meinung nach mal wieder Geld an falschen Stellen ausgegeben und nicht in wichtige Dinge investiert.
Wenn ich schon wieder lese „Neue Funkgeräte entwickeln“ bekomme ich zu viel.
Guten Abend ,
ich war selber drei Jahre in der Rüstung fütr einen Aufgabenbereich tätig und muss sagen, dass die meisten Rüstungsvorhaben durch das damalige BWB/heutige BAAINBw durch mangelgende Bearbeiter in die länge gezogen wurden.
Es gab Projekte die geschoben wurden da es nur einen Sachbearbeiter gab und der natürlich nicht alles machen kann.
Aber es ist all die Jahre immer das selbe gewesen…die Truppe und Rüster haben ihre Aufgaben gemacht und in den enstprechenden Abteilungen blieb es liegen und wurde geschoben….aufgrund fehlenden Personal und der entsprechenden Fachkenntnis.
Für entsprechendes Fachpersonal muss Geld in die Hand genommen werden und das tut man nicht.
Vielen Dank für diesen Weckruf, Herr Wiegold.
Ein Glück hat die (heimische) Wehrindustrie nicht schon vor Jahren Satzausstattungen von C4I-Komponenten (InfoVerarbeitung & InfoÜbertragung ganzheitlich betrachtet und mittels SW, HW, Integration, logistischer Versorgbarkeit und Jointness/Combinedness-Interoperabilität) als CGM-Ware angepriesen und wurde vertröstet. SVFuA ist da nur ein kleiner Baustein, der aufzeigt wie sehr die HHM-Generation in Diskrepanz zur zeitlichen Bereitstellung steht.
Ich tippe nun auf hektische Betriebsamkeit im BMVg: Erst mal braucht man eine gründliche Durchleuchtung der Projekte durch einen Consultant. Und dann natürlich noch eine „neutrale“ Studie der IABG und Fraunhofer.
@Florian Kling: Ich möchte der Form halber noch auf die Projektierungen zum MKK und QUAKSBw hinweisen, die Teilfunktionalitäten des KommServerBw ablösen.
An SVFuA wird nun mit der vorangegangenen Studienphase seit mindestens 10 Jahren rumgedoktort. Es ist eben physikalisch nicht so simpel ein Eier-legendes-Wollmilch-Radio für die unterschiedlichsten Bandbreiten und Wellenformen inkl. Rot/Schwarz-Trennung zu basteln, um allen spezifischen Anforderungen gerecht zu werden.
Nein, es gibt eben nicht nur „den einen Standard“ sondern diverse in Abhängigkeit von der Nutzungsart und dem Einsatzzweck, die ich dann bei einem solchen Gerät berücksichtigen muss.
Da stellt sich dann schon manchmal die Frage, ob ein Mix aus verschiedenen Funkgeräten zwar vielleicht auf den ersten Blick für den Nutzer nervig ist, aber doch unter Zusammenrechnung aller Parameter nicht flexibler, kostengünstiger, schneller verfügbar und einsatztauglicher ist.
…und wieder will man eine Eierlegende Wollmilchsau. Es gibt eben keine störungsfreie und abhörsichere Funkverbindung. Genau deshalb gab es kabelgebundene Kommunikation.
Wenn nichts mehr geht geht sie noch.
Hightech Gerät ist toll, wenn man es zur einsatzfähigen Verfügung hat, wenn nicht, muss es immer noch sichere Geräte geben. Mit zunehmender Übertragungsrate und Entfernung wächst die Störbarkeit, als muss man im Notfall mit beidem eben runter.
Luxus muss man sich im Krieg eben leisten können.
@Fux: Zustimmung bis zu dem Punkt wo Handys benutzt werden und mehr Kommunikation als Kampfmittel in die Schlacht getragen werden. Des Weiteren lassen sich mit oben gegoogelten Technologien schwerlich komplexe Informationen schnell und präzise übermitteln.
Zudem ist die Chipindustrie soweit, dass hochkomplexe Kommunikation auf Smartphones passt, Lithium-Titan Batterien sind im kommen.
Also ich durfte in Todendorf und Putlos 2013 mit PRC 6809 „FUGER MULTIBAND 30-512 MHZ“ und dem RT-405 „KLEIN-FUGER MOBIL 30-88 MHZ“ experimentieren. Die Geräte hatten doch schon was drauf. Insbesondere mit Climp Com Digtal „SPRECHSATZ AKTIVGEHOERSCHUTZ MULTIFUNKTIONELL“ und drahtloser PTT (Präss Tuu Talg). Mit Fahrzeugeinbausatz erweiterbar. Aber eben immens teuer – damals jedenfalls. Und für Fla auch nur bei EvacOp vorgesehen. Und der TROI beim BAAIN, mit dem ich aZa war, war voll fit und stand seit Jahren in der Materie.
Ach so – wie die Sache bezüglich einer Beschaffung für die leFla ausgegangen ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich war nur für den einsatztaktischen Teil zuständig.
Hans Schommer
„Um mal zurück zum Bericht zu kommen: 34 Dienstposten sind eingerichtet. Klingt gut. Bleibt die interessante Frage: Wieviele davon sind denn schon besetzt, d.h. arbeitsfähig?“
Genau 4.
Erster im Dienst, ausgelastet und überfordert.
Zweiter, krank.
Dritter, Urlaub.
Vierter, Hamburger Modell.
Rest…offen.
halber Spass beiseite: Ich habe real gesehen, bei dänischen Kameraden, die hatten Kopfhörer unter dem Helm und ein Sprechknopf an der Brust (teilweise auch ohne). Ich weiss nicht wie das heisst. Aber das war sehr interessant. Alle konnten mithören. Alle konnten sprechen. Es herrschte eine „disziplinierte“ Sprechordnung. Die gesamte Gruppe im Gefecht verstand alles untereinander und die Führung hat alles mitgehört. Fhr vor Ort musste nicht rumschreien. Alles verlief ganz professionell.
„Zuerst kam der Befehl vom Fhr vor Ort,.. dann weiter die Durchführung….rein ins Gebäude, check, clear, secure…etc…..Fhr war informiert…nur das Wichtigste….und am Ende: House clear and secure……dann Info an die FOB, „all clear“…Alles war gut.
Ich weiss jetzt nicht wie das heisst, aber es war verdammt gut.
Jedenfalls, wurden damit deutlich größere Entfernungen überwunden, als mit unseren AGA „WalkiTalkies“ in praktischen Szenarien.
Es ist komisch, ich meine das nicht böse, aber ich bin fest davon überzeugt, dass die BW, in taktischen, operativen und technischen Möglichkeiten, stets ca. 20. Jahre zurückhängt. Sie agiert nicht, nein, sie reagiert und zwar immer zu spät:(
DANKE für diese Geschichte und den neuen, breiteren Aufsatz mit der ZEIT!
Während die meisten Bundestagsabgeordneten in Verteidigungs- und Haushaltsausschuss sich in symbolischen, meinungsbeladenen und am Ende unüberblickbaren Wunschkindern wie TLVS-MeADS, MKS180 oder den diversen Airbusthemen austoben, ist die Bundeswehr in der Breite in zumindest militärisch robuster Weise offline und digital abgehängt.
Die Mühen von NETOPFÜ oder gar MOTAKO mag man sich da kaum machen und doktort an den Details und Wunschkindern herum. Ganz böses Erwachen, wenn ihnen dann jemand vorträgt, dass die tollen neuen Flieger, Helis, Panzer und Infanteristen gar nicht untereinander kommunizieren können. Von Funkplänen und Verschlüsselung sowie Bandbreiten ganz zu schweigen. Das Desaster mit dem IdZ und dem Puma spricht Bände.
COTS/MOTS-Beschaffungen von „Partnern“ wie Frankreich (da kommt das Funkzeugs der Niederländer her), USA oder Israel (die Telefunken ist hier eine 100%-Beteiligung) sollte man sich aber sehr gut überlegen. Zwar sind unsere Truppen praktisch überall multinational unterwegs im Einsatz und in der Bündnisverteidigung. Aber so einige Informationen wie etwa Verlust-/Gefallenenmeldungen, Evakuierungsoperationen oder auch nur MilNachrichten-Daten aus Eloka oder Aufklärung sollten wir nicht so offenherzig und offen bzw. mit nicht in Deutschland geprüfter/entwickelter Verschlüsselung übertragen. Kann das überhaupt hier noch wer? Gewiss, wobei ein militärisch gehärtetes und robustes Funkmodul auf dem Transportlayer plus eine sehr kräftige kommerzielle Verschlüsselung für alles und jeden auf der Inhaltsebene kein Hexenwerk sein kann. Für Kenner: Multikrypto. Schon mal Sessel zurechtrücken und Popcorn klarmachen. Da fliegt auch demnächst alles auf, wenn wesentliche Luftüberwachungs- und Freund-Feind-Kennungssysteme allesamt nicht mehr mit unseren Bündnispartnern verschlüsselt kommunizieren können. Dann ist auch hier Deutschland abgehängt und elendes Entwicklungsland.
Aber gut, dass ein paar Milliarden mehr für TLVS benötigt werden und wir Panzerbrücken für einen dreistelligen Millionenbetrag bekommen. Geführt wird mit Fahnensatz und Handzeichen.
Bitte: weiter recherchieren, dranbleiben!
@Schwermetaller:
„Da fliegt auch demnächst alles auf, wenn wesentliche Luftüberwachungs- und Freund-Feind-Kennungssysteme allesamt nicht mehr mit unseren Bündnispartnern verschlüsselt kommunizieren können. Dann ist auch hier Deutschland abgehängt und elendes Entwicklungsland.“
Wie kommt es dazu? Mit Nutzungsende der SEM-Geräte?
Werden in dem Bereich nicht andere Systeme verwendet?
Wir reden hier von verschiedenen Dingen. Das Eine ist ein Gerät zur sicheren und störungsfreien Kommunikation der Soldaten im Gefecht, das Andere ist die Vernetzung der unterschiedlichen Kommunikationssysteme und Ebenen. Hier bietet zB die Firma RUAG mit dem System „ ARANEA Communication Expert“ eine Lösung zur Vernetzung verschiedenster Streitkräfte und Organisationen an und punktet durch eine intuitive Bedienung. Zudem gewährleistet sie den Aufbau einer schnellen und sicheren Kommunikationsinfrastruktur in kürzester Zeit bei autarker Stromversorgung.
Es handelt sich dabei um eine hochmoderne, interoperable Kommunikationslösung, die aktuellste IP-Technologien verwendet und einfache Analoggeräte mit digitalen Systemen untereinander verbindet und ist bereits bei anderen Nationen in Nutzung ist. Darüber hinaus ermöglicht die Lösung, Schmal- und Breitband-Kommunikationstechnologien wie Sprache, Daten und Video in heterogenen taktischen Netzwerken zu integrieren und sicher darin zu betreiben.
Wir benötigen jedoch dringend vernünftige einsatztaugliche (Robust, Störsicher, geringer Energieverbrauch, unabhängig, intuitiv bedienbar) Endgeräte für die Front.
@ UmPp
Die Dänischen Kameraden nutzen unter anderem Harris Corporation Falcon III® RF-7800S SPR und AN/PRC 152
Uschis Bundeswehr könnte nicht einmal einen Angriff von San Marino abwehren. So tief sind wir gefallen.Die Jungs sind ausgerüstet mit einer Flinte,die um die Ecke schießt,die Tornados können bei starken Wind nicht aufgetankt werden,die Helikopter stehen in den Werkstätten und die Funkgeräte sind so groß ,dass sie einen die Hosen runter ziehen. Ich war vor vielen Jahren bei der Armee und schon damals ging dort der Spruch um,der Deutsche Soldat wird nicht im Kampf erschossen ,sondern er trägt sich tot.Dazu kommt noch, dass ein Krieg nicht am Wochenende oder nach 18 Uhr ausbrechen dürfte,denn dann sind die Jungens alle zu Hause und die Soldatinnen holen ihre Kinder aus der Krippe.
@ Memoria
Thema: Veralterung von IFF-Geräten
Zitat: „Wie kommt es dazu? Mit Nutzungsende der SEM-Geräte?
Werden in dem Bereich nicht andere Systeme verwendet?“
Ja, die SEM-Geräte ist eine Fungeräteserie für Analog und Datenfunk für die Übertragung bei Bodentruppen, event. noch zur Kommunikation Hubschrauber zu Bodentruppen. Die IFF-Geräte sind Sekundärradargeräte (Flugzeugteil Transponder genannt), die für die militärischen Zwecke der Freund-Feind Kennung auf eine verschlüsselte Abfrage hin eine kurze Antwort geben oder nicht geben.
Die Überalterung der IFF-Geräte, also die Kenngeräte um Freund und Feind zu unterscheiden, wurden ind den vergangenen 40 Jahre mit dem Mark XII -Protokoll betrieben. Dies beinhaltete die Betriebsarten Mode 1 bis Mode 4 im militärischen Flugbetrieb und Mode A bis 3/C im zivilen Flugbetrieb.
Seit ca. 10 – 15 Jahren ist das Protokoll nach Mark XIIA erweitert worden und auch über ein STANAG-Dokument Nato einheitlich vorgegeben. Die aktuelle Betriebsart bei den zivilen Transpondern ( Sekundärradarverfahren) wird jetzt Mode S genannt und bei der militärischen Erweiterung zur Freund-Feind Kennung Mode 5.
siehe auch:
https://de.wikipedia.org/wiki/Sekund%C3%A4rradar
Im Flugzeugbereich ist die Umrüstung auf den neuen Standard mittlerweile weltweit erfolgt. Bei bodengebundenen Systemen die auch mit einem IFF-Gerät ausgerüstet sind eher fraglich. Also wenn eine F16 eine bodengebundene Aufklärungsstation z.B. einen Fennek im Gelände abfragen will „wer bist du ?“, ist mir nicht klar ob hier die neuen Gerätschaften schon eingebaut sind. Nachdem Mode 5 jetzt wesentlich störsicherer ist (Wide Spektrum Modulation) und verschlüsselt übertragen werden kann, kann ich mir schon vorstellen, dass hier in nicht luftfahrtaffinen Bereichen des Heeres ein großer Nachrüstungsbedarf besteht.
siehe auch:
http://www.globalsecurity.org/military/library/budget/fy2014/dot-e/navy/2014mkxiiaiffmode5.pdf
Vielleicht noch als Ergänzung zu dem vorhergehenden Kommentar der Erweiterung von Mark XII auf Mark XIIA. (Mode 4 auf Mode 5)
https://www.linkedin.com/pulse/everything-you-wanted-know-iff-mark-xii-were-afraid-ask-raman-sopory
@Georg
Wieso sollte ein Fennek einen IFF-Transponder haben?
@ Schorsch
Weil ein Fennek ohne einen IFF-Transponder nicht von einem CAS-Hubschrauber oder Flugzeug automatisch identifiziert werden kann.
Bei einem zukünftigen „Bodenlageüberwachungsflugzeugsystem“ Airborne Ground Surveillance System, dass zur Zeit als Drohnensystem für die Nato in Italien aufgebaut wird, ein unbedingtes Muss, nach meiner Meinung. Außerdem wird in dem o. verlinkten Artikel darauf hingewiesen, dass komplexere Waffenssysteme wie Air to Ground Flugkörper mittlerweile im Anflug auf ein Ziel als „last chance“ das Ziel mittels IFF nochmals abfragen können, ob es Kräfte der eigenen Seite sind.
@Soenke Marahrens | 02. November 2016 – 17:43
Wir beide haben ja über NetOpFü schon emhr als einmal die „Klingen gekreuzt“ ;-)
Viele Kommentare hier bestärken mich in meiner Auffassung, dass NetOpFü eben nicht geeignet ist „Köpfe zu vernetzen“ – insbesondere nicht in der Schlammzone des Einsatzraumes. Sie wissen, dass ich mich sehr intensiv mit dem Human Factor/Cognitive Bottleneck beschäftigt habe – das menschliche Gehirn unter Multitasking Load und unter Combat Stress (auf deutsch gesagt: mitten in der Kampfzone) hat nun eine ganz andere „Datenverarbeitungskapazität“ als der Bediener vor einer Konsole „im rückwärtigen Raum“.
Außerdem ist es eine wissenschaftlich erwiesene Tatsache, dass das Auge schneller ermüdet als das Ohr (ganz platt formuliert). Das bedeutet für die Planer einer Endgerätefamilie für die Schlammzone eine etwas andere Herangehensweise. Die wichtigste Schnittstelle um die Köpfe im Gefecht zu vernetzen scheint also das Ohr zu sein……Voice (auch „over IP“) hat zudem den Vorteil, dass man mit einer – im Vergleich zu anderen Datenformaten – relativ geringen Bandbreite ziemlich „weit kommt“. Das Ohr hat nämlich – anders als das Auge – diese wunderbare Eigenschaft, dass es „interpolieren“ kann.
@Zimdarsen hat geschrieben „Wir benötigen jedoch dringend vernünftige einsatztaugliche (Robust, Störsicher, geringer Energieverbrauch, unabhängig, intuitiv bedienbar) Endgeräte für die Front.“ Genau das ist der Punkt.
Ich kannte einmal einen „Senior Gunny“ , der mehrere Touren im Irak und Afghanistan hinter sich hatte – der drückte alles, was „von oben“ seiner Truppe als Combat Comms zugeteilt wurde in die Tonne und beschaffte in Absprache mit seinem Kommandeur und em J6 die Combat Comms des Marine Detachments auf dem „Free Military Market“.
Das ist natürlich eine „Horrorvorstellung“ für jeden NetOpFü-Dogmatiker, es ist aber eine Lesson Learnt und somit best practice sowohl der USMarines als auch der USArmy gerade im Irak und Afghanistan: der Human Factor ist der „most critical design parameter for combat comms“ sagte der Colonel eines ArtBtl, der in Desert Storm „vernetzt“ gekämpft hat.
Solang CAS Hubschrauber keinen Interrogator haben unnütz!
IFF ist zur Identifizierung fliegender Platformen entwickelt worden, nicht als Battlefiedtracker! Für Blueforcetracking gibt’s andere Systeme.
@Georg | 03. November 2016 – 9:01:
Danke. Es ging also um den Evergreen Mode 5 bzw. Mode S.
Da wird 2020 eben recht knapp. Auch schon seit 10 Jahren bekannt.
Nichts für ungut, aber das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) ist kein Institut sondern eine Bundesoberbehörde.
BG
@ klabautermann
Stimme Ihnen zu 100% bei. Könnten Sie nicht einen Think Tank gründen, der dann teuer von McKinsey aufgekauft wird? Dann würden Ihre Thesen auch ins Ministerium vordringen… :-)
Die Frage, die ich mir bei all diesem wie immer stelle ist, von welchem Appraoch geht man da aktuell heran. Von oben als „das System kann alles und jeder mit jedem und allem und Drohnen / Flieger / Boden“ oder den wirklichen Nöten derjenigen, die Kommunikation brauchen…
Im Bereich der Führungsunterstützung wird alles im IP-IP-Bereich besetzt. Das ist inzwischen alle so kompliziert, dass es nur noch wirklich Spezialisten geregelt bekommen. Von Netzplanung bis zur Konfiguration ist es ein Heiden-Aufwand.
Wenn die Bundesregierung morgen entscheidet Truppen mit Gefechtsstand nach Syrien zu senden, baucht die FüUstg mindestens 4-6 Wochen, bis der IP-Plan steht, die System konfiguriert und getestet und eingebunden sind. Dann erst kann eine Verlegung beginnen. Das hat mit reaktionsbereiter Truppe nichts zu tun. Einfach losfahren, Systeme zusammenstückeln und fertig geht eben nicht mehr. Auch wegen FüInfoSys (HAFIS), SASPF usw. ABER ist das wirklich alles notwendig?? Oder haben wir uns von der Kopf-Seite inzwischen so in Abhängigkeiten bringen lassen (auch von der Industrie), das die Machbarkeit inzwischen hin ist? Wenn wir keine SATCOM-Verbindung in die Kriegsgebiete haben, ist alles fast tot (ja wir haben landlines nach Afganistan, aber ist das der Weisheit letzter Schluss? Die Transmitter-Länger brauchen nur den Stecker ziehen… Und Raumsegmente überdauern in einem Konflikt z.B: mit RUS keine Woche).
Was ist die taktisch operative Forderung der Truppe (!!!), die das Gefecht führen muss? Einfach, stabil, kann mit Schlamm, Dreck und den Unwägbarkeiten des Gefechtsalltages umgehen? Terrorpol ist inzwischen nur noch Lagerfunk….
Aus Zeit- und Finanzgründen sollten wir uns meintwegen auf kleinere Lösungen zurückziehen, die wirklich funktionieren. Und bevor wir Millionen und Milliarden und alles ist vernetzt versenken haben wir in den GefStd dann eben wieder Drehstuhlschnittstelle. Mir fehlt bei all diesen Dingen die echte Pragmatik.
Die IP-Wolken die wir betreiben, sind kaum noch aufrechtzuerhalten, weil das Personal fehlt. Die Industrie macht das mit Ingenieuren, wir mit HptFw, die nach drei Jahren Ausbildung (nach dem Weg endlich Fw geworden zu sein) und etlichen Ausfällen auf den sehr schwierigen Lehrgängen dann nach 3 Jahren Nutzung die Bw verlassen, weil sie nicht BS werden.
Material ist nicht alles, wir brauchen auch die Man. und Brainpower das zu bewerkstelligen. Das ist bei den vorhandenen Systemem schon nur noch grenzwertig gegeben.
Es gibt genügend BestPraktice aus unseren und joined Einsätzen, Das mag des NetOpFü-lern nicht gefallen, würde aber endlich funktionieren.
Abgesehen davon, dass die Jungs und Mädels in den GefStd ab Brig an aufwärts mit den schon vorhandenen Techniken gar nicht mehr klarkommen! Die verstehen z.T. weder Zusammenhänge noch Funktionsweisen.
Man muss sich nur mal Schaltbilder der EUBG nach Erreichen der Standby-Phase ansehen. Der IT-ler kann das vielleicht noch lesen und verstehen, der Operateur hat jetzt aber so viele Dinge / Telefone / PCs, dass er der eigentlichen Aufgabe Führung nicht mehr nachkommen kann.
@Voodoo
Nun als ehemaliger Leiter des behördlich-marinierten Think Tanks WEM kenne ich die Beratungsresistenz des BMVg en gros et en detail, wenn die Beratung aus dem „nachgeordneten Bereich“ kommt – daran würde sich auch nichts ändern, wenn meine „Thesen“ von McKinsey vermarktet würden. ;-) Ich denke einmal, da hilft nur noch eine „Revolte der Generale“ der Einsatzkräfte des deutschen Heeres /SCNR
@Flieger
Es gibt eben verschiedene Ebenen der Kommunikationssysteme.
Natürlich gibt es für die Erstbefähigung Mittel und je Komplexer die Logistik wird, um so komplexer wird die Kommunikation. Da geht es den Russen nicht anders.
Die Frage ist, wann setzt man wo was ein!
Natürlich gibt es auch für komplexe Systeme mili Lösungen.
Z.B. die All-IP Access-Nodes wie sie die Schweiz einsetzt. Sie sind auf die NATO TACOMS-Architektur für Wide- und Local Area-Netzwerke und mobile Subsysteme ausgerichtet. Dazu zählen Funk-Access Points, die die Interoperabilität mit externen Stellen, strategischen- und Legacy-Netzwerken gewährleisten.
@Flieger
Schönen Dank für diesen Kommentar – besser kann man die Komplexitätsfalle, in der sich die BW befindet, nicht beschreiben.
„Absolutistischer“ Geschäftsführungs-Dogmatismus, der jedwede Empirie aus der „Werkstatt“ schlichtweg ignoriert , führt eben zumeist früher als später in die faktische Insolvenz, die der Aufsichtrat politisch nur noch verschleppen, wenn man nicht die Kraft aufbringt die Betriebswirtschaftdogmatiker in der Geschäftsführung zum Teufel zu jagen und den Praktiker und Pragmatiker im Fertigungsbereich mehr Kompetenzen zuweist.
@Flieger @Klabautermann
Da bekanntlich „der Krieg der Vater aller Dinge ist“ und wir gottlob weder Erfahrung noch -leider- LernWIILIGKEIT dazu haben, ist es wie es ist.
Karfreitagsgefecht u.s.w reicht offenbar nicht aus, bodengebunden zu reagieren.
Was mich immer wieder erstaunt, alle in der „absolutistischen Geschäftsführung“ waren zuvor irgendwann auch in der Schlammzone.
Korrumpiert Stabs/Amtstätigkeit?
Schorsch | 03. November 2016 – 10:10:
„Solang CAS Hubschrauber keinen Interrogator haben unnütz!
IFF ist zur Identifizierung fliegender Platformen entwickelt worden, nicht als Battlefiedtracker! …“
Genau so ist das. Da ist Georg unserer Zeit schon sehr, sehr weit voraus. Und seine Vorstellung von Zweckbestimmung und Funktionsweise des derzeit gebräuchlichen IFF noch nicht in unserer Wirklichkeit angekommen.
Was anderes wäre es, wenn wir uns hier explizit über die Möglichkeiten von Link 16 unterhalten würden. das ist aber eine ganz andere Welt.
Hans Schommer
klabautermann | 03. November 2016 – 12:00 ….
„Absolutistischer“ Geschäftsführungs-Dogmatismus, der jedwede Empirie aus der „Werkstatt“ schlichtweg ignoriert , führt eben zumeist früher als später ….“
Danke schön dafür werter Klabautermann, das ist wirklich schön formuliert. Gestattenn Sie mir bitte, das zu verwenden?
Ich komme gerade von einer Brigadeübung wo der Funk eines der Hauptprobleme war. Aufklärungsergebnisse wurden mit dem Privathandy an gmail-Adressen verschickt damit überhaut ein Lagebild vorhanden war. Mit der dienstlichen Ausstattung hätten wir am ersten Tag wieder zusammenpacken können. Traurig aber wahr.
@Edgar Lefgrün
Be my guest ;-)
Paul | 03. November 2016 – 13:03
„Ich komme gerade von einer Brigadeübung wo der Funk eines der Hauptprobleme war. Aufklärungsergebnisse wurden mit dem Privathandy an gmail-Adressen verschickt damit überhaut ein Lagebild vorhanden war. Mit der dienstlichen Ausstattung hätten wir am ersten Tag wieder zusammenpacken können“
damit ist die Bottom-Up-Lösung doch bereits gefunden. Die BW richtet sich eine eigene WhatsApp-Gruppe ein (oder macht jede Brigade ihre eigene?) und feddich. Muss halt nur irgendwie sichergestellt sein, dass im Einsatzgebiet GSM/UMTS/LTE oder was auch immer per Funkzelle verfügbar ist. Oder besser noch: Einsätze passieren eben nur dort, wo auch Funkzellen stehen. Gibt dann noch ein paar Probleme mit der Priorisierung des Netzverkehres, damit die BW auch dann kommunizieren kann, wenn nebenan ein paar Chantals die Videos vom letzten Komasaufen hochladen. Wäre aber lösbar, wenn die Politik mitspielen würde.
(das SCNR spare ich mir mal, sollte auch so klar sein).
Aber mal im Ernst: welchen Sinn hat eine solche Übung, wenn man mit Ressourcen arbeitet, die im Ernstfall mit größter Sicherheit einfach „weg“ sein werden??
„Was mich immer wieder erstaunt, alle in der „absolutistischen Geschäftsführung“ waren zuvor irgendwann auch in der Schlammzone.
Korrumpiert Stabs/Amtstätigkeit?“
Schwer zu sagen, aber solange im BMVg der Geist eines „Wir sind hier nicht die Bundeswehr, wir leisten uns eine Bundeswehr“ durch die Flure zieht, bekommt man einen Eindruck, wie schwierig die Pflänzchen „Gesunder Menschenverstand“ und „Truppenerfahrung“ dort gedeihen… und das gilt nicht nur in Sachen „Funkverbindung“!
Zurück zum Thema: als gelernter „Angriffspfeile-Maler“ (FGG 3) habe ich mir sehr früh an den Hacken ablaufen dürfen/müssen, dass ohne Verbindung (und Logistik) alle Taktik NICHTS ist!
Man kann also die Bedeutung dieses zugegebenermaßen „unsexy“ Themas gar nicht hoch genug einschätzen!
Paul | 03. November 2016 – 13:03
Damit ist doch der Sinn einer Übung kontakariert.
Die Frage ist nicht zynisch gemeint.
Hat die BW ein System von Meldern, Kurieren etc. bzw. Pläne für sowas wenn „höhere “ Kommunikation nicht funktioniert oder kompromitiert ist?
Tja, jetzt fehlt noch der kernige Spruch „Train as U fight and fight as U train“ /SCNR
@ThoDan | 03. November 2016 – 14:16
Die Frage ist nicht zynisch gemeint.
Hat die BW ein System von Meldern, Kurieren etc. bzw. Pläne für sowas wenn „höhere “ Kommunikation nicht funktioniert oder kompromitiert ist?
Kurze Antwort: NEIN (und dazu braucht man kein Whistleblower zu sein)