Ein Blick auf die ILÜ 2016
Die Informationlehrübung Landstreitkräfte, kurz ILÜ, ist hier schon heftig in der Diskussion (bisschen erstaunlich; diese ILÜ(s) gibt es seit Jahren, aber irgendwie war da früher weniger Debatte). Was in diesem Jahr neu und damit auffällig war: Erstmals war der Sanitätsdienst mit eingebunden und musste sich der Herausforderung stellen, den begrenzten Einblick in einen Operationssaal und ähnliches für zuschauendes Publikum zu öffnen. Ach ja, und der Puma war dabei. (Dazu ist im jüngsten Puma-Thread aber auch schon ’ne ganze Menge gesagt worden.)
Immer ein bisschen runter in der Darstellung fallen die Logistiker und Instandsetzer, in diesem Fall konkret: die Spezialpioniere der Streitkräftebasis. Dabei haben die ein grandios wimmelndes Feldlager Logistik hingelegt, überall Action.
Und der Kommandeur des Spezialpionierregiments 164 aus Husum, Oberst Thomas Groeters, fand auch die deutlichsten (öffentlichen) Worte an diesem Tag: Die Ausstattung seiner Truppe, vor allem mit Spezialfahrzeugen, entspreche weder dem level of ambition der Bundeswehr noch den erwartbaren Anforderungen in Einsätzen. Das dürfte er kaum ohne Abstimmung mit seinem Inspekteur gesagt haben.
Mehr Bilder von mir gibt es hier auf Flickr (leider war das Wetter an dem Tag ein bisschen grau…), Fotos von der Bundeswehr auf Flickr hier; und hier die Web-Sonderseite der Bundeswehr zur ILÜ 2016.
(Und ich muss neidlos zugestehen, dass ich es einfach nicht hinbekommen habe, den feuernden Puma so zu fotografieren wie Oberfeldwebel Phillip Neumann hier. Respekt.)
Nachtrag: Vom Gefechtsschießen in Bergen gibt es ein Video, eineinhalb Stunden lang (danke für den Leserhinweis). Wer schauen möchte:
(Direktlink: https://youtu.be/Hu13J1yafko)
Der Wechsel war 1985, die Heeresoffiziere kamen 1988 an der Uni an.
@Memoria/Koffer Gäbe es denn genügend ZgFhr Stellen im Heer um zum alten System zurückkehren zu können?
(Unter Beibehaltung von Fw als ZgFhr?)
@Soenke Marahrens:
Auch im alten System mit 39 Monaten bis zum Studium geht es nicht ausschließlich um die verfügbaren Zgführer-Stellen im Heer, da die Offizieranwärter und Offzieranwärter ja auch während Ihrer Praktika vor dem Studium auf Schülerstelle geführt wurden. Das Problem lag woanders. Es ging darum, Ihnen in ihren kurzen Praktika die Möglichkeit zu verschaffen ausreichend und die richtigen Erfahrunge zu sammeln.
Bereits mit der Scharping Reform von 2001 wurde es in manchen Truppengattungen zunehmend schwierig, einen ganzen Jahrgang vor dem Studium im Truppenpraktika adäquat, sprich dienstgradgerecht zu beschäftigen. Ich erinnere mich da z.B. an 3 bis 4 Oberfähnriche in jeder Batterie des Bataillons und einem BtlKdr der zunächst davon träumte sie alle als Zugführer incl. Übernahme des Materials (FlakPz) verwendet zu sehen. Das bei 2 Zügen pro Batterie. Erschwerend kam hinzu, dass die OFR/Lt ja kaum länger als 2 bis 3 Monate am Stück verfügbar waren, da zusätzliches Praktika in Aachen für die techn. Studiengänge, Pfiff-Maßnahme, Urlaubsabbau im erheblichen Umfang vor Studienbeginn und der OL an der OSH. So macht die Übernahme eines Zuges kaum Sinn und man versuchte Sie mit Planung/Durchführung größerer Ausbildungsvorhaben zu fordern, mit den selben Problemen. Sie konnten somit entweder ein größeres Vorhaben ausplanen (z.B. Gefechtsschießen, TrÜbPl Aufenthalt) aber nicht durchführen oder konnten durchführen, was jemand anders komplett ausgeplant hatte. Beides sehr suboptimal.
Fairerweise muss man bemerken, dass dem ein oder anderen in der Truppe die Wegnahme der zusätzlichen Belastung „Offiziere vor dem Studium“ wohl ganz recht kam, war halt die übliche Forderung „schickt uns keine Zauberlehrlinge sondern ausgebildete Offiziere“. Die kriegt man nun, allerdings können die halt auch nicht mehr (in einigen Bereichen sogar weniger) als die alten Zauberlehrlinge.
Womit wir den Kreis wieder zur ILÜ schließen können. Die ILÜ ist nicht das Problem und ist den Aufwand wert. Allerdings passt sie nirgends in eine völlig modularisierte, auf den Kopf gestellte Offizierausbildung hinein, die von Personalführer (oder sagen wir lieber Personal- und Vakanzenmanagern) aus sicherer Entfernung zur OSH und der Truppe verwaltet wird. Die ILÜ gehört eigentlich an das Ende (dort war sie ja im alten System, als Teil des OL an der OSH nach vollständiger Truppengattungsausbildung), also noch hinter den OL 3 an der Truppenschule, der ja sicherheitshalber hinter dem OL2 liegt, welcher den Abschluss der truppengatttungsübergreifen Taktikausbildung, einschl Gefecht/Einsatz verbundener Waffen/Kräfte, bildet.
Alles irre und von der Methodik her ein Wahnsinn. Nichts ist´s mit „vom Leichten zum Schweren“ oder „Einfachen zum Komplexen“.
@Soenke Marahrens | 17. Oktober 2016 – 13:08
Ja und nein.
Züge mit ZgFhrOffz gäbe es genug und könnten mit einer Verwendung als KpChef-naher/KTF-naher EinsOffz außerdem unterstützt werden (wenngleich das aber auch gar nicht notwendig ist, wegen der DPäK/zbV Schüler-Regelung –> siehe @FlaOffz).
DERZEIT ist das Problem allerdings die mangelnde Befüllung vieler Züge mit Landsern und/oder Material.
Allerdings sollte man m.E.n. eine Offizierausbildung nicht nach derzeitigen Ressourcenproblemen konzipieren. Vor allem, weil es ja für die OLt nach dem Studium die gleiche Problematik gibt.
Angesichts des langfristigen Charakters der Umstellung, wird sich bis einen Reform „truppenwirksam“ würde hoffentlich sowohl an Mensch, als auch an Material etwas verbessert haben :)
@mackiavelli @jungchen
Auch ich war in der vergangenen Woche an der ILÜ (und nach dem Lesen der Kommentare gewinne ich den Eindruck, dass dies auf die meisten Kommentatoren zutrifft, sind hier alle auf dem OL2 oder LGAN/LGAI?).
Vor allem @jungchen stimme ich voll und ganz zu, dass vor allem der erste Tag (und auch der folgende Vormittag) sehr informativ waren, natürlich war das Gefechtsschießen als Höhepunkt insofern weniger informativ da jetzt die verschiedenen Fähigkeiten im Zusammenspiel als „großes Ganzes“ gezeigt wurden.
Oberst Groeters wurde bereits angesprochen, ebenso wurde vor dem Schießen deutlich gesagt dass die Fähigkeiten des System und entsprechend der Ausbildungsstand am Puma sehr limitiert sind. Zudem gab es mE viele Stationen in denen man ins Gespräch kommen konnte und hierbei auch deutlich erfahren hat, was eben machbar ist und real im täglichen Dienst und was nur für die ILÜ gestellt wird.
Deshalb finde ich die ILÜ (inkl. San und SKB) insgesamt sehr sinnvoll, und sei sie nur als Vorführung für die FüAk (und danach mit jungen Offz aufgefüllt ;), weil hier eben ein Gesamtbild erzeugt wird, das natürlich als solches neu ist für die Teilnehmer OL2. Aber auch für die ältere Generation welche nur ihre Truppengattung kennt denke ich mir einen ähnlichen Effekt.
Und wenn das Heer gefordert (oder überfordert) ist, auch mit dem Material, dann ist nicht die ILÜ das Problem sondern die Personalausstattung und die Materialausstattung. Zudem ist für alle Beteiligten ein gewisser Übungs- und Trainingseffekt vorstellbar. Mit diesen Bildern werden wir (die bereits alle den OL1 bestanden haben) den OL2 bestreiten, und mMn ist der Zeitpunkt am Anfang des OL2 sinnvoller als am Ende. Der folgende OL3 bildet dann vor allem allgemeinmilitärisch, dann truppengattungsspezifisch aus, und danach sollten in der Truppe regelmäßige Übungen stattfinden. Das wäre der Königsweg.