Industrie legt Angebot für neues Luftverteidigungssystem vor

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Rund fünf Monate später als erwartet hat der Lenkflugkörperhersteller MBDA sein Angebot für das künftige deutsche Luftverteidigungssystem TLVS (Taktisches Luftverteidigungssystem) eingereicht. Das neue System, basierend auf der Entwicklung des – nicht realisierten – amerikanisch-deutsch-italienischen Projekts MEADS (Medium Extended Air Defense System) soll bei der Luftwaffe das bisherige Patriot-System ersetzen.

Aus der Mitteilung von MBDA:

MBDA Deutschland GmbH hat am 28. September 2016 das Angebot für die Entwicklung des zukünftigen deutschen Taktischen Luftverteidigungssystems (TLVS) an das BAAINBw (Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr) übermittelt.
„Das Angebot ist das Ergebnis einer detaillierten Analyse und intensiver Verhandlungen mit unseren Lieferanten. Es basiert auf der Angebotsaufforderung, die wir Ende Februar 2016 erhalten haben und ist Grundlage für die Vertragsverhandlungen mit unserem deutschen Kunden“, sagte Thomas Gottschild, Geschäftsführer von MBDA Deutschland. Das gemeinsame Ziel von Industrie und Kunde ist die parlamentarische Befassung im Frühjahr 2017.

Das MEADS-basierte TLVS kann zur Landes- und Bündnisverteidigung und zum Schutz der Truppen im Einsatz verwendet werden. Besondere Eigenschaften des Systems liegen in der 360-Grad-Abdeckung, der offenen System-Architektur und „Plug & Fight-Fähigkeit“, die eine Ankoppelung weiterer Sensoren und Waffensysteme gestattet, sowie der schnellen Verlegbarkeit. Außerdem kann das Luftverteidigungssystem im Vergleich zu eingeführten Systemen mit deutlich niedrigeren Kosten in der Nutzung und mit weniger Personal eingesetzt werden. Es ermöglicht der Luftwaffe darüber hinaus ein bisher nicht verfügbares Maß an Interoperabilität mit den Bündnispartnern.

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte in einem Gespräch mit Reuters, das Angebot werde nun sorgfältig geprüft: Wir werden es angesichts der unvermeidbaren Entwicklungsrisiken dieser Hochtechnologie sehr gewissenhaft prüfen, bevor es in einen Vertrag gegossen werden kann.

Die Verzögerung hatte sich bereits im Juli abgezeichnet. Ursache dafür sollen nach unbestätigten Gerüchten unter anderem Kooperationsprobleme zwischen MBDA als deutschem Auftragnehmer und der US-Firma Lockheed Martin gewesen sein, die für Teile des Systems verantwortlich ist.

Unterdessen hat der Hersteller des Patriot-Systems, das US-Unternehmen Raytheon, offensichtlich die Hoffnung nicht aufgegeben, trotz der deutschen Entscheidung für ein TLVS auf MEADS-Basis von MBDA mit einer Weiterentwicklung seines Flugabwehrsystems doch noch zum Zuge zu kommen. Raytheon erreicht weiteren TLVS-Meilenstein überschrieb das Unternehmen seine ebenfalls am (heutigen) Donnerstag veröffentlichte Pressemitteilung.

(Foto: TLVS-Demonstrator von MBDA – Firmenfoto)