Vergessener Konflikt, unbekannter Einsatz: Krisenherd Westsahara
Vier (unbewaffnete) deutsche Soldaten sind derzeit an der UN-Mission MINURSO für das Referendum in der Westsahara beteiligt. Eine Mission, die seit Jahrzehnten läuft : Eigentlich hatte sie schon vor 25 Jahren ein Referendum in der ehemaligen spanischen Kolonie organisieren sollen, die von Marokko beansprucht und weitgehend kontrolliert wird (schon in den 1990-er Jahren waren dort deutsche Bundespolizisten in der UN-Mission eingesetzt).
Regelmäßig heißt es in den Meldungen des Verteidigungsministeriums, dass es in dieser Mission keine berichtenswerten Ereignisse gebe. Das kann sich möglicherweise bald ändern, und nicht zum besseren, wie der österreichische Standard berichtet:
Der über 40 Jahre alte Konflikt um die „letzte Kolonie Afrikas“ droht erneut aufzubrechen. Lange nicht mehr war Krieg in der Westsahara so nahe wie dieser Tage.
Panzer rollen durch jene Teile der Region, die seit dem Ende der spanischen Kolonialherrschaft 1975 von Marokko besetzt sind. In jenen Gebieten, die von der Befreiungsbewegung Polisario gehalten werden, rüsten sich die Kämpfer für einen möglichen Überfall durch die marokkanischen Truppen.
Den ganzen Bericht gibt es hier: Panzer rollen: Das Säbelrasseln in der Westsahara wird lauter
(Archivbild 2010: MINURSO ceasefire monitoring patrol, Oum Dreyga, Western Sahara – UN Photo/Martine Perret)
„Dazu liegen uns keine eigenen Erkenntnisse vor“
Ich höre es schon, klar und deutlich.
Der Status dieses Stückchens Erde ist ja nun schon so lange ungeklärt, das er teilweise schon fest als weißer Fleck in einigen Landkarten auftaucht.
Das längste Minenfeld der Welt.
Nicht zeitlich, sondern geografisch. 2.500 Kilometer vor dem „Marokkanischen Wall“ entlang, der sich vom Inneren Marokkos entlang der marokkanisch-algerischen Grenze und dann entlang den von Marokko kontrollierten Gebieten Westsaharas bis zur Atlantikküste zieht. Plus ein respektabler Grenzzaun mit Sandwall und Stacheldraht.
(BTW, falls mal wieder jemand behauptet, man könne Grenzen nicht sichern – Marokko hat die ganzen 3.000 km langen Grenzanlagen allein in weniger als 5 Jahren aus dem Boden gestampft… Mal rein so als technischer Fakt.)
Fairerweise sollte man erwähnen das in der Wüste, mitten im Niemandsland nur wenige Menschen gibt die versuchen die Grenze zu passieren.
Ein Minenfeld rund um die EU wäre etwas heikel, denke ich.
Meine Einschätzung: Rekrutierungspotential für Daesh, auch wenn die Anhänger der POLISARIO eher weltlich orientiert sind.
Aber man darf die vier Flüchtlingslager in TINDOUF nicht vergessen.
Zumindest aber potentieller Rückzugsraum.
@SvD
Lassen Sie sich nicht von der Geografie täuschen. Die Grenze zwischen Marokko und POLISARIO ist kein Selbstläufer. Abgesehen von naturgegeben notwendigen Wartungsarbeiten wird der Grenzwall von Marokko aktiv bewacht, mit Patrouillen und festen Camps, weil die POLISARIO schon lange die Fähigkeit entwickelt hat, durch die Minenfelder an den Wall zu kommen und weiter in das marokkanisch kontrollierte Gebiet hinein, auch wenn sie es nicht permanent tut und wir hier außerdem nur wenig Nachrichten aus der Gegend bekommen. Der Konflikt hat wie viele andere auch seine Phasen mit viel oder wenig Aktivität der Konfliktparteien.
Erinnert sei auch an den Abschuss des deutschen Forschungsflugzeuges „Polar 3“ durch die Polisario 1985 mit einer Rakete ( ! ) in 2700 m Flughöhe.
https://de.wikipedia.org/wiki/Polar_3
Und in einem Bericht zu der damaligen Antarktis Forschungsmission hieß es:
https://antarktis.ch/2000/01/01/ganovex/
Hallo, Ereignisse in der Westsahara sind seit Lageverschärfung auf dem offiziellen Schirm, keine Sorge. MINURSO Überlebensfähigkeit ist wieder sichergestellt, Marokanische Armee sichert und unterstützt. Nur die Mitarbeiter Zivil müssen noch im Exil auf Gran Canaria verweilen. Ein Schelm wer da denkt Marokko wollte Druck auf die jetzt angestandene Mandatsverlängerung 07.04. nehmen… Wir sehen aufmerksam hin, derzeit alles ruhig. Grüße aus Potsdam
@Seepferd84
Aber gerne keine Sorge. Nur dass den Parlamentariern und der Öffentlichkeit immer gesagt wird, da gebe es nichts Berichtenswertes… das ist ein bisschen merkwürdig?
@Mitleser
Es klang so als wollten sie die EU Außengrenze mit diesem Todesstreifen in der Wüste vergleichen.
Die Menge an Leuten die die Grenze passieren wollen ist halt vergleichsweise gering im Gegensatz zur EU Außengrenze ;-)
@T.Wiegold
In einer Krisenregion kriselt es, für einige ist das nicht der Rede wert.