Schlechte Nachricht für die Marine: Maschinenschaden auf der ‚Karel Doorman‘
Das ist eine schlechte Nachricht nicht nur für die niederländische Marine, sondern auch für die Bundeswehr: Das größte Schiff der Königlichen Marine, das Unterstützungsschiff Karel Doorman, hat einen massiven Maschinenschaden – und noch ist unklar, ob das Joint Support Ship in nächster Zeit mit nur einem der beiden dieselektrischen Antriebsaggregate weiter fahren kann oder für acht Monate in die Werft muss. Die Verteidigungsministerinnen der Niederlande und Deutschlands hatten erst vor kurzem eine Kooperation vereinbart, mit der das Schiff auch mit dem Seebataillon der Deutschen Marine genutzt werden kann. Möglicherweise wird daraus in diesem Jahr nichts mehr.
Die Mitteilung des niederländischen Verteidigungsministeriums vom (heutigen) Dienstag (mit Übersetzungshilfe von Bing):
An einem der zwei Haupt-Elektromotoren der Karel Doorman ist ein Schaden entstanden, der den Austausch erforderlich macht. Das ist eine grundlegende Operation, die etwa acht Monate dauert. Ministerin Jeanine Hennis-Plasschaert informierte darüber heute das Parlament.
Der Schaden entstand am 10 März auf See. Das Versorgungs- und Unterstützungsschiff kehrte zurück in den Heimathafen Den Helder, danach folgte eine erste Prüfung.
Wodurch der Motor beschädigt wurde, wird ein Kontrollausschuss untersuchen. Das Verteidigungsministerium appelliert an die vom Lieferanten im Vertrag erklärte Garantie, den Schaden anzuerkennen. Das Ministerium prüft auch, ob die Karel Doorman mit nur einem Haupt-Elektromotor einen Teil des geplanten Fahrtprogramms durchführen kann.
Die niederländische Ministerin Jeanine Hennis-Plasschaert und ihre deutsche Kollegin Ursula von der Leyen hatten die Absichtserklärung, die den Deutschen Zugriff auf die Karel Doorman gibt, erst Anfang Februar unterzeichnet. Kern der Zusammenarbeit: Die Niederlande bekommen Hilfe beim Betrieb eines Schiffes, das ihnen eigentlich zu teuer ist. Und die Bundeswehr bekommt Zugriff auf ein Joint Support Ship, das sie gerne hätte, derzeit aber nicht finanzieren kann. Im März hatte das Seebataillon in Warnemünde auf dem Schiff geübt.
Nachtrag 7. April: Eine Pressemitteilung der Marine dazu:
Ungeachtet des Schadens an einem der beiden Hauptantriebsmaschinen des Unterstützungsschiffes „Karel Doorman“ schreitet die Vertiefung der Kooperation zwischen der Deutschen und der königlich-niederländischen Marine wie geplant voran.
Die nächste gemeinsame Übung mit dem Seebatallion findet während des Manövers BALTOPS 2016 auf dem amphibischen Transportschiff „Johan de Witt“ im Juni dieses Jahres statt.
(Archivbild: Die Karel Doorman am 24. Januar 2015 vor dem Hafen von Den Helder – defensie.nl/Keesnan Dogger)
Im Datenblatt steht nicht wer die Motoren zugeliefert hat, die Diesel sind von Rolls-Royce (4 Bergen B32:40V12Aund ein B32:40L6A ) die Elektromotoren stammen von Converteam (heute GE Power Conversion).
Die Firma liefert auch den Antrieb für die Queen Elizabeth Flugzeugträger der Royal Navy.
Kopie Pressemitteilung (seit Umfirmierung nicht mehr auf der Unternehmensseite zu finden)
http://www.shippipedia.com/converteam-chosen-to-equip-karel-doorman/
wie heißt der schöne Spruch:
„EIN Schiff ist KEIN Schiff“….
… was damit mal wieder bewiesen wäre.
@F28:
+1
Trennung:
Immer wieder schön: „…derzeit aber nicht finanzieren kann.“
Die Bundeswehr kann es nicht finanzieren, weil die Politik das Geld nicht bereitstellt (oder die Notwendigkeit dafür nicht sieht). Den seit Jahren ist es seitens der Bundeswehr beabsichtigt 3 JSS zu beschaffen!
Dafür ist aber angeblich kein Geld da (Gelächter, man betrachte sich kurz mal das BIP Deutschlands) und deswegen wird unter dem Mäntelchen des zur Zeit so „en vougen binationalen Pooling and sharing“ ein halbes Schiff mitangemietet.
Und das heißt was? Wir (Poltik) wissen das ihr (Bundeswehr) es braucht, wollen es euch aber nicht bezahlen? Oder wir sind der Meinung ihr braucht es nicht, sind aber nicht in der Lage das euch deutlich mitzuteilen?
Wir brauchen es nicht? Man denke z. B. an:
1. Reduzierung Footprint (Stichwort Obergrenze Mandat) in einem Einsatzland durch
Operation von solch einem Schiff
(zB. Helikopter Task Force, ca. 300 Mann, 4 KHT + 6 NH90)
2. Möglichkeit zum schnellen Einsatz SpezKr/ SEK M aus internationalen Gewässern
Ab und zu mal eine klare Richtschnur des politischen Willens (Stichwort: Sicherheitspolititisches Konzept Deutschland, nicht Weißbuch) wäre ganz nett!
Da der Dampfer auch Bugstrahlruder hat waere der Weiterbetrieb mit nur einer Welle durchaus gerechtfertigt.
wobei mir das mit dem „Weiterbetrieb“ nicht ganz klar ist. Wenn die den Dampfer 8 Monate für eine Reparatur stillegen wollen/müssen, heißt das nach meinem Verständnis, dass sie solange brauchen, um die defekte Maschine auszutauschen:
– Decks aufschneiden
– defekte Maschine ausgraben
– neue Maschine einpflanzen (oder die alte reparieren?)
– alles wieder zubraten
Wenn sie mit einer Maschine rumfahren wollen – wann und wie soll denn dann die Reparatur erfolgen? Oder isses vielleicht so, dass der Austausch relativ schnell gehen kann, aber die 8 Monate für die rechtliche Klärung und die Beschaffung eines Ersatzantriebes benötigt werden?
Jetzt könnte noch kommen, dass die Instandsetzung etwas schneller ginge, wenn Dtl. sich finanziell beteiligt. Funk/IT-Ausstattung könnte man auch gleich mit verbessern, wir wollen ja sicher eine ordentliche Führungsplattform für die Ägäis.
Die ebenso dieselelektrisch angetriebene F125 „Baden-Württemberg“ macht übrigens gerade Werftprobefahrt.
Aber manchmal geht eben die Phantasie mit einem durch …
;-)
@f28
Von wegen ein Schiff.
Das ist richtig, denn selbst wenn ein Schiff immer ohne Pannen unterwegs ist, irgendwann muss es in die Werft und ist erst mal längere Zeit weg.
Die Niederlande haben allerdings noch die Rotterdam und die Johan de Witt. Beide älter, beide kleiner, beide nicht als Versorger ausgelegt.
Und der Wurm bei den Antriebseinheiten sitzt tief in vielen modernen Schiffen.
Die Rolls-Royce WR-21 Turnen in den britischen Type 45 Zerstörern fallen gerne aus und dann bricht das Stromnetz an Board wegen Überlastung zusammen.
Abhilfe soll ein zusätzlicher Diesel schaffen.
http://www.bbc.com/news/uk-35432341
LCS Freedom Klasse der US Navy nehmen sich antriebstechnisch auch gerne mal eine Auszeit.
http://www.dailymail.co.uk/news/article-3357454/USS-Milwaukee-breaks-towed-base-Virginia.html
http://www.defensenews.com/story/breaking-news/2016/01/21/singapore-another-us-navy-lcs-sidelined-machinery-problems/79143208/
@f28
So ist es
Hört sich nach einer massiven Havarie an. Tausch der kompletten Anlage ? So etwas liegt nicht in irgendeinem Depot rum. Und während der Instandsetzung mit einer Anlage weiter fahren ? Wie soll das denn funktionieren ? Das macht der Hersteller bestimmt nicht mit: Garantie ist keine Einbahnstrasse. Allein die Klärung der Garantiefrage wird wahrscheinlich Wochen dauern. Das Teil können wir wohl in diesem Jahr vergessen ;-(
klabautermann | 06. April 2016 – 15:17
„Und während der Instandsetzung mit einer Anlage weiter fahren ? Wie soll das denn funktionieren ?“
Würde mich auch mal interessieren. Ich weiß ja, dass die NL-Kollegen in vieler Hinsicht etwas, naja, pragmatischer sind als wir Deutschen. Aber welcher Kommandant geht denn bewusst nur mit halber Antriebsanlage in See? Da war doch was mit der „guten Seemannschaft“??
@f28 und andere: Yup, stimme auch zu. Aber vielleicht ist das auch ne Chance über eine Verbreiterung der Kooperation nachzudenken, eben über das eine Schiff hinaus.
Hab ich ja schonmal kommentiert: Dass wir eine amphibische Fähigkeitslücke und die Niederländer eine Support-Lücke haben, kann ja auch zu einer breiter angelegten Kooperation führen. Sicher wäre es in Anschaffung und Betrieb effizienter wenn die NL ein Schwesterchen für die Doorman bauen würden und wir einen 4. EGV von der Stange kaufen (zum Discount-Preis diesmal) und uns dann die Kapazitäten gegenseitig zur Verfügung stellen. Also: effizienter als wenn D jetzt anfängt JSS zu bauen.
@f28
Der Hersteller wird sagen: keine Garantie falls das Schiff weiter im Seebetrieb gehalten werden soll. Die NL Marine wird der GE Marine sagen: falls ihr das Schiff benötigt, dann keine Garantie und dann bitte Kostenübernahme durch GE…..so ähnlich stelle ich mir das vor ;-)
@Klabautermann
Ein gutes Geschäft mit einem Holländer.
Dann war es entweder kein gutes Geschäft oder kein Holländer. ;-)))
@BausC
Genau so sehe ich das auch ;-))))
ist ja noch die Frage, mit wem die NL-Marine („Holländer“) denn jetzt verhandeln müssen. Gebaut wurde der Dampfer laut wiki von der rumänischen (!) Werft „Damen Shipyards Galati“, die zur (niederländischen) Werften-Gruppe „Damen Group“ gehört. Also ist GE wohl nur ein Zulieferer. Da dürfte jetzt das große Wälzen der Vertragsunterlagen beginnen – schon OK, dafür 8 Monate anzusetzen….
Spinnerei:
Damen sagt das man ihre Entwürfe quasi weltweit in Lizenz bauen kann.
Die werden ihr Design nicht an eine Werft liefern die in Konkurrenz steht.
Diese kleine Werft in Papenburg ist keine Konkurrenz und bei dieser Werft könnte es sein, das so ein Schiff binnen 6 – 12 Monaten fertig ist.
Man könnte meinen für diese Werft sei das eine Nussschale.
Wenn man jetzt nicht mehr mit GE Power Conversion ’spielen‘ will, kann man auf Siemens umplanen.
In Spanien ist man wohl voll zufrieden mit dem Siemens System in der Juan Carlos I.
Waffen, Radar, Kampfführungssystem alles von der K130 übernehmen und gut is.
Die Welt könnte so schön einfach sein.
Spinnerei Ende.
Es ist nunmal nicht klug, im Rahmen einer Kooperation nur auf ein einzelnes Schiff zu setzten, wenn dieses ausfällt, hat man kein Schiff mehr was zur Verfügung steht. Schlecht durchdacht…doch die K.D. soll ja eigentlich auch erst ab 2017 der Bundeswehr zur Verfügung stehen, bis dahin hat man sicherlich den Maschinenschaden behoben….und vllt. macht man sich mal weitere Gedanken bezüglich der gesicherten militärische Seever- legefähigkeit !!!
@ BausC, Klabautermann
Soooooo isses…. ;-)
BausC | 06. April 2016 – 15:53
“ Ein gutes Geschäft mit einem Holländer.
Dann war es entweder kein gutes Geschäft oder kein Holländer. ;-)))“
D’accord, wenn Sie ‚mit einem‘ gegen ‚fuer einen‘ ersetzen wuerden.
@ f28 | 06. April 2016 – 15:37
‚Aber welcher Kommandant geht denn bewusst nur mit halber Antriebsanlage in See? Da war doch was mit der „guten Seemannschaft“??‘
95% der Schiffahrt besitzt nur eine PropWelle… Und Marineschiffe kommen mit einer EWelle auch easy auf cruise speed.
Die Gewaehrleistungsabsprachen sind sehr flexibel, wenn man den Kunden behalten moechte.
Andererseits spielt da vielleicht doch die Politik mit hinein?
Das theoretische Potential für eine tiefere Zusammenarbeit mit NL ist groß, weit über die Karel Doorman hinaus. Aaaaaber: Man unterschätze nicht, mit welch anderer Mentalität die geschätzten holländischen Kollegen an Aufgabenstellungen herangehen! Die schaffen ihre Projekte durchweg schneller und preiswerter und akzeptieren auch weniger als die Goldrandlösung. Wir in Dtl. stecken viel Aufwand darin, nicht entscheiden zu müssen und verbrennen viel für die Erfüllung selbst zu verantwortender Vorgaben. In der unterschiedlichen „Denke“ sehe ich den bei weitem größten Risikofaktor für eine Zusammenarbeit. Es kann noch unterhaltsam werden, das Spannungsfeld wird sich ja irgendwo entladen müssen.
@Immer_noch_interessiert | 06. April 2016 – 14:59
„Den seit Jahren ist es seitens der Bundeswehr beabsichtigt 3 JSS zu beschaffen!“
Das Thema ist doch seit einigen Wochen erledigt und endgültig (auch offiziell) zu den Akten gelegt, oder?!
@ Koffer
Die JSS sind im Januar 2016 aus der „Großgeräteliste“ gestrichen worden. Gott sei Dank …
@Koffer
Das Thema ist in der Tat durch. Ich komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.
Da schwimmt in diesen Minuten die erste von insgesamt vier 7.100 Tonnen verdängende „Fregatte“ zur Erprobung/Abnahme in der Elbmündung und mit diesem Indienststellungsprogramm ist die Marine und die maritime Industrie gut ausgelastet für die nächsten Jahre. Dat sollen die erst mal raffen.
Ich gebe zu die Frage hat nicht wirklich mit dem Artikel zu tun, aber mit der DT. Marine, vllt kann Sie mir ja jemand beantworten.
Wie ist eigl der Stand bei den Helikoptern laufen die EGV und Fregatten immer noch ohne aus? Also ich weiß, dass die Augsburg welche dabei hatte als sie im persischen Golf war, Aber war das generell oder ein Einzelfall?
Danke für die Antwort!
@klabautermann | 06. April 2016 – 17:55
„Das Thema ist in der Tat durch. Ich komme aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus.“
Weil Sie den Verzicht auf die DEU JSS gut oder schlecht finden?
@Koffer
Weil ich a. die Ausplanung eines deutschen JSS seeeeehr begrüße, und b. nicht verstehe, warum gerade hier bei aga einige Kommentatoren diesen toten Gaul immer wieder zu re-animieren versuchen.
@klabautermann | 06. April 2016 – 18:49
a) sehe ich anders
b) da verstehe ich Sie allerdings, die Sache ist abgehakt
@klabautermann
Weil die Karel Doorman ein EGV + amphibisch ist?
Das ist ein Schiff was man verkraften kann.
Bei anderen JSS ist die Luftkomponente so groß, das wir sie nicht füllen könnten.
Auch können andere Schiffe teilweise erheblich mehr schweres Material mitnehmen, damit könnte man wieder anecken.
Es braucht auch kein komplettes dediziertes Seebataillon, es braucht nur Heeressoldaten die ihr ‚Seepferdchen‘ gemacht haben und qualifiziert sind von so einem Stahlstrand auszuschiffen und anzulanden. Das ganze findet unter Anleitung von Marinepersonal statt.
So kann man nach Bedarf die benötigten Einheiten verschiffen ohne alles bei Heer und marine doppelt vorhalten zu müssen.
Zusätzliche Landungsboote für den Übungsbetrieb zu kaufen ist ja wohl kein Hindernis.
Um den Stahlstrand zu simulieren setzt man sich irgendwo ein kleines Dock hin, das Landungsboot fährt raus und in einem Bogen wieder Richtung Strand, Anlanden üben – fertig.
Das Schiff könnte als normaler EGV und für humanitäre Einsätze fahren und wenn Auslandseinsätze anstehen läd man Heeressoldaten und Material rein und schippert los.
Das wäre machbar! Andere haben Flugzeugträger bei wesentlich kleinerem Wehretat!
Und da kommen die Kosten für die Flieger noch drauf.
Es gilt immer noch 2 uralte Tanker zu ersetzen, da müsste man sich mal entscheiden was man will; einfach neue Tanker? EGV statt Tanker? Dann könnte man auch ein JSS light und einen neuen EGV ordern.
Ein Schiff wie die Karel Doorman wäre der optimale Einstieg in amphibische Fähigkeiten.
Oh Gott .. es geht schon wieder los. „Amphibische Fähigkeiten“ … *kopfschüttel*
csThor
+1
Und nur mal so als Randbemerkung: Wer soll denn all diese tollen neuen Schiffe betreiben? Im Moment verschickt die Bundeswehr (in deutlich beabsichtigter Zuspitzung von mir gewähltes Wort) „Bettelbriefe“
an OStBtsm/StBtsm mit dem Angebot 2 Jahre länger zu dienen des weiteren findet Altersband 3 bei der Marine NICHT statt, soll nun also dieses „letzte Aufgebot“ die Marine retten?
Wäre es nicht besser erst mal die Einheiten zu bemannen/frauen die existieren?
Klar Analyse was könnten und sollten wir in Zukunft leisten ist richtig aber dann bitte diesmal weiche Faktoren mit einbeziehen, nur zusätzliche Einheiten und Posten aus planen bringt nichts wenn diese nicht besetzt werden können.
@ D.Clay | 06. April 2016 – 18:32
Um die gestellte Frage kurz zu beantworten. Die EGV und auch Fregatten nehmen Hubschrauber immer dann mit, wenn es der Einsatz auch erfordert oder dezidierte Vorhaben der Fliegerei anstehen. Aufgrund der geringen Kapazitäten an Hubschraubern sieht dies regelmäßig so aus das nur für mandatierte Einsätze (ATALANTA oder Op Chamal) und eben Vorhaben der Fliegerei auch was mitgenommen wird.
Der Gedanke eines Außenstehenden, die nehmen immer Hubschrauber mit wenn`s zu mehr als ner Butterfahrt aus dem Hafen geht, ist schlicht nicht darstellbar.
Wären die Möglichkeiten gegeben, würde sich sicher niemand erwehren mehr Einschiffungen zu realisieren. Aber geht einfach nicht. Zu wenig klare Hubschrauber.
Die Dienstposten zu besetzen fällt schwer wenn die Marine unattraktiv wirkt.
Oft fragen sich junge Leute warum wir seit 10 Jahren über Tanker reden und immer noch die 40 Jahre alten Dinger fahren.
Warum man den Minenverband eindampft ohne das es eigentlich so was wie einen Plan gibt wo man mit der Flotte hin will.
Warum wir keine Zerstörer mehr haben aber Fregatten denen dafür nur noch die breitere Bewaffnungsmix fehlt (F124).
Warum haben wir kein JSS wenn sich das andere mit weniger Geld in der Kasse auch leisten können?
UND DANN, dann kommen die Dokumentationen im TV….
Wo ein Boardingteam erzählt das es einmal pro Woche, vielleicht 2 mal ein Handelsschiff kontrolliert. Dann folgen schöne Bilder wie man sich die Zeit vertreibt.
Dann sehr schöne Bilder eines Handelsschiffes, das mit Schlagseite im Wasser liegt, das Deck schon teilweise überspült. Es besteht die Gefahr das die Besatzung von Piraten zum Sterben unter Deck zurück gelassen wurde.
Sagt der Kommandant Sinngemäß: Das Schiff befindet sich noch nicht in einer Notlage und wenn können die ja SOS funken…
Die Fregatte macht sich von dannen und wenig später säuft der Kahn ab.
Ob die Besatzung noch an Board war, elendig ersoffen oder erstickt ist? Man weiß es nicht.
Die Letzte Reportage über eines unserer U-Boote offenbarte 2 Dinge, pünktlich beim Manöver anzukommen ist wichtiger als sicher dort anzukommen und das die Boote für das Wetter nicht gebaut sind.
Das ermuntert auch keinen zu den U-Bootfahrern zu gehen.
In andern Dokumentationen ist zu hören das einen Übungstorpeedo einmal alle 2 Jahre verschießt, die mannfreut wie sich wie verrückt um dann wieder melancholisch über die Tatsache zu werden das das so gut wie nie geschieht.
Das Nächste ist das man als junger Mensch vielleicht das Gefühl bekommt, Deutschland sei die Situation in vielen Ländern egal, wenn wir etwas tun hat es meist wenig Substanz und die Soldaten sind auch noch die Buhmänner daheim, sowohl in der Bevölkerung als auch in der Politik.
Gleichzeitig sieht man sich mit schlechter Ausrüstung konfrontiert, mit schlechter Einsatzplanung und einer Fehlerkultur in der Mängel und Beschwerden einfach verschwinden.
Das führt zu dem Gefühl das man als Soldat auch den eigenen Vorgesetzen sowie dem Ministerium scheiß egal ist.
Untermauert wird das dann durch so Aussagen das ein Soldat Befehlsempfänger sei und diese dann auszuführen habe.
Den Eindruck kann man extern gewinnen oder man lässt ihn sich von frustrierten Soldaten vermitteln.
Arbeitsplatzsicherheit und Standortsicherheit ist seit Jahren bei der Truppe nicht mehr gegeben. Standorte wurden geschlossen obwohl man vorher das Gegenteil behauptet hat.
Der letzte Knaller war das Marinearsenal in Kiel, das man einfach mal zum Ausbesserungsbetrieb für Baugruppen degradiert hat.
„DAS“ kann man nicht als attraktiv verkaufen.
Eine ordentlich geplante und realisierte Flotte gehört genau so zu einer Attraktivitätssteigerung wie das man sich aktiv um Personal bemüht, Programme für Quereinsteiger aus der restlichen Truppe UND des zivilen Lebens aufzieht.
Weiterhin gilt es dafür zu sorgen das die Soldaten in den Einsätzen auch mal etwas bewirken oder zumindest ihren Einsatz ohne Behinderung durchführen können und den glauben an ihre Arbeit nicht verlieren.
Da muss sich einiges bewegen, vieles davon ist aber eigentlich nur Kleinkram.
@ SvD | 07. April 2016 – 10:38
1+++
Dem ist kaum etwas hinzuzufügen.
@ SvD
Alles richtig – und nicht zuletzt eigentlich für die Bundeswehr querschnittlich richtig, aber Ihre Insistenz auf „Einstieg in amphibische Fähigkeiten“ ist für mich angesichts der sozio-politischen Kultur in Deutschland und der weit verbreiteten Ablehnung von Auslandseinsätzen der Bundeswehr immer noch genau so unsinnig wie ein Heckspoiler, ein tiefergelegtes Fahrwerk und Breitreifen an einem GTK Boxer … Das wirkt schlicht wie eine „Toys for the Boys“ Argumentation. Aber die Grundsatzdebatte hatten wir schon ein paar Mal … ich möchte sie ungern wieder aufwärmen. :\
@all
Siehe oben Nachtrag mit der heutigen Pressemitteilung der Deutschen Marine dazu.
@SvD | 07. April 2016 – 10:38
Bringt die Misere auf dem Punkt !
Dafür ein „Bravo Zulu“ !
@csThor | 07. April 2016 – 12:10
Zustimmung! So ist es.
@Ist egal
Ihre Behauptung, Altersband 3 geht nicht bei der Marine ist falsch. Mir persönlich sind 2 Soldaten bekannt, die zum 30.04.16 im Altersband 3 gehen.
Grundsätzlich kann man zur derzeitigen Situation, in der Marine, sagen, streiche Mehrbesatzungskonzept, setze Mehrplattformkonzept.
Zur Karel Doormann ist mir noch keine griffige Formulierung eingefallen.
Aber der Blog ist da ja kreativ. ;-)
@csThor
Ich finde ein Schiff wie die Karel Doorman sieht gar knuffig harmlos aus gegenüber anderen wie der Mistral, Juan Carlos I oder gar der Wasp und America Klasse.
Ich würde Ihnen sogar so weit entgegen kommen, zu sagen, das wir kein vollwertiges JSS brauchen.
Lassen Sie uns über den EGV+ sprechen, denn der reicht erst mal ;-)
Die Fähigkeit des EGV+ viel Platz für ein Tochterboot oder gar 2 vorzuhalten, ist im Gegensatz zum klassischen EGV ein enormer Vorteil, wenn es gilt Flüchtlinge aus dem Meer zu fischen oder Kontrollen von Seewegen und Gebieten vor zu nehmen.
Im Schiff selbst Befindet sich reichlich Platz für diverse Missionsmodule, sogar so viel platz diese uneingeschränkt parallel nutzen zu können.
Ein solcher EGV+ kann den Verband mit wesentlich mehr als nur Treibstoff und Proviant unterstützen. Er trägt dem Schrumpfen der Flotte Rechnung und erweitert die Fähigkeiten des EGV um die des Pluspaketes um im heutigen Sicherheitsumfeld ohne größere Abstriche bestehen zu können. Der EGV+ fährt nicht nur mit, er kann an vielen Einsätzen, den zu unterstützen Einheiten, gleichgestellt teilnehmen.
Die Möglichkeit in Zusammenarbeit mit der UN und Ärzte ohne Grenzen in regelmäßigen Abständen als fahrendes Krankenhaus oder zum Transport von Hilfslieferungen Einsätze zu fahren, unterstreicht die vorrangig humanitäre und Flottenlogistische Auslegung des EGV+.
Die Fähigkeit des EGV+ Unterstützungsleistungen sowohl an der Hafenkante, als auch vom Meer aus mit der Flugkomponente und der Ausschiffung entsprechender Einheiten einzusetzen, macht den EGV+ auch bei zerstörten oder unzugänglichen Hafenanlagen zu einem verlässlichen Unterstützungsschiff. Die Flugkomponente verbessert indes ungemein den Wirkradius, da man entsprechende Hilfestellung auch weiter im Landesinneren leisten kann.
Der EGV+ ist somit bestens für die Bekämpfung humanitärer Katastrophen geeignet.
Darüber hinaus kann durch die Anschaffung des EGV+ endlich auf die Einhüllentanker der Rhön-Klasse verzichtet werden, die bei einer Havarie zu einer Umweltkatastrophe führen würden und schon heute in viele Küstengebiete nicht mehr einfahren dürfen.
@csThor
Da der Sommer naht, kann ich Ihnen noch einen Heizlüfter schmackhaft machen?
MikeMolto: „95% der Schiffahrt besitzt nur eine PropWelle… Und Marineschiffe kommen mit einer EWelle auch easy auf cruise speed.“
Bedenken Sie, dass die Antriebsanlagen von Marine-/Kriegsschiffen ganz andere Leistungsanforderungen erfüllen müssen als die Anlagen auf zivilen Schiffen! Handelsschiffe, Kreuzfahrtschiffe etc. fahren tagelang den gleichen Kurs und die gleiche Geschwindigkeit, während Marineschiffe z.B. bei Übungen/Manövern sehr oft Kurs und Geschwindigkeit ändern müssen.
Ohne detaillierte Info über die Antriebs- und Energieversorgungsanlage der K.D. kann man eigentlich goar nix sagen über weiter fahren oder stilllegen. Hat die K.D. zum Bsp. Verstell- oder Festpropeller ? Falls Festpropeller, dann würde der antriebslose Propeller als wunderbare Bremse den angetriebenen Propeller zusätzlich belasten. Also müßte man den abbauen, wenn man weiter das Schiff im Einwellen-Fahrbetrieb halten will…..und so kommt eins zum anderen……..abwarten und Tee trinken
und noch ein kleiner Aspekt zum Rum-Gurken mit nur noch einer Antriebs-Anlage:
mag ja durchaus sein, dass die 8,900 KW des verbleibenden E-Motors für ausreichenden Vortrieb sorgen können.
ABER: wenn mir grade das eine Aggregat aus (noch) ungeklärter Ursache abgeraucht ist, würde ich mich doch eher unwohl dabei fühlen, auf gut Glück mit dem verbleibenden Aggregat rumzujuckeln. Kann ja durchaus sein, dass der Ausfall kein reiner Zufall war, sondern auf einen systematischen Fehler im Aggregat oder dessen Einbau-Situation zurückzuführen ist. Da könnte es dann nur eine Frage der Zeit sein, bis auch der zweite Motor sich verabschiedet.
@Klabauter:
hatte aus genau dem Grund gestern auch schon nachgesehen. Die (englische) Wiki sagt: FPP, also Festprop….
Im ‚Datenblatt‘ steht „FPP“ nicht CPP. Es sind feste Schrauben, keine verstellbaren.
http://products.damen.com/~/media/Products/Images/Clusters%20groups/Naval/Joint%20Support%20Ship/Docs/Damen_Joint_Support_Ship_RNL_YN412.ashx
@f28
Thx und ansonsten Zustimmung zu Ihrem 15:05.
@ SvD
Also sorry, aber für mich sind Kriegsschiffe (und auch ein EGV ist eins) nicht dazu da irgendwelche Flüchtlinge aus dem Wasser zu fischen – das ist eine Aufgabe für Küsten- bzw Grenzschutzorganisationen wie Küstenwache oder auch Frontex. Das kann man mal temporär machen, wenn (wie letztes Jahr) Not am Mann ist, aber dauerhaft ist sowas schlichtweg nicht durchzuhalten und es generiert einen Pull-Faktor, den Europa gar nicht haben will.
Wenn Sie meinen mich auf diese pseudo-moralistische bzw humanitäre Schiene ködern zu können, dann muß ich Sie enttäuschen. Das kann man auch mit einem „normalen“ EGV der 702 Klasse – und zwar zu einem vermutlich niedrigeren Preis.
Nichts von dem was Sie geschrieben haben hatte irgendwas mit dem von Ihnen postulierten „Einstieg in amphibische Fähigkeiten“ zu tun und könnte ebenso gut mit einem bzw zwei weiteren 702ern (vielleicht modifiziert in Richtung mehr Treibstoff) gemacht werden. Darf ich also feststellen, daß Sie gar keine hieb- und stichfesten Argumente pro „amphibische Fähigkeit“ haben und daß Ihre Meinung die eines Enthusiasten ist? ;)
Ich habe lange nachgedacht, aber hinter die Pointe bin ich doch nicht gekommen. Ich wäre für eine Erläuterung dankbar. :)
Mein Beitrag will ihnen einen JSS als EGV+ verkaufen.
Im Fall des Designs der Karel Doorman trifft das sogar irgendwo zu. Das Schiff kann halt beides.
Das amphibische Fähigkeiten vielleicht irgendwo anstoßen mag sein, man kann es in der Fähigkeitsbeschreibung quasi komplett umfahren.
Statt amphibischer Unterstützungskräfte habe ich das Wort „Hilfestellung“ verwendet und ansonsten die humanitäre Seite heraus gestellt.
Darauf zielt auch der Heizlüfter ab.
Man kann alles so lange Verdrehen bis es passt.
Man kann alles irgendwie verkaufen.
Mein Beitrag ist sehr „politisch“ gehalten und umschifft einfach die Tatsache das man mit dem Schiff auch Helgoland erobern könnte. Jawohl ich hab es gesagt! Wir könnten uns damit Helgoland erobern.
Ein dediziertes Docklandungsschiff ist bei uns haushaltstechnisch und politisch einfach nicht drin.
Ein EGV der Truppen- und Materialtransport betreiben _kann_ und einen kleinen Stahlstrand hat, wäre etwas anderes. Das Erobern steht quasi ja nicht im Vordergrund ;-)
Es gibt so etwas ähnlich der Berlin-Klasse als Entwurf von Damen, ein EGV mit eingezogenem Transportdeck und Rampe zur Hafen Be- und Entladung.
Wäre schön wenn die Berlinklasse wenigstens das hätte, hat sie aber nicht.
Ein Konzept à la EGV+ wäre zumindest sinnvoller als eine F125 oder vieles andere das wir fröhlich kaufen, weil wir es angeblich so dringend brauchen.
Über Betriebskosten mag ich echt nicht reden, vorher sollten wir die NH90, Tiger und den A400M verschrotten, dann reden wir nochmal über andere Betriebskosten die angeblich zu hoch sind!
@SvD
Meinen Sie in etwa das, was Kanada bauen will? Evtl. kommt ja eine gemeinsame Beschaffung in Frage, auch als Tankerersatz?
siehe hier https://en.wikipedia.org/wiki/Queenston-class_auxiliary_vessel und hier https://www.shephardmedia.com/news/imps-news/canada-invests-seaspans-vancouver-shipyards/
Zur Augsburg: Die hat kurzfristig auf Kreta zwei Helos von einer F124 übernommen (ich weiss gerade nicht mehr welche).
Zu den Tankern: Die sind und bleiben zivil besetzt, und kosten den Bruchteil eines EGVs, gerade auch was die Anzahl der Besatzungsmitglieder angeht. Sie werden schlicht erneuert und verbessert (Doppelhülle, Betrieb von Hubschraubern, leicht mehr Funktinen eines Versorgers).
Zur Erprobung der Baden-Württemberg: Die ist nicht mehr in der Elbmündung sondern tummelt sich mittlerweile an der Nordspitze des dänischen Festlands.
@ docschneider55 | 07. April 2016 – 14:45
Danke fuer die Erhellung.
(Ich war u.a. ca acht aktive Jahre STO auf verschiedenen Marineschiffen, 142, 401,101, 103 plus auf x HS.. you name it)
Die meisten Kdt der Marine hatten bei Ausfall einer Welle den guten Grund anzubinden weil es damals keine Bugstrahlruder gab – manoeverieren per Anker wollte man nicht kennen (fuer Schiffe mit Sonarbug ohnehin nicht empfehlenswert, traf aber nicht zu).
In der HS stopte man zur Reparatur und fuhr dann weiter….
Will sagen: das Professionelle fehlt der Marine wohl heute oder immer noch….(Was mich bei den NL allerdings wundert)…