Abschied des Viersterners: Domröse übergibt NATO-Kommando in Brunssum
Der deutsche NATO-General Hans-Lothar Domröse hat am (heutigen) Freitag den Befehl über das NATO Joint Forces Command in Brunssum in den Niederlanden an seinen Nachfolger, den italienischen Heeresgeneral Salvatore Farina übergeben. Stilecht fuhr Domröse in einem Wiesel-Waffenträger vor (Foto oben); seine Aussagen bei der Zeremonie – und die vom NATO-Oberbefehlshaber – finden sich hier.
Mit Domröses Abschied endet eine Ära: Deutschland hatte lange das wechselnde Kommando in Brunssum. An der Spitze des Joint Forces Command, das aus dem früheren Headquarters Allied Forces Central Europe (HQ AFCENT) hervorgegangen war, stand über Jahre immer ein deutscher General. Nun geht dieser künftig rotierende Posten an Italien; damit hat Deutschland vorübergehend einen Viersterne-General weniger. Allerdings wird im April der frühere Inspekteur der Streitkräftebasis, Manfred Nielson, den Stellvertreterposten beim Allied Command Transformation in Norfolk in den USA übernehmen, so dass die Bundeswehr dann dort einen Viersterne-Posten besetzt.
Dennoch ist damit – abgesehen vom Stabschef im militärischen NATO-Hauptquartier in Mons, dem deutschen General Hans-Werner Freers – unterhalb der SHAPE-Ebene in Europa kein deutscher Viersterner mehr im Loop, wenn es um den Einsatz in Afghanistan und um die NATO Response Force geht. Mal sehen, ob sich das auswirkt.
(Vorsorglicher Hinweis: Wenn – wie schon mal geschehen – dieser Thread missbraucht wird, um über Domröses Uniform und das Abweichen vom Heeresgrau zu debattieren, werde ich recht grantig.)
(Foto: NATO Joint Forces Command Brunssum)
Es mag für manche als Haarspalterei gelten, aber was mich schon lange grundsätzlich stört ist die Verwendung des Begriffs „Untergebener“.
Ein Mitbürger unseres Landes der sich für unsere Verteidigungsfähigkeit einsetzt, sollte nicht zum Untergebenen, im Sinn von willenlos einer Befehlsgewalt ausgeliefert zu sein deklariert werden können. Er unterstellt sich vielmehr einer Organisation, welche die demokratische Grundordnung verteidigt. Damit hört er aber nicht auf Bürger zu sein, und als Bürger an exponierter Stelle muss es ihm möglich sein, mit Anderen über seinen Bereich zu kommunizieren, wenn auch direkte und verständliche sicherheitsrelevante Aspekte unter Geheimhaltung gewahrt werden müssen.
Untergeben zu sein bedeutet, das zu machen was einem befohlen wird – kritiklos.
Sich zu unterstellen bedeutet, etwas im eigenen Willen mit zu tragen und damit Verantwortung zu übernehmen. Ein Mitglied der Bundeswehr sollte also immer als ein Unterstellter bezeichnet werden.
Wir sind unserem Land nicht untergeben, wir müssen es tragen, im aktiven Sinn.
@ SvD, Danke für die Inspiration @ Koffer, Kekse tragen nicht da sie zu trocken sind.
@es-will…
Verwechseln Sie gerade Untergebener mit Untertan?
Es gibt in jeder Hierarchie Vorgesetzte und Untergebene… deshalb muss noch lange keiner sein Hirn oder seine Würde, geschweige denn seine grundgesetzlich gewährten Menschenrechte abgeben. Soldaten geben einige Bürgerrechte ab. Das war es aber auch schon.
pi
@ es-will-merr-net-in-mei-Kopp-enei | 07. März 2016 – 2:27
Untergebener wird wehrrechtlich so klar und deutlich definiert, so dass eine andere Deutung, als die von politisch unkorrekt | 07. März 2016 – 6:41 nicht möglich ist.
Gen Domröse wünsche ich alles Gute im Ruhestand. Wobei ich mir bei ihm wünsche, dass es ein sicherheitspolitischer Unruhestand wird und er sich in Debatten einbringt. Evtl ein Interview hier zum Auftakt?
Ich gebe @Koffer recht: Mit ihm wird einer der profiliertesten Fallschirmjägeroffiziere der letzten Jahre zur Ruhe gesetzt- ein beeindruckender Offizier durch und durch.
„Ich brauche Generäle, die nicht nur tüchtig sind, sondern auch Fortune haben. Ich habe Sie zum Stabsoffizier gemacht, damit Sie wissen, wann Sie nicht gehorchen sollen.“ Das alte Preußen, für immer verstorben.
es-will-merr-net-in-mei-Kopp-enei | 07. März 2016 – 2:27 Untergeben zu sein bedeutet, das zu machen was einem befohlen wird – kritiklos.
Sich zu unterstellen bedeutet, etwas im eigenen Willen mit zu tragen und damit Verantwortung zu übernehmen. Ein Mitglied der Bundeswehr sollte also immer als ein Unterstellter bezeichnet werden.“
Ich erinnere mich: Wir lernten bereits in der Grundausbildung den Begriff des denkenden und selbstständig handelnden Soldaten kennen. Das war 1970.
Sachlicher | 07. März 2016 – 8:24
„einer der profiliertesten Fallschirmjägeroffiziere der letzten Jahre“
Montags darf man kleinlich sein: Herr Gen Domröse wurde in der Panzergrenadiertruppe sozialisiert (1973 – 1991). Diese hervorragende Schule kam ihm sicher zu Gute, als er 91-93 ein Fallschirmjägerbataillon und 2006 bis Anfang 2008 die DSO führte. :-)
Unbenommen dessen eine Wucht an Soldat! Alles Gute im Ruhestand.
@ RS | 07. März 2016 – 9:12
Danke. Ich wollte ihn aber niemand wegnehmen :)
In der Nato Kommandostruktur also bei ACO und ACT gibt es insgesamt 8 Generale bzw,
Admirale. Davon sind z. Zt. ständig besetzt: 3 von USA , 1 von GBR, 1 von FRA, 1 von GER.
2 Posten rotieren zwischen Italien und Deutschland. Insgesamt sind das 2 höchste Posten
für Deutschland. Das sind immerhin 25% für eine Armee, die völlig desolat ist!
@RS | 07. März 2016 – 9:12
„Montags darf man kleinlich sein: Herr Gen Domröse wurde in der Panzergrenadiertruppe sozialisiert (1973 – 1991). Diese hervorragende Schule kam ihm sicher zu Gute, als er 91-93 ein Fallschirmjägerbataillon und 2006 bis Anfang 2008 die DSO führte. :-)“
Er kokettierte mit dieser Vergangenheit auch häufig. Als springender Panzergrenadiere etc. ;)
Cato | 07. März 2016 – 11:06
Die Anzahl der FOGO Dienstposten in der NCS sind deutlich mehr als acht, selbst wenn man sich nur auf ACO und ACT bezieht. Vermutlich meinten Sie aber auch nur die jeweiligen HQs, also das HQ SACT ohne unterstellten Bereich und SHAPE. Und selbst dort sind es mehr als acht, denn die jeweiligen AbtLtr sind ebenfalls OF-6(+).
Tomba253
habe nur OF-9 Dienstposten gezählt!
@Memoria
Geld ist unbestreitbar ein Problem.
Aber durch die Ja-Sägerei wird aber eben auch Geld verschwendet oder Schaden verursacht. Eine klare Linie dazwischen zu ziehen wird schwer.
Wenn gehorsam funktionstüchtiges Material in die Verschrottung gegeben wird, ist das ein Schaden für die Bundeswehr, die dann irgendwann wieder nix im Arsenal liegen hat.
Es ist auch ein Schaden für befreundete und verbündete Länder die manche System modernisiert wohl übernehmen würden, weil sie selbst nur Schrott haben.
Wenn gehorsam Murks beschafft wird (F125 – 700 mil. Euro teure Patrouillenboote) fehlt am Ende wieder Geld weil 2 mal gekauft oder nachgerüstet werden muss.
Investiert wird nicht unbedingt wo es nötig wäre, weil „Alles wunderbar“ gemeldet wird.
Und wenn Probleme gemeldet werden, wird wie gesagt im Rahmen der stillen Post nach oben hin was ganz anderes gemeldet oder es wird auf den unteren ebenen direkt geblockt.
Es scheint das schlimmste was einem passieren kann ist das man zum Fuhrparkservice versetzt wird und das bei einem Schaden von um die 600 mil. Euro!!
Gut, der Herr war nun kein Soldat, die würde es für weit weniger wohl härter treffen wenn man es drauf anlegt.
So wie die Bundeswehr im Moment geführt wird sollte man da nicht viel Geld reinstecken, die Gefahr das da wieder nur Mist bei rum kommt ist groß.
Der Besenstil der damals auf dem Boxer als MG3 „Ersatz“ montiert war, bestückt mit einem Bürstenkopf wäre das passende Symbol um mal einen Frühjahrsputz einzuläuten.
Die Ministerin sagte einmal das es nicht an den Leuten liegt sondern an den Prozessen, nur sind diese Prozesse ja nicht vom Himmel gefallen.
Irgendwer hat diese Bürokratiemonster verbrochen.
Und fern ab der Prozesse wird ja schlichtweg am Bedarf vorbei geplant, Planungen stur beibehalten obwohl seit 10 Jahren oder mehr schon klar ist das diese veraltet sind.
Fehler werden auch nicht korrigiert und Leute die Bedenken anmelden werden kaltgestellt.
Wäre die Bundeswehr ein Unternehmen, wäre sie schon längst Pleite.
Sie erreicht keines ihrer Ziele im Zeit- und Kostenrahmen, teilweise werden Ziele überhaupt nicht erreicht.
Passend dazu gibt es irgendeinen Schwachsinn auf dem Papier, der alles rosig hinstellt und das war es dann.
„Geliefert“ werden kann in der Regel nicht oder nur mit massiven Anstrengungen für relativ keine Aufgaben.
Und von wegen Kekse:
https://treff.bundeswehr.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzIzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY3NmE3ODMxNjQ3NzM5MzkyMDIwMjAyMDIw/image_large.jpg
Kein weiterer Bedarf.
@SvD:
Zustimmung.
Die Ministerin redet viel von Fehlerkultur, aber befördert das Gegenteil. Das notwendige Spitzenpersonal steht ja ausreichend zur Verfügung (Eigenzüchtung).
Daher habe ich wenig Hoffnung auf Besserung.
Die Bw wird immer mehr zum ganz normalen Konzern – führungslos, anspruchslos, bürokratisch.
Die nächsten Schritte in die Richtung stehen schon bevor.
@Memoria | 08. März 2016 – 7:09
„Die Bw wird immer mehr zum ganz normalen Konzern – führungslos, anspruchslos, bürokratisch.“
Naja, wenn wir ein Konzern wären (sosehr ich alleine die Idee schon ablehne), würden wir ja wenigstens auch an tatsächlichen Kennzahlen gemessen, das wäre ja schon mal etwas ;)
Und seien die Kennzahlen auch operative (z.B. einsatzbereite Bataillone), es sollten ja gar nicht wirtschaftliche Kennzahlen sein.
„Die nächsten Schritte in die Richtung stehen schon bevor.“
Konkrete Punkte? Oder nur Befürchtungen?
@Koffer:
Konkret wird der Bereich AIN sehr bald noch mehr wie ein erfolgloser Konzern strukturiert.
@Memoria | 08. März 2016 – 20:38
„Konkret wird der Bereich AIN sehr bald noch mehr wie ein erfolgloser Konzern strukturiert.“
Danke für den Hinweis.
@Memoria | 08. März 2016 – 20:38
Da glaubt man, es könne nicht mehr schlimmer kommen und dann schaffen wir es das doch noch, das zu toppen. da bin ich mal gespannt.
16. März, Großer Zapfenstreich für General Domröse.
https://t.co/TFt0mv51tB
Hoffentlich keine Wiederholung, gerade erst bei MILITAERRSS gelesen.
Klaus-Peter Kaikowsky | 12. März 2016 – 18:30
Der Link startet zumindest bei mir nicht.
Hans Schommer
@Hans Schommer, bei mir schon. Ist auch via BMVg/Portal/Archiv 2016 findbar.
Danke – dann liegt das Problem wieder mal „zwischen meinen Ohren“
Soldatenhumor – Flak voran!
Hans Schommer