Abschied des Viersterners: Domröse übergibt NATO-Kommando in Brunssum
Der deutsche NATO-General Hans-Lothar Domröse hat am (heutigen) Freitag den Befehl über das NATO Joint Forces Command in Brunssum in den Niederlanden an seinen Nachfolger, den italienischen Heeresgeneral Salvatore Farina übergeben. Stilecht fuhr Domröse in einem Wiesel-Waffenträger vor (Foto oben); seine Aussagen bei der Zeremonie – und die vom NATO-Oberbefehlshaber – finden sich hier.
Mit Domröses Abschied endet eine Ära: Deutschland hatte lange das wechselnde Kommando in Brunssum. An der Spitze des Joint Forces Command, das aus dem früheren Headquarters Allied Forces Central Europe (HQ AFCENT) hervorgegangen war, stand über Jahre immer ein deutscher General. Nun geht dieser künftig rotierende Posten an Italien; damit hat Deutschland vorübergehend einen Viersterne-General weniger. Allerdings wird im April der frühere Inspekteur der Streitkräftebasis, Manfred Nielson, den Stellvertreterposten beim Allied Command Transformation in Norfolk in den USA übernehmen, so dass die Bundeswehr dann dort einen Viersterne-Posten besetzt.
Dennoch ist damit – abgesehen vom Stabschef im militärischen NATO-Hauptquartier in Mons, dem deutschen General Hans-Werner Freers – unterhalb der SHAPE-Ebene in Europa kein deutscher Viersterner mehr im Loop, wenn es um den Einsatz in Afghanistan und um die NATO Response Force geht. Mal sehen, ob sich das auswirkt.
(Vorsorglicher Hinweis: Wenn – wie schon mal geschehen – dieser Thread missbraucht wird, um über Domröses Uniform und das Abweichen vom Heeresgrau zu debattieren, werde ich recht grantig.)
(Foto: NATO Joint Forces Command Brunssum)
Dann hoffe ich auf Klartext in kommenden Talkshows, im Dienst hat er es ja bereits gezeigt.
Wäre nett … mal sehen ob dann gewisse Leute in Berlin immer noch keifen, von wegen „der doofe Soldat“ …
Es war wohl ein richtiger Mann, zur rechten Zeit am richtigen Ort.
Gut das der Posten nun aber rotiert wird. Alles Andere währe gegenüber den anderen NATO Partnern nur noch unfair.
Und auch ich hoffe, dass Herr Domröse sich auch im Ruhestand nicht seine extrovertierte Art nehmen lassen wird.
… Die Talkmaster arbeiten fürs ÖR, die trauen sich das bestimmt net den einzuladen. Müssen ja n Haus ab bezahlen. Und sachliche Kritik an der SiPo, NEVER EVER / SCNR
Hallo,
zunächst folgte dem „AFCENT“ das „AFNORTH“, um dann in JFC umgenannt zu werden,
Oder?
Die Frage ist doch, wer ist schuld, wer hat geschlafen, daß das Kommando nicht weiter von einem deutschen General besetzt wird? Stellvertreterposten haben in der Nato doch nichts zu sagen, so daß es sich um einen sehr schlechten Tausch handelt.
Wenn der Posten nicht rotierend war, warum hat die BW dann einer Rotation zugestimmt und ist denn wenigstens sicher, daß der nächste General wieder aus Deutschland kommen wird oder wir der Posten rotierend an noch mehr Staaten vergeben?
@Closius
Soweit ich weiß hat das vor allem mit der Rückkehr Frankreichs in die NATO (-Kommandostruktur) zu tun. Jeder will eben etwas vom großen Kuchen abhaben.
@KPK, AoR
Ich bin gespannt wann er da auftaucht und wie er sich gibt. Auch das ÖR wird ja ab und an kritisch, und es ist kein Staatsfernsehen.
Ich finde es jedoch noch besser das der Mann dann dort eine Linie vertritt die man von ihm kennt, und nicht wie leider die große Masse erstmals ihr Rückgrat (wieder) findet und im Ruhestand sagt was man sich vorher nicht getraut hat oder in vorauseilendem Gehorsam nicht sagen wollte. Das ist ein großes Übel in der Bw und Teilursache der Misere die hier tagaus, tagein rauf und runter gebetet wird!
@Closius | 04. März 2016 – 18:09
„Wenn der Posten nicht rotierend war, warum hat die BW dann einer Rotation zugestimmt und ist denn wenigstens sicher, daß der nächste General wieder aus Deutschland kommen wird oder wir der Posten rotierend an noch mehr Staaten vergeben?“
Ich habe gehört, dass wir ihn mangels „Engagement“ verloren haben und er nun dauerhaft rotierend sein soll. Aber vielleicht sind das auch nur Gerüchte…
Sollte der „Kinderpanzer“ ein bewusst gewähltes Symbol für den aktuellen Zustand der Bundeswehr sein – oder ist’s nur Zufall?
@Schorsch52 | 04. März 2016 – 18:20
Nein, das ist eine Hommage an die Tatsache, dass Gen Domröse einer der profiliertesten FschJgOffz der letzten Jahrzehnte ist.
@Schorsch52
Das war nix.
pi
General Domröse gehört m.E. zu den Besten in den Reihen der deutschen Generalität. Einer, mit dem ich in jeden Einsatz gezogen wäre.
Anders als mit dem Blender Freers.
@Koffer: Zu wenig Engagement Deutschlands iS Verteidigungsetat oder schneller Eingreiftruppe oder Schutz Baltikum oder ist Domröse persönlich gemeint?
Wobei mir neu wäre, das Italien besonders viel im Baltikum getan hätte.
@Closius | 04. März 2016 – 18:40
„Zu wenig Engagement Deutschlands iS Verteidigungsetat oder schneller Eingreiftruppe oder Schutz Baltikum oder ist Domröse persönlich gemeint?“
Verteidigungsetat aber vor allem „heiße“ Einsätze. Libyen, AWACS, AFG nur im Norden etc.
Definitiv nicht Domröse, denn der Verlust des DP zeichnete sich wohl schon eine Weile ab.
„Wobei mir neu wäre, das Italien besonders viel im Baltikum getan hätte.“
Oh, Italien hat ihn glaube ich auch nicht dauerhaft gewonnen, sondern DEU hat in nur dauerhaft verloren und er geht daher in eine normale Rotation großer NATO Staaten über…
Aber wie gesagt, dass ist Hörensagen, vielleicht hat ja einer der werten Mitlesenden da bessere Infos…
Die bloße Anzahl deutscher Viersterner ist absolut vernachlässigbar.
Entscheidend ist Kdr/KG/Befehlshaber, ja-nein. In einem zentraleuropäischen NATOKdo sitzt jetzt ein Südeuropäer.
Oder steckt irgendein Deal dahinter, nichts gehört …!
Der Variante „mangels Engagement“ vermag ich gut zu folgen. Absicht unterstelle ich hier dem BMVg und der BUNDESREGIERUNG, denn wer nicht in Führungsfunktion Verantwortung trägt, bekommt auch kaum unangenehme Fragen gestellt, muss nicht verantwortlich handeln, was auf Ebene JFC stets auch Politik bedeutet.
Der General wird zu gegebener Zeit von sich hören lassen.
„Stellvertreterposten beim Allied Command Transformation“ – das soll eine Kompensation sein?
Nun gut, vielleicht kann man da an den Stellschrauben für die Zukunft drehen. Es ist aber schon interessant, daß bei der NATO Transformation institutionalisiert und quasi zur Daueraufgabe geworden ist. Eine Dauerbaustelle also?
Ich war zu Zeiten Von Herrn Ramms dort stationiert. Irgendwie war der mir sympatischer.
Und das ist auch richtig so.Bei einer so großen Allianz werden Änderungen in Jahrzehnten gestaltet. Die fortschreitende technologische Entwicklung gepaart mit sich ständig änderten sicherheitspolitischen Problemstellungen einer multipolaren Weltordnung erzwingen ein ständiges Anpassen und Nachjustieren. Die Zeiten, in denen die römische Legion mehrere Generationen unverändert blieb sind vorbei.
pi
@pi
Eben! Das hat ja schon bei der Bw so gut geklappt.
@Thomas Melber
Transformation und Totsparen sind nun wirklich nicht das Gleiche. Auch wenn man sie gern mal gleich bezeichnet.
pi
Ich bin mir sicher, dass ich hier für die Angehörigen des JFC Brunssum spreche: Es war mir eine Ehre, unter Ihrem Kommando dienen zu dürfen. Alles Gute, Herr General!
Im Zuge der Reintegration der Franzosen in die militärischen Strukturen der NATO wurde der Dienstposten des Supreme Allied Commander Transformation (SACT) in Norfolk den Franzosen – der Stellvertreter (4*) den Italiener, Chief of Staff (COS, 3*) den Briten – vorbehalten und gleichzeitig auch das ACT selbst in seiner Struktur reformiert. Der ranghöchste deutsche Soldat war bis dato in alten Struktur GenLt Viereck (Deputy COS Joint Forces Trainer – DCOS JFT) – in der neuen Binnenstruktur des ACT durch einen 2* SPN ersetzt. Den deutschen verblieb KEIN GenDp und so wurde der DP des Special Assistant/Advisor COS (genaue Bezeichnung ist mir entfallen) geschaffen und mit BG Schönfeld besetzt. Soweit der Ausgangsstand bis Mitte 2015.
In der anstehenden Nachfolgeregung sowohl DSACT und COM JFC Brunssum wurde entschieden, diese beiden DP im Rotationsverfahren von DEU und ITA zu besetzen – ist der DSACT DEU ist der COM Brunssum ITA und umgekehrt. So meine Erinnerungen aus den Gesprächen in Norfolk 2015. Hat den netten Nebeneffekt, dass man einen 4* Navy gewonnen hat, den es ansonsten nirgendwo gibt – Adm Nielsson (des) wird erst der 5 (!) „Full“ Admiral der Bundesmarine sein. Über weitere Bewertungen dieser Vereinbarung maße ich mir kein Urteil an.
Das ACT ist innerhalb der NATO sehr wichtig und steht etwas zu unrecht im Schatten des SHAPE und seinen nachgeordneten Komandos – immerhin sind Stavanger (JWC DEU 2*), Bydgosz (JFTC) und Monsanto/Lissabon (JALLC) dem ACT nachgeordnet.
Die Rotation als solches wird in den Manning Conferences durch die 28 Nationen ausgehandelt. Nationen bieten auf die Posten, die sie selbst für wichtig erachten. Wenn es dabei zu Rotations-DP mit zwei oder auch drei Nationen kommt, so ist das relativ normal. Außerdem ist zu beachten, dass jedem einzelnen Stern auch eine Verpflichtung folgt, eine gewisse Anzahl anderer DP vom StOffz bis runter zu den NCO Dienstgraden zu besetzen. Dazu ist eine Nation nicht immer bereit oder in der Lage. Dem Wunsch nach Sternen folgt auch somit immer ein price tag.
@pi
Absolut Richtig die Sache mit dem Wiesel klarzustellen.
PS: Wer den Wiesel als Kinderpanzer hinstellt, hat schlichtweg nicht verstanden warum der Wiesel und für was und wen eingeführt wurde! Ich erspare mit weitere Erklärungen dazu, im Internet und auch in Fachmagazinen gibt es Erklärungen genug!
@Stefan
Das liegt vermutlich daran, General Domröse nicht persönlich oder life erlebt zu haben! Hatte das Glück beide(General R. & Gen D.) erleben zu dürfen! Beide geradlinig und Soldatisch in Bestform….sorry aber Geschmäcker sind halt unterschiedlich! Und das ist auch gut so…..
Und den vierten Stern hat Admiral Nielson allemal verdient. Selten so einen guten, hochintelligenten und vor allem menschlichen Vorgesetzten erlebt wie ihn.
Nur tat der Wechsel der SKB nicht gut. Denn im KdoSKB geht man zum Lachen mittlerweile wieder in den Keller.
@Ben | 04. März 2016 – 22:33
„Das ACT ist innerhalb der NATO sehr wichtig und steht etwas zu unrecht im Schatten des SHAPE“
Wenn man auf Strukturen schaut, haben Sie Recht. Wenn man aber auf Einsätze schaut nicht.
Um also Ihre (wertvollen! dafür herzlichen Dank) Informationen mal zusammenzufassen: DEU ist von einem dauerhaften, wichtigen, operativen Befehlshaber-DP auf einen rotierenden, konzeptionellen, theoretisierenden Stellvertreter-DP abgestuft worden.
Gewonnen hat in Bezug auf die Bw (Achtung Trommelwirbel): die Marine. Verloren hat: das Heer…
Na dann, soviel zum Thema Bedeutung der Bundeswehr in der NATO…
Das Verständnis einiger Kommentatoren bezüglich der Sinnhaftigkeit einer Rotation von (Führungs-)Dienstposten in einem Bündnis finde ich schon bemerkenswert.
Ich denke, die Beschreibung von (gewünschten) Erbhöfen (von der Causa SACEUR und USA sehe ich ob der Größe der USA mal ab) und das Zählen von Sternen ist in einem Militärbündnis wenig konstruktiv. Natürlich haben Dienstposten auch immer etwas mit Einfluß zu tun. Allerdings wird Einfluß in einem Bündnis auf vielfältige Weise ausgeübt. Da sollte die Verteilung von Posten nicht ausschließlich nach der „Kleiderordnung“ beurteilt werden.
Ben | 04. März 2016 – 22:33
Vielen Dank. Endlich mal Informationen anstelle von Vermutung und Spökenkiekerei.
@Ben
Top!
Man regt sich hier immer wieder vortrefflich auf, wenn es dem Ministerium darum geht den Schein zu wahren und das Sein besser unter den Teppich zu kehren.
Und dann klammert man sich an die 4 Sterne Posten?
Wir erfüllen nicht mal die Zusicherungen an die Nato was die Truppenstärke angeht, der kleine Aufreger darüber schien sich bei der Nato in Grenzen zu halten.
Aus dem Ministerium kam wieder so was wie alles ist gut, wir brauchen nicht mehr Geld ausgeben weil wir das schon so dermaßen effizient tun.
Es bräuchte mehr Leute mit Rückgrat, die nicht immer gehorsamst melden („Alles ist wunderbar!“) sondern mit Kritik nicht sparen und die Probleme auf den Tisch bringen.
Das wäre tausend mal mehr wert als ein 4 Sterne Posten!
Der 4 Sterne Posten hilft nicht dabei in Einsätzen zu bestehen, er hilft nicht bei Nachwuchsgewinnung, bei der Materialbeschaffung oder sonst irgendwas!
Die Verteidigungsfähigkeit Europas hängt auch nicht an einem 4 Sterne Posten.
Ohne „Passierschein A38“ kommt man ja nicht mal in die Nähe einer östlichen EU Außengrenze.
Bei der Podiumsrede eines gewissen Herren, der etwas von der „besten Bundeswehr die wir je hatten“ schwafelte, wäre ich nicht ruhig sitzen geblieben.
Wenn man weiß das Ausbildung und Grundbetrieb schon nicht mehr funktionieren, das Einsätze zu einer Farce werden, kann man sich das dann ruhig und gelassen anhören?
Ich wäre zumindest aufgestanden und stur wie ein Esel stehen geblieben.
Wer in den oberen Rängen sitzt hat eine Menge Verantwortung zu tragen und zwar nicht im Sinne von gehorsam nach oben melden, sondern für die Leute unter einem! Die gilt es nicht nur zu führen, für die muss man auch einstehen. Man ist immer auch Vertreter der Strukturen die einem unterstehen. Das ist keine Einbahnstraße.
Die Einsatzplanung für Afghanistan und die Ausstattung mit der wir unsere Soldaten dahin geschickt haben, hat Menschenleben gekostet und die Konsequenz daraus ist das nur das absolut nötigste unternommen wird.
Was nötig ist bestimmt ja das Planungsamt, das seinen Sitz in einem Paralleluniversum hat.
Der Boxer ist besser als der Fuchs und der Puma besser als der Marder was den Schutz der Soldaten angeht und das soll dann reichen?!
Die Situation in unseren Streitkräften ist unerträglich, was interessiert da ein 4 Sterne Posten?
@SvD | 05. März 2016 – 18:07
„Und dann klammert man sich an die 4 Sterne Posten?“
Vier-Sterne BEFEHLSHABERposten in der NATO sind die wahre Macht in der NATO. Das mag für einen Deutschen ungewöhnlich sein, aber in anderen Staaten lässt man Soldaten, soldatische Fragen ENTSCHEIDEN und kuscht nicht vor irgendwelchen 35jährigen nur aus Faktions-Proporz-Gründen in den Vtdg-Ausschusss gekommen Milchbubis…
Gerade der BefH JFC hat immensen Einfluss auf die Operationsführung und damit auf Leib und Leben DEU Soldaten im Einsatz.
Aber wenn Sie das nicht interessiert…
Tja, das könnte man jetzt kontern mit der Frage, ob das Militär natürlich nicht der Politik unterstehe und ein General der Pflicht enthoben ist, politischen Vorgaben zu folgen…
Oh weh, warum müssen selbst bei diesem Thema die Emotionswogen hoch schlagen? Ich würde einfach darum bitten, dass wir das lassen.
Da mittlerweile der Sinn für das „militärische“ in weiten Teilen der Bundeswehr selbst abhanden gekommen ist: Woher soll der Sinn dafür z.B. in der Politik kommen?
Auf der anderen Seite: Wenn man sich mal überlegt, was das bevölkerungsreichste und mit Abstand wirtschaftlich potenteste europäische NATO-Mitglied dem Bündnis an Streitkräften anbietet, dann kann man auch keinem „Anspruch“ mehr auf diesen Dienstposten ableiten. Und da wir ja Profis der „Transformation“ sind, passt der Posten beim ACT wie die Faust aufs Auge…
@T.w.
Es hat sich in großen Teilen der Bevölkerung das allgemeine Gefühl des Niedergangs eingestellt (Stichwort: Deutschland schafft sich ab), man muss wohl bei allen Anzeichen, Themen und Ereignissen die in dieses Narrativ passen mit emotionalen Reaktionen rechnen. Daher wird jetzt auch die Umstrukturierung des Dienstpostens ganz selbstverständlich selbstbewusst in diese grosse Erzählung eingewoben. Die Hintergründe bzw. Motivationen derjenigen die diese Entscheidung getroffen haben interessieren da eher peripher.
@Ben:
Vielen Dank!
@ T.W.
Niemand hat das Primat der Politik in Frage gestellt … nur demaskiert sich die Politik mit Aussagen wie jüngst von Herrn Mützenich selber. Denn offenbar versteht diese unter „Primat der Politik“ etwas, daß ich als als Konterkarierung des „Staatsbürgers in Uniform“ ansehe: abweichende Meinungen werden nicht geduldet, öffentliche Äußerungen haben ín Form und Ton den politischen Vorgaben zu entsprechen und Kritik ist nicht zu äußern. Damit ist die Hauspropaganda des BMVg (und des Bundestags) ad absurdum geführt – man will also nicht den mündigen und notfalls kritisch hinterfragenden Staatsbürger in Uniform, man will den politisch zuverlässen und willfährigen Befehlsausführer. [Sarkasmus] Und da dachte Lakeitel wäre out? [/Sarkasmus]
@T.Wiegold | 06. März 2016 – 9:54
„Tja, das könnte man jetzt kontern mit der Frage, ob das Militär natürlich nicht der Politik unterstehe und ein General der Pflicht enthoben ist, politischen Vorgaben zu folgen…“
Der (leider) zutreffenden Anmerkungen von @csThor | 06. März 2016 – 13:04 habe ich da nichts mehr hinzuzufügen.
@ab | 06. März 2016 – 10:42
„Es hat sich in großen Teilen der Bevölkerung das allgemeine Gefühl des Niedergangs eingestellt (Stichwort: Deutschland schafft sich ab), man muss wohl bei allen Anzeichen, Themen und Ereignissen die in dieses Narrativ passen mit emotionalen Reaktionen rechnen.“
Ich stimme Ihnen zu, dass die allgemein pessimistische Stimmung in DEU immer seltener sachliche Bewertungen von Vorgängen erlauben.
„Daher wird jetzt auch die Umstrukturierung des Dienstpostens ganz selbstverständlich selbstbewusst in diese grosse Erzählung eingewoben. Die Hintergründe bzw. Motivationen derjenigen die diese Entscheidung getroffen haben interessieren da eher peripher.“
In diesem Fall haben Sie aber A und B unzulässig verknüpft!
Man (die in der NATO verbundene internationale Staatengemeinschaft) hat einen seit fast 60 Jahren (der Vorgängen des COM JFC war COMLANDCENT) an DEU gebundenen überaus wichtigen Befehlshaberdienstposten mit einem Stellvertreter DP auf einem im Vergleich unwichtigen Kommando getauscht.
Operativer Befehlshaber mit unmittelbarer Zuständigkeit für DEU Soldaten gegen Stellvertreter eines rein Konzeption und Lehre/Ausb zuständigen Kommandos.
Das ist ein Niedergang und zwar einer mit erheblicher militärpolitischer Bedeutung!
ab | 06. März 2016 – 10:42
Woher haben Sie denn die Erkenntnis: das sich „in großen Teilen der Bevölkerung das allgemeine Gefühl des Niedergangs eingestellt…“?
Das sind Kernaussagen von PEGIDA, AFD und anderen Spinnern. Den „großen Teilen“ der DEU-Bevölkerung geht es sehr gut. Die interessiert sich lediglich wenig für die Bundeswehr.
csThor | 06. März 2016 – 13:04
§ 10 Satz 6 SG
@Heiko Kamann | 06. März 2016 – 14:04
„§ 10 Satz 6 SG“
WOOOAH, ich dachte als „Staatsbürger in Uniform“ dürfe man seine Meinung auch dann äußern, wenn sie kritisch sei?
@ Heiko Kamann
Und seit wann heißt das, das man nur noch „stromlinienförmig“ und politisch akzeptabel durchs Leben gehen darf? Der Paragraph liest sich für mich eher wie ein Hinweis darauf, daß man dienstliches nicht unbedingt in allen Details in die Welt posaunt, von einem Verbot sachlicher Kritik im Zuge einer öffentlichen Debatte steht da nichts.
@Koffer | 06. März 2016 – 14:14
Selbstverständlich darf der Staatsbürger in Uniform auch kritische Meinungen äußern. Dies darf er und dies tut er auch.
Beispiele gibt es genug: Siehe Arbeitskreis DARMSTÄDTER SIGNAL.
@mittgard | 06. März 2016 – 15:19
Warum sagen Sie mir das? Sprechen Sie mit @Heiko Kamann.
@mittgrd: Der Staatsbürger in Uniform ist doch ein Märchen oder eine Lebenslüge der BW, jedenfalls für alle höheren Offiziere. Das Darmstädter Signal kann nur eine andere Meinung haben, weil es keine hohen aktiven Offiziere sind, die dafür auftreten.
Alle Generäle der BW die eine unbequeme oder nicht offizielle Meinung geäußert haben sind gegangen bzw. gegangen worden, z.B. Schmähling, Günzel, Schultze-Rhonhof usw..
Von ein paar Generalinspekteuren als Bauernopfer kann zu schweigen.
@Closius
Ja, jedoch gibt’s auch Beispiele von Gen, die den Mund während der aktiven Dienstzeit aufmachten und überraschenderweise „überlebten“. So z.B. GenLt Albert Schnez, einer der markantesten InspH.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Albert_Schnez
Siehe besonders letzte zwei Absätze im Link.
In Grundsatz trifft Ihre Darstellung jedoch zu. Wie bereits zu Beginn des Fadens angedeutet, hoffe ich auf klare Kante bei passender Gelegenheit, z.B. im Kujat-Stil, der seinen Klartext leider erst als a.D. entdeckte.
Closius | 06. März 2016 – 15:53
Alle Generäle der BW die eine unbequeme oder nicht offizielle Meinung geäußert haben sind gegangen bzw. gegangen worden, z.B. Schmähling, Günzel, Schultze-Rhonhof usw..
Das ist doch gut so. Das Recht auf Kritik darf kein einseitiges Recht sein. Beide Partner dürfen Kritisch sein. Wenn ein Angesteller oder Politiker oder Fußball-Trainer oder Soldat ständig in der Öffentlichkeit kritisch oder schlecht über sein Unternehmen, seine Partei oder seinen Fußballverein spricht – dann muss er damit rechnen das Kritik zurück kommt. Ein kritisches „Wir müssen uns leider von Ihnen trennen“ – sorgt dafür das Organisationen überhaupt arbeitsfähig bleiben.
@Mittgard
DS ist eher Wehrkraftzersetzung und kein vernünftiges Beleben des Konzepts vom Staatsbürger in Uniform. Das Konzept der Inneren Führung sieht als oberstes Ziel immer noch einsatzbereite Streitkräfte vor. Das habe ich vom DS bisher noch nicht gesehen.
pi
@mittgard | 06. März 2016 – 16:46
„Das ist doch gut so. Das Recht auf Kritik darf kein einseitiges Recht sein. […] Ein kritisches „Wir müssen uns leider von Ihnen trennen“ – sorgt dafür das Organisationen überhaupt arbeitsfähig bleiben.“
Entschuldigung, aber das ist gerade nicht das, was in den letzten Jahrzehnten über das Konzept des „Staatsbürgers in Uniform“ propagiert wurde.
Man kann ja durchaus darüber streiten ob die Herren à la DS Deutschland im Sinne ihres Eides treu dienen, aber wenn das „akzeptabel“ ist, dann muss es auch für die Generalität gelten.
Erst recht, weil die Generalität ja sogar die Pflicht hat in herausgehobener Stellung DEU zu dienen. Es kann also nicht sein, dass die Politik keine Beratung will, sondern nur willfährige Ja-Sager.
Erstens ist das mit dem Hinblick auf die Verteidigungsfähigkeit DEU unklug und zweitens widerspricht es dem vielpropagierten eigenen Wunsch an Streitkräfte.
Es ist schade das Domröse geht, bei dem was wir als Generalinspekteur oder als Heeresinspekteur haben, wäre es mir lieber, wenn Domröse einen davon beerben würde.
Bevor jemand schreit, natürlich weiß ich, daß der Heeresinspekteur immer nur drei Sterne haben darf, was ich aber für Unsinn halte!
@Closius
Was gibt´s am Insp H auszusetzen?
pi
Nun, es war zu erwarten das der ein oder andere sich wieder extrem kritisch über Leute äußert, die nicht alles hinnehmen wollen.
Das eben genau jene „soldatische Pflicht“ zum Gehorsam uns in die aktuelle Misere gebracht hat, scheint bei einigen einfach nicht an zu kommen.
Und wenn denn einige das Soldatengesetz bemühen, nun denn:
§ 10 Pflichten des Vorgesetzten
„(1) Der Vorgesetzte soll in seiner Haltung und Pflichterfüllung ein Beispiel geben. “
Jemand der nur kuscht und zu allem ja und amen sagt und Befehle von oben einfach durchreicht ist nur eine Drohne und kein leuchtendes Beispiel für einen Vorgesetzen. Mit „Haltung“ hat das nicht viel zu tun.
Wenn Papageien auf einmal selbst Befehle im Einsatz erteilen müssen, die nicht von oben kamen weckt das bei einigen Untergebenen vielleicht nicht gerade viel Vertrauen.
Man muss sich dann schon fragen ob die entsprechenden Vorgesetzen überhaupt dazu befähigt sind.
Passend dazu:
„(3) Er hat für seine Untergebenen zu sorgen. “
Wenn also Ausbildung, Material und Einsatzplanung zu kurz kommen, die Erholungsphasen nur noch graue Theorie sind und dadurch die eigenen Leute und der Einsatz gefährdet werden, sind einige immer noch der Meinung man hat die Schnauze zu halten? Siehe „Pflichterfüllung“ in 1.
„Sorgen“ sieht dann doch irgendwie anders aus.
„(5) Er trägt für seine Befehle die Verantwortung. Befehle hat er in der den Umständen angemessenen Weise durchzusetzen.“
Einfach Befehle weiter zu geben und sich aus der Verantwortung zu stehlen geht so nicht, die Verantwortung bleibt auch dem Gesetzt nach an jedem in der Befehlskette hängen.
Außerhalb des Rechts tut sie das so wie so.
Bei den Untergebenen bleibt das in jedem Falle hängen ob ein Vorgesetzter für sie eintritt oder es sich möglichst einfach macht.
„(6) Offiziere und Unteroffiziere haben innerhalb und außerhalb des Dienstes bei ihren Äußerungen die Zurückhaltung zu wahren, die erforderlich ist, um das Vertrauen als Vorgesetzte zu erhalten.“
Das ist nun eine Farce sonder gleichen. Zurückhaltung bei Äußerungen ( = Kritik) ist nötig um das Vertrauen als Vorgesetzter zu erhalten?
Ich glaube die Aussage die dahinter steht, kann man getrost als Schwachsinn abtun.
Ich lese bewusst nicht zwischen den Zeilen, es ist ein Gesetzestext, der hat direkt zu sein und was dort direkt steht ist nicht haltbar.
Das fällt eher unter das Prinzip inneres und äußeres Kuschens denn unter innere Führung.
Vielmehr soll die Zurückhaltung gewahrt werden um keine Zweifel seitens der Soldaten und Soldatinnen am System Bundeswehr aufkommen zu lassen, das dass nicht funktioniert sollte man merken. Viele Leute innerhalb des Systems merken aber gar nichts mehr.
Es gibt da auch einen sehr treffenden §.
„§ 13 Wahrheit
(1) Der Soldat muss in dienstlichen Angelegenheiten die Wahrheit sagen. “
Das sollte sich auch auf den Schriftverkehr beziehen und dort ist es eher so das das die Meldung nach oben an die stille Post erinnert.
Durch den mehrfachen Feinschliff bleibt doch von dem eigentlichen Bericht nicht mehr viel übrig. Die Berichte sind nicht mehr wahrheitsgetreu und das passiert oft genug.
Es gibt genug Gründe mal seinen Mund auf zu machen oder auf die blumige Note im Schriftverkehr zu verzichten.
Sinn der Bundeswehr ist es nicht Befördert zu werden und sinnlos Geld in der Beschaffung zu verbraten.
Vielmehr scheint da aber nicht mehr übrig zu sein.
Kritisches Selbstbild? Fehlt komplett.
#besteBundeswehr
Die Bundeswehr ist keine Armee mehr, sie ist ein kompletter Sanierungsfall und je eher man mit der Sanierung anfängt umso besser.
@SvD | 06. März 2016 – 22:19
Möchten Sie vielleicht einen Keks?
@Svd:
Danke – insbesondere wegen dem Hinweis auf § 13.
Aber zum Lügen gehören halt immer zwei:
Einer der es tut und einer der es zuläßt.
Daran zeigt sich:
Geld ist nicht das Kernproblem, sondern die ungestrafte (!) Ja-Sagerei.