Krank in den Einsatz
Sonntags-Lesestoff der Kollegen von der Welt: Vor allem vor Auslandseinsätzen werden oft genug die Kriterien für die gesundheitliche Eignung einer Soldatin, eines Soldaten schlicht nicht beachtet – und so stecken auf einmal Leute in Uniform (und in einer Ausbildung oder auf einem Dienstposten), die dafür aus Gesundheitsgründen nicht geeignet sind. So steht es jedenfalls in dem ausführlich recherchierten Text (das Verteidigungsministerium hat, schreiben die Welt-Reporter, keine Stellungnahme abgeben wollen):
Ungesundes Muster*
Die Bundeswehr zeigt sich bei ihren gesundheitlichen Mindeststandards für Soldaten zunehmend großzügig. Ein Versuch, Mängel in der Tauglichkeit zu kaschieren und so Personalprobleme zu lösen?
(*Links zu deutschen Verlagswebseiten finden hier i.d.R. nicht statt. Diese Geschichte rechtfertigt eine Ausnahme.)
(Symbolbild: Deutsche Soldaten auf dem Flug in den Einsatz – Bundeswehr/Andrea Bienert)
@Koffer:
Hier nochmal ein wesentlicher Hinweis auf die Planungen mit Blick auf die personelle Austattung im Heer2011 ab 2017 durch GenLt Kasdorf („Vision 2017“):
„Der durchschnittliche Stand der personellen und materiellen Einsatzbereitschaft
beträgt 70-80% und das Heer ist in der Lage, der Politik jederzeit, auch nach
kurzer Vorbereitung, aus einem hohen Bereitschaftsstand heraus ein breites
Spektrum an Fähigkeiten und damit Handlungsoptionen zu bieten.“
http://fkpg.de/wp-content/uploads/HEER2011.pdf
Ab er alles Weltklasse…
Und wenn man nun – zurück zum Thema – noch bedingt taugliches Personal hat…
@beobachter | 28. Februar 2016 – 14:32
Sporadische Groß- und Kleinschreibung scheint ja einzusetzen. Sachlichkeit aber noch nicht :(
So kann man keine inhaltliche Diskussion führen. Schade.
@Georg | 28. Februar 2016 – 14:34
„Alle Mannschaftsdienstposten die mit Geld hinterlegt waren, also geöffnet waren, konnten weitgehend besetzt werden. Also Komplettbesetzung ;-)“
Genau das ist übrigens die Position der NachwGOrg: In den letzten Jahren hat es eine nahezu vollständige Besetzung der offenen Stellen außerhalb IT und SAN gegeben.
@Koffer u. Georg:
Genau das ist auch mein Eindruck.
Man hat doch für alle HH-Karten (bedingt) taugliches Personal eingestellt.
Alles darüberhinaus will aber auch die Führung nicht sehen.
Man folgt unreflektiert der Personaler-Logik und verkauft das als Gesamtlagebild.
Es bleibt die Frage warum nur für 70 % der ausgeplanten Mannschaftsdienstposten auch tatsächlich Geld bereitgestellt wurde um Personal einzustellen ?
Meine Vermutung: mit der Abschaffung der Wehrpflicht mussten plötzlich alle verbliebenen Mannschaftsdienstposten erheblich teurer, nämlich als FWL und SAZ 4-8 bezahlt werden.
Da sich ein Personalhaushalt nur immer langsam verändern kann, von Jahr zu Jahr, war zu wenig Geld da um für alle ausgeplanten Mannschaftsdienstposten HH-Karten bereitzustellen.
Bleibt die Frage, bei der Abschaffung der ca. 50000 Wehrpflichtigen in 2011 und Folgejahren war das Geld ja vorhanden, wo ist es hinverschoben worden ? Sind dies die 8 Mrd Euro Einsparungen die Guttenberg auf 4 Jahre versprochen hatte ?
@Georg:
Die Reduzierung um 8 Mrd. wurde ja nie realisiert.
Dieses große Verdienst von TdM würde auch hier leider weitgehend ignoriert. Trotzdem hat man im Verteidigungshaushalt eben an vielen Stellen außerplanmässige Ausgaben (Personal, Rüstung, Infra, MatErhalt).
Da fehlt es dann eben überall – und wenn man kein Material hat, Dan braucht man ja auch kein Personal…
Daher ist es ja so entscheidend, dass es nun deutlich mehr Geld gibt (2-3 Mrd./ Jahr). Aber auch im Bällebad ist man skeptisch, dass dies gelingen wird.
Über die Beispiele des Weltartikels kann man streiten und dennoch wissen wir um das grundlegende Problem zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Wie sagte der GI: „Die meisten jungen Menschen kennen Fußball leider nur noch von der Konsole“. Nun kann man darüber streiten, ob ein Nerd im künftigen „Cyber Zentrum“ die Anforderungen eines Verwaltungsbeamten oder Rechnungsführer erfüllen muss. Sicher wissen viele hier wie in der Truppe um die notwendigen Unterschiede.
Unverständlich ist jedoch der „Anforderungssenkungs-Plan“ von vdL, insbesondere wenn es um die sogenannte Frauenförderung geht. Mir wäre lieber, dass das BGM tiefer greifen würde (von mir aus wieder mit MILKO etc.), denn es geht schließlich um die Steigerung der physischen und psychischen Fitness. Stattdessen streicht man Sportlehrer, Ausbildungsprätze für Übungs- und Sportleiter, um sich dann zu wundern, warum die Sportausbildung in der Truppe leidet. Wenn dann IGF in Zeiten der Flüchtlingshilfe auch noch jegliche Notwendigkeit verlieren, braucht man sich um alles weitere keine Sorgen mehr zu machen.
Der absolute Hammer ist allerdings, dass es im BMVg oder den KDOs noch immer keine „Einsatbereitschaftslage“ gibt. Kein Lagebild zu Material, kein Lagebild zu Personal und kein Lagebild zum Thema Ausbiödungshöhe von Trtle – und somit Einsatzbereitschaft. Und wem will man da einen Vorwurf machen, wenn ein Herr TdM mit seinem Vollstrecker Sts B sämtliche Strukturen und Prozesse so verändert haben, dass eben jeder nur noch eines weiß … NIX.
Der Artikel mag bedingt brillant sein, der DBwV und Bartels liegen zumindest richtig. Vielleicht ist er eine Chance, dass endlich eine ganzheitliche „Einsatzbereitschaftslage“ erzeugt wird! Zumindest wäre das der Kern, meiner Fragen in der BPK.
Wer den Mangel an Personal bis heute noch nicht festgestellt hat, ist Betriebsblind. Die Problematik hat sich bereits ab 2010 beginnend abzeichnen können und zwar merklich spürbar. Das Problem ist nicht irgendwelche Strukturen aufzufüllen, sondern mit dem „Ist“ richtig zu arbeiten. Aufgaben und Dienstposten müssen neu zu bewertet und definiert werden. Personal muss zielgerichtet eingestzt werden. Kameraden, die aus gesundheitlichen Gründen nicht anders können müssen umgeschult und neu integriert werden. Lehrgänge mit schriftlicher Vorabprüfung (online) spart Kraft, Aufwand und Personal ohne Ende. Die Kommunikation zwischen allen muss endlich an die neuen Medien klug angewandt werden. Die Einstellungspolitik mit der eindeutigen Bevorzugung von Direkteinstellern gegenüber lang dienenden Soldat muss aufhören, das ist eines der größten Motrivationskillern überhaupt. Die „Vorgesetzten“ sollten auch mal wieder anfangen mit Ihren Untergebenen zu sprechen und gesagtes zu bewerten. Da hilft auch keine Mahnung an die Aussprache oder Grammatik des Gegenüber. Es ist wie es ist und es werden nicht mehr kommen, egal wie wieviele Tabellen auf das Papier gekritzelt werden. Dafür brauche ich im Übrigen keine Wahlen, oder spezielle Haushaltmittel o.Ä.. Ich brauche nur fähiges Führungspersonal mit der Erlaubnis handeln zu dürfen. Schritt 1 getan.
Bei den BVK /KVK handelt es sich ja klassisch nur um Verbindungsbeamte. Obersteutnant d.R.. ist halt nicht immer noch T1 oder T2.
Bei den RSU Kompanien wird T2 bzw. T3 auch richtig konsequent umgesetzt. Aber entweder will die Bundeswehr die Pisten mit qualifiziertem Personal besetzen oder nicht. Und wenn man mit den Reservisten umgeht wie bisher muss man sich eben nicht wundern dass der Interessenten Pool immer kleiner wird.
4 Monat warten auf eine Truppenausweis. Den man dann als Berufstätiger Bitte 200 km entfernt von 9-14 Uhr abholen soll, verwaltungsaufwand hoch 13 für ein Hobby, etc.
Es mach halt endlich mal Sinn das Tauglichkeitsmodell eben auch Alters – und Verwendungsgerecht anzuwenden.
Die Entscheidung muss doch sein, ob jemand seine Verwendung körperlich erfüllen kann oder nicht.
Und ein Reservedienstposten im Stab des Kreises ist halt etwas anderes als EinsWV bei ISAF.
@FK70:
Richtig, die bisherige Einsatzbereitschaftslage ist weiterhin nicht umfassend, ehrlich und konsequent.
Man sieht es schon daran, dass der InspH zwar vom System Brigade spricht, aber bei der Einsatzbereitschaftsmeldung an den Verteidigungsausschuss nur Großgerät aufzählt.
Die Einsatzbereitschaftsdiskussion (vom WB erst angestossen!) offenbarte ja schon das fehlende Lagebild. Im Folgejahr wurde dann noch alles schön gerechnet (Verfügungsbestand).
Einsatzbereitschaft ist eben nicht wirklich wichtig – auch nicht beim Personal.
Der Bericht der WELT vom 28.02.2016 beschreibt die Verfahrenspraxis im Bereich der in die Uniform gepressten Verwaltungsangehörigen (und auch von Reservisten mit begehrten Fähigkeiten) m.E. zu 100% zutreffend. Und ich vermag auch nicht nachzuvollziehen, was es an dieser der Lebenswirklichkeit geschuldeten Praxis zu bemäkeln gibt. Man braucht diese Fähigkeiten vor Ort, und stellt deren Verfügbarkeit in Übereinkunft mit den Fähigkeitsträgern sicher. Die „Leute“ aus den Bereichen Verwaltung, Rechtsberatung und Seelsorge brauchen doch nur ihren Job zu machen. Mir war völlig Wurst, ob der Verwaltungs-KaLeu in meinem Stab im Kosovo sein MilKo (oder wie das damals hieß) erfüllt hat. Und wenn der wegen Herzkasper umgefallen wäre – sein (selbst einkalkuliertes) Problem. Dann wär eben ein anderer nachgerückt.
Leute – wie weit von der Wirklichkeit wollen wir denn hier diskutieren.
Hans Schommer
@ Hans Schommer
Exakt!
@FK70 | 28. Februar 2016 – 16:56
„Unverständlich ist jedoch der „Anforderungssenkungs-Plan“ von vdL,“
Volle Zustimmung
„insbesondere wenn es um die sogenannte Frauenförderung geht. “
Naja, das ist ja dann doch eine andere Frage…
@bamm | 28. Februar 2016 – 17:08
War das jetzt gerade die Weltformel, mit der sich alle Probleme des Personals lösen lassen?!
@Memoria | 28. Februar 2016 – 17:24
„Einsatzbereitschaft ist eben nicht wirklich wichtig – auch nicht beim Personal.“
Zustimmung. Leider. Insbesondere beim Personal rechnen wir uns ja alles schön, biegen die Notwendigkeiten, brechen mit althergebrachten und bewährten Grundsätzen :(
@Hans Schommer | 28. Februar 2016 – 18:06
„Die „Leute“ aus den Bereichen Verwaltung, Rechtsberatung und Seelsorge brauchen doch nur ihren Job zu machen.“
Grundsätzlich sehe ich das ähnlich, aber in der Absolutheit möchte ich das jetzt nicht stehen lassen. Wer Soldat ist muss grundsätzlich soldatische Anforderungen erfüllen.
Vielleicht sollte dazu übergehen für die ungefährlichen zivil-DP (z.B. Kosovo) klassische Verwaltungsbeamte einzusetzen…
Oder wir kennzeichnen die Einsatzwehrverwaltung als solche. Hatten wir „früher“ ja auch schon mal und auch durchaus mit Erfolg ;)
@bamm:
Zustimmung. Nur leider hat man gerade seit 2010 genau solches Personal vergräzt. Bis hin zum Oberst i.G..
Stattdessen machten Ja-Sager und Systemerklärer Karriere.
Bei manchen Personen ein direktes Ergebnis des Systems Schneiderhan. Bei vielen anderen wohl ein indirektes Ergebnis hiervon (Kaskadeneffekt).
Einsatzbereitschaft ist eben nicht der Zielpunkt auf den sich alles ausrichtet. Sondern der ganz normale Wahnsinn einer Großorganisationen (Zuständigkeiten, Posten, Karriere, Pfründe, Bedeutung etc).
Solange man politisch hier nicht ran geht, wird sich diese Kultur immer mehr verfestigen. Wie ein Krebsgeschwür zerstört es die Streitkräfte von Innen – egal wieviel Geld verfügbar ist.
So gerne ich den Artikel heute morgen auch in der WaS gelesen habe – mir drängt sich der Verdacht auf, dass mal wieder eine Medienkampagne rein zufällig in einen Aufgabenbereich rollt, dessen Inhalt vortrefflich zu den schon sehnlichst erwarteten Schwerpunkten der Ministerin passt – da sollte doch „großes“ zum Personal verkündet werden in naher Zukunft? Jetzt heisst es eben, eine „Transparentoffensive“ zu starten und dann den Laden mit frischem Schwung auf Vordermann zu bringen, was?
@Memoria/FK70:
Es gibt derzeit keine Einsatzbereitschaftslage. Diese ist erst im Aufbau unter Leitung FüSK I 1. Die letzte wurde wurde vor ca. 3 Jahren durch die Insp der TSK gekippt.
Das was du meinst mit den Hauptwaffensystemen ist die Materiallage. Deswegen sind auch keine Fähigkeiten (bisher) erfasst.
Dass eine EBL fehlt, ist zweifelsohne.
@16AA01:
Natürlich ist es zunächst eine Materiallage Großgerät, aber das Heer hat es versäumt – entgegen aller Reden – darzustellen dass derlei im System Brigade deutlich zu kurz greift. Verantwortungsvolle militärische Führer würden darauf hinweisen. Gerade mit Blick auf den Haushalt. Zumal ja nicht alles Großgerät betrachtet wird (z.B. M113/ M557).
Fü SK I 1 sollte den Auftrag seit Herbst 2014 haben.
Eigentlich hätte man den GI nach dem Auftritt im VA in 2014 entlassen müssen, da ja dort zugegeben würde, das es nicht mal für Großgerät eine einheitliche Systematik zur Erfassung der Einsatzbereitschaft gibt.
Was ist denn dann die Grundlage für Planung und Haushaltsanmeldungen?
Lage, Auftrag, Durchführung?
Wenn wir bei dem Thema jetzt zur Materiallage kommen, sind wir vom Ausgangsthema ziemlich weit entfernt, oder?
Hans Schommer | 28. Februar 2016 – 18:06
Die „Leute“ aus den Bereichen Verwaltung, Rechtsberatung und Seelsorge brauchen doch nur ihren Job zu machen.
Stimme ich so wohl auch zu. Aber dann auch als „Schulterglatze“
:edit: Sorry, OT. Nervt aber gerade vor Ort.
@T.W.:
„Wenn wir bei dem Thema jetzt zur Materiallage kommen, sind wir vom Ausgangsthema ziemlich weit entfernt, oder?“
wirklich? Personelle und materielle Einsatzbereitschaft sind doch 2 Seiten einer Medaille.
Auf beiden Seiten gibt es erhebliche quantitative und qualitative Defizite.
Beide werden vom BMVg seit Jahren ignoriert und schön geredet bzw. kontrafaktisch behauptet es bessere sich bald.
@ Koffer
Nein, da wäre noch die Entschlossenheit einmal auch Aufgaben richtig zu verteilen, die Dienstgradstruktur zu verändern, die Beförderungen und Besoldungen dynamischer zu gestalten.
Mehr mit Zivil zusammen arbeiten /besonders im Bereich Ausbildung.
Die Ausbildung überhaupt muss total überarbeitet und angepasst werden.
Die Durchführung von Sport muss erheblich aufgelockert werden, denn dieser findet seit der Verpflichtung zum Übungsleiter nur noch sporadisch oder entgegen den Vorschriften statt.
Ein Bekleidungsgeldkonto für alle sowie die Anpassung an den modernen Menschen des 21. Jahrhunderts (Haar und Barterlass).
Wir wollen ausreichend qualifiziertes Personal? Wie denn bitte sehr?
Ich kann auch noch weiter ausholen, aber ich beginne mich gerade aufzuregen. close
Hm, ich glaube kaum das diese Leute sich die übliche Behandlung und Bezahlung von „Schulterglatzen“ bieten lassen würden.
Gab es nicht schon einmal einen Plan Kriterien abzusenken, um eine Personallücke mit weniger tauglichen Soldaten zu Füllen? Sollten nicht T5 etc eingezogen werden zur Verwendung Handtuch- und Bettwäscheausgabe, im Gezi, Sporthalle uä? War das das nicht in den 90 vor der Wende?
Ich war T3, Falli, Grenni, Jäger ging nicht, Richtfunker bei der Luftwaff aber ja, Truppführer, LtrFmInst auch.
Was sind eigentlich Schulterglatzen?
„Und bis heute gibt es keine für die Leitung des Hauses nutzbare Fähigkeitslage. Ich verfüge über kein durchgängiges Lagebild zum Zielerreichungsgrad der beabsichtigten Fähigkeiten in den Fähigkeitskategorien. Damit sind Entscheidungen immer Einzelentscheidungen, die nicht auf einer bundeswehrgemeinsamen Bewertung beruhen. Und das können wir uns nicht mehr leisten!“
KTzG am 28.05.10 in der Grundsatzrede an der FüAkBw.
Seither hat sich in fast 6 Jahren offensichtlich nur sehr wenig verändert.
Trotz Neuausrichtung und 3 Ministern.
Das klingt doch für niemanden, der sich etwas tiefergehend mit der Bw „beschäftigt“, neu oder überraschend:
Bereits seit (spätestens) den 90er-Jahren kann man feststellen (so man WILL), daß bestimmte Fähigkeiten, die in der „ich-hab‘-ein-Recht-auf…“/“der-Staat-muß“/“mir-steht-zu“-Gesellschaft ein breites „Fähigkeitsspektrum“ – mangels Notwendigkeit – zunehmend verkümmern und eine ausreichende „Ausprägung“ oder auch die Bereitschaft zur „Wiedererlangung“ (s.o.) nicht mehr vorhanden ist. Diese Erkenntnis ist also weder neu NOCH der Bw unbekannt! Der SanDst kann dazu seit langem umfangreiche Daten bereitstellen, da ja „früher“ grundsätzlich alle jungen Männer „gemustert“ und dabei entsprechendes festgestellt wurde.
Aber schon früher gab’s da „Possen“: Am Wochenende zB auf nicht niedrigem Liganiveau Handball zu spielen war KEIN Grund, bei genügend Klagen beim TrArzt vom Tragen auch geringer Lasten (ABC-Schutzausrüstung, Rucksack sowieso) befreit zu werden. Und der Fußmarsch zum StOÜbPl fand ersatzweise maximal auf der – damals noch hölzernen – Sitzbank des Lkw 2t „Unimog“ statt.
Und für die Einsatzbeschickung taugt eine Streitkraft mit dem Durschnittsalter der Gesellschaft angepaßtem Personalkörper eben nur bedingt. Es sei denn, man paßt die – nicht ohne Grund derart hohen – Forderungen etwas an.
Der Stabs“täter“ muß auch nicht genauso „beieinander“ sein, wie ein mit „IdZ“-usw ausstaffierter „Kämpfer“. „Krieg (hat ja auch sehr lange gedauert, bis dem dt. Wahlbürger ein Einsatz mit Gefechten als solches präsentiert wurde…) ist nix für alte Männer“ (und Frauen auch nicht)!!!
Da muß man halt etwas genauer schauen und nicht ALLE durch dieselbe Schablone pressen. Mit Verstand natürlich!
Schlimm dagegen ist, daß, wenn die Not größer und größer wird, also kurz vor „Verlegung“, auch WICHTIGE Einsatzvoraussetzungen mittels „Ausnahmegenehmigung“ beiseite gewischt werden, weil entweder strukturelle Defizite nicht zugegeben werden (sollen), einzelne Herrschaften in „leitender Funktion“ ihre Aufgabe falsch verstehen oder auch unsere mittlerweile völlig aus dem Ruder gelaufenen, selbst für den (Friedens-)Dienst im europ. Inland teilweise kaum noch handhabbaren Vorschriften und (Verwaltungs-)Bestimmungen und einzelne Herrscher über diese eine „richtige“ Vorbereitung nicht zulassen (Soldat oder besser „Verwaltungsbeamter in Uniform“ – wie im EInsatz ;-) )
Insgesamt muß man aber festhalten, daß es etwas „eigenartig“ klingt, daß ein ca 180000 Personen umfassender Personalbestand – OHNE Wehrpflicht, ALLES „Profis“ – grundsätzlich DIENSTFÄHIGER Soldaten nicht zur „richtigen“ Besetzung von weniger als 10000 Einsatz-Dp taugt.
@Memoria:
Doch, man hat sich diese Erkenntnis unabhängig gegen Geld von mehreren Management Consultants bestätigen lassen.
Mir liegt dieses Zitat auch immer noch in den Ohren.
Es ist schon wahrlich erstaunlich.
@Arty1986
100% Zustimmung
Ich finde es in diesem Zusammenhang geradezu grotesk, das man dieses Personalproblem kurzfristig lösen möchte, indem man die “alten“ noch länger beschäftigt. Bei Thema Krank in den Einsatz schafft man so eher mehr Probleme. Das Thema persönliche Motivation sollte man dabei auch nicht ausser Acht lassen.
Umgekehrt eröffnet eine Politik der Tauglichkeitsausnahmeregelungen die Möglichkeit sich schlicht hinter seiner Untauglichkeit zu verstecken. So werden Personalanforderungen für Einsätze dann plötzlich zu Bettelrunden. Im Grunde ist der willige und taugliche Soldat dann noch der Dumme, da auf ihn verstärkt Druck ausgeübt wird. Es spielt auch keine Rolle, ob der Mann/die Frau bereits sechs oder siebenmal im Einsatz gewesen ist. Die Spitze des Hohns ist dann noch, wenn der Kamerad/die Kameradin aus dem Einsatz zurück kommen und dies durch eine schlechte Beurteilung goutiert kriegen, da sie ja schließlich nicht im Grundbetrieb unterstützt haben. In einigen Dienststellen ensteht so eine Dynamik, die Drückebergertum eindeutig begünstigt.
@Insider
„Ich finde es in diesem Zusammenhang geradezu grotesk, das man dieses Personalproblem kurzfristig lösen möchte, indem man die “alten“ noch länger beschäftigt. Bei Thema Krank in den Einsatz schafft man so eher mehr Probleme. Das Thema persönliche Motivation sollte man dabei auch nicht ausser Acht lassen.“
Es gibt -die Alten- nicht!
Es gibt auch nicht -die Kranken-!
Es gibt Kriterien nach welchen man als einsatztauglich eingestuft wird und die kann man an den Einsatz und die Tätigkeit anpassen. Evtl sind einige Kriterien neu zu definieren.
Dazu kommt, dass die ärztliche Versorgung im Einsatzland oft besser ist als am Heimatstandort.
ChairForce | 29. Februar 2016 – 9:39
Stimme Ihnen voll zu. Habe ich selbst so erlebt.
Zimdarsen | 29. Februar 2016 – 10:37
Diese Kriterien gibt es doch schon. Bei jeder Untersuchung auf BA 90/5 werden doch Einsatzort und Einsatzverwendung mit aufgeführt und eine entsprechende Bewertung vorgenommen.
Dass man allerdings nicht chronische Behandlungsfälle in den Einsatz verfrachtet, nur weil dort die ärztliche Versorgung besser als im Heimatland ist, sollte sich eigentlich von selbst verstehen.
ChairForce | 29. Februar 2016 – 9:39
Volle Zustimmung gerade live und in Farbe so erlebt :-(
Ein Umstand der tief blicken lässt.
@Bin_dabei | 29. Februar 2016 – 11:18
„Dass man allerdings nicht chronische Behandlungsfälle in den Einsatz verfrachtet, nur weil dort die ärztliche Versorgung besser als im Heimatland ist, sollte sich eigentlich von selbst verstehen.“
Wer kommt denn auf so etwas?
Genau und weil es sich eigentlich von selbst verstehen, hat keiner dies gefordert.
…und wenn ich schreibe „evtl sind einige Kriterien neu zu definieren“
Bedeutet dies „eventuell“ und nicht zwingend :-)
Ich frage mich, was eine 60-Jährige körperlich angeschlagene Frau dazu bringt, dass sie sich durch solche Methoden versucht, in den Einsatz zu pressen.
Hat sie eine Einsatz(vor)ausbildung gemacht?
Hat sie überhaupt eine militärische Grundlagenausbildung gemacht?
Ich meine, was ist wenn mir oder anderen im Einsatz etwas passiert und sie ist der Ersthelfer?
Hat sie an einer San-Ausbildung teilgenommen und weiß sie wie die im Einsatz vorhandene pers. San-Ausstattung zu nutzen ist?
Was ist mit Waffenausbildung und sei es nur für Guardian-Angel-Dienste o.ä.? Muss ja nicht immer der Angriff aufs Camp sein.
Was ist mit der persönlichen Schutzausstattung (Weste in Übergröße??) und das evtl. damit verbundenen Tragen bei Änderung der Sicherheitslage?
Was ist, wenn ihr etwas passiert (z.B. Kreislaufschwäche aufgrund des Klimas) und wir sind der Ersthelfer? Besonderheiten in der Betreuung bekannt? Abtransport.. passt sie in den Transportpanzer? Auf die Trage?
Ehrlich, wir vertrauen uns doch i.E. immer noch uns gegenseitig, was solche Dinge angeht und setzen darauf, dass jeder dort die selbstverständlichen Basics (San/Waffe)beherrscht. Unverantwortlich seitens des OFA.
Ist ja zum Glück noch mal gut gegangen!
mil FKr | 29. Februar 2016 – 12:33
Die Motivation ist Geld; wie bei anderen Soldaten auch.
6 Kinder, da ist (zusätzliches) Geld schon eine enorme Motivation.
Warum ist wohl ihr Mann ein paar mal in den Einsatz gegangen?
@ Heiko Kamann
Ja, das kann ein Grund sein. Und diesen Eindruck dieser Motivation, hatte ich bei dem ein oder anderen in den Einsatzgebieten bisher auch.
Ich hoffe nur, dass sich solche Beamte auch mal ein paar, der von mir genannten Fragen stellen und für sich beantworten und nicht nur an ihren Kontostand in 4 Monaten denken.
Da gehört nen Riegel vorgeschoben. Ich hoffe, dass mit der Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Geldauflage auch ein fetter Diszi verbunden war.
re: Georg (Zitat: „Es bleibt die Frage warum nur für 70 % der ausgeplanten Mannschaftsdienstposten auch tatsächlich Geld bereitgestellt wurde um Personal einzustellen ?“)
Die diversen Reformen der Bundeswehr, die übrigens ja auch seitens der SPD-Bundestagsfraktion (in der Opposition) regelmäßig abgenickt wurden, standen in den letzten Jahren ausschließlich unter dem (völlig fehlgeleiteten) Ansatz „design-to-cost“!?
Das fatale Ergbenis läßt sich gerade bestaunen!- Und ihre Frage ganz leicht beantworten ….
@ mil FKr
Zitat: „Da gehört nen Riegel vorgeschoben. Ich hoffe, dass mit der Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Geldauflage auch ein fetter Diszi verbunden war.“
Da fehlt mir allerdings der Glaube an die interne Reinigungskraft innerhalb der StOffze im San-Wesen. Welcher vorgesetzte Arzt soll denn den besagten OFA ein Diszi verpassen ?
Die Frage muss doch eher lauten, darf der OFA seine Nebentätigkeit in einer selbstständigen Arztpraxis dazu nutzen, dienstliche Urteile zu revidieren ? Ist es ihm aufgrund eines offensichtlichen Interessenskonflikt nicht verboten Soldaten und Beamte auf Privatrechnung zu behandeln, begutachten und zu versorgen ?
Die Schraube an der Nebentätigkeitsverordnung für Bw-Ärzte anzulegen, ähnlich wie dies für alle anderen Soldaten gilt, wäre der weitaus wirkungsvollere Weg.
@ audio001
„design to cost“, also Ausplanung nach den vorhandenen Geldmitteln ist natürlich die wahrscheinliche Ursache für das Disaster. Die Frage ist aber trotzdem warum die Stellen nicht mit Geld hinterlegt wurden.
Wurde das vorhandene Geld für Überhangpersonal gebraucht ?
Wurde es überhaupt nicht bereitgestellt ?
Wurde es für andere Dienstgradgruppen benötigt ?
Man möge die einfache Rechnung aufmachen, die da lautet:
70 % vom einsatzwichtigen Personal und 70 % vom einsatzwichtigen Großgerät ergibt eben nur 70 % des ausgeplanten Bundeswehrumfangs.
Wenn man die beim PSM 270 vorhandenen 20 – 25 Tsd Schülerplanstellen dazu rechnet, die ja auch jetzt benötigt werden, ohne dass sie vorhanden ist, kann man folgende Rechnung aufmachen.
179 000 Soldaten Istbestand minus 25 000 zbV Schüler ergibt ca. 150 000 Soldaten, davon 70 % ergibt eine einsatzfähige Bundeswehr von 105 000 Soldaten.
@Zimdarsen
Mit den Alten meinte ich den Versuch die Altersgrenze des Soldaten zu kippen und damit BS, die vor 25-30 Jahren unter anderen Voraussetzungen in die Bw eingetreten sind, länger zu binden.
Wenn ich daraus resultierend vermehrt Leute jenseits der 55 Jahre in den Einsatz bringen möchte, dann wird das Thema Krankheit schon einfach aus Altersgründen auf der Agenda bleiben.
Zumal dieses Personal mit Masse wahrscheinlich „hochmotiviert“ sein wird und dann ggf. vermehrt die Gesundheitskarte ausspielt
@Georg:
Nach meinem Verständnis hat man schlichtweg für die Struktur nicht genug Personal im PSM (u.a. wegen Schülerstellen). Daher hat man analog zum Großgerät nur eine Befüllung von 70% vorgenommen (siehe O-Ton GenLt Kasdorf), nochmals verschärft durch fehlende HH-Karten. Im Ergebnis fehlen in vielen Kompanien 50% der Mannschaften.
@ Insider
Zitat: „„Ich finde es in diesem Zusammenhang geradezu grotesk, das man dieses Personalproblem kurzfristig lösen möchte, indem man die “alten“ noch länger beschäftigt. Bei Thema Krank in den Einsatz schafft man so eher mehr Probleme. Das Thema persönliche Motivation sollte man dabei auch nicht ausser Acht lassen.“
Warum glauben Sie soll die Altersgrenze für Berufssoldaten auf freiwilliger Basis außer Kraft gesetzt werden ?
Also nach dem Motto: „wer will und gesund ist, kann länger machen“
Meiner Meinung nach, weil
a) die Bw von der Generation der Baby Boomer noch länger profitieren will, weil so viele gut ausgebildete Fachleute mit langer Berufserfahrung wird sie niemals mehr bekommen
b) weil in vielen Bereichen der Bw, z.B. die Tätigkeit an Schulen der Bw und in den Ämtern die körperliche Fitness im Sinne einer Fitness für den Einsatz nur eine untergeordnete Rolle spielt
c) weil es ein natürlicher Vorgang ist, dass Soldaten jenseits der 50 (ausgenommen entsprechend hohe Dienstgrade) nicht mehr im Einsatz gebraucht werden, dafür aber im Grundbetrieb noch einen wertvollen Dienst leisten können
d) weil manche Berufssoldaten kurz vor der Pensionierung sehr wohl überlegen, ob sie mit 54 – 56 Jahren einen 450 Euro Job irgendwo annehmen sollen oder doch die Tätigkeit mit der man bestens vertraut ist und anerkannter Fachmann ist für ein paar Jahre noch länger auszuüben und dies bei vollen Gehalt.
Bei der ganzen Diskussion fehlt mir der Bezug zur realen Umsetzung. Wie wollen wir mit den für den Einsatz untauglichen Soldaten umgehen? Wie wollen wir sie finanziell adäquat versorgen, wenn wir sie nicht mehr im aktiven Dienst haben wollen? Konsequent heißt das momentan bei einem DU-Verfahren (aus gesundheitlichen Gründen, die NICHT Folge eines Einsatzes sind), dass der Soldat Versorgungsbezüge bekommt, die sich aus den schon gedienten und noch zu dienenden Jahren zusammensetzen. Mit Zuverdienst dürfen 71,75% nicht überschritten werden (120% Regelung greift bei DU nicht).
Sollen sich Soldaten, die Einschränkungen durch 90/5 unterliegen etwa damit abspeisen lassen?
Wenn ich eine gesunde Truppe will, muss ich mir konkrete Gedanken über diejenigen machen, die die gesundheitlichen Anforderungen, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr erfüllen. Auch und gerade hier greift, insbesondere für BS, die Fürsorgepflicht des Dienstherrn.
Ob die Autoren des Artikels in WeLT nicht mal wieder übertreiben mit an die Front schicken und geheim eingestuftes Papier? Eine ganz simple Verschlussache ist das, wahrscheinlich -nfD. Gedient hat kaum jemand bei der WeLT, einen Olt d.R. fand ich dort.
Was wollte die Verwaltungsbeamtin denn machen dort, Schützengraben an der Hauptkampflinie, Häuserkämpf oder sowas? Mit der Truppe auf Patrolie?
@ Edgar Lefgrün
Geld verdienen für ihre 6 Kinder, vermutlich.
Soweit ich weiß besteht kein Rechtsanspruch auf einen Auslandseinsatz.
@Georg
„Warum glauben Sie soll die Altersgrenze für Berufssoldaten auf freiwilliger Basis außer Kraft gesetzt werden ? Also nach dem Motto: „wer will und gesund ist, kann länger machen“
Weil es von einem OTL gerichtlich eigeklagt wurde ;-)
Stichwort -Flexibilisierung der Zurruhesetzung- Vorschrift dazu wird gerade erstellt.
Ich wusste noch nicht das das auf freiwilliger Basis beruhen soll. Beschäftige mich gerade schwerpunktmäßig mit Flüchtlingshilfe ;-)
@ Zimdarsen
Danke für die Info, der drohende Schritt in die gesicherte Armut :-))
Die Begründung, das Gerichtsurteil eines Betroffenen passt zur Bw-Geschichte.
Ich denke, die von mir aufgeführten event. Beweggründe für so einen Schritt treffen aber ebenfalls zu, auch wenn sie nicht der aktuelle Anlass waren.