ExerciseWatch: Deutsche Kampfhubschrauber für EU-Battlegroup
Die Heeresflieger des Deutschen Heeres haben in diesen Tagen in Faßberg geübt – und es war keine der regulären Übungen. Denn Tiger-Kampfhubschrauber und NH90-Transporthubschrauber der Bundeswehr gehören im zweiten Halbjahr 2016 zu der dann in Bereitschaft stehenden EU Battle Group (EUBG):
In der zweiten Jahreshälfte 2016 sind die zur Division Schnelle Kräfte (DSK) gehörenden Heeresflieger Bestandteil der stets für sechs Monate zu stellenden EU-Battlegroup. Das Kampfhubschrauberregiment 36 aus Fritzlar und die Transporthubschrauberregimenter 10 und 30 aus Faßberg und Niederstetten bilden dieses Mal die gemischte Heeresfliegerstaffel dieser EU-Battlegroup. Humanitäre Hilfe, Konfliktverhinderung, friedenserhaltende und stabilisierende Maßnahmen zählen zu den Aufgaben der EU-Battlegroup. Das Kampfhubschrauberregiment des Deutschen Heeres hat dabei die Federführung für Aufstellung, Vorbereitung und Ausbildung übernommen. Von Juli bis Dezember 2016 werden sie dann zusammen mit Truppenteilen aus Deutschland, Österreich, Tschechien, Niederlande, Kroatien, Irland und Luxemburg in die Bereitschaftsphase eintreten.
berichtete das Heer vor einigen Tagen auf seiner Internetseite. Die endgültige Zertifizierung für die EU-Battlegroup, so geht daraus auch hervor, steht den Heeresfliegern in der Übung European Spirit im April bevor.
Die Infanterie-Anteile der EUBG für die Zeit von Juli bis Jahresende hatten bereits im vergangenen Jahr ihre große Übung:
Rund 750 Soldatinnen und Soldaten der European Battlegroup (EU BG) 2016 haben im vergangenen November die nationale Einsatzvorausbildung im Gefechtsübungszentrum Heer (GÜZ) in Gardelegen abgeschlossen. Die sogenannte Infanterie Task Force wurde nach zwei fordernden Ausbildungswochen für einen möglichen Einsatzauftrag in der zweiten Jahreshälfte 2016 zertifiziert. Kern der Task Force bildet das Jägerbataillon 1 aus Schwarzenborn, welches von mehreren Truppenteilen der Panzerbrigade 21 „Lipperland“ bei diesem Auftrag unterstützt wird.
Die Vorbereitungen für die Battle Group der Europäischen Union sind eigentlich seit Jahren Routine; seit Jahren stehen rotierend europäische Einheiten dafür in Bereitschaft; seit Jahren hat es keine Verständigung in der EU über einen Einsatz gegeben.
Vielleicht muss man aber angesichts der aktuellen Lage doch mehr als bisher ein Auge auf diese Battle Groups haben. Zwar haben die EU-Verteidigungsminister bei möglichen Aktionen in Libyen bislang nur eine – ohnehin geplante – Ausweitung der maritimen Operation Sophia im Auge. Aber, auch wenn das derzeit völlig spekulativ ist: Der EU stehen eben auch ihre Battlegroups zur Verfügung.
(Foto: Kampfhubschrauber Tiger bei der Übung Roter Falke III – Bundeswehr/Guido Richter)
@Memoria
Evtl weil NL keine duzende Reformen samt Neuausrichtung mit Fähigkeitstransfer hatte.
Plus Einsätze in AFG bei zeitgleich Umrüstung der CH Flotte.
@Zimdarsen;
Auch NLD hatte AFG-Einsatz und Reformen.
Die hier thematisierten Plattformen sind auch nicht Bestandteil des Fähigkeitstransfers – und selbst wenn: Auch dafür sind Entscheidungsträger verantwortlich.
Warum also der Verweis auf NLD?
Bundespolizei, Bundeswehr, BfV, BND alle in einem schlechten Zustand.
Scheint aber nicht wirklich zu stören.
Man redet sich eben jedesmal raus.
@Memoria
Das war die Antwort auf eine konkrete Frage.
Warum schaffen dies dann u.a. die Niederlande über Jahre (AFG u. MALI)?
Wenn die Frage gelautet hätte, warum sind Bundespolizei, Bundeswehr, BfV, BND alle in einem schlechten Zustand, hätte die Antwort anders gelautet ;-)““
@Zimdarsen:
Die Antwort ist aus meiner Sicht trotzdem nicht hinreichend.
Nicht nur die Bw ist unter Stress. Auch die niederländischen Streitkräfte leiden unter Reformen, Unterfinanzierung und Einsatzbelastung.
Trotzdem gelingt es über Jahre hinweg Fähigkeiten im Einsatz zu halten.
Wir hingegen haben uns in weiten Bereichen, u.a. durch schlechte Reformen, selbst blockiert.
Diese Selbstblockade ist nach meinem Eindruck kein reines Geld- oder Strukturproblem. Es ist ein Mentalitätsproblem.
Es gibt mittlerweile ganz viele Stellen, die erklären können warum etwas nicht geht, aber nur noch sehr wenige die dafür Sorgen, dass etwas voran geht.
Paradebeispiel: Ersatzteile für Hubschrauber.
@werner:
Wenn man sich bspw. den Zulauf an Tiger und NH90 anschaut und gleichzeitig solche Probleme mit der Ausbildung und den Ersatzteilen hat. Dann liegt – auch im internationalen Vergleich – der Gedanke nahe, dass Input zu Output nicht zueinander passen.
Die Umsetzung der Maßnahmen der TF Drehflügler soll ja ab diesem Jahr anlaufen. Wenn man sich die identifizierten Maßnahmen anschaut kann man teilweise nur mit dem Kopf schütteln an was es da über Jahre gemangelt hat.
@Memoria
Das Problem ist ein Management Problem plus das Verfahren einen Hubschrauber zu bauen der im Vergleich erhältlichen keinen Gefechtsmehrwert hat. Die duzende Reformen samt Neuausrichtung mit Fähigkeitstransfer haben dazu geführt, dass zu den Managementfehlern auch organisatorische Fehler dazu kamen.
Warum die Dinge so laufen wie sie laufen ist den Entscheidungsträgern bekannt (eingestehen ist was anderes) die Frage ist was tut man um die Verfügbarkeit zu erhöhen und einsatztaugliches Gerät zu bekommen.
…..da sieht es schlecht aus. Im Moment schmeißen wir schlechten Geld gutes Geld hinterherlaufen und investieren zu wenig in einsatzfähiges Personal.
Zustimmung.
Mir ging es mit dem NLD-Vergleich ja „nur“ darum aufzuzeigen, dass der „Output“ ohne deutlich mehr input noch erheblich gesteigert werden könnte.
Dies würde aber nicht nur Management, sondern echte politische Führung erfordern. Von alleine bewegt sich da nichts – eben wegen all der Absicherer, Manager (in Uniform und in Zivil) und Systemversteher und -erklärer.
Besserung noch vor der Wahl? Sehr unwahrscheinlich
Besserung nach der Wahl? Unwahrscheinlich
@Zimdarsen, @Memoria:
Meine persönliche Aschermittwochs-Prognose für die nächste Legislaturperiode:
I. Die Zielgröße von deutlich weniger als 500 Piloten bei der HFlgTr (inkl. IHAZ und EC 135 (EC 145 – SAR-Land?) ist ebenso ein offenes Geheimnis, wie der Aspekt, daß noch bis Ende 2016 weitere Entpfichtungen geplant sind.
II. Also rechne man bis vor den Wahlen zunächst „großzügig“ wie folgt: 57 KHT + 82 NH90 + 14 EC135 T1 + 6 H135 P3 bzw. H145(?) für SAR–Land = 159 HC; 500 / 159 / 2 = 1,57 [Crew-Factor](theoretisch)!
III. „Einsatzsymphatischer“, klarstands- und personalfreundlicher“ ist aber eher ein Crew-Factor von ca. 2,0. Folglich könnte man ab nach den Wahlen mit den folgenden neuen Zielgrößen rechnen: 40 KHT (KH-Rgt 36 in Fritzlar) + 2 x 30 NH90 (TH-Rgt 10 & Rgt 30) + 6 HC (SAR-Land) = 106 HC (hierbei sind alle AC der WTD 61, der TSLW, weitere NH90-IOC, IOC+ und KTH-STEP 1-Maschinen abgezogen, soweit noch nicht im „Retrofit“). Von den ca. 500 Piloten-Dienstposten sollte man ca. 15% (= 75) als „nicht einsatzverfügbares“ Personal abziehen, ergibt 425 / 106 / 2 = 2,00 [Crew-Factor]
IV. Und wenn das mit de „WIeker-Arnold-FAM-Cluster“ nicht so „funzt“ wie geplant, muß man ja mit diesen Vögeln auch noch wohin?
V. Den besten Vorschlag machte aber jüngst in seiner Büttenrede ein Marinekamerad (a.D.) beim Standort-Fasching: „Der neue InspM soll die 18 SEA LION dem Heer schenken. Erspart viel Entwicklungskosten und von dem 140 Mrd. Aufstockung des EP 14 kann man dann für unsere Marine etwas „Gescheites“ als SEA KING King- und SEA LYNX-Nachfolger kaufen.“:-)
M.M.n. sind das mittel- bis langfristig vielleicht gar nicht so unrealistische Zielgrößen.
Und was sagt das dem geneigten Leser?
„Es wird alles zunächst noch etwas kleiner, aber nach den Wahlen ganz bestimmt besser“:-)
Im Kalten Krieg rechnete man mehr Systeme als Piloten und kam nach Ansatz einer bewaffneten Auseinandersetzung und Abschuß der Systeme automatisch auf Crewfaktor 2.0 !!!
Logik einer anderen Zeit mit Wehrwillen ohne Diktat des Rollstuhlfahrers …