Merkposten: ISIS in Libyen
Während der Kampf gegen ISIS in Syrien und im Irak derzeit die Debatte bestimmt… wird die Terrororganisation in Libyen, an der Küste des Mittelmeers direkt Europa gegenüber, immer aktiver.
Das ist ein wichtiger Merkposten – deshalb der Hinweis auf zwei aktuelle Berichte dazu:
New York Times: ISIS’ Grip on Libyan City Gives It a Fallback Option
When the Libyan arm of the Islamic State first raised the group’s black flag over the coastal city of Surt almost one year ago, it was just a bunch of local militants trying to look tough.
Today Surt is an actively managed colony of the central Islamic State, crowded with foreign fighters from around the region, according to residents, local militia leaders and hostages recently released from the city’s main prison.
Wall Street Journal: Islamic State Entrenches in Sirte, Libya
Even as foreign powers step up pressure against Islamic State in Syria and Iraq, the militant group has expanded in Libya and established a new base close to Europe where it can generate oil revenue and plot terror attacks.
Since announcing its presence in February in Sirte, the city on Libya’s Mediterranean coast has become the first that the militant group governs outside of Syria and Iraq. Its presence there has grown over the past year from 200 eager fighters to a roughly 5,000-strong contingent which includes administrators and financiers, according to estimates by Libyan intelligence officials, residents and activists in the area.
Nur halb OT: alle Welt redet von DAESH – wie steht es mit dem Kampf gegen AQ?
Übrigens ist DAESH schon im Libanon, in den Palästinensergebieten, im Sinai, aber auch im mittleren Afrika und in Asien aktiv. Auch AFG wird wohl nicht verschont.
Die Idee des Kalifats „zieht“ eben.
@T.M Eben, den Faden versuche ich im vorigen Thread zu eröffnen. Was ist Daesh? Was bekämpfen wir da? Warum immer die Nation und State building Leier von mir? Daesh wird militärisch eingedämmt, aber was ist die Triebkraft hinter diesem Narrativ?
Wie besiegt man das? Was ist die Aufgabe die ein Krieg gegen eine Methode „Terror“ mit sich bringt?
Die Lage in Libyen zeigt sehr deutlich, dass es nicht erst seit heute Reserven bedarf. Leider sind die Aussagen der BReg zur Erhöhung der Einsatzbereitschaft bisher nicht wirklich substantiert.
Man sollte weiterhin ein Blatt auf der Hand haben.
Unsere Regierung fährt leider außen- und innenpolitisch weiter „auf Sicht“. So funktioniert keine Eventuallfallplanung.
Der Substanzverlust der Streitkräfte scheint in seinem Ausmaß bei den Entscheidungsträgern nicht wirklich angekommen zu sein (Bericht zur Einsatzbereitschaft nach der Haushaltwoche).
Obwohl keine gemeinsame Grenze mit Mali kann eine Daesh-Territorium in Lybien Auswirkungen auf MINUSMA haben und wird bei Auftragsauswertung im EinsFüKdo Thema sein.
Grund ist der Lebensraum der Tuareg in Niger, Mali, Algerien und (Südwest)-Libyen.
Die Tuareg haben erst unter Druck der FRA Op Serval im Frühjahr 2013 ihre Ambitionen zur Errichtung des ethnisch reinen eigenen Staates l‘ AZAWAD zunächst eingestellt. Das 2010 in Nordmali gegründete „Mouvement de l’AZAWAD (MLA) hat verfolgt strikt islamische Ansprüche. Die Tuareg waren zu Gaddafis Zeiten die verlässlichsten Kämpfer auf national-libyscher Seite und nahmen nach dessen Sturz ihre Kenntnisse, Ausrüstung und Bewaffnung mit in die Stammesgebiete.
Zu wissen, das Interessengebiet von „al-Qaïda au Maghreb islamique“ (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Al-Qaida_im_Maghreb) ist fast deckungsgleich mit dem beanspruchten „Staatsgebiet“ des l‘ AZAWAD. So hat es denn in der Vergangenheit auch gemeinsames Vorgehen der Tuareg mit AQ gegeben. Die Attacke in Kidal von gestern http://www.tagesschau.de/ausland/mali-raketenangriff-un-101.html ist Beleg genug.
Ein gemeinsames Vorgehen von Daesh in Libyen, „al-Qaïda au Maghreb islamique“ und MLA, geeint im Kampf gegen die malische Zentralregierung in Bamako, hätte das Potenzial, MINUSMA punktuell zu bedrohen, somit auch das DEU Kontingent.
@KPK
Hatter die Franzosen mit den Tuareg nicht einen modus vivendi gefunden? Daß die Tuareg sehr islamisch wären ist mir neu. Dem Einfluß von AQ hatten sie sich doch widersetzt?
Wie wir sehen breitet sich DAESH noch in Algerien und auch in Tunesien aus.
Gerne vergessen wird Ägypten
http://carnegie-mec.org/publications/?fa=61683&utm_source=Sailthru&utm_medium=email&utm_campaign=New%20Campaign&utm_term=%2AMideast%20Brief
aber auch der Jemen.
Vielleicht erleben wir noch den „großen Zusammenschluß“ von DAESH, AQ, Boko Haram und Al-Shabab.
Nachtrag zum Jemen:
http://www.criticalthreats.org/yemen/exploring-isis-yemen-zimmerman-july-24-2015
@Thomas Melber
– Ja, die Tuareg hatten sich nach der Niederlage im Frühjahr 2013 mit FRA geeinigt und sich Zugeständnisse bei der Regierungsbildung in Bamako herausgehandelt.
Nur ziehen die insgesamt ca 2.250 FRA und NLD ab, mit Ersatz durch 650 Deutsche …! (Ob einge FRA im Einsatz bleiben, noch nicht klar). Die Geschichte von u.a. dem Maghreb lehrt, dass Koalitionen sich an der faktischen Macht ausrichten. Wir werden erleben , ob die Tuareg zu ihrem Wort stehen. Im günstigsten Fall wird es NUR um noch mehr Einfluss in Bamako gehen, der jedoch das Gleichgewicht der Ethnien nicht gefährden darf. Im anderen könnten sie Morgenluft zu wittern glauben, mit Hilfe von Daesh+MLA+AQMI (s. unten).
– Die Entwicklung in Nordmali ist gebunden an diejenige in Algerien und Libyen, da der Stamm in diesem Raum sein Zentrum hat. Um sich greifender Einfluss von Islamisten dort führt zu Gleichem hier. Nationalgrenzen sind weniger entscheident als der Einflussraum der ethnischen. Zugegen werden muss jedoch, dass immer wieder Tuareg mit der Nationalarmee kooperierten, abhängig von – persönlichen – Zahlungen und Zugeständnissen. (Tuareg bekleideten Generalsdienstposten in der malischen Armee).
Ca. um 2000 herum bildete sich in der südalgerischen Sahara unter den Tuareg die „Groupe salafiste pour la Prédication et le Combat (GSPC) und griff schnell auf Nordmali und den Niger über. 2007 nannte sich die Gruppe um in „al-Qaïda au Maghreb islamique (AQMI)“. Dass die Tuareg Islamisten seien, sage ich nicht. Nur haben sie bei erkennbaren Vorteilen mit AQ zusammen Einsätze durchgeführt, bis Beginn OP Serval mit Erfolg.
Literatur: http://www.zmsbw.de/mali
Wundert es eigentlich keinen, dass Dez 2010/ Mar 2011 der damalige Inspekteur Lw, die Jet-Luftwaffe für Kampfeinsätze bis 2018 beim damaligen Minister (TdM) abgemeldet hat. Bis dahin wäre nur Air Policing und Nukleare Teilhabe möglich.
Seitdem hat man nur Erfolgsmeldungen im Jetbereich gehört. Deshalb ist auch unplanmässig im Dez 2015 die Jet-Luftwaffe bereit für einen Kampfeinsatz.
Frage: Wann wurde die Jet-Luftwaffe durch wen bei wem wieder einsatzbereit gemeldet?
Die Boko-Haram hat sich dem „Kalifen“ schon unterstellt.
http://www.foxnews.com/world/2015/03/08/boko-haram-swears-formal-allegiance-to-isis/
Inwieweit eine konkrete Zusammenarbeit erfolgt, darüber kann man nur spekulieren. Aber Boko-Haram und Daesh sind ja beide recht aktiv im „Sklavenmarkt“. Die Kanäle über Org. Kriminalität dürften da zusammenlaufen und zur Gesamtfinanzierung beitragen. Ein Austausch von Personal wird sich wohl in Grenzen halten, aber durch Mali laufen schon etliche Schmuggelrouten nach Libyen.