1.200 deutsche Soldaten in den Syrien-Einsatz – wofür genau?

Tornado ECR

So langsam zeichnen sich die Umrisse der geplanten deutschen Beteiligung am Krieg gegen die islamistischen ISIS-Milizen etwas deutlicher ab, wenn auch noch viele Unklarheiten bleiben. Nach Angaben von Generalinspekteur Volker Wieker sollen für den Einsatz 1.200 Bundeswehrsoldaten eingeplant werden – eine vergleichsweise hohe Zahl, die am (heutigen) Sonntag auch das Verteidigungsministerium noch nicht aufschlüsseln mochte.

Aus militärischer Sicht wird die für den Betrieb der Flugzeuge und Schiffe notwendige Zahl voraussichtlich bei etwa 1200 Soldatinnen und Soldaten liegen, sagte Wieker der Bild am Sonntag. Wie sich das zusammensetzen könnte, bleibt noch etwas vage:

• Aufklärungs-Tornados: Beim zuvor letzten Einsatz dieser Maschinen, von 2007 bis 2010 in Afghanistan, wurden maximal 500 Soldaten eingeplant – und das zu Zeiten, als die Aufklärungsmaschinen ihre Aufnahmen noch auf traditionellem Film machten und nicht digital. Aus dem damaligen Mandat in der  Bundestagsdrucksache 16/4298 vom Februar 2007:

Für die Beteiligung mit Fähigkeiten zur Aufklärung und Überwachung aus der Luft an der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe in Afghanistan werden zusätzlich zum bisherigen Personalumfang gemäß Bundestagsdrucksache 16/2573 i. V. m. 15/5996 bis zu 500 Soldaten und Soldatinnen mit entsprechender Ausrüstung eingesetzt.
• Kriegsschiff: Eine Fregatte soll den französischen Flugzeugträger Charles de Gaulle begleiten und für Geleitschutz sorgen. Eine Fregatte der Sachsen-Klasse (124) , zum Beispiel die Hamburg, hat eine Besatzungsstärke von 255 Soldatinnen und Soldaten; eine Fregatte der Brandenburg-Klasse (F123) kommt mit 236 Besatzungsmitgliedern aus; und eine Fregatte der Bremen-Klasse (F122) sogar mit noch weniger, nämlich 219.
• Tankflugzeug: Der Airbus A310 MRTT (Multirole Transport Tanker) in der Tanker-Konfiguration hat nach Angaben der Luftwaffe Pilot, Co-Pilot und einen Luftbetankungsoffizier als Besatzung – macht 3. Hinzu kommt natürlich Technik am Boden, rechnen wir über den Daumen gepeilt (lasse mich da gerne belehren) mal 50 Männer und Frauen.
Das macht zusammengerechnet rund 800 Soldaten – zu der vom Generalinspekteur genannten aus militärischer Sicht notwendigen Zahl also ein, wie heißt das so schön, Delta von 400 Soldaten (oder auch: 50 Prozent).
Stabspersonal wird für alle Einsätze gebraucht, allerdings kaum mehrere 100 Offiziere. Und es gibt in der Tat noch gewisse Unwägbarkeiten, zum Beispiel den Stationierungsort der Tornados. Ob die türkische Basis Inçirlik, die ohnehin auch von anderen Nationen im Rahmen der Anti-ISIS-Koalition genutzt wird, oder ein Flugplatz in Jordanien: Das dürfte sich auf eventuelle Sicherungsmaßnahmen und damit auch Sicherungskräfte auswirken.
Dennoch bleibe ich gespannt, was am kommenden Dienstag im Mandat steht, das das Bundeskabinett verabschieden will. Denn da muss es über die vagen Interview-Aussagen hinausgehen.
(Ganz am Rande: Was hält man von einem General, der seinem Volk den Krieg erklärt?
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(SCNR)
(Bereits im Bällebad aufgelaufene Kommentare verschiebe ich hierher.)
(Archivbild 2010: Tornados vor der Burg Hohenzollern bei Sigmaringen – Bundeswehr/PIZ Luftwaffe)