Mehr NATO-Truppen nach Osten – gegen deutschen Widerstand?

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Seit Monaten sind deutsche Soldaten, wie auch Truppen anderer NATO-Staaten, praktisch ständig bei Übungen in den östlichen Mitgliedsländern der Allianz präsent. Im Bündnis scheint nun allerdings  erneut die Debatte geführt zu werden, ob die Zahlen kräftig aufgestockt werden sollen, um vor allem gegenüber Russland mehr Entschlossenheit der NATO zu demonstrieren. Das stößt jedoch auf den Widerstand der Bundesregierung, wie das Wall Street Journal berichtet:

NATO countries are discussing increasing the number of troops stationed in members bordering Russia and putting them under formal alliance command, part of a new effort to deter aggression from Moscow, according to diplomats and military officers.

Under one plan, the North Atlantic Treaty Organization would have a battalion in Poland and each of the three Baltic states—roughly 800 to 1,000 soldiers in each unit. A more modest version would have a single NATO battalion in the area.
While the U.S. and other allies are supportive, however, German officials in particular have expressed reservations, telling the allies in private discussions that they don’t want to treat Moscow as a permanent enemy or lock it out of Europe, despite the frictions over Ukraine and other provocations.
NATO officials say Berlin is unlikely to back the biggest deployment, but could support the more modest increase.

Das ist um so merkwürdiger, als die Debatte schon vor knapp drei Wochen beim Treffen der NATO-Verteidigungsminister eine Rolle gespielt hatte und schon damals die Bundesregierung die Aufstockung abgelehnt hatte, wie dpa berichtete:

Deutschland will nach Angaben aus Bundeswehrkreisen keine zusätzlichen Soldaten für die geplanten neue Ausbildungs- und Trainingsaktivitäten in östlichen Nato-Staaten bereitstellen. Stattdessen sollten Kapazitäten genutzt werden, die bereits jetzt im Osten des Bündnisses eingesetzt werden. Dazu gehörten etwa die Soldaten, die derzeit für Übungen in Polen und Lettland sind, hieß es am Rande des Nato- Verteidigungsministertreffens in Brüssel.

Offensichtlich sah in Brüssel jetzt jemand die Zeit gekommen, diese Debatte erneut öffentlich zu machen  (German officials … telling the allies in private discussions). Vielleicht als ein Versuch, den Druck auf die Bundesregierung zu erhöhen. Mal abwarten, ob noch mehr Medien aus Brüssel mit dieser Stoßrichtung kommen.

(Foto: Marder des Panzergrenadierbataillons 391 Anfang Oktober auf dem Weg zu einer Übung in Lettland – Lettische Streitkräfte/Gatis Dieziņš)