Der Feind meines Feindes ist … – Lagebeobachtung Türkei
Ob die Entwicklung in der Türkei auch dem Wiegold-Effekt zuzurechnen ist, vermag ich nicht zu sagen. Dennoch scheint mir, dass der Kampf gegen Daesh/ISIS damit eine neue Qualität bekommen hat. Deshalb eröffne ich hier mal einen Sammler zu diesem Thema. Was ich mir wünsche: Sorgen wir dafür, dass auch hier etwas Qualität entsteht. Sprich: Lassen Sie uns Fakten und qualifizierte Stellungnahmen sammeln und gerne auch bewerten. Sobald es in einen Stellvertreterkrieg zwischen türkischen und kurdischen Positionen ausartet, beende ich das Experiment im Sinne des urlaubenden Hausherren. Da die Kommentare ohnehin auf moderiert sind und ich den Vormittag über abwesend, sollten Ton und Tempo sich fast wie von selbst mäßigen – hoffe ich. In diesem Sinne, vielen Dank vorab an die Mitlesenden und -diskutierenden. Der OvWa.
„(obwwohl ein solcher mit abschuss eines türkischen flugzeugs durch sysrische einheiten ja vorlag) “
…und war der nicht im syrischen Luftraum?
Egal ob die Türkei nun im Recht ist oder nicht, das Vorgehen gegen die Kurden wird die Situation in der Region weiter destabilisieren. Profitieren wird nur der IS. Für die Westmächte wird es immer unübersichtlicher, sieht man ja an uns, können wir jetzt die bösen Kurden von den guten Kurden noch unterscheiden? Wenn der erste türkische Panzer von einer Milan geknackt wird, wird’s in Berlin lustig.
@Klaus-Peter Kaikowsky
„… Erdogan träumt zwar durchaus, aber ausschließlich seinen ethnisch (völkisch) reinen nationalistischen Traum …“
Das ist die Sicht aus Europa/Deutschland.
Erdoğan ist kein Türke, sondern ein Lase. Wie Millionen andere Bürger der Türkei stammt er nicht von den Nachfahren der Türkvölkern ab. Es geschieht in der Türkei seit Attatürk das selbe wie in DEU seit 1933 (man setzt Bürger Deutschlands mit den Nachfahren der Germanen gleich). Mit ethnischer Herkunft/Definition hat dies nichts zu tun.
Es ist Faschismus plus Staatsislam.
Lautet der U.S-TUR-Deal u.U.:
Freie Hand gegen die PKK und im Gegenzug Beteiligung im Kampf gegen „IS“?
Die Sicherheitszone westlich Kobane kommt beiden zugute. Sie wäre „IS“-frei und ein mögliches kurdisches Autonomiegebiet in Nordsyrien, dass defacto (siehe Beschreibung wacaffe 29. Juli 2015 – 3:03) im NW zur TUR-Grenze und NO zur irakischen besteht, zerschnitten.
Bleibt die spannende Frage zum avisierten „end state“ aus TUR-Sicht.
Ich empfehle, sich analytisch mit der Wechselwirkung zwischen den innen- und sicherheitspolitischen Motiven des TR-Vorgehens zu befassen. Ein verkürzter, stichwortartiger Versuch:
A) Kurzer Teilblick zurück – Veränderungen in den Rahmenbedingungen.
Zwei Entwicklungen:
1. Die kurdischen militärischen Erfolge gegen IS/ISIS wurden zu großen Teilen durch PKK und YPG erzielt, nicht durch die Pershmergas. Das fing schon mit dem Korridor für die Yeziden an und setzte sich danach sowohl im Norden Syriens als auch in größeren Teilen des Nordiraks fort.
2. Bei den Wahlen in der Türkei zerstörte der Erfolg der Kurdenpartei HDP die Hoffnung Erdogans auf eine absolute AKP-Mehrheit und brachte riesige Probleme für eine Regierungsbildung mit sich. Neuwahlen im Herbst könnten nötig werden.
B) Ziele und Motive Erdogans
Innenpolitisch: Schwächung oder Eliminierung der kurdischen Repräsentanz im TR-Parlament zwecks Reetablierung einer absoluten AKP-Mehrheit
Sicherheitspolitisch: Keine Stärkung kurdischer Positionen, die eine mittel- oder langfristige Gefahr für die territoriale Integrität der TR entstehen lassen könnte und somit Schwächung der militärischen Möglichkeiten von PKK und YPG in der Mischung aus mil. Schwächung durch die TR und (indirekte) Stärkung des IS. (Meines Feindes Feind als Freund)
Daraus folgt:
a) HDP durch mil Eskalation gegen die PKK innenpolitisch in die Bredouille bringen, sich als PKK-Unterstützung zu outen, damit es legitim wird, repressiv gegen die parlamentarische Repräsentanz vorzugehen oder die HDP bei Neuwahlen genug Unterstützung verliert, dass sie eine absolute AKP-Mehrheit nicht mehr verhindern kann.
b) von der irkaischen Grenze separiertes, „sicheres“ kleines Kurdengebiet in Syrien mit No Fly Zone als Schutz, das weitgehend verhindert, dass sich PKK und YPG gegenseitig unkontrolliert über die irakisch-syrische Grenze unterstützen können
c) Hineinziehen und Einbinden der USA. Die Incirlik-Erlaubnis erleichtert das Vorgehen der USA gegen IS im Nordirak und in Nordsyrien, bedarf der kontinuierlichen TR-Zustimmung und kann der TR die Option eröffnen, sich an der No Fly Zone über dem syrischen Kurdengebiet nicht direkt beteiligern zu müssen (keine offene Konfrontation mit der syrischen Regierung)
d) Nebeneffekt: IS kann „bei Bedarf“ über die TR/IS-kontrollierten Grenzgebiete weiter indirekt aus der TR unterstützt werden.
Also taktisch-operatives „teile und herrsche“ mit strategischer Zielrichtung, ohne gleich das osmainsche Reich wiederauferstehen zu lassen. Das ganze als Konzept für eine Zwischenphase, über deren Beibehaltung man nach Neuwahlen neu entscheiden kann.
C) Ceterum censeo: Was sind PKK und YPG? Des einen Terrorgruppen und des anderen Befreiungsbewegungen.
Mich interessiert bei dieser Sicherheitszone vor allem wie diese geschaffen wird. Sowohl die USA als auch TUR sagten, dass sie keine Bodentruppen im Konflikt gegen IS einsetzen wollen. Ich stelle es mir allerdings eher schwer vor eine Sicherheitszone nur aus der Luft zu schaffen und zu sichern. IMHO bleibt nicht anderes als der Einsatz von Infanterie und gepanzerten Verbänden um diese zu errichten.
Frage am Rande: Gibt es Artillerie mit 75-100KM Reichweite die Notfalls von der Türkei aus Feuerunterstützung geben könnte?
„Freie Hand gegen die PKK und im Gegenzug Beteiligung im Kampf gegen „IS“?“
Im Gegenzug Incirlik, ansonsten bin ich gegen den IS raus. So sieht es wohl eher aus.
Was soll eine NoFly-Zone, wenn eh keiner fliegt. Ohne Bodentruppen ist diese Zone keinen Pfifferling wert.
@TomCa
“ Was soll eine NoFly-Zone, wenn eh keiner fliegt. Ohne Bodentruppen ist diese Zone keinen Pfifferling wert“
Siehe Libyen.
@SvenS
Klassische Rohrartillerie nein, RakArt schon:
In der Bundeswehr MARS II mit GLMRS grade so – Reichweite rund 70km, in Tests aber auch deutlich mehr.
US Army MLRS ebenfalls GLMRS oder ATACMS Reichweite je nach Typ und Gefechtskopf 150 – 300km
Andere Nutzer ATACMS: Türkei, Griechenland, Finnland, Bahrain, Katar, Südkorea
Das war etwas unpräzise:
Es gibt auch Geschoße für RohrArt, die eine Reichweite von 70 – 100km haben (z.B. OTO Melara Vulcano in 127mm/155mm). Allerdings sind diese – soweit ich weiß – noch nicht bzw. nur in sehr geringen Stückzahlen eingeführt.
Ohne Bodentruppen etwas durchzusetzen ist sowieso fast unmöglich, vor allem gegen paramilitärische Gruppierungen. Dashat auch schon gegen den Viet Cong nicht funktioniert und damals wurde weit mehr Abwurfmittel und Flugzeuge eingesetzt.
Das sich der IS auf gute Finanzmittel, auch durch Internetkriminalität zurückgreifen kann macht die Situation nicht besser.
Am ende hat man wieder ein einziges Chaos an Splittergruppen und Freiheitskämpfern, in der sich im schlimmstenfall die Bundesregierung verzettelt, da man sich nicht einig wird welche Seite man nu unterstützt.
@ONA: Ihrem ceterum censeo stimme ich aus einer Diskursperspektive zu: verschiedene Akteure bezeichnen PKK und YPG unterschiedlich, um ihnen Legitimität zu verleihen oder zu nehmen. Andererseits ist analytisch eine andere Perspektive hilfreicher:
Eine Befreiungsbewegung kann für eigene politische Ziele Terror als Mittel einsetzen, unabhängig davon, ob dieser Mitteleinsatz von manchen als legitim betrachtet wird oder nicht. Dieser Mitteleinsatz ist allein daran festzumachen, ob gezielt Zivilisten/Nicht-kombatanten getötet oder verletzt werden bzw. damit gedroht wird, mit der Absicht eine politische Botschaft an eine anvisierte Öffentlichkeit zu schicken und ein Klima der Angst zu erzeugen. Das heißt die Einschätzung, welches Mittel vorliegt, folgt nicht aus der Unterstützung oder Ablehnung dieses Mittels durch politische Akteure, sondern durch formulierte Kriterien. Demzufolge kann eine Befreiungsbewegung z.B. nicht gewaltsame Mittel verwenden, Terrorismus oder Guerilla-taktiken, ebenso wie die türkische Regierung.
Ein Kurzer OvWa-Einwurf von der Seitenlinie (Zitat aus einer entsprechenden Pressemitteilung von Florian Hahn):
Zu dem aufgekündigten Friedensprozess zwischen der Türkei und den Kurden und den jüngsten Bombardements der türkischen Armee gegen Stellungen der Kurden im Nordirak, sagt der sicherheits- und verteidigungspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, Florian Hahn:
„Erdogan stellt mit seinen Attacken gegen die Kurden wieder einmal unter Beweis, dass die Türkei und Deutschland bedauernswerterweise immer weniger gemeinsame Ziele verfolgen. Erst beteiligt er sich nicht an der Bekämpfung des IS-Terrors, um jetzt auch noch den einzig erfolgreichen Widerstand gegen den IS anzugreifen und den Friedensprozess mit den Kurden aufzukündigen. Dahinter steht das offensichtliche Kalkül, die prokurdische Partei, die Erdogan bei den letzten Parlamentswahlen um die absolute Mehrheit gebracht hat, kalt zu stellen.
Es hat sich gezeigt, dass der Einsatz der NATO-Luftabwehrsysteme PATRIOT für den Schutz der Türkei nicht mehr notwendig ist. Trotzdem war es bisher ein symbolisches Zeichen unserer Bündnistreue. Angesichts der aktuellen Entwicklungen müssen wir diesen Einsatz grundsätzlich überdenken. Wir dürfen uns keinesfalls vor den innenpolitischen Karren von Präsident Erdogan spannen lassen.“
wacaffe | 29. Juli 2015 – 3:03
„maßgeblicher „territorialstaatW im kurdisch administrierten nordirak ist die kurdische autonomieregierung weil die dort (ähnlich dem IS in Syrien) effektive Staatsgewalt ausübt.“
Durch Wiederholung wird die Aussage nicht richtiger.
Der Nordirak ist Teil des Iraks. „ausgeübte Defaktostaatsgewalt“ gibt es im Völkerrecht nicht.
„der rechtsfigur des stabilisierten de facto regimes (wahlweise auch des staates imeigentlichen sinn gemäß jellinek formel))“
Jellinek kategorisiert Individualrechte. Selbst wenn man das als Staatsbürgerrechte missdeuten würde, ergibt sich daraus kein Staats- und erst recht kein Völkerrecht.
„der angriff muss nicht vom syrischen staat ausgehen (obwwohl ein solcher mit abschuss eines türkischen flugzeugs durch sysrische einheiten ja vorlag) sondern durch einheiten des inkriminierten de facto regimes (hier also des IS).“
Der abgeschossene türkische Flieger befand sich in syrischen Luftraum.
Bereits das war eine Verletzung der syrischen Souveränität.
Die Türken sind auf syrisches Staatsgebiet mit Bodentruppen vorgedrungen,
um die türkische Exklave (Sulaiman Shah Schrein) zu verlegen. Statt den Schrein auf türkisches Staatsgebiet zu verlegen, wurde er jedoch auf syrisches Staatsgebiet verlegt. Sowohl die Kampfhandlungen (Berichten zur Folge eher Massaker), als auch die Landnahme sind Völkerrechtsverstöße.
„eine externe agerssion rechtfertig nie handeln in anderen staaten sofern nicht völkerrechtlci zulässig. insofern geht ihre ukraine analogie fehl.“
Spielen Sie hierbei auf die Einmischung der USA an? Eine andere externe Aggression ist in der Ukraine nur feststellbar, wenn man die Bild raucht.
„Der IS kann in Syrien mindestens als de facto regime wenn nicht als tatsächlicher staat “
siehe oben. „De facto“ kennt das Völkerrecht nicht.
„Alles in allem sind die türken politisch vielleicht erratisch und irrational. rechtlich ist die operationsführung aber unproblematisch auch wenn die deutsche betroffenheitsmentalistät das für verwerflich halten mag.“
Ganz im Gegenteil ist das Verhalten politisch äußerst rational, jedoch völkerrechtswidrig.
„sicherheitspolitik ist kein ponyhof. vökerrecht ebensowenig“
Als unser Prof Völkerrecht als Schönwetterrecht betitelte, habe ich es nicht verstanden.
20 Jahre später weiß ich, daß es das Recht des Stärkeren ist, und er es schon damals
wusste.
Da liegt Hahn mal Zielmitte. Bei nächster Gelegenheit kann er dies dann auch unseren transatlantischen Freunden sagen.
„Angesichts der aktuellen Entwicklungen müssen wir diesen Einsatz grundsätzlich überdenken.“
Bin sicher, das wird Herrn Erdogan richtig beeindrucken.
@OvWa | 29. Juli 2015 – 17:54
„Pressemitteilung von Florian Hahn“
Der Mann hat Recht.
Die Präsenz des dt. Patriotkontingents hat sich als überflüssig heraus gestellt, soweit.
Wie sich die Gemengelage in Syrien/Türkei entwickeln wird hängt im wesentlichen von der türk. Regierung sprich Erdogan ab.
Die Gefahr besteht, daß die Türkei Operationen aus der Luft (gegen wen auch immer) innerhalb der sog. Flugverbotszone nicht für ausreichend erachtet und mit Bodenoperationen beginnt, bis hin zum Einmarsch. Das aber käme einer Kriegserklärung an Syrien gleich. Wer weiß schon wie Assad darauf reagieren würde.
Dann könnten dt. Soldaten sehr wohl involviert werden.
Wenn Erdogan also einen Angriffskrieg führt, hängt D irgendwie mit drin.
Ich halte Erdogans Aktionen für schwer beeinflußbar (über sein psychologisches Profil ist bereits viel gemutmaßt worden); bestenfalls noch durch die USA.
Daher wäre ein schnellstmöglicher Abzug des dt. Kontingents sinnvoll.
Am 24. Juli 1923 unterzeichneten die Vertreter der jungen türkischen Republik den Vertrag von Lausanne, Kemal Pascha hatte sich gegen die Sieger des I. WK und gegen Griechenland durchgesetzt.
Das türkische Kernland, wie wir es heute kennen, wurde bestätigt. Aus osmanischer Zeit büßte die junge Republik Arabien und den Nahen Osten ein, was sich aber als Segen erweisen sollte, wie Briten und Franzosen leidvoll erfuhren.
Eine Gebietsabtretung an die Armenier oder die Kurden, von den Europäern gefordert, war vom Tisch. Lediglich Griechenland erhielt schmale Gebiete in Thrazien zugesprochen und Zypern wurde britisch.
Folge war ein groß angelegter Bevölkerungsaustausch zwischen Griechenland und der neuen Türkei. Muslime aus Griechenland und Griechisch-Orthodoxe aus der Türkei mussten in den jeweils anderen Staat umsiedeln. So wurden fast 2 Millionen Menschen in Bewegung, gesetzt, das Schicksal der Armenier spielte schon keine Rolle mehr.
Der Bevölkerungsaustausch war zugleich Element einer Politik der Türkisierung des alten Osmanischen Vielvölkerstaates, die Jungtürken hatten sich ein Land erstritten und erkämpft, dass sie begannen nach ihren Vorstellungen umzugestalten. Dieser Prozess begann unter Kemal Atatürk, unter europäischen Vorzeichen und wird gegenwärtig durch die AKP nach nationalistischen Idealen fortgeführt. Er ist noch nicht beendet!
In diesen Idealen kommen Kurden, Armenier, Araber und natürlich Griechen nicht vor. Ebensowenig zählen Nicht-Muslime (Kafir = Ungläubige), doch auch Schiiten, Aleviten und Alawiten, genauso wie griechisch-orthodoxe Christen passen nicht in Erdogans Vorstellungen. Ziel ist: ein Volk, eine Konfession, eine Kultur, eine Sprache.
Das birgt selbstverständlich enorme politische, kulturelle und konfessionell-religiöse Sprengkraft, da es eine nationalistische Fiktion abbildet, die den EU- und U.S.-Partnern fremd ist, und nahöstlichen Nachbarn Sorgen macht, allen voran dem Iran. Erdogan glaubt sich moralisch überlegen, er setzt Normen, baut seinen Autoritarismus auf, in dem Kurden und andere keinen Platz haben. Übrigens passt eine parlamentarische Demokratie in derartiges Staatsverständnis auch an keiner Stelle.
Ethnische Säuberungen, und nichts Anderes erleben wir derzeit, sind logische Folge.
ZItat: „Was soll eine No-Fly Zone wenn eh keiner fliegt ?“
Wenn die No-Fly Zone täglich durch türkische und amerikanische Jets kontrolliert wird, können auch unbequeme PKK-Stellungen im Grenzgebiet angegriffen werden, so dass z.B. Kobane nicht von den Kurden gehalten werden kann und umgekehrt der logistische Nachschub für den IS in Nordsyrien durch die Türkei wieder, wie bisher, geleistet werden kann, da im Grenzgebiet weniger kurdische Präsenz sein wird.
Oder glaubt jemand nach der Erfahrung mit dem türkischen Bataillon im Kosovo-Einsatz, dass die illegalen Rohöl-Lieferungen des IS mittels Tankwagen an die Türkei aus der Luft gestoppt würden ? Ich glaube dies nicht und somit finanziert sich der IS durch einen Rohöl-Verkauf von täglich 10 Mio. Dollar. Wenn man einen Blick auf die Landkarte wirft ist die Hauptroute dieser Exportstrecke nur vom Irak über Syrien in die Türkei möglich.
Es ist eine Politk der Augenwischerei und ich bin gespannt wie lange sich die USA von den Türken vorführen lassen wird, bis ihnen der Geduldsfaden reisst.
Wir sehen den Schaden, den der „liberale Internationalismus“ mit seinem Regime-Change-Modell verursacht hat. Nach dem Sturz der Diktaturen für jenen „Frühling“ jetzt wieder Rückgriff auf den klassischen Autokraten. Dabei ist Erdogan ein irrationaler religiöser Egomane.
@ norbert
es ist leider schwierig mit jemandem über völkerrechtliche topoi diskutieren zu wollen wenn dem gegenüber offenbar elementare kenntnisse der jüngeren völkerrechtsentwicklung abgehen.
für den ersten Zugang
https://de.wikipedia.org/wiki/De-facto-Regime
ansonsten empfehle ich die einschlägige Literatur
Ihre ausführungen zu Jellinek und folgende feststellung „Eine andere externe Aggression (als eine vermeintliche Amerikanische!) ist in der Ukraine nur feststellbar, wenn man die Bild raucht. “ tragen auch nicht gerade zur Aufwertung ihres Beitrags bei.
nichts für ungut
@Norbert
Da werfen sie einiges durcheinander. Das Selbstverteidigungsrecht einer Nation hat erstmal nichts mit dem Völkerrechtsstatus eines Staates zu tun. Hätte es das dann wäre folgendes Recht und Gesetz:
Ein international nicht anerkanntes Regime überfällt seinen Nachbarn. Weil der Angreifer nicht international anerkannt ist darf der Überfallene und seine Verbündeten keine Gegenmassnahmen ergreifen.
Die DDR hilft 1968 bei der Niederschlagung des Prager Frühlings. Weil die DDR international nicht anerkannt ist haben westliche Optionen in Folge zwar das Recht militärisch gegen die international anerkannte BRD vorzugehen aber nicht gegen die DDR.
Man kann das beliebig weiterspinnen, z.B. eine Armee einer GmbH zu unterstellen damit sie nicht mehr staatlich ist um sich dem internationalem Völker- und Strafrecht zu entziehen.
Absurd? Aber genau das fordern Sie.
Interessanterweise sieht man bei Vielvölkerstaaten immer wieder, sobald die starke Hand weg ist, fällt alles auseinander. Beispiele die mir spontan einfallen sind Yugoslawien und Irak.
Das Problem bei TUR ist weniger das was Erdogan macht, sondern das er 60-70 Jahre zu spät dran ist. Die allgemeinen Wertvorstellungen haben sich seit WK2 zu sehr verändert als das die Weltgemeinschaft solche Aktionen heute noch gutheißen kann.
Der Anschlag in Suruc welcher als Vorwand für den angeblichen Einsatz gegen IS wurde von einem türkischen Bürger verübt. Er stammte aus der südöstlichen Provinz Adiyama.
Bei den Opfern handelt es sich wohl hauptsächlich um Kurden, eine Gruppe von Helfern, die auf dem Weg nach Kobani waren, um dort Aufbauarbeiten zu leisten. Diese sind den türkischen Nationalisten schon lange ein Dorn im Auge.
Es könnte das gleiche Muster sein wie schon im letzten Jahrhundert,bald türkische Soldaten in ziv Kleidung Anschläge in Dörfern verübt hatten um einen Vorwand zu haben mili zu agieren.
Die deutschen Soldaten gehören abgezogen, denn die türkische Regierung missbraucht die Bündnispartner für ihre innenpolitische Zwecke.
Wenn die Unterstützung für die NATO und Auslandseinsätze weiter abnimmt, braucht sich keiner mehr zu wundern. Die NATO und Vertreter der BRD haben sich am Montag einen Bärendienst erwiesen.
habe sich die Haare lang wachsen lassen – vielleicht, um sozialistischen Jugendlichen ähnlich zu sehen, die als Freiwillige in die syrische Grenzstadt reisen wollten.
@Georg 29. Juli 2015 – 21:22
„Oder glaubt jemand nach der Erfahrung mit dem türkischen Bataillon im Kosovo-Einsatz, dass die illegalen Rohöl-Lieferungen des IS mittels Tankwagen an die Türkei aus der Luft gestoppt würden ?“
Bitte erläutern Sie doch diesen Hinweis. Was taten die denn dort? Und inwiefern hat das Verhalten des TUR Btl im Kosovo mit dem Rohölschmuggel zu tun?
Schutz der LwFla in der Diskussion.
Passiver Schutz der FlugAbwRakGrp durch Tragen von Zivil in Kahramanmaraş (Maraş) ist ja ganz nett, täuscht aber über mögliche Gefährdung hinweg und gaukelt nicht vorhandene Sicherheit vor. Oder werden Mitteleuropäer in Zivil etwa mit Einheimischen gleichgesetzt, sind nicht identzifizierbar, wohl kaum!
Da sollte mehr zu erwarten sein, eigentlich Auftrag für das ObjSchtzRgt. Und die Rgt-eigenen FN-Kr gehören dazu.
Dann wäre neben passiver Sicherheit auch etwas für aktiven Schutz getan.
„Wir sehen den Schaden, den der „liberale Internationalismus“ mit seinem Regime-Change-Modell verursacht hat. “
Kommt auf die Perspektive an. Wenn es jetzt noch Assad verwischt, ist aus israelischer Sicht die Sache nicht so schlecht gelaufen. Jetzt noch ein unabhäniger Kurdenstaat, wie von Israel gefordert, dann ist erst mal Ruhe.
Ausgangssperre für Soldaten DEU EinsKtgt AFTUR.
@SvenS
„Interessanterweise sieht man bei Vielvölkerstaaten immer wieder, sobald die starke Hand weg ist, fällt alles auseinander.“
Es gibt viele Vielvölkerstaaten ohne harte Hand (USA, DEU, UK, Indien uem)
Sie fallen dann auseinander, wenn ein Teil der Bevölkerung einen anderen unterdrückt und diese die Möglichkeit bekommt selbst zu bestimmen ……… oder aufgehetzt wird.
@ dxx
Da Sie hier im Forum neu sind, will ich dies mal vorsichtig ausdrücken. Im Südosten des Kosovo ist ein relativ kleiner Sektor unter türkischen MIlitärschutz.. An einem bestimmten Wochentag waren die internationalen Soldaten in dem türkischen Sektor nicht so gern gesehen, weil dann die Türken ihre „Geschäfte“ mit den lokalen Machthabern abwickelten.
Was hat dies nun mit der IS in Syrien zu tun ?
Die Vorstellung, dass Soldaten wie die deutsche Soldaten grundsätzlich nicht korrupt sind, gilt nicht für alle Soldaten aller Nationen dieser Welt. Entsprechende Berichte von Blauhelmsoldaten aus Dritte Welt Staaten sind bekannt.
Mit der Mentalität der türkischen Militärführung ist es anscheinend möglich, dass die illegalen Rohölexporte der IS über die Türkei abgewickelt werden. Damit ergibt sich die Situation, dass de facto der Krieg der IS in Syrien und Irak hauptsächlich von den türkischen Abnehmern der Rohöllieferungen finanziert wird. Dies geht nur mit entsprechenden „förderlichen Aufwendungen“ für die Soldaten an der türkischen Grenze zu Syrien.
@LTC007 | 30. Juli 2015 – 15:27
„Ausgangssperre für Soldaten DEU EinsKtgt AFTUR.“
Auch etwas bekannt zu passiven / aktiven Objektschutzmaßnahmen? Wäre folgerichtiger Schritt. Alles Bisherige (Ausgang in Ziv, kein Ausgang), stellen Halbheiten dar.
@Georg
Meldungen bzgl. großer Lieferungen von Ammoniumnitrat, die ungehindert die türkische Grenze Richtung Irak passieren (obwohl verboten), gibt es ja auch.
„Mit der Mentalität der türkischen Militärführung ist es anscheinend möglich, dass die illegalen Rohölexporte der IS über die Türkei abgewickelt werden.“
Das ist mir unerklärlich warum man das nicht unterbinden kann. Da können wir uns die Bombardments auch schenken, wenn die Kerle so easy ihre Verluste ersetzen können.
http://www.brookings.edu/blogs/order-from-chaos/posts/2015/07/30-big-deal-for-ankara-kirisci?rssid=syria&utm_source=dlvr.it&utm_medium=twitter liefert mögliche Einsichten zum Verhalten der Türken.
1. Der Anschlag in Kuruc belegte (erneut) die wachsende Macht des „IS‘ losgelöst von TUR Einfluss.
2. Im Juni befreite die kurdische PYD die Stadt Tel Abayad, was die Chance zur Vereinigung der beiden kurdischen Enklaven in Nordsyrien ermöglicht.
3. Die Parlamentswahlen vom Juni nahmen der AKP die absolute Mehrheit, ausgerechnet durch die kurdische HDP.
4. TUR und die USA verfolgen mit dem Übereinkommen zum Aufbau der „safe zone“ das Ziel, den „IS“ zu schwächen und 2 Mio syrischen Flüchtlingen die Rückkehr aus TUR zu garantieren.
Alle diese Erläuterungen sind hier im blog zwar hinreichend besprochen worden, vielsagend jedoch Selbiges von U.S. Presse zu hören.
@ Thomas Melber
Da die Türken ja nur Sunniten unterstützen, kann dies ja nur bedeuten, dass hier der Rohstoff für improvisierte Bomben (IED), z.B. für Autobomben in schiietischen Vierteln in Bagdad ins Land geschafft wird.
[Öldeals von ISIS mit der türkischen Armee]
Man kann es nicht, weil man nicht will. Der türkische Staat und ISIS arbeiten so eng zusammen, daß es inzwischen nicht mehr geheimzuhalten ist.
http://finance.yahoo.com/news/links-between-turkey-isis-now-195700510.html
@ TomCat
Es ist halt wie immer im Leben, unterschiedliche Länder haben unterschiedliche Interessen.
Die Kriege auf dem Balkan in den 90er Jahren hätten auch nicht solange gedauert, wenn die illegale Kraftstoffversorgung für Serbien nicht über Griechenland und Mazedonien gelaufen wäre. Wenn also Griechenland ein ernsthafteres Maß (Stichwort: Koruption in den Staatsorganen, wie Polizei und Grenzschutz) aufgebracht hätte die Kraftstoffblockade gegen Serbien durchzusetzen, hätten die Kriege nicht so lange geführt werden können.
Die Kraftstoffversorgung der Nato-Truppen in Afghanistan wurde hauptsächlich mit pakistanischen LKW über Pakistan und den Kyber-Pass durchgeführt. Dabei mussten „talibannahe“ örtliche Führer willig gestimmt werden (sprich bezahlt werden), damit die Kraftstoffversorgung einigermaßen regelmäßig durch die Stammesgebiete erfolgen konnte. Ich glaube die New York Times hatte mal einen großen Artikel über die Diskrepanz gebracht, dass die Nato-Kraftstoffversorgung für die Truppen in AFG u.a. die Taliban finanziert hat.
Kann man etwas gegen den illegalen Erdölexport der IS aus dem Nordirak und Syrien tun ?
Natürlich, wenn z.B. jeden Tag ein oder mehrere amerikanische Flugzeuge (A10 „Warzenschwein“) die Hauptverbindungsstraßen von den Erdölförderstätten im Nordirak zur türkischen Grenze patrouillieren würden und verdächtige Tanklaster mit der 30 mm Bordkanone beschießen ist der Spuk in einem Monat vorbei.
Man muss es aber wollen !
Georg | 30. Juli 2015 – 15:57:
„@ dxx
Da Sie hier im Forum neu sind, will ich dies mal vorsichtig ausdrücken. Im Südosten des Kosovo ist ein relativ kleiner Sektor unter türkischen MIlitärschutz.. An einem bestimmten Wochentag waren die internationalen Soldaten in dem türkischen Sektor nicht so gern gesehen, weil dann die Türken ihre „Geschäfte“ mit den lokalen Machthabern abwickelten.“
Na jetzt aber mal „Butter bei die Fische“! Ich habe im Kosovo als Abteilungsleiter G9 unter türkischem Kommando in der MNB S gedient. Bin auf Ihre Ausführungen gespannt!
@ONA & ALL: Danke für die taktische Analyse, die logisch und konsistent ist. Der besondere Wert liegt in der Prognose, da das von ihnen beschriebene Horrorszenario für die Türkei, EU und die Region unendlich grausam wäre im Hinblick auf Ressourcen, Freiheit und Sicherheit.
Meine Gegenthese: „Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird!“ Denn mir fehlen persönlich der operative und der strategische Horizont. Alle drei zusammen eröffnen sicherlich auch politische Optionen und Handlingsspielräume:
Zur operativen Dimension: Ich war immer ein Verfechter der Annahme, allen Akteuren, auch gegnerischen, rationale Beweggründe im politökonomischen Spannungsfeld zu unterstellen. Dennoch ist besonders in der kurzen Frist Rationalität, gerade in emotional angespannten Situationen, Mangelware. Hier schnappen gerade Politiker, und besonders die Politiker des Mittelmeerraums, förmlich in eine Haltung des Stärke zeigen und des Gesicht Wahrens zurück. Erdogan durchlebt eine schwere politische Krise und will beweisen, dass er das „Heft in der Hand“ hat und dem kulturell-sozialen Bild eines „Padisha“ zu Entsprechen.*
Ein Padisha ist letztendlich der Titel des Osmanischen Herrschers und konsequent einem Khalifen gleichzusetzen (Personenkult / Hurrapatriotismus). Diesen Ruf hat er sich durch Rückbesinnung auf osmanische/islam(istische) Tradition und wirtschaftspolitischen Erfolg erarbeitet. Dieser Zusammenhang öffnet die strategische Dimension unserer Betrachtung:
Zur strategischen Dimension TÜ-SÜD, Energieversorgung&Verteilung: Um es kurz zu halten und der Diskussion nichts Vorwegzunehmen:
– Die AKP will ein mini Osmanisches Reich 2.0 mit einem Pipelinestan und Industrie als Einkommens Quelle, um letztendlich die Türkei zurück zum regionalen Ansehen des Osmanischen Reichs des 15ten-17ten JH zu führen.
– Der Schlüssel hierzu sind die Kurden aufgrund der geografischen Lage, Ressourcen und Arbeitskraft. Historie: Salah Ad-Din verbündete sich mit den Turkstämmen der heutigen Türkei und legte damit den strategischen Grundstein für das spätere Osmanische Reich. Mit Verlaub, wenn Soviets und Kolonialmächte eines gemeinsam hatten, dann diese beiden Seiten auf mithin grausamste Weise gegeneinander Auszuspielen und politi. Anführer der Versöhnung zu eliminieren.
– Pipelinestan als politökonomisches Kapital braucht Stabilität und Sicherheit. Hierzu ist es angezeigt, militärisch agierenden Organisationen einen Riegel vorzuschieben!
Das zentrale Element, um diese strategischen Ziele zu verwirklichen, sind also die Kurden. Die Verhandlungssituation in unserem bisherigen Kontext zu analysieren kann also Hilfreich sein:
Der eigentliche Taktiker im Kabinett Erdogan ist Davutoglu, der mit seinen Brandreden im Parlament den bereits existierenden Keil zwischen PKK und HDP tiefer treiben will. Dies schwächt letztendlich das Gewicht der kurdischen Seite weiter und macht einen Deal der nicht-kurdischen Seite besser vermittelbar.**
Die PKK hingegen hat meines Erachtens die emotional geladene Situation um den Anschlag genutzt, um sich als Alleinvertreter der „Kurdischen Sache“ zu re-etablieren. Wie verzweifelt muss diese Organisation sein, wenn sie angesichts der Tatsache, dass große Teile eigener Verbände auf syrisch und irakischem „flachen und überschaubaren“ Gebiert stehen, einen Natopartner anzugreifen, der im Rücken steht? Der subtile Verweis darauf, keine Zivilisten angegriffen zu haben ist noch nicht einmal ein Feigenblatt. Die HDP ist für die PKK womöglich ein größeres Problem als für die AKP!
Erdogan und Davatoglu müssen sich mit der neuen politischen Situation abfinden und auf ihre strategischen Ziele rückbesinnen. Die PKK muss verstehen, dass das „wilde Kurdistan“ Geschichte ist! Es ist angezeigt deren mittleren Führungskräften und Veteranen alternativen aufzuzeigen (Alimentierung?)!*** Bis Half way Down sind dies auch unsere westlichen Ziele.
KLARTEXT: Sollte Erdogan ihrer taktischen Analyse entsprechen, habe ich das dumpfe Gefühl, dass irgendwo bei einem unserer Freunde das Wort Regimechange fällt.
* Um auf Peter Scholl Latour zurückzukommen: Human Intelligence ist hier gefragt.
** Das Paradigma dahinter ist: Teile und Herrsche.
*** L Hard: Irgendwo im Appendix zu Atomwaffen und Proxyorganisationen und deren langfristige Bedeutung.
@ Hans Schommer
Na, wenn Ihnen die Korruptionsvorwürfe in dem Sektor wo das türkische Bataillon stationiert war unbekannt sind, als Leiter der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit im MNTF Süd, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen. Für andere Bw-Soldaten im Kosovo war auf jeden Fall klar, dass die Türken am Donnerstag in ihren Geschäftsbeziehungen auf der Straße und in den örtlichen Läden nicht gestört werden wollten.
Vielleicht dazu ein aktueller Bericht vom Deutschlandfunk:
http://www.deutschlandfunk.de/tuerkischer-einfluss-waechst-auf-dem-balkan.795.de.html?dram:article_id=266129
Zitat:
„Für den Kosovo, sagt Wirtschaftsexperte Lumir Abdixhiku, hat der türkische Einfluss eine klare Kehrseite:
„Wir brauchen ehrlich gesagt auch etwas anderes, wir brauchen mehr westliche Firmen im Kosovo. Der Grund, warum es hier nicht mehr westeuropäische Investoren gibt, ist, das sie sich nicht im hiesigen Investitions-Umfeld zurechtfinden. Die Einzigen, die das tun, sind türkische Investoren. Sie kommen mit dem hohen Level an Korruption zurecht, kennen die zähe Bürokratie. Politisch ist die türkische Dominanz gefährlich für uns. Wir brauchen westliche Werte hier. Das ist essenziell wichtig für dieses Land.“
Warum kommen die Türken denn mit „dem hohen Level an Korruption“ im Kosovo so gut zurecht ? Wahrscheinlich aus dem gleichen Grund wie die Griechen, weil es gelebte Alltagspraxis in ihren Heimatländern ist. Und auch die türkischen Soldaten in ihrem Einsatzgebiet im Kosovo kamen mit „dem hohen Level an Korruption“ gut zurecht, oder haben sie da nichts gesehen und erlebt als Leiter der Zivil-Militärischen Zusammenarbeit, bzw. Aufbauarbeit ?
@Norbert
„Durch Wiederholung wird die Aussage nicht richtiger.
Der Nordirak ist Teil des Iraks. „ausgeübte Defaktostaatsgewalt“ gibt es im Völkerrecht nicht.“
Das ändert aber nicht die Tatsache, dass die „irakische“ Regierung nicht in der Lage ist, im Nordirak Staatsgewalt auszuüben, also gerade ein Grundelement des Staats fehlt, auf der anderen Seite aber Kurden sehr wohl dort Staatsmacht ausüben.
Die Realität ist doch, dass der Nordirak eben nicht mehr zum Irak gehört. Es mag noch etwas dauern, bis das eine völkerrechtlich anerkannte Situation wird, ändert aber nichts an der Realität am Boden.
Kleine Geschichtsstunde zum Thema Isis/Islam:
Truther-Links gerne auf Ihrem eigenen Blog. Wir machen hier Mainstream. Der OvWa.
@ Georg:
Nun ja, ein bundesrepublikanischer Beamter versteht sich ja immer als eine Art Ombudsmann für „alle“ Seiten. Kann ja gut sein, daß er zufällig Donnerstags nichts mitbekommt, weil er da für kosovarische Nachwuchssozialwissenschaftler einen Jürgen Habermas-Lesekreis leitet.
@ Hutzel:
Ich denke sie schießen über das Ziel hinaus: „Die NATO als nützliches Werkzeug von Erdogans geopolitischen Großreichs-Ambitionen. Fehlt nur noch der casus belli, der ja grade mit großem Aufwand provoziert wird.“
Ich habe daher den Begriff ‚ „mini“ Osmanisches Reich „2.0“ ‚ eingeführt um dem ganzen einen Rahmen zu geben.
– Wir würden hier „mini“ bearbeiten im Hinblick auf maximale strategic depth und eine klare Abgrenzung zwischen Reichweite eines propagandistischen Narratives vs. realistische geografisch/politische Kontrolle.
– „2.0“ soll Fragen subsummieren, die moderne Staatsführung und polit-ökonomische Best Practice durchleuchten. Anhand einschlägiger Erfahrungen in der eigenen Familie: Die letzten 100 Jahre des ORs (Osmanischen Reich) waren die Hölle für alle beteiligten. Dennoch, die ewigen Verschwörungstheorien im Middle East, welche in der Hetzfatwa „Gegen Juden und Kreuzritter“ Gipfelten verblassen. Eine neue regionale(!) Debatte ist im Zuge des Arabischen Frühling entstanden, um „Islamischen Föderalismus“ und die „optimale“ Ordnung in der Region. Gerade die AKP leistet hier Pionierarbeit.
Leider kann die westliche Journallie kein Arabisch sonst, würden wir hier mehr Parallelen zum 30-Jährigen Krieg ziehen und die Auflösung des Sykez-Pikot Abkommen diskutieren. Ein Ganz provokative Frage, sollte es als Verbalinjurie verstanden werden bitte löschen: Inwiefern ist die Rolle der ISIS/DAESH mit einer des Wallenstein des 30 Jährigen Krieges zu vergleichen?
Unterstellen wir bitte Rationalität zum Thema Geschichtsstunde:
https://bw2.link/mdcKp
Zum Thema Mainstream:
https://bw2.link/eS4XZ
https://bw2.link/1ifQU
Aber in einem Punkt gebe ich ihnen Recht… die regionalen Akteure haben es Faustdick hinter den Ohren!
@OvWa: Wenn man einen Artikel redigiert, und im Hintergrund der Countdown anläuft gehen die Änderungen verloren und der zu redigierende Beitrag wird gespeichert QQ
@Ulenspiegel
Der Irak ist meines Wissens nach föderal organisiert. D.h. es gibt im Norden eine Kurdenregion mit beschränkter Autonomie, d.h. aber nicht, daß die Zentralregierung per se auf ihre Hoheitsrechte verzichtet oder dort keine irakischen Gesetze gelten.
@ thomas melber
Das ist die theoretische verfassungsordnung des iraks. de facto ist die kurdenregion eine separate entität die einem unabhängien staatsgebilde deutlich näher steht als einer autonomen region des irak. (was sich auch in der kurdenhilfe zeigt in die der baghdad irak zwar pro forma eingebunden ist aber nicht davon profitieren (darf))
ich wiederhole mich nochmal. völkerrecht ist grundsätzlich offen für tatsächliche entwicklungen die von der positivrechtlichen abweichen. nur so bleibt es flexibel und damit relevant.
in deutschland herrscht leider immer wieder die tendenz vor mit legalistischer wortlautauslegung völkerrechtliche prinzipien erklären zu wollen. damit kann man nur scheitern und diese attitüde, die leider auch in der lehre recht weit verbreitet ist, führt zu den permanenten fehleinschätzungen und unverständnis was die tatsächlichen grenzen und handlungsimperative „des völkerrechts“ angeht. viels ist ungeschrieben oder politisch überwölbtes gewohnheitsrecht
mithin: der irak hat zwar nicht auf hoheitsrechte im kurdengebiet verzichtet, ausüben kann er sie aber auch nicht. die exekutivorgane des zentralirak haben dort seit 1991 keinen zutritt mehr. die kurden habne eigene armee und auch sonst alle merkmale von eigenstaatlichkeit. die einzigen gründe das man sich noch nicht offiziell abgespalten hat sind ökonomische (kirkuk-ceyhan pipeline für öl export muss fertiggestellt und exportfähig sein) und internationale rücksichtnahmen (türkei/US).
auf eine solche proto staatlichkeit kann man im völkerrecht flexible reagieren (siehe kurdenhilfe) und muss nicht sklavisch vermeintlich sakrosankte Vrechtsnormen umsetzen.
gleiches gilt eben auch für vorgehen gegen IS, unterstützung der syrischen kurden, usw. usw.
@Zindarsen
> Es gibt viele Vielvölkerstaaten ohne harte Hand (USA, DEU, UK, Indien uem)
> Sie fallen dann auseinander, wenn ein Teil der Bevölkerung einen anderen unterdrückt
> und diese die Möglichkeit bekommt selbst zu bestimmen ……… oder aufgehetzt wird.
Das ist keine korrekte Beschreibung eines Vielvölkerstaates. Ein Vielvölkerstaat ist aus mehreren endemischen Gruppen zusammengesetzt.
Deutschland hat lediglich drei endemische relevante Minderheiten: Deutsche, Sorben und Dänen. Beide machen weniger als 1% der deutschen Bevölkerung aus. Zugewanderte Gastarbeiter etcpp sind keine endemische Gruppe da sie nicht in fest begrenzten Territorien innerhalb Deutschlands leben noch eine auf Deutschland beschränktes Volk darstellen.
Die USA hat einige endemische indigene und religöse (z.B. Quäker) endemische Gruppen die ebenfalls weniger als 1% der Bevölkerung ausmachen. Ansonsten gleiche Situation wie in Deutschland, die Zuwanderer bilden praktisch keine territorial und gesellschaftlich isolierte Gemeinschaften, mit Ausnahme sehr kleiner Ausnahmen wie China Town.
Auch Indien ist kein klassischer Vielvölkerstaat, 80% der Einwohner sprechen die gleiche Sprache, üben die gleiche Religion aus, leben sehr ähnlich. Allerdings gibt es in der Tat zwei relevante Gruppen die sich deutlich vom Rest unterscheiden (Christen, Moslems) von denen sind aber auch wieder nur die Moslems endemisch. Schon bei den Anglo-Indern findet man nicht die geringsten Anzeichen eines „Volkes“ und überhaupt wird die Definition von „Volksgruppen“ in Indien schlicht nicht greifen. Bei zwei relevanten endemischen Gruppen kann man wohl kaum von „Viel-Völker“ sprechen.
Ein wirklich klassischer Vielvölkerstaat ist z.B. Russland aber auch China in dem rund 30% der Bevölkerung nicht der Hauptethnie angehören und in lokal begrenzten Gebieten leben.
@wacaffe
Klar gibt es „die normative Kraft des Faktischen“, allerdings begibt man sich damit auf dünnes Eis (z.B. causa Krim).
Die irakischen Kurden selber erkennen den Zentralstaat ja auch (noch) an.
@ Thomas melber
Nene die Krim allüren seitens ru sind eben , anders als von den berufsputinesen immer wieder behauptet, eben kein vrechtskonformer Fall normativer kraft des faktischen sondern ein lupenreiner Bruch desselben:
Ganz kurz: gegen Gewaltverbot wurde seitens RU verstoßen
Rechtfertigung?:
Selbstverteidigung gem unc? Njet!
Humanitäre Intervention gem. Kosovo präzedenz? Njet! Kriterien lagen nicht vor, ferner hat ru zehn Jahre lang gegen kosovo operation krakehlt und kann sich daher nicht plötzlich darauf berufen
Einladung eines unabhängigen Krim staates ? Njet! kriterien für vrechtliche Zulässigkeit der Sezession nicht gegeben. Abgesehen davon durch russische kryptoinvasion überhaupt erst ermöglicht.
Dagegen in Nahost:
Hilfe für irakische Armee und Kurden? Einwilligung von baghdad und Kurden.
Operationen gegen is in Syrien? Beihilfe zur Selbstverteidigung des Irak auf einladung.(gilt auch für Ausgangsort der aggression vulgo syrische is Territorien)
Türken gegen is und PKK? Selbstverteidigung
Mithin in Nahost gibt es Grauzonen die manövriermöglichkeiten eröffnen. Handeln von ru ist dagegen evident vrechtswidrig. (Eben Sudetenland 2.0)
@Wait&C
„Das ist keine korrekte Beschreibung eines Vielvölkerstaates. Ein Vielvölkerstaat ist aus mehreren endemischen Gruppen zusammengesetzt.“
Was ist ihre Definition von endemisch bezogen auf Deutsche und BRD?
Evtl haben sie da eine Sichtweise, welche stark aus der Gegenwart bestimmt ist und nicht aus der Entwicklung des Nationalstaates BRD.
„Deutschland hat lediglich drei endemische relevante Minderheiten: Deutsche, Sorben und Dänen. Beide machen weniger als 1% der deutschen Bevölkerung aus. Zugewanderte Gastarbeiter etcpp sind keine endemische Gruppe da sie nicht in fest begrenzten Territorien innerhalb Deutschlands leben noch eine auf Deutschland beschränktes Volk darstellen.“
Da betrachten Sie endemische Gruppen in Mitteleuropa aus der pol Nachkriegsentwicklung heraus und das wäre das Gegenteil der Edemik. Ein Bayer hat mit einem Preußen oder Pommer so viel gemein, wie ein Däne mit einem Schwaben. Da sind sich Luxemburger und Kölner wohl näher. Württemberger und Preußen waren vor wenigen Jahrzehnten noch eigene Staaten mit eigener Kultur und Staatsgebiet. Warum DEU eine andere Entwicklung vollzog als die Türkei ist wohl gerade im Schutz der Minderheiten und im föderalen System zu finden. Hätte Berlin Bayern und Württemberg unterdrückt, deren Kultur und Sprach unter Strafe gestellt, hätten wir noch heute Terroranschläge im Rest der Republik. Minderheiten sind nicht nur dann aufsässig, wenn sie einer anderen Sprachfamilie angehören.
Ein wohl nicht beachteter/gewollter Kunstgriff welcher zur eher problemloser Einigung führte, ist dass das Niederdeutsche heute kaum eine Bedeutung in der BRD hat und Standarddeutsch (Oberdeutsch) einfach übernommen wurde.
„Die USA hat einige endemische indigene und religöse (z.B. Quäker) endemische Gruppen die ebenfalls weniger als 1% der Bevölkerung ausmachen. Ansonsten gleiche Situation wie in Deutschland, die Zuwanderer bilden praktisch keine territorial und gesellschaftlich isolierte Gemeinschaften, mit Ausnahme sehr kleiner Ausnahmen wie China Town.“
Dann viel Spaß bei der nächsten Studienfahrt in die USA, beim Besuch von Inianer-Resevationen, der Inuit in Alaska, Hawai, der Amish, der vielen spanisch sprechenden Bevölkerungsgruppen uvm.
Das Thema ist Türkei und ich bin überzeugt, dass der Nationalismus und der fehlende Minderheitenschutz/Respekt das Grundübel dort ist. Auch sollte nicht vergessen werden, dass viele vermeindliche Türken, in dritter Generation, in Deu dem türkischen Ultranarionalismus vermehrt huldigen. Die Spannungen nehmen wieder zu.