G36: H&K gegen Vorwurf der ‚Vetternwirtschaft‘, fordert ‚lösungsorientierten Diskurs‘
Der Streit zwischen Heckler&Koch einerseits und der Politik (ja, ich weiß, BMVg, Koalition und Opposition sind grundverschiedene Dinge… aber dennoch) sowie Medien andererseits über das Sturmgewehr G36 geht munter weiter. Mit der Sachebene hat das nur noch recht eingeschränkt zu tun.
Ich geb‘ mal kommentarlos die Stellungnahme von Heckler&Koch vom (heutigen) Donnerstag zur Kenntnis:
Zu aktuellen Medienberichten, die Heckler & Koch vorwerfen, eine zu enge Nähe zum Bundesministerium der Verteidigung zu pflegen und im Wege der „Vetternwirtschaft“ Einfluss auf die Entscheidungen des Ministeriums zu nehmen, stellt das Unternehmen fest:
Heckler & Koch ist seit mehr als 50 Jahren Partner der Bundeswehr und unsere Produkte sind jeden Tag zahlreichen Soldatinnen und Soldaten im Einsatz weltweit zu Diensten. Natürlich bestehen Beziehungen zwischen dem Bundesministerium der Verteidigung und dem Unternehmen Heckler & Koch. Doch diese Beziehungen gehen nicht über das normale und angemessene Maß einer Hersteller/Kunden-Beziehung hinaus. Den Vorwurf der „Vetternwirtschaft“ weisen wir entschieden zurück.
Ebenso verwehren wir uns nochmals entschieden gegen Berichte, in denen behauptet wird, wir hätten auf eine aktive Ausspähung von Journalisten durch den militärischen Abschirmdienst (MAD) gedrungen. Heckler & Koch hat zu keinem Zeitpunkt die Ausspähung von Journalisten gefordert oder forciert. Weiterhin haben wir keine gemeinsame Operation mit dem Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) initiiert, mit der eine Berichterstattung über das Sturmgewehr G36 unterbunden werden sollte. Entsprechend geäußerte Vorwürfe weisen wir ebenfalls zurück.
Wir begrüßen ausdrücklich jedes Vorhaben, das diese Sachverhalte eindeutig klärt. Daran haben wir selbst das größte Interesse und dies werden wir gerne aktiv unterstützen, damit die öffentliche Diskussion sich wieder auf die wesentliche Aspekte in der laufenden G36-Debatte konzentrieren kann: Eine schnelle und sachorientierte Lösung für die Stärkung unserer im Einsatz stehenden Truppen.
Die Sicherheit für Leib und Leben der Soldatinnen und Soldaten hat für Heckler & Koch oberste Priorität. Unserer Ansicht nach benötigen wir einen lösungsorientierten Diskurs, der sich darauf konzentriert, wie die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehrgruppen im Einsatz gestärkt werden kann.
(Die Mitteilung im Original: Pressemitteilung Heckler&Koch 21. Mai 2015
(Foto: Etienne Rheindahlen)
Mit der vielfältigen Verwendung von Buzz-Words in dieser Pressemitteilung zeigt HK nur, dass es von Krisenmanagement – auch(?) – keine Ahnung hat ;-)
Der MAD wurde ja von BMVg-AL Selhausen angestossen. Das Hk davon nichts gewusst haben will, erhärtet nur den Verdacht der Vetternwirtschaft. Die sollten mal lieber die Fäuste runternehmen und klar Schiff machen.
Ich hoffe HK macht ‚Rein Schiff‘!
Und nicht ‚Klar Schiff (für’s Gefecht)‘ ;-)
Vetternwirtschaft
Wie soll es den anders sein, wenn man als Unternehmen kleinstteiliger staatlicher – d.h. politischer – Überwachung unterliegt, die bestimmt wer Kunde sein darf und wer nicht. Es ist also vor allem politisch initiierte Vetternwirtschaft.
Und die MAD-Geschichte ist doch albern.
Man sollte sich wirklich auf das wesentliche konzentrieren und das besteht darin uns eine Waffe zu liefern die auch nach 2 Magazinen noch eine annehmbare Treffgenauigkeit hat.
P.S woher stammt dieses Foto ? Auf diesem Foto ist mal wieder eindeutig zu erkennen dass die Soldaten mit privat beschafften Ausrüstungsgegenständen arbeiten. Siehe Handschuhe und Chest-Rigg.
Es ist doch allein dem System des Lobbyismus geschuldet, dass eine Firma Einfluss auf Entscheidungsträger nehmen kann. Das sich die öffentliche Kritik ausgerechnet an H&K entlädt, liegt auch an dem „medialen Interesse“ an dieser Firma; in (…), weil das noch die höflichste Formulierung ist. Wären die Entscheidungsträger frei von Interessen des jeweiligen Wahlkreises und würde man bei der Vergabe von Posten und Pöstchen konsequent darauf achten, dass es keine zu engen Verbindungen zur Wirtschaft gibt, könnte man das ganze Problem, wenn nicht verhindern, so doch eindämmen. Ganz vermeiden kann man solche Vorgänge nie. Da Frage ich mich, warum Deutschland überhaupt die UN Charta gegen Korruption unterschriebe hat, wenn die Verbindungen zwischen Wirtschaft und Politik nach wie vor derart eng sind….
Ich verstehe die ganze Aufregung um den MAD nicht… Wenn eine Verschlußsache in der Zeitung zu lesen ist, ist es dann nicht die Pflicht des MAD die Lücke zu suchen und zu schließen?
@ klabautermann | 21. Mai 2015 – 14:45
Irgendwie hat das Verhalten der verschiedenen Akteure dieser „Affäre“ was von Kindergartenniveau.
Privat beschaffte Ausrüstungsgegenstände sind gelebte Realität. Gerade die dienstlichen Kampfhandschuhe sind gerade beim Schießen diskussionswürdig!
„Ben | 21. Mai 2015 – 19:30
… Gerade die dienstlichen Kampfhandschuhe sind gerade beim Schießen diskussionswürdig!“
Nein, das trifft m.E. nicht zu. Es sei denn, man nimmt hier die Kradfahrer-Handschuhe als Negativbeispiel. Der dienstlich gelieferte Fingerhandschuh ist für den querschnittlichen Einsatz konzipiert und dabei auch für das Schießen mit den Hand- und Panzerabwehrhandwaffen uneingeschränkt tauglich.
Man sollte bezüglich der Forderungen an die persönliche Ausrüstung wirklich mal „die Kirche im Dorf lassen“!
Diese uneingeschränkte Tauglichkeit spreche ich den Handschuhen ab.
Gerade seitdem sie mit diesem losen Innenfutter ausgeliefert werden sind sie für zahlreiche Übungen insbesondere des nSAKs kaum zu gebrauchen. Ebenso wenig praktisch sind sie für andere Übungen, die über die S-9 hinaus gehen.
Tauglichkeit wird wohl unterschiedlich interpretiert.
Herr Schommer, dann erklären Sie mir bitte, warum der Großteil meiner Soldaten beim neuSAK gerade mit der Pistole und den Handschuhen massive Probleme haben! Und ich rede nicht von Luxusproblemen, sondern schlichtweg der Tatsache, dass unsere grobmotorische Jugend mit diesen Handschuhen nicht mehr in der Lage ist eine P8 abzukrümnen! Und das sind Fakten.
@Ben | 21. Mai 2015 – 20:05
Ich vermute, dass dann der Handschuh nicht passt. Oder vielleicht reden wir aneinander vorbei und Sie sprechen von der gefütterten Version?
Ich rede von den Kampfhandschuhen 5 Farb Tarndruck. Dank des Innenfutters bildet sich oft genug eine Stoffwulst bestehend aus beiden Stoffschichten, welche den Abzug blockiert. Die olivfarbenen Vorgängermodelle waren da deutlich besser. Die gibt´s nicht mehr, also sind privat beschaffte Handschuhe für mich Peanuts.
Aber nun back to topic.
Nach meiner Wahrnehmung ist eine „Vetternwirtschaft“ eher unwahrscheinlich. Es fehlen auf beiden Seiten schlichtweg die „Vettern“. Jedenfalls solche, die über die Zeit in Position und/oder Rang für was auch immer hätten „wirtschaften“ können. Warum oder wofür auch – Bestechung auf der einen Seite, Vorteilsnahme auf der anderen Seite? Das wäre doch früher oder später aufgekocht. Die Antwort ist eine ganz einfache: HK bot (und bietet) exzellente Technik, die Firma liegt auf deutschem Boden (mit allen damit verbundenen Effekten) und die Konkurrenz kam in Konklusion aller Liefer- und Betriebsbedingungen nicht an das HK-Angebot ran. Damit war (ist) doch alles klar – oder nich?
Der Begriff „Vetternwirtschaft“ ist unter Gendergesichtspunkten diskriminierend.
Was sagen hierzu eigentlich die Gleichstellungsbeauftragten ziv und mil?
Werden die Sprechzettel der Ministerin etwa nicht den Gleichstellungsbeauftragten zur Mitzeichnung vorgelegt?
Mittlerweile verstehe ich dieses Gemenge sowieso nicht mehr. ob G36 Problematik „die mir als Infanterist mit drei Touren AFG unbekannt ist“, oder angebliche Kungelei mit dem MG 5. Fast alle Handfeuerwaffen der BW sind von HK. Keine machen reale Probleme in der Truppe oder sind zügig überarbeitet worden wie die P8 nach Einführung nSaK. Probleme gibt es höchstens in nicht ausreichender Anzahl der entsprechenden Waffen, sowie in der Regeneration ältere Modelle. Aber die sind seitens der Bundeswehr geschuldet.
Und vor allem haben Handwaffen ohne Systembezug keinen hohen Stellwert in der Beschaffung. Schließlich sind das keine Geldmenge.
Warum also diese rumgepose, diese berichterstattung, sowie diese Diskussionen.
@ Hans Schommer
Erinnert sich noch jemand an die Ablösung der M1911 durch die Beretta 92 (M9)?
Damals musste Beretta eine eigene Fabrik in den USA füpr diese Waffe bauen, denn Italien und die USa könnten ja mal JKrieg mitienander führen.
Eher ging es wohl darum die Dollars in den USA zu behalten.
@ Buche:
Genau wegen ihrem letzten Satz!
HK ist eine kleine Firma, nur 600 Beschäftigte und liegt noch im Wahlkreis eines Parteifreunds.
Wenn man sich mit den Schiffbauern, Airbus oder KMW anlegen würde, dann wäre das schon eine andere Hausnummer.
Leider gehen auch hier die Begrifflichkeiten sachfremd alle durcheinander:
Vetternwirtschaft ist etwas anderes als wirtschaftliche Beziehung, Kontakt, Lobbyismus, Korruption.
Es entspricht durchaus der normalen Tätigkeit der Wirtschaft, Kontaktpflege, Informationsarbeit, Präsentation zu betreiben.Das ist weder verwerflich noch anrüchig. Das wird es erst dann, wenn Ausschreibungen NACHWEISLICH so abgefasst werden, dass nur ein potentieller Bewerber sie erfüllen kann, wenn Korruption im Spiel ist.
Und das sehe ich bis zum Beweis des Gegenteils hier bislang nicht.
Eine Trennung von Politik und Wirtschaft ist nicht möglich, da immer sehr viele Berührungspunkte und gemeinsame Interessen da sein werden, von internationalen Dimensionen ganz zu schweigen.
@Sascha Vohwinkel
„Es ist doch allein dem System des Lobbyismus geschuldet, … Wären die Entscheidungsträger frei von Interessen des jeweiligen Wahlkreises ..“
Ein Abgeordneter, der nicht auch die Interessen seines Wahlkreises vertritt (und dazu gehören auch die der dort ansässigen Unternehmen und deren Mitarbeiter) hat sein Mandat nicht verdient und gehört spätestens bei der nächsten Wahl abgestraft.
Das hat mit Korruption nichts zu tun.
Liegt eigentlich schon der Bericht des Bundesrechnunghofes zu der „Beschaffung des MG5“ dem Deutschen Bundestag vor und/oder hat man/frau im BMVg schon Kenntnisse über dessen möglichen Inhalt?
re: Hubi
Für mich persönlich halte ich derzeit fest, dass es „Merkwürdigkeiten“ bei der Auftragsvergabe und der Beschaffung verschiedener Rüstungsprodukte gibt, die sich derzeit einer schlüssigen Erklärung (noch) entziehen!
Die Frage ist also ob sich diese „Merkwürdigkeiten“ so erklären lassen, dass das Handeln der beteiligten Personen im BMVg und den nachgeordneten Dienststellen im Sinne eines objektiv pflichtgemäßem Handeln zu verstehen war,- oder auch nicht!?
Und sicherlich wird sich am Ende des Aufklärungsprozesses durch den Dienstherrn sagen lassen, ob hier tatsächlich so etwa wie „Vetternwirtschaft“ vorgelegen hat;- und wenn ja, auf welche Mechanismen sich diese „Vetternwirtschaft“ möglicherweise gegründet hat?
Hier gilt halt wie immer: Ganz eng wird es sicher für die, die sich nicht aktiv als Mitarbeiter an dem Aufklärungsprozess seitens des BMVg und den nachgeordneten Dienststellen beteiligen!
Dieser Umstand dürfte aber inzwischen jedem Mitarbeiter geläufig sein, sodass mit hoher Wahrscheinlichkeit für die Spitze des BMVg sehr schnell transparent werden wird (oder schon ist?) ob es so etwas wie „Vetternwirtschaft“ gegeben hat,- oder auch nicht!?
Thema Foto / selbstbeschaffte Ausrüstung
Sind wir doch mal ehrlich, einige Ausrüßtungsgegenstände sind einfach grottenschlecht und gehören in die Tonne.
Man sollte sich nicht beschweren oder meckern, daß privat beschaffte Ausrüstung zu sehen ist, sondern sich mal die Frage stellen warum das so ist!!!
re: Hans Schommer
(Zitat): „Das wäre doch früher oder später aufgekocht. Die Antwort ist eine ganz einfache: HK bot (und bietet) exzellente Technik, die Firma liegt auf deutschem Boden (mit allen damit verbundenen Effekten) und die Konkurrenz kam in Konklusion aller Liefer- und Betriebsbedingungen nicht an das HK-Angebot ran. Damit war (ist) doch alles klar – oder nich?“
Solange sich alle Beteiligten in den diesbezüglichen Beschaffungsvorhaben an die „Spielregeln“ gehalten haben, unterstütze ich diese Aussage hundertprozentig!
Eine Verletzung der Spielregeln läge meiner persönlichen Meinung nach aber dann vor, wenn „die Konkurrenz“ objektiv durch das Handeln einzelner Mitarbeiter im BMVg oder den nachgeordneten Dienststellen zugunsten eines einzelnen Konkurrenten benachteiligt worden wäre!?
Und sollte dieses (eine objektive Benachteiligung der Konkurrenz) sich als mögliches Ergebnis des von der Spitze des BMVg eingeleiteten Aufklärungsprozesses tatsächlich herausstellen, dann würde ich mir als Konkurrent schon überlegen, ob ich daraus nicht u.U. eine Schadenersatzforderung ableiten könnte!?
@Hubi: Ich sage da nur (für den Zeitraum Juli 2009 bis Oktober 2011),
– BSHS-RFP, bei dem zwei von drei maßgeblichen Bietern kein Angebot abgaben, weil im geforderten Zulassungskriiterium weltweit mit keinem serienmäßigen HS-Typ erfüllbar. Die ansonsten extrem auf einen bestimmten Typ des H&H-Lieferanten zugeschnittene Leistungsbeschreibung bis „in den Boden hinein“ vergaberechtlich gerügt wurde und das Verfahren dann vom BWB aufgehoben sowie bis heute noch nicht wieder aufgenommen wurde.
– Marinehubschrauber-RFP, welcher auch aufgehoben wurden und zudem der „fasche Bieter“ gewonnen hatte.
– Ferner LuIH-SOF-RFP bei dem einer der beiden maßgablichen Wettbewerber sich entschloß gar kein Angebot abzugeben, nachdem er das Leistungsverzeichnis durchgearbeitet hatte und auf das mögliche „Geschäft“ (VK von 15 HS & BUWI-Vertrag für 2 x 5 Jahre) kampflos dem H&H-Lieferanten überließ (Noch ist das BMVg und die Bw glücklich).
-Luftkissenfahrzeug für Spezialkräfte – RFP bei dem der Weltmarktführer, der Europäische Marktführer und ein Deutscher Entwicklungsbetrieb aus dem Verfahren ausgeschlossen wurden und ein Aachener Gebraucht-LKW-Händler mit einem Australischen Freizeitprodukt den Zuschlag erhielt. Auch das ging voll in die Hose, nachdem schon vorher mit zwei russischen Produkten in die Hose gegangen, und auch dieses Verfahren mußte auf Anraten des BRH aufgegeben werden.
Soweit zum von Ihnen beanspruchten NACHWEISLICH!!!
@Buche
Danke, so ist es.
Das Problem in der Truppe ist nicht eine Streukreisverlagerung im Grenzbereich, sondern die fehlende Beschaffung von MGs und der Ersatz von aufgebrauchten (durchgeschossenen) Handwaffen (einschl G36).
Das nSAK verschleißt die Waffen schneller und alte Waffen kommen früher in ihren Grenzbereich.
@audio001: das Kapitel Vergabekammer – Schadensersatz können Sie abhaken, zu langwierig und zu teuer und mindestens so arbeitsintensiv wie RFI und RFP! Entweder Sie haben das Verfahren vor Zuschlag bereits aus den Angeln gehoben, oder Sie warten bis der „wettbewerbswidrig begünstigte Bieter sich mit seinem Produkt selber die Karten legt (kann Jahrzehnte dauern). Ansonsten liebe dein Bieterschicksal und sei nie vom BMVg/BAAINBw und dessen Auftragsvergabe (voll) abhängig.
@Vtg-Amtmann
Ich lese hier themenbezogen, dass es NACHWEISLICH um das G36 geht. Nicht mehr und nicht weniger.
Aus der rechtmäßigen Beanstandung von erfolgten Ausschreibungen durch festgelegte Verfahrensweisen zur Überprüfung ziehe ich aus der bundesweiten Vielzahl von Fällen insgesamt in allen Bereichen keine verallgemeinernden Rückschlüsse auf Firmen oder Branchen.
@Caesar
Genauso ist es!
@ auddio001 | 23. Mai 2015 – 8:20
„Es lohnt sich sicherlich ein neues “Thema MG5″ aufzumachen und “mal alles Wissenwertes” zu sammeln ….“
Sicher richtig.
Aber der Hausherr hat sich gestern ins „low ops-week end“ verabschiedet.
Gönnen wir ihm das doch einfach mal.
Kann doch auch jeder hier sagen, was zu sagen ist.
Wenn T.W. es für sinnvoll hält, einen neuen Thread aufzumachen, wird er die Kommentare schon noch dahin verschieben.
Ich hab‘ jetzt trotz low ops einen neuen Thread zum Thema MG5 aufgemacht. Und verschiebe Kommentare.
Seufz.
@ T. Wiegold:
WENN „low ops“, DANN „low ops“ – sonst kommt IMMER irgendwer/ irgendwas dazwischen …
;-)
Jaja. Jetzt ist auch Schluss.
Einen hab‘ ich noch: Diese Bundestagsdrucksache mit Antwort der Bundesregierung zum Beschaffungsprozess des G36 in den 1990-er Jahren ist auch noch nicht allen bekannt:
http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/18/049/1804921.pdf
Aus meiner Sicht ist eine erschreckende Ahnungslosigkeit bzgl. der Thematik von Kunststoffen seitens der Beschaffung aus dem Bericht ersichtlich. Einem Lieferanten nur den Werkstoff vorzugeben ohne den Werkstoff-Lieferanten genau zu spezifizieren, erzeugt bei mir Stirnrunzeln.
Interessant auch, dass anders als im Netz bereits des öfteren gelesen PA 6 und nicht PA 6.6 und GF und nicht CF, spezifiziert wurde. Die Verwendung eines Blends erscheint mir bei der Geometrie des Gehäuses mit mehreren Einlegern nur logisch.
Ist es tatsächlich „Ahnungslosigkeit in Sachen Kunststoff“ oder nicht eher (zum damaligen Zeitpunkt) Unvermögen gewesen den Beschaffungsprozess sachgerecht auszugestalten!?
Denn habe ich „keine Ahnung“ kaufe ich mir die Expertise extern ein!- Hat man wohl nicht konsequent genug getan, und sich eher auf den Lieferanten verlassen (wollen) …
@audio001
Ahnungslosigkeit und Unvermögen ergänzen sich. Das Thema Kunsstoffe kommt in den Ingenieursausbildungen immer noch zu kurz.
ich bin wohl nicht unbedingt ein Freund der Linken, aber unter Baden Online unter:
http://www.bo.de/nachrichten/nachrichten/unheilvolle-verbindungen gibt es ein interessantes Statement zu dem Thema:
Zitat: Die nun bekannten Akten geben da eine ebenso klare wie erschreckende Antwort: Offenbar gab es im Ministerium eine Reihe von Mitarbeitern, die jahrelang ihre schützende Hand über die Heckler & Koch gehalten haben. Wies jemand auf Probleme hin, wurden dienstrechtliche Konsequenzen angedroht.
Und dann gab es ja noch die Beschaffungen G28 und MG5, die wohl ähnliches Vermuten lassen……
Re: Peter Pan, falls das sich als zutreffend erweisen sollte, gehörte der ministerielle Augiasstall gründlich ausgemistet. Aber nicht das Kinde mit dem Bade ausschütten, will heißen, H&K-Können ist zu erhalten.
@: Klaus-Peter Kaikowsky
gehören zu einem solchen Spiel nicht immer mindestens zwei Parteien????
Und was für ein „Können“ soll genau erhalten bleiben??
Re: Peter Pan, klar-beide Seiten sind zu „reinigen“, ggf an Kopf und Gliedern. Kann mich zwar keinesfalls als Handwaffen-Spezialist benennen, denke aber trotzdem, dass H&K zu erhalten ist, auch mit DEU Aufträgen auszustatten sein muss.
Gibt’s sonst noch befähigte nationale Hersteller? Zu Abhängigkeiten bei Ausstattung/Ausrüstung von ausländischen Produzenten besteht kein zusätzlicher Bedarf. Da halt ich’s mit nationaler Krisenvorsorge wie Energie, Wasser, Post, Bahn usw.
befähigte nationale Hersteller gibt es…..und im Übrigen können diese ja auch bei entsprechendem Bedarf, Produkte ausländischer Hersteller in Deutschland herstellen.(Offsetverpflichtung, Lizenzfertigung, etc.)
Dies würde Arbeitsplätze (z.B bei HK) kompensieren bzw. schaffen (z.B. Haenel, SIG SAUER, etc.). und die die vormals ausländischen Produkte blieben als deutsche Kernkompetenz im Inland….also nichts mit Abhängigkeit von ausländischen Herstellern….ganz im Gegenteil!
Der Stern, Focus und die Welt berichten heute wieder zu dem Thema:
„Gravierende Mängel bei Gewehr
Bundeswehr wollte G36-kritischen Beamten zum Psychiater schicken“
Statt Untersuchungsausschus gibt es von der Linken einiges an Kleinen Anfragen.
http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP18/664/66437.html
http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP18/666/66665.html
http://dipbt.bundestag.de/extrakt/ba/WP18/663/66395.html
Eine kurze Zusammenstellung der mMn interessantesten Aussagen:
1. Zur Frage des PE im PA-Kunststoff:
Frage: Hatten diese Exemplare bereits eine Kunststoffzusammensetzung, die mit
derjenigen der serienmäßig ausgelieferten G36-Exemplare vollkommen
identisch war, oder gab es nach Kenntnis der Bundesregierung zu einem
späteren Zeitpunkt noch Veränderungen in der Kunststoffzusammensetzung?“
Im Rahmen der im Jahr 2012 durchgeführten Untersuchungen am Gewehr G36
enthielt nur eines der getesteten Gehäuse aus einer frühen Vorserienwaffe kein
Polyethylen (PE). Dabei handelte es sich um einen Prototyp eines MG36
[HK50-LMG] von 1993, Serien-Nr. 031. Alle am Wehrwissenschaftlichen Institut
für Werk- und Betriebsstoffe (WIWeB) getesteten Prototypengehäuse der
Sturmgewehre G36 enthielten PE-Anteile.
In der Technischen Lieferbedingung (TL) ist auf Seite 9 unter Punkt 2.3.1 der
Werkstoff Polyamid (PA6) gelistet. Unter der dort angegebenen Zeichnungsnummer
ist beschrieben, das z. B. das Gehäuse aus einem Kunststoff PA6–GF35
wie Ultramid B3WG7 der Firma BASF zu fertigen ist. Das Datenblatt dieses
Werkstoffes weist als Bestandteil einen Polymer-Anteil mit einer Varianz von
0,5 bis 1,5 Prozent auf. Da PE ein Polymer ist, und das PA6–GF35 dem Ultramid
B3WG7 nur entsprechen muss, ist der Werkstoff, solange die Varianz nicht
signifikant anders ist und die geforderten Eigenschaften sich nicht verändern,
TL-konform.
2. Zur Frage, wann erstmals ein G36-Ersatz diskutiert wurde:
„Im Zusammenhang mit den Ergebnissen erster Versuche an der WTD 91 mit
Schadwaffen G36 sind seitens der Beteiligten weitere Beschaffungen von Gewehren
G36 erstmalig infrage gestellt worden. In einem Vortrag der WTD 91
mit Stand Dezember 2011 wurde in der Schlussfolgerung die Möglichkeit
aufgezeigt, im Rahmen der Vergleichserprobung „Scharfschützengewehr,
kurze Reichweite“ ein Nachfolgemodell für das Gewehr G36 zu ermitteln (Beilage
14-4).“
3. Zur Kritik – primär von memoria (?) – dass es der Bundeswehr an einem Handwaffenkonzept mangelt: Offensichtlich gibt es ein solches. Wer berechtigt ist, kann im Parlamentssekretariat des Deutschen Bundestages Einsicht nehmen.
Frage: Existieren im Ergebnis dieses Treffens oder anderer Treffen und Diskussionen
allgemeine oder konkrete Anforderungen an ein zu beschaffendes
Sturmgewehr, dass das G36 ersetzen soll […]?
Antwort: […] Ein weiteres aktuelles Dokument, das „Konzept Handwaffen der Bundeswehr“ formuliert aus konzeptioneller Sicht allgemeine Vorgaben zu Handwaffen, einschließlich Sturmgewehren (Beilage 15-2).“
Im Hinblick auf den Bericht „Problemgewehr G36 Hat Heckler & Koch die Bundeswehr hintergangen?“ in Report Mainz vom 02.06.2015, dürfte weniger ein „lösungsorientierter Diskurs“, als (nochmals) die Staatsanwaltschaft gefordert sein …