Entführter Deutscher in Nordafghanistan frei – geflüchtet oder befreit? (Neufassung)
#AFG This German citizen who worked for GIZ in Kundoz was kidnapped 2 months ago by Taliban. He “ walked “ to a (1/2) pic.twitter.com/ksFFHrKeC0
— Bilal Sarwary (@bsarwary) May 29, 2015
Nach fast sechs Wochen in Geiselhaft bei Kundus in Nordafghanistan ist am (heutigen) Freitagmorgen ein Deutscher freigekommen, der für die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) tätig ist. Das bestätigten das Auswärtige Amt und die Polizeibehörden in Afghanistan. Unklar bleibt allerdings, ob der Mann flüchten konnte oder von afghanischen Sicherheitskräften befreit wurde, ebenso offen ist eine mögliche Beteiligung des Kommandos Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr.
Der GIZ-Mitarbeiter war am 18. April alleine in der Nähe von Kundus unterwegs, als er entführt wurde. Nach eigener Schilderung konnte er seinen Entführern entkommen, teilte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Markus Ederer, in einem Schreiben an die Obleute in den Bundestagsausschüssen für Auswärtiges und Verteidigung mit. Bundeswehrsoldaten hätten den Mann in Kundus abgeholt und zum deutschen Feldlager Camp Marmal bei Masar-i-Scharif gebracht, wo er ärztlich untersucht wurde.
Dagegen meldeten sowohl die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok als auch die Nachrichtenagentur Associated Press, der Entführte sei von der Polizei befreit worden:
[Provincial police spokesman Sayed Sarwar Hussaini] said that Stephen was rescued unhurt in a joint operation by special unit of Afghan National Police (ANP) backed by National Directorate of Security (NDS) from a hideout in Chardara district.
berichtet Pajhwok, ähnlich Associated Press:
A German aid worker who was kidnapped six weeks ago in northern Afghanistan was freed in a police operation early Friday morning, officials said.
The spokesman for the governor of Kunduz province, Abdul Wadood Wahidi, said the German was rescued by local security forces at around 2 a.m. in the Charhar Dara district.
Unklar bleibt, ob die Bundeswehr eine Rolle bei der Freilassung oder Befreiung des GIZ-Mitarbeiters hatte. Nach Informationen von Augen geradeaus! waren Ende April Soldaten des KSK sowie mehrere Transall-Flugzeuge nach Nordafghanistan verlegt worden, um für eine mögliche Befreiungsaktion bereitzustehen.
Von Verteidigungsministerium und Bundeswehr gab es – wie bei Einsätzen von Spezialkräften üblich – dazu keinen Kommentar. Auch der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes nannte in seinem Schreiben an die Obleute keine Details:
Der Krisenstab der Bundesregierung im Auswärtigen Amt war mit dem Fall intensiv befasst. Er tagt geheim. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Bundesregierung nicht zu Einzelheiten von Entführungsfällen und Geiselnahmen äußert, unabhängig vom Verlauf und Ausgang der behandelten Fälle.
Die Tralls wochenlang auf der Platte und KSK mit entsprechenden Gerätschaften im Camp unterwegs dürften wohl auffallen.
Das weiss der Onkel Talib dann auch ziemlich schnell. Ist ja schliesslich ein ziviler Flughafen….
Ob im Camp Marmal ein paar Tralls rumstehen und ein paar mehr Soldaten rumlaufen… dürfte nicht so auffallen.
@ CRM-Mod
naja die könnten aus talib perspektive ja auch anderem behufe dienen.
unabhängig davon ob das KSK konkret beteiligt war ist es ja zumindest ein fortschritt das ein einsatz überhaupt in erwägung gezogen wurde und nicht wieder „angst essen seele auf “ dominierte
und wie viel Mio hat man Gezahlt , das erfahren wir nie
und für das Geld werden wieder so viel Waffen gekauft
Traurig das man mit einer Freude wieder an die zukünftige opfer denken muss
@T.W.: Nicht böse gemeint, aber wenn sie das wissen, dann weiß es auch der Onkel Talib….
;)
Fliegen die Drohnen nicht auch mit offenem Callsign, Flugauftrag und Transponder? Gibt ja offizielle zivile Regeln die eingehalten werden müssen, oder? Wir sind ja keine Besatzer
P.S.: Die Anzahl der Tralls dürfte durch das nicht mehr durchgeführte shutteln von und zu Termez erheblich geringer sein, oder?
Die Talib wissen das vermutlich schon, wenn die KSK die Sachen in Calw einpacken und verlegen.
Spätestens jedoch wenn sie aus einem ziv Flugplatz in DEU starten.
@CRM-Moderator
Ich glaube, bisweilen hab‘ ich schon einen gewissen Informationsvorsprung ;-)
http://m.memegen.com/06kay6.jpg
Wenn man von der Annahme ausgeht, dass es in Deutschland keine Sicherheitspolitik gibt, sondern nur passives Reagieren der Politik auf Stimmungen in der Bevölkerung, ergeben Lösegeldzahlungen Sinn.
Welcher politische Entscheidungsträger sollte unter den Bedingungen der Mediengesellschaft und der ständigen überreizten Suche nach dem nächsten Shitstorm denn dazu bereit sein, die Verantwortung für den Tod einer Geisel zu übernehmen, auch wenn dadurch langfristig weniger Deutsche als Geiseln genommen würden? Dem politischen Publikum ist langfristiges Denken fremd, also bekommt es, was es will, denn wir leben in einer Demokratie.
Vielleicht bin ich naiv, aber eine vorbereitete Befreiungsaktion der AP müsste doch auch beinhalten, dass man den deutschen Krisenstab informiert. Der wiederum hat Zugriff auf alle nötige Infrastruktur für das KSK vor Ort, und schließlich gibt es auch noch eine (mehr oder weniger) eingespielte Zusammenarbeit der Behörden für solche und ähnliche Fälle, sagen wir: erweiterter Polizeiarbeit.
Ich kann mir also schlecht vorstellen, dass man das die AP hat alleine machen lassen.
Das ist auch nicht der erste Fall dieser Art wo ich so dachte. Da bisher immer schön der Deckel auf der ganzen story blieb, könnte ich mir gut vorstellen, das selbst eine mißlungene Befreiungsaktion mit toter Geisel nicht an der großen Glocke landen müsste. Ob das gut ist, mag ich nicht beurteilen.
Hm, bislang weiß man ja auch nicht ob die afghanischen Behörden nur was erzählt haben, damit sie, nun, gut dastehen… Es gibt ja auch nicht so recht einen Grund, an der Darstellung des Entführten zu zweifeln.
Womöglich geht die OpSec soweit, dass man auch die Spuren einer Verlegung nicht gerne lesbar machen möchte. Weil man jedoch von „Befreiungsaktion“ gut auf „KSK“ schließen kann, sagt man halt lieber, dass er entwischen konnte. Aus irgendwelchen Gründen (Prestige, Präzedenz, Chaos, … ) hält dann die AP nicht dicht – was eigentlich ok für alle ist, denn statt Lösegeld kriegen die Täter Ärger, und in Calw trinkt man sein Feierabendbier (hoffentlich) mit einem Augenzwinkern.
Wenn das KSK hier eine positive Rolle gespielt hat, dürfte es jemand auf z.B. ministerieller oder politischer Ebene „durchstechen“, weil man schliesslich keine Karriere macht, wenn die vermeintlich eigenen Leistungen nicht öffentlich bekannt werden. Die Verlegung der Kräfte nach Afghanistan gelang ja offenbar auch rasch in die Hände von Journalisten, die dankenswerter Weise immerhin etwas mit der Veröffentlichung gewartet haben.