Der G36-Bericht: Jetzt auch noch Streit ums Vorwort
Eine weitere, mit den zu Grunde liegenden Fakten nicht so richtig im Zusammenhang stehende Entwicklung im Streit um den Umgang mit den Testergebnissen des Sturmgewehrs G36: Das Verteidigungsministerium, so meldet die Bild-Zeitung am (heutigen) Mittwoch, habe den Abgeordneten im Verteidigungsausschuss zwar im April einen Bericht zur den Untersuchungen am Gewehr vorgelegt, dabei aber das Vorwort weggelassen. (Die Bild-Geschichte steht ohnehin hinter einer Paywall; wird aber unter anderem hier referiert.)
Also Manipulation bei der Information an den Ausschuss? Nun ja. Das Ministerium hat heute schnell das Vorwort , das wie der ganze Bericht VS-NfD eingestuft war, auf offen heruntergestuft, deshalb ein paar zentrale Aussagen aus dem Papier von Brigadegeneral Erich Könen, dem Abteilungsleiter Land-Kampf im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw):
Ziel der Untersuchungen war die eindeutige, zweifelsfreie und vollumfängliche Identifkation der Ursachen und Ausprägung der in Vorbereichten bereits dargestellten Präzisionseinschränkungen. Die durch die AG G36 iNu [Arbeitsgruppe G36 in Nutzung; T.W.] vorgegebenen Arbeiten umfassten weder die vollumfängliche Prüfung der Technischen Lieferbedingungen (TL), noch die Forderungskonformität der untersuchten Waffen G36 nach der Leistungsbeschreibung. (…)
Zum Verständnis des Berichtes wird klar gestellt, dass die Untersuchungen nicht zum Ziel hatten, eine Bewertung anderer funktionaler Eigenschaften des Sturmgewehrs G36 im Zusammenhang mit dem Gewicht, der Zuverlässigkeit oder der Funktionssicherheit vorzunehmen.
Die Gefechtssituation „Hinterhalt“ wurde ausgewählt, weil sie als taktische Grundlage für die zu untersuchenden Effekte als „fordernde Gefechtssituation“ querschnittlich geeignet ist. Sie tritt in allen Intensitäts- und Befähigungsstufen auf. Der Hinterhalt ist eine Gefechtssituation, in die sowohl Kampf- als auch Einsatzunterstützungstruppen jederzeit geraten können. Der Soldat wird hier unmittelbar in ein Gefecht hoher Intensität gezwungen.
Seine Eintrittswahrscheinlichkeit wird von den Streitkräften im Nachgang noch zu bewerten sein. Mit dem Untersuchungsergebnis erhalten die Streitkräfte Einblick in das Verhalten des G36 in einem technischen Grenzbereich, um daraus im Rahmen ihrer Betriebs- und Versorgungsverantwortung ihre Schlüsse für die Ausbildung und den Einsatz zu ziehen.
Das G36 ist nach Auffassung der AG G36 iNU nach wie vor eine zuverlässig funktions- und betriebssichere Waffe. Eine Gefährdung für den Schützen durch das Gewehr G36 ist aus diesem Untersuchungsbericht nicht ableitbar und besteht bei Einsatz der Waffe weiterhin zu keiner Zeit.
Mit anderen Worten: Wir haben das G36 mal in einer Extremsituation getestet, und das ist dabei rausgekommen, sagt der zuständige Abteilungsleiter im BAAINBw, das ja die Untersuchungen koordiniert und die Zusammenstellung der Ergebnisse mit den beteiligten abgestimmt hat. Schießen tut’s immer noch.
Eine ganz andere Frage ist natürlich, welche (politischen) Schlussfolgerungen aus den Untersuchungsergebnissen gezogen werden – da hat sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen für eine bestimmte Sichtweise entschieden. Die hätte, wenn man das BAAINBw-Vorwort liest, allerdings auch anders ausfallen können.
Deshalb ist natürlich die Frage berechtigt: Warum hat das Ministerium zwar den ganzen Bericht an den Verteidigungsausschuss geschickt, aber das Vorwort weggelassen? Zumal es nach den wesentlichen Aussagen, siehe oben, gar nicht nötig schien?
Das Ministerium hat dafür eine wortreiche Erklärung:
Das Bundesverteidigungsministerium weist den in der Presse erhobenen Vorwurf der Manipulation oder Täuschung des Bundestages scharf zurück.
Der Abschlussbericht der im Sommer 2014 beauftragten Arbeitsgruppe zur Überprüfung des G36 (WTD91, EMI, BAAINBw, Planungsamt Bw, WiWeb, BRH, TSK) wurde exakt in dem Verfahren und dem Inhalt weitergegeben, wie er am 17. April innerhalb der AG konsentiert und angekündigt war. Konsentiert und angekündigt war, dass dem Bericht eine gemeinsam getragene Zusammenfassung mit den wesentlichen Ergebnissen aus Sicht der AG (mit vorliegenden Bestätigungen aller vier Untersuchungsträger) sowie in Gänze die technischen Teilgutachten (WTD91, EMI) und die Bewertungen aus Projektsicht ( BAAINBw) wie taktisch-operativer Sicht (Planungsamt Bw) enthalten sollte. Weder angekündigt, noch in Verfahren oder Inhalt mit der Gruppe konsentiert war ein am 17. April aus dem BAAINBw übermitteltes so genanntes „Vorwort“ (5 Seiten) zum Gesamtbericht (ca. 360 Seiten), das lediglich die Unterschrift eines einzelnen Beteiligten trug. Dieses „Vorwort“ (siehe Anlage unten) enthielt zudem keine Feststellungen oder Erkenntnisse zur Untersuchung, die über die Aussagen in der konsentierten Zusammenfassung oder den Bewertungen in den bekannten Teilgutachten hinausgehen (s.u.). Aus diesem Grund ist das „Vorwort“ am 17. April vom Ministerium völlig zurecht nicht als Bestandteil des dem Parlament zugesagten Gesamtberichtes der Arbeitsgemeinschaft verschickt worden. Mal umgekehrt betrachtet: Hätte das Ministerium am 17. April (nach mehreren Monaten gemeinsamer Prüfung innerhalb der AG und nach Wochen intensiver Abstimmung aller Beteiligten der gemeinsam getragenen und gesondert bestätigten 5-seitigen Ergebniszusammenfassung!) dem Gesamtbericht ein weder im Verfahren vorgesehenes noch unter den Beteiligten konsentiertes 5-seitiges „Vorwort“ eines einzelnen Beteiligten zum „Abschlussbericht“ vorangestellt, dann wären Zweifel an einer ordnungsgemäßen Information des Parlamentes berechtigt gewesen.
Auch der Vorwurf in der Presse, es sei „Lob für das G36“ unterdrückt worden, geht auch in der Sache völlig daneben. Wenn es im Vorwort heißt, „das G36 sei nach wie vor funktions- und betriebssicher“, dann verbirgt sich für den Fachmann dahinter eine Banalität. „Funktionssicher“ ist ein Gewehr, wenn es die normale Funktion eines Gewehres erfüllt, nämlich dass zuverlässig (auch bei Staub und Regen) eine Kugel aus dem Lauf kommt, sobald man am Abzug zieht. „Betriebssicher“ heißt für den Fachmann, dass beim Verschießen einer Kugel mit dem G36 vom Gewehr selbst für den Schützen keine Gefahr ausgeht (z.B. Handverletzung). Funktions- und Betriebssicherheit sind Grundvoraussetzungen für jede Standardwaffe, die auch für das G36 nie in Frage standen. Wären sie nicht erfüllt, dürfte man die Soldaten keine Stunde länger mit dem G36 hantieren lassen. Beide Kriterien stehen, anders als die Presseberichterstattung suggeriert, nicht im Zusammenhang mit der Treffsicherheit des G36, die Gegenstand der Untersuchung war. Inhaltsgleiche Aussagen zur Funktions- und Betriebssicherheit finden sich in dem dem Parlament am 17. April übermittelten Abschlussbericht an mehreren Stellen (z.B. WTD91, S. 10).
Auch öffentlich seit geraumer Zeit bekannter Untersuchungsauftrag, den sich die AG selbst gegeben hat, war, unter Laborbedingungen ein für alle Mal zu klären, ob an den in den vergangenen Jahren immer wieder geäußerten Expertenmeinungen und Behauptungen aus Soldatenkreisen etwas dran ist, das G36 würde in Grenzsituationen (Hinterhaltszenario, Dauerfeuer, starke äußere Erwärmung) nicht mehr so zuverlässig treffen wie unter Normalbedingungen. In exakt diesem Untersuchungsszenario hat das G36 leider laut Gutachten Schwächen gezeigt, die das Ministerium aus Verantwortung für die Sicherheit der Soldatinnen und Soldaten in den Einsätzen nicht ignorieren kann. Nichts anderes haben Ministerin und Ministerium fortlaufend gegenüber Parlament und Öffentlichkeit kommuniziert (z.B. „G36 nicht in Bausch und Bogen verdammen“, „aber Schwächen bei schussinduzierter Erwärmung und bei extremen Temperaturen“, deswegen „keine Zukunft für das G36, so wie es heute konstruiert ist“).
Nachtrag: Ministeriumssprecher Jens Flosdorff hat – ziemlich genau so – auch in der Bundespressekonferenz am Mittwoch dazu Stellung genommen. In den Antworten auf Nachfragen wurde deutlich, dass das Ministerium dem Abteilungsleiter Land-Kampf im BAAINBw da schon kräftig Vorwürfe macht… Zum Nachhören:
Nachtrag 2:
• Aus dem Ministerium gibt es ein Video dazu mit Generalinspekteur Volker Wieker, und das Ministerium hat seine Stellungnahme auf der Webseite noch mal ergänzt (ist auch schon in den Kommentaren Thema, aber ich füge es auch hier ein):
Anlässlich der BILD-Berichterstattung „Geheimdokument beweist: G36-Bericht manipuliert“ ergeht folgender Nachtrag:
Der in der Deckvorlage so bezeichnete „Abschlussbericht mit Vorwort“ wurde vom Verfasser der so genannten Transportvorlage des zuständigen Fachreferats im Ministerium als Bestandteil des Berichts angesehen, da ihm der Bericht in dieser Form durch das BAAINBw so vorgelegt wurde. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass sich im Zuge der Überprüfung der Dokumente zum Versand an das Parlament der Verdacht verdichtet und später bestätigt hat, dass dieses „Vorwort“ für den Gesamtbericht im Kreis der die Untersuchung tragenden Institute weder angekündigt noch konsentiert war.
Zudem enthält das von der Einzelperson im BAAINBw unterschriebene Dokument keine Feststellungen oder Erkenntnisse zur Untersuchung, die über die Aussagen in der konsentierten Zusammenfassung oder den Bewertungen in den bekannten Teilgutachten hinausgehen. Aus diesem Grund ist das „Vorwort“ am 17. April vom Ministerium völlig zu Recht nicht als Bestandteil des dem Parlament zugesagten Gesamtberichtes der Arbeitsgemeinschaft verschickt worden.
• Die Abschrift des obigen Audios aus der Bundespressekonferenz:
VORS. DR. MAYNTZ: Gibt es dazu Fragen? Dann ist Herr Flosdorff in Sachen G36 an der Reihe.
FLOSDORFF: Gerne immer wieder. Ich möchte heute Presseberichterstattung in der „BILD“-Zeitung nicht unkommentiert lassen, in der schwere Vorwürfe gegen die Ministerin und auch gegen das Ministerium erhoben werden. Das Bundesverteidigungsministerium weist den dort erhobenen Vorwurf der Manipulation oder Täuschung des Bundestages scharf zurück. Ich gehe jetzt einmal im Einzelnen darauf ein.
Zum Vorwurf, dieser Bericht sei frisiert oder manipuliert. Man muss dazu wissen: Es geht ja um den Abschlussbericht der im Sommer 2014 beauftragten Arbeitsgruppe zur Überprüfung des G36 mit vielen Beteiligten Wehrtechnische Dienststelle, Ernst-Mach-Institut der Fraunhofer-Gesellschaft, das Rüstungsamt der Bundeswehr, das Planungsamt der Bundeswehr und unterschiedliche wissenschaftliche Institute, die Teilstreitkräfte und der Bundesrechnungshof. Dieser Abschlussbericht ist exakt in dem Verfahren und in dem Inhalt weitergegeben worden, wie er am 17. April innerhalb der Arbeitsgruppe konsentiert war und auch angekündigt war.
Konsentiert und angekündigt war seitens dieser Arbeitsgruppe, die das G36 über viele Monate untersucht hat, dass dem Bericht eine gemeinsam getragene Zusammenfassung mit den wesentlichen Ergebnissen aus Sicht der Arbeitsgruppe vorgelegt werden solle, sowie in Gänze die technischen Teilgutachten im Annex, aber auch die Bewertungen aus Sicht der Projektbetreiber, also BAAINBw, oder aus taktisch-operativer Sicht für das Planungsamt.
Weder angekündigt noch in Verfahren und Inhalt mit der Gruppe konsentiert war ein sogenanntes Vorwort zum Gesamtbericht der mehrere hundert Seiten beträgt , das aus dem BAAINBw übermittelt worden ist. Dieses Vorwort hat lediglich die Unterschrift eines einzelnen Beteiligten getragen. An dem betreffenden Tag gingen wir davon aus, dass es in der Arbeitsgruppe nicht konsentiert ist, da es nicht angekündigt war und auch nicht die Unterschriften oder Bestätigungen der anderen Beteiligten trug. Das hat sich in der Folge auch bestätigt. In diesem Vorwort sind auch inhaltlich keine Feststellungen oder Erkenntnisse zur Untersuchung enthalten, die über die Aussagen in dem übrigen Abschlussbericht hinausgehen. Davon kann man sich jetzt auch überzeugen: Wir haben dieses Vorwort, dieses Schreiben heruntergestuft, das steht bei uns auf der Homepage zum Nachlesen bereit. Da kann sich dann jeder sozusagen sein eigenes journalistisches Urteil dazu bilden.
Das war der Grund, warum dieses sogenannte Vorwort das eigentlich gegenüber der Zusammenfassung, die zwischen allen an der Untersuchung beteiligten Institutionen konsentiert war, keinen Mehrwert bildete nicht dem Parlament übermittelt worden ist und auch nicht dem Gesamtbericht vorgeschaltet worden wäre.
Jetzt noch einmal zum Inhalt. Auch bei näherer Betrachtung ist in der Presseberichterstattung der Vorwurf enthalten, es sei hier Lob für das G36 unterdrückt worden. Das geht bei näherer Betrachtung in der Sache auch völlig daneben. Es wird hier aus dem Vorwort zitiert, das G36 sei nach wie vor funktions- und betriebssicher. Für jeden Fachmann verbirgt sich hinter dieser Feststellung eine Banalität: Funktionssicher ist ein Gewehr, wenn es die normale Funktion eines Gewehres erfüllt, nämlich dass zuverlässig zum Beispiel auch bei Staub oder Regen eine Kugel aus dem Lauf kommt, wenn man den Abzug drückt oder zieht. Betriebssicher heißt für den Fachmann, dass beim Schießen mit dem G36 für den Schützen selber keine Gefahr von dem Gewehr ausgeht, also dass er sich zum Beispiel nicht aufgrund von Erhitzung oder kinetischer Einwirkungen an der Hand verletzt. Das sind alles Grundvoraussetzungen für eine Standardwaffe. Wenn es an diesen Grundvoraussetzungen fehlen würde, dann müsste man das Gewehr sofort aus dem Betrieb ziehen und dann könnte man die Soldaten gar nicht mehr weiter damit schießen lassen.
Diese Grundvoraussetzungen standen auch nie in Frage, die waren gar nicht Gegenstand der Untersuchungen, die Mitte letzten Jahres angestellt worden sind. Vielmehr ging es da um die Treffsicherheit des G36 in besonderen Situationen. Sie erinnern sich alle, dass wir in den letzten Jahre immer wieder mit Berichten konfrontiert gewesen sind, dass diese Treffsicherheit angezweifelt wurde, also dass das G36 im erhitzten Zustand oder dann, wenn man in einer hohen Kadenz damit schießt, an Treffsicherheit verlieren würde. Genau das war ja der Hintergrund der Gesamtbegutachtung mit vielen Beteiligten: Dass diese Frage ein für alle Mal geklärt werden sollte. Deswegen geht hier auch eine Kritik an dem Untersuchungsszenario fehl, denn genau das war der Gegenstand der Untersuchung. Derjenige, der dieses Vorwort verfasst hat, war mit in der Arbeitsgruppe der Institutionen, die das Gewehr untersucht haben und die selbst diesen Untersuchungsauftrag festgelegt hat.
Es bleibt an dieser Stelle im Prinzip also nichts übrig. Weder die Ministerin noch das Ministerium haben im Abschlussbericht oder in der Folge irgendetwas anderes kommuniziert. Es ist weder gesagt worden, dass das Gewehr G36 in Bausch und Bogen verdammt werden dürfe, aber es hat eben Schwächen bei schussinduzierter Erwärmung und bei extremen Temperaturen. Die Ministerin hat deswegen auf dieser Basis festgestellt, dass das Gewehr in dieser Konfiguration, in dieser Zusammenstellung, in der Bundeswehr keine Zukunft hat.
Nachfragen gerne in aller Breite und Ausführlichkeit.
FRAGE: Herr Flosdorff, ich verstehe ja, dass dieses Vorwort nicht konsentiert war. Ich würde nur gerne wissen: Warum waren die mehreren hundert Seiten des Berichts offensichtlich konsentiert unter den Beteiligten, aber ausgerechnet das Vorwort von Brigadegeneral Erich Könen, dem Leiter der Abteilung Land-Kampf, nicht?
Zum anderen: Hat es vonseiten der anderen Beteiligten an diesen Untersuchungen Widerspruch gegen die Aussagen in diesem Vorwort gegeben?
FLOSDORFF: Es hat hier einen langen Abstimmungsprozess rund um die Zusammenfassung gegeben; insofern spricht es ja schon für sich, dass sich diese unterschiedlichen Institutionen, die dort ja alle unabhängig und im Prinzip ohne einen rechten Kopf oben drüber agiert haben, verständigt haben. Es war einfach sehr überraschend, dass dann plötzlich Sie müssen sich das so vorstellen: Das ist ein Gesamtbericht, der eine Zusammenfassung hat, die von vielen getragen wird, dahinter fächert sich das in viele Teilgutachten auf, von denen alle wissen, und dann soll noch einmal die persönliche Bewertung eines Einzelnen vorangestellt, also vorgeschaltet werden. Aus welcher Motivation diese Bewertung abgesetzt worden ist, ist ehrlich gesagt irrelevant; denn dem Parlament ist versprochen worden, dass man genau in dieser Form einen konsentierten Abschlussbericht abliefert und nicht ein Konglomerat an unterschiedlichen Zusammenfassungen und Bewertungen. Eine Beteiligung dieser einen Person hat ja schon vorher im Prozess stattgefunden, und es finden sich auch inhaltlich die ganzen Aussagen, die man noch einmal abgleichen kann. Am Ende der fünfseitigen Zusammenfassung kann man auch sehen, dass das von allen mitgetragen wird auch die Einzelperson, die dieses Vorwort mitgeschickt hat, kommt darin vor bzw. steht mit seiner Institution unter der Zusammenfassung drunter das trägt nur eine Unterschrift. Auf eine Nachfrage am Montag hin „Kennt ihr das, ist das konsentiert, ist das bestätigt, wisst ihr davon?“ hat es dann eine Fehlanzeige gegeben.
ZUSATZFRAGE: Aber es hat keinen inhaltlichen Widerspruch der anderen Beteiligten gegen den Inhalt dieses Vorworts gegeben, oder doch?
FLOSDORFF: Die Arbeitsgruppe hat ja schon gemeinsam agiert. Wie und in welcher Form veröffentlicht wird, ist innerhalb der Arbeitsgruppe vorher abgestimmt worden. Es gibt keinen Grund, jetzt, nachdem das Verfahren im Prinzip abgeschlossen ist, noch einmal abzufragen, was es da für einen Widerspruch gibt. Das war ja auch gar keine Frage, die gestellt werden müsste; es ist ja auch inhaltlich nichts drin, was sich nicht auch in anderen Untersuchungsbestandteilen wortwörtlich so wiederfindet.
ZUSATZFRAGE: Ist denn geklärt, warum es dann zu diesem offensichtlich von der verabredeten Verfahrensweise abweichenden Verfahren mit dem Vorwort gekommen ist?
FLOSDORFF: Er fühlte sich offensichtlich dazu berufen, der Zusammenfassung noch einmal etwas voranzustellen. Das ist aber sozusagen die Einzelmeinung eines Teils dieser Institutionen, die da alle beteiligt waren und sich untereinander darüber verständigt hatten, wie und in welcher Form sie was veröffentlichen wollen. Das stand also nicht stellvertretend oder interpretierend für den Gesamtbericht was man von einem Vorwort vielleicht erwarten könnte, denn es ist ja vorgeschaltet.
FRAGE: Hat denn der besagte Brigadegeneral eine ähnliche Zukunft in der Bundeswehr wie das G36?
FLOSDORFF: Da ich Ihnen noch nicht genau sagen kann, wie lange das G36 in der Bundeswehr eine Zukunft hat, kann ich Ihnen diese Frage nicht beantworten. Es geht hier im Prinzip darum, mit was für einem Willen, mit was für einer Motivation auch immer da möchte ich auch überhaupt nicht spekulieren dieses Schreiben verfasst worden ist. Es ist auf jeden Fall außerhalb des vereinbarten Verfahrens verfasst worden, und deswegen hat es nicht Eingang in die Berichterstattung an das Parlament gefunden.
FRAGE WIEGOLD: Herr Könen war, bevor er ins BAAINBw wechselte, im Amt für Heeresentwicklung. Das Amt für Heeresentwicklung hat ja immer eine bestimmte Position in Bezug auf das G36 vertreten. Spielt das jetzt bei der Bewertung seines Vorworts eine Rolle?
FLOSDORFF: Ich habe Ihnen ja gesagt, was bei der Bewertung des Vorworts eine Rolle gespielt hat, und das waren zwei Faktoren. Das eine ist: Es war nicht abgestimmt innerhalb der Arbeitsgruppe; dem Parlament war aber ein Bericht der Arbeitsgruppe abzugeben, und zwar so, wie die Arbeitsgruppe das vorher vereinbart hatte. Das zweite ist die Tatsache, dass auch inhaltlich überhaupt gar nichts in diesem Vorwort stand, was über an anderer Stelle im dem Abschlussbericht getroffene Aussagen hinausgeht.
(Foto Etienne Rheindahlen)
Oha. Sehr professionell: Kugel, hantieren, ziehen.
Hinterhalt. Aha. Naja, genau dafür ist das G36 auch gebaut worden. :-/
„… nämlich dass zuverlässig (auch bei Staub und Regen) eine Kugel aus dem Lauf kommt, sobald man am Abzug zieht.“.
Ich kann nicht, nein – ich will nicht glauben, dass diese Formulierung Teil einer Erklärung ist, welche durch das deutsche Verteidigungsministerium abgegeben wurde!
Wenn beim G36 „Kugeln“ statt Geschosse beim „Ziehen“ statt Betätigen des Abzuges einen „Lauf“ anstatt das Rohr verlassen, dann lässt auch das tief blicken. Zum Schämen!
@Roman: Unabhängig von den vielen „Kugeln“……es ging ja stets nur um das Präzisionsverhalten der Waffe und niemals um die Betriebs & Funktionssicherheit!
Und das Szenario Hinterhalt, ist ein guter Ansatz für einen solchen Test.
So, jetzt ist es raus.
Wie vermutet ist den Veranstaltern des jüngsten Testes selbst völlig unklar ob die Testbedingungen irgendetwas mit realistischen Einsatzszenarien zu tun hat. Ziel war es nur das G36 und seine Leistungsgrenzen zu führen. Da muss man jetzt mal deutlich werden. So ein Test ist lachhaft! Insbesondere wenn daraus der Schluss gezogen wird „Das G36 hat in seiner jetzigen Form in der Bundeswehr keine Zukunft“. Warum nicht? Weil man es an seine Leistungsgrenzen führen kann?
Zur Klarstellung: Ich behaupte nicht dass das G36 nicht möglicherweise für ein spezifisches Einsatzszenario Defizite aufweisen könnte. Es ist nur vollkommen unklar ob dieses Einsatzszenario je eingetreten ist oder mit gewisser Wahrscheinlichkeit eintreten wird. Wozu eine Waffe beschaffen die etwas kann was man nicht braucht?
Das gilt es zu klären bevor ich behaupte eine Waffe hat einen Mangel und muss ausgetauscht werden.
Sorry, aber die ganze Causa G36 wirft ein schlimmes Licht auf die Bundeswehr mit all seinen Institutionen und die Presse die diese Zusammenhänge bis zum heutigen Tage nicht erkannt hat.
“ ob an den in den vergangenen Jahren immer wieder geäußerten Expertenmeinungen und Behauptungen aus Soldatenkreisen etwas dran ist“ – Oh, wie nett. Das klingt nicht so, als habe sich die neue Fehlerkultur, mit der man auch etwas aus den Einsätzen lernen möchte, schon überall durchgesetzt.
@ H. Schommer: Die Formulierungen in der Presseeklärung sind für die Medien, hier auch den BILD-Zeitungsleser, bestimmt. Damit der es versteht, sind „Kugel“ und „Lauf“ schon akzeptable Mittel, deren Hirne zu erreichen.
Nicht immer ist das Bw-Deutsch, über das ich mich – als jemand, der in dieser Armee nicht gedient hat – immer wieder herzlich zerbasteln kann, so wirklich verständlich.
„Die Gefechtssituation … tritt in allen Intensitäts- und Befähigungsstufen auf.“ ist für mich der Hammer dieser Meldung. Diese Sprache sehe ich als das Ergebnis an, welches eintritt, nachdem man Worte wie „Krieg“, „Feuerkampf“, „Gefecht“ nicht (öffentlich?) nutzen darf und stattdessen in politisch korrekten oder dem Wirtschafts- u. Werbungsslang entlehnten Begriffen kommuniziert.
Ich hab das im Wesentlichen so verstandenen:
Eine AG gibt sich selbst (!) einen Auftrag, der AL K des BAAINBw erzählt nur Banalitäten, das BMVg hat keine eigene fachliche Meinung zu Anforderungen und Schlussfolgerungen, aber die Ministerin wusste schon 4 Wochen, dass das G36 nicht einsatztauglich ist.
Dieser Irrsinn ist wohl systemimmament grenzenlos, aber leider nicht medial richtig aufbereitet.
@ Peter Pan
Betrachten wir doch mal das Vorgehen in einem Hinterhalt. Also als vom Feind Betroffener: In dieser Situation sind viele taktische Aspekte zu meinem Nachteil bis hin zu der mir zur Verfügung stehenden Ausrüstung. Gerade in dieser Situation gilt doch erstmal „viele Kugeln“ :-) in die Heide, Deckungsfeuer^10 und versuchen „Kontrolle“ über die Situation zu gelangen. Und sei es durch „weglaufen“/kontrolliertes Lösen vom Feind.
Ist die Waffe G36 dafür konzipiert worden? Würde ich, wenn ich die Wahl hätte, selbst solche eine Waffe in dieser Situation führen wollen? Würde ich irgend ein anderes Sturmgewehr in dieser Sitauation führen wollen?
Für diese Testsituation ist die Treffwahrscheinlichkeit des G36, gelinde gesagt, so dermaßen von nebensächlich, so dermaßen fern von jeder Realität oder militärischem Anspruch, das man sich ernsthaft fragen muss: „von was zum Teufel reden die da eigentlich.“
Ich empfehle daher die Beschaffung von so etwas hier.
https://www.youtube.com/watch?v=0T6ANbL3SMw
Besonders ab Minute 1:00 wird es interessant.
„…………………………..Der Soldat wird hier unmittelbar in ein Gefecht hoher Intensität gezwungen. Seine Eintrittswahrscheinlichkeit wird von den Streitkräften im Nachgang noch zu bewerten sein. Mit dem Untersuchungsergebnis erhalten die Streitkräfte Einblick in das Verhalten des G36 in einem technischen Grenzbereich, um daraus im Rahmen ihrer Betriebs- und Versorgungsverantwortung ihre Schlüsse für die Ausbildung und den Einsatz zu ziehen……“
Wie kann ein General nur solch einen Stuss unterschreiben ?
Der Soldat wird also durch das G36 in einen technischen Grenzbereich gezwungen, dessen Eintrittswahrscheinlichkeit zwar unbekannt ist, aber dennoch sollen dann wohl Schlüsse – Taktik? Handhabung? – für die Einsatzausbildung und den Einsatz gezogen werden ? ………….Uff
Wer auch immer dieses Vorwort geschrottet hat, er hat mein vollstes Verständnis.
Das Ganze ist schon merkwürdig, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Auf der einen Seite stimmt es zweifellos: Es geht ja wohl nicht darum festzustellen, ob das G 36 infolge mangelnder Funktions- und Betriebssicherheit den Schützen gefährdet. Sondern die viel wichtigere Frage steht im Raum, ob in bestimmten Gefechtslagen das Gewehr die gewünschte und geforderte Wirkung vermissen lässt – und damit auf indirektem Wege die eigene Truppe gefährdet. (Wobei ich mir da über das Ergebnis keineswegs sicher bin – aber das ist ein anderes Thema.)
Auf der anderen Seite unterstellt das BMVg seinem fachlich im BAIINBw zuständigen Brigadegeneral öffentlich eine „Banalität“ seiner schriftlichen Aussagen (die man in der Tat auch anders bzw. besser formulieren könnte) und macht ihn damit – gewollt oder ungewollt – lächerlich. Wie blank liegen eigentlich die Nerven, wenn zu solchen Mitteln gegriffen wird?
Man braucht ein ziemlich dickes Fell, um das alles einigermaßen gelassen zu ertragen.
@ Roman | 13. Mai 2015 – 10:44
Gratuliere, perfekte Waffe,
die Bw-Beschaffer/Planer haetten aber sicherlich ein Problem mit dem notwendigen multinationalen Entwicklungskonsortium.
HK & deren Juristen können jetzt schon mal den Sekt kaltstellen. Falls HK mit diesem Vorwort gegen das Verteidigungsministerium vorgeht und Schadensersatz aus Amtshaftung geltend macht, steht die BW doch auf verlorenem Posten.
Die technischen Lieferbedingungen des G 36 und ob das G 36 diese erfüllt, sind nicht überprüft worden, aber trotzdem hat die Ministerin das G 36 in Bausch und Bogen verdammt.
Stattdessen hat man hier die Extrembedingung Hinterhalt untersucht, wofür das G 36 nie bestellt oder konstruiert worden ist! Richtigerweise hätte man untersuchen müssen, was ist bestellt worden und erfüllt das G 36 diese Bedingungen, was es bestimmt tut, um dann zu untersuchen, wie verhält es sich in Extrembedingungen.
Und dann hätte man einfach still und leise ein neues Sturmgewehr bestellt, welche für den Hinterhalt gleich konstruiert worden ist oder wird.
Ich kann mir doch auch nicht einen Golf kaufen und mich später beschweren, daß dieser in Sachen Höchstgeschwindigkeit mit einem Porsche nicht mithalten kann.
Der ellenlange Erklärungsversuch warum das Vorwort den Abgeordneten unterschlagen worden ist zeigt doch, daß dieses Vorwort absichtlich unterschlagen worden ist. Weil sonst würde man einen dreizeiler schreiben und nicht so einen Roman!
Wenn ein Sturmgewehr schon Betriebssicher ist, wenn vorne die „Kugel“ rauskommt, dann könnte die BW doch gleich ein paar Musketen aus dem Museum wieder in Dienst stellen und das Problem ist gelöst;)! Und statt Panzern nehmen wir dann wieder den Degen!
Ich glaube nicht, daß der Hinterhalt als Maßstab genommen wurde, als die Waffe beschafft wurde. Da hat man sich wahrscheinlich auf anstuermende MotSchtz bezogen.
Aber wie heißte es doch so schön im Text: „Die Gefechtssituation “Hinterhalt” wurde ausgewählt, weil sie als taktische Grundlage für die zu untersuchenden Effekte als “fordernde Gefechtssituation” querschnittlich geeignet ist. Sie tritt in allen Intensitäts- und Befähigungsstufen auf.“
Das hat man vor 30 Jahren sicher nicht im Vordergrund gesehen.
ich verfolge ja nun seit Jahren mit zunehmendem Interesse die diversen Beschaffungs-/Rüstungs-Geschichten, die sich im Umfeld der BW so abspielen. Meist ist der Grundtenor ja: es gibt mehr oder weniger massive Probleme, die nach Möglichkeit unter der Decke gehalten werden oder irgendwie mit viel Steuer-Geld zugeschüttet werden.
Im G36-Fall wird offenbar aber der umgekehrte Fall durchexerziert: es gibt ein recht solides Gerät, dass ziemlich genau das tut, wofür es konstruiert und beschafft wurde. Was meines Wissens auch von niemandem ernsthaft bestritten wird.
Und jetzt versucht man gradezu krampfhaft, diesem Gerät Schwächen nachzuweisen. Nach der Logik: „ich setzt das Gerät mal einer krassen Belastung aus und gucke, was so passiert“ kann man wohl Gerät kaputt-testen bzw. -schreiben. Bleibt also nur die Frage: was zum Teufel soll dieses Theater eigentlich????
PS: die Wortwahl des Textes ist übrigens wirklich schlicht albern und auf Kindergarten-Niveau. Der gesamte Text wirkt auf mich so, als ob der Autor ziemlich gereizt etwas heruntergedroschen hätte, was niemand anschließend korrekturgelesen hätte.
Man darf hier zwei Dinge nicht verwechseln:
− Zum einen die Frage, ob das Gewehr das leistet, für was es einst bestellt und beschafft wurde. Das ist m.E. ziemlich eindeutig mit „ja“ zu beantworten. Diese Diskussion kann man wohl getrost beenden.
− Zum anderen die Frage, ob das Gewehr das leistet, was man heute und künftig von ihm erwarten muss. Ob wir es also mit Blick nach vorn mit einer ernstzunehmenden Fähigkeitslücke zu tun haben, die unabdingbar geschlossen werden muss. Da streiten sich offenbar die Geister, wobei mir die Argumente für diese angebliche Fähigkeitslücke immer noch relativ schwach erscheinen.
Liebe Leute: Die Sache ist viel schlimmer!
Hinter dem Begriff „taktische Szenario Hinterhalt“ verbirgt sich gar nichts.
Das ist eine Luftnummer!!
Unter dem gleichen Schlagwort wurde Ende 2013 ein Test mit einem völlig anderen Versuchsaufbau durchgeführt den das G 36 bestanden hat.
In dem Vorwort wird eingeräumt, dass vollkommen unklar ist ob das getestete Szenario irgendwas mit der Realität zu tun hat also ob dieses Einsatzszenario je eingetreten ist oder mit gewisser Wahrscheinlichkeit eintreten wird.
also nochmal die Frage:
WAS ZUM TEUFEL SOLL DAS GANZE THEATER???
@M.Steffen
Klar ist das ’ne Nullnummer. Es kann ja auch nur ein Hinterhalt auf eine Patrouille zu Fuß gemeint sein, aus geschützten Fahrzeugen wirkt man idR. nicht mit dem G36 (außer vielleicht aus dem MUNGO).
Zudem wird auch (hoffentlich!) nur auf erkannten Feind gewirkt und nicht wahllos mit Dauerfeuer in der Gegend herumgeballert. Für das Deckungsfeuer werden dann ein oder zwei Schützen bestimmt, die anderen suchen sich dann während des Niederhaltens Deckung und wirken erst dann, möglichst gezielt.
Herzlichen Glückwunsch an und in das BMVg, damit ist die ganze Nummer vollends zum Kaschperletheater verkommen. Und passend dazu, hat man dann auch gleich die richtigen Begriffe, wie z.B. „Kugel“ oder „am Abzug ziehen“ verwendet. (@TBC Sie unterschätzen den Durchschnitts-BILD-Michel; der kennt i.d.R. mehr, als man ihm zutraut – und eine Bundesbehörde sollte sich sprachlich generell auf dem richtigen Terrain bewegen, vor allem dann, wenn sie die Ergebnisse eines „technischen Versuchsaufbaus“ wiederzugeben versucht…)
Schön auch der militärtechnisch-historische Zusatz „bei Regen“ – in Kürze folgt dazu bestimmt durch den Generalinspekteur der Bundeswehr die Handlungsanweisung, in Einsatz und Ausbildung stets „das Pulver trocken zu halten“.
Wenn H&K dass auch nur ansatzweise medienwirksam (und nüchtern) verwertet, kann sich Frau vdL wieder die Lederjacke vom Töchterchen ausborgen, es könnte ungemütlich werden… Schön, wenn blinder Aktionismus auch mal bestraft wird.
Allerdings finde ich bemerkenswert wie die hier anwesenden „Schreibstuhl-Commandos“ sich hier auf das Hinterhalt-Szenar stürzen und damit dem G36 attestierten, dass es ein „solides Gerät ist, dass ziemlich genau das tut, wofür es konstruiert und beschafft wurde“.
So, so, eine Waffe, bei der der Treffpunkt bereits stark wandert, wenn ich die Umgebungstemperatur um 30° ändere, wollte man also seinerzeit so beschaffen?
Eine Waffe, die ab 60 Schuss in schneller Folge den Streukreis aufweitet, sodaß man zunehmend nicht mehr treffen kann, wollte man also damals beschaffen, weil ja eh keiner soviel schießt.
Die Waffen anderen Armeen zeigen dieses Verhalten nicht. Haben diese dies seinerzeit extra gefordert in der Beschaffung? Ich denke nicht…
Die Bw hat in der Beschaffung in den 90ern diese Anforderung nicht in die TTF geschrieben, diese hat vermutlich auch kein anderer Beschaffer einer anderen Armee oder Polizeieinheit damals in sein Pflichtenheft geschrieben, weil es bis zum G36 keine Waffe gab die dieses negative Verhalten in dieser Extremform hatte.
Im Gegensatz zu den anderen Armee hatte die Bundeswehr einfach Pech, dass sie unbedingt das G36 haben wollte und man bei der Erprobung vor der Beschaffung diese Anforderungen auch nicht geprüft hat (warum auch, wenn es nicht gefordert ist) und scheinbar auch nicht zufällig festgestellt hat.
Ja, mit dem Heißschießen bringe ich das G36 in einen Extrembereich, komischerweise bestehen andere Waffen diesen Extrembereich aber deutlich besser und ein Modell ja sogar mit den extremen Präzisionsanforderungen der Bundeswehr.
Stimmt jetzt was mit dem Extrembereich nicht oder mit dem G36?
Hier wird einfach versucht das eigene Versagen zu überdecken.
Tatsache ist doch das H+K die seit 1993 bestehenden geforderten technischen Vorgaben erfüllt. Wenn man seitens des BMV nicht in der Lage ist seine Anforderungen der Tatsächlichen Lage anzupassen, dann ist das sicherlich nicht ein Fehler des Herstellers.
Defakto wer dumm bestellt bekommt dumm geliefert. (insbesondere da das Dauerfeuerproblem ja bekannt und mit dem MG36 ja eine Lösung angeboten wurde)
Einfach nur noch traurig.
@ f28 „die Wortwahl des Textes ist übrigens wirklich schlicht albern und auf Kindergarten-Niveau. Der gesamte Text wirkt auf mich so, als ob der Autor ziemlich gereizt etwas heruntergedroschen hätte, was niemand anschließend korrekturgelesen hätte“
So ist es. Das ist schon erstaunlich. Ich kann gar nicht glauben, dass so ein Geschwurbel den Schreibtisch einer Staatssekretärin oder gar der IBUK passiert hat. Und das wäre das, was man in einer „Affäre“ erwarten sollte.
@FlaOffz Das ist ja das Problem. Wenn der Bericht öffentlich wäre, könnte man ja mal nachlesen, gegen welche anderen Modelle getestet wurde und mit welchem exaktem Ergebnis. Das Nichtveröffentlichen solcher harmlosen Details lässt doch nur den Schluss zu, dass Äpfel mit Birnen verglichen wurden.
@M.Steffens
Nö, schlechtes Licht auf die Bundeswehr sehe ich nicht.
Zu der Beschaffungszeit und heute, gute Waffe- irgendwas kann immer irgendwas besser (ich klugscheissern).
Eher den Politi…entflöhen, OT.
@FlaOffz
nicht jeder „chaimangeneral“ hat gar keine Ahnung, lesen Sie bitte mal Beiträge von Bang, NMWC ……
@FlaOffz
gern stimme ich zu, wenn es so gemeint war, das die Anforderung 60 Schuss DF QUATSH ist und schon immer war, Ich kenne genug Leute, denen man gegen deren Willen beigebracht hat, mit Feuerstoss 2 zu treffen, niederzuhalten oder was auch immer.
In der Regel zählt doch das Geräusch und nicht die „offenen Brust“, oder?
Und nein , ich will keine Knallgeräuscherzeugergewehre, obwohl- schreib ich nachher mal ne Initiative.
Werter Kamerad, mit Polemik und Beleidigungen wird es nicht notwendigerweise sachlich, insbesondere, wenn man sich die eigenen Fragen auch selbst beantworten könnte.
Anfang der 90er waren Szenarien mit Hochtemperaturumgebungen in im kalten Krieg verhafteten Planungen sicherlich nicht maßgebend – in Mitteleuropa hat man diese Umstände eher selten.
Es bleibt die berechtigt gestellte Frage: was war die originale Spezifikation und wurde diese erfüllt? Alles andere ist sinnentleertes Stammtischgeschrei.
Abgesehen davon: wenn es danach ginge, hätten wir jetzt eine neue Panzerhaubitze, da auch dieses Gerät sich in der in den Einsatz verbrachten Konfiguration als zutiefst untauglich erwiesen hat – allen anderslautenden Berichten insbesondere der Artillerie zum Trotz… da könnte ich spontan eine Mängelliste aufmachen, gegen die die des G36 eher lachhaft wirkt…
So ich verweise mal auf netzpolitik.org die Kollegen haben gerade Dokumente veröffentlich bezüglich MAD und BMV. https://goo.gl/KuIkj2
Interessant ist das folgende Dokument https://goo.gl/FFLDnC
Viel Vergnügen beim Lesen.
„Hinterhalt“ ist denke ich das Stichwort.
Offenbar haben alle Akteure hinterhältiges Verhalten so verinnerlicht, dass sie dabei den klaren Geist und eine klare Linie verloren haben. So nach dem Motto: Die Wahrheit muss hinter einem Berg von Lügen versteckt werden!
Dabei ist die Sache doch so einfach: Man hat in den 1990iger Jahren Friedensdividende kassiert und vor dem Hintergrund „Ende der Geschichte – immerwährender Frieden“ ein Billiggewehr beschafft. Alle Beteiligten wussten, dass das G36 nicht das Beste war, was es gab. Unter einer rationalen Kosten-Nutzen-Abwägung aber halt rational und vernünftig.
Die vermehrten Infanteriegefechte im neuen Jahrtausend machen eine bessere Ausrüstung für die Infanterie notwendig, also braucht es ein besseres und auch kostspieligeres Sturmgewehr. Die Welt hat sich geändert, dann kann man ja auch mal eine überholte Entscheidung revidieren und der Weltlage anpassen.
Aber genau dazu scheint der politisch-militärisch-behördlich-mediale Komplex in Berlin nicht in der Lage zu sein. Jeder veranstaltet taktische Spielchen, jeder weiß, dass man viel fordern muss um wenig zu kriegen und wenn es flott gehen soll, muss man irgendeinen Skandal inszenieren, sonst wird das nie was …
Das Ergebnis ist das aktuelle Kasperletheater.
@ sqeezy80 | 13. Mai 2015 – 13:00
Die links sind bereits frueher gepostet, von T.W. und, bekannt.
@Kerveros
und los geht es,
bin auf Ihre „Erkenntnisse“ seeeehr gespannt.
War ich dabei? Mal sehen ob ich antworte – „..jeder, aber auch wirklich jeder account wird von nun ab 365/24 überwacht…“,
42
@all
Oben nachgetragen: Ein Audio mit den Aussagen des Ministeriumssprechers dazu in der Bundespressekonferenz.
@Les Grosmann
Was für ein Akronym ist QUATSH?
(SCNR)
@ Kerveros
Wir haben keine neue Haubitze, aber dafür temperaturunempfindlichere Treibladungen bekommen ;-) Just saying … da konnte man die erkannten Mängel anscheinend sehr wohl ansprechen und abstellen.
@FvS:
Nur leider fängt das Problem nicht in Berlin an, sondern in Hammelburg, Munster, Köln, Koblenz, Bonn heute Strausberg (Heer), Potsdam (EinsFüKdo) und Berlin (PlgA) an.
Man hat an der Basis beim Bedarfsträger über Jahre seine Hausaufgaben nicht gemacht. Da ist der Berliner Aktionismus nur das i-Tüpfelchen.
Man ist offenbar bis heute noch nicht mal einig, ob das obige Hinterhalt Szenar-systembestimmend ist.
Da hilft dann auch der IPP nicht, wenn man gar nicht weiß was man will, sondern einfach mal nen Stresstest durchführt, eine Einsatzauswertung nun durch den Abg. Nachtwei machen lässt.
Dass ist ein Versagen auf breiter Front – fernab der Berliner Politik.
Die Verantwortung dafür trägt ein Mann:
Der GI.
Aber der wird in Debatte fortlaufend vergessen.
„Dies verwundert insoweit, als auf Grund bestimmter Hinweise der Verdacht nicht auszuschließen ist, dass bewusst falsche bzw. irreführende Informationen an bzw. von bestimmten ausländischen Nachrichtendiensten – möglicherweise unter Zuhilfenahme von Bundeswehrangehörigen – gesteuert werden. Diese Kampagnen könnten angesichts der äußerst angespannten wirtschaftlichen Lage von Heckler & Koch das Ziel haben, das Unternehmen soweit zu diskreditieren, dass eine Geschäftsübernahme durchgeführt werden kann. Da das Unternehmen als Systemhaus für die Bundeswehr erhebliche Bedeutung im Bereich der Handwaffentechnologie hat, hätte dies den Abfluss von entsprechendem wehrtechnischem Know-how ins Ausland zur Folge. Auf Grund der wehrtechnischen Abhängigkeit der Bundeswehr und Teile der NATO von den Produkten des Unternehmens könnten ausländische Nachrichtendienste für die Bundesrepublik Deutschland sicherheitsgefährdenden Einfluss gewinnen.“
Aua, aua, aua——-wer wollte denn nun HK übernehmen ? Kalashnikow oder Westinghouse ? ;-)
@ Memoria | 13. Mai 2015 – 13:27
Na ja, der Fisch stinkt immer vom Kopfe an. Den GI ordne ich mal „Berlin“ zu.
Richtig ist allerdings: Ziemlich viele Mitarbeiter des „vielseitigen Weltkonzerns Bundeswehr“ wurden durch ihren Job arg deformiert, so dass es an Klarheit, Wahrheit und Stringenz im Denken und in der Alltagsorganisation fehlt.
Zu oft ist es eine akzeptierte Verhaltensweise, Missstände einfach zu erdulden, weil man ja eh nichts machen kann …
Zu oft wird täuschen, tarnen und vertuschen gelebt. Es kam ja in der Vergangenheit auch nicht darauf an, wir hatten ja immerwährenden Frieden und bei Auslandseinsätzen hatte man ja den „einsatzbedingen Sofortbedarf“ als Tüchlein für die Augen.
Heute brauchen wir plötzlich wieder einsatzfähige Streitkräfte, die auch kämpfen können müssen, und nun knarrt es überall im Gebälk, weil man merkt, dass man nur eine Operettenarmee hat.
Das G36 wurde einvernehmlich als kostengünstige „Dekowaffe“ für das „Ende der Geschichte“ beschafft, nicht als Arbeitswerkzeug für Krieger. Das Wissen darüber macht den aktuell Verantwortlichen halt gegenwärtig Kopfschmerzen, weil man merkt: Die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende.
@WT
Sehr geehrter Herr Wiegold,
was muss ich dafür tun, dass bei der nächsten Pressekonferenz gefragt wird welche Erkenntnisse es dazu gibt ob der jüngst gewählte Versuchsaufbau ein Einsatzszenario widerspiegelt welches es in der Vergangenheit bereits gab oder mit dem in Zukunft zu rechnen ist…
Brigadegeneral Erich Könen:
„Seine Eintrittswahrscheinlichkeit [des Versuchsaufbaus] wird von den Streitkräften im Nachgang noch zu bewerten sein.“
Wer sich das Foto am Beginn des Berichts genauer betrachtet, wird feststellen, dass hier ein MG 36 abgebildet ist. Das untere Ende des Zweibeins ist klar erkennbar. Da frage ich mich woher stammt die Aufnahme?
Unverständliche Vorgehensweise:
Wenn Geschirr einmal zerbrochen ist, dann lässt es sich nur noch mit viel Aufwand kitten.
Nach diesem Motto scheint man vorgegangen zu sein, als man im BMVg angefangen hat diffuse Berichte über Mängel, Tests und nicht erfüllte Anforderungen des G36 zu veröffentlichen.
Was wurde beabsichtigt?
– Führungs- und Handlungsfähigkeit zu demonstrieren?
– Einen Sachstand festzustellen?
– Einen Mangel abzustellen?
– Einen Vorgänger auf dem Ministerposten zu beschädigen?
Nach wochenlanger Diskussion ist mir dies immer noch nicht klar!
Was wurde durch die völlig intransparenten Berichte / Tests / Versuche tatsächlich erreicht?
– Der Ruf der Firma H&K ist beschädigt
– Das Verhältnis zwischen H&K und dem BMVg ist beschädigt
– Der Ruf der Bundeswehr ist beschädigt (erinnert an „Pentium inside, can’t divide)
– Das Vertrauen der Soldaten zu ihrer Hauptwaffe ist beschädigt
Und nach all diesem Drama ohne Sinn und Verstand wird ein Vorwort veröffentlicht, dass sinngemäß sagt:
a. Das G36 macht das was wir 1993 bestellt haben
b. Seit 1993 wurde keine wesentliche Veränderung der Kriterien vorgenommen
c. Wir haben uns da jetzt ein Szenario ausgedacht, gemäß dem wir testen, aber wir wissen nicht, ob dieses Szenario irgendeinen Realitätsbezug hat und ob die Truppe dieses Szenario als relevant ansieht.
d. Das Testszenario führt in einen technischen GRENZBEREICH
Man schämt sich, dass so etwas von der Führung der eigenen Armee inszeniert wird.
Jedem Funkgerätebediener schärft man ein: „Denken, Drücken, Sprechen“, das Ministerium scheint hier allerdings gemäß der Reihenfolge „Bewertung veröffentliche, Testen, Testkriterien ausdenken“ vorgegangen zu sein.
Hängen bleiben wird bei dieser Affaire, dass das G36 nicht trifft.
Die Fehlleistung des BMVg verdeckt man nun hinter einem immer diffuser werdenden Berg von angeblichen Tests, Anforderungen, Berichten und Komissionen.
Aus Politischer Sicht ist die Leistungsfähigkeit des G36 nur insofern relevant, als man dem politischen Gegner damit schaden kann.
Willkommen in der Mediendemokratie, in der der schöne Schein mehr zählt als Sachverstand und Leistung.
Das ganze Theater hat nur ein Ziel: vdL darf nicht im Hinblick auf ihre Wahnvorstellung, einst Kanzlerin zu werden, beschädigt werden. Da sind schlappe 180.000 G36 und ein Waffenhersteller (ohnehin Dank Gabriels Rüstungsexportpolitik auf dem absteigenden Ast) schnurzpiepegal. Perfide, ja, aber Realpolitik in der Mediendemokratie.
Habe am Wochenende bei einem litauischen Reservisten-Btl mit dem Ding geschossen, einige der Kameraden waren mit dem G36 auch in AFG. Wir haben herzlich gelacht über die unterirdische Debatte in Deutschland.
Was die Anforderung „Hinterhalt“ (auf die leichte Patrouille) angeht, sehe ich diese Grundannahme nicht als unrealistisch an. Bei irregulären Kriegen dürfte dies für reguläre Streitkräfte vielmehr die häufigste Einsatzart sein. Gleichzeitig stehen höchstwahrscheinlich Unterstützungswaffen aus verschieden Gründen nicht zur Verfügung. Der Infanterist ist also hier auf sein persönliches Sturmgewehr mehr als in jedem anderen Szenario angewiesen.
Da die Bundeswehr prognostisch deutlich eher in eine asymmetrischen Krieg eingesetzt werden wird, als in einem symmetrischen, ist die Überprüfung der Waffe hinsichtlich der Eignung für ein solches Szenario, so denn Zweifel bestehen, m.E. mehr als angemessen.
Schon eigenartig ist, wie sich hier einige für das G 36 in die Bresche werfen.
Ja, HK hat mit dem G 36 der Bundeswehr zur damaligen Zeit eine sehr zuverlässig, einfach zu bedienende, preisgünstige Waffe mit einem zur damaligen Zeit innovativen Optikkonzept zur Verfügung gestellt.
Aber, das G 36 erfüllt schon länger aus verschieden Gründen, abseits der Präzessionsproblematik, nicht mehr die Erfordernisse der Zeit.
Das fängt bei der falschen Farbe an, geht über die voluminösen Magazine, die nicht justierbare Schulterstütze, den fehlenden Montagemöglichkeiten (Picatinny-Schienen) am Vorderschaft, der inzwischen schlechten optischen Visierung bzw. der fehlenden Austauschmöglichkeit der Optik und hört bei der fehlenden Nachtkampffähigkeit auf.
Das Kaliber könnte man auch noch dazu zählen, ist aber ein sehr dickes Brett und man sollte von den Alternativen, auch nicht zu viel erhoffen.
Ja, einige der Probleme sind hinnehmbar (Farbe) oder leicht lösbar (Ersatzmagazine der Fa. Magpul, auch HK könnte auf Anforderung bestimmt etwas Vergleichbares liefern), andere hingegen erfordern einen mit entsprechenden Kosten verbunden tiefen Eingriff in das Waffendesign.
Die o.g. Probleme wurden weitestgehend durch das IDZ 2 bzw. ES Projekt gelöst und stehen zur Verfügung bzw. kurz vor der Anschaffung.
Nun gibt es Hinweise, das das G 36 (wie auch die zivile Variante das SL 8) unter besonderen Belastungen (mehr als erwartbar) zu Treffpunktverlagerungen neigt, weil das Rohr, anders als bei allen anderen vergleichbaren Waffen (und die WTD 91 hat einiges in der Waffenkammer stehen), direkt im Kunststoffgehäuse gelagert ist. (Deswegen ist die Waffe so günstig zu produzieren)
Die Frage die sich (nicht nur der Rechnungshof) vor dem Hintergrund des Nutzungsendes des G 36 stellt ist, soll man weiter am G 36 herumdoktern und weiter G 36 beschaffen oder beschafft man eine neue, den neue Anforderungen von vornherein besser entsprechende Waffe.
Hier kommt der
Die offizielle Marschrichtung des BMVg bis vor ein paar Monaten war: Alles kein Problem.
Auf kritische Stimmen aus der Presse wurde mit Arbeitskreisen, Untersuchungen, neuen Untersuchungen und noch mehr Untersuchungen reagiert.
Die Marschrichtung von HK war, das G 36 erfüllt die gestellten Anforderungen zum Zeitpunkt der Beschaffungsentscheidung: Alles kein Problem.
Auch hier wurden entsprechende Untersuchungen initiiert, bzw. auf den „falschen“ Gebrauch der Waffe verwiesen.
Was ich nicht nachvollziehen kann, ist die zunächst vollständige Unterstützung von HK durch das BMVg, trotz gegenläufiger Hinweise aus dem eigenem Haus, und die jetzige 180-Grad-Wende gegen HK, während man gleichzeitig seit Jahren versäumt hat, über Alternativen nachzudenken.
Man hat jetzt das Schlechteste aus beiden Welten.
Die längst überfälligen Kampfwertsteigerungen werden jetzt wahrscheinlich bis auf den St. Nimmerleinstag verschoben.
Ein neues Gewehr zur Ablösung des G 36 ist nicht in Sicht.
Die Beziehung zu HK ist auf Jahre vergiftet.
Auch das Verhalten von HK halte ich für mehr als suboptimal, zumal es vmtl. überhaupt erst zur Eskalation beigetragen hat.
Und ja die Bundeswehr hat dringendere und schlimmere Probleme als das G 36.
Puh, so viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben, aber irgendwie mußte das mal raus.
Danke an T.W. und die vielen Kommentatoren für den sehr informativen Blog.
@klabautermann: Aua, aua, aua——-wer wollte denn nun HK übernehmen ? Kalashnikow oder Westinghouse ? ;-)
Falsch, H&K wollte der frühere Kombinatschef von Leuna-Plast aus HaNeu (bitte landschaftlich nicht zu verwechseln mit Hanoi).
Nur der wußte nicht, daß die Treuhand längst seinen Laden an DOW-Chemical verkauft hat. Also „Plaste und Elaste“ mit vollem „Polymer-, BND-, BVS-, MAD-, Uvex- und Maiser-Programm“ (vgl. bitte nicht Stupipedia, sondern das echte http://de.wikipedia.org/wiki/Buna6-Werke und mit ein bischen Googeln wird man auch finden, wer Sonnenbrillen und Schlapphüte herstellt).
Da ließe sich doch glatt vom BMVgPrInfoStab noch ein tolles Foto-Shooting mit UvdL im Lederjäckchen bzw. Harley-Look, G36, samt Schlapphüten und dunklen Sonnenbrillen für „Puper-Ilu, Lunte & Co“ organisieren und im Hintergrund stehen dann auch moch der ehemalige Schirrmeister der Nation, als neuer Fahrdienstleiter der Verkehrsbetriebe Halle samt die „Aktentasche“ als Lobbyvertreter. (Ironiemod aus).
Unsere Regierung nimmt doch Keiner meiner für voll, also sollten wir damit leben!
Ich bin etwas überrascht, in welch schriller Tonlage hier in der Öffentlichkeit kommuniziert wird. Das war nicht meine Erwartung, als Transparenz angekündigt wurde. Ein General, der in der Hierarchie des BAAINBw durchaus eine Verantwortung trägt, ordnet eine Untersuchung ein.
Die Stellungnahme des BMVg ist, von Kugeln, die aus Läufen kommen, mal abgesehen, schon fast ehrrührig. Da wird auf ein „so genanntes „Vorwort““ verwiesen. Das ist happig. Als Ltr K hätte ich da Schnappatmung. Immerhin macht er das Geschäft bereits seit 2008 (da noch in der Vorgängerorganisation). Ein Schelm, wer da vermutet, hier geht es auch mal wieder Beamte gegen Soldaten, Art 87a gegen b.
Und dann dieser genussvoll platzierte Verweis auf funktionale Sicherheit. Ist halt doof:
Der Werkzeugmacher sagt, „Das Gewehr ist sicher“, wenn es nicht schießt oder zumindest den Schützen nicht verletzt. Der Soldat sagt, „Das Gewehr ist sicher“, wenn es erfolgreich Feinde tötet. Da scheinen gewollte und ungewollte Missverständnisse vorprogrammiert zu sein. Man scheint im BMVg missliebige (interne) Meinungsäußerungen mit (öffentlichen) Bissen in die Wade zu beantworten. So züchtet man Ja-Sager.
Zusammenfassung: Mein Interesse an „konsentierten“ Zusammenfassungen ist gering bzw. bereits auf Lebenszeit gedeckt.
@Hein Mück
„Schon eigenartig ist, wie sich hier einige für das G 36 in die Bresche werfen.“
Aus meiner Sicht geht es darum gerade nicht. Ich für meinen Teil will jedenfalls absolut nicht ausschließen dass sich am Ende des Tages herausstellt dass das G 36 irgendetwas nicht kann was können sollte. Das ist nicht der Punkt.
Entscheidend ist, dass ein Test veranlasst wurde der keinerlei Aussagekraft für die Eignung des G 36 für die Bundeswehr hat.
Hinter dem Schlagwort “taktische Szenario Hinterhalt” verbergen sich keine Erkenntnisse was die Waffe üblicherweise in diesem Fall können muss.
Unter diesem Schlagwort wurden zwei Tests durchgeführt den das G 36 einmal bestanden hat und einmal nicht. Man hat schlicht zweimal unterschiedlich getestet. Beide Male wusste man nicht was man tat. Bei dem jüngsten Test ging es nur darum die Waffe an seine Grenze zu führen. Herzlichen Glückwunsch! Wir wissen jetzt auch das G 36 hat seine Grenzen.
Ein plastisches Beispiel was hier veranstaltet wurde. Lass uns mal testen was passiert wenn der A400M aus 20.000 Fuß ungebremst senkrecht zu Boden stürzt und auf dem Boden aufschlägt. Ergebnis der A400M weist einen erheblichen Mangel auf weil es für das Einsatzszenario „unkontrollierter Absturz“ keine sichere Landung gewährleistet. Es gibt deshalb “keine Zukunft für den A400M, so wie er heute konstruiert ist”
Kann schon sein dass der A400M Mist ist. Aber aufgrund des zuvor beschriebenen Testes findet das keiner heraus.
Mich ärgert es in der Tat maßlos das vor dieser Faktenlage von Ministerium und Presse vollkommen unkritisch über die Untauglichkeit des G 36 berichtet wird. Dass ist hochgradig unseriös.
@ drohnendompteur | 13. Mai 2015 – 17:01
Ist das vielleicht mindestens ein Nebenziel?
Natürlich heißt es: „Wer keine Hitze verträgt, hat in der Küche nichts verloren.“
Nur wenn man den Laden so flammenzündelnd organisiert, dass nur noch Ja sagende Deppen in die „Küche“ wollen und sich gegenseitig in die Pfanne hauen, muss man sich nicht wundern, wenn der Laden bald abgefackelt ist.
@ Hein Mück | 13. Mai 2015 – 16:48
Guter Diskussionsbeitrag!
“Funktionssicher” ist ein Gewehr, wenn es die normale Funktion eines Gewehres erfüllt, nämlich dass zuverlässig (auch bei Staub und Regen) eine Kugel aus dem Lauf kommt, sobald man am Abzug zieht.“
Erinnert mich irgendwie an ein Lied: „Und wenn eine Kugel meinen Lauf verlässt ..“ (oder so ähnlich)
Also, für mich ist das die falsche Sprachwahl,
Werferfehler
@Hein Mück | 13. Mai 2015 – 16:48
Ich denke hier wirft sich niemand für das G36 in die Bresche und versucht auf biegen und brechen einen Mangel in einer bestimmten Nutzungssituation zu verneinen.
Die unsägliche Diskussion um das G36 hatte jedoch nichts mit den von Ihnen genannten vernünftigen Ansatzpunkten zu tun. ( Kosten-Nutzen Rechnung Verbesserung G36 vs. Neubeschaffung)
Die zwar angeblich sachbezogene Debatte (Teffpunktverlagerung) wurde mit Untersuchungsergebnissen gefüttert, die aus einer intransparenten und anscheinend willkürlich gewählten Fragestellung hervorgingen. Weiterhin wiedersprachen sich die erzielten Ergebnisse im Laufe der Zeit signifikant.
Weiterhin wurden Fragestellungen wie „Erfüllt das G36 die bei Auftragserteilung geforderten Kriterien?“ und „Wird das G36 bestimmten Nutzungsanforderungen, die sich durch die Einsatzerfahrung definieren lassen, nicht gerecht?“
Schuldzuweisungen wurden dabei signifikant vom BMVg auf H&K verlagert.
Doch es war das BMVg, dass die Soldaten ohne vernünftigen Handwaffenmix und ohne, im Spektrum der Bundeswehr verfügbare, Komponenten der Feuerunterstützung in den Einsatz schickte.
Wie ausführlich dikutiert erfüllt das G36 wie jedes System bestimmte Aufgaben im Kernbereich gut und ist in Nebenbereichen nur noch bedingt tauglich. Dies zu erkennen und für die Nebenbereiche taugliches Gerät zu beschaffen ist ebenfalls Aufgabe des BMVg.
Dort hat man das sicher erkannt, konnte es aber gegen den Willen der politischen Führung und der Haushaltsvorgaben wahrscheinlich nicht durchsetzen.
Wer lesen und das Gelesene verstehen kann, ist klar im Vorteil (na ja – auch so eine Banalität): Den Kern des Vorwortes von BG Könen bildet m.E. der richtigerweise eingebrachte Hinweis auf die noch nachzuweisende, repräsentative Relevanz des Szenarios „Hinterhalt“ für die Anforderungen an ein Sturmgewehr. Die erscheint mir mit Blick auf die derzeitigen Einsätze als durchaus gegeben. Allerdings muss dabei auch die Frage erlaubt sein, ob es überhaupt eine Handfeuerwaffe gab, gibt oder geben wird, welche das dabei maximal präsente Bedrohungsszenario als quasi „eierlegende Wollmichsau“ vollumfänglich abdecken kann. Ich denke, das wird eher nicht der Fall sein.
Und überhaupt Hinterhalt (in Ergänzung zu dem, was ich bereits geschrieben habe):
Entweder IED (erkennbarer Feind -?) oder Patrouille wird auf größere Entfernung mit SAF angeschossen. In wie weit da Deckungsfeuer taktisch richtig ist erschließt sich mir nicht.
Die BILD legt nach („Geheimdokument beweist: G36-Bericht manipuliert“):
Der Abschlussbericht wurde mit dem Vorwort Sts Suder vorgelegt.
Wenn man das Vorwort liest, wird ja auch ersichtlich, dass es die Klammer für die Einzelberichte bildet.
Interessante Nebenbetrachtung:
Laut BILD wurde die Vorlage durch das Sts-Büro mit „Lag vor“ abgezeichnet.
Der Sprecher des BMVg behauptet ja bzgl. der G36-Genese, dass dies nicht heißt, dass eine Vorlage wirklich bei Sts bzw. BM vorlag.
Dann würde dass ja heißen, dass die Sts eine Vorlage die kurz danach an das Parlament geht nicht liest.
Da hoffe ich mal, dass man diese logischen Widersprüche mal in der BPK anspricht….
Die verschnupfte Erwiderung des BMVg zum fehlenden Vorwort (BILD: „Geheimdokument beweist: G36-Bericht manipuliert“) offenbart, was im Rüstungsbereich falsch läuft.
Man konsentiert. Zur Not überbrückt man die Fachtechnik.
Der kleine Vetinari in mir überlegt, ob wir hier Zeuge einer subtilen Falle des BMVg-Apparats sind?