Der G36-Bericht: Jetzt auch noch Streit ums Vorwort
Eine weitere, mit den zu Grunde liegenden Fakten nicht so richtig im Zusammenhang stehende Entwicklung im Streit um den Umgang mit den Testergebnissen des Sturmgewehrs G36: Das Verteidigungsministerium, so meldet die Bild-Zeitung am (heutigen) Mittwoch, habe den Abgeordneten im Verteidigungsausschuss zwar im April einen Bericht zur den Untersuchungen am Gewehr vorgelegt, dabei aber das Vorwort weggelassen. (Die Bild-Geschichte steht ohnehin hinter einer Paywall; wird aber unter anderem hier referiert.)
Also Manipulation bei der Information an den Ausschuss? Nun ja. Das Ministerium hat heute schnell das Vorwort , das wie der ganze Bericht VS-NfD eingestuft war, auf offen heruntergestuft, deshalb ein paar zentrale Aussagen aus dem Papier von Brigadegeneral Erich Könen, dem Abteilungsleiter Land-Kampf im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw):
Ziel der Untersuchungen war die eindeutige, zweifelsfreie und vollumfängliche Identifkation der Ursachen und Ausprägung der in Vorbereichten bereits dargestellten Präzisionseinschränkungen. Die durch die AG G36 iNu [Arbeitsgruppe G36 in Nutzung; T.W.] vorgegebenen Arbeiten umfassten weder die vollumfängliche Prüfung der Technischen Lieferbedingungen (TL), noch die Forderungskonformität der untersuchten Waffen G36 nach der Leistungsbeschreibung. (…)
Zum Verständnis des Berichtes wird klar gestellt, dass die Untersuchungen nicht zum Ziel hatten, eine Bewertung anderer funktionaler Eigenschaften des Sturmgewehrs G36 im Zusammenhang mit dem Gewicht, der Zuverlässigkeit oder der Funktionssicherheit vorzunehmen.
Die Gefechtssituation „Hinterhalt“ wurde ausgewählt, weil sie als taktische Grundlage für die zu untersuchenden Effekte als „fordernde Gefechtssituation“ querschnittlich geeignet ist. Sie tritt in allen Intensitäts- und Befähigungsstufen auf. Der Hinterhalt ist eine Gefechtssituation, in die sowohl Kampf- als auch Einsatzunterstützungstruppen jederzeit geraten können. Der Soldat wird hier unmittelbar in ein Gefecht hoher Intensität gezwungen.
Seine Eintrittswahrscheinlichkeit wird von den Streitkräften im Nachgang noch zu bewerten sein. Mit dem Untersuchungsergebnis erhalten die Streitkräfte Einblick in das Verhalten des G36 in einem technischen Grenzbereich, um daraus im Rahmen ihrer Betriebs- und Versorgungsverantwortung ihre Schlüsse für die Ausbildung und den Einsatz zu ziehen.
Das G36 ist nach Auffassung der AG G36 iNU nach wie vor eine zuverlässig funktions- und betriebssichere Waffe. Eine Gefährdung für den Schützen durch das Gewehr G36 ist aus diesem Untersuchungsbericht nicht ableitbar und besteht bei Einsatz der Waffe weiterhin zu keiner Zeit.
Mit anderen Worten: Wir haben das G36 mal in einer Extremsituation getestet, und das ist dabei rausgekommen, sagt der zuständige Abteilungsleiter im BAAINBw, das ja die Untersuchungen koordiniert und die Zusammenstellung der Ergebnisse mit den beteiligten abgestimmt hat. Schießen tut’s immer noch.
Eine ganz andere Frage ist natürlich, welche (politischen) Schlussfolgerungen aus den Untersuchungsergebnissen gezogen werden – da hat sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen für eine bestimmte Sichtweise entschieden. Die hätte, wenn man das BAAINBw-Vorwort liest, allerdings auch anders ausfallen können.
Deshalb ist natürlich die Frage berechtigt: Warum hat das Ministerium zwar den ganzen Bericht an den Verteidigungsausschuss geschickt, aber das Vorwort weggelassen? Zumal es nach den wesentlichen Aussagen, siehe oben, gar nicht nötig schien?
Das Ministerium hat dafür eine wortreiche Erklärung:
Das Bundesverteidigungsministerium weist den in der Presse erhobenen Vorwurf der Manipulation oder Täuschung des Bundestages scharf zurück.
Der Abschlussbericht der im Sommer 2014 beauftragten Arbeitsgruppe zur Überprüfung des G36 (WTD91, EMI, BAAINBw, Planungsamt Bw, WiWeb, BRH, TSK) wurde exakt in dem Verfahren und dem Inhalt weitergegeben, wie er am 17. April innerhalb der AG konsentiert und angekündigt war. Konsentiert und angekündigt war, dass dem Bericht eine gemeinsam getragene Zusammenfassung mit den wesentlichen Ergebnissen aus Sicht der AG (mit vorliegenden Bestätigungen aller vier Untersuchungsträger) sowie in Gänze die technischen Teilgutachten (WTD91, EMI) und die Bewertungen aus Projektsicht ( BAAINBw) wie taktisch-operativer Sicht (Planungsamt Bw) enthalten sollte. Weder angekündigt, noch in Verfahren oder Inhalt mit der Gruppe konsentiert war ein am 17. April aus dem BAAINBw übermitteltes so genanntes „Vorwort“ (5 Seiten) zum Gesamtbericht (ca. 360 Seiten), das lediglich die Unterschrift eines einzelnen Beteiligten trug. Dieses „Vorwort“ (siehe Anlage unten) enthielt zudem keine Feststellungen oder Erkenntnisse zur Untersuchung, die über die Aussagen in der konsentierten Zusammenfassung oder den Bewertungen in den bekannten Teilgutachten hinausgehen (s.u.). Aus diesem Grund ist das „Vorwort“ am 17. April vom Ministerium völlig zurecht nicht als Bestandteil des dem Parlament zugesagten Gesamtberichtes der Arbeitsgemeinschaft verschickt worden. Mal umgekehrt betrachtet: Hätte das Ministerium am 17. April (nach mehreren Monaten gemeinsamer Prüfung innerhalb der AG und nach Wochen intensiver Abstimmung aller Beteiligten der gemeinsam getragenen und gesondert bestätigten 5-seitigen Ergebniszusammenfassung!) dem Gesamtbericht ein weder im Verfahren vorgesehenes noch unter den Beteiligten konsentiertes 5-seitiges „Vorwort“ eines einzelnen Beteiligten zum „Abschlussbericht“ vorangestellt, dann wären Zweifel an einer ordnungsgemäßen Information des Parlamentes berechtigt gewesen.
Auch der Vorwurf in der Presse, es sei „Lob für das G36“ unterdrückt worden, geht auch in der Sache völlig daneben. Wenn es im Vorwort heißt, „das G36 sei nach wie vor funktions- und betriebssicher“, dann verbirgt sich für den Fachmann dahinter eine Banalität. „Funktionssicher“ ist ein Gewehr, wenn es die normale Funktion eines Gewehres erfüllt, nämlich dass zuverlässig (auch bei Staub und Regen) eine Kugel aus dem Lauf kommt, sobald man am Abzug zieht. „Betriebssicher“ heißt für den Fachmann, dass beim Verschießen einer Kugel mit dem G36 vom Gewehr selbst für den Schützen keine Gefahr ausgeht (z.B. Handverletzung). Funktions- und Betriebssicherheit sind Grundvoraussetzungen für jede Standardwaffe, die auch für das G36 nie in Frage standen. Wären sie nicht erfüllt, dürfte man die Soldaten keine Stunde länger mit dem G36 hantieren lassen. Beide Kriterien stehen, anders als die Presseberichterstattung suggeriert, nicht im Zusammenhang mit der Treffsicherheit des G36, die Gegenstand der Untersuchung war. Inhaltsgleiche Aussagen zur Funktions- und Betriebssicherheit finden sich in dem dem Parlament am 17. April übermittelten Abschlussbericht an mehreren Stellen (z.B. WTD91, S. 10).
Auch öffentlich seit geraumer Zeit bekannter Untersuchungsauftrag, den sich die AG selbst gegeben hat, war, unter Laborbedingungen ein für alle Mal zu klären, ob an den in den vergangenen Jahren immer wieder geäußerten Expertenmeinungen und Behauptungen aus Soldatenkreisen etwas dran ist, das G36 würde in Grenzsituationen (Hinterhaltszenario, Dauerfeuer, starke äußere Erwärmung) nicht mehr so zuverlässig treffen wie unter Normalbedingungen. In exakt diesem Untersuchungsszenario hat das G36 leider laut Gutachten Schwächen gezeigt, die das Ministerium aus Verantwortung für die Sicherheit der Soldatinnen und Soldaten in den Einsätzen nicht ignorieren kann. Nichts anderes haben Ministerin und Ministerium fortlaufend gegenüber Parlament und Öffentlichkeit kommuniziert (z.B. „G36 nicht in Bausch und Bogen verdammen“, „aber Schwächen bei schussinduzierter Erwärmung und bei extremen Temperaturen“, deswegen „keine Zukunft für das G36, so wie es heute konstruiert ist“).
Nachtrag: Ministeriumssprecher Jens Flosdorff hat – ziemlich genau so – auch in der Bundespressekonferenz am Mittwoch dazu Stellung genommen. In den Antworten auf Nachfragen wurde deutlich, dass das Ministerium dem Abteilungsleiter Land-Kampf im BAAINBw da schon kräftig Vorwürfe macht… Zum Nachhören:
Nachtrag 2:
• Aus dem Ministerium gibt es ein Video dazu mit Generalinspekteur Volker Wieker, und das Ministerium hat seine Stellungnahme auf der Webseite noch mal ergänzt (ist auch schon in den Kommentaren Thema, aber ich füge es auch hier ein):
Anlässlich der BILD-Berichterstattung „Geheimdokument beweist: G36-Bericht manipuliert“ ergeht folgender Nachtrag:
Der in der Deckvorlage so bezeichnete „Abschlussbericht mit Vorwort“ wurde vom Verfasser der so genannten Transportvorlage des zuständigen Fachreferats im Ministerium als Bestandteil des Berichts angesehen, da ihm der Bericht in dieser Form durch das BAAINBw so vorgelegt wurde. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass sich im Zuge der Überprüfung der Dokumente zum Versand an das Parlament der Verdacht verdichtet und später bestätigt hat, dass dieses „Vorwort“ für den Gesamtbericht im Kreis der die Untersuchung tragenden Institute weder angekündigt noch konsentiert war.
Zudem enthält das von der Einzelperson im BAAINBw unterschriebene Dokument keine Feststellungen oder Erkenntnisse zur Untersuchung, die über die Aussagen in der konsentierten Zusammenfassung oder den Bewertungen in den bekannten Teilgutachten hinausgehen. Aus diesem Grund ist das „Vorwort“ am 17. April vom Ministerium völlig zu Recht nicht als Bestandteil des dem Parlament zugesagten Gesamtberichtes der Arbeitsgemeinschaft verschickt worden.
• Die Abschrift des obigen Audios aus der Bundespressekonferenz:
VORS. DR. MAYNTZ: Gibt es dazu Fragen? Dann ist Herr Flosdorff in Sachen G36 an der Reihe.
FLOSDORFF: Gerne immer wieder. Ich möchte heute Presseberichterstattung in der „BILD“-Zeitung nicht unkommentiert lassen, in der schwere Vorwürfe gegen die Ministerin und auch gegen das Ministerium erhoben werden. Das Bundesverteidigungsministerium weist den dort erhobenen Vorwurf der Manipulation oder Täuschung des Bundestages scharf zurück. Ich gehe jetzt einmal im Einzelnen darauf ein.
Zum Vorwurf, dieser Bericht sei frisiert oder manipuliert. Man muss dazu wissen: Es geht ja um den Abschlussbericht der im Sommer 2014 beauftragten Arbeitsgruppe zur Überprüfung des G36 mit vielen Beteiligten Wehrtechnische Dienststelle, Ernst-Mach-Institut der Fraunhofer-Gesellschaft, das Rüstungsamt der Bundeswehr, das Planungsamt der Bundeswehr und unterschiedliche wissenschaftliche Institute, die Teilstreitkräfte und der Bundesrechnungshof. Dieser Abschlussbericht ist exakt in dem Verfahren und in dem Inhalt weitergegeben worden, wie er am 17. April innerhalb der Arbeitsgruppe konsentiert war und auch angekündigt war.
Konsentiert und angekündigt war seitens dieser Arbeitsgruppe, die das G36 über viele Monate untersucht hat, dass dem Bericht eine gemeinsam getragene Zusammenfassung mit den wesentlichen Ergebnissen aus Sicht der Arbeitsgruppe vorgelegt werden solle, sowie in Gänze die technischen Teilgutachten im Annex, aber auch die Bewertungen aus Sicht der Projektbetreiber, also BAAINBw, oder aus taktisch-operativer Sicht für das Planungsamt.
Weder angekündigt noch in Verfahren und Inhalt mit der Gruppe konsentiert war ein sogenanntes Vorwort zum Gesamtbericht der mehrere hundert Seiten beträgt , das aus dem BAAINBw übermittelt worden ist. Dieses Vorwort hat lediglich die Unterschrift eines einzelnen Beteiligten getragen. An dem betreffenden Tag gingen wir davon aus, dass es in der Arbeitsgruppe nicht konsentiert ist, da es nicht angekündigt war und auch nicht die Unterschriften oder Bestätigungen der anderen Beteiligten trug. Das hat sich in der Folge auch bestätigt. In diesem Vorwort sind auch inhaltlich keine Feststellungen oder Erkenntnisse zur Untersuchung enthalten, die über die Aussagen in dem übrigen Abschlussbericht hinausgehen. Davon kann man sich jetzt auch überzeugen: Wir haben dieses Vorwort, dieses Schreiben heruntergestuft, das steht bei uns auf der Homepage zum Nachlesen bereit. Da kann sich dann jeder sozusagen sein eigenes journalistisches Urteil dazu bilden.
Das war der Grund, warum dieses sogenannte Vorwort das eigentlich gegenüber der Zusammenfassung, die zwischen allen an der Untersuchung beteiligten Institutionen konsentiert war, keinen Mehrwert bildete nicht dem Parlament übermittelt worden ist und auch nicht dem Gesamtbericht vorgeschaltet worden wäre.
Jetzt noch einmal zum Inhalt. Auch bei näherer Betrachtung ist in der Presseberichterstattung der Vorwurf enthalten, es sei hier Lob für das G36 unterdrückt worden. Das geht bei näherer Betrachtung in der Sache auch völlig daneben. Es wird hier aus dem Vorwort zitiert, das G36 sei nach wie vor funktions- und betriebssicher. Für jeden Fachmann verbirgt sich hinter dieser Feststellung eine Banalität: Funktionssicher ist ein Gewehr, wenn es die normale Funktion eines Gewehres erfüllt, nämlich dass zuverlässig zum Beispiel auch bei Staub oder Regen eine Kugel aus dem Lauf kommt, wenn man den Abzug drückt oder zieht. Betriebssicher heißt für den Fachmann, dass beim Schießen mit dem G36 für den Schützen selber keine Gefahr von dem Gewehr ausgeht, also dass er sich zum Beispiel nicht aufgrund von Erhitzung oder kinetischer Einwirkungen an der Hand verletzt. Das sind alles Grundvoraussetzungen für eine Standardwaffe. Wenn es an diesen Grundvoraussetzungen fehlen würde, dann müsste man das Gewehr sofort aus dem Betrieb ziehen und dann könnte man die Soldaten gar nicht mehr weiter damit schießen lassen.
Diese Grundvoraussetzungen standen auch nie in Frage, die waren gar nicht Gegenstand der Untersuchungen, die Mitte letzten Jahres angestellt worden sind. Vielmehr ging es da um die Treffsicherheit des G36 in besonderen Situationen. Sie erinnern sich alle, dass wir in den letzten Jahre immer wieder mit Berichten konfrontiert gewesen sind, dass diese Treffsicherheit angezweifelt wurde, also dass das G36 im erhitzten Zustand oder dann, wenn man in einer hohen Kadenz damit schießt, an Treffsicherheit verlieren würde. Genau das war ja der Hintergrund der Gesamtbegutachtung mit vielen Beteiligten: Dass diese Frage ein für alle Mal geklärt werden sollte. Deswegen geht hier auch eine Kritik an dem Untersuchungsszenario fehl, denn genau das war der Gegenstand der Untersuchung. Derjenige, der dieses Vorwort verfasst hat, war mit in der Arbeitsgruppe der Institutionen, die das Gewehr untersucht haben und die selbst diesen Untersuchungsauftrag festgelegt hat.
Es bleibt an dieser Stelle im Prinzip also nichts übrig. Weder die Ministerin noch das Ministerium haben im Abschlussbericht oder in der Folge irgendetwas anderes kommuniziert. Es ist weder gesagt worden, dass das Gewehr G36 in Bausch und Bogen verdammt werden dürfe, aber es hat eben Schwächen bei schussinduzierter Erwärmung und bei extremen Temperaturen. Die Ministerin hat deswegen auf dieser Basis festgestellt, dass das Gewehr in dieser Konfiguration, in dieser Zusammenstellung, in der Bundeswehr keine Zukunft hat.
Nachfragen gerne in aller Breite und Ausführlichkeit.
FRAGE: Herr Flosdorff, ich verstehe ja, dass dieses Vorwort nicht konsentiert war. Ich würde nur gerne wissen: Warum waren die mehreren hundert Seiten des Berichts offensichtlich konsentiert unter den Beteiligten, aber ausgerechnet das Vorwort von Brigadegeneral Erich Könen, dem Leiter der Abteilung Land-Kampf, nicht?
Zum anderen: Hat es vonseiten der anderen Beteiligten an diesen Untersuchungen Widerspruch gegen die Aussagen in diesem Vorwort gegeben?
FLOSDORFF: Es hat hier einen langen Abstimmungsprozess rund um die Zusammenfassung gegeben; insofern spricht es ja schon für sich, dass sich diese unterschiedlichen Institutionen, die dort ja alle unabhängig und im Prinzip ohne einen rechten Kopf oben drüber agiert haben, verständigt haben. Es war einfach sehr überraschend, dass dann plötzlich Sie müssen sich das so vorstellen: Das ist ein Gesamtbericht, der eine Zusammenfassung hat, die von vielen getragen wird, dahinter fächert sich das in viele Teilgutachten auf, von denen alle wissen, und dann soll noch einmal die persönliche Bewertung eines Einzelnen vorangestellt, also vorgeschaltet werden. Aus welcher Motivation diese Bewertung abgesetzt worden ist, ist ehrlich gesagt irrelevant; denn dem Parlament ist versprochen worden, dass man genau in dieser Form einen konsentierten Abschlussbericht abliefert und nicht ein Konglomerat an unterschiedlichen Zusammenfassungen und Bewertungen. Eine Beteiligung dieser einen Person hat ja schon vorher im Prozess stattgefunden, und es finden sich auch inhaltlich die ganzen Aussagen, die man noch einmal abgleichen kann. Am Ende der fünfseitigen Zusammenfassung kann man auch sehen, dass das von allen mitgetragen wird auch die Einzelperson, die dieses Vorwort mitgeschickt hat, kommt darin vor bzw. steht mit seiner Institution unter der Zusammenfassung drunter das trägt nur eine Unterschrift. Auf eine Nachfrage am Montag hin „Kennt ihr das, ist das konsentiert, ist das bestätigt, wisst ihr davon?“ hat es dann eine Fehlanzeige gegeben.
ZUSATZFRAGE: Aber es hat keinen inhaltlichen Widerspruch der anderen Beteiligten gegen den Inhalt dieses Vorworts gegeben, oder doch?
FLOSDORFF: Die Arbeitsgruppe hat ja schon gemeinsam agiert. Wie und in welcher Form veröffentlicht wird, ist innerhalb der Arbeitsgruppe vorher abgestimmt worden. Es gibt keinen Grund, jetzt, nachdem das Verfahren im Prinzip abgeschlossen ist, noch einmal abzufragen, was es da für einen Widerspruch gibt. Das war ja auch gar keine Frage, die gestellt werden müsste; es ist ja auch inhaltlich nichts drin, was sich nicht auch in anderen Untersuchungsbestandteilen wortwörtlich so wiederfindet.
ZUSATZFRAGE: Ist denn geklärt, warum es dann zu diesem offensichtlich von der verabredeten Verfahrensweise abweichenden Verfahren mit dem Vorwort gekommen ist?
FLOSDORFF: Er fühlte sich offensichtlich dazu berufen, der Zusammenfassung noch einmal etwas voranzustellen. Das ist aber sozusagen die Einzelmeinung eines Teils dieser Institutionen, die da alle beteiligt waren und sich untereinander darüber verständigt hatten, wie und in welcher Form sie was veröffentlichen wollen. Das stand also nicht stellvertretend oder interpretierend für den Gesamtbericht was man von einem Vorwort vielleicht erwarten könnte, denn es ist ja vorgeschaltet.
FRAGE: Hat denn der besagte Brigadegeneral eine ähnliche Zukunft in der Bundeswehr wie das G36?
FLOSDORFF: Da ich Ihnen noch nicht genau sagen kann, wie lange das G36 in der Bundeswehr eine Zukunft hat, kann ich Ihnen diese Frage nicht beantworten. Es geht hier im Prinzip darum, mit was für einem Willen, mit was für einer Motivation auch immer da möchte ich auch überhaupt nicht spekulieren dieses Schreiben verfasst worden ist. Es ist auf jeden Fall außerhalb des vereinbarten Verfahrens verfasst worden, und deswegen hat es nicht Eingang in die Berichterstattung an das Parlament gefunden.
FRAGE WIEGOLD: Herr Könen war, bevor er ins BAAINBw wechselte, im Amt für Heeresentwicklung. Das Amt für Heeresentwicklung hat ja immer eine bestimmte Position in Bezug auf das G36 vertreten. Spielt das jetzt bei der Bewertung seines Vorworts eine Rolle?
FLOSDORFF: Ich habe Ihnen ja gesagt, was bei der Bewertung des Vorworts eine Rolle gespielt hat, und das waren zwei Faktoren. Das eine ist: Es war nicht abgestimmt innerhalb der Arbeitsgruppe; dem Parlament war aber ein Bericht der Arbeitsgruppe abzugeben, und zwar so, wie die Arbeitsgruppe das vorher vereinbart hatte. Das zweite ist die Tatsache, dass auch inhaltlich überhaupt gar nichts in diesem Vorwort stand, was über an anderer Stelle im dem Abschlussbericht getroffene Aussagen hinausgeht.
(Foto Etienne Rheindahlen)
„@ Hans Schommer | 14. Mai 2015 – 18:50
Ergänzende Einschätzung zur Frage, wie es denn um die “Legitimität” eines – des – Vorwortes steht:
Absolut untadelig. Nach den mir nunmehr vorliegenden, absolut verlässlichen Informationen war die Federführung für den Bericht seitens BMVg auf BAAINBw deligiert. Und dann gilt: Der Federführer verfasst grundsätzlich und ausnahmslos eine Einführung, eine Einleitung oder eben – in diesem Fall – ein Vorwort.
Ich befürchte – und dies soll so im Sinne der Formulierung auch verstanden werden – dass die vorgenannte Regelder politischen und der assimilierten, zivil-beamteten Führung im BMVg – allesamt wohl echte “Wehramateure” – nicht bekannt ist oder zumindest bis jetzt nicht bekannt war.
Quo vadis – Bundeswehr. Ich habe da kein gutes Gefühl.“
Ja, SAGT den Herrschaften sowas niemand ?
Stattdessen wird ein General mehrfach öffentlich geradezu demonstrativ als „eine Einzelperson“ herabgewürdigt.
Ohne Kommentar …
@ BlueLagoon
„Ja, SAGT den Herrschaften sowas niemand ?“
Na ja – mit Blick auf das bislang von der Ministerin kommunizierte Vorgehen gegen „pflichtverletzungsverdächtige“ Mitarbeiter hält man sich da wohl zurück. Hab ich ein gewisses Verständnis für.
Vielleicht kann der Journalismus da ja auch mal einen konstruktiven Beitrag leisten. Also wirklich mal was, was die Armee nach vorne bringen könnte. Anstöße gibt es dafür – u.a. hier – ja wohl genug.
Wenn das Verteidigungsministerium das Vorwort an das Beschaffungsamt delegiert hat und dies jetzt abstreitet, dann ist dies ein Skandal für sich!
Dies beweist doch nur mal wieder, daß die BW die Innere Führung wie ein Mantra gerne vor sich her trägt, sich aber nie daran hält wenn es darauf ankommt, sondern einen General öffentlich denuziert, der nur seinem Auftrag nachgekommen ist. Unter politischer Führung verstehe ich etwas anderes!
@ Closius
Ich habe mich vielleicht nicht präzise ausgedrückt – sorry: Nicht explizit das Vorwort (dies ist ja nur ein Bestand-Teil des Ganzen), sondern die Federführung bei der Erstellung des Berichtes war dem BAAINBw übertragen (heißt für den Soldaten „befohlen“ – was der Soldat m.E. auch nach besten Kräften vollständig, gewissenhaft und unverzüglich umgesetzt hat).
So oder so:
Auf diese Art und Weise geht man(n) nicht öffentlich mit einem deutschen General um – mit niemandem.
„Das gehört sich nicht“ oder „sowas tut man(n) nicht“ scheinen im BMVg aus dem Wortschatz gestrichen worden zu sein – existierten aber sicherlich mal …
@ BlueLagoon | 14. Mai 2015 – 20:12
Leider muss ich Ihnen da zustimmen.
Was wir da gerade beobachten, ist eine Art Proletarisierung der Politik – und der Streitkräfte. Nicht mehr Ethik, Moral und unsere freiheitliche demokratische Grundordnung sind Grundmaxime der Akteure, sondern das Paradigma: „Wie setze ich mich durch, koste es, was es wolle“.
Zuletzt konnten wir diese vom eigentlich in Europa gültigen Wertekonzept abgekoppelten Handlungsweisen in Deutschland ab etwa Ende der 1920ger Jahre beobachten. Das Ergebnis dürfte bekannt sein. Die Erosion zivilisatorischer Errungenschaften ist meist ein schleichender Prozess. Und hinterher schreien dann wieder alle: „Wie konnte das nur passieren? Warum hat den keiner was gemerkt? Warum hat das denn keiner gestoppt?“
Statt strukturell aus Geschichte zu lernen, begeben wir uns in einen Kreislauf mit hin und her schwingenden Pendeln und altem Inhalt unter neuen Etiketten.
@BlueLagoon + @ all
Wohl wissend, dass ich hier vielleicht „den Faden verliere“, erlaube ich mir doch noch folgende Bemerkung:
Mit welcher Erwartungshaltung bezüglich Stil und Form soll man denn der jetzigen sozialministeriellen Führungsriege im BMVg entgegentreten (die Ministerin nehme ich dabei ausdrücklich aus)? Die Werte des Soldatengesetzes sind diesen Herrschaften fremd. Die vom Kanonier bis zum General verbindenden Grundregeln militärischer Ethik allemal. Herr Flossendorff tut sicherlich sein Bestes – das ist aber nicht gut genug. Ich glaub nicht mal, dass er gedient hat. Muss man auch nicht – schon klar. Aber es hilft ungemein!
@ Hans Schommer | 14. Mai 2015 – 20:49
„@BlueLagoon + @ all
Wohl wissend, dass ich hier vielleicht “den Faden verliere”, …
… Herr Flossendorff tut sicherlich sein Bestes – das ist aber nicht gut genug. Ich glaub nicht mal, dass er gedient hat. Muss man auch nicht – schon klar. Aber es hilft ungemein!“
Ich denke nicht, daß Sie „den Faden verlieren“.
„Stil und Form“ sind m.E. doch arg in Vergessenheit geraten ( in der OSH wird das zwar wieder gelehrt, aber es hilft wenig, wenn es nicht permanent geübt, praktiziert und „hochgehalten“ wird – VOR ALLEM durch Vorgesetzte, die als Vorbild dienen sollten ).
Und wenn „Stil und Form“ schon im Ministerium offensichtlich mehr als zu wünschen übrig lassen, fällt einem ( zumindest mir ) sehr schnell die Sache mit dem Fisch und dessen Kopf ein.
In einem Punkt muß ich Ihnen jedoch – teilweise – widersprechen:
„Gedient“ zu haben hilft tatsächlich in diversen ( Lebens- ) Situationen.
Aber das von mir zitierte „Das tut man(n) nicht“ bzw. „das gehört sich nicht“ lernt man(n) eigentlich spätestens im Kindergarten – wenn schon nicht in der „Kinderstube“. Aber durch die ist so mancher ( im BMVg ) ja offensichtlich mit dem Düsenjet geschossen worden …
Hm. Ihr wisst schon, dass hier nicht das Knigge-Blog ist? Nur um mal dem sich entwickelnden OT vorzubeugen…
@ T. Wiegold:
Sie haben völlig recht.
Nur in diesem Zusammenhang und in Bezug auf den öffentlichen Umgang mit einem General, aber auch mit diversen Vorgängen, um Dinge wie „Fehlerkultur“, „Attraktivitätsoffensive“ etc. scheint ein ( dezenter ) Hinweis an die Betreffenden, daß Derartiges auch BEMERKT wird, schon sinnvoll.
Insbesondere, da hier – völlig zu Recht – auf „Stil und Form“, auch ohne dies beim Namen zu nennen, immer wieder ( bei „Entgleisungen “ ) durch den Hausherrn hingewiesen wird.
Der Zustand der Bw insgesamt wird auch durch diese Vorgänge deutlich.
Werter Herr Wiegold,
wir wähnten Sie auf einer Herrentags-Tour. Daher die thematische Entgleisung (die natürlich in Wahrheit, wie Sie sehr wohl erkannt haben, keine ist!).
Ansonsten schließe ich mich dem Beitrag von BlueLagoon an.
Das Ministerium ist scheinbar besonders kompetent, wenn es um die Funktionssicherheit eines Gewehrs geht. Demnach ist ein Gewehr funktionssicher, wenn es“ die normale Funktion eines Gewehres erfüllt, nämlich dass zuverlässig zum Beispiel auch bei Staub oder Regen eine Kugel aus dem Lauf kommt, wenn man den Abzug drückt oder zieht.“ Mir scheint das doch eine sehr stark eingeschränkte Funktionssicherheit zu sein. Weshalb wird an einem Gewehr eigentlich eine Visiereinrichtung angebracht, wenn das Treffen nicht zum Funktionieren einer Waffe zählt. Mit dieser Stellungnahme will man sich nur aus der misslichen Lage befreien, in die man sich selbst hinein manövriert hat.
Ich bekräftige meine Vermutung von gestern: Das ganze kommt mir wie eine TROAR-Falle vor, in der die oberste Führungsriege reingetappert ist…
Das Flossendorff nicht gedient hat ist eher die Voraussetzung fur den Job, denn er muss es nicht den Bw Angehörigen erklären sondern dem Rest der Republik und die können mit Bw Sprech nichts anfangen.
@ Zimdarsen
„Das Flossendorff nicht gedient hat ist eher die Voraussetzung fur den Job, denn er muss es nicht den Bw Angehörigen erklären sondern dem Rest der Republik und die können mit Bw Sprech nichts anfangen.“
Das kann man sicher so sehen. Dann sollte man Herrn Flossendorff aber auch erklären (und sich vergewissern, dass er verstanden hat), was er dem „Rest der Republik“ erklären soll. Im Übrigen ist „Bw-Sprech“ eigentlich recht gut verständlich – wenn man gewillt ist, zuzuhören.
Ich will ja nicht pingelig werden, aber:
Der Herr heißt „Flosdorff“, wenn ich recht informiert bin.
;-)
Per se ist’s von Vorteil gedient zu haben, um Truppe und ihre Bedürfnisse zu verinnerlichen und zu vertreten. Ungediente und weniger erfolgreiche IBuK gab’s zu Hauf. Gediente erfolgreiche wenige, z.B die Oberleutnante Franz-Josef Strauß und Helmut Schmidt.
@BlueLagoon + @all
Nee – das ist nicht „pingelig“, sondern ein berechtigter Hinweis. Jeder sollte m.E. korrekt mit seinem Namen angesprochen werden. Dies gilt für Herrn Flosdorff -sorry (und eigentlich auch für die „Einzelperson“). ;)
@ Hans Schommer:
Wir verstehen uns schon …
;-)
Ich wollte nur auf keinen Fall den Eindruck erwecken, jemanden „belehren“ zu wollen – stünde mir in keiner Weise zu und wäre auch nicht so gemeint.
@KPK
Flosdorff vertritt BMVg und nicht Truppe :-)
@ Klaus-Peter Kaikowsky:
Ich würde da auch Manfred Wörner dazugesellen – zwar Reservist, aber wer sich als solcher zum Jetpiloten ausbilden lässt und OTL wird …
Zimdarsen | 14. Mai 2015 – 23:44
„@KPK
Flosdorff vertritt BMVg und nicht Truppe :-) “
vdL ist „Chefin“ des BMVg und IBUK – und damit „Chefin der Truppe“ – und Herr Flosdorff ihr Sprecher, oder ?
@Zimdarsen
„Flosdorff vertritt BMVg und nicht Truppe :-)“
Und ebendiese in den Bereichen leider allzu häufig vertretene Auffassung ist m.E. der Kern des Problems!
Wir.Dienen.Deutschland – wer zum Teufel sind dann wir???
Hier noch ein Test, der ungefähr vergleichbar Aussage stark ist wie der jüngste zum G36. Er betrifft den NH 90. Das Szenario heißt „lange Fliegen ohne tanken“. Ergebnis des Testes: der NH 90 weist einen gravierenden Mangel auf! Bei langem fliegen ohne Auftanken leert sich der Tank – und noch schlimmer, bei vollständig entleerten tanke verliert der Hubschrauber seine Flugfähigkeit! Der NH 90 hat deshalb so wie er heute konstruiert ist bei der Bundeswehr keine Zukunft.
Sicher, man kann sich an Details verweilen, ergötzen und sie totdiskutieren. Aber für mich stinkt die ganze Geschichte rund ums G36 zum Himmel. Was mit dem Gewehr auch immer ist, die Damen und Herren geben sich größte Mühe sich bei jeder Gelegenheit zum Obst zu machen und kein Fettnäpfchen auszulassen.
Jetzt fehlt nur noch die zensierte Version des G36-Testberichtes: Jedes Wort gestrichen, nur Satzzeichen und Seitennummern bleiben ungeschwärzt. Zuzutrauen wär es ihnen.
@BlueLagoon
vdL ist “Chefin” des BMVg und IBUK – und damit “Chefin der Truppe” – und Herr Flosdorff ihr Sprecher, oder ?
BMVg – Bw – Truppe sind eben nicht das selbe.
Jens Flosdorff ist Leiter des Presse- und Informationsstabes und Sprecher des Verteidigungsministeriums.
Für die Bw sollte Oberstleutnant i.G. Markus Klebb als der Sprecher des Generalinspekteurs der Bundeswehr verantwortlich sein :-)
Der macht seine so gut, dass ihn keiner kennt :-))
Minister und Ministerium sind Teil der Regierung und gehören nicht der Bundeswehr an.
(…und der GI ? :-)))
Die Bundeswehr hat keine zentrale Führung außerhalb des BMVg, deshalb schiebt man die Verantwortlichkeit hin und her.
@Elahan:
Und was hindert den mit den größten Kompetenzen seit Gründung der Bundeswehr ausgestatteten GI (Dresdner Erlass) bedarfsträgerseitig seit 5 Jahren seine Hausaufgaben zu erledigen? Planung, SE, FüSK alle ihm direkt unterstellt und an das Parlament gibt man unkommentiert Bruchstücke weiter – und die kürzt man auch noch, weil im Vorwort klar wird, dass man weiterhin planlos ist. Obwohl man ja ne Abteilung Planung hat.
Da kann ich woody weiteroben nur zustimmen.
Zum Glück muss v. Seeckt dieses Trauerspiel nicht mehr erleben.
„Über Gräber vorwärts“ hat die Bundeswehr nie verstanden.
Selbst beim Sturmgewehr weiss man nach Jahren nicht mal ansatzweise was man will. Aber man will ein MALE und TLVS beschaffen…?
Nicht nur die Politik, sondern auch die Spitzenmilitärs machen die Bundeswehr national und international lächerlich.
Da hilft auch keine formalistische Unterscheidung zwischen BMVg und Bundeswehr. Es ist das gleiche Personal und der gleiche Ungeist.
@Memoria
Hatte nichts verteidigt, sondern nur beschrieben :-)
Es fehlt die Verantwortlichkeit für die Bw über die politischen Amtszeiten hinaus, außerhalb des Ministerums und das könnte nur ein Generalstab mit Präsident/Vorsitzendem/Sprecher/Marschall oä.
@ Memoria
„Und was hindert den mit den größten Kompetenzen seit Gründung der Bundeswehr ausgestatteten GI (Dresdner Erlass) bedarfsträgerseitig seit 5 Jahren seine Hausaufgaben zu erledigen?“
Ganz einfach:
Das Ergebnis von: „Soldat, ein Job wie jeder andere“ – „Breite vor Tiefe“ etc.
und die daraus resultierende Inkompetenz, gepaart mit unterwürfigem Verhalten in allen Bereichen der Bundeswehr und Politikern, denen nur der eigene Machtausbau und -erhalt wichtig ist.
SPON meldet, dass nun eine Task Force zum Aufspüren von Verwicklungen in der G 36 Affäre ( ich nenne die mal so) gegründet wurde und D.S. ohne Angaben von Gründen seines neuen Postens enthoben worden sein soll.
„Als ersten Arbeitsschritt soll eine extra eingerichtete Prüfgruppe alle „kollusiven Kontakte“ auflisten, so nennt man in der Amtssprache Treffen von Ministeriumsbeamten mit Firmenvertretern außerhalb der Dienstzeiten“ (Spon)
Jetzt wirds spannend Förderkreis Heer, IdLw, Marine-Forum und viele mehr….
UvdL hätte m.M.n. sehr gut daran getan, den Auftrag der „Task Force“ um Staatssekretär Gerd Hoofe nicht nur auf die „Beziehungen im Verhältnis der Dienststellen der Bundeswehr zum Unternehmen Heckler & Koch“ bzw. auf deratige „kollusiven Kontakte“ zu beschränken, sondern die gesamte Amtszeit von D.S. für diesen und einem diesem nachgeordneten Personenkreis als Ermittlungsrahmen und für alle Rüstungsunternehmen vorzugeben (vgl. http://www.spiegel.de/politik/deutschland/g36-task-force-soll-vetternwirtschaft-aufdecken-a-1033888.html).
Dies auch, um einem aktuellen Nachfassen der Medien aus einer eventuell vorhandenen sowie längst betagten, jedoch nicht minder relevanten Urkundslage, zuvor zu kommen. D.h.: “Wenn schon Sch…., dann bitte gründlich und mit Schwung!“ als Vorwärtsverteidigung der großen Aufklärerin und deren Glaubhaftigkeit.
@ Vtg-Amtmann
Das kommt darauf an, was man will: Nach einer Beurteilung der Lage mit Abwägen der Möglichkeiten des Handelns unter Berücksichtigung von Kräften, Mitteln, Zeit und des Gegners hätte vielleicht ein anderer Auftrag gegeben werden können.
Die „Schlagzahl“ der Veröffentlichungen und deren Diversität von internen Ermittlungen zu möglichen bayerischen Arbeitsplätzen in der Causa MEADS lässt aber auch einen anderen Schluß zu: Panik.
Super!
Die Verschlankung der Hierarchien und die Deregulierung schreiten spürbar voran. Ein Sonderbeauftragter mit Büro, sieben Teilprojekte zur Umsetzung der KPMG-Empfehlungen, zwei Taskforces für Starr- und Drehflügler, zwei Kommissionen, davon eine mit externer Unterstützung, jetzt noch eine Task-Force und womöglich noch ein Untersuchungsausschuss. Die Aktivitäten rund um die Beteiligungsgesellschaften und die „Wagenburg der Leitung“ lasse ich mal außen vor. Kein Wunder jedenfalls, dass sich im Organigramm des BMVg seit etlichen Monaten keine Linien mehr finden…
@Klaus Vanselow:
Genau deswegen macht kaum noch einer die Arbeit für die er eigentlich da ist. Jeder Schnipsel Papier, der oben ankommt bindet tausende Stunden Arbeit in den darunterliegenden Ebenen. Die müssen sich oft mühsam erst auf den Stand bringen etwas zu bearbeiten, was eigentlich über Ihrem Level liegt. Gleichzeitig fehlen aber immer noch ein paar Informationen, so dass man es im BMVg trotzdem wieder überarbeiten muss.
@Memoria:
dem GI muss man zugute halten, dass er die letzten eineinhalb Jahre damit beschäftigt war Erklärbär zu spielen.
@all:
Das Problem mit der letzten Reform zeigt sich jetzt so langsam in seiner Gänze. Im BMVg sollte man nur noch strategisch steuern. Damit das funktionieren kann hat man sich hübsche neue Prozesse erdacht. Nur hat man damit etwas benutzt, was nicht zur Mentalität und zu den Bedürfnissen der Bundeswehr passt.
Diejenigen die ein Produkt erstellt weiß oft nicht was er da eigentlich erzeugt und welche Anforderungen die nachfolgenden Bearbeiter wirklich brauchen. Man geht von einem streng deterministischen Handeln aus. Vor der Reform gab es die IAGFA (Integrierte Arbeitsgruppe Fähigkeitsanalyse). In der saßen erstmal alle nötigen Ministeriellen Ansprechstellen und dazu, themenbezogen, Fachpersonal aus den Organisationsbereichen. Das war sicherlich nicht ideal, aber geeignet die Kommunikation im BMVg zu verbessern, sei es auch nur um Vorabsprachen zu treffen.
Mit der Abschichtung von Zuständigkeiten in das Planungsamt und die Ressourcenämter sowie der Ausgliederung der Inspekteure und deren Dislozierung hat man ein schwer zu koordinierende Organisation geschaffen und es dieser dann auch noch selbst überlassen sich zu koordinieren. Weil der Dienstweg oft nicht zum Erfolg führ läuft fast alles was wichtig ist an Ihm vorbei.
Da wo die Prozesse sinvoll sind leisten sie auch ganze Arbeit. Die Reisevorbereitung z.B. klappt super. Nur ist die halt auch wesentlich einfacher als ein Rüstungsprojekt.
Unter bezug auf SPON vom 15.05.2015 „Affäre um Gewehr G36 Task Force soll Vetternwirtschaft im Wehrressort aufdecken“:
Sollte sich eine mögliche „Vetternwirtschaft“ tatsächlich nur im Zusammenhang mit dem Thema G36 vermuten lassen?- Mir fehlt der Glaube!
Und wäre es nicht eigentlich zwingend, die Nähe einzelner PolitikerInnen zu der Rüstungsindustrie mal einer kritischen Würdigung zu unterziehen!?- Denn „Vetternwirtschaft“ ist nur ein Symptom,- und nicht das eigentliche Übel …
re: Klaus Vanselow
Alles Teil der sich jetzt zwangsläufig entwickelnden „Eigendynamik“!- Es wird auch noch alles ein bißchen chaotischer!- Und die Leitung des Hauses wird mehr als einmal den Überblick verlieren,- bis dann alles wieder zu einer Ordnung zurückfindet!
Jetzt einfach laufen lassen. Hier zählt nur das Ergebnis,- nicht wie es erreicht wurde …
Ihr habt gesehen, dass es einen neueren Thread zum Thema G36 gibt, und setzt die Debatte sinnvollerweise dort fort?