Das G36 ist tot, lang lebe das G36
An so einem langen Wochenende mit Brückentag gehen manche Dinge unter, und auch ich habe es erst mit Verzögerung begriffen: Nachdem Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am 22. April öffentlichkeitswirksam verkündet hatte, das G36 habe in der Bundeswehr keine Zukunft (wenn auch mit dem vorsichtigen Zusatz in der jetzigen Konstruktion), stellt jetzt Generalinspekteur Volker Wieker die Truppe darauf ein, dass das G36 vielleicht doch eine Zukunft in der Bundeswehr habe – eventuell mit Nachbesserungen.
Das hat Wieker bereits am 13. Mai in einem Video-Interview mit Bundeswehrmedien verkündet; als Aufmacher der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung Bundeswehr aktuell (Bild oben) wird das jetzt aber intern noch mal richtig deutlich gemacht:
Ob das Sturmgewehr G36 durch ein neues ersetzt werden muss, ist „völlig offen“. Das hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Volker Wieker, im Interview mit der Redaktion der Bundeswehr gesagt.
Die Soldaten seien vorerst gefordert, sich auf die fest gestellten Mängel einzustellen. (…)
Zum jetzigen Zeitpunkt sei noch nicht klar, ob Nachbesserungen am G36 möglich seien. Zu den von unabhängigen Experten festgestellten Mängeln am Standardgewehr sagte Wieker: „Es sind unter schiedliche Ursachen festgestellt worden, die im Einzelnen noch zu bewerten sind.“
Die Streukreisaufweitung durch schussindizierte Wärme hänge wahrscheinlich mit dem Rohr zusammen. Wieker: „Also muss man Veränderun gen am Rohr vornehmen.“ Die Treffpunktverlagerung durch klimatische Bedingungen habe hingegen vermutlich mit dem Verbundstoff zwischen dem Rohr und der optischen Einrichtung zu tun, so dass es zu Verziehungen komme.
Nun richtet sich Wiekers Aussage natürlich vor allem nach innen, in die Bundeswehr – um der Truppe das Gefühl zu nehmen, dass sie nur mit einem Schrottgewehr unterwegs sei. Aber nachdem die plakative Aussage der Ministerin (ungeachtet der Einschränkung) öffentlich so verstanden wurde, als könnten die Soldaten ihre Standardwaffe gleich auf dem Wertstoffhof abgeben, ist es eine behutsame (und dennoch recht deutliche) Korrektur.
Unterm Strich: Trotz jahrelangem Hin und Her bei den verschiedenen Untersuchungen, trotz des als abschließend verstandenem Untersuchungsergebnis mit dem Bericht verschiedener Stellen ist so gut wie alles noch unklar. Neue Waffe, Nachbesserung am vorhandenen G36? Noch weiß keiner, was nötig ist.
„Mittelfristig müssen wir uns natürlich Gedanken darüber machen, wie wir das Problem insgesamt lösen“, sagte General Wieker.
zitiert Bundeswehr aktuell den Generalinspekteur. Mittelfristig – das wären etwa die vier Jahre, die schon seit ersten Meldungen über Treffprobleme beim G36 vergangen sind?
Welches Problem?
Solange immerwährender Friede herrscht, ist das Verhalten der Landesverteidiger (um das mal nicht nur auf Bundeswehr zu beschränken) lediglich Geldverschwendung.
Gefährlich wird’s, wenn man den Laden dann mal tatsächlich braucht.
Ist dann ungefähr so, als ob die Feuerwehr beim ausgebrochenen Großbrand erst merkt, dass die Schläuche alle platzen und die Pumpen explodieren, wenn man richtig Druck drauf macht. Beim „üben“ hat man halt immer nur mit wenig Wasserdruck gearbeitet …
Gibt eben doch gute Argumente für „Train as you fight …“! Ein Gewehr, was absehbar ausfällt, wenn man es „wie im Krieg“ benutzt, ist halt nur eine Schießstand-Deko-Waffe. Für den Grundbetrieb mag das ganz nett sein. Für den Ernstfall sollte man aber richtige Ausrüstung im Depot haben.
Die „10 Jahre Vorwarnzeit“ sind schon länger am Laufen. So langsam sollte man in die Puschen kommen.
Mittelfristig ist für die Bw wohl eher 10 Jahre, habe ich den Eindruck.
Angesichts der sich in den Quellen seit 2010 häufenden Berichten über erhebliche Probleme mit dem G36 und der damit zusammenhängenden Tests, stimmt die immer wieder zu hörende Meinung, es gebe keine Probleme, schlicht nicht. Es stimmt auch nicht, dass es keine Hinweise aus Afghanistan gebenen hat oder dass die Abweichungen nur in dem angeblich unrealistischen Hinterhaltszenario für den Prüfbericht gegeben habe.
Auch wenn es in diesem Blog nur ein Nebenthema ist, scheint mir das G36 in der Tat zum machtpolitischen Instrument in der Koalition zu werden. Insofern überdeckt die Skandalisierung zulasten der Bundesverteidigungsminsisterin in der Tat die notwendige Suche nach der besten Lösung für die Soldaten. Ganz nebenbei sollte meines Erachtens die Verbindung von H&K in das BMVg durchleuchtet werden. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gerade gering, dass bei einer – teilweisen – Nachrüstung der Hersteller den Auftrag bekäme.
So haben es viele hier bereits beschrieben. Kurzfristig optimieren und weiterhin den Entwicklungsprozess für ein neues System Strumgewehr einleiten um in 5-10 Jahren eine bessere Waffe verfügbar zu haben. Ebenso wurden bei AG bereits die Zusammenhänge mit IDZ etc. aufgezeigt. Somit war klar, dass es keine schnelle und einfache Lösung geben wird. Irgendwie nix NEUES.
Ist nicht im Grunde in diversen threads zum Thema alles gesagt, gedacht, vorgeschlagen. Was kann da noch kommen, denke nichts mehr. Es bleibt wohl nur abzuwarten, was entschieden wird. Alle Argumente liegen auf dem Tisch der Entscheider, ggf ausgenommen die finanziellen, oder?
Vielleicht sollte mal darüber nachgedacht werden ein zweites zusätzliches bereits entwickeltes Standardgewehr (z.B. G28) für zukünftige Auslandseinsätze zu beschaffen und somit das G36 langsam aus der Truppe nehmen zu können. Die derzeitigen Diskusionen langweilen die Soldaten eher. Da werden Lösungen gebraucht. Vielmehr sollten sich alle mit der Beschaffung von Wehrmaterial beauftragten auf das Wesentliche konzentrieren und ihr Bestes für die Männer in Uniform tun.
Was kümmert mich mein Geschwätz von Gestern?
Da wurde nun medienwirksam aufgeklärt, durchgegriffen und eine Entscheidung getroffen.
Diesen Effekt hat vdL mitgenommen und nun geht es zurück zum Alltag in der Bundeswehr:
– klar da gibt es Probleme
– Jungs so schlecht sind wir gar nicht was Ausrüstung usw. angeht
– durchhalten und weiterhin schön aus „Scheiße Gold machen“
Es ist klar, dass ein neues Sturmgewehr nicht in 2 Jahren eingeführt werden kann, dann hätte man vorher aber auch nicht so tun müssen, als wäre das G36 waffentechnisch ein NoGo und den Soldaten im Einsatz nicht zumutbar.
Ein so „preiswertes“ und wenig komplexes Rüstungsprojekt wie ein Sturmgewehr sollte die Politik und Wehrverwaltung doch hoffentlich noch hinkriegen.
Das es bei Drohnen, Hubschraubern und Transportflugzeugen nicht klappt, damit hat man sich ja schon abgefunden.
Die Antwort der Soldaten wird vermutlich eindeutig ausfallen: „Danke für die Info, Herr General. Was ist jetzt nochmal genau die Neuigkeit?“.
Was ist da eigentlich in enger Verstrickung mit dem Hersteller die ganze Zeit vertuscht worden? Etwa, dass das G36 einen Kompromiss zwischen den Forderungen nach geringem Gewicht, hoher Zuverlässigkeit, einfacher Handhabbarkeit und geringen Kosten darstellt und damit die von einem Sturmgewehr zu erwartende Präzision und Durchsetzungsfähigkeit erreicht – aber eben keine Wunderwaffe ist?
Böse, böse…
Hmm, wem sol ich jetzt glauben?
Der Verteidigungsministerin, die das G36 weghaben will oder dem General, der sagt, dass das G36 zukunft haben soll? Achso, mit dem testen, nachtesten, prüfen, nachprüfen ist man ja auch noch nicht fertig. Da ist es ja klar, dass man sich noch nicht entscheiden kann.
Gab’s eigentlich irgendetwas ‚offizielles’/dienstliches für die Soldaten, was mit dem G36 abläuft oder darf man sich da nur in der (Fach)Presse informieren? (Hatte 2 Wochen Urlaub…)
Ansonsten ist das doch das typische Bundeswehr-Führungsverhalten:
1.) Ein Wolf wird vor dem Block geparkt
2.) Immer mehr Wölfe werden vor dem Block geparkt
3.) Nach einiger Zeit kommt der Befehl: „Es werden keine Wölfe vor dem Block geparkt.“
4.) Einige Tage später parkt ein Wolf vor dem Block
5.) Wieder zu 1.)
Klappt offensichtlich im kleinen genauso wie im großen.
Laut meiner Glaskugel wird man noch weitere Tests durchführen, sich dann nach anderen Waffen umsehen, dann feststellen, dass das G36 doch funktioniert und billiger als eine Neubeschaffung ist, prüfen ob Änderungen Verbesserungen bringen, feststellen, dass das auch Geld kostet und wieder Tests durchführen.
Noch einmal: welches Problem? Erwiesen ist, dass das G36 eine Leistungsgrenze hat, nicht ob dies ein Probleme darstellt. Nach der Veröffentlichung des Vorwortes zum Test ist dies eine unbestreitbare Tatsache.
@M.Steffen:
Können sie auch noch irgendwas sinnhaftes zu dieser Diskussion beitragen?
Sie haben es nämlich immer noch nicht kapiert, dass das G36 nicht nur ein „Labor-Hinterhalt-Szenario-Heißschießproblem“ hat.
Deshalb wiederholen Sie hier gebetsmühlenhaft, dass es kein Problem mit der Waffe gibt.
Wenn es für Sie bereits ein Grenzbereich für ein Sturmgewehr ist, wenn man es 3 Stunden in die pralle deutsche Sommersonne legt und sich dann der Treffpunkt deutlich verlagert hat, gebe ich Ihnen Recht, ein echter Grenzbereich. Allerdings auch nur für das G36, alle anderen Sturmgewehre können das ab.
@flaOffz
Ich will Ihnen das gern glauben. Wo ist die Vergleichsstudie die Ihre Behauptung belegt?
Ah,
Sie gehören auch zu der Gruppe der „HK-Fanboys“ die grundsätzlich nur den Vergleichsstudien glauben, die auf dem HK-Werksgelände von HK-Mitarbeitern mit HK-Werkswaffen geschossen werden.
Dann kann ich Ihnen nicht helfen, solche Studien habe ich nämlich nicht griffbereit.
Für meinen Teil wundert mich nichts, was man bei den Ergebnissen der WTD in den letzten Jahren an Auffälligkeiten am G36 festgestellt hat,denn ich habe genug Schießen miterlebt wo das G36 ebenfalls dieses Verhalten, Trefferverlagerung aufgrund äußere Temperatur-einflüsse und Streukreisaufweitung/Trefferverlagerung auf Grund Heisschießen, gezeigt hat. Aber vermutlich wurde da mal mit, mal gegen die Erddrehung geschossen, weshalb die Ergebnisse dort nicht verwertbar sind. In der Truppe kann halt niemand schießen, im BMVg (vor April 2014) und bei HK schon.
Das Leben bringt Tatsachen zum Vorschein, die durch Studien nur verwässert werden.
Und diese Tatsachen sind: AK-47, AK-74, G3, DIEMACO C7 (CDN M-16).
@FlaOffz
weit gefehlt. Ich halte es nicht für ausgeschlossen das es Probleme mit dem G36 gibt. Ich verstehe nur nicht warum es so schwer sein soll das Problem nachzuweisen. Eine Studie – egal von wem – die ihre Behauptung belegen würde gibt es nicht.
@FlaOffz
Sie sprechen hier einen Punkt an, den ich mich schon seit Beginn der Diskussion gefragt habe: Sind wirklich „alle anderen Sturmgewehre“ unempfindlicher im Bezug auf Treffgenauigkeit im heißgeschossenen Zustand und sich verändernde Umgebungsbedingungen?
Soweit ich die bislang öffentlich gewordenen Details des Berichts verstehe wurde nur festgestellt, dass mit dem G36 unter den verschiedenen Testbedingungen eine deutliche Abnahme der Treffgenauigkeit festgestellt wurde, während eine nicht näher spezifizierte Vergleichswaffe, bei der es sich vermutlich um das HK416bw handelt, deutlich besser abgeschnitten hat. Allerdings hat dieses, soweit ich es verstanden habe die geforderte Treffsicherheit auch nicht erreicht, wenn auch nur knapp nicht.
Nun ist das HK416bw wohl kein normales Sturmgewehr sondern eine Modifikation der Basiswaffe HK416 als leichtes MG. Ob dieses in dieser Konfiguration den sonstigen Anforderungen, die das G36 seinerseit erfüllen sollte, genügt, wurde bisher nicht thematisiert. So wären z.B. die Fragen nach Gewicht und Preis interessant.
Unbeschadet davon fehlt mir in der Diskussion bisher die Erörterung der Frage, was ich ich von einer rund 20 Jahre alten massenproduzierten Ordonnanzwaffe eigentlich realistisch erwarten darf. Kurz: Wie gut hätten in diesem Test eigentlich z.B. die Waffen M4/M16, AK47/74, G3, Steyr AUG, Beretta AR70/90, SIG 550 und dergleichen abgeschnitten? Wie gut sind neuere Waffen wie das HK416 oder das FN SCAR in der normale Konfiguration als Sturmgewehr? Wenn diese Waffen in den Tests ebenfalls deutlich besser abschneiden als ein G36, dann kann man mit Fug und Recht behaupten, dass das G36 als Waffe problematisch ist. Falls sie das aber nicht tun, muss man die Frage stellen, ob hier nicht eine überzogene Erwartungshaltung vorliegt.
M.Steffen: „Eine Studie – egal von wem – die ihre Behauptung belegen würde gibt es nicht.“
Zumindest scheint es extrem schwierig zu sein, da ran zu kommen. Vermutlich wegen einer Einstufung als VS. Möglicherweise scheut man auch die auszugsweise Veröffentlichung, um einer juristischen Konfrontation mit den Herstellern der Vergleichswaffen aus dem Wege zu gehen. Ich gebe zu, das ist wie „Kaffeesatzleserei“.
@All
Die fachliche Diskussion „trifft es oder trifft es nicht“ ist doch längst unter den Tisch gefallen.
Um diese führen zu können müsste doch deutlich mehr Transparenz bei den durchgeführten Tests herrschen.
Aktuell erinnert mich dies Diskussion an eine unseriöse Studie, bei der man das Pferd von hinten aufzäumt, um ein gewünschtes Ergebnis wissenschaftlich bestätigt zu bekommen.
Letztendlich ist jedem klar, dass das G36 mal mehr und mal weniger geeignet ist, in den ihm zugedachten Rollen.
Das interessante an diesem Artikel ist doch die unterschiedliche Kommunikationsstrategie von Ministerin und GI.
Wen wundert es, wenn Soldaten und Bürger verwirrt sind, wenn die Führung der Bundeswehr nicht einmal in der Lage sich festzulegen, was den nun, nach medialer Schlammschlacht, Sache beim G36 ist.
Mir persönlich drängt sich da leider der Gedanke auf, dass da im Ministerium noch viel mehr heiße Luft durch die Gänge wabbert.
Welche Kompetenzen dort (noch) vorhanden sind erschließt sich mir leider immer weniger.
Motivieren tut man mit solch einem Verhalten weder Aktive noch Reservisten und der Rest der Bevölkerung schüttelt eh nur noch den Kopf.
11 Gebote für den Gewehrschützen
1. Behandle Deine Waffe richtig und pflege sie sorgfältig!
Dann wird sie Dich nie im Stich lassen; sie wird Dir die
Überlegenheit im Feuerkampf sichern! Du kannst von
Deiner Waffe aber nicht verlangen, dass sie trotz Verschmutzung,
mangelhafter Pflege und falscher Handhabung
einwandfrei schießt. Eine solche Waffe gibt es
nicht!
Guten Tag,
ich habe oben einmal die eines der 11 Gebote des Gewehrschützen zitiert, die hier der ein oder andere kennen könnte. Natürlich ist die Bundeswehrvorschrift für das G36 Verschlusssache und nicht für die Öffentlichkeit gedacht, somit will ich hier auch keine Auszüge daraus darstellen, aber zitieren sei mir erlaubt.
In dieser Vorschrift kann man lesen, dass diese Waffe eine, mit messbaren Werten untermalte, Leistungsgrenze hat. Des weiteren ist die Art und Weise der Handhabung sehr deutlich dargestellt. Und zu allem Überfluss kann man auch darin lesen, das die Präzision bei Nichtbeachtung dieser Regel deutlich leidet.
Nehme ich ein MG3 und führe die Munition einzeln zu, um damit präzises Einzelfeuer zu schießen, werde ich feststellen, dass ich wohl damit schießen kann, aber die Präzision eines G22 nicht erreiche. Was nun? Studie die das belegt…… und ab die Post Rheinmetall an den öffentlichen Pranger…., oder was?
Was will ich damit sagen. Ich kenne so gut wie keinen Bediener, der sich mit dem G36 auskennt und darüber ein so schlechtes Urteil abgibt. Vielleicht liegt es daran, das die Leute wissen, was technisch mit ihrer Maschine geht und was nicht. Ich frage mich nur, warum diese Menge an Kennern so leise bleiben. Schade.
„Ich kaufe meine Hobbyhandwerkermaschinen viel lieber nach einer Empfehlung des Handwerkers, als nach einer des Ingenieurs.“
Zu den Vergleichswaffen kann ich durch eigene Erfahrung sehr gut bestätigen, das diese auch ihre Leistungsgrenze haben, die nicht sehr weit (in beide Richtungen) von der hier diskutierten liegen. Leider kann ich das nicht mit einer fundierten Studie beweisen.
Mein Appell: Leute mit Ahnung meldet Euch und ihr anderen, hört sie an!
@ FlaOffz
Wenn sich beim G36 nach 3 Stunden praller Deutscher Sommersonne nachweisbar der Treffpunkt verlagert/der Streukreis deutlich erweitert, wird ein ein dickeres Rohr das „Problem“ bei einem wie auch immer verbesserten G36 doch nur auf der Zeitachse verschieben, oder liege ich hier vollkommen falsch?
Dieses ganze Theater um das G36 ist bezeichnend für die Bundeswehr. Noch eine Taskforce, noch mehr Gelaber, noch mehr Vorlagen, aber kein Handeln.
Das G36 erfüllt heutige Anforderungen nicht mehr? Dann brauchen wir wohl ein neues Sturmgewehr. Das Delta zwischen den aktuellen und den alten Anforderungen ist auch bekannt, schließlich haben ja WTD & Co. darauf getestet.
Also: Bedarf feststellen (wie viele 1e5 Gewehre brauchen wir, Schätzkosten veranschlagen, HHM freigeben), alte Leistungsbeschreibung aktualisieren, Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb (wg. Feststellung der Leistungsfähigkeit zum Liefern von tausenden von Gewehren) starten, Auswerten, Zuschlag erteilen, liefern/abnehmen lassen.
Zu einfach für die Bundeswehr. Entweder tötet man das über SASPF. Oder man verliert sich in Arbeitskreisen für ein Future Combat Rifle und akademischen Diskussionen über Laborbedingungen für die Abnahme.
Hallo, es geht um ein Gewehr? Lösungen gibt es zu Hauf auf dem Markt! Und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Bundswehr für ihre Brunnenbohr- und Seenotrettungsoperationen derart exorbitante Anforderungen hat, dass sämtliche COTS-Sturmgewehre nicht bestehen…
Aber was reg ich mich auf. Vielleicht sollte ich lieber eine Söldnereinheit gründen, um der Bundeswehr Instandsetzung im Einsatzland anzubieten…
@nur 2 Cent
„Das Delta zwischen den aktuellen und den alten Anforderungen ist auch bekannt, schließlich haben ja WTD & Co. darauf getestet.“
Leider gerade nicht!!
@M.Steffen
Woher wissen Sie das den so genau?
@M.Steffen: Zugegeben eine Überspitzung meinerseits, aber es wurden Versuche durchgeführt, die zum Stein des Anstoßes wurden. Also sind sie relevant für eine Änderung der Anforderungen. Als Opposition würde ich das fordern — und mich dann über das Winden des BMVg freuen. ;-)
Nun ja, wenn, wie andernorts durchgesickert nur ein(!) weiteres Produkt aus dem Hause H&K den neuerlichen Test der Bundeswehr „gut“ abgeschlossen hat, und es muss davon ausgegangen werden das es sich beim Probanden um das HK416Bw, ein leichtes Maschinengewehr, gehandelt hat, dann kann es mit der geforderten Fähigkeit aller anderen verglichenen Sturmgewehre nicht so weit her sein.
Sobald man etwas gegen die Vorgänge rund um das G36 sagt wird man sofort als „HK Fanboy“ tituliert. Leider gibts ausser viel Hörensagen keine Beweise. Das einzige was nachvollziehbar ist, wenn vielleicht auch nicht unter den ‚richtigen‘ Bedingungen, ist ein amateurhaftes Video aus den USA. Produziert von 2 Mann in ihrer Freizeit.
Wieviel Mann waren am Test des G36 bei der Bundeswehr beteiligt? Die ganze Geschichte ist eine Schmierenkomödie. Wenn man sich anschaut was das G36 die Bundeswehr gekostet hat.. Das sind Peanuts gegenüber so manch anderen bekanntgewordenen Bauchlandungen.
Die BW hat genau das bekommen was sie bestellt hat. Eine hippe, cool aussehende Plastikplempe wo vorne Blei rauskommt. Und das wird jetzt von den „HK“ und „5.56×45“-Hatern versucht dem Hersteller anzulasten wo es nur geht.
Alte Anforderungen / neue Anforderungen, genau hier liegt doch ein Teil des Problems. Hätte man Anfang/Mitte der 90er ein Testverfahren gehabt, dass Präzision und Streuung bei unterschiedlicher thermischer Einwirkung (extern/intern) untersucht hätte, wäre schon damals aufgefallen, dass das G36 etwas tut, dass zumindestens das M16, das StG 90 und das Steyr AUG nicht bzw. in viel geringerem Maße tun (andere Sturmgewehre vermutlich auch, aber dort fehlt mir die pers. Erfahrung).
Bitte nicht vergessen, die seinerzeit 2012 bei der WTD als Vergleichswaffen genutzten Waffen waren M16. Allerdings „lag“ es ja damals an der MEN-Munition die die Zentrallogistik der WTD zugewiesen hatte. Komischerweise kamen die M16 mit dieser trotzdem sehr gut zurecht, weshalb einige Sehende ja bereits bei der MEN-Nebelkerze vom Februar 2014 ahnten dass diese wohl ins BMVg zurückrollen könnte.
Bitte nicht vergessen, das G36 wurde als Sturmgewehr der Krisenreaktionskräfte der Bundeswehr beschaft. In Deutschland hat das G36 ein recht kleines Präzisionsproblem bei Hitze, in heissen (und feuchten) Gebieten aber ein größeres.
Hätte man die Auffälligkeiten damals 1994/95 festgestellt, man hätte die Waffe schon damals als für die KRK als nicht einsatztauglich bewertet.
-Trennung –
Ist eigentlich schon jemand aufgefallen, das bei dem verlinkten Bundeswehrbild der Bereich der Gasentnahme als zweite Problemstelle markiert ist, obwohl es dort keine Verbindung zwischen Rohr und Gehäuse bzw. Visiereinrichtung gibt? Tatsächlich scheint doch aber der Bereich Gehäuse um das Patronenlager/Rohrhaltemutter die Problemstelle.
Ich fände es grandios wenn endlich der Testbericht in seiner Gänze veröffentlicht werden würde. Darin müsste ja zu sehen sein wo konkret das Problem besteht. Alle Vermutungen wären damit unnütz und man müsste sich nicht in Foren und Blogs virtuell die Köpfe einschlagen was mit dem Gewehr nicht stimmt.
Ganz frech sage ich mal: Für das was die Plempe kostet ist sie doch anscheinend ganz OK. Wo Billigheimerei und Sparen um jeden Preis hinführt sieht man ja an anderen Problemen der Bundeswehr.
@DerDude „Die BW hat genau das bekommen was sie bestellt hat. Eine hippe, cool aussehende Plastikplempe wo vorne Blei rauskommt. Und das wird jetzt von den “HK” und “5.56×45″-Hatern versucht dem Hersteller anzulasten wo es nur geht.“
Mit Verlaub, werDer Dude, Ihrer Bewertung der Waffe kann ich nicht zustimmen. Zumindest bis zum Jahre 2008 schossen die Waffen, welche meine Soldaten und ich selbst (in Einsatzvorbereitung wie auch im Einsatz) führten, unseren Erwartungen entsprechend präzise.
Trennung
Das HK416Bw ist eben kein lMG, sondern ein StuGw. Wenn in den Verlautbarungen der Fa. etwas anderes steht oder zu hören ist – das ist sog. „Bullshit“ (liegt an den PR-Amateuren bei H+K . Man schreibt bei denen gegen Wände, weil diese bei ihrer Rundum-Verteidigung im Bereich der Begrifflichkeiten den Überblick verloren haben.) Gleiches gilt m.E. in ebendieser Angelegenheit auch für den Bereich des „Fachjournalismus“.
@Hans Schommer
Das hatte ich ja in meinem 2. Absatz geschrieben: „Für das was die Plempe kostet ist sie doch anscheinend ganz OK“. Wenn die Probleme mit dem G36 so eklatant und offensichtlich sind, müsste es doch ein Leichtes sein diese zu offenbaren. Das aus der Sache ein riesen Geheimnis gemacht wird bestätigt mich in meinem Gedanken das hier etwas nicht stimmt.
Und mit Verlaub, wenn der Hersteller das HK416Bw dieses als LMG bezeichnet (man vergleiche Laufkontur mit dem des MG36) wird er seine Gründe dafür haben. Das anscheinend(!) kein weiteres Sturmgewehr so „gut“ wie das HK416Bw abgeschlossen hat lässt zusätzlich die Frage in mir aufkeimen: Sind die Ansprüche (bewusst) zu hoch?
Aber wie sagt man so schön: Wir drehen uns im Kreis. Ich bin gespannt was die nächsten Monate noch für ‚grandiose‘ Enthüllungen bringen.
@derDude: Monate wird es nicht mehr dauern……
@DerDude: „Und mit Verlaub, wenn der Hersteller das HK416Bw dieses als LMG bezeichnet (man vergleiche Laufkontur mit dem des MG36) wird er seine Gründe dafür haben.“
Ja – man dreht sich im Kreis. Ich bin Soldat a.D., hätt wohl nach dem Chaos der letzten fünf Jahre meine Ruhe versient (sagt meine Frau). Ich schreib jetzt aber Herrn Heeschen mal einen Brief. M.E. bedarf die PR-Arbeit des Unternehmnes dringend einer Überprüfung. Dabei geht es mir natürlich nicht um die Interessen der Firma, sondern um die durch deren PM-Quacksalberei erzeugte Verunsicherung bei der Truppe. Und das ist m.E. nicht mehr tolerabel.
@der_Andreas
Sie meinen die hier bereits im April 2012 zitierte Dienstanweisung?
@all
So gegenseitige Vorwürfe nach dem Muster HK-Fanboy kommen hier nicht so gut.
@derDude: in der aktuellen Ausgabe 21/2015 des Spiegels stehen zwei Seiten mit „News“
Unter Waffenbrüdern
Rüstung Verteidigungsministerin von der Leyen will die engen Bande zwischen Ministerium und Heckler & Koch kappen. Sie riskiert, vom Sog der G36-Affäre mitgerissen zu werden.
Zitat: „Wiederholt sich die Affäre G36 also, nur dass es dieses Mal um das MG5 geht?
Offenbar hat die Rüstungsabteilung des Ministeriums auch in diesem Fall Mitbe- werber aus dem Rennen gekegelt, sodass Heckler & Koch als alleiniger Bieter übrig geblieben ist“ Zitat Ende.
Das G36 ist als Ordonnanzwaffe eingeführt worden, während der letzten zwei Jahrzehnte… Aber ist das zukunftssicher?
Wäre es evtl. zielführend, wenn nunmehr das Tavor TAR-21 erworben würde? Deutsches Marine-Großgerät wird gern in der IDF zugeführt, das ist sicherlich hilfreich, um eine Lizenz zur Fertigung hier in Deutschland zu erhalten bzw. einen Direkterwerb bei Israel Weapon Industries durchzuführen?
@Mediator:
„Ein so “preiswertes” und wenig komplexes Rüstungsprojekt wie ein Sturmgewehr sollte die Politik und Wehrverwaltung doch hoffentlich noch hinkriegen.“
Zum G36 ist ja schon alles mehrfach gesagt.
Zu ihrer Bewertung eine allgemeine Anmerkung:
Auch beim G36 ist einer der Hauptverantwortlichen der Bedarfsträger. DER bekommt es seit Jahren nicht hin die Einsätze konsequent auszuwerten und entsprechende Forderungen zu stellen. Besonders offensichtlich ist das beim G36.
Aber die Probleme in der Rüstung kann man natürlich immer leicht auf Politik und Rüstungsbereich abwälzen.
Gääähn.
@ Hans Schommer
@ DerDude
Der Unterschied der Laufkontur und -dicke ist zwischen G36 und den Zivilversionen des HK416 (MR223) und HK417 (MR308) augenscheinlich.
Das HK416 hat meiner Ansicht nach den gleichen „dicken“ Lauf wie das HK417.
Der Lauf hat bei beiden einen deutlich größeren Umfang aber an den des MG3 kommen beide nicht heran.
@ FlaOffz
Sehe ich ähnlich, dass das „Problem“ im Bereich Patronenlager/Rohrhaltemutter liegt
@Memoria
Wie hätte der Bedarfsträger feststellen sollen, dass das G36 in Grenzbereichen einen größeren Streukreis hat?
Trefferaufnahme, Schießbock, Laborbedingungen uvm waren wohl nicht vorhanden?
Noch immer ist nicht geklärt ob eine andere Ordonanzwaffe besser wäre (Gewicht, Wartbarkeit, Zuverlässigkeit, Preis uvm).
Für min 80% der Truppe ist das G36 ausreichend (wenn es nicht durchgeschossen ist) der Rest benötigt für den entsprechenden Einsatz die entsprechenden Waffen einschl. richtigem Waffenmix.
re: Peter Pan
Ich vermute mal, dass die Frage nach einer u.U. möglichen und noch aufzuklärenden „Vetternwirtschaft“ sich nicht nur thematisch auf das G36 bezog, sondern schon umfassender zu verstehen ist …
@Memoria | 17. Mai 2015 – 5:29
„Aber die Probleme in der Rüstung kann man natürlich immer leicht auf Politik und Rüstungsbereich abwälzen.
Gääähn.“
Was die Auswertung der Einsätze durch die Bundeswehr und daraus gezogene Konsequenzen angeht gebe ich ihnen völlig Recht. Hier herrscht großer Mangel
Ich würde sogar soweit gehen, dass man sich in manchen Bereiche komplett der Analyse der „Ist“ Situation verschließt, weil sich daraus Forderungen ergeben, die sich politisch nicht durchsetzen lassen.
Insofern wird teilweise nicht ausgewertet was politisch nicht sein darf.
Rückwirkend lässt sich aus einem aktenkundigen Ausrüstungsmangel trefflich politische Munition gewinnen, im Sinne von: „Sie haben bereits 2010 von einer Gefährdung der Truppe gewusst und nichts unternommen?“
Viele Probleme sind also durchaus politisch verursacht, weil die Militärs in entsprechender Position so konditioniert sind, dass sie nur melden was gehört werden soll.
Weiterhin ist es sicher auch eine politische Entscheidung, wenn nicht das Beste, oder bereits vorhandene Produkt bevorzugt wird, sondern aus rüstungs- und industriepolitischen Gründen eine Neuentwicklung, mit all ihren Problemen angestrebt wird.
Wird das Projekt dann noch mit 1000 Nachforderungen durch den Bedarfsträger im Laufe der Entwicklung modifiziert, dann kann es nur noch teurer werden und länger dauern.
Bitte helfen Sie mir jedoch auf die Sprünge ob ich ihr „Gääähn“ im Sinne von
„nichts neues alles schon bekannt“ oder „immer die gleichen vorgeschobenen Rechtfertigungsversuche“ interpretieren sollte.
@ Mediator
Guter und treffender Beitrag zur Einsatzauswertung.
FAZ-Online vom 17.05.2015 (siehe „Rüstungsindustrie Heckler & Koch forderte Schutz vor feindlicher Übernahme“) hat noch einen ergänzenden Hinweis zum „MAD-Szenario“ …
re: audio001
Dann wollen wir mal stark hoffen, das dies umfassender zu verstehen ist :-)
Wenn das stimmt, was der Spiegel hinsichtlich der MG5 Ausschreibung und dem G28 geschrieben hat, dann ist das ja m.M.n. fast so skandalös wie die G36 Affäre
Nach Welt-Online vom 17.05.2015 („Exportprobleme bescheren Heckler & Koch rote Zahlen“) hat Heckler & Koch wohl auch noch ein grundsätzliches Problem zu lösen!?
Wie war das noch einmal mit dem „Rating“ von Heckler & Koch?- Und war in diesem die aktuelle Zahlenlage 2014 schon berücksichtigt?
@mediator
Zustimmung, siehe Neuausrichtung.
Viele nun heute ersichtlich unsinnige Entscheidungen, vor allem vor dem Hindergrund der fehlenden Absprache mit TSK, NATO und EU werden ebenfalls aus Rücksicht auf die Politik nicht klar angesprochen.
Ja, G36 ist im Moment eines unserer kleinsten Unklarheiten.
Den größten Verlust an Schlagkraft haben wir beim Personal, Munition und der Abstimmung in Bw/NATO u EU
re: audio001
FAZ-Online vom 17.05.2015 (siehe “Rüstungsindustrie Heckler & Koch forderte Schutz vor feindlicher Übernahme”)
Dafür, das HK nunmehr einige Tage Zeit hatte um sich hier einen plausiblen Grund einfallen zu lassen, ist die „Story“ von der feindlichen Übernahme recht dünn…..passt für mich ins Bild…die Geschichte trifft genau so, wie ein heißgeschossenes G36 . . .
Was ist denn medial (und hier) los? Wer blickt denn mal in Richtung Relevanz?
176.000 x 1.500 DM = kleiner 200 Mio €. Das ist GAR NIX bspw. allein im Vergleich zum F&T in den Programmen FEMALE (oder wie auch immer das Ding heißen wird, TLVS/ MEADS – oder zur Lösung der vielen technischen Probleme bei A400M und NH90.
Und das BMVg gleicht einem „Hühnerhaufen“?
Vielleicht kann uns HK ja mal erklären, wie ein SSG plötzlich zu einem leichten Maschinengewehr morpht, wenn es denn der eigenen Schutz-Argumentation dient. Denn genau dieses HK416Bw wurde im Rahmen der Ausschreibung SSG-KR für Feldjäger und KSK geliefert.
Scheint fast so, als ob „Flinten-Uschi“ jetzt die Felle wegschwimmen könnten und sie daher durch panischen Aktionismus ihren Laden handlungsunfähig task-forced.