Was ist los bei Heckler&Koch? Geschäftsführer Ihloff ist raus… (Update)
Die Oberndorfer Firma Heckler&Koch, für ihre Handfeuerwaffen weltweit bekannt und einer der wichtigsten Ausrüster der Bundeswehr, steht derzeit an verschiedenen Fronten unter Druck. Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens, Einschränkungen beim Rüstungsexport und zunehmende Kritik an Waffenlieferungen nach Mexiko machen dem schwäbischen Mittelständler zu schaffen.
Da fällt dann auf, wenn auf eine Mail an einen der Geschäftsführer, Niels Ihloff, folgende automatische Antwort zurückkommt:
Niels Ihloff is no longer with the H&K Group. For sales queries, please contact the Group Sales Director, Mike Thornton, on […]; please address all other queries to our CFO, Mr. Reinhold Müller on […]
Und in der Signatur der Autoresponder-Mail stehen als Geschäftsführer jetzt der Haupteigentümer Andreas Heeschen sowie der langjährige Geschäftsführer Martin Lemperle und der erst seit April 2014 tätige Finanzchef Reinhold Müller.
Von einem Ausscheiden des Geschäftsführers Ihloff ist in öffentlichen Quellen nichts zu finden. Die bislang letzte auffindbare Meldung zur wirtschaftlichen Situation von Heckler&Koch hatte die Welt (Link aus bekannten Gründen nicht) am 12. Februar:
Gleichzeitig lastet ein großer Schuldenberg auf der Rüstungsfirma. Um für eine Anleihe über 295 Millionen Euro nur die Zinsen zu bezahlen, sind jedes halbe Jahr rund 14 Millionen Euro fällig. Nächster Zahltag ist der 15. Mai. Die Waffenfirma braucht also regelmäßig größere Einnahmen – oder muss den Kreditspielraum ausweiten. HK gibt jetzt Entwarnung, es könnte womöglich das Geld ausgehen. Wie ein Firmensprecher auf Anfrage der „Welt“ erklärte, steht seit 13. November eine „besicherte Betriebsmittellinie in Höhe von 30 Millionen Euro zur Verfügung“.
Update 1. März: Eine Stellungnahme des Unternehmens dazu:
Der Unternehmer und Investor Andreas Heeschen, bislang Vorsitzender des Aufsichtsrats der H&K AG, ist seit dem 20. Februar 2015 Geschäftsführer der Heckler&Koch GmbH.
Herr Niels Ihloff ist als Geschäftsführer aus dem Unternehmen ausgeschieden.
Heeschen ist bereits seit 2002 am Unternehmen beteiligt und besitzt die Anteilsmehrheit der Muttergesellschaft H&K AG.
Nach mehr als zwölf Jahren Engagement im Unternehmen unter anderem als Vorsitzender des Beirates der Heckler & Koch GmbH und des Aufsichtsrates der H&K AG wolle er jetzt auch im operativen Geschäft einen persönlichen Beitrag für die nachhaltige Entwicklung von Heckler&Koch leisten, erklärte Heeschen.
Die wirtschaftliche Lage des Unternehmens ist stabil. Es ist bis 2018 durchfinanziert.
Was ja noch nichts über die Gründe des Ausscheidens von Ihloff sagt.
Durch eine Handelsregisterauskunft müsste sich die Geschäftsführerfrage ja klären lassen. Denn wenn Herr Ihlof nicht mehr Geschäftsführer ist, dann muss es eine Abberufung geben, die dem Handelsregister mitgeteilt worden ist.
Im Impressum der HP von HuK werden als GF die Herren Andreas Heeschen, Martin Lemperle und Reinhold Müller als Geschäftsführer angegeben, aber kein Herr Ihlof mehr, welcher noch bei Wikipedia als GF geführt wird.
@closius
So schnell schießen die Preußen nicht
Solche Änderungen dauern oft Wochen ;)
Bei Handelsregister.de kann ein Handelsregisterauskunft angefordert werden, aber diese ist kostenpflichtig mit 4,50 EUR.
Die 4,50 Euro für ’ne Handelsregisterauskunft sind nicht das Problem. Aber die wäre a) vermutlich noch nicht aktualisiert, b) würde sehr wahrscheinlich nicht der Auskunft des Unternehmens – siehe die oben zitierte Mail-Signatur – widersprechen und c) schon gar keine Auskunft darüber geben, was passiert ist. Deshalb jetzt bitte nicht diese Scheindebatte.
Man kann spekulieren, daß es bei HK nicht gut aussieht, ist ein offenes Geheimnis (s. z.B. MoPo vom 15.02.2015).
Vielleicht wollte Hr. Ihloff bestimmte Entscheidungen nicht mittragen bzw. wollte bestimmte durchsetzen? Er war ja schließlich Co-GF (so als Wink mit dem Zaunpfahl).
Genug Diskussionsstoff für die EnforceTac / IWA jedenfalls.
Die personelle Änderung muss irgendwann nach dem 29. November 2014 eingetreten sein, denn an dem Tag wurde Herr Ihloff noch im Impressum auf der Hecker & Koch Internetseite aufgeführt ( http://web.archive.org/web/20141129154505/http://www.heckler-koch.com/en/footer/imprint.html )
Nachtrag: Und in der deutschsprachigen Version der Seite noch am 2. Dezember.
Wir können das sogar noch weiter eingrenzen: Habe zuletzt am Rande einer Veranstaltung am 20. Januar mit Ihloff geredet; da war auch nicht von Veränderungen die Rede.
@T.W.
Am 15.11.14 war eine Rate fällig, am 15.5.15 ist die nächste Rate fällig. MaW, dann ist der neue Kreditrahmen wohl wieder weitestgehend ausgeschöpft, weil derzeit zu wenig Geld hereinkommt, um aus dem laufenden Geschäftsbetrieb Geld dafür zurückzulegen. Zudem ist m.W. unbekannt, wer ihn bereitgestellt hat, obwohl die Beurteilung der Ratingagenturen nicht gut aussahen.
(Kommentare zu den „Veränderungen in … spitzenstellen“ ins Bällebad verschoben, weil es dort schon diskutiert wurde.)
Handwaffen waren ja auf der Folie 9 der Präsentation zur Agenda Rüstung (Diskussionsvorschlag Schlüsseltechnologien BMVg / Entwurf) ausgegraut, also ein noch ressortübergreifend zu klärendes Thema.
Ich habe jetzt nicht den kompletten Sachstand zur Schlüsseltechnologiediskussion und auch nicht zu den aktuell stattfindenden Gesprächsrunden mit dem BDSV, aber ich denke man wird sich im Falle H&K was einfallen lassen.
Wobei G 36 Nachfolger schon in Planung ist , und das ihnen in in Oberen Bereich ist den Auftrag zu holen
und Umbau von MG 4 auf MG 5 schon in Planung ist denke ich das die Firma überleben wird
und MG 3 fertig sind werden wenn Frau v.d.L ernst meint ein Großauftrag kommen
@ Woody: Ich habe das Gefühl, wenn man gerade im Hinblick auf die Aufwuchsfähigkeit den Erhalt einer leistungsfähige Handwaffenindustrie in Deutschland fordert und Handwaffentechnologie als strategische Schlüsseltechnologie einstuft, vertritt man hierzulande eine Mindermeinung. Wohin es führen kann, wenn man glaubt, bei plötzlichem Bedarf schnell zukaufen zu können, haben wir vor ein paar Jahren bei der Munition erlebt. Dann sagen selbst Freunde und Partner „Bitte hinten anstellen!“
@Alarich: MG4 und MG5 sind völlig unterschiedliche Baustellen. Da ist nichts umbaubar.
Nur das es heißt MG 4 kommen wieder raus aus IDZ II dafür soll MG 5 hinein das ist für mich ein Umbau oder
@ Alarich
Negativ, das MG-5 ist im Kaliber 7,62mm unterwegs und soll den veralteten Bestand von MG-3 ersetzen, die wie hier schon im Forum thematisiert wurde, inzwischen nicht mehr versorgungsfähig sind und deshalb eh schon nur noch in geringem Umfang verfügbar sind. Das MG-4 hat 5,56mm, ist so z.B. im SPz Puma verbaut und erfüllt in erster Linie die Rolle, die bei anderen Armeen durch das M-249 SAW ausgefüllt wird. Ist halt im Vergleich mit dem MG-3 einfacher in der Handhabung (Gewicht und Schussverhalten) und vor allem auch nachtkampffähig. Beide Vorzüge hat das MG-5 zwar auch, ist aber wieder ein Riesengerät und wird wohl primär als Fahrzeugbewaffnung eingesetzt. Da hat man zum Glück auch mal mitgedacht, denn es passt ohne weiteres in die alten Lafetten. Äußerlich sehen sich MG-4 und 5 zwar ähnlich, aber effektiv sind es zwei unterschiedliche Designs.
Ohne jetzt vom Fach zu sein, die Produktion von „dummer“ Munition ist kein Hightech, das kann auch ein ambitionierter Hobbybastler. Die preiswerte Produktion hingegen ist Hightech.
Birdy | 01. März 2015 – 11:47
MG 4 hat nur im Afg Krieg Versagt weil es zu wenig Durchschlag kraft hat
MG 4 war der Grund der Einführung das Leichte Gewicht aber das hat sich gegen Lehmbauten nicht bewährt
Warum ist denn eine einzelne Industriepersonalie hier bei AG ein Thema? Da gäbe es weit interessantere und bedeutende Industrieführerstellen, die gewechselt haben oder im Wechsel begriffen sind als diese aus dem Katastrophenladen in Oberndorf a.N.!
Verstehe die Relevanz nicht.
@Schwermetaller
Die vielen anderen interessanteren und bedeutenderen Industrieführerstellen werden i.d.R. von den Unternehmen kommuniziert. Bei H&K eher nicht. Und aus verschiedenen Gründen ist dieser Laden schon von (politischem) Interesse.
Außerdem: Lassen Sie mich doch auch mal was Irrelevantes schreiben! Wir sind hier doch nicht bei Wikipedia…
Hmm, die Heeschen vs. Ihloff Symmetrie ist schon interessant.
Die Firma mit platzenden Orderbüchern (was im Handwaffenbereich heute eine Seltenheit ist) und gleichzeitig in massiven Finanzproblemen durch Spielereien (man könnte es auch böse formulieren).
Offensichtlich erschlägt gerade der negative Leverage die Firma. Weitere Aufnahme von Fremdkapital dient wohl nur noch zur Refinanzierung der Schulden aus der Mittelstandsanleihe (Ein Finanzprodukt welches dann zum Zuge kommt, wenn Banken weitere Kreditlinie schon verweigern). Einen Weg aus der Krise wird es ab diesem Punkt für H&K nur noch geben, wenn die Eigenkapitalrendite steigt. Dazu wird H&K den MG5 Auftrag brauchen. Die VP9 läuft auch sehr gut, aber an den Teilen ist kaum etwas verdient, da es sich hierbei um Massenware in Konkurrenz zur Glock handelt.
Langfristig muss sich H&K ernsthafte Sorgen um sein Portfolio machen. Im Sturmgewehrbereich ist da schon lange nichts mehr gekommen. Gerade in den letzten zwei bis drei Jahren sehen wir hier starke Innovationsschübe bei der Konkurrenz (SIG MCX bzw. MPX, FN SCAR, Desert Tec MDR, TAVOR 2 etc..) H&K ist hier weit abgeschlagen und stützt sich nur noch auf Verkäufe seiner H&K 416/417 Linie für Spezialkräfte. Hier kommt aber gerade SIG mit seiner MCX, MCX-MR, MPX und damit einem extrem starken Portfolio für polizeiliche und militärische Spezialkräfte.
H&K muss also schleunigst ein neues Sturmgewehr entwickeln, welches mit SIG und FN konkurrieren kann bzw. die Konkurrenz übertreffen muss. Ansonsten bleibt nur die Hoffnung auf einen Auftrag, welcher die komplette Neueinrüstung einer Armee mit Sturmgewehren bzw. dem neu entwickelten MG vorsieht.
„Beide Vorzüge hat das MG-5 zwar auch, ist aber wieder ein Riesengerät und wird wohl primär als Fahrzeugbewaffnung eingesetzt.“
Das MG5 soll in erster Linie mal das MG3 in abgesessener Nutzung ersetzen. Logisch.
Die Pleite von HK ist schon länger absehbar und es wurde mich wundern, wenn man diese verhindern kann. HK leidet natürlich unter den Exportbeschränkungen, aber der Schuldenberg ist letztendlich hausgemacht.
Hm, was los ist, wissen wir nun immer noch nicht, schmunzel.
@ FK70 – Das werden wir niemals erfahren. Die Beziehung zwischen Heeschen vs. Ihloff dürfte jedoch schon immer angespannt gewesen sein. Nicht verwunderlich wenn man die Mentalität eines int. Investors Heeschen mit dem schwäbischen Tüftler Ihloff vergleicht.
Böse Zungen behaupten, Heeschen würde es sich auf schönen Yachten ganz gerne gut gehen lassen und hätte sich mit Firmenkapital fürchterlich in der Finanzkrise verzockt – woraus die Finanzprobleme von H&K resultieren sollen (in einer Zeit wo die Auftragsbücher fast geplatzt sind).
Übrigens, in letzter Zeit hört man von auffallend vielen ehem. H&K Mitarbeitern die von der Fahne gegangen sind. Darunter auch langjährige und wichtige Ingenieure.
Zu den Zukunftsaussichten habe ich oben schon etwas geschrieben.
Sieht also nicht gut für H&K aus.
Es wird also spannend, ob der liebe Staat da in die Bresche springt und die BW ihr MG5 bekommt. Die Geschäftsidee an sich funktioniert ja – noch. Nach einer Insolvenz könnte auch der Traumpartner Rheinmetall wieder etwas Innovationsschwung und Stabilität bringen. Für Rheinmetalls Portfolio sicherlich interessant. Nach dem Motto: „Rohrwaffen von 4,6 x 30mm bis 155mm, wir haben alles im Programm.“
Ob Rheinmetall die dafür notwendige Liquidität besitzt bzw. Zukunft in dem Geschäftsmodell sieht, bleibt natürlich dahingestellt.