Kommentarkultur und dunkle Drohungen
Es ist wohl wieder Zeit, was zur Kommentarkultur hier bei Augen geradeaus! zu sagen… In den vergangenen Tagen geht es hier schon ziemlich munter durcheinander – was auch einigen Kommentatoren aufstößt. Bisweilen werden Kommentare einfach irgendwo eingeworfen, wo sie thematisch nicht passen. Oder, auch nicht sehr lustig, an der Verwendung eines Begriffes (der nun gar nichts mit dem Thema Sicherheitspolitik zu tun hat) entzündet sich eine Debatte darüber, ob der Begriff abwertend ist oder nicht. Bis hin zu Wikipedia-Belegen, Duden oder Grimms Wörterbuch. Diese zerfasernde Debatte schreckt zunehmend auch diejenigen ab, die sich für unsere gemeinsamen Kernthemen interessieren. Meine Bitte daher: Es wäre schön und in unser aller Interesse, wenn da wieder ein wenig Normalität einkehren würde.
Aber es gibt auch noch eine andere Entwicklung, die ich Besorgnis erregend finde. Ich habe mich entschlossen, einen Kommentator zu sperren. Das widerstrebt mir, denn ich bin überzeugt, dass uns nur der offene Austausch weiterbringt. Jeder, der hier schon länger mitliest, weiß, dass ich nur sehr selten zu solchen drastischen Maßnahmen greife (und auch nicht öfter muss). Der Grund, dass ich es jetzt doch getan habe ist, dass ich mich mit wiederholten persönlichen Anwürfen und unbelegten Behauptungen konfrontiert gesehen habe (sinngemäß: Die Leser hier wollten sich nicht von einem ehemaligen Kriegsdienstverweigerer reglementieren lassen; ich würde wohl die Interessen unbekannter Geldgeber verfolgen). Damit ist die Grenze des Erträglichen für mich weit überschritten.
In dieser Entscheidung bestätigt mich die Nachricht, die ich per E-Mail als Reaktion auf die Sperre bekommen habe, natürlich anonym bzw. nur mit dem Kommentar-Nickname des Absenders. In dieser Mail heißt es unter anderem:
Ich bewerte ebenfalls Ihre berufliche Vita, die von Brüchen und Widersprüchen gekennzeichnet ist, als kritisch dahingehend, dass Sie sich zum Thema Sicherheits- und Verteidigungspolitik mit einem zunehmenden einseitigen Alleinvertretungsanspruch medial äußern.Ich bewerte es darüber hinaus als typisch für bestimmte journalistische Kreise, die eine Objektivität, Neutralität und Professionalität nur vortäuschen und insbesondere dabei ihre eigentliche Intentionen, Ideen- und Geldgeber verdecken.
Als Folgerung ergeben sich daraus zwei Möglichkeiten des Handelns.Sie überdenken bitte meine konstruktiven Vorschläge zur inhaltlichen und methodischen weiteren Ausgestaltung im Blog AG und nehmen die n.h.B. unberechtigte Sperrung zurück, mit meinem Zugeständnis, dass emotionale und überzogene Beiträge, sollten diese von mir überhaupt geschrieben worden sein, unterbleiben.Die zweite Möglichkeit impliziert, dass ich im Rahmen meiner beschränkten Möglichkeiten, dafür eintreten werde, dass Sie keine Plattform in meinem Verantwortungs-/ Interessenbereich bekommen und ich in meinem Verantwortungsbereich ihre Vorgehensweise kritisch thematisiere.
Herr Wiegold, ich möchte bloß sagen, obgleich einen Tag zu spät für die große Huldigungswelle: Sie machen einen tollen Job und bitte nehmen Sie sich die Unverschämtheiten ihrer Neider nicht zu sehr zu Herzen. Idioten sind nicht in der Mehrheit, sie schreien bloß am lautesten.
Vielen Dank für Ihren informierten und informativen Blog,dessen Lesen immer wieder ein Muß ist,will man am Ball bleiben.
Du meine Güte, Herr Wiegold, irgendwie sind Sie an der Stelle recht dünnhäutig (was ich nicht kritisiere).
Der ominöse Schreiber hat sich ja gewaltig aufgeplustert, wohlmöglich lebt er in einer konstruierten Scheinwelt mit Allmachtsphantasien.
Rauswerfen und gut ists. Das ist Ihr Blog und viele Bürger sind Ihnen für diese Informations- und Diskussionsplattform dankbar.
Also keinen Kopp drumm machen!
PS lese gerade „ich möchte bloß sagen, obgleich einen Tag zu spät für die große Huldigungswelle:…“
dann huldige ich eben auch etwas zeitversetzt (aber nicht weniger intensiv)
@califax | 15. Dezember 2014 – 14:39
„Übertrieben formale Schreibe bei derart überdrehten Forderungskatalogen deutet zumeist eher auf geringen Bildungsstand und entsprechende Überkompensation hin“
Sehe ich auch so. So schreibt niemand von Gewicht um irgendwas durchzusetzen.
Ich mag diese Plattform. Selbst war ich nie bei der Bundeswehr und schätze die Einblicke in die Organisation, die unsere Gesellschaft doch an vielen Stellen prägt. Ausserdem wäre ich ohne Sie kein Krautreporter-Mitglied.
Habe eben das Projekt Straßenmusik bedient – auch wenn es als Schmerzensgeld etwas mager ist.