Diverses am Sonntag
Die kommende Woche wird hart genug, deshalb am heutigen Sonntag nur ein bisschen diverses:
• Auf der photokina habe ich einen Vortrag zu Anja Niedringhaus gehalten, der Fotografin, die in Afghanistan ermordet wurde. Ein Mitschnitt des (fast einstündigen) Vortrags steht hier zum Anhören, auf das Bild klicken. (Die dazu gehörenden Fotos kann ich aus urheberrechtlichen Gründen hier leider nicht zeigen.)
• Die Feltpost, das etwas andere sicherheitspolitische Blog vom Bendler-Blogger und mir, ist in den vergangenen Tagen um ein paar neue Beiträge ergänzt worden (Vorschaubild oben). Viel Spaß.
• Nachtrag: Alle Versuche, was Satirisches zu schreiben, scheitern an der Wirklichkeit. Der Kollege Thorsten Jungholt hat in der Welt (Link aus bekannten Gründen nicht, aber das werdet ihr finden) eine wunderbare Geschichte unter der Überschrift Kühlschrank-Krise bei von der Leyens Truppe:
Mit ihrem Reformprojekt wollte Ursula von der Leyen (CDU) unter anderem dafür sorgen, dass die Kasernenstuben wohnlicher werden, indem sie mit Flachbildschirmen und Kühlschrank ausgestattet werden.
Die Soldaten trugen dem Wehrbeauftragten nun vor, dass die für veterinärmedizinische Lebensmittelüberwachung zuständige Dienststelle erhebliche Bedenken gegen Kühlschränke auf den Stuben angemeldet habe: „Die Veterinäre haben angekündigt“, so Königshaus, „dass sie den Gebrauch der Kühlschränke unterbinden würden, wenn nicht zusätzliches Kontrollpersonal eingestellt werde, um durch Überprüfung alle 14 Tage sicherzustellen, dass die Kühlfächer von den Soldaten sachgerecht gereinigt werden.“
Warum Kühlschränke auf den Stuben eine Angelegenheit sind, deren sich die Veterinärmediziner annehmen, ist mir ehrlich gesagt nicht auf Anhieb verständlich.
Nachtrag: Steht ja im Beitrag: Lebensmittelüberwachung. Aber dennoch …
Der WB hatte das Beispiel im Rahmen der Debatte im Bundestag benannt. Ist schon einige Tage her – reicht aber noch immer für lustige Geschichten.
Da in vielen Kasernen in den letzten Jahren die Spieße faktisch entmachtet wurden und ein zentrales Unterkunftsmanagement eingeführt wurde, werden die Stuben dort ja in der Tat nicht mehr regelmäßig kontrolliert.
Von daher: selbst daran schuld liebe Wehrverwalter: hättet ihr es militärisch gelassen, hättet ihr jetzt diese Probleme nicht!
:)
@ Koffer
Volle Zustimmung.
@ Koffer:
Ob kontrolliert wird oder nicht hängt aber auch von der Einheit ab. Aber grundsätzlich gebe ich ihnen Recht.
In meiner AGA und SGA (wie zweifellos bei sehr vielen anderen Soldaten auch) wurden auch die verranzesten Buden bei jeder Tages- und Nachtzeit mit einer Genauigkeit überprüft, die teilweise an reine Schikane gegrenzt hat. Besonders in der SGA wurde dann vom Chef am Freitag nochmal gerne ein Zusatzdienst bis 14:00 Uhr angesetzt, weil wieder irgendeine Stube nicht die Tischbeine von von innen, die Spinde von hinten oder die Fensterbank von außen und unten poliert hatte – ein großes Vergüngen bei acht Stunden Zugfahrt.
Auch wenn solche Kontrollen heutzutage zumindest außerhalb der Ausbildungseinheiten die Ausnahme sind, heißt das ja nicht, dass überhaupt nicht mehr kontrolliert wird. Die Innendienstordnung gibt da ja einiges her, und so haben die Mannschaften in meiner Kompanie Freitags eine feste Stunde zum Reinigen ihrer Stuben bekommen, die daraufhin vom FvW kurz abgenommen wurde. Eigentlich eine sinnvolle Lösung, deswegen verstehe ich nicht, warum die Kühlschrankkontrolle jetzt ausgerechnet von Fachleuten durchgeführt werden müsste – als ob die mit Messgeräten o.ä. anrücken würden.
@scarfacerunner, @Stephan L.
Ja, aber in den StO mit zentraler Unterkunftsvergabe („Management“) sind die Stuben teilweise so weit aus einander, dass die eigentlich zulässige Kontrolle faktisch nicht mehr möglich ist.
Man wollte mehr ziviles „Wohngefühl“ und vergass dabei, dass Kasernen nun einmal keine zivilen Wohnviertel sind…
Dieses Problem wird sich übrigens in den nächsten Jahren noch massiv verschärfen, wenn wir die Regeln nicht anpassen!
Denn die aktuellen Formulierungen der Innendienstordnung der weiteren relevanten Bestimmungen legen der Kontrolle der über 25jährigen „nicht-Lehrgangsteilnehmer“ erhebliche Beschränkungen auf.
Das kommt natürlich aus einer Zeit, als die Masse der über 25jährigen „nicht-Lehrgangsteilnehmer“ Offizier und Unteroffiziere waren.
Die Mannschaften hingegen im Regelfall unter 25.
Mit den neuen Verpflichtungszeiten wird sich das ändern. Wenn man dann nicht endlich auch diese Bestimmungen (zusammen übrigens mit dem Erlass erzieherische Maßnahmen, der auch nicht auf die aktuelle Situation angepasst ist –> Stichwort „Versagen Nacht-/Wochenendausgang“), dann kann man faktisch Hygienekontrollen in unseren Kasernen vergessen…
In dem Artikel von Torsten Jungholt/WELT geht es weniger um „Kühlschränke“, als vielmehr um die grundgesetzlich vorgegebene Trennung der Aufgabenbereiche zwischen den Streitkräften (Art 87a) und der Bundeswehrverwaltung(Art 87b).
Deshalb fordert Jungholt auch völlig zu Recht: „Vor allem aber muss es von der Leyen gelingen, das vom Grundgesetz verordnete militärisch-zivile Beziehungsgeflecht zu entwirren.“
Die Aufhebung dieser „Trennung“ ist nur mit einer Grundgesetzänderung möglich. Eine Aufgabe wie geschaffen für die Große Koalition. Also, jetzt oder nie!
Ohjeh, es war mir ja lange Zeit verborgen geblieben, aber jetzt muss ich voller Schmach erkennen: Ich bin ein Extrem-Kühlschrank-Messie! Die letzte Innenreinigung meines Kühlschranks liegt etwa im zehnfachen Wert hinter dem geforderten Reinigungsintervall zurück. Erstaunlich, dass ich noch lebe.
@ Politikverdruss:
„Also, jetzt oder nie!“
Ich befürchte: nie!