Kampf gegen Ebola: Bundeswehr sucht Freiwillige
Noch ist nicht so ganz klar, ob es ein publikumswirksamer Schnellschuss oder eine überlegte Strategie ist: Im ARD-Morgenmagazin hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am (heutigen) Montagmorgen angekündigt, in der Bundeswehr nach Freiwilligen für einen Einsatz gegen das Ebola-Virus in Westafrika zu suchen:
Ich werde heute einen Aufruf starten innerhalb der Bundeswehr, dass diejenigen, die wollen und können sich melden. Ganz wichtig für das Personal ist, und zwar unabhängig ob zivil oder militärisch, dass sie erstens Informationen kriegen, was auf sie dort zukommt, wie sie auch abgesichert sind, Thema Versicherung. Zweitens, eine Kurzausbildung bekommen, die andockt an das, was die meisten Ärzte oder Pflegepersonal und Apotheker schon können, damit sie sich auf diese hochspezifische Aufgabe einstellen. Und drittens , dass sie Schutz haben. Nämlich dass sie wissen, wenn etwas passiert vor Ort, sie auch sicher zurück hierher gebracht werden können und versorgt werden.
Aus dem Verteidigungsministerium war zunächst nicht zu erfahren, an wen sich dieser Aufruf genau richten soll und wie er mit den zivilen Maßnahmen der Bundesregierung gegen die tödliche Seuche abgestimmt ist. Die Federführung liegt ja bei einem Krisenstab des Auswärtigen Amts. Erst einmal scheint es auch im Apparat eine gewisse Unklarheit zu geben.
Etwas klarer sind die bereits in der vergangenen Woche angewiesenen Bundeswehr-Maßnahmen: So soll eine Luftbrücke eingerichtet werden, der Transport von Material ist geplant. Voraussichtlich in Dakar wird ein Lufttransportstützpunkt eingerichtet – erneut: Erst am 5. September war das letzte Personal und Material aus der senegalesischen Hauptstadt zurückgekehrt, nachdem der Lufttransport für die UN-Mission in Mali beendet worden war.
Nachtrag: Auch die Bundeswehr verlinkt bislang nur auf das ARD-Interview…
Freiwillige für Ebola-Einsatz gesucht: Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen setzt auf das Engage… http://t.co/olp0x3qFR4
— Bundeswehr (@bundeswehrInfo) 22. September 2014
(Archivfoto: Medizinisches Personal beim Einsatz gegen Ebola in Guinea – Europäische Kommission/ECHO via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Interessanter war in dem Interview doch folgende Aussage:
Gibt es in der Welt Transportmöglichkeiten für infizierte Patienten und wie sieht es mit den Überflugrechten aus?
Das Interview der Ministerin findet sich auf den Seiten des ARD Morgenmagazins: „Von der Leyen: Freiwillige für Ebola-Einsatz gesucht“
Has anyone informed the minister that she can issue orders?
@Jugendoffizier
Danke für den Hinweis; habe das im Eintrag ergänzt.
Transportmöglichkeiten für Infizierte gibt es; in den vergangenen Wochen sind ja mehrfach solche Infizierte vor allem mit zivilen Flugzeugen in die USA und nach Europa ausgeflogen worden.
Für den Rücktransport infizierter Helfer ist sicher der MedEvac Airbus 310 der Luftwaffe vorgesehen.
Da wir eine Freiwilligenarmee haben kann die Ministerin/Bundesregierung einen solchen humanitären Einsatz befehlen. Ich verstehe also nicht, warum der Einsatz nicht einfach befohlen wird, denn wenn sich genug Freiwillige finden ist alles gut, aber wenn nicht, steht die Ministerin etwas blamiert da.
In den Berichten über die Entsendung von 3000 US Soldaten habe ich nichts von Freiwilligen gelesen und gehe deshalb davon aus, daß die USA den Einsatz gegen Ebola einfach befehlen.
Ach so, natürlich die Bitte: Sollte jemand den von der Ministerin angekündigten Aufruf auf den Tisch, äh, den Desktop bekommen: Ich hätt‘ da schon Interesse dran.
Alles recht unausgegoren:
– in welchem Land will man tätig werden
– was genau soll die Aufgabe sein (Ableitung von benötigten Fähigkeiten)
– wie lange soll der Einsatz gehen
– welche Stärke / Zusammensetzung
– Schutzkomponente (?) (wohl Fehlanzeige)
– Ausbildung / Einweisung
– Freigabe von Personal durch Vorgesetzte
und einiges mehr.
am 23.03.2014 wurde zum ersten mal über den Ebola Ausbruch in Westafrik berichtet
damals war die Rede von 60 Toten und 100 Erkrankten
da sich die Zahlen alle 14 Tage verdoppeln, kann man jetzt mal hochrechnen
mit welcher Aufgabe man es zu tun hat
Jetzt, nach genau 6 Monaten beginnt die Suche nach Freiwilligen im Staatsapparat.
Ärzte ohne Grenzen war bisher die einzigen die bisher Taten haben sprechen lassen .
Bis auf den Kram auf der Internetpräzens der BW ist auch im Intranet noch nichts anderes zu finden. Es wird wohl erst die Zielgruppe SAN angesprochen.
Da es inzwischen auch Meldungen gab, dass Helfer von den Einheimischen aus Angst oder Unverständnis angegriffen worden sind [1], ist ja nicht nur der Schutz vor Ansteckung, sondern auch der vor kinetischen Bedrohungen zu bedenken. Wenn man allerdings noch eine infanteristische Komponente hinzufügt wächst das Ganze schon allein aus logistischen Gründen ins Extreme. Und es ist auch nicht zu erwarten, dass sich mal eben eine einsatzbereite Fallschirmjäger-Kompanie geschlossen freiwillig meldet.
Zu 1:
http://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/ebola-sieben-helfer-einer-aufklaerungskampagne-in-guinea-ermordet-a-992497.html
@Jugendoffizier
Den Hamburger Ebolapatienten hatte PhoenixAir mit einer Gulfstream III eingeflogen.
http://foxtrotalpha.jalopnik.com/this-amazing-jet-will-transport-ebola-victims-from-afri-1614420685
Schon vor einiger Zeit hatte ich indirekt erwähnt, dass es „Planspiele“ gibt einen LTStP zur Verbringung von Med.-Gütern (Medikamente etc.) einzurichten.
Die 1.Idee war von Abidjan (infra-Abstüzung auf FRA) nach Monrovia zu shutteln. 2 C-160 mit 2 Crews, je 1 Umlauf pro Tag + ca. 50 Leute insg. (inkl Tech.-Komponente). Das Ganze durchhaltefähig, wobei niemand die Frage „für wie lange?“ beantwortet hat.
X+4 Tage Vorkommando
X+6 Verlegung
X+8 Aufnahme FlgBtrb
Scheint ja jetzt so langsam Formen anzunehmen.
Wobei Dakar wg. Flugzeiten, je nachdem wohin, die schlechtere Lösung wäre. Abstützung auf FRA dort jedoch grösser.
Bzgl. Freiwilligkeit: bei den Crews eher kein Thema. Wer den entsprechenden CR Status hat und verfügbar ist wird eingeteilt.
A310 MEDEVAC ist eigentlich nicht für hochinfetiöse Pat. vorgesehen/geeignet. ITA ist mit GBR m.K.n. das einzige Land in EUR, welches über entsprechend professionelles Equipment dafür verfügt (on-board und Verfahren). Das jedoch auch nur für einzelne Transporte.
Überfluggenehmigung wäre eher nicht das Problem, da Pat.-Infos/Zustand keine Rolle spielen (MEDEVAC=MEDEVAC).
Eine ältere Meldung aber in diesem Zusammenhang schon zu erwähnen.
Bundeswehr unterstützt bei der Ebola-Diagnostik in Guinea
Im Rahmen eines Projektes der Europäischen Union sind zwei Wissenschaftler des Instituts für Mikrobiologie der Bundeswehr aus München in einem internationalen Laborteam in Guinea unterwegs.
http://www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de/portal/a/sanitaetsdienst/!ut/p/c4/NYu7DoJAEEX_aGax8NVJiAZLG8RuXDYwCcySYcTE-PHuFt6TnObk4gMTQiv3ZByFRrxj6_n4fMNnIYEl6Mo-gJAflP1g2ORHF8BHCZZtQYyTeyWLCnNUG3N5qaYC3GHriqp0e_df8T1cN5dz47a7qi5vOE_T6QdhRFVF/
Zu „Ebola“ gibt es auch einen Tagesbefehl (über bundeswehr.de).
@T.Wiegold
@Schorsch52
Es gibt derzeit kein Flugzeug in der Bundeswehr oder in verbündeten Streitkräften, dass für den Transport von hoch infektiösen Patienten zertifiziert ist. Die Maschinen der Firma PhoenixAir erfüllen n.m.K. diese Vorgaben auch nicht – aus dem verlinkten Beitrag geht eine Zertifizierung nicht hervor. Vielmehr scheint es sich um eine „Sonderlösung“ zu handeln.
Wenn Transporte dennoch stattfinden, heißt das ja nicht automatisch, dass auch ein MEDEVAC oder C-160 für diese Rolle mir nichts dir nichts einsetzbar ist.
Gehen wir das doch mal durch:
– Wie lange steht das Personal nach einem Transport von Patienten unter Beobachtung?
– Dürfen diese dann weiterhin fliegen?
– Wie werden die Innenräume der Maschinen nach dem Transport behandelt?
Niemand sagt, dass diese Fragen nicht handhabbar sind. Aber mal so eben mit links geht das nicht und man sollte bei so einer gefährlichen Krankheit wie Ebola sie darstellt auch nicht so tun, als ob das alles so einfach wäre….
http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/!ut/p/c4/NYuxDsIwDET_yE6mKmxUEYgNsUDZ0jaKjJqkMk679ONJBu6kN9zT4Rtrk9soOKGc3IIvHCY6jTuMcQvwyYXrCpESfcUzlYjP9pk9TDl5aRSfhCoDO8kMa2ZZminM1QDNOChte6XVP_ow9-5ir6Yz9tY_cI3x_AMHthH6/
Dies ist der Aufruf sich freiwillig für die Ebola-Bekämpfung zu melden.
@Jugendoffizier
Andere Staaten (USA, Frankreich) haben ja auch schon Patienten ausgeflogen, da kann man ja ‚mal nachfragen, wie die das gemacht haben.
@Jugendoffizier
Hatte auch nicht behauptet, dass sicheres Ausfliegen etc. so einfach sei bzw. dass die Gulfstream von wem auch immer zertifiziert sei. Trotzdem halte ich den Hinweis auf Phoenix für legitim, auch unter den Aspekten „nachfragen“ bzw. „Marktsichtung“.
@Closius:
„Da wir eine Freiwilligenarmee haben kann die Ministerin/Bundesregierung einen solchen humanitären Einsatz befehlen. Ich verstehe also nicht, warum der Einsatz nicht einfach befohlen wird, denn wenn sich genug Freiwillige finden ist alles gut, aber wenn nicht, steht die Ministerin etwas blamiert da.“
Solange das Klima der „Freiwilligkeit“ in dieser Armee so weit geht dass Berufssoldaten sich mit fadenscheinigen Ausreden und Hinweisen darauf dass sie nur „für Landesverteidigung“ unterschrieben hätten vor Auslandseinsätzen drücken können – ohne Nachteile für die Karriere – verstehe ich das durchaus.
Man stelle sich den Aufschrei vor wenn der erste in den Einsatz befohlene deutsche Soldat an Ebola sterben würde und seine Familie mit der Frage „Warum musste Papa sterben?“ oder „Verteidigen wir Deutschland neuerdings in Afrika?“ an die Presse geht. Nächstenliebe endet in Deutschland leider immer noch dort wo es einem selber weh tun könnte… :-/
Insofern ist der Aufruf IMHO ein kluges Manöver von vdL um zu zeigen „wir tun was“ und gleichzeitig der ungeliebten Diskussion aus dem Weg zu gehen – Stichwort „ein Arbeitgeber wie jeder andere“.
Wie läuft eigentlich die Personalfindung bei THW und anderen deutschen Entwicklungshilfe-/Nothilfeorganisationen? Wird dort „befohlen“ oder auch auf Freiwilligkeit gesetzt?
Ehe das total zerfasert: Gibt einen aktuelleren Thread zu dem Thema.
@ Internist
Ich bin überzeugt, das THW lebt ihre Leitsätze. ( http://www.thw.de/DE/THW/Selbstverstaendnis/Leitsaetze/leitsaetze_node.html ) Freiwilligkeit, hat dort einen anderen, selbstverständlichen Status.
@ Infanterist
Ich stimme Ihnen bezüglich der politischen Motivation hinter der Freiwilligkeit des Einsatzes zu.
Es sollte aber bemerkt werden, daß die Bekämpfung des Ebola Virus nicht unbedingt nur mit christlicher Nächstenliebe begründet werden muss. Pandemien sind durch ihre direkten und indirekten Folgen immer auch eine beträchtliche Gefahr für die die politische Stabilität in den betroffenen Staaten. Sollten wir also ein Interesse an einem halbwegs stabilen und wirtschaftlich wachsenden Afrika haben (und als Exportnation haben wir das natürlich) so müsste uns die Bekämpfung von Ebola und anderen die wirtschaftliche Entwicklung in den betroffenen Staaten untergrabenden Seuchen (Aids, Malaria), ein hochernstes Anliegen sein.
@Infanterist:
Egal ob freiwillig oder befohlen:
Wo sind Mandat bzw. Rechtsgrundlagen KLAR geregelt?
Warum bittet Frau vdL den um Freiwillige? … Einzige Erklärungsmöglichkeit: Es gibt (noch) keine Grundlage, befehlen zu können.
Welchen Status hätten unsere Soldaten dort? Wie sähe es u.U. mit einem Waffengebrauch zur Selbstverteidigung aus? … Das scheint mir auch recht ungeklärt zu sein.
Wie sieht es tatsächlich mit der Absicherung aus? … Gab es nicht vor Jahren unter Struck bzw. Scharping Fälle, in denen unkompliziert geholfen werden sollte, aber die Wehrverwaltung diese Zusagen (berechtigt mangels rechtlicher Grundlagen) wieder zunichte machte.
Außerdem: Es gibt vor der Bundeswehr noch zig andere Möglichkeiten zu helfen … WHO, THW etc. … man muß es nur wollen und unterstützen. Die Bundeswehr hat und hätte genug andere Aufgabenfelder … ISIS, Al-Shahab etc.
So traurig das Leid dort sein mag, so gerne viele Soldaten bereitwillig gerne helfen würden … aber ich gehe auch nicht nur mit einem Rucksack zum Fallschirmspringen, weil man mir sagt, daß der auch als Fallschirm funktionieren würde …
Mein Sohn will sich melden. Er hat meinen größten Respekt aber ich habe Angst……..
Ich habe einem meiner Soldaten, der sich auch freiwillig melden möchte, dringenst davon abgeraten dieses zu tun solange die Rahmenbedingungen (s. mein vorheriger Eintag – Mandat, Status, Absicherung/Versorgung etc.) nicht klar definiert und sauber rechtlich geregelt sind.
P.S.: Und mit einem Versprechen, den Soldaten mal „schnell ausfliegen in einem Ebola-Erkrankungsfall“, ist hier es bei weitem nicht getan.
Ich weiß, danke für die Hinweise, aber die fruchten nicht…. er will helfen….
(und als dusseliger Held sterben……)
Gut zu wissen, daß in Deutschland alle Ärzte, Desinfektoren und Stabsoffiziere ausfallen könnten – das Kommando übernehmen dann die Universalgelehrten aus dem Kommentarbereich.
Laut Tagesspiegel sollen sich mittlerweile 2.000 Freiwillige gemeldet haben und der Sanitätsdienst Koblenz soll heute noch über den Stand berichten der Freiwilligenmeldungen.
Ja, da gab es heute nachmittag eine Pressekonferenz in Koblenz (zu der ich natürlich nicht hinfahren konnte). Mal sehen, was da Handfestes verkündet wurde über die Freiwilligenzahl hinaus…