Soldat werden? Zu gefährlich.
Attraktivität des Dienstes ist ja das Zauberwort für alle Anstrengungen der Bundeswehr, Nachwuchs zu gewinnen. Allerdings gibt es für die jungen Männer und Frauen, die die Streitkräfte haben wollen, eine Bremse jenseits der Fragen nach attraktiven Unterkünften, angemessener Bezahlung oder beruflichen Chancen: Der Dienst als Soldat ist bisweilen einfach gefährlich. Wie stark das die Motivation der umworbenen Generation beeinflusst, zeigt – zwar nur für die Mannschaften, aber da auffällig deutlich – eine jetzt veröffentlichte Studie zur Attraktivität der Mannschaftslaufbahn in der Bundeswehr des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften:
Mit 27 Prozent Anteil wichtigster Grund gegen eine Verpflichtung in der Mannschaftslaufbahn sind aus Sicht der Jugendlichen die Auslandseinsätze und das damit verbundene Berufsrisiko. Mit großem Abstand folgt der Aspekt, dass eine solche Tätigkeit Überzeugungen widersprechen würde (12 Prozent). Weitere 11 Prozent der Befragten führen Gründe wie „andere berufliche Pläne“ und den Zeitverlust an. Unregelmäßige Arbeitszeiten, wenig Freizeit und Wochenendarbeit sind ebenfalls für 11 Prozent der Befragten Argumente gegen eine Verpflichtung in der Mannschaftslaufbahn. Direkt dahinter folgt mit 10 Prozent Anteil der Befragten die (vermutete) Entfernung des Arbeitsplatzes vom Wohnort. (…)
Auch für die Jugendlichen, die sich für eine Tätigkeit als Soldat bzw. Soldatin der Mannschaftslaufbahn interessieren, sind die Auslandseinsätze der häufigste genannte Grund gegen eine solche Verpflichtung: Ein Drittel der interessierten Jugendlichen gibt diesen Grund an.
heißt es auf S.34ff der repräsenttiven Umfrage.
(Archivbild Dezember 2009: Höhe 431 im Distrikt Char Darah bei Kundus, Afghanistan – Bundeswehr/Schöffner via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Ein Showstopper?
Gut so.
Wer nicht bereit ist, auch an Wochenenden zu arbeiten oder mal in den Einsatz zu gehen, hat bei der Bundeswehr (vom mindset her) nichts verloren.
Eher könnte man das umdrehen und Werbung drehen mit:
Es ist morgens um 3, wir stehen Wache. Oder: Es ist kalt, windig, nass. Trotzdem stehen die Kameraden zusammen.
Sonst sind wir wieder bei „Studieren bei vollem Gehalt“, nur halt übertragen auf die Mansch. oder Uffz.
Intuitiv würde ich nicht sagen, dass es unter Interessenten für die Offz/Fw-Laufbahn signifikant andere Ergebnisse geben dürfte als für die Mannschafter-Interessenten?
Was sollte dies denn auch bewirken?
Höherer Bildungsabschluss? Höheres Durchschnittsalter? Höheres potentielles Grundgehalt?
Ich sehe darunter keinen Auslöser für größere „Tapferkeit“.
mhh,
Find ich total fair, wenn man für sich selber feststellt, dass einem der Job zu gefährlich ist. Kann man halt nur verbessern indem man die „Inkaufnahme“ attraktiv gestaltet – und da glaube ich sind eher soft skills gefragt, als materielle Ausstattung auf den Stuben (die man ja erst kennenlernt wenn man schon da ist) etc.
Wenn es die Politik und die Streitkräfte schaffen das Bewusstsein über die Wichtigkeit der Bundeswehr zu stärken, dann geht damit auch eine größere Bereitschaft zum Dienen einher.
Die größte Feldstudie hierzu sind die USA in der Vietnam Ära (mit dem Negativeffekt), 9/11 (mit dem Positiveffekt) und dieser Dekade mit Geschichten wie Stop-Loss bei „Kriegsmüdigkeit“ – hervorgerufen durch mangelnde Kommunikation von Ziel, Sinn und Zweck von Einsätzen.
„Nun sind die Umfrageergebnisse unter denjenigen, die für eine Mannschaftslaufbahn infrage kommen oder sich dafür interessieren, vermutlich nicht direkt übertragbar auf Unteroffiziere, Feldwebel und Offiziere.“
Ich denke da sind die Zahlen noch höher eben durch höheren Bildungsabschluss.
Und Jas hat recht mit der Wichtigkeit von der Kommunikation von Ziel, Sinn und Zweck von Einsätzen.
Und dann sind da diejenigen, die wegen (angeblicher) Härte, Gefahren und hierarchischen Strukturen ablehnen, für ihren Beruf aber genauso früh aufstehen, von ihrem Vorgesetzten auf der Arbeit fertig gemacht werden, sich danach beim Sport bis zur Erschöpfung (an-) treiben (lassen), am Wochenende beim Toughmudder durch den Schlamm kriechen, Klettern oder mit Kriegsbemalung und Airsoft/Paintball-Waffe durch den Wald springen und am Wochenende irgendwo außerhalb Deutschlands für viel Geld backpacken, skydiven und tauchen… während sie bei der Bundeswehr dafür noch bezahlt werden würden. Und das sind gar nicht so wenige, aber die Bundeswehr schafft es überhaupt nicht, diese anzusprechen – und natürlich fehlt die National Guard / Army Reserve / Citizen Force, in der die gut aufgehoben wären.
Ein Bekannter war neulich im Karrierecenter zur Musterung, FWDL12 mit dem Gedanke eventuell auf FWDL23 zu verlängern. T2 gemustert, mit den üblichen Einschränkungen (Waffentaucher, WachBtl etc.). Die Psychologin schränkt die Verwendung ohne Begründung auf Stab und Logistik ein, der Einplaner erklärt, dass alle infanteristischen Dienstposten in ganz Deutschland (!) besetzt wären.
Wir.schaffen.uns.ab
Die Frage ist ja nun: Wie kann man das ändern?
Ich halte „Aufklärung“ für ein (!) wichtiges Mittel dazu….
Leider hat man in diesem „ach so demokratischen“ Land ja nun mal zu tolerieren, das die Bundeswehr keine „Werbung“ an den (meisten) Schulen machen darf…..
Informationsveranstaltungen werden auch so gut wie keine mehr durchgeführt…..
Und öffentliche „Auftritte“ der Bundeswehr gibt es auch so gut wie keine mehr…
(Gelöbnisse z.B.)…
Wenn dann doch mal irgendwo ein „Tag der offenen Tür“ angeboten wird, dürfen keine Waffen gezeigt werden (weil ja Jugendliche anwesend sein könnten), niemand darf die „Ausstellungsobjekte“ anfassen, und so Sachen wie „mal Panzer (mit)fahren“ sind ohnehin „ganz ganz böse“…
Wir machen halt das mit der Gulaschkanone…ach nein-die ist ja auch zu martialisch…..lieber nur Bratwurst-das können wir Deutschen…..aber „umsonst“ darf hier nichts abgegeben werden…..aber auch ja nichts daran verdienen!
Und da wundern wir uns, das die Bevölkerung (und deren Nachwuchs) keinen „Kontakt“ zu der Armee als Ganzes haben…..und dementsprechend auch nur das „kennen“, was die Medien propagieren-und das ist (zusammengefasst aus den letzten 20 Jahren) gefühlt das:
Folterskandal-Obstskandal-Saufskandal-Bombadierungsskandal mit anschließender „Vorführung“ des „Schuldigen“-Schädelskandal-Tote in Afghanistan-Hubschrauberabsturz in Afghanistan-sonstiger Skandal (ohne Reihenfolge)….
Also, ist irgendwie sehr verständlich.
Veraltet Struktur das man Versetzt wird, schaut man an was das Bedeutete, Heimatnahe keine Möglichkeit.
Dann wird man Versetzt und erfährt dass seine Einheit später doch aufgelöst wird.
Alle Jahre wird Umstrukturiert damit ist eine Planung sinnlos, heute sicher Morgen weg.
Dann Veraltest gerät so das es schon Peinlich ist, teils wird das gerät geflickt das man es wieder Einsetzten kann, dann werden gerade 120 MG 5 Gekauft.
Im Einsatz ist BW Freiwild und wenn die zurückschießen sind die Schuldigen kein Rückhalt von den Medien und vom Volk nur zum teil
Dingo 1 gilt als modern ist aber nicht mehr sicher weil die IED weiter entwickelt wurden.
Zu wenig Ersatz Fahrzeuge
@ Alarich
hat da google translate geholfen? Ich versteh kein Wort.
Zum Thema: Ich finde Kommentar Nr. 1 sehr gut. Die Royal Marines hatten lange Zeit solche Werbungen. Meiner Meinung nach zieht das auch die richtigen Leute an. Ich bin seit 11 Jahren Infanterist und die Werbungen ziehen bei mir immer noch. Klar braucht man nicht nur Infanterie sondern auch ein paar Feingeister, aber für die gibt es ja Werbung genug. Und dass Leute sagen, ihnen ist es zu gefährlich ist doch total legitim. Besser so, als ne Ausbildung und BFD mitnehmen und beim Einsatz sind sie krank oder mogeln sich anderweitig weg. So rum ist es weniger Stress für alle.
Fallobst | 15. Juli 2014 – 20:58
Sory mir geht es nicht besser , ich weiß weder was Sie jetzt Aussagen wollen , und nicht warum es nach ihrer Meinung nicht klappt
@huey
Es gibt durchaus den Tag der offenen Tür in den Standorten, auch Schnupperpraktika (z.B. bei den Gebirgsjägern), sogar „Girls‘ Days“ in der Truppe.
Auch auf Messen und öffentlichen Veranstaltungen ist die Truppe vertreten.
Davon ab gibt es eine (größere?) Zahl von Wiedereinstellern (Interessenten), aber der SP liegt auf neuen Bewerbern, nicht altgedienten, die man bereits kennt und die die Truppe auch wieder gerne haben würde.
@Fallobst
Korpsgeist und Kampfgemeinschaft sind in / von unserer zivilen Gesellschaft aber nicht gefragt bzw. verpönt und „bäh“.
Sicher liegt es auch daran dem Bürger die Sinnhaftigkeit von Armee und Einsatz zu vermitteln.
Die letzten Stände der Bundeswehr, welche ich (in 2013) gesehen habe, waren recht unscheinbare „Bretterbuden“ im Stile der restlichen Ausstellung, wo man sich ein paar Flyer abholen und ein wenig mIt „Menschen in grauen Anzügen“ plaudern konnte..
Ich rede hier von aktiver Nachwuchswerbung…..spätestens nach dem Kontakt mit dem „Karrierecenter“ wird vielen Bewerben klar, auf was sie sich da einlassen:
Bürokratisch, Preussisch, wenig informativ-und die „Psychologen“ wurden ja schon angesprochen…
Ich habe mehrere davon in meiner aktiven Dienstzeit kennengelernt-und bin der Meinung, das die Bundeswehr nur die Psychologen einstellt, denen der „Sitzkreis“ schon zu martialisch war, und die „Bäume umarmen“ bereits für Gewaltanwendung hielten..
Wenn sich ein junger Mensch als „Infanterist“ meldet, dann erwartet er auch „Action“-damit meine ich nicht, das er Menschen ermorden will, aber er erwartet Fahrzeuge, Waffen, Hubschrauber, Tarnschminke, „Zeltlager“ usw…
Welcher Bewerber eine solche Aussage gegenüber den Psychologen trifft, wird nicht gerade selten als „ungeeignet“ eingestuft (siehe hierzu etliche Einträge in Bundeswehrforen etc.)
Thomas Melber, Stuttgart | 15. Juli 2014 – 21:06
Nur der Große Nachteil ist , bei den Wiedereinstellungen , das immer wieder Standorte verlegt werden .
Das die Soldaten Kündigen , vor Sie umziehen müssen , Damit gehen die Fähigkeiten Verloren , und stellen Große leck im neuen Standort da .
Und das Die Standort Festgelegt werden aus Politischen Gründe , aber keine Sinn vollen Grund gibt
@Huey: In Preußen, wo der Wehrdienst den Ehrendienst für Gott, Kaiser und Vaterland darstellt, hätte man einem willigen und geeigneten Bewerber trotz Bürokratie jede nur mögliche Hilfe geboten. Die Zustände sind nicht „preußisch“, sie sind „bundesdeutsch“.
Zustimmung zu den zivilen Psychologen in den Karrierecentern. Mein Psychologe im damaligen ZNWg Süd (gibt’s das eigentlich noch?) war gleichzeitig der Einplaner, weil GebJgOffz mit Psychologiestudium, da lief das etwas anders als im KWEA zuvor ;D
@huey
Vielleicht meint die Psychologin, daß derjenige, der freiwillig Infanterist werden will und das entsprechende mind set hat, eh nicht „ganz dicht“ ist und zu seinem eigenen Schutz eine andere Verwendung zugewiesen werden soll?^^
Eine Art umgekehrter Catch 22?
Meiner Ansicht nach zeigt die Umfrage genau das, was durch die derzeitigen Bemühungen in der Nachwuchsgewinnung verstärkt wird:
Auch die Interessierten wollen eine gute Ausbildung und einen Bürojob bei „einem von Deutschlands attrraktivsten Arbeitgebern“ aber die Härten des Soldatenberufs schlagen sich auf diese Personengruppe noch stärker nieder, weil sie in der Nachwuchswerbung ausgeblendet und nicht mit Begriffen wie Pflichterfüllung, Durchhaltewillen oder Kameradschaft in Beziehung gebracht werden. Wer nur mit materiellen und praktischen Vorteilen wirbt, darf sich nicht wundern, wenn die Interessenten wegen materieller und praktischer Nachteile wegbleiben, da muss man mal etwas intrinsische Motivation herstellen. Das BMVg scheint vor dem Begriff Patriotismus immer noch reflexartig Angst zu haben, obschon man in den letzten Wochen wohl genug oberflächlichen Hurra-Patriotismus in diesem Land erleben durfte, ohne das ein Sturm der Entrüstung losbrach.
Weiterhin denke ich nicht, dass man diese Werte direkt auch auf andere Laufbahngruppen übertragen kann, denn die Gruppe derer, die aus innerer Überzeugung den Soldatenberuf ergreifen wollen, orientieren sich größtenteils zu den Laufbahnen, die die Übernahme zum BS ermöglichen, um halt einen Beruf zu ergreifen und nicht nur ein paar Jahre zu dienen. Wie stark diese Unterschied wäre, kann ich aber nicht enschätzen.
Es sind halt einfach gute Gründe die gegen eine Verpflichtung als Mannschafter sprechen.
1. Man erfährt in großen Teilen der Gesellschaft entweder keine Wertschätzung oder sogar offene Ablehnung.
2. Es ist ein Karrierebremser. Wenige Firmen wollen jemanden, der für 2/4/6 Jahre aus seinem Beruf raus war, und während seiner Dienstzeit nur sehr begrenzt Fertigkeiten erworben hat, die im zivilen verwendbar sind. (Stichwort: „Zivilversager“)
3. Es ist ein nicht ungefährlicher Job, nicht gerade toll bezahlt.
4. Das Privatleben leidet massiv. Nicht alle Lebenspartner machen eine Wochenendbeziehung mit.
Wenn man diese ganzen Punkte zusammenzählt, dann kann man nur die wenigsten mit /Dienst an der Gesellschaft/Ehre/Verteidigung der FDGO/etc überzeugen…
Meine persönliche, exemplarische Sicht der Dinge, wobei ich meiner Erfahrung nach nicht alleine so denke – unabhängig von tatsächlicher oder potenzieller Laufbahn als Mannschafter, Uffz. oder Offz: Ich war mir viele Jahre sicher, nach Köln zu fahren und mich für die Offz-Laufbahn im Truppendienst zu bewerben. Gründe dafür waren primär: Idealismus (vlt. etwas naiv, ein wenig im Sinne Peter van Uhms) und meine Suche nach einer Herausforderung. Diese beiden Säulen sind auch heute noch für mich die größte Motivation einen Beruf zu erlernen und auszuüben.
Irgendwann kam jedoch der Zeitpunkt, an dem ich mir sicher war, in der damaligen und auch der heutigen Bundeswehr was das angeht, mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit unzufrieden zu werden. Das liegt zum einen an den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (fehlendes Gesamtkonzept, Umgang mit pol. & mil. Verantwortlichen wie Klein & Köhler, mangelnde politische Konsequenz, …), zum anderen an bundeswehrinternen Problemen.
Will sagen: Ob 100€ mehr oder weniger Gehalt während des Studiums, ob Stube2000 oder StubeUvdL, ob Halbtagsarbeiten oder nicht, des interessiert mi ois ned – zumindest in meinem momentanen Lebensabschnitt. Ich möchte eine erfüllende, auch aus meinen Augen sinnvolle Aufgabe haben, die es wert ist, all meine Kraft und Energie in ihre Erfüllung zu stecken; eine Aufgabe, für die ich an meine Grenzen, physisch und psychisch, gehen muss; eine einzigartige Aufgabe, die Verantwortung und vielleicht manchmal auch – so blöd das klingt – Stress, ein gewisses Risiko und Adrenalin mit sich bringt; motivierte Kameraden/Kollegen, usw…
Und daran schießt meiner Meinung nach die momentane Attraktivitätsoffensive völlig vorbei. Solange sich das nicht ändert investier ich meine Energie lieber woanders, such ich mir meine Herausforderungen lieber weiter im zivilen Leben.
@ Cynic2
Wenn sie es schaffen intrinsische Motivation herzustellen, dann werden sie ein berühmter Mann. ;)
Ansonsten stimme ich ihnen zu, dass in der Nachwuchswerbung das Thema Auslandseinsatz und die sonstigen Entbehrungen des Soldatenberufes nicht konsequent ausgeblendet werden dürfen.
Ist sowieso unerheblich, ob die jungen Menschen kommen wollen oder nicht.
Unser Bundesamt für Personalmanagement schafft es ohnehin die wenigen zu vergraulen, die sich dann noch bewerben.
S E C H S Monate Bearbeitungszeit sind nicht haltbar und halten keinen Vergleich mit der Wirtschaft stand.
Kommunikation über den Stand der Bewerbung? Fehlanzeige!
Gefangen im Denken einer preussischen Behörde ohne Fachpersonal…
Wir.Schaffen.Uns.Ab
oder
Aktiv.Attraktiv.Anders
Nur eben nicht für jeden
Also da ich vor kurzem im „Karrierecenter“ war, weiß ich was die meisten wohl dort als abschreckend wahrnehmen. Aber ich bilde mir ein, dass man doch spätestens in der Truppe mit gleichgesinnten arbeitet oder zumindest mit Leuten, die die Realität des Berufs akzeptieren !?
Waren denn die Zahlen, die uns die Sozialwissenschaftler vorstellen, jemals anders? Ein Teil der Wehrpflichtigen aka Mannschaften konnte man schon damals nicht mit FDGO oder Ehre/Vaterland locken, sondern musste ihnen die Pistole auf die Brust setzen. Man hat gedient, um die negativen Auswirkungen einer Totalverweigerung auf das Berufsleben zu eliminieren und weil man nicht unbedingt „Urinkellner“ sein wollte. Zum Zweiten war der militärische Pflichtdienst mit dem Ende des WP nahezu gefahrlos. Da geht das Zuknöpfen des Waffenrocks schon etwas leichter von der Hand, wenn die persönliche Gefährdung gegen null geht. Wer die Frage nach dem Wehrdienst mit ja beschieden hat, hat mitunter die Frage nach seinem Einsatz im V-Fall anders beantwortet, in der Hoffnung, dass ihn die Feldjäger im Chaos der Mobilmachung nicht kriegen. Mit der Umstellung auf die Freiwilligenarmee können die jungen Leute von heute so gesehen ehrlicher sein.
Ganz ehrlich: ich verstehe die Diskussion nicht!
Natürlich ist die Mehrheit der Bevölkerung nicht vom Dienst in den Streitkräften angetan!
Kalt, naß, müde, gefährlich, angebrüllt, mittelmäßige Bezahlung für hohe und unregelmäßige Dienstzeiten, etc. etc.
Aber das war doch schon immer so, oder?
Soldat sein ist eine Berufung und nicht ein Job.
Sollen doch gerne die 95% weg bleiben, wir beschützen deren Freiheit, Wohlstand und Sicherheit.
Und womit? Mit Stolz! Und warum? Weil wir’s wollen!
Guten Tag,
auch mir geht es so das ich es einfach nicht einsehe zur Bundeswehr zu gehen und anschließend ohne verwertbaren Fähigkeiten ins Zivilleben entlassen zu werden.
Als ich bei der Musterung war wollte die nette Dame mich überreden meinen Beruf (meinen gelernten) bei der Bundeswehr zu machen. Ich sagte ihr das ich gerne etwas Infanteristisches machen würde, es interessierte sie nicht wirklich und bot mir wieder den selben Kram an. Am Ende ging ich enttäuscht nach Hause. Ich sehe es nicht ein meinen Alltagsjob für weniger Geld und mehr Arbeit bei der Bundeswehr auszuführen, dazu noch eventuell am anderen Ende der Republik.
Der Doktor fragte mich damals was ich machen wolle, ich sagte zu ihn „Panzergrenadier“ und Zack, genau das wurde mir gestrichen. Ich kam mir veräppelt vor, natürlich. Für mich war das Projekt ‚Bundeswehr‘ gegessen.
Ich hatte auch hauptsächlich Ideelle Gründe um zur Bundeswehr zu gehen, wenn man aber mit offenen Augen das ganze System betrachtet dann ist es schon wirklich unwahrscheinlich das man von der Bundeswehr übernommen wird, als Berufssoldat. Wozu dann all der Stress ? … Das ganze hätte ich sogar noch in Kauf genommen wenn man mir wenigstens zusagen könnte das ich auf einen „Soldatischen Posten“ komme. Verzeiht mir die Beschreibung aber ich wollte nie ein Mechaniker in Flecktarn sein. Das hat nichts mit Kriegsfilmen oder ähnlichem zutun.
Für mich als Patrioten, jungen Menschen (24), gibt es momentan einfach keinen wirklichen Anreiz mehr.
@Alarich:
„Das die Soldaten Kündigen , vor Sie umziehen müssen , Damit gehen die Fähigkeiten Verloren , und stellen Große leck im neuen Standort da .“
Soldaten die kündigen, weil sie den Standort wechseln müssen haben regelmäßig bei der Bundeswehr nichts verloren.
Die Frage, die sich berechtigt stellen lässt ist die nach Häufigkeit und SInnhaftigkeit von Umzügen – und die wurde schon gestellt.
Schlimmer: die jungen Soldaten werden grade in der Feldwebellaufbahn analog der Aussagen besagter Psychologin gerne mal für Quotenerfüllung eingekauft – vorzugsweise noch mit dem Hinweis: Sobald Du dann dabei bist, kann Du dann ja Anträge auf Wechsel stellen.
So wurden diverse Male OA-geeignete Kandidaten in Ermangelung von Offizierstellen auf Mannschaftsposten beraten (und für die Truppe verloren).
Ebenso regelmäßig nicht allzu selten Feldwebelanwärter Wechselanträge in Hinsicht auf TSK und Truppengattung, hauptsache heimatnah, weil man ihnen das bei der Einstellung so gesagt hat.
Leidtragen ist dabei die Truppe, die das Regenerationsdesaster dann auszubaden hat (oder sich, bei begründet negativen Stellungnahmen) dann mit Beschwerden und Eingaben befassen kann.
Sollte die Gefahr von den Befragten akurat eingeschätzt werden, so würde ich mich TomTom anschließen.
Ich bin mir nur nicht so sicher, wie akurat denn die Gefahr wirklich eingeschätzt worden ist? Kann es nicht zu einer Fehlwahrnehmung durch entsprechende aufbereitung der Medien gekommen sein? Wie schneiden Mannschaften quantitativ im Vergleich zur Polizei und anderen Rettungskräften ab?
Um diese Fragen abschließend beantworten zu können, müsste man wissen wie sich eigentlich das Berufsbild Masch vorgestellt wurde.
War übrigens mein erster Post hier in der Community. Hat mir immer sehr gut gefallen hier mitzulesen.
Gruß
Wie vorhersehbar. Hierzulande werden solche Auslandseinsätze nur ansatzweise debattiert, von einer Erklärung der Gründe pro/contra durch die politisch Verantwortlichen oder gar einer gesamtgesellschaftlichen Debatte (die diese Bezeichnung auch verdient hätte) wollen wir gar nicht reden. Wäre ich aktuell im richtigen Alter und tauglich, würde ich mich auch nicht mal eine Minute mit einer BW-Laufbahn beschäftigen. Vor allem, weil ich diesen Möchtegern-Strategen in Bundestag und BW nicht auch noch „Menschenmaterial“ für ihre geopolitischen Spielchen stellen wollte, die sie innenpolitisch nicht zuzugeben oder gar zu vertreten wagen.
Warum sollte irgendwer hierzulande seinen Hals für eine Politikerkaste riskieren, die im Gegenzug nicht mal den grundlegenden Anstand haben ihre Verantwortung anzunehmen und ggf ihre Karriere zu riskieren?
@ziv.med
Zustimmung in allen Punkten. Anscheinend sollen potentielle abwerben, die genau das suchen auch nicht wirklich angesprochen werden. Oder denkt man, es gäbe keine jungen Menschen, die sich davon angezogen fühlen? Fakt ist, dass wir derzeit mit der Gleichstellung von Streitkräfte = multinationaler Großkonzern und rundum Wohlfühlklima die falschen ansprechen. Attraktive Umgebung ist alles recht wichtig, aber darf in den Streitkräften nicht auf den TOP 5 Themen die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen, das kann gerne im Hintergrund abgearbeitet werden.
Ich glaube es gäbe genug Interessierte, grade in der Infanterie, die bei entsprechender Ansprache vor allem wegen dem ganzen Bäh-Zeugs (Waffen und so, ih) dort hin wollen und auch Einsätze in Kauf nehmen würden. Aber da will man wohl nicht hin.
Wer soll eigentlich diese ganze Verantwortung übernehmen, die wir neuerdings so gerne anbieten?
@ziv.med
Danke, du hast es besser gesagt, als ich es könnte.
Vielleicht um es aus meiner Sicht noch ein wenig näher zu definieren:
Was will ich bei einem Arbeitgeber, der seinen eigentlichen Auftrag nicht wahrnehmen will/kann? Da mag er sich noch so attraktiv nach außen geben, wenn ich die Tätigkeit, für die ich ausgbildet werde, niemals ausüben darf, werde ich keine Zufriedenheit durch meine Arbeit erfahren.
Weiterhin ist es für mich hochgradig enttäuschend, wenn diejenigen, die für massive Fehler auf allen Ebenen verantwortlich sind, nicht zu Rechenschaft gezogen werden. Das fängt bei der Politik an, die uns Ziellos in Einsätze schickt, bei der Generalität, die das mitträgt, bis runter zum Eichenlaub, das sich aus Karrieregründen dem System ergibt, geht über die Beschaffung, die teilweise so konzeptfrei stattfindet, dass mir schwindelig wird (ganz abgesehen von Verspätungen, Minderleistungen, Verteuerungen,…) und setzt sich im Personalmanagement fort.
Kurzum, ein System, dass vor Fehlern und Problemen nur so strotzt, braucht verdammt viel PR um zu überzeugen, wird aber viel Personal nicht halten können.
Wen wundert es wirklich, dass der Bundeswehr der Nachwuchs fehlt???
Auf der einen Seite eine Truppe, die seit vielen Jahren damit beschäftigt ist, diverse Reformen umzusetzen und die Spargeilheit der Finanzminister schön zu reden und auf der anderen Seite eine Presse, die zu 99% damit beschäftigt ist, darüber zu berichten, was falsch läuft!
Wir sind wohl das einzige Land, in dem ein Soldat eine derart schlechte Lobby hat. Linkslastige Medien sind die Vorturner und die weichgeklopften Gutmenschen folgen wie die Lemminge!
Bestes und aktuelles Beispiel, wie mit dem „wir Deutschen“ umgegangen wird, die Diskussion über das angeblich leicht rassistische Auftreten unserer Nationalmanschaft in Berlin (das Gaucho-Lied). Derart krampfhaft und an den Haaren herbeigezogen kann es nur in Deutschland laufen!!!!
Aber…..es wirft ein bezeichnendes Bild auf den Umgang mit allem, was mit nationalen Belangen zu tun hat. Zu diesen nationalen Belangen gehört eben auch angemessen schlagkräftige Armee. Nimmt man unsere Geschichte und unsere Verfassung ernst, müsste eine solche Armee sogar ein festes Ziel sein!
Helfer, die in Katastrophengebieten ihr Leben für andere riskieren, bekommen eine Auszeichnung. Ein Soldat, der sein Leben für UNS riskiert, läuft Gefahr als Mörder bezeichnet zu werden…..und das ist weiten Teilen unserer Presse geschuldet.
Zu dem Punkt der verschwendeten Zeit bzw. der Wahrnehmung man würde in seiner Dienstzeit keine brauchbaren Fähigkeiten für zivile Berufe erlangen :
Das sehe ich anders und ich bin mir sicher auch so mancher Arbeitgeber hat da eine andere Auffassung, wobei ich natürlich weiß, dass das die Minderheit sein würde. Ich will garnicht mit Vergleichen zu Amerika anfangen aber es ist doch sicher so, dass auch hierzulande die in der Dienstzeit erworbenen/manifestierten/etc Qualitäten wie z.B. Willenstärke, Kameradschaft, Aufopferungsbereitschaft etcetcetcetc, nicht völlig unter den Tisch gekehrt werden können.
Unterm Strich braucht man in jedem Job gute, verlässliche, charakterstarke Leute mit der richtigen Einstellung – die „softskills“ für den jeweiligen Beruf sind zwar nicht unbedingt sekundär aber ich habe lieber einen guten Mann, der sich etwas Fachliches aneignen muss als einen Experten, der menschlich nicht ganz auf der Höhe ist.
Ich hoffe ich habe mich verständlich ausgedrückt, fällt mir irgendwie gerade schwer das in meiner Muttersprache auszudrücken – ich gebe dem Serien-Marathon auf Englisch die Schuld!
Vielleicht sollte man mal einen früheren Ansatz > Kadettenanstalt http://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_f%C3%BCr_Sport_und_Technik
unter anderen Namen und mit Unterstützung der BW Veteranen könnte das die Jugend von der Strasse holen und einer gezielten und Interessenbezogenen Beschäftigung zugeführt werden…ich bin kein Militarist aber die Jugend und die BW braucht nicht nur konsumieren sondern eine Zukunft.
Naja, das Ergebnis ist kaum überraschend. Führe ich persönlich auf einen Wandel innerhalb der Gesellschaft zurück, der durch eine stetig mangelhafte Kommunikationspolitik der militärisch-politischen Kreise in unserem Land bestätigt wird. Die vergangenen Jahre haben nicht sonderlich viel zu Verständnis für Militäreinsätze beigetragen und das zu Recht. Ich sehe dahinter nicht die immer wieder neu aufgewärmte Weltverschwörung extremst-roter anti-Militaristen, die Deutschland entwaffnen und mit Menschenketten der Welt den Frieden bringen wollen, sondern eine sehr berechtigte Frage in den Köpfen der angesprochenen jungen Menschen: Warum sollte man sich sowas überhaupt freiwillig antun? Da ist keinerlei Konzept vorhanden, um der Gesellschaft im Allgemeinen und diesen jungen Kandidaten im Speziellen eine positivere Lageburteilung abzugewinnen. Die Weltbevölkerung ist einfach zu sehr vernetzt (und dieses Netzwerk wird stetig dichter), auf das man heute noch blind vom Hurra-Patriotismus durch die Heimat marschiert, wie anno 1914. Die Jugend von heute ist doch nicht doof, selbst wenn sie zu lange mit ihren Smartphones vor Facebook, Twitter und Co. sitzt. Insbesondere nach über zwölf Jahren deutschen Militäreinsatzes in Afghanistan glaubt man heuer nicht mehr an das Märchen von der Verteidigung des Vaterlandes am Hindukush, schon gar nicht wenn man einerseits mit den Taliban verhandelt aber diese gleichzeitig aufgegebenes Gebiet zurück erobern.
Eine Rückkehr zu einem intelligenten System aus Wehrpflicht / Zivildienst / THW stelle ich mir besser vor als das halbherzige Beharren auf einer Armee im „Einsatz“. So könnte man wenigstens deutlich mehr Menschen mit den drei oben genannten Bereichen in Verbindung bringen und sowohl Interesse als auch ein nötiges Grundverständnis für die jeweils spezifischen Zukunftsprobleme aufbauen, die so heute gar nicht bzw. höchstens in den 20 Uhr Nachrichten angesprochen werden und mit „laaaangweilig“ bzw. „betrifft mich alles nicht“ abgestempelt werden.
Problem ist, Soldat (im Sinne von Soldat, der willens und in der Lage ist, die „Kernkompetenzen“ wahrzunehmen, kein Zahnarzt) werden junge Leute wie in allen Zeiten (außerhalb von wirtschaftlicher Not und/oder nationalem Notstand/Krieg) primär aus Abenteuerlust.
Das mag nicht schön sein, aber alles andere ist illusorisch.
Junge Menschen, die mit reifem Ernst unter Analyse der Weltsicherheitslage den wohlüberlegten Entschluss fassen mag es geben, aber wohl zahlenmäßig eher vernachlässigbar.
@MK20
Gratulation und auch ich möchte nicht, dass eines meiner Kinder für billigere Importartikel ihr Leben lassen.
Es gibt nur eine Legitimation für einen Gerechten Krieg und das ist der Verteidigungskrieg/ die Notwehr der Rest hat nicht funktioniert oder bedarf am Ende eh einer politischen Lösung.
Wer Abenteuer will, soll Abenteurer suchen und ggf benötigt Europa dafür eine etwas größere Fremdenlegion. Für EU Heimatverteidigung würden sich genügend Freiwillige finden und Geld wäre dafür auch genügend da.
28 Expeditions-/Interventionsarmeen kann nicht funktionieren.
Aber weiter frei nach dem Motto -Breite vor Tiefe-
@TomTom
Seltsam, in meiner Branche arbeitet man regulär Nachts und an Wochenenden.
Wir haben keinen Mangel an kompetenten Auszubildenden – den Nachwuchsmangel verursacht unser Arbeitgeber mit seiner (Nicht wirklich) Übernahmepolitik.
Es muss auch keiner ne Wochenendbeziehung führen, bzw Stundenlang pendeln.
„Oder: Es ist kalt, windig, nass“ es gibt kein kalt/windig/Nass etc es gibt nur
falsche/schlechte/ungeeignete Shelter/Kleidung/Sleeping Kit und/oder Vorgesetzte die sowas befehlen
@Boots on the Ground
Bei Nationalgarde/Citicen Force wäre ich aber nur bereit teilzunehmen, wenn der Einsatz sich auf den Grossen Fall beschränken würde.
Reserveübungen Übungen wären und nicht Wach und Schliessdienste o.ä.
Betreffs Nachwuchswerbung
Vor 20 Jahren, gab es Top Gun für Arme.
Heute gibt es Verantwortung/Karriere Schönfärberei aber kein Hinweis auf die SRisikenn für Ähnliche?
Der letzte Werbespot war ein einziger Grund nicht dahinzugehen.
@Koffer
sowas das hat man sich bei mir genau zweimal herausgenommen, das erste und das letztemal, wenn sie mir ihre (begründete?) Kritik nicht auf zivilisierte Art rüberbringen bzw. ihren Stress/Frust nicht anders kontrollieren/abbauen können.
Kalt/nass s.o.
„Mittelmässige Bezahlung“ sorry aber schon vom Prinzip her ist eine faire und angemessene Bezahlung eine Selbstverständlichkeit, vom praktischen auch.
@Kerveros
Mag sein, wenn jemand , wie mir, meine Familie ist mir aber ERHEBLICHST wichtiger als mein Volk oder die BRD, von daher wenn der Dienst sich unangemessen negativ auf sie ausüben würde – kann ich sehr gut Nachvollziehen – bzw. sähe keinen guten Grund NICHT zu kündigen.
bitte mal meine Post komplett posten!
[Wenn ich das richtig sehe, hat der OvWa nur das freigeschaltet, was da stand… T.W.]
Ein Aspekt kommt bei der Befragung nicht zur Sprache: Streitkräfte als Kampfmittel in den Händen der Mächtigen.
Beim Einsatz von Soldatinnen und Soldaten – auch der Bundeswehr – geht es vornehmlich um die Sicherung von Rohstoffquellen weltweit und um deren Transportwege.
Kapitalismus war und ist immer auch imperialistisch, also weltmachtbestimmt und großmannssüchtig.
Es geht um Gewinnmaximierung, die nur durch Wirtschaftswachstum erreichbar ist. Und zur Generierung von Wirtschaftswachstum werden Rohstoffe und Energien benötigt.
Soldatinnen und Soldaten sind und bleiben also Büttel der Herrschenden Klasse, ob sie dies wahrhaben und erkennen können oder nicht!
Das Aussetzen der Wehrpflicht ist jetzt gerade mal 3 Jahre her. In Frankreich, Spanien, NDL etc hat es mehr als 5 Jahre gedauert bis sich das wehrpflichtlose System einigermaßen eingeschwungen hatte. wobei die meisten dieser Länder nach WK II Auslandseinsätze durchgeführt haben.
Deutschland’s wehrfähige Generationen sind auf Auslandseinsätze nur im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung „getrimmt“ worden, zumal wir ja auch keinerlei „ordnungspolitische“ Verantwortung außerhalb Deutschlands zunächst hatten. Deutschland hat eben eine ausgeprägte Verteidigungskultur, die gesellschaftlich sehr stark verwurzelt ist. Die Wahrnehmung der Erfolglosigkeit der Kriege unserer Verbündeten von Indochina/Vietnam bis Lybien tat ein Übriges.
Wir haben schlicht und einfach eine völlig andere Wehrkultur als USA, UK, FRA entwickelt.
Hinzu kommt, dass Krieg einerseits viel technischer geworden ist, anderseits „barbarischer“. Sozio-Vegetative Dissonanz als systematisch geförderter/geforderter Dauerzustand des Einsatzsoldaten sozusagen. Das ist als Lebens-Beruf nicht mehr vermittelbar in Deutschland.
Den Service im Karrierecenter zu verbessern wäre sicher das Erste was ich verbessern würde. Es macht einfach keinen guten Eindruck, wenn einem am Eingang erst einmal gar keiner sitzt, dann so einer schmierig-dicker Typ kommt und unwirsch fragt, was man denn wolle. Das könne nicht sein, dass ich hier einen Untersuchungstermin habe. „Sie sind eine Frau und zu alt.“ … Erst jemand anderes konnte ihn überzeugen, doch mal „oben“ nachzufragen und sich von der Richtigkeit zu überzeugen. Das dann auch meine Akte monatelang verschollen war, war der nächste nervige Punkt.
Etwas off-topic, aber die, die dann wollen, so abzuschrecken, kann sich eigentlich nur jemand erlauben, der genug Leute hat.
Nebenbei fällt mir gerade ein, was Unternehmen hier alles auf die Beine stellen, um noch Nachwuchs zu gewinnen. Mietűbernahme, Führerschein und Auto ab 18…
@Elahan
Ich schließe Interventionen nicht aus meinem Modell aus. Der Krieg gegen den Irak 1991, das Getümmel auf dem Balkan und OEF waren bspw. solche Fälle, in denen die Entsendung von Truppen aus meiner Sicht legitimiert war. Hier kommt es auf etwas an, das ich „die professionelle Flexibilität einer Wehrpflichtigenarmee“ nennen würde:
Eine Wehrpflichtigenarmee muss verhältnismäßig einfach ausgerüstet sein, wird aber so auch durch ihre Masse konventionelle Gegner von schlechten Späßen abhalten können. Auf der anderen Seite ist sie durch ihre vielen Wehrpflichtigen und den fehlenden Spezialfähigkeiten nicht zu Abenteuern wie in Mali oder Afghanistan tauglich. Das gibt ihr aber Rückhalt im Heimatland, da sie präsent und greifbar ist. Der einzelne Kontakt eines Wehrpflichtigen breitet sich über die Familie, Freunde und Bekannte aus. Das zeitlich begrenzte Dienen (9-12 Monate) für das Vaterland wird so zur Normalität im Alltag statt zur Exlusivität mit gemischten Gefühlen. Gewisse Voraussetzungen muss man natürlich erfüllen, aber da liegt es insbesondere am Militär selber (internes Klima, Ausbildungsniveau,etc.) und natürlich auch an der Politik (als Bindeglied von Gesellschaft und Streitkräfte).
Eine professionelle Armee ist hingegen viel zu teuer, um mit der ganzen Spezialausrüstung in allen Bereichen der Streitkräfte eine ernsthafte konventionelle Bedrohung darzustellen. Insbesondere Einflüsse aus asymmetrischen Kriegen machen die Entwicklung und Beschaffung von Land-, Luft- und Seefahrzeugen für das Militär zunehmend teurer. Stetige bzw. längere Auslandseinsätze verbrauchen ebenfalls enorm viele Ressourcen und sind alleine schon aus diesen beiden Gründen beim Volk unbeliebt. Ihr Nachteil ist aber gerade bei uns, hier in Deutschland, die Verkleinerung der Truppe durch zunehmende Kosten und dem fehlenden Dasein in der Gesellschaft. Standorte werden aufgegeben oder andernorts zusammen gelegt. Das schafft zwar Synergien und spart Geld, allerdings auch Distanz. Hier muss sich keiner ernsthaft wundern wenn immer weniger Menschen Kontakt mit der Bundeswehr haben oder überhaupt wissen, wo sich die nächste Kaserne befindet. Von Detailwissen wie korrekten Systembezeichnungen u.ä. muss man gar nicht erst reden.
Es bedarf einer professionellen Kernkomponente in der Wehrpflichtigenarmee, die aus der Masse ihren Nachwuchs gewinnt bzw. nach Ende vom GWD übernimmt, als Wissensspeicher fungiert und dieses Wissen durch Ausbildung weitergibt, und im Fall der Fälle flexibel genug ist, um längerdienende SaZ und BS als Spezialisten mit entsprechender Ausrüstung für einen Auslandseinsatz zu stellen. Die Anzahl der für einen Einsatz verfügbaren Soldaten wird dementsprechend recht klein ausfallen, insbesondere wenn pro Soldat im Einsatz drei bis vier weitere Soldaten in der Heimat durch Einsatzvorbereitung, -rückkehr und -reserve gebunden werden. Hier spielt es aber absolut keine Rolle, ob Deutschland eine tolle Wirtschaftsmacht in Europa ist oder peng – wieviele Soldaten wir entsenden ist immer noch unsere eigene Angelegenheit. Dann lieber wenige, die effektiv sind, statt das Zehnfache, von denen sich die meisten gegenseitig im Weg stehen. So stünde immernoch die konventionelle Heimatverteidigung im zentralen Vordergrund der Streitkräfte, während kostspielige und öffentlich meist negativ-behaftete Einsätze fernab der Heimat aufgrund der wenigen zur Verfügung stehenden Spezialisten so auf natürlichem Weg in ihrer Anzahl reduziert werden können. Politisches Mikromanagement sollte dann logischerweise vermieden werden; grobe Vorgaben müssen den Militärs (und einem Auslandsgeheimdienst) ausreichen, die von sich aus die Details ausarbeiten und umsetzen, ohne dabei die Grenzen des Legalen zu überschreiten (aber sowas setze ich voraus).
Kurzum: viel theoretisches Wunschkonzert meinerseits, das sich praktisch nicht umsetzen lässt. Der Zug zurück zur Wehrpflicht ist abgefahren, das Vertrauen der Gesellschaft auf Jahre hinweg vergiftet und die politische Klappe einfach zu groß.
Hinzu kommt, dass Krieg einerseits viel technischer geworden ist, anderseits “barbarischer”. Sozio-Vegetative Dissonanz als systematisch geförderter/geforderter Dauerzustand des Einsatzsoldaten sozusagen. Das ist als Lebens-Beruf nicht mehr vermittelbar in Deutschland.
Ich gebe Ihnen dahingehend Recht, dass moderne Kriegführung deutlich technischer geworden ist als früher. Wo sie allerdings erkennen wollen, dass Krieg heutzutage objektiv barbarischer geworden sein soll als vor 50 oder 100 Jahren, vermag ich nicht zu erkennen. In den Konflikten im Irak, Afghanistan oder Syrien sehe ich keine herausragende Unmenschlichkeit, die es nicht in den Weltkriegen, dem Koreakrieg, Algerien oder dem Burenkrieg schon gegeben hätte. Und dabei beziehe ich die vielen internen Auseinandersetzungen in Afrika, Asien und Südamerika noch nicht einmal in die Betrachtung ein. Eine subjektive Kluft zwischen dem Alltag in der Heimat und dem Alltag im Kampfgebiet werden Soldaten ebenfalls schon immer verspürt haben, passten sich dieser Situation aber an.
Mit Sicherheit stimmt, dass das Berufsbild des Berufssoldaten, der tatsächlich regelmäßigen seinen Auftrag zu kämpfen in Einsätzen wahrzunehmen hat, in Deutschland nicht mehrheitsfähig ist. Das ist aber auch nichts Neues. Bereits im durchaus militaristischen Preußen waren viele Stolz auf ihren Militärdienst, Berufssoldaten waren trotzdem die wenigsten. Aber auch heute finden sich immer noch diejenigen wenigen, die ein solches Berufsbild akzeptieren. Die Frage ist, ob diese Streitkräfte solche Bewerber denn auch wollen und ihnen gerecht werden können.
Bin hier eben drauf gestoßen. Bitte verzeiht wenn ich nicht alle Komentare gelesen habe, aber ich möchte an dieser Stelle Dee beipflichten. Ich versuche schon seit geraumer Zeit wieder in den Dienst der Streitkräfte zu gelangen (war FWDL 15), allerdings scheint es mir so, dass einem mehr Steine in den Weg gelegt werden, als davon weggeräumt werden.
Was soll’s. Nachdem wir ohnehin eine Flut an Unteroffizierdienstgraden haben, machen wir sie alle dazu und damit haette sich das Problem fuer die Mannschaftswerbung erledigt. Eine glatte Reduzierung der Problemfelder um 1/3, da dann nur noch Offizier- und Unteroffizierlaufbahn damit zu „kaempfen“ haben.
@-MK20-
Die Frage ist doch nicht was wir wollen, sonder wozu ist die Gesellschaft bereit Opfer zu bringen und ich glaube nicht, dass es viele in der EU gibt, welche unter Einschränkung ihrer Lebensgewohnheiten und Bürgerrechte bereit sind in fernen Ländern für Menschenrechte und Rohstoffe zu kämpfen. Viele würden sich jedoch als FWDL/SaZ und später zur Reserve melden, wenn der Auftrag unmittelbar zur Verteidigung der BRD/EU diente.
Doch auch bei diesem Modell müsste der Dienst attraktiv sein. Evtl benötigen wir eine EU regionalisierte doch abgestimmte Nationalgarde zur Heimatverteidigung.
Für die Spezialeinsätze eine multinationale Streitkraft nach dem Modell der Frontex, wobei der Wechsel leicht möglich sein sollte (je nach Lebenssituation, dann ist der Pflegeleister, Reha-patient oem eben mal ein paar Monate in der Nationalgarde seiner Region). Was in den USA klappt, kann in der EU nach unseren Bedarfen optimiert auch klappen.
……und jede Region in der EU hat seine Traditionsverbände auch noch in Zukunft.
Den Andrang kann ich verstehen. Warum sollte sich ein junger Mensch mit abgeschlossener Schul- oder Berufsausbildung auf so etwas einlassen? Mangelhafte Ausstattung, drittklassige Führung, schlechte Bezahlung, kaum Perspektive im Dienst, noch schlechtere Perspektiven bei einem Wiedereinstieg in den Beruf, kaum gesellschaftliche Anerkennung, ungenügende Versorgung bei Schädigungen, Aufgabe des sozialen Umfelds …..
Meinen Kinder möchte ich zur Zeit nicht zu diesem Schritt raten, was ich wirklich außerordentlich Schade finde.
@Elahan
Dem würde ich widersprechen. Krisenherde stabilisieren kann sich positiv auf die Rohstofflage auswirken und dafür finden sich mit Sicherheit einige Menschen innerhalb der EU, die die Einschränkungen freiwillig ertragen würden, aber das Problem liegt nun einmal in der finalen Umsetzung solcher ehrgeizigen Vorhaben. OEF 2001 und OIF 2003 waren beides Operationen, die – trotz Schwierigkeiten – in ihren Anfangsphasen sehr erfolgreich verliefen. Die richtigen Probleme ergaben sich meist erst nach den Kämpfen mit der plötzlichen Entstehung eines Vakuums in den jeweiligen Ländern. Und genau darauf wird sich im Regelfall unzulänglich vorbereitet, geschweige denn von den Akteuren daheim (Öffentlichkeit – Politik – Militär) hinreichend thematisiert. Wer diesen wichtigen Aspekt missachtet, dem fällt es auch deutlich schwerer nach den eigentlichen Kampfhandlungen weitere Opfer zu bringen.
Naja. Im Handwerk, quasi die Mannschafter der BW sieht es doch nicht viel besser aus. Auch da fehlt an allen Ecken qualifiziertes Personal. Das ist einfach ein gesamt gesellschaftliches Problem. Es will sich einfach keiner mehr die Finger schmutzig machen. Medial ist doch auch im zivilen der tolle Bürojob im Mittelpunkt.
Einführung der Wehrpflicht + „National Garde“ + Großstandorte (Brigaden gebündelt) max. 80Km von einer Großstadt entfernt und man hätte diese Probleme nicht.
@-MK20-
„Dem würde ich widersprechen. Krisenherde stabilisieren kann sich positiv auf die Rohstofflage auswirken und dafür finden sich mit Sicherheit einige Menschen innerhalb der EU, die die Einschränkungen freiwillig ertragen würden, …….“
1. Ich schrieb nicht viele ….zum Kämpfen findet man immer Menschen.
2. Wer möchte für Rohstoffe kämpfen? Man kämpft für Geld, Ruhm, Ehre oder weil man Spaß am Kämpfen hat, doch für Rohstoffe?
@ht_
„Einführung der Wehrpflicht“
Wird es auf absehbare Zeit ohne konkrete Bedrohung nicht geben.
„Großstandorte (Brigaden gebündelt) max. 80Km von einer Großstadt entfernt und man hätte diese Probleme nicht.“
Sind für eine Nationalgarde/Reservisten eher der falsche Weg. Auch sind Großstandorte militärisch in Europa zur Bündnis-/ Landesverteidigung taktisch unklug, für die Interventionstruppen die richtige Lösung.