Gefangennahme der Militärbeobachter: Das war nicht der Bürgermeister
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am Sonntagabend in der ARD-Sendung Günter Jauch erkennen lassen, dass Ministerium und Bundeswehr jetzt ganz gute Erkenntnisse über den Ablauf der Gefangennahme der Militärbeobachter in der Ost-Ukraine am 25. April haben. Die Entführung sei professionell abgelaufen und sicherlich nicht vom selbst ernannten Bürgermeister von Sloviansk (Slawjansk) organisiert worden, sagte die Ministerin.
Dann können wir ja damit rechnen, dass Verteidigungsministerium und/oder Auswärtiges Amt am Montag in der Bundespressekonferenz recht detailliert dazu Auskunft geben können. Wie hatte Außenamtssprecher Martin Schäfer am vergangenen Mittwoch versprochen: Wenn die ausländischen Inspektoren wieder in Freiheit sind, dann wird Ihnen – dessen bin ich sicher – auf alle Fragen im Zusammenhang mit den Umständen ihrer Festnahme und ihres Festgehaltenwerdens in Slawjansk und auf viele weitere Fragen ausführlich Auskunft gegeben werden. Hier auf dieser Bank wird das sicherlich sehr offen geschehen. Da derzeit kein Kontakt zu den Offizieren hergestellt werden kann, ist es zurzeit gar nicht möglich, Fragen, die Sie stellen, so zu beantworten, wie sie beantwortet werden sollten, wenn dies möglich wäre.
Die Süddeutsche Zeitung kündigte unterdessen an, in ihrer Montagausgabe über Verbindungen der Beobachter zum Bundesnachrichtendienst zu berichten:
Die Nähe der deutschen OSZE-Beobachter zum Bundesnachrichtendienst #bnd morgen @sz, heute schon auf dem iPad
— SZ Investigativ (@SZ_Investigativ) May 4, 2014
(Da ich nur ein ganz traditionelles Papier-Abo habe, muss ich wohl noch abwarten. So was führt ja zu der Überlegung, das teure Papier-Abo zu kündigen und das iPad-Abo zu nehmen…)
Zu Spionagevorwürfen hatte sich übrigens das Auswärtige Amt in der vergangenen Woche schon geäußert. Außenamtssprecher Schäfer:
Vielleicht noch einen Satz zu Spionagevorwürfen: Das ist ja nun wirklich total abwegig. Das genaue Gegenteil ist der Fall: Das geschieht auf einer rechtlichen Grundlage. Das geschieht in Absprache mit dem Gastland und in Begleitung des Gastlandes, und das geschieht mit völlig offenem Visier. Diese Beobachter können sich als solche ausweisen und tun das auch. Das hat mit Spionage überhaupt nichts zu tun; das ist das genaue Gegenteil.
Aber was auch immer in der Geschichte der Süddeutschen Zeitung steht – der (internationale) Fallout im Internet zeichnet sich ab:
GERMAN OSCE OBSERVERS IN UKRAINE COULD HAVE BEEN LINKED TO GERMAN FOREIGN INTELLIGENCE SERVICE BND, SUEDDEUTSCHE SAYS
— Gregor Peter (@L0gg0l) May 4, 2014
Nachtrag: Ein paar der offenen Fragen zu dieser Mission habe ich für Zeit Online aufgeschrieben. Und bin nach wie vor darüber erstaunt, mit welchem hohem Engagegement in Deutschland die Debatte darüber geführt wird, ob man OSZE-Beobachter sagen darf oder nicht… Die OSZE selbst scheint diese Berührungsängste nicht zu haben:
Our team yesterday north of #Donetsk, receiving freed hostages from the #OSCE Military Verification Mission. #ukraine pic.twitter.com/1nLNBvPwFA
— СММ ОБСЕ в Україні (@OSCE_SMM) May 4, 2014
Nachtrag 2: Die von der Süddeutschen Zeitung angekündigte Investigativ-Geschichte zur Nähe von Beobachtern und BND ist jetzt auch online verfügbar:
Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gibt es zumindest eine gewisse Nähe der OSZE-Beobachter zum Bundesnachrichtendienst (BND). Zwar soll keiner der Inspekteure für den BND selbst oder für sein militärisches Pendant, den Militärischen Abschirmdienst, tätig gewesen sein. Alle vier Männer – drei Soldaten und ein Übersetzer – arbeiten jedoch für das Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr, kurz: ZVBw. (…)
Hilfe bekommen sie dabei vom BND, der in Geilenkirchen eine geheime Außenstelle betreibt. (…) Auch wenn die OSZE-Beobachter selbst keine Spione sind, zu tun haben sie mit ihnen allemal.
Das klingt nicht nach dem großen Knaller. Aber dürfte in der hektischen Debatte über die Mission – siehe die Frage: Darf man OSZE-Beobachter sagen? – nicht gerade, nun, deeskalierend wirken.
(Foto: Oberst Axel Schneider und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am 3. Mai nach der Ankunft der freigelassenen Militärbeobachter in Berlin-Tegel – ©Bundeswehr/Vennemann)
Hoppla… Herr Wiegold – das hatte die Dame doch soeben erst gesagt und schon hier online? ;-)
Ich bezweifele, daß es „hilfreich“ ist, allzu sehr ins Detail zu gehen.
Bin auch gespannt, was die SZ berichtet. In den letzten Tagen hatte ich die vage Andeutung eines nachrichtendienstlichen Aspekts der Mission („Spionage“) irgendwo im Netz schon mal gesehen, meine ich.
Ich weiß nicht genau was die SZ bezweckt, evtl. wollen sie ja auch nur mehr Informieren. Für den naiven Betrachter wirkt es eherwie Öl in Feuer kippen.
Andererseits denke ich, dass Alles was uns erzählt werden wird für Eingeweihte jedweder Nation nichts Neues darstellt. Ich fände es eher beschämend wenn ein Auslandsnachrichtendienst nicht auf mögliche Quellen zugeht oder Beobachter vorbereitet.
mal ganz im ernst das solche missionen häufig auch eine doppelfunktion haben ist doch nicht verwunderlich.
die ganzen GRU leute bei den russischen OSZE missionen lassen grüßen. Aber vermutlich schaffen wir es wieder in der selbstzerfleischung zu versinken, während sich ponormajew weiterhin ungestraft des lebens erfreut
Deshalb will UvdL auch mal prüfen ;)
Von der Leyen lässt OSZE-Mission der Bundeswehr nachträglich prüfen so von der Leyen in der ZDF-Sendung „Berlin direkt“
http://berlindirekt.zdf.de/berlin-direkt/berlin-direkt-5988416.html
Wenn es nicht der Bürgermeister war, wer dann? Herrje, welch Kliffhänger, Frau Ministerin. Ich hoffe da platzt die Erkenntnisbombe schlechthin; bitte Butter bei die Fische wenn es soweit ist!
Äh, wohl eher analysieren, im Sinne von Lessons Learned? So hab‘ ich das verstanden, aber was weiß ich schon…
vielleciht hat ja irgendwer die ipad sz und kann wiegold was durchstechen.
Also ich hab die Süddeutsche auf dem iPad gelesen und gelacht. Der Tweet von SZ_investigativ klang geheimnisvoll und war am Ende ein Rohrkrepierer. Hatte an Belege im Sinne von schriftlichen Unterlagen oder Aussagen von Zeugen gedacht. Letztlich war es ein konstruierter Verdacht. Ein wenig billig und unter dem Niveau der SZ.
Jeder Polit-Profi hätte schon jetzt das Skript für die PK neben dem internen Bericht „streng geheim“.
@ jugendoffizier
Danke. deutscher „Qualitätsjournalismus“ anno Domini 2014.
und dann beschweren sie sich noch das man dafür nicht mehr zahlen will.
@ T.W.
Deshalb ja auch die primärquelle auf die sich der FOCUS bezieht.
Aber am besten fand ich die Aussage „Der erste Zwischenfall unter deutscher Beteiligung“ und ich dachte wir hätten die Leitung.
Also ganz ehrlich: WENN man schon einen eigenen Twitter-Account mit dem Namen „SZ Investigativ“ unterhält, dann sollte hier auch Substanz und nicht Luft drin sein.
Das scheint mir ja fast so, als wollte ein junges Journalistenteam einfach mal einen „kommen“ lassen…
Ich kann mir gut vorstellen, dass ein OSZE-Team einen nachrichtendienstlichen „Nebenauftrag“ hat… aber wenn ich als Journalist das belegen möchte, dann bitte nicht durch eine „räumliche“ Nähe des BND-Büros in der gleichen Stadt wie das Zentrum für Verifikationswesen…
Wer ist denn das hinten links?
@Someone
Einer der anderen Militärbeobachter – Pole? (Sonst kämen noch Tschechien und Dänemark infrage, die Uniform kann ich nicht identifizieren.)
Ich möchte doch hoffen das der Auslandsnachrichtendienst die gewonnenen Erkenntnisse verwertet. Noch offenere Nachrichtengewinnung ist ja nun nicht möglich. Der eingeladene Staat gibt ja nicht mehr Preis als er möchte. Ein Skandal wäre für mich, wenn unser Nachrichtendienst hier keine Erkenntnisse herausziehen würde. Grade in diesen unklaren Lagen.
Es wird mittlerweile immer lächerlicher, wie Skandale konstruiert werden, sobald die Stichworte Bundeswehr und/oder BND fallen. Sowohl von der Presse als auch Politikern. Grenzt mittlerweile schon an eine kollektive Psychose.
Vielleicht sollten wir alle erstmal abwarten. Denn jetzt scheinen die Mühlen der Bürokratie doch etwas schneller zu mahlen – bspw. damals, als der BND im Irak aktiv gewesen sein soll.
Interessant finde ich die Kritik eines süddeutschen Politikers am Herrn Oberst, weil er sich beim Bürgermeister von S. bedankt hat. Auch an dieser Stelle: „Denken, Drücken, Sprechen!“
Also, wenn man sich mal die vollen Namen der Delegationsmitglieder raussucht und diese mit „press“ als Suchraster samt Einrenzung auf „letzte 24 Std“ verknüpft, da stößt man auf wenig „prickelnde“ Dinge, die den „Gästen“ laut deren Statements beim Bürgermeister bzw. bei Strelkow in den ersten Tagen widerfahren sein sollen.
Z.B.: Augen verbunden, gefesselt, sitzend, Lehmkeller, Wachen spielen mit Waffen herum, ein Stück Seife wurde den Geiseln von einer Wache zugesteckt, 1Ltr Wasser pro Tag mit „freier Wahl Trinken oder Waschen“, woher bekommen wir Toilettenpapier, Umzug in den 3ten Stock, dort waren dann Sanitäranlagen, alles private Eigentum, Ausweise, Papiere, Schlüssel, Tablettes, Handys abgenommen, etc..
Das schreit förmlich nach jeweiliger nationaler Staatsanwaltschaft, internationalen Haftbefehlen und Den Haag! Und genau solche Schritte dürften Putin am wenigsten ins innen- und aussenpolitische Konzept passen, denn wer will schon offizieller Terroristenunterstützer sein?!
Aber soweit denken unsere Regierungspolitiker wohl noch nicht oder wohl auch niemehr.
Hab’s auch gesehen das kann nicht sein
Besonders als Herr R geforderte umdrehen das wir wieder mehr in Rüstung stellen sollen
Fakt ist so Lange wir solche V-Minister haben können wir Militär Geheimdienst Sofort auflösen der Bringt gar nichts
Sie hat oder log keine Ahnung von dem Massiven Aufrüstung Russland der letzten Jahre tut oder will es nicht wissen, dafür braucht man keinen Militärischen Geheimdienst.
Das kann dann auch FN Zug der Heeresaufklärer die Infos für Bomben wo die sind, dafür braucht man keinen Geheimdienst
Besonders als der SPD man sagte dann müsse man die Reform beenden und eine Neue her, wie Groß ihre Augen wurden naja von S——————n schein sie nicht zu kommen , als er dann sagte das zu viel Geld kostet wurde Sie ganz erleichtert aber meine Frage wie viel Geld bin den Wert und ein Soldat vielleicht bisschen mehr
Jeden Tag könnte die Rußen in der Ukraine einmarschieren, eine Spaltung der Ukraine währe vielleicht die bessere Lösung wenn auch für den Westen eine leichte Niederlage währe aber Pro und gegen Russland sind die zu weit auseinander die Verlieren würden legen Bomben so gäbe mit einer Spaltung weniger zivile Tote am ende
Aber Russland Interessiert unsere Sanktionen nicht und Russland ist auch zu Groß um Durchzuhalten und die können von China am ende alles beziehen, dann müssen wir China mit Sanktionieren, 80 % unserer Waschmaschine kommt nun mal aus China
Ein alter Tiger der nicht mehr Jagen kann greift Menschen eher an ein Gesunder Tiger
Weil der Mensch Langsamer ist wie anderes beute Tier aber er sein gefährlichster Feind das ist weist jeder Tiger
Und China hat zu Russland und nicht gegen Russland gesprochen weil die auch Probleme haben mit der USA, ich denke das wie 1914 Deutschland Österreich die halten gegen Nader zusammen ein Keil hineintreiben ist schon gescheitert
UvdL muss man nicht mögen; aber in der Jauch-Sendung hatte sie einen ganz starken Auftritt. Sie hat die unsinnigen Bemerkungen Gauweilers zurückgewiesen und deutlich gemacht, dass man auch künftig auf solche Missionen unter dem Dach der OSZE nicht verzichten will und kann. Zur Festsetzung der Militärbeobachter sagte sie, das seien professionelle Kräfte gewesen. Dafür gibt es aus meiner Sicht nur eine mögliche Interpretation: Russische. Ich bin gespannt, ob dies in der von Herrn Wiegold angesprochenen Pressekonferenz ebenfalls so deutlich herauskommt.
In den Tagesthemen wurde übrigens von der Ukraine-Korrespondentin – m.W. in dieser Deutlichkeit erstmalig – die ungeheure russische Propagandaoffensive angesprochen, mit der die russisch-stämmige Bevölkerung gegen die Regierung in Kiew und ihre ukrainischen Mitbürger aufgehetzt wird.
Ich hoffe, dass Herr Eppler als Teilnehmer der Jauch-Talkshow die Tagesthemen ebenfalls verfolgt hat, damit er sich in seinen durch Naivität kaum zu übertreffenden Äußerungen künftig vielleicht ein wenig zurückhält.
@ T.Wiegold | 04. Mai 2014 – 23:11
Stimmt ja, der ist auf dem Foto vom Chivers drauf.
War vor allem irritiert, weil er der Einzige in Uniform ist.
Das Springerabzeichen sieht dänisch aus, Dienstgradabzeichen auch, von daher wohl wirklich Chefsergent John Christensen.
Sind die beteiligten deutschen Soldaten jetzt eigentlich Veteranen?
Roman | 05. Mai 2014 – 0:19
Nein, da es sich noch um aktive Soldaten handelt.
OT weil Trivia:
Oberst Schneider dürfte der Nachfolger von BrigGen Klein beim PzBtl 154 gewesen sein.
Um mal etwas Licht in die Berichte zu bringen:
Nach einem Einsatz wird schlüsselpersonal generell vom MAD debrieft. Qualität wechselhaft. Je nach Verwendung wird im Vorfeld oder nachhinein auch durch BND gebrieft.
Und es ist eh ein Bericht über die Erkenntnisse über das Zielland auf der S2 schiene abzugeben.
Interessant wäre nur zu wissen, ob es ein TASKING vom BND gab.
Rest ist spekulation
Die Süddeutsche mal wieder.
Knallhart recherchiert – ohne Substanz.
Der MAD ist also das militärische Gegenstück zum BND? Soso.
ZVBw und BND tauschen Erkenntnisse aus? Skandal!
Es funktioniert noch was in unserem Land.
Als die investigativen Herren von der Süddeutschen das letzte Mal den BND im Visier hatten, wurde direkt eingeknickt:
http://www.ndr.de/geheimer_krieg/geheimerkrieg339.html
Mal sehen wie es diesmal läuft.
Also den Artikel „OSZE-Gesandte mit Nähe zum BND“ auf sueddeutsche.de verstehe ich so, dass ab jetzt die gesamte Leitungsebene von Auswärtigem Amt, Bundeskanzleramt und BMVg unter Spionageverdacht stehen, denn: „Auch wenn die […] selbst keine Spione sind, zu tun haben sie mit ihnen allemal.“
An Lachhaftigkeit kaum mehr zu überbieten und alles andere als ein Beispiel für „investigativen“ Journalismus…
Sieben Militärbeobachter und viele Fragen
Ein Artikel von Thomas Wiegold auf ZEIT ONLINE
[Äh, ja. Habe ich doch oben schon eingefügt ;-) T.W.]
@Jungchen
„“An Lachhaftigkeit kaum mehr zu überbieten und alles andere als ein Beispiel investigativen” Journalismus…““
Eine Tatsache die uns aber nicht davon abhalten wird den Rituellen Empörungngszirkus zu veranstalten
Und weitere Teile unserer Nachrichtendienst zu opfern.
Auch bemerkenswert aus welch nichtigem Anlass eine internationale Krise hier wieder zum Innenpolitischen kleinkrieg degeneriert.
Jeder konzentriert sich wohl darauf wad er am Besten kann
http://m.spiegel.de/politik/ausland/a-967432.html
Vielleicht auch von Interesse:
„Etherington: Die meisten Fakten deuten darauf hin, dass das einfach Zufall war. Oder Pech. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Viele dieser Checkpoints, die man dort passiert, sind sehr labil, die Milizen dort sehr angespannt. Wir haben zumindest keine Anzeichen dafür gefunden, dass dahinter ein größerer Plan steckte.“
Mich hat in der Jauch-Sendung gestern Abend ja auch die Bemerkung von Frau v. d. Leyen aufhorchen lassen, die besagte, dass der Überfall auf die Inspektoren anscheinend NICHT durch Seperatistenkräfte des „Bürgermeisters von Sloviansk“ erfolgte. Stattdessen soll der Angriff auf die Inspekteure von anderen, hochprofessionellen Kräften durchgeführt und wohlgeplant worden sein. Anschließend sollen die Inspekteure dann an den „Bürgermeister“ übergeben worden sein, welcher wohl erstmal selbst nicht so ganz wusste was er nun mit denen anfangen sollte.
Für mich klingt das sehr nach russischen Spezialkräften, die dort, womöglich wieder ohne Hoheitsabzeichen, operiert haben. Aber das ist erst mal nur Spekulation aufgrund v. d. Leyens Aussage, weshalb ich auf weitere Informationen zu diesem Vorfall hoffe. Falls das tatsächlich so gewesen sein sollte wäre das jedenfalls eine äußerst heikle Angelegenheit.
@QuiGon
Ob russische Spezialkräfte es hätten wohl sein gelassen oder einen Plan gehabt? Oder war die Übergabe an demn anscheinend unvorbereiteten „Bürgenmeister“ ein Plan? Ob die Geschichte Moskau oder den Seperatisten etwas gebracht hat? Ich habe da Zweifel.
Offenbar wird sich noch an zwei Punkten abgearbeitet – einer zum Vorteil, einer zum (vermeintlichen) Nachteil von Putin:
1) Die Ex-Entführten werden als ‚offizielle‘ OSZE-Beobachter bzw. in ihrem vorgegebenen Status bezweifelt. Sie sollen damit offenbar in Richtung Spionage gerückt werden, was wohl die Entführung legitimieren soll. Besonders bei der „reden mit Putin“-Fraktion erfreut sich dieses „selbst Schuld“-Szenario größter Beliebtheit.
2) Die ‚professionellen‘ Dienstleister bei der Geiselnahme waren mutmaßlich Russen. Dieser subjektive Eindruck dürfte ebenso schwer beweisbar sein, wie ein paar AKs oder Flugabwehrraketen aus Freischärlern russische Kommandos machen. Es dürfte der positive Eindruck überwiegen, dass Putin uns mit einer diplomatischen Fingerübung einen Gefallen getan hat …
Was bleibt als neue Ausgangslage? Eine ohnmächtige EU und ein hilfsbereiter, kooperiender Putin, der nur das Beste für alle will – insbesondere die Ost-Ukraine.
Die eigentlich interessante Frage ist doch: Wer hatte in Deutschland die OPCOM (Operative Befehls- und Kommandogewalt) über Oberst Schneider ? Das AA ? Das BMVg ? Oder das BKA ? Zweite Frage: Wer hat die OPCON über diese Missionen ? Die OSZE ?
Die jeweilige lead nation in Absprache mit der Ukraine ? Aus eigener Erfahrung würde ich mal vermuten: none of the above, jedenfalls nicht in eineindeutig verifizierbarer Form – deswegen ja das rhetorische rumgeeiere der offiziellen Stellen.
Gute Praxis (best practice) ist es mittlerweile auch in Deutschland, dass militärisches Führungspersonal, das in Krisenregionen im nationalen oder internationalen Rahmen tätig wird, durch den BND gebrieft wird. Das ist auch völlig legal und legitim.
Das „professionelle“ Aufbringen der Mission und die Übergabe an den sogenannten Bürgermeister lenkt imho ein wenig von den o.a. Fragen in Sachen deutscher Professionalität ab. „Verdeckte Operationen“ und „Verdeckter Kampf“ ist ja nun keine graue (Verschwörungs)Theorie, sondern gängige Praxis seit Jahrzehnten, allerdings weniger seitens Deutschlands ,-) Aber für die Rolle als usefull idiots sind wir bestens aufgestellt.
Die Süddeutsche Zeitung blamiert sich mal wieder, so gut sie kann.
Ich will doch mal schwer hoffen, dass deutsche Staatsdiener, wenn sie in heikle Gebiete wie aktuell die Ukraine im staatlichen Auftrag geschickt werden, vorher ausgiebig von unseren Nachrichtendiensten informiert werden. Alles andere wäre höchst fahrlässig.
Ein Skandal wäre beispielsweise, wenn deutsche OSZE-Beobachter in eine Falle laufen würden, der BND Informationen über die Falle gehabt hätte, diese aber nicht weitergegeben worden wären. Dafür liegen aber keine Indizien vor.
Offenbar liegt bei den SZ- Redakteuren eine kognitive Dissonanz (http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_Dissonanz ) vor. Man möchte gaaanz viel Sicherheit für Bundesbürger und Frieden für die Welt, die dafür notwendigen Werkzeuge, wie beispielsweise einen qualifizierten Nachrichtendienst, lehnt man aber aus gutmenschlicher Ideologie ab. Im Volksmund nennt man das: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass …
T.W.: „Und bin nach wie vor darüber erstaunt, mit welchem hohem Engagegement in Deutschland die Debatte darüber geführt wird, ob man OSZE-Beobachter sagen darf oder nicht…“
Ihre Kollegen vom Guardian haben dazu eine eigene Theorie:
„Harding said that it was obvious the trolling on Ukraine-related issues was organised, as the trolls „are given talking points“ and certain phrases were used again and again.“
„It is not Comment is free, but rather Comment is paid for.“
http://www.theguardian.com/commentisfree/2014/may/04/pro-russia-trolls-ukraine-guardian-online
Mich interessiert
primaer, der schriftliche, genaue ‚Auftrag‘ den die ‚Gruppe Oberst Schneider‘ hatte.
Secundaer, warum die Leute in Zivil herumliefen.
die SZ hat ein Problem mit technischen Themen und ganz besonders mit militärtechnischen. Da sind alle dermassen unterbelichtet,dass z.B. in Arabien 23mm Mörser zum Einsatz kommen oder Predator “ Kampfdrohnen“ Bodenziele mit Sidewinder
Raketen bekämpfen.Das im Boden steckende Leitwerk einer Clusterbombe ist der Überrest von Artilleriebeschuss etc.
Ich hoffe immer,dass die bei Wirtschaftsthemen nicht ähnlichen Mist schreiben.
ZBIGNIEW BRZEZINSKI rät Präsident Obama im Ukraine-Konflikt die Voraussetzungen zum Häuserkampf in den ukrainischen Städten zu schaffen: http://www.politico.com/magazine/story/2014/05/what-obama-should-tell-americans-about-ukraine-106277.html#.U2dTUbVZodV
Brezezinski rät dem amerikanischen Präsidenten, die Ukrainer zu bewaffnen. Dann solle man die prorussischen Kräfte in einen Häuserkampf zwingen, weil man in einer offenen Feldschlacht nicht gegen Russland bestehen könne.
Na so langsam klärt sich der Frontverlauf! Der friedliche Westen auf der Suche nach „praktikablen“ Konfliktlösungen: Häuserkampf!
Ich zitiere jetzt einfach nochmal aus der Russischen operational guideline
„“First Phase
non miLitary asymmetric warfare (encompassing information, moral, psych
ogical, ideological, diplomatic, and economic measures as part of a plan to establish a
favorable political, economic, and military setup)““
und aus den Grudprinzipien
„from direct annihilation to the enemies inner decay““
klappt doch bisher super und den Größten Anteil der arbeit übernehmen wir auch noch selber (btw. Das SZ „investigativ team““t)
Wie sagt man in gewissen Kreisen so schön “deutschland du Opfer “
Petition in USA: Designate Russia as „State Sponsor of Terrorism“
https://petitions.whitehouse.gov/petition/designate-russia-state-sponsor-terrorism/XMjbTltM
Offenbar überspringt man in Washington den Vorwurf des state-sponsored-trolling und geht gleich eine Stufe höher. Mag sein, dass Rußland seine Web-Medien ziemlich wirkungsvoll gegen organisiertes trolling gehärtet hat und über ein aus Sicht Washington’s zu gutes counter-trolling verfügt. Kann auch sein, dass man den Snowden-Sponsor Putin, der ja sogar einen Namensartikel in USA platzieren konnte, auch cyber-medial isolieren will.
@Politikverdruss
Wemm man den Artikel ganz liest, dann ist die eigentliche Empfehlung B.’s an den Präsidenten nicht eine urban warfare capability der Ukraine, sondern eine Finland-Lösung auf dem Verhandlungswege.
@klabautermann & all
Ich bin im Artikel vor allem über folgenden Satz gestolpert:
„They can beat them only through prolonged urban resistance.“
Für mich klingt das, als wolle er mit den im IRQ und AFG gemachten eigenen (negativen) Erfahrungen über die Folgen von bzw. den Umgang mit „urban resistance“ durch INS/OMF (vulgo: „Taliban“) in den Export gehen. Also mir persönlich ist das entschieden zu ambivalent. Oder übersehe ich dabei etwas entscheidendes?
Die Frage ist im übrigen ernst gemeint!
@ interessierter
Wieso wundertbsie das? Die Guerilla Taktik hat für taliban und die diversen irakischen Formationen respektable Ergebnisse gehabt. Das im falle eines eimarsches die ukraine nur irregulär eine chance hätte ist doch aufgrund des kräfteverhältnisses klar.
@ klabautermann | 05. Mai 2014 – 10:13
Wo kommt denn nun das BKA auch noch her?
@ MikeMolto | 05. Mai 2014 – 11:21
Zivil, weil es bei Kontrollen nach dem WD nicht unüblich ist.
Ursula v.d.L. ließ bei Jauch erkennen, dass das Ministerium und die BW jetzt gute Erkenntnisse über den Ablauf der Gefangenennahme der Militärbeobachter in der Ost-Ukraine am 25.4. hätten. Die Entführung sei professionell abgelaufen, das könne kein Bürgermeister machen.
So. Das sagt mir, alles reine Absicht – auch gefangen genommen zu werden – um zu diesen Erkenntnissen zu kommen ?
Dafür werden Menschenleben auf‘ s Spiel gesetzt ? Die Geschichte hätte ja auch anders ausgehen können…
Lese ich bei wiki über „Verfikationsaufgaben der BW“ nach, so heißt es dort:: “
Das Zentrum für Verifikationsaufgaben hat einen einzigartigen Auftrag. Es stellt nach den vorgaben des Auswärtigen Amtes und unter der Führung des BM der Verteidigung die Umsetzung der Rüstugskontrollverträge sicher, die die BR-Deutschland mit anderen Staaten abgeschlossen hat. Rund 200 Soldaten inspizieren Militäranlagen der Vertragspartner und begleiten ausländische Delegationen, die zur Inspektion nach D kommen.“
Meines Wissens hat D aber keine Waffen/Rüstungsverträge mit der Ukraine. Warum also dann diese – dazu noch klammheiliche – Insprektion auf fremden Hoheitsgebiet ?
Das Aufgabengebiet der OSZE ist doch eine ganz andere.
Die Frage ist auch, wer diese „Inspektion“ in zivil angeordnet hat und warum die anderen Staaten nicht Nein sagen konnten.
Fest steht jedenfalls, dass Deutschland sich ausgesprochen pro militärischer Auseinandersetzung in den letzten Jahren geändert hat und innerhalb der EU oder unter dem Dach der EU versucht – diese extrem zu erweitern – unter der Vorherrschaft Deutschlands.
Dazu passt ein Bericht von http://www.imi-online.de „EUropas Staatsbildungskriege: zerschlagen – umbauen – dirigieren.“
Der Slogan der NATO läuft unter Nationenbuilding – auch mit unserer BW : „zerschlagen – aufbauen – dirigieren.“ Das zeigen die Kriege, die schon seit Jahren Staaten zerschlagen und umgebaut haben.
Siehe auch bei http://www.imi-online.de „Risiken und Nebenwirkungen: Neoliberaler Kolonialismus und NATO/EU-Aufstandsbekämpfung im Kosovo.“
Diese „Spiele“ die jetzt gespielt werden – gehören zu diesem Szenarium dazu. Am Ende soll das „Empire Europa“ stehen. … und ich bin entsetzt.
Wie schön, plötzlich lauter neue Kommentatoren! Die sich eifrig beteiligen!
Komisch nur: die Neuen sind überwiegend alle einer Meinung. Zum Beispiel, dass die Bundesregierung da klammheimlich Militärs, womöglich Spione, in die Ukraine geschickt hat! und keiner was wusste! Und dass das Wiener Dokument nix zu bedeuten hat! Und die OSZE da missbraucht wurde! So ein Ding aber auch!
Leute, so nicht. Mir schon klar, dass hier Einfluss genommen werden soll. Ich mach’s jetzt mal so: Wer hier plötzlich out of the blue erscheint und im empörten Brustton der Überzeugung erklärt, wie die Bundesregierung da kriminell und ohne OSZE und überhaupt… dessen Kommentar schalte ich zwar frei, aber er bleibt auf moderiert. Und weitere Kommentare schaue ich mir sehr genau an.
Ich lass’ mich hier nicht ganz so einfach von einer – gesteuerten? – Empöfungswelle plattmachen. Danke.
(Crosspost aus dem anderen Thread)
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