Lagebeobachtung Ukraine, 28. April

Die entführten Militärbeobachter im Osten der Ukraine bestimmen auch am (heutigen) Montag die (westliche) Wahrnehmung der Krise. Nach der Vorführung der Geiseln durch den selbsternannten Bürgermeister von Sloviansk (Slavyansk/Slawjansk) rief der amtierende Vorsitzende der OSZE, der Schweizer Außenminister Didier Burkhalter, in der vergangenen Nacht zur Freilassung der Entführten auf:

The group’s visit was being conducted upon the invitation of Ukraine under the OSCE Vienna Document 2011 on Confidence and Security-Building Measures.
Burkhalter stressed that the detention of the unarmed military inspectors and their hosts from the Ukrainian Defence Ministry was unacceptable and that the safety of all international observers in the country must be guaranteed and ensured.
He thanked the participating States and all international partners for their support in the OSCE’s efforts for the release of the detained persons. He also expressed his expectation that Russia’s signals of support, which are crucial, would rapidly translate into progress in this regard.

Angesichts der Konzentration auf die Geisel-Situation geraten die anderen Ereignisse in dieser und rund um diese Krise ein wenig in den toten Winkel. Zum Beispiel, dass in der Region Luhansk im Nordosten der Ukraine jetzt eine unabhängige Volksrepublik ausgerufen wurde. Oder dass Großbritannien jetzt, wie angekündigt, Eurofighter zur Verstärkung der NATO-Luftraumüberwachung über den baltischen Staaten losschickt.

Ausweitung der Kampfzone in der Ost-Ukraine:

Anschlag auf den Bürgermeister von Charkiv: Ukraine crisis: Kharkiv mayor Hennadiy Kernes shot

Die USA haben weitere Personen und Firmen auf ihre Sanktionsliste gesetzt.

Lageübersicht der zivilen Beobachtermission der OSZE mit Stand vom Sonntag, 27. April, 19 Uhr.

Am Abend kam es in Donetsk zu gewalttätigen Auseinandersetzungen – nach den ersten Meldungen wurde eine Pro-Ukraine-Kundgebung von pro-russischen Aktivisten umfunktioniert:

Zum Abschluss der Lagebeobachtung 28. April zwei sehr unterschiedliche Meldungen:
Bei einem Telefonat von US-Verteidigungsminister Chuck Hagel mit seinem russischen Kollegen Sergej Schoigu sagte der russische Minister nach Angaben des Pentagon, sein Land habe nicht die Absicht, in die Ukraine einzumarschieren. Laut Darstellung des Gesprächs bei der russischen Agentur Interfax, über das die Welt berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht) soll Schoigu sogar mitgeteilt haben, dass die an der Grenze der Ukraine aufmarschierten russischen Truppen abgezogen seien.

Andererseits kommt es offensichtlich an immer mehr Orten in der Ost-Ukraine zu Gewalt:

 

 

(Wie schon üblich bitte ich bei den Kommentaren um Sachlichkeit. Insbesondere die Propagandaschlacht um die Frage, inwieweit die entführten Militärbeobachter etwas mit der OSZE zu tun haben, ist nach der offiziellen Erklärung der OSZE müßig – offensichtlich geht es manchen in der öffentlichen Diskussion nicht nur hier darum, das als eine deutsch oder NATO-geführte Spionagetruppe darzustellen…)