Ehrenkreuz für Tapferkeit an KSK-Soldaten – erstmals öffentlich?
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat am (heutigen) Montag zwei Hauptfeldwebeln des Kommandos Spezialkräfte (KSK) das Ehrenkreuz der Bundeswehr für Tapferkeit verliehen. Aus der Mitteilung auf der Webseite des Ministeriums:
Die beiden Soldaten sind Angehörige des Kommandos Spezialkräfte (KSK) und waren am 21. Februar vergangenen Jahres mit weiteren Kameraden als Berater (sogenannte „Advisor“) eingesetzt, um die Operationsführung einer Einheit der „Afghan National Security Forces“ (ANSF) im Raum Kunduz zu unterstützen. (…)
Beim Zugriff auf einen Gebäudekomplex, in dem sich die regierungsfeindlichen Kräfte verschanzt hatten, fiel ein Angehöriger der afghanischen Partnereinheit, ein weiterer wurde schwer verwundet. Hauptfeldwebel Jürgen E. gelang es zunächst, den Schwerstverwundeten unter großer Gefahr für Leib und Leben aus der Feuerzone zu retten und ihn in einer nahen Deckung sanitätsdienstlich zu versorgen, um ihn im Weiteren komplett aus der Gefahrenzone zu bringen.Hierbei geriet er selbst unter Beschuss und wurde ebenfalls schwer verwundet. Durch ein sofortiges Eingreifen von Hauptfeldwebel Benjamin B. gelang es diesem, seinen KSK-Kameraden aus der Feuerzone zu retten.
Auffällig an dieser öffentlichen Würdigung: Ich vermute, dass es nicht die ersten Ehrenkreuze für Tapferkeit sind, die an Soldaten des KSK verliehen wurden – Lücken in den öffentlichen Bekanntmachungen für dieses Ehrenzeichen deuten darauf hin, dass es bereits zuvor solche Fälle gegeben hat. Wenn ich nichts übersehen habe, geht von der Leyen auch hier einen neuen Weg und macht die Arbeit der Spezialkräfte wieder ein Stück öffentlicher – an einer Stelle, wo Geheimhaltung auch nicht dazu dient, die Soldaten oder ihre Einsätze zu schützen.
(Archivbild 2011 – Bundeswehr/Kazda via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Chapeau!
Gute Entscheidung so etwas öffentlich zu machen!
Nicht nur Chapeau, sondern auch klug nach innen und aussen. Zudem kostet solch eine Anerkennung des Faktors Mensch keine Haushaltsmittel, schafft aber Werte. Bravo Frau IBUK!
Meinen Dank an die Kreuzträger. Auch die geheimen.
Verleihung an die Kameraden KSK klar ………wer eine Auszeichnung verdient hat SOLL und MUSS die auch bekommen ! Wird schon genug Schindluder damit getrieben !
Nur denke ich muss das nicht unbedingt offiziell für die Calwer gemacht werden ……………..und die Profis legen auch nicht gerade Wert darauf !
[Bitte um Verständnis, aber der Link sieht ein wenig nach Werbung aus und muss auch nicht unbedingt offiziell gemacht werden… T.W.]
Vtg-Amtmann | 31. März 2014 – 21:16
Naja, ihren Enthusiasmus in allen Ehren … aber mit Öffentlichkeit war ja wohl nicht viel. Es gab ja noch nicht mal eine Pressemitteilung und auch auf der http://www.bundeswehr.de wurde nichts veröffentlicht. Ergo, nur sehr internes schulterklopfen.
Den ausgezeichneten Soldaten gelten meine besten Wünsche.
@Heiko Kamann
Wenn für Sie eine Mitteilung auf BMVg.de nichts offizielles ist, weiß ich auch nicht. Daran ist nullkommagarnix intern. Nur gibt’s eben aus Gründen PERSSEC eben keine Fotos für die Öffentlichkeit.
Den Kameraden meine besten Wünsche und Glückwwünsche.
@Kai Becker
Nach außen hin legen Profis keinen Wert darauf, aber ich meine, „Ehre wem Ehre gebührt“ und Anerkennung muß sein. Schließlich strahlt das auch auf andere Soldaten aus, obwohl man heute mit Orden wohl keinem mehr hinterm Ofen vorlockt.
Ich freue mich für die Kameraden, insbesondere, daß wohl alles (zumindest körperlich) wieder heil geworden ist.
Ich würde, da das EK ja nur im Kampf für das Vaterland verliehen (gestiftet) wird, einen Pour le Mérite wieder einführen – gerne auch mit ziviler Klasse. Und zum Tragen um den Hals.
Interessierter | 31. März 2014 – 21:46
Ich entschuldige mich dafür, dass Sie meine Einlassung nicht verstanden haben.
Was mich bei all den Auszeichnungen der Bundeswehr wirklich wundert:
Eigentlich sind sie dazu da SICHTBARE Anerkennung zu zeigen. Die Träger als „Ausgezeichnete“ zu identifizieren – gerade im täglichen Dienstbetrieb, besonders als Ausbilder junger Soldaten oder auf Lehrgängen.
Allerdings trägt die Truppe Flecktarn – und da kann man außer den üblichen Tätigkeitsabteichen, Springerabzeichen, EK, Feuerwerker etc. nichts zeigen. Daß die getragen werden zeigt daß Wert drauf gelegt wird. Gerade in der Truppe sind die Anlässe den Dienstanzug zu tragen äußerst gering (1-2 mal pro Jahr?). Dann hängt der Orden nach dem Tag der Verleihung maximal noch an der Pinnwand im Dienstzimmer. Auch eine Pressemitteilung ist rasch wieder vergessen.
Ein Orden hat keinen materiellen Wert – sondern soll eine öffentliche Anerkennung dauerhaft sichtbar machen. Auch und gerade Profis sollen auf ihre Leistung stolz sein.
Diesen Zweck erfüllt die derzeitige Form aber leider überhaupt nicht.
Vorschlag: es sollte intensiv über eine „zweite Form“ nachgedacht werden die es erlaubt gerade ein „Ehrenkreuz für Tapferkeit“ oder eine „Einsatzmedaille Gefecht“ auch an der Flecktarn-Uniform sichtbar zu machen.
Hier fallen den geneigten Lesern sicher einige Möglichkeiten ein wie man das umsetzen könnte. Die Kosten dürften minimal sein – die Wirkung sicherlich sehr positiv. Nicht nur beim Ausgezeichneten selbst sondern auch die Drittwirkung.
Wie kann man das anschieben? Petition? Verbesserungsvorschlag? Schreiben an den Wehrbeauftragten?
@ Thomas – Natürlich will man als Soldat Auszeichnungen……..
meinte nur das keiner geil drauf ist die in der Presse auszuschlachten !
Vor Kameraden – dickes JA ; vor Presse von nem Politiker – muss nicht unbedingt sein !
@ T.W – Hab nur Eure eingabemaske vollständig ausgefüllt
Glück ab
Mein tiefst empfundener Respekt für die beiden Kameraden.
Die Diskussion um die schwer verdiente Auszeichnung k….. mich an.
Ich selbst, B3, werde den Kameraden ehrerbietig jederzeit den militärischem Gruß erweisen, unabhängig von derem Dienstgrad!
Respekt an die Kreuz träger !
Einer für alle alle für einen ;)
Meinen höchsten Respekt an die Kameraden.
[quote]Ich selbst, B3, werde den Kameraden ehrerbietig jederzeit den militärischem Gruß erweisen, unabhängig von derem Dienstgrad![/quote]
Und das geht den Kameraden-sorry-am „A***“ vorbei…
So eine romantisch verklärte Sichtweise hat in den USA ihre Berechtigung-und überall dort, wo eine Gesellschaft ihre Soldaten RESPEKTIERT und AKZEPTIERT….nicht aber in einem Land, in dem Soldaten bei der Rückkehr aus dem Einsatz beschimpft und bespuckt werden (und dies nicht einmal eine „Straftat“ darstellt), oder wo befohlen wird, sich nur noch in Zivilkleidung ausserhalb der Kasernen zu bewegen, da man nicht zu „martialisch“ auftreten will…
vdL versucht hier die „Taktik der kleinen Schritte“….frei nach dem Motto „Wenn ich es in den nächsten 3 Jahren schaffe, immer wieder mal eine kleine positive Nachricht rauszuhauen, ist mir der Kanzlerjob sicher“.
Ich bin in 30 Dienstjahren noch nie beschimpft oder bespuckt worden. Dazu bin ich nahezu immer in Uniform auf und von dem Weg zum Dienst und mach auch noch meine Einkäufe. Und das habe ich an allen StO bisher auch so von Kameraden erlebt.
Der Ton ist m.E. auch nicht grad von Kameradschaft geprägt, einfach hingerotzt, auch wenn man anderer Ansicht ist, kann man das entsprechend formulieren. Ich bin sicher kein Militärromantiker, ich würde viel von dem ganzen Brimborium, das angeblich den Soldatenberuf ausmacht, sofort abschaffen, aber wir wissen ja, dass hier im Blog dazu auch komplett andere Ansichten bestehen, die man auch freundlicher ablehnen kann.
Und im Übrigen natürlich Glückwunsch an die Kameraden!
@diba: volle Zustimmung
@Dieter Deimel: das ehrt Sie und zeugt von Respekt den Kameraden gegenüber
@huey: Man kann sich sogar bei den US-Streitkräften bewerben… dann wird sicher alles vieeel besser
Etwas abseits der Debatte:
Ich werde noch immer wütend, wenn ich sehe, was die Jung-Administration aus den Freiheiten gemacht hat, welche ihr vom Bundespräsidialamt damals eingeräumt wurden. Dieser Orden ist so unsagbar feige und PC, unbeschreiblich… Er unterscheidet sich mal so gar nicht vom Rest der inflationär vergebenen Ehrenkreuze und man muss schon genau hinsehen, um das hochgelobte Eichenlaub am Band zu erkennen.
Da fällt es schon schwer, auf Entfernung den tapferen Kameraden vom Spieß zu unterscheiden, der in der Patengemeinde zehn Jahre am Stück unfallfrei beim Dorffest den Pommes-Stand betrieben hat und dafür das Ehrenkreuz in Gold bekam.
Wer auch immer das absegnete: Ihm sei meine tiefe Verachtung sicher und als (jetzt Res-)Soldat schäme ich mich für dieses Ding. Es ist der Leistung, die es repräsentieren soll, einfach nicht würdig.
@Voodoo
„… was die Jung-Administration aus den Freiheiten gemacht hat, welche ihr vom Bundespräsidialamt damals eingeräumt wurden.“
Was sind da die genauen Details und wo kann man das (öffentlich) nachlesen?
Danke
Da nur der Bundespräsident neue Auszeichnungen erlassen darf, ging eine Anfrage zuerst an diese Adresse. Doch von dort übergab man die Schaffung, also quasi den „Design-Prozess“, ans BMVg, um den Soldaten gerecht zu werden.
Da der ganze Vorgang damals auf einer Petition zur Wiedereinführung des EK basierte, bemühten sich Jung und Co extremst schnell zu betonen, dass man das auf keinen Fall wolle. Das können sie vielen (Online-)Archiven der Printmedien entnehmen, einfach mal googlen.
In Erinnerung blieben dabei vor allem die dilettantischen Versuche einer historischen Erklärung bzw. Ausführungen zum EK, z.B. durch einen Verteidigungsexperten der SPD; stets nach dem Schema „39-45=Belastet=unwürdig und skandalös“ – wohlwissend, dass das EK noch immer als Hoheitsabzeichen dient, älter als 12 Jahre III.Reich ist und seit der Wiedervereinigung sogar wieder auf der Quadriga montiert ist…
Peinlicher Aktionismus auf allen Ebenen.
Eine Art Pour le Mérite wäre machbar gewesen (wobei die heute noch verliehene, zivile Version niemals für Militärs gedacht war), allein es fehlte der Mut. Es hätte ja nicht gleich ein Eisernes kreuz 2.0 werden müssen – dazu fehlt streng genommen ja auch der Krieg.
… jetzt übrigens auch auf bundeswehr.de …
huey | 01. April 2014 – 6:27
[quote]Ich selbst, B3, werde den Kameraden ehrerbietig jederzeit den militärischem Gruß erweisen, unabhängig von derem Dienstgrad![/quote]
Ich bin auch noch nie „beschimpft und bespuckt“ worden.
Zum B3er … „Der Gruß ist ausdruck militärischer Höflichkeit“
„Es hätte ja nicht gleich ein Eisernes kreuz 2.0 werden müssen – dazu fehlt streng genommen ja auch der Krieg.“
Wenn jemand in vermeintlichen Friedenszeiten sein Leben in Gefahr bringt oder opfert, dann ist das nicht weniger ehrenwert als zu Kriegszeiten. Insofern ist die Argumentation, dass das EK nur zu Kriegszeiten (ja was ist die Definition) verliehen wird, abzulehnen.
Die damalige Diskussion (EK = Nazi) hat aber gezeigt, dass weder der Staat mit seinen Helferlein noch die BW dem EK würdig ist. Das Ordenswesen ist zudem symptomatisch für den Zustand der BW. Kein Konzept nirgendwo. Auch gut zu sehen an der Gefechtsmedaille.
„Heiko Kamann | 01. April 2014 – 13:02
Zum B3er … “Der Gruß ist ausdruck militärischer Höflichkeit”
“ 1942 ordnete Hitler an, dass Träger des Ritterkreuzes als Auszeichnung von allen militärischen Dienstgraden (auch Generälen) unabhängig vom Dienstgrad des Trägers zuerst zu grüßen seien.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Eisernes_Kreuz
Ihre Aussage ist damit ja nah an „Autobahn“ :-)
Die Gefechtsmedaille ist ja fast schon ein Thema für sich. Ich kam mir schon leicht verschaukelt vor, als diese von Kameraden beantragt wurde, die während Beschuss oder IEDs die sich in der Luft befindliche KZO aus dem sicheren Feldlager gesteuert hatten. Begründung: „sie hätten ja auch schlimmes gesehen“. Wurden die Richtlinien zur Verleihung eigentlich seitdem (2011) verschärft?
@Snert
Mittlerweile kann man ja sogar passiv ohne jeglichen Feindkontakt traumatisiert werden (s.http://ptbsblog.daniel-luecking.de).
Insofern sollte Sie passives Heldentum nicht wirklich überraschen.
Ich sag‘ mal nur ganz allgemein und vorbeugend: Falls das jetzt personenbezogen werden sollte, die Diskussion, fände ich das nicht so gut.
Vom medizinischen Standpunkt ist die Gefahr für psychische Probleme insbesondere vom Kontrast zwischen Handeln, Situation, eigenes Umfeld, moralische Abstützung und persönlichem Erleben beeinflusst. Das bedeutet (auch wenn das vielleicht dem ein oder anderen wenig glaubhaft erscheinen mag), dass z.B. ein Predator Flieger, der tagsüber Kampfeinsätze mit dem UAV fernsteuert und abends in sein Auto steigt und zur Familie fährt, langfristig mehr Probleme haben kann, als ein Kamerad der im Feuerkampf lag, da dort die Situation nicht im Widerspruch mit dem Handeln lag. Nur so als Denkanstoß.
Die menschliche Psyche ist etwas komplexer als „schlimme Gefahr“ = Trauma. Auch das wegbrechen eines moralischen Unterbaus für das eigene Handeln kann schwer traumatisieren, ebenso das Gefühl von Ohnmacht bei Aufklärungstätigkeiten. Es soll ja auch Leute geben, die bereits im Kino dem Darsteller zurufen, er soll aufpassen… Stichwort Spiegelneuronen….
Ich denke als Außenstehender auch, dass das letzte, was man braucht, ein Konflikt zwischen Kameraden ist. Die Situation in der Zivilgesellschaft ist ja nun kompliziert genug.
Hurra, die Gams! | 01. April 2014 – 14:24
Was für einen Unsinn interpretieren Sie denn in das von mir geschriebene? Wie kommen Sie denn in dem Zusammengang auf Hitler? Also, gegen ihre verqueren Zusammenhänge verwehre ich mich.
@ HK
FYI
http://de.wikipedia.org/wiki/Ironie
@TütTüt & @Snert
Bitte bleiben Sie mir mit Medaillen fern. Ich sehe in dem Verleihungsakt das Äquivalenz zum „Versiegeln“.
Medaillen & Ehrebekundungen helfen im realen Leben und bei realen Problemen niemandem. Eine Ruhezeit nach Einsätzen mit entsprechender Aufarbeitung des erfahrenen Stress muss sein. Schulterklopfen oder feierliche Verleihzeremonien haben eine Halbwertzeit von wenigen Wochen.
Ohne die ausgezeichneten KSK’ler zu kennen: vermutlich würden Sie die Medaille jederzeit eintauschen. Gegen das Leben des Soldaten und gegen das, was in ihnen nachhallt.
Thema Trauma:
Kürzlich sah ich eine ZDF-Doku in der eine Familie vorkam, die durch ein 30-sekündiges Erdbeben eine Posttraumatische Belastungsstörung erlitten hat und mit den Auswirkungen kämpft.
Die Unterscheidung zwischen „Passiv“ und „Aktiv“ ist eine militärische Idiotie. Psychisch macht das keinen Unterschied.
In meinem Fall war es nachweislich zu wenig Ausbildung und Erfahrung für zu hohe Anforderungen seitens der Führung. Ein Bewusstsein dafür war aber weder bei mir, noch in meiner Einheit vorhanden.
Kommt dann weiterer Stress aus anderen Einsätzen hinzu plus der Übergang ins Zivilleben muss der Mist aufgearbeitet sein. War er in meinem Fall nicht. Macht es jetzt doppelt schwer.
Die Auswirkungen waren unter anderem Depressionen.
Eine Medaillenverleihung bewirkt da wenig, vermutlich gar keine Entlastung.
Stand 2008 war kein Wissen vorhanden, was im Rahmen der EInsatzvor- und Nachbereitung vermittelt wurde. Oder aber ich war zu eingebunden, um das überhaupt wahrzunehmen.
Wenn der Laden das nicht langsam lernt, bekommen wir amerikanische Verhältnisse bei den Zeit- und Berufssoldaten. Steigende Selbstmordraten sowie ins Zivilleben entlassene Sozialfälle.
Ist natürlich der Rüstungs- und Waffenlobby egal.
@ Daniel Lücking
Vielleicht liegt es ja auch an der Evozierung falscher Vorstellungen seitens der BW die suggeriert beim Soldatenberuf handele es sich um einen „Job“ wie jeder andere mit der Konsequenz das auch Personen mit fragiler psychischer Konstitution einen für sie de facto ungeeigneten Beruf ergreifen.
Wenn man dann noch realitätsfremd ausbildet und das auch noch als besonders humanitär verkauft verkennt man das nichts dem Individuum mehr schadet als erst im Einsatzland mit der tatsächlichen und nicht mit der vermeintlichen Realität konfrontiert zu werden.
Ohne ihnen zu nahe treten zu wollen. Ich kann nacjvollziehen warum Kameraden, die direkte und unmittelbare Gefechtserfhrung haben bei ihrem Krankheitsbild zumindest eine Augenbraue heben.
@Wacaffe: Reizentzug (Adrenalinentzug, aber auch der Wechsel von einer erlebnisintensiven Umgebung in eine eher ruhige) bewirkt Depressionen und andere Probleme. Das hat nix mit Fragilität zu tun sondern greift bei jedem Menschen und betrifft unter anderem auch Sportler und Abenteurer. Lebenslanges Training bei Kampfsportlern dient nicht nur der körperlichen Gesunderhaltung.
Sollen sie meinetwegen tun.
Ich war 2000 / 2001 in Tetovo. Dort kam es im März 2001 zu massiven Unruhen. Wir verlegten das Lager zunächst auf den Erebino, später dann nach Prizren Airfield.
Ich war für den Job und die Anforderungen sauber vorbereitet.
2005 wurde ich kurzfristig nach Afghanistan beordert. Von 12 Monaten Ausbildungszeit blieben 6 Wochen zusammengeschustertes irgendwas und drei Wochen Training on the Job vor Ort.
Danach oblag mir die Leitung einens Massenmediums das mehrere Hunderttausend Hörer im Norden haben sollte. Anfang Februar 2006 steht dann der COM RAC NORTH vor mir und mein Auftrag ist Radio so zu machen, dass „uns die Afghanen nicht das Lager einrennen und Soldaten sterben.“
Ziemlich viel Druck für 3 Monate Erfahrung im Alter von 26 Jahren.
Ich drücke es mal für die Pulverdampf-Fraktion aus:
Vom Kenntnisstand ging es für mich nach dem Gewöhnungsschießen G3 ohne Umweg über Gruppengefechtsschießen auf dem Übungsplatz direkt in den afghanischen Orts- und Häuserkampf.
Nach diesem Einsatz gab es aber keine Pause sondern NRF, Auslandsübungen und immer wieder Anfragen für neue Einsätze.
Aus den Erlebnissen im ersten ISAF-Einsatz wurde dann aber leider, dass ich immer dann in schwere Depressionen geriet, wenn Soldaten in Afghanistan gestorben sind.
Sie können den „Kampf-PTBS’lern“ ja auch erzählen, das ihre Ängste, Erinnerungen und Backflash-Reaktionen Humbug seien.
Psychlogisch gibt es da keinen Unterschied.
Da die Bundeswehr und die Mainstreammedien bevorzugt schildern, das Trauma mit Beschuss, Anschlag, Tod und Verwundung einher geht haben wir eine große Zahl von Leuten, deren Trauma weder erkannt, noch behandelt wird. Auch genannt „Dunkelziffer“.
Alos, @Wacaffe, bleiben Sie mir mit ihren Augenbrauenzuckern fern – wenn die einzige Infoquelle die Bundeswehr und Massenmedien sind, dann sind die mit ihrer Augenbrauenzuckerei irgendwie so qualifiziert, wie ein Abiturient zum führen einer Kompanie, nachdem er die Bundeswehrvorschriften gelesen hat.
Oder der Neu-Rekrut zum Feuerkampf nach lesen der ZDv 3/136.
@ califax
das mag ja sein trotzdem ist die geschichte voll von personen von Jünger über Scholl-Latour bis zu diversen aktuellen Beispielen, die DEUTLICH intensivere länger andauernde und drastischere Erfahrungen gemacht haben als sie der Afghanistaneinsatz strukturell bieten konnte und diese nicht als niederschlagend traumatisierend sondern als positive existentielle grenzerfahrung erlebt haben. les emotion forte.
Ich meine die frage muss zumindest erlaubt sein ob man nicht eventuell kommunikativ die falschen anspricht
An Erfahrungen kann man wachsen – an Überforderung kann man zerbrechen.
Ist wie beim Sport:
Wer vom Idiotenhügel sofort auf die Wettkampfstrecke wechselt kann Glück haben, dort lernen und daran wachsen und sicher am Fuß des Berges ankommen.
Wer vom Iditoenhügel auf die Wettkampfstrecke geht und sich bei der ersten Abfahrt das Bein bricht, wächst daran sicherlich nicht.
@Wacaffe
Nehmen Sie die Schere aus dem Kopf, dass SIE das beurteilen oder vergleichen könnten. Trauma und was es im Menschen anrichtet ist individuell.
@T.W.
Können wir den Trauma-Part hier abtrennen und in einen anderen Abschnitt verschieben? Hier ging es um eine Auszeichnungen, nicht um Diagnosen.
Auszeichnen als „versiegeln“ zu betrachten, ist ohnehin einer persönlichen Meinung geschuldet und betrifft nicht unbedingt die Erfahrungen/Einschätzungen anderer.
Aber das Thema hatten wir mit Herrn Lücking schon mehrmals.
@wacaffe: Soldatenkoller ist ein Komplex, der viele Komponenten hat. Angst-Trauma ist nur eine davon. Schuldgefühle sind eine andere, und Erlebnisentzug wieder eine andere. Die positive Grundeinstellung ist wichtig und verhütet eine Komponente der Problemsammlung. Aber eben nur eine. Auch Jünger und Scholl-Latour hatten sicherlich ihre Albträume und Paniken und mußten sich nach dem Krieg Ersatzabenteuer suchen.
Bei beiden ist offensichtlich ein Teil der Eigentherapie das Schwelgen in Erinnerungen und bei Jünger das farbige Ausschmücken derselbigen.
Es hat aber nicht jeder ein Umfeld, wo er dann nach dem Einsatz als Macho leben und funktionieren kann.
@ T.W.
Abtrennung hielte ich auch für sinnvoll
Jetzt schaue ich mir erst mal die PK des NATO-Generalsekretärs an, ehe ich dem Wunsch der Leser nachkommen kann, einen neuen Thread einzurichten, weil die Leser selbst dafür gesorgt haben, dass ein anderer Thread durch die Leser-Kommentare einen ganz anderen Dreh bekommt… hm?
Ich denke, dass das Thema schon gut dazu passt. Und während bei einem das „Versiegeln“ helfen kann, stößt es den anderen ab. Auch das ist sehr individuell. Für viele dürfte eine solche Form der Anerkennung durchaus eine Hilfe sein, mit dem Erlebten zu leben. Nicht für jeden, aber sicher auch nicht für keinen!
Wenn man selbst Zweifel hat, vielleicht auch ohne diese artikulieren zu können, dann ist es für viele gut, eine Form der Bestätigung zu erhalten. Genauso wie es einem Kleinkind eigentlich nicht wirklich direkt hilft gesund zu werden, wenn die Mutter sagt „das ist doch nicht so schlimm“, hilft es dann eben doch, wenn die Situation dadurch entspannter und die Gesundung nicht durch Stress behindert wird.
Ist der Zweifel dagegen dadurch eher größer, weil man darin einen Versuch sieht, die Wahrheit zu verschleiern, dann hilft es eben nicht. Das macht aber den ersten Fall nicht weniger hilfreich.
Das mag sehr in Richtung Sozialethik gehen, aber die Menschheit hat schon immer mit Riten versucht emotionale Probleme zu bewältigen, einfach weil das gut funktioniert. Ein Ehrungsritus ist da ein richtig klassischer Fall. Er hat eine Belohnungkomponente, die Nachahmung anreizen kann und eine Versöhnungskomponente, die das Risiko und die damit verbundenen Selbstzweifel (Verstoß gegen Instinkte ist nie „umsonst“) abpuffert.
Für heute bin ich mit dem Thema durch. Es sagt viel aus, wenn mich Leser erst anzählen und in Frage stellen um dann das abtrennen des Themas zu fordern.
Im übrigen:
Wenn jetzt jede gedrehte Diskussion unter jedem Beitrag verschoben werden muss, dann sollte T.W. direkt mal eine Hilfskraft einstellen.
@drd
Schön zu hören, das jemand den Kern nachvollziehen kann, was die Ordensverleihung angeht. Oder zumindest bereit ist in eine ähnliche Richtung zu denken.
Wieviele Ritterkreuzträger hätten ohne Verleihung desselbigen weitere Gefechte auf sich genommen?
Wurde jemals untersucht, ob die Zahl der Desserteure nicht zeitgleich zu einer vermehrten Verleihung von Orden und Beförderungen führte?
Das wäre etwas, was sich auf Basis von Zahlenwerk analysieren ließe.
Ob ein Trauma 5 Schuss, 10 Schuss oder 25 Schuss braucht ist auf diese Weise sicherlich nicht zu ergründen.
In diesem Sinne! Wir sehen uns am 25.
Hurra, die Gams
Diese Tradition ist viel aelter als die Autobahn!
Siehe Victoria Cross, Medal of Honour, Pour le Merite…
DANKE