von der Leyen: ‚Abwarten ist keine Option‘
Es war die erste sicherheitspolitische Rede Ursula von der Leyens vor internationalem Publikum, und davon wird, wage ich vorherzusagen, ein Satz in Erinnerung bleiben und in den Schlagzeilen auftauchen: Abwarten ist keine Option. Die Verteidigungsministerin sagte diesen Satz (siehe Wortlaut unten) bei ihrer Rede vor der Münchner Sicherheitskonferenz am Freitag im Anschluss an ein Bekenntnis zu mehr Zusammenarbeit in der EU und in der NATO, dem Hinweis auf das von ihrem Vorgänger Thomas de Maizière eingebrachte Konzept der Rahmennation und einer Aufzählung der Krisen von Syrien bis Afrika:
Es liegt auf der Hand: Diese Krisen und Konflikte betreffen uns unmittelbar. Diese Krisen und Konflikte betreffen jeden, der sich verantwortlich fühlt für internationale Stabilität. Und diese Krisen und Konflikte appellieren an unser humanitäres Gewissen, nicht diejenigen im Stich zu lassen, die am meisten leiden. Daher ist Abwarten keine Option. Wenn wir über die Mittel und Fähigkeiten verfügen, dann haben wir auch eine Verantwortung, uns zu engagieren. Verstehen Sie mich nicht falsch: Dies bedeutet nicht, dass wir dazu tendieren sollten, unser ganzes militärisches Spektrum einzusetzen – auf keinen Fall. Und dies bedeutet genauso wenig, dass wir kurzfristige Erfolge erwarten dürfen.
Aber es bedeutet, dass wir die Verpflichtung und die Verantwortung haben, unseren Beitrag zu einer schrittweisen Lösung der aktuellen Krisen und Konflikte erbringen. Gleichgültigkeit ist niemals eine Option, weder aus sicherheitspolitischer noch aus humanitärer Sicht. Und Gleichgültigkeit ist keine Option für Deutschland.
Als eine bedeutende Volkswirtschaft und als ein Land von erheblicher Größe haben wir ein starkes Interesse an internationalem Frieden und Stabilität. Vor diesem Hintergrund nimmt die Bundesregierung ihre internationale Verantwortung wahr. Wir haben zum Beispiel angeboten, die Zerstörung der Reste chemischer Kampfstoffe aus Syrien zu unterstützen. Wir sind bereit, unseren Beitrag in Mali zu verstärken. Und wir sind bereit, den bevorstehenden Einsatz der Europäischen Union in der Zentralafrikanischen Republik zu unterstützen, wenn dies angezeigt und erforderlich ist.
Dennoch kann eine langfristige Stabilität nur durch den Wiederaufbau funktionierender staatlicher Strukturen erzielt werden. Weder die NATO noch die EU – erst recht nicht Einzelstaaten – können alleine nachhaltig Krisen wie die in Afrika lösen. Es ist daher entscheidend, verlässliche Partner vor Ort – seien dies regionale Organisationen oder Staaten – in die Lage zu versetzen, selbst für ihre eigene Sicherheit zu sorgen. Dies muss umfassend erreicht werden, durch Ausbildung, Beratung, Hilfeleistung und, falls erforderlich, Ausstattung. Zu diesem Zweck müssen die Staaten Europas lernen, mit einer Stimme zu sprechen.
(Zitiert nach der veröffentlichten deutschen Fassung der Rede; die Ministerin hat auf Englisch gesprochen, mit dem Kernsatz: To sit and wait is not an option.)
Das ist, vor allem im letzten zitierten Absatz, ein Wiederaufgreifen der Ertüchtigungsstrategie von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und sie greift die Akzente des Bundespräsidenten in seiner vorangegangenen Rede vor dem Münchner Publikum auf. Doch interessant wird es werden, wie die von von der Leyen betonte Verantwortung Abwarten ist keine Option praktisch umgesetzt wird in den kommenden Wochen. Nicht dass Deutschland einen Beitrag leisten will, wird der entscheidende Punkt sein. Sondern wie dieser Beitrag aussieht.
Das gleiche gilt übrigens auch für eine transatlantische Lastenteilung, bei der, sagt die Ministerin, die Europäer einen angemessenen Anteil übernehmen sollen. Was das konkret bedeutet, wird auch eine interessante Frage.
Nachtrag: Die CSU hat recht schnell auf die Aussage der Ministerin zur Zentralafrikanischen Republik reagiert. Ihr verteidigungspolitischer Sprecher Florian Hahn twitterte: Ministerin vdL hat auf der #MSC50 wieder dt. Engagement in ZAR angeboten. Aus meiner Sicht nur mit vollständigem Konzept möglich.
(Foto: MSC/Mueller)
Interessant die Replik bei der Podiumsdiskussion:
Nirgends liegen reden und handeln weiter auseinander als bei der Verteidigungspolitik.
Wenn Abwarten keine Option ist, dann sollte man sich gerade auch in der Bundeswehr gründliche Gedanken über aktives Handeln machen. Die Podiumsdiskussion ist jedoch leider zu stark mit Industriepersonal besetzt.
Zunächst sollte man doch über Grundsätzliches reden (Kampfeinsätze…).
„Keine Option“ ist also die vdL Variante des Merkelschen „Alternativlos“.
Mit solchen idiotischen Behauptungen kann man natürlich jede Diskussion sehr schön unterdrücken.
Wenn jetzt die von Merkel und Co angestifteten Möchtegern-Putschisten und ihre faschistische Fußtruppe in der Ukraine einen Bürgerkrieg anfangen dann ist „Abwarten keine Option“ und man muß Eingreifen. (Natürlich dann auf der Seite der Putschisten und nicht auf der Seite der rechtmäßig gewählten Regierung.)
Wer wählt eigentlich solche Kriegstreiber?
„deutsches Interesse an Frieden und Stabilität“
blumige rhetorik wenig substanz. vom bewaffneten THW zum bewaffneten Amnesty International?
apropos wie sieht es eigentlich mit der gerechten lastenteilung und verantwortungsübernahme in punkto verteidigungsetat aus.
unter 1,3 % BIP dürften die ambitionen wohl absehbar deutlich begrenzen.
An dieser Stelle möchte ich gerne mal fragen, was mir den Diskussionen um ein Engagement der Bundeswehr immer auf der Zunge liegt: Immer wird behauptet, die Truppe sei voll ausgelaset, an ihrer Grenze und derlei mehr Formulierungen.
Wie kann es angehen, dass bei einer Truppenstärke von aktuell 186.000 Soldaten, von denen ca. 7000 im Ausland einegesetzt sind, die Grenze des Machbaren erreicht ist? Das ist mir absolut unverständlich. Selbst wenn man drauf rechnet, dass rotiert wird, Erholungsphasen, Ausbildungsphasen, usw., dann bleibt immernoch ein Großteil nach.
Sich aus Konflikten herauszuhalten, welche die eigenen Interessen nicht berühren, ist selbstverständlich eine Option, und zwar die naheliegendste. VdL hat aber offentlich Probleme damit zu erklären, warum sie hier dennoch aktiv werden will, sonst würde sie nicht zu so fadenscheiniger Rhetorik greifen.
Überstürztes Handels ohne Plan, blinder Aktionismus und voreilige Zusagen ohne Abwägen und Werten eigener Interessen ist allerdings auch keine Option.
@dallisfaction
Grundsätzlich kann das Heer ein Brigadeäquivalent stellen, so zumindest der Plan. Es wird wohl kein Weg daran vorbei führen, die Stehzeiten in den Einsätzen für Nicht-Kaderpersonal auf sechs Monate zu erhöhen, bei anderen sind es ja schon mind. sechs Monate. Zudem wird man nicht umhin kommen, noch zwei JgBtl aufzustellen.
dalisfaction
weil der Personalkegel weitestgehend auf dem Koof steht. Ferner sind 7000 Soldaten 21000 Soldaten im Jahr. Vereinfacht gesagt, zu viele Häuptlinge und zu wenig Indianer.
@dallisfaction: Vielleicht kann dies dadurch angehen, dass unsere Bundeswehr ein enorm breites Spektrum an Fähigkeiten vorhält, die – Gott sei Dank – beileibe nicht alle in den aktuellen Einsätzen benötigt werden. Und da es sich bei unseren Soldaten um hervorragend ausgebildete Spezialisten und nicht um Universaldilettanten handelt, darf wohl auch nicht angenommen werden, dass jeder irgendwie alles kann. Logisch?
In der Zukunft wird eh so sein (bzw. ist es schon), daß die Bw als force enabler agiert. D.h. wir stellen Kader-Personal und Kernfähigkeiten (Aufklärung, Eloka, u.a.) mit OMLT / Ausbildern, und die „boots“ stellen andere Nationen, ggf. sogar das Einsatzland selbst (Bsp. AFG).
Das ist einfach so ekelhaft, dass ich gar nicht mehr weiß, was da in den kommenden Jahren noch kommen mag, um diese bescheuerten Aussagen zu toppen.
Man dürfe nicht reflexartig „Ja“ zu einem Einsatz sagen (Gauck), andererseits darf man auf keinen Fall abwarten, denn das ist keine Option mehr (vdL) – bloß zuviel versprechen kann man auch wiederum nicht (Königshaus). (Nebenbei gefragt: zählt Ihre Aussage auch für Syrien, Madame? Oder dann doch nur für uns ‚angenehme‘ Konflikte?). Dieser „zögerliche Reflex“ (was an und für sich gar nicht möglich ist) wird sich in naher Zukunft zu einem massiven Problem entwickeln. Sowohl politisch als auch militärisch und gesellschaftlich.
Ich schreibe das obige Zitat kurzerhand bewusst um: „Nein sagen ist keine Option mehr.“ Ich gehe stark davon aus, dass Deutschland keinen Konflikt, keine Invasion oder was auch immer in irgendeinem Land dieser Erde innerhalb der nächsten Zeit organisiert, noch bevor die „üblichen Verdächtigen“ dies tun könnten und uns zuvorkommen. Ergo werden wir uns ab sofort immer an vdLs reflexartigen Aussagen messen lassen müssen, dass sich Deutschland als strammer Bündnispartner präsentiert und sich mit Hurra für Frieden und Demokratie einsetzen wird. Man scheint panische Angst davor zu haben, auch nur ansatzweise als zögerlich wahrgenommen zu werden. Auch wenn man absolut keine Ahnung hat, worum es überhaupt geht, wer die unterschiedlichen Akteuere sind oder mit was für tiefgründigen Problemen die Konfrontation gespickt ist; man befiehlt uns zu springen und wir werden antworten „Wie hoch?“.
Adé, liebes Rückgrat. Reihen wir uns also ein in die Reihen jener, die zu scheinbar bedingungslosen Vasallen verkommen sind, in der stillen Hoffnung von „den Großen“ dieser Welt eines Blickes gewürdigt zu werden.
@Thomas Melber, Stuttgart:
Dafür muß man – nicht nur im Heer – noch einige Hausaufgaben machen. Insbesondere bei der Ausbildung.
Davon ist man jedoch noch weit entfernt, da es in der militärischen Führung völlig an Problembewusstsein fehlt.
Kästchen für OMLTs zu malen ist nunmal der Anfang und nicht der Abschluss.
Übrigens, der FRA Chef des Generalstabs hat schon ‚mal einen Einsatz im südlichen Libyen ins Spiel gebracht (Le Point von heute).
Danke für Erläuterungen.
Sind das denn Exklusivprobleme der Bundeswehr? Frankreich und Großbritannien haben gefühlt mehr Personal zur Verfügung für Auslandseinsätze bei ähnlicher Gesamtmannstärke. Zusätzlich finde ich problematisch, dass bei Auslandseinsätzen bei weitem mehr Kameraden Kugelschreiber in der Hand halten als ein Gewehr, platt gesprochen. Ist das ebenfalls möglicherweise ein Exklusivproblem der Bundeswehr oder ist das bei anderen Nationen auch so?
Gauck und v. d. Leyen haben heute in München richtige Akzente gesetzt. Steinmeier hat bereits ins gleiche Horn gestoßen. V. d. Leyen ist noch weit von 100-Tage-im-Amt Frist entfernt.
Anstatt alles sofort zu zerreden, sollte man der neuen Regierung erstmal eine Chance geben. Wenn in einem oder in zwei Jahren alles im Sande verlaufen ist, dann besteht Anlass zur Fundamentalkritik. Ein bischen Geduld wäre nicht schlecht.
Zu FRA: ich denke nicht, daß die Kameraden outre-Rhin grundsätzlich / in toto mehr Kräfte ins Feld stellen können. Schließlich ist die Bw noch in AFG und auf dem Balkan (direkt / indirekt) gebunden. Die Op SERVAL war übrigens vom Kräfteansatz überschaubar. Und die Engländer streichen ihre Armee gerade stark zusammen.
@Thomas Melber, Stuttgart:
Neben der quantitativen Dimension gibt es gegenüber FRA und GBR auf den höhreren Ebenen einen grundlegenden mentalen Unterschied.
Op Sérval zeigt dies aus meiner Sicht sehr gut.
Kurzfristige Entscheidung der Politik, vorbereitete Planung der militärischen Führung, sowie Innovation, Improvisation und Aggressivität bei der Durchführung.
Da sind wir in allen 3 Bereichen nicht auf Augenhöhe.
Selbst der britische Generalstabschef bewunderte diese Vorgehensweise öffentlich. Wenn man nicht mehr abwarten will muß man strategisch, operativ und taktisch agil sein.
Da sind wir jedoch mental (!) weit von entfernt.
@Felix:
Eine Chance geben? Bei den offensichtlichen Widersprüchen und mangelnden Grundlagen?
Auch da gilt wohl: Abwarten ist keine Option.
Na das ist sich mal ein Wort! Statt passiv abzuwarten wird Deutschland nun aktiv ein *vollständiges* Konzept erarbeiten. Zur vollständigen und nachhaltigen Befriedung Afrikas, mit einer Kontingents-Obergrenze <1. Aufgrund des Drucks der Verbündeten wird dann doch überstürzt gehandelt, die Ziele gesenkt, und man schickt 100 Soldaten hin um, in einem sicheren Gebiet einen Brunnen in einem Feldlager zu bohren. Neben das Loch lässt sich sicher eine von zwei oder drei Sternen gekrönte führungs Pyramide bauen. Sehr zur Freude des Ministeriums, der Industrie und Industrie-Standort-Wahlkreis Abgeordneter, die aus dieser Quelle alles bekommen was die brauchen: Verwaltungsakte, Projekte, Aufträge. Während dessen sind die deutsche Öffentlichkeit Und Politik so beschäftigt den Sinn nicht zu verstehen, dass sie von der nächsten internationalen Krise kalt erwischt zu werden.
Vielleicht sendet man auch Beobachter, damit man nicht "nur abgewartet". Dann kann man aktiv zusehen. Das ist sicher genug, damit in ferner Zukunft, von der Leyen bei ihren Zapfenstreich an TdMs Rede nahtlos anknüpfen kann.
tl;dr
Ankündigung und Anspruch sind sich so fern, alle Ernsthaftigkeit ist vergebens.
@Memoria
Mali / SERVAL war ja bereits in wesentlichen Teilen ausgeplant, es fehlte quasi nur noch das „go“. Zum anderen kann der frz. Präsident das Militär – insb. die „Legion“ viel flexibler einsetzen, zudem waren Kräfte (quasi eine Art Vorkommando) ja schon vor Ort, man kannte das Terrain und auch die Lage.
Ich stimme Ihnen aber zu, daß die Bw im taktischen / operativen / strategischen Bereich Nachholbedarf hat, wobei man natürlich auf strategischer Ebene anfangen und die Aufträge / Ziele (LOA) herunterbrechen muß.
Original VdL: ‚Wenn wir über die Mittel und Fähigkeiten verfügen, dann haben wir auch eine Verantwortung, uns zu engagieren.‘
Wieder eine falsche Praemisse. DL hat weder die Mittel noch die Faehigkeiten.
Die Bw ist nicht als internationale Eingreiftruppe aufgestellt, zu viele Haeuptlinge und zu wenige Indianer-kaempfer, die Ausruestung wir von den Eingesetzten bemaengelt und ist unzureichend und sowohl Fuehrungsmaessig als auch politisch sind DL’s Faehigkeiten gegen null.
Oder soll das eine Abwiegelung sein nach der Melodie, ‚da Sie alle wissen dass uns die Faehigkeiten abhanden gekommen sind bzw wir sie selbst blockiert haben, koennen wir leider nicht?‘
Erinnert mich sehr an die Rede Kennedy’s ..‘. ich bin ein B…‘ wohl keiner seiner Zuhoerer hat die vielen ‚if‘ hoeren wollen, mit der er diesen deutschen Satz einleitete!
Esgibt immer eine Option zu einem Militäreinsatz im Ausland. Diplomatie ist immer eine Option.
Zitat: „nicht diejenigen im Stich zu lassen, die am meisten leiden.“
Dies kann man z. B. indem man Terroristen jegliche politische, mediale und finanzielle Unterstützung entzieht. Und indem man z.B. Staaten die die Islamisten unterstützen boykottiert und nicht noch durch Waffenlieferungen stärkt. Siehe Saudi Arabien und Katar.
@dallisfaction
Wie kann es angehen, dass bei einer Truppenstärke von aktuell 186.000 Soldaten, von denen ca. 7000 im Ausland einegesetzt sind, die Grenze des Machbaren erreicht ist?
Kennen sie die Bundeswehr?
Kennen sie die Struktur der Bundeswehr?
Kennen sie die Aufgabenaufteilung der Bundeswehr?
Wenn ja, dann können sie sich die Frage selbst beantworten.
Wenn nein, dann gibt es hier die Möglichkeit sich zu informieren:
http://www.bundeswehr.de
Wenn man drauf rechnet, dass rotiert wird, Erholungsphasen, Ausbildungsphasen, usw., dann bleibt da nicht mehr viel übrig für Interventionstruppen.
@Thomas Melber, Stuttgart:
Allein schon die Vorstellung so eine Eventuellfallplanung anzudenken (!) würde in Potsdam nur eines auslösen: Angstschweiß.
Das Undenkbare denken wurde durch politisch nicht gewollt abgelöst. Wenn man jetzt wirklich pro aktiver Handeln will, dann muss man wieder denken und planen können und wollen.
Das System Bundeswehr erzeugt jedoch das Gegenteil.
Ist der Ministerin dieses Problem bekannt?
Sie müßte sich eigentlich nur 30 Minuten mit dem GI über die Konsequenzen ihrer Rede für die Bw unterhalten.
Dann hat sie schon eine Prototypen des Systems Bundeswehr erlebt.
Deutsche Diplomatie war bisher immer auf das Checkbuch beschraenkt. das ist nach den Garantien fuer Suedeuropa keine Option mehr, das Uebrige kostet auch viel Geld.
@Elahan
Wie auch immer, effizient ist jedenfalls anders. Bleibt nur zu hoffen, dass nie mal wirklich was passiert, wo die Armee mal benötigt wird. Dann sehen wir alt aus, wenn ich das hier so lese.
@ -MK20-
Das sehe ich genau umgekehrt. Bislang hatte deutsche Außenpolitik weder ein Konzept noch ein Rückgrat und hat man sich zwar zu jeder Form von Konflikt „besorgt“ oder sogar mal „bestürzt“ gezeigt, aber wenn es darum ging, aktiv eine Rolle in der Konfliktlösung zu übernehmen, war weder Führung noch entschlossenes Handeln und schon gar keine Beteiligung mit eigenen Kräften zu erwarten. Statt konstruktiver Vorschläge kamen lieber moralische Belehrungen an die eigenen Verbündeten, wie man denn international agiert. Deutschlands soft power Ansatz hat sich weder in Lybien, noch Syrien, noch Afghanistan, wo man ja auch nicht nach dem Spielplan der Alliierten spielen wollte, sondern sein eigenes Ding machte, bewährt.
VdL und Steinmeier müssen jetzt den Verbündeten demonstrieren, dass Deutschland nicht der konzept- und rückgratlose Umfaller ist, als der es sich in den letzten Jahren präsentierte, sondern tatsächlich ein zuverlässiger Partner, der auch irgendeine Vorstellung davon hat, wo, zu welchem Zweck und wie er Außenpolitik machen will. Ansonsten sind die europäischen Verbündeten nämlich nicht mehr bereit, Deutschalnds Führungsrolle in Europa zu akzeptieren und Deutschlands Vorschlag nach Clustern innerhalb der NATO mit Führungs- und Anlehnungsmächten wäre dann für uns auch erledigt, denn wer hängt seine Fähigkeiten schon an einen unzuverlässigen Partner.
Hier wird gerade versucht, den Realismus wieder in die Außenpolitik zu tragen und vom ständigen Nihilismus wegzukommen. Da fehlen nur leider noch erhebliche Grundlagen.
@Memoria
Planen kann ich nur wenn ich weiß, was ich planen soll (Einsatzraum, Art der Mission, etc.). Grundsätzliches kann ich in Vorschriften, TKs, Ausbildungen abbilden, dann muß es konkret werden.
Das Problem ist aber auch, daß es Credo ist, daß die Bw immer nur multi-national operiert (außer u.U. MilEvacOp) und somit nie weiß, welche Aufgaben / Anteile ihr zufallen bzw. sie übernehmen muß. Hier wäre eine Schwerpunktsetzung angeraten (wiewohl ich selbst Anhänger von „Breite vor Tiefe“ bin).
SERVAL war eine rein französische Operation, warum wohl? (sicher mit einem Anteil amerikanischer Aufklärung, im Hintergrund).
@Thomas Melber, Stuttgart:
Eventuallfallplanung hat natürlich einen hohen Unsicherheitsfaktor. Mir geht es jedoch darum, dass dies in der Bw gar nicht erfolgt. Multinationalität ist da auch nur eine Ausrede.
Es sind all die Denkverbote und weit verbreiteter Opportunismus der die Bundeswehr immer weiter entprofessionalisiert.
Nur als Beispiel, dass man immer im Bereich Mentoring machen wird ist ja schon seit einiger Zeit klar, aber wenn man nun nach Nord-Mali gehen sollte ist der Apparat wieder komplett überfordert.
Anderes Beispiel: Wenn die Bundesregierung bereit gewesen wäre, am geplanten Militärschlag gegen Syrien teilzunehmen, dann wäre man wieder völlig über fordert gewesen.
Es gibt gar keine Kultur aus allgemeinen Entwicklungen mögliche Handlungsmöglichkeiten abzuleiten, dass ist mein Punkt.
@ MikeMolto
die Ausruestung wir von den Eingesetzten bemaengelt und ist unzureichend
Im Vergleich zu was? Die Ausrüstung, mit der britische und französische Soldaten in die Einsätze geschickt werden, scheint da teils spürbar hinterher. Von der Ausstattung der malinesischen oder afghanischen Kameraden ganz zu schweigen. Und auch die Ausstattung der Gegenseite hat jetzt nicht gerade Nato-Standard.
@ Cynic2
Das ist vielleicht etwas viel Optimismus. Immerhin ist das die dritte Regierung Merkel, und auch schon die zweite Große Koalition mit ihr. Ich sehe nicht, wo da die plötzlich die Impulse für einen ernstgemeinten Gesinnungswandel herkommen sollen. Und gerade Frau von der Leyens Aussagen zeigen doch deutlich, dass Frau Merkels Politik der Zurückhaltung nur mal wieder neu verpackt wird.
@J.R.:
„die Ausstattung der Gegenseite hat jetzt nicht gerade Nato-Standard“.
In der Allgemeinheit teile ich diese Aussage nicht.
Die Gegenseite hat in der Sahelzone in wichtigen Nischen durchaus Zugang zu Ausrüstung nach NATO-Standard (MANPADs, Nachtsicht, Schutzwesten, Panzerabwehrwaffen, Präzisionsgewehre). Sicher nicht immer und für jeden.
Aber das Potential ist vorhanden und auch das Verständnis diese Mittel effektiv zu nutzen (hybride Methoden).
Genau hier liegt aus meiner Sicht ein Kernproblem der aktuellen Diskussion:
Der Gegner und damit die Risiken werden erheblich unterschätzt.
Das war schon immer der erste Fehler im Krieg:
Den Gegner unterschätzen.
@Cynic2
Mir ist es ganz ehrlich um einiges lieber wenn sich unsere Politiker „besorgt“ und „bestürzt“ zeigen, falls mal wieder (!) irgendwo die Heide abbrennt. Deutschland ist kein Weltverbesserer, der missionarisch gegen alles Leid dieser Welt ankämpft. Von der Moralkeule fühlen sich unsere Verbündeten höchstens genervt, aber mehr auch nicht.
Kommen Sie mir bloß nicht mit dem leidigen Thema, dass unser Land Bündnistreue oder dergleichen beweisen muss. Würde es hier um Rotland und Blauland gehen würde ich Ihnen bedingungslos zustimmen. Tut es aber nicht. Vor 10 Jahren pöbelte man uns und Frankreich noch an, da wir nicht mit den coolen Kids losmarschiert sind um Saddam zu stürzen. So? Deutschland mangele es an fehlenden Konzepten? Zwei Kriege parallel führen und beide auf’s Spiel setzen klingt mir auch nicht wirklich nach der ultimativen Weisheit in der Sicherheitspolitik. Was halten Sie denn davon? Hier wurden Chancen vertan, die unsere geliebten Verbündeten heute bereits wieder vergessen haben. Resultat: der Irak brennt weiterhin und Afghanistan entwickelt sich wohl auch nicht allzu prächtig. Wer den Karren dermaßen gegen die Wand fahren kann, der übersteht auch ein bissl deutsche Moralpredigt.
Und was tut man nun unsererseits anstatt sich neu zu formieren, die gemachten Fehler zu analysieren und ohne Druck von außen so gut es geht auszumerzen? Man springt Hals über Kopf in das nächste Abenteuer, von dem man bekanntlich auch nicht wirklich weiß wohin es gehen soll. Zumindest tut man scheinbar alles in seiner Macht stehende, um die Weichen auf den nächsten Einsatz zu stellen. Noch bevor dieser vorbei ist brennt es woanders und die Sache geht von vorne los.
Wer Deutschland als unzuverlässigen Partner betrachtet soll doch mal in den Spiegel gucken. Hollande hat mit seinem Afghanistan-Abzug seinen Verbündeten vor die Füße gespuckt. Hat wohl schon im Voraus gewusst, dass er sie in Afrika braucht, he? Wo er sich – by the way – ja auch zu allerhand Aktionen hinreißen ließ – ohne seine Nachbarstaaten zu konsultieren. Lybien bequem aus der Luft bombardieren ist eine Sache, die Nachkriegsauswirkungen einzudämmen eine ganz andere (gleiches gilt für die Herren im United Kingdom). Und sich dann (auch hierzulande) aufregen, dass Deutschland bei diesem Affenzirkus nicht mitmischt? Mali und CAR waren bzw. sind auch solche Glanzleistungen vorausschauenden Denkens. Bis auf Deutschland scheinen sich unsere Verbündeten ja en masse diesen beiden Konfliktkesseln zu widmen.. oh, wait. Das Gegenteil scheint ja wohl eher der Fall zu sein. Die Ausnahme sind wohl eher die Holländer in Mali, aber wer weiß was die dazu bewegt hat. Vielleicht Mitleid – mit Frankreich..
Wenn auch ungeliebt, so hat Deutschlands sog. Nihilismus einen passablen Nebeneffekt: es gibt zumindest ein Land, dem jedes neue und halbgare Unterfangen der anderen Länder stinkt. Wer ohne uns spielen will: bitte, nur zu. Wir halten keinen auf. Es wird höchstens gemeckert, dann aber wieder die „Lächeln und Winken“-Position eingenommen. Dementsprechend kann bzw. sollte man in den interventionsfreudigen Ländern auch ohne Deutschland planen, das ist nun wirklich keine große Kunst. Oder aber geht das nicht, weil Mali und Co. ja so enorm wichtig für unsere Import-Export-Geschäfte sind?
Die Einsätze der Bundeswehr sollten nicht zu einer Art der Normalität verkommen.
Im heute-journal wurde bereits von der Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses der französischen Nationalversammlung ein deutsch-französischer Kampfverband vorgeschlagen. Damit soll schnell auf Krisen reagiert werden.
Da freue ich mich schon auf die Ausreden von Merkel, Steinmeier, von der Leyen, Röttgen, Mißfelder, etc.
Äh… Also… Gesamtkonzept… Vernetzte Sicherheit… Parlamentsvorbehalt…. Einsatzbelastung… Interoperabilität…. Breite vor Tiefe… Anlehnungsmacht…. Rahmennation… Hochwertfähigkeiten… Attraktivität… Ähhh…
… Kämpfen? Soooooo war es doch jetzt nicht gemeint mit der Verantwortung, wußtet ihr doch!!! Oder??
Da wird man sich in Paris bald die Tränen vor lauter Lachen aus den Augen wischen.
@dallisfaction
„Wie auch immer, effizient ist jedenfalls anders. Bleibt nur zu hoffen, dass nie mal wirklich was passiert, wo die Armee mal benötigt wird.“
Und damit dies nie passiert, haben taktische Atomwaffen zusammen mit den USA und ein breites Spektrum von verschiedenen Waffen. Man kann nicht auf alles vorbereitet sein, sondern immer nur auf das Wahrscheinliche. Sollte etwas unvorhergesehenes geschehen, dann muss man mit nicht vorhergesehenem reagieren.
Was sollte man ihrer Meinung nach vorhalten?
Ich empfehle eine EU Interventionstruppe (Koalition der Willigen, evtl auch ohne GB) nach dem Modell der Frontex zum hinschauen und für jeden Staat (in DEU für jedes Land) der EU eine Nationalguard für den V-Fall.
Wer einen mili Angriff auf Europa abwehren möchte, benötigt andere Truppen und Mittel als wenn er in Afrika zuschauen möchte
Wer Mali oder Zentralafrikanischen Republik helfen möchte, sollte die Unterstützer der Kriminellen/Terroristen an ihren Umtrieben hindern. Der Westen wagt sich an dieses zentrale Problem der Terrorbekämpfung nicht heran. Man schaut eben leichter in Saudi Arabien und Katar weg als im 14km entfernten Afrika.
Zum Thema Abwarten – in Nord-Mali verschlechtert sich die Versorgungslage erheblich:
http://www.oxfam.org/en/pressroom/pressrelease/2014-01-31/northern-mali-brink-new-food-crisis
Wo ist da jetzt die Freude an der Verantwortung?
Ressortübergreifendes Handeln oder „alternativloses“ Wegsehen? Ist doch jetzt unser Schwerpunktland.
Ich empfehle mal die Dokumentation: „Orphans of the Sahara“ anzusehen, vielleicht versteht man dann eher worum es im Sahel geht und wie das so ist mit den Völkern dort.
Ja – es gibt auch Terroristen – die Kunst ist es zu wissen wer wer ist.
Wichtig dabei ist zu erfahren, wo eigentlich die Fehler gemacht worden sind und was derzeit alles falsch gemacht wird.
Dann: Konzepte müssen vor dem Handeln her!
Wegsehen hilft nicht, ressortübergreifendes Handeln ohne Konzept kann auch nur schaden.
Wie bereits oben erwaehnt: Wenn 7000 von 180.000+ Soldaten im Ausland sind und die BW von Ueberlastung spricht, dann ist bei der Personalplanung wohl etwas schief gelaufen. Das ist schon peinlich. Da will ich nicht wissen, was passiert, wenn wir im Falle des Falles mal 30/40.000 los schicken muessen.
Nun wollen wir mal hoffen, das die Regierung den Worten der Verteidigungsministerin auch Taten folgen laesst. Sonst werden wir unserer Verantwortung nicht mehr gerecht.
Mein Problem ist Finanzier bar und keiner wie auch hier Block Interessiert dass wie soll das alles Finanziert wird , wenn wieder BW weniger Geld hat aber die kosten hoch schießen
Es werden Länder Benötigt die als Logistischen Einsatz braucht
Dann werden wir sehr bald mit den zu wenigen Hubschrauber NH90/Tiger / CH53 an die Grenzen kommen .Momentan geht ISAF nur weil der Papi da ist (USA) aber dann werden wir wo sein wo vielleicht Papi nicht dabei ist.
Dan werden Fahrzeuge benötigt wo auch kein Geld da ist von 2000 Zetors benötigte wurden nur 110 Bestellt , viel zu wenig auch der DINGO ist nicht der Pat/Sicherung der geeignete Kampf Gefährt
Boxer werden einfach nicht nachbestellt
Und dabei geht in Deutschland Eisatzfähigkeit aus , was ist wenn Morgen Polen uns zu Hilfe holt weil Russland Truppen schickt um ihren Mann zu halten in der Ukraine ,
Es wäre wie Italien die Südtiroler Kultur auslöschen möchten und wir Deutschen sind mal eher den Südtiroler Verbunden
So ist das auch in Ukraine weil 50% sind Urpolener
Art.- hat nicht mal Ausrüstung um weitere Geräte in Auslandeinsatz zu schicken (Schallmesszug / KZO Außerhalb aus den Lager)
………………………….
@Thomas,
wenn man die Zahlen in Prozent ausdrückt, wird erst recht ersichtlich, wie traurig es im Grunde ist. Da bekommt man doch recht erstaunlich wenig ‚bang for the bucket‘ für all das liebe Geld.
Die Frage, was passiert bloß, wenn wirklich mal was los ist – also analog Ihrer 40tsd Mann Frage – kann man nicht mit den heutigen Regelungen angehen fürchte ich.
@MD. / Thomas
Man kann auch gegensteuern. Ich würde z.B. den BFD komplett nach der Dienstzeit stattfinden lassen. Auch muß der Zeitraum des Studiums für Offz überdacht werden, auch im Sinne der Absolventen, die ggf. gar nicht entsprechend eingesetzt werden und veraltetes Wissen haben (auch Abbrecher haben es schwer, da sie „abdienen“ müssen).
D.h.: SaZ 12 = 12 Jahre Dienst in der Bw, dabei nur allgemein-militärische und DP-Ausbildung / Lehrgänge.
Nachtrag: wie steht es eigentlich mit den Kp-Chefs? Nachdem diese sukzessive A13-DP werden können diese eigentlich nur noch mit BS besetzt werden, oder?
Die Verhältnissetzung von 7000 zu 185000 zwischen Einsatz und Gesamtgröße ist als Messgröße zu kurz gesprungen. In Realität ist die Welt heute viel komplizierter und eben hoch diversifiziert. Wir sprechen von einer dreistelligen Anzahl an Fähigkeiten, die man abdecken muss, wenn man – Breite vor Tiefe – das Gesamtspektrum halbwegs abdecken möchte. Wenn dann – politisch – immer wenige, identische Fähigkeiten für den Einsatz abgefragt werden, dann ist das Personal dort – mangels Tiefe – irgend wann am Limit und darüber hinaus. Wenn dies über Jahre passiert, dann stimmt dieses Personal – nach 6+ Einsätzen und einer Scheidung – mit den Füßen ab, der Nachwuchs bleibt aus und die Situation verschärft sich plötzlich drastisch. Auch bei 185.000 Soldaten gibt es Fähigkeiten, wo eine zweistellige Nummer an Schlüsselpersonal den Ausschlag gibt und das Rückrat der Fähigkeit darstellt. Auf der anderen Seite kann Personal auch nichts dafür, wenn sie nicht für den Einsatz abgerufen werden. Ein Beispiel ist Jagdflugzeuge vs Transportflugzeuge. Eine Cyberfähigkeit offensiv wie defensiv ist beispielsweise zukünftig wichtig, wird aber nie in ein Einsatzland verlegen.
Was kann man machen?
In letzter Konsequenz wird sich irgend wann Politik und Bundeswehr intensiv auseinander setzen müssen. Entweder man bietet nicht immer identische Fähigkeiten an und lässt diese auch mal wieder zur Ruhe kommen. Böse gesagt: Man sollte in den Vorlagen nicht nur Datum und Einsatzland ändern. Alternative ist der Umbau auf politisch gewünschte Fähigkeiten nach dem Motto Tiefe vor Breite. Letzteres ermöglicht das reibungslose beschicken von weltweiten Einsätzen nach identischem Schema an vielen Orten der Welt parallel. Eine Verteidigungsfähigkeit leidet dann aber gewaltig, wenn die Masse der Bundeswehr aus Logistik, Sanität, Führungsunterstützung, Mentoren, Wachpersonal, Transportflugzeugen und Tankflugzeugen besteht.
Der reine Fokus auf die Zahl 10.000 ist jedenfalls nicht hilfreich und suggeriert einen Vergleich mit historischen Armeen, wo die Masse einfach Gewehrträger waren.
@TM
Die BFD (Berufsförderungsdienst) Zeit liegt inzwischen (Ausnähme: Altfälle vor dem Einführungsstichtag) nach der Verpflichtungszeit und die KpChefs sind zukünftig alle BS und müssen vor der KpChef Zeit erfolgreich ihren SOL in Hamburg machen, um in den höheren Dienst aufsteigen zu können.
@Stefan H.:
„In letzter Konsequenz wird sich irgend wann Politik und Bundeswehr intensiv auseinander setzen müssen.“
Irgendwann ist wohl deutlich zu spät.
Es ist aus meiner Sicht dringend notwendig, dass man sich vor der Intensivierung des Einsatzes in Afrika hier die Karten legt.
Dafür gibt es ja eigentlich den GI. Aber der scheint aus dem „das ist politisch so gewollt“-Modus nicht rauszukommen.
Wenn der Wehrbeauftragte, insbesondere für das Heer, von immer mehr hohlen Strukturen spricht, dies jedoch von der Führung nicht nur ignoriert, sondern sogar negiert wird, dann zeugt dies vom immer mehr Scheinrealität.
Somit bedarf es nicht irgendwann, sondern jetzt Realitätssinn in Politik, Streitkräften und Wehrverwaltung.
Die aktuellen Weichenstellungen zeugen jedoch vom Gegenteil:
Immer mehr Scheinrealität in allen Bereichen.
@Thomas Melber, Stuttgart
Gute Idee mit dem BFD und deshalb ist sie beschlossen und für alle Neuverpflichtungen umgesetzt.
@Memoria
Dicke Bretter zu bohren dauert, aber ich streiche „irgend wann“ sehr gerne. Immerhin scheint das „freundliche Desinteresse“ und Ressortegoismen langsam überwunden zu werden. Alleine das Präsident, Außenminister und Verteidigungsministerin – über Parteigrenzen hinweg – offensichtlich abgestimmt vorgehen und das auch noch mit sicherheitspolitischem Schwerpunkt. Wer hätte das vor einem halben Jahr gedacht?
Wenn jetzt noch die Abstimmung von Entwicklungszusammenarbeit, Diplomatie und militärischen und beim Innenministerium liegenden Fähigkeiten – vielleicht sogar eine gemeinsame Zielsetzung – gelingt, dann ist das ja fast schon eine Traumkonstellation. Das man mit ressortübergreifenden Fokus ggf. auch die eigenen Fähigkeiten anpassen muss, ist eine logische Ableitung, aber fast schon ein Sekundärproblem.
@Stefan H.:
Ja genau da wird es spannend:
Werden die Ansprüche jetzt auch zu konkreten Verhatlensänderungen führen?
Da ist Führung gefragt.
Wird man genug Durchsetzungswille haben gerade auch wenn es um Personal und Haushaltsmittel geht?
Die ressortübergreifenden Beharrungskräfte der Ministerialverwaltungen schätze ich jedoch stärker ein als den wirklichen (!) Gestaltungswillen der neuen Leitungsebenen.
Aber mal sehen wo wir in 2 Jahren stehen.
Wenn man die Reden von Gauck, vdL und Steinmeier mit der des UN-Generalsekretärs verbindet kommt man schnell zum Thema substantieller Beitrag. Ban Ki-Moon vertrat die Ansicht, dass mit dem Ende von ISAF viele Fähigkeiten verschiedenen UN-Missionen angeboten werden könnten.
Als Beispiel nannte er den Erfolg der 3 Kampfhubschrauber in der DRC (gegen M23).
Hier zeigt sich einmal mehr, dass international gerade auch kinetische Fähigkeiten erwartet werden.
Ob von der Leyen weiterhin bei Kampfeinsätzen so abwiegelnd bleiben kann und wird?
@ -MK20-
Und genau das, ist ja das Problem, dass Deutschland jedes neue Unterfangen ablehnt, egal, wie ausgegoren es denn ist. Auf die Dauer kann man mit so einer Verweigerungshaltung in der Außenpolitik aber nicht erwarten, mitten in Europa noch ernst genommen zu werden. Da wird man dann halt nicht mehr konsultiert oder zur x-ten Syrien-Konferenz eingeladen, weil man ohnehin nichts konstruktives beiträgt.
Blinder Aktionismus ist nicht zielführend, kategorische Verweigerung jeder Beteiligung aber auch nicht. Richtige Außenpolitik sollte sich zwischen diesen beiden Extremen abspielen, aber dafür scheint es im öffentlichen Raum in Deutschland noch an Professionalität und Vorstellungskraft zu mangeln.
@Elahan
Wirklich? Diese Armee hat das wirklich gemacht? Das klingt zu gut, um wahr zu sein. Warum habe ich die böse Vorahnung, dass es jemand in der Umsetzungsrichtlinie verbocken wird?
@Cynic2
„Auf die Dauer kann man mit so einer Verweigerungshaltung in der Außenpolitik aber nicht erwarten, mitten in Europa noch ernst genommen zu werden.“
In der Tat würde ein außenpolitisch selbstbewußteres Deutschland es nicht bei einer bloßen Verweigerung gegenüber kontraproduktiven Interventionen von Libyen über den Irak bis Afghanistan belassen, sondern notfalls selbst eine Koalition anführen, die auf die Destabilisierung der Peripherie Europas verzichtet und zu einer defensiven Sicherheitspolitik zurückkehrt, welche die Sicherheit der eigenen Grenzen zur Priorität macht und von utopischen Zielen (wie etwa der „Demokratisierung“ Afghanistans oder Afrikas) Abstand nimmt.
@Cynic2
Sorry, sehe ich komplett anders. Sie wollen das Deutschland von Ländern ernst genommen wird, also müssen wir uns militärisch mehr beteiligen? Das klingt aber nach einer gehöhrigen Portion ADS auf Staatenniveau, anstatt nach durchdachter Außen- und Sicherheitspolitik. Ihre Beispiele zur generellen Konsultation bzw. x-te Syrienkonferenz zeigen es doch klar und deutlich: erstens hat man uns nicht konsultiert, bevor auf dem afrikanischen Kontinent das große Bombenwerfen unserer Verbündeten begann oder die Invasion des Iraks eingeleitet wurde, zweitens forderte schon so manche „ernsthafte“ Nation selbiges in Bezug auf Syrien, ohne auch nur zu ahnen mit wem man sich da alles überhaupt anlegt. Aber wehe wenn’s mal nicht so läuft wie geplant, dann kommen diese Pfeifenköppe angelaufen und jammern uns die Ohren voll! Dann muss auf einmal wieder konsultiert werden? Sowas lächerliches.
Deutschland sollte aus Prinzip nur die Staaten ernst nehmen, die gewillt sind über die – ja, auch negativen! – Konsequenzen eines Militäreingreifens nachzudenken.
Ganz ehrlich, aber diese Haltung ist dermaßen kindisch, dass ich an alte Sandkastenprobleme vergangener Tage denken muss. „Wer nicht mitspielen will ist doof und gehört nicht zu unserer Bande!“
Und ja, das man nun überall irgendwelche Aussagen von „mehr Eingreifen“ bis hin zu „aber wir tragen doch so verdammt viel Verantwortung“ liest stinkt einfach nur noch nach purem Aktionismus. Da kann noch so viel von „aber verstehen Sie mich nicht falsch“ dahingerotzt werden, die Weichen sind gestellt. Einmal drin, kommt man nicht mehr so schnell wieder raus.
Hier auf AG wird doch dann als erstes und möglichst lautstark darüber gejammert, wenn die Truppe trotz Überlastung von einem Einsatz zum nächsten geschickt wird; sich an der sog. Familienfreundlichkeit nichts ändert; die Extrakosten pro Einsatz in die Höhe gehen; der Verteidigungshaushalt weiter zusammengestrichen wird, obwohl Exportaufträge für Frieden und Demokratie ausstehen; zukünftige Freiwillige einfach keinen Bock mehr haben sich vor den (Einsatz-)Karren einspannen zu lassen; es der Bundeswehr an gesellschaftlicher Anerkennung mangelt, weil die Einsatzziele mehr als nur total verschwommen sind und da sowieso kaum einer durchblickt.
Armes Deutschland. Mein Land muss ja so arm dran sein. Zum Glück ist in anderen Ländern das Gras bedeutend grüner und sowieso alles in bester Ordnung. Nur bei uns nicht? Armes, armes Deutschland.