Fehlalarm: Angeblich gekapertes Schiff wurde von Sicherheitskräften Eritreas gestoppt
Update Sonntag (19. Januar): Ein angeblich von Piraten gekapertes Schiff im Roten Meer wurde von Sicherheitskräften Eritreas gestoppt. Die NATO hatte am Samstag gemeldet, der Frachter Marzooqah sei von Seeräubern gestoppt und übernommen worden. Inzwischen scheint klar, dass das Schiff aus noch unbekannten Gründen in den Gewässern Eritreas von Sicherheitskräften des Landes festgesetzt wurde, wie Reuters berichtet:
Eritrean forces have boarded a merchant vessel that was in their territorial waters in an incident the crew initially reported as a pirate attack, maritime officials said on Sunday.
It was not immediately clear why the forces boarded the ship, the MV Marzooqah, and it was not immediately possible to contact authorities in Eritrea, one of Africa’s most isolated nations.
The container vessel had sent out a distress signal late on Saturday indicating that they were coming under attack by pirates.
Damit ist klar, dass es weiterhin in diesem Jahr keinen erfolgreichen Angriff von Piraten aus Somalia gab.
— Die vorherige Meldung:
Eine schnelle Ergänzung zu dem Eintrag zur Piraterie am Horn von Afrika von heute morgen: Es sieht so aus, als sei vermutlich somalischen Piraten die erste erfolgreiche Kaperung in diesem Jahr gelungen. Die noch vagen Angaben auf Grund der Meldung der NATO:
At 1620 UTC / 18 JAN 14 / a merchant vessel was hijacked by pirates in position 15 31 N 039 57 E.
Der Ort des Angriffs liegt im Roten Meer vor Eritrea (siehe Karte oben) – also erstaunlich weit nördlich für einen Angriff von Seeräubern aus Somalia.
Nachtrag: Mehr zu dem gekaperten Schiff, bei dem es sich um den Autofrachter Marzooqah unter der Flagge von Togo handeln soll, aus der Schiffahrt:
Three skiffs with armed POB attacked, boarded and hijacked Togo-flagged Vehicle carrier, MV Marzooqah (IMO: 7712963, MMSI: 671109000), at 1523 UTC in position 15:31.6N – 039:57.88E, Eritrea, Red Sea. Pirates forced Master to anchor the vessel off the coast of Eritrea.
Nachtrag 2, 19. Januar: Die Meldung über diese Kaperung wie auch die Markierung auf der NATO-Kartenübersicht sind mittlerweile gelöscht worden. Keine Ahnung bislang warum.
(Karte: OpenStreetMap)
Durch „Verfolgungsdruck“ verlagert sich eben das Problem. ‚wurde übrigens auch schon in Übungsanlagen berücksichtigt und gespielt.
Was soll man on topic auch sagen? Piraten bekämpft man an Land, alles auf See ist nur Schadensbegrenzung.
Und? Wer ist bereit, konzertiert gegen die Geschäftsmänner hinter den Banden und gegen die Stützpunkte an Land vorzugehen? Wer schickt Custer ins Dorf und zählt dann die Leichen?
Man kann afrikanische Küstenpiraterie besiegen. Das ist in der Geschichte schon einmal geglückt. Ziemlich gründlich und nachhaltig sogar. Hatte allerdings kolonialistische Nebenbedingungen, ohne die es auch nicht funktioniert hätte.
Und? Wer wäre bereit, sowas noch einmal zu machen? Wer ist im Westen überhaupt noch fähig, heiße Militäreinsätze mit mehr als 2 Jahrzehnten Dauer durchzuhalten?
Die Amerikaner haben ja eine längere Tradition der Pirateriebekämpfung, beginnend wohl im Kampf gegen die Barbareskenstaaten im Mittelmeer – ohne Besetzung von Gebieten. Aber ohne Machtdemonstration ging das auch nicht ab.
Also zum Thema kann man schon einiges sagen!
Zunächst einmal ist die Ausage, dass die Ursachen der Piraterie an Land liegen richtig, jeden Vorfall aber damit abzutun wird der Thematik nicht gerecht.
In diesem speziellen Fall gibt es aber darüber hinaus ein paar interessante Fakten. Zunächst einmal die Position des Überfalls und das Verbringen in eriträische TTW. Hier wird es sicherlich interessant werden ob und wenn ja, wie sich die Marzooqah weiterbewegt. Wenn nicht, sind das dann Anzeichen dafür, dass sich die Piraterie vor Eritrea entwickelt?
Dann das Fahrzeug selbst. Eine kurze Recherche bei vesseltracker zeigt, dass die Marzooqah in der Region im Küstenverkehr eingesetzt wird und auch gerne mal zum Kameltransport. Das bringt mich zur Ladung. Ging es um das Schiff, wird Lösegeld gefordert werden, oder handelte es sich um Viehdiebstahl, was wiederum interessant für die Frage sein könnte wer die Piraten sind.
Dass man die Hintermänner daraus im Fokus hat zeigt der Coup den die Belgier vor kurzem gelandet haben.
@all
Es handelte sich wohl um einen Fehlalarm – siehe update oben.
Hmm, eigentlich dachte ich immer, es gäbe mindestens ein paar optische Unterschiede zwischen Piraten und regulären Küstenschutz-/Marine-/Coast Guard-Einheiten…
Wenn jetzt ein eingeschifftes Sicherheitsteam an Bord gewesen wäre, hätte es dann die erste Seeschlacht zwischen eritreaischen (?) und dem Flaggenstaat zugehörigen Einheiten gegeben?