Jung&Naiv: Dieses Syrien
Wir drei auf dem Bild – Tilo Jung, Kameramann Alex Theiler und ich – sehen nicht so ganz nach dem ernsten Thema aus, über das wir dann für Jung und Naiv gesprochen haben: Ich hab‘ mal versucht, recht grundlegend das alles mit Syrien zu erklären – über die aktuelle Debatte über den Giftgaseinsatz hinaus. Als Teil der Erläuterungen der Politik für Desinteressierte.
Die Folge läuft lief am (heutigen) Montag um 20 Uhr auf dem Kabelkanal Joiz und steht anschließend inzwischen auf Youtube :
Tipp für alle Auskenner: die automatischen Untertitel bei Youtube!
Zum Abschuss des syrischen Hubschraubers (Mi-17) über türkischem Hoheitsgebiet hat „The Aviationist“ die verfügbaren Infos zusammen getragen:
http://theaviationist.com/2013/09/16/turkish-downing-detail/
Mich wundert die angegebene Höhe von über 14000 Fuß, sollte das Terrain dort so hoch sein oder warum fliegt der so hoch?
@ tomtom
vermutlich um der eventueller boden/luft bedrohung zu entgehen
Der Gedanke kam mir natürlich auch. Trotzdem scheint der Hubschrauber originär eher geeignet, tief zu fliegen als sich in weit über 10000 Fuß herum zu treiben (Leistungsverlust, Hypoxie etc).
Immerhin scheint bisher keine deutsche Beteiligung ruchbar, den Aufschrei möchte ich erleben…
Die Flughöhe ist tatsächlich auffällig hoch. Das dürfte nah an der Gipfelhöhe gewesen sein. Vielleicht war das ein Aufklärungsflug, der möglichst weit ins türkische Grenzgebiet hineinspähen sollte?
Der Transporthubschrauber ist auf von den „Rebellen“ kontrolliertem syrischem Gebiet niedergegangen. Der beiden Piloten wurde anschließend von den „Rebellen“ getötet, was ein klares Kriegsverbrechen ist und eine klare Antwort des Westens erfordert.
Was mich aber viel mehr bewegt ist, hat ein abgeschossener Hubschrauber eine solche Gleitfähigkeit von ca. 1 km, um in Syrien aufzuschlagen, wenn er über der Türkei abgeschossen wurde. Ich glaube nicht. Ein Hubschrauber ist nicht gerade ein Segelflugzeug. Er dürfte fallen wie ein Stein. Vielleicht kann sich hier mal ein Hubschrauberpilot dazu äußern? Ich bin nur Segelflugzeugführer.
Der Transporthubschrauber Mi-17 (auch Mi-8MT) hat laut meinen Unterlagen eine Dienstgipfelhöhe von 4.000 m, also 13.000 Fuß (es gibt allerdings auch Angaben von bis zu 6.000 m???). Eine angebliche Flughöhe von sogar über 14.000 Fuß gehört vermutlich ins Reich der Märchen. Das wäre auch taktischer Unsinn.
Jetzt kämpfen Syriens Regimegegner schon gegeneinander. 22 Tote bei Homs. Assad reibt sich sicher die Hände.
Seit die Rebellen mit Flugabwehrraketen ausgerüstet sind, müssen Helis eben etwas höher hinaus. Eine Gleitbahn von 1Km ist durchaus drin. Es kommt drauf an, wo der Heli wie schlimm getroffen wurde. Im freien Fall wirken die Rotorblätte als Tragflächen. 1Km Horizontal bei 3-5Km vertikal (oberhalb der Reichweite tragbarer Fla-Raketen) ist da auch nicht so spektakulär. Das geht immer noch ziemlich steil runter.
Ich würde die Abschuß-Meldung mit der „explodierten Schrottladung“ letztens in Beziehung setzen. Da ist doch auf ’nem Weg im türkisch-syrischen Grenzgebiet einfach so ein Transport mit ganz unwichtigem Metallschrott (türkische Angaben) in die Luft geflogen.
@Califax, @Stefan: Wen Genaueres zum Kapitel Autorotation beim Hubschrauber interessiert, der lese http://www.hubschrauber.li/sogehts/aerodynamik/mai_aer_aut.htm und wie das in Praxis dann aussieht, kann man sich in den Videos unter http://www.youtube.com/user/TheGallileoGalilei/videos ansehen. Die „Schüler“ waren übrigens zwei Werks- und Testflugpiloten und ein Testflugingenieur der PZL Swidnik S.A. (in Swidnik, bei Lublin / Polen), dem seit Anfang 2010 sechsten Werk der AgustaWestland Finmeccanica Group und auch deren zukünftigen R&D- (FuE-) Zentrums.
Warum habe ich das Gefühl, dass wir hier bei JEDEM Thema am Ende bei Hubschraubern landen?
@T:W.: war wirklich nur zur Verdeutlichung gedacht, auch wenn das Thema BW-Hubschrauber samt „Kleiner Anfrage“ der Grünen höchst aktuell ist, bereits im VGA, HA und RPA für die nächste Legislaturperiode schon für die Tagesordnungen geplant ist, da wegen der EuroHawk-Affaire mehrfach vertagt und auch das Kapitel NH90 samt Marinehubschrauber „SEA LION“ längst noch nicht ausdiskutiert ist, auch nicht für die Medien. Aber kommt Zeit, kommt Rat bzw. spätestens nach den Wahlen eine neue Runde.
Zurück nach Syrien: So wie der Mi 17 bereits brennend gemäß Video abstürzte und gemäß weiterem Video in einem Aufschlagbrand endete, war da nicht mehr viel mit „Autorotation“ und daß die Aufständischen dann auch noch die Piloten getötet haben wollen, halte ich eher für reine Propaganda.
Vtg-Amtmann | 17. September 2013 – 15:01
Dann Propaganda, die der Spiegel verbreitet.
Dazu eine interessante Analyse, derzufolge der Hubschrauber 4 Kilometer weit von der Grenze auf syrischem Gebiet abgeschossen worden sein soll.
@ Stefan
Hubschrauber fallen nicht wie ein Stein, sofern das Rotorsystem noch intakt ist.
Was Autorotation bedeutet, wurde ja schon erklärt. Grob über den Daumen funktioniert das mit Gleitzahl 1:4. Also mit 4000 m Flughöhe würde der Hubschrauber theoretisch bis zu 16 km weit kommen. Von daher ist die interessante Frage wo er abgeschossen wurde und nicht wo er runtergekommen ist.
Nachtrag:
Ich habe jetzt auch gesehen das es keine AR war.
@T.W.: Was sehr stutzig macht, im Video http://www.youtube.com/watch?v=v-kaXTj2OVo ist sowohl der abstürzende und brennende Hubschrauber zu sehen, als auch ein Fallschirm. Insofern scheint die von Ihnen eingestellten Analyse ihre Richtigkeit zu haben. Unschön für die Türken samt im Netz eingestellter Radardarstellung mit offenbar verfälschten Flugwegen samt falschem Abschußort.
Zeigen die Videobilder tatsächlich genau diesen Vorfall oder einen der vielen anderen Heli-Abschüsse in Syrien?
Daß die Rebellen keine Gefangenen machen, ist durchaus plausibel.
Wir haben doch nicht einmal das Wort „Hubschrauber“ bzw. „Helikopter“ benutzt… Komisch
@T. Wiegold
„Warum habe ich das Gefühl, dass wir hier bei JEDEM Thema am Ende bei Hubschraubern landen?“
Da hilft nur noch Hubschraubereinsatz!
http://www.youtube.com/watch?v=JlnuW1v-hxQ
@ T.W.
Hubschrauber können eben überall landen. ;-)
@Califax: Die Bergkulisse auf dem entsprechenden Foto (dort mit Pfeil) in der von T.W. eingestellten Analyse und in dem von mir eingestellten Video ist absolut identisch.
@Der Fuchs: Wenn es mit der von T.W. eingestellten Analyse seine Richtigkeit hat, wofür auch das von mir eingestellte Video sprechen dürfte, dann sind die mit dem von TomTom aufgegriffenen Hubschrauberabsturz eingestellten Radaraufzeichnungen der Türken gefälscht, denn es liegen ca. 6 km zwischen angeblichen und tatsächlichen Abschußort! Defintiv haben dann die Türken den Hubschrauber über srischem Gebiet abgeschossen!
Von einer Autorotation mit einer Gleitzahl von 1:4 kann man bei dem nahezu senkrecht zu Boden stürzenden und lichterloh brennenden Wrack auch nicht mehr sprechen. Daß die per Fallschirme sich rettenden Piloten von den Rebellen auch noch erschossen worden sein sollen, macht den ganzen Zwischenfall nur umso ernster.
Irgendwie kann ich da keinerlei Anlass erkennen, für die von Ihnen eingestellten „niveaulosen Youtube-Blödeleien“, sorry.
Wenn ich mir das hier vorliegende Material anschaue, komme ich zu dem Schluß, dass dieser Transporthubschrauber über syrischem Territorium abgeschossen wurde.
Das Ding ging fast wie ein Stein zu Boden und schlug 4 km entfernt zur Grenze auf syrischem Territorium auf. Sowohl der Abschuß, als auch die anschließende Tötung der beiden Besatzungsmitglieder wären dann ein Kriegsverbrechen. Genügend Handlungsbedarf für die UNO und den Internationalen Strafgerichtshof also.
Wenn das Video zum Vorfall gehört, werden die Türken wohl allmählich ein wenig übermütig.
@Califax, @ Stefan: TomTom – ein auch mir bekannter Profi – wußte schon weshalb er das Thema mit einer „Autorotationshöhe“ von über 14.000 ft des angeblich ca. 2 Km vor der Grenze abgeschossenen Hubschraubers aufgegriffen hat und der HC nur 400m bis1.000 hinter der Grenze „gelandet“ sein soll.
Danke T.W., daß Sie so konsequent nachgefasst haben! Das brachte Klarheit in den Fall, der in seiner Ungeheuerlichkeit von den Deutschen Medien und so manchen „Füchsen“ offenbar noch längst nicht „geschnallt“ wurde!
@Vtg-Amtmann
Sie haben mich möglicherweise verwechselt? Ich teile Ihre Interpretation in diesem Punkt doch vollständig.
@OT: Vtg-Amtmann, T.W.
Auch wenn es mir eigentlich egal ist (da das Thema eh nebensächlich ist, und weder das Eindringen in den türkischen Luftraum noch das Abstürzen auf syrischem Boden von einer Seite bestritten werden), aber das „Geomapping“ wirkt dann schon ein wenig wie gewollt und nicht gekonnt:
a) Bei der Analyse fällt auf, dass die 4km von der Grenze zur Position der Beobachter auf dem Highway gemessen sind. Die Beobachter schauen von da jedoch Richtung Grenze, so dass der Abstand der Absturzstelle deutlich unter 4km liegen muss. Wenn ich das in dem Video richtig sehe geht der Hubschrauber von dort aus gesehen sogar hinter einem Hügelkamm runter.
b) Schaut man sich das Titelbild des Artikels an, so kann man im Vordergrund einen Feldweg sehen, an dessen linker Seite (also zur Absturzstelle hin) sich ein Zaun oder Stacheldraht zu befinden scheint. Weiter bergabwärts im Hintergrund ist ein weiterer Feldweg sichtbar, der Hubschrauber scheint dazwischen niedergegangen zu sein.
Eher ein Indiz: Betrachtet man sich die Gegend in Google Earth, dann finden sich die bewaldeten Berghänge wie auf dem Titelbild in Grenznähe, während es zum Highway hin schwer wird einen Winkel ohne Kulturland hinzubekommen.
c) Schaut man sich jetzt das Gebiet auf Openstreetmap an (das für abgelegene Gebiete erfahrungsgemäß genauer und detailierter ist als Google Map), dann sind da sogar die Ortschaften, Grenzverläufe und die Feldwege eingezeichnet.
d) Das zweite Video wurde nicht am Highway aufgenommenwurde , sondern an einem Dorfrand, der nicht südlich des Highways liegt. Um welches der drei syrischen Dörfer, die sich 2-3 km von der türkischen Grenze befinden, es sich genau handelt kann ich nicht sagen. Spricht aber auch wieder gegen die 4km.
Ob 2 km oder 3 km innerhalb syrischen Gebiet erscheint als wenig relevant. Tragischer ist, dass Aufständische die beiden sich mittels Fallschirm geretteten Pilot erschossen und eine Leichenschändung (Enthauptung) begangen haben sollen. Zumindest geistern entsprechende Meldungen dubioser Medien im Netz rum. Irgendwie weckt das eine seltsame Mischung von Ratlosigkeit, Ressignation und Wut?!
@ Vtg-Amtmann
Es ist weniger als 1km (rot: wahrscheinliche Absturzfläche, schwarz: 1km-Lineal). Zumindest konnte ich in der Peilung Kreuzung-Rauchwolke des ersten Videos nur einen unbewirtschafteten Ost-Hang mit Gebäuden gegenüber finden. Die Stelle liegt nebenbei ziemlich genau in der von der türkischen Regierung publizierten Flugrichtung. Aber ich geb Ihnen recht, der Hubschrauberabsturz ist wenig relevant.
Irgendwie weckt das eine seltsame Mischung von Ratlosigkeit, Ressignation und Wut?!
Im Youtube-Kanal des zweiten Videos ist auch ein Toter in Fallschirmgeschirr dokumentiert. Und ja, wahrscheinlich dürfte es sich dabei um ein Kriegsverbrechen handeln.
Angesichts der Tatsache, dass das Regime oppositionskontrollierte Wohnviertel von Hubschraubern aus mit Barrel Bombs bombardiert: Erwartet da wirklich jemand, dass es abgeschossenen Piloten anders ergeht als etwa Bomberpiloten im zweiten Weltkrieg?
Vielleicht bin ich da mit den Jahren etwas abgestumpft von dem was sonst so in Syrien abgeht:
– Hunderten Giftgastote
– Ganzen plattgebombten Stadtviertel
– Systematische Gewalt gegen Krankenhäuser und Ärzte
– Massaker bei denen die Täter seelenruhig von Tür-zu-Tür gehend ganze Sippen und Dörfer auslöschen
– Terror und „gezielte“ Tötungen als alltägliches Mittel der Kontrolle im Bürgerkrieg
– „ungezielte“ Gewalt gegen Gebiete jenseits der direkten Kontrolle
– Systematische Vergewaltigung von Gefangenen und deren Angehörigen
– den X-mal erwähnten Millionen Flüchtligen
etc.
Da ist der Hubschrauberabschuss halt sprichwörtlich ein Nebennebenkriegsschauplatz. Aber vielleicht ist ja das Schicksal von Piloten und Christen für viele einfach interessanter. Keine Ahnung…
Ein Alptraum des Westens wird offenbar Wirklichkeit. Dschihadisten welche dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehen übernehmen offenbar Kontrolle in Grenzstadt zur Türkei.