Burnout und raue Töne

Der Ton zwischen dem Verteidigungsministerium und den Medien (und/oder umgekehrt) wird rauer. Nachdem die Welt am Donnerstag  Minister Thomas de Maizière bei einem Truppenbesuch mit den Worten zitiert hatte „Manchmal ist ein Burnout auch das Ergebnis einer Unterforderung“, sagte de Maizière , griff die Bild-Zeitung die Aussage und das Thema am (heutigen) Samstag auf: Was ist bloß in Thomas de Maizière (59, CDU) gefahren? Da hat der Verteidigungsminister gerade die Drohnen-Affäre überstanden, da wirft er seinen Soldaten vor, Nichtstun führe zur Dienstunfähigkeit! (Links zu beiden Artikeln aus bekannten Gründen nicht.)

Auf den Bild-Bericht reagierte das Ministerium mit einer Sprechererklärung, die ich hier dokumentiere:

Sprechererklärung zum Bericht der Bild Zeitung 10.August mit der Überschrift „ De Maizière unterstellt seinen Soldaten Unterforderung“

Berlin, 10.08.2013.
Zu dem Bericht in der BILD Zeitung vom 10.08.2013 mit der Überschrift „ De Maizière unterstellt seinen Soldaten Unterforderung“ sagt der Sprecher des Verteidigungsministeriums:

Der in diesem Bericht zitierte Satz „Manchmal ist ein Burn-out auch das Ergebnis von Unterforderung.“ ist völlig aus dem Gesamtzusammenhang gerissen und sinnentfremdend genutzt, um eine Geschichte zu konstruieren. Da ist dem Redakteur der BILD Zeitung, Hanno Kautz, wohl der „Nächster Patzer“ unterlaufen. Am 08.08.2013 besuchte der Verteidigungsminister das Kommando der Luftwaffe in Berlin-Gatow. Zu diesem Termin war die Hauptstadtpresse eingeladen, ein Vertreter der BILD Zeitung war nicht erschienen. Der WELT Redakteur Thorsten Jungholt stellte dem Verteidigungsminister folgende Frage:

„Nun kommen vom Bundeswehrverband oder Verband der Beamten in der Bundeswehr ja immer sehr eindeutige Stimmungsbilder, die – ich zitiere erst einmal – „Stimmung ist so schlecht wie seit 40 Jahren nicht mehr, Burn-out in der Truppe“. Was halten Sie von diesen Einschätzungen der Gewerkschaft?“

Auf diese Frage antwortete Verteidigungsminister de Maizière wie folgt:

„Sie sagen zu Recht: Das sind Gewerkschaften. Gewerkschaften und Verbände weisen natürlich zu Recht auf die kritischen Teile hin. Das ist verständlich und die gibt es auch. Es gibt solche wirklich sehr schweren Situationen gerade bei Standorten, die wir komplett schließen oder (wo wir) von lieb gewonnenen Gewohnheiten Abstand nehmen müssen. Es gibt auch die Situationen, wo die alten Verfahren nicht mehr laufen und die neuen Verfahren noch nicht gut laufen. Das ist ein unvermeidlicher Prozess im Rahmen einer solchen großen Veränderung.

Was das Burn-out angeht, so teile ich diese Einschätzung nicht. Es gibt in der Tat zum Teil sehr einsatzbelastete Teile der Bundeswehr, dazu gehört zum Teil auch das fliegende Personal – das ist wahr – aber gerade da sehe ich eine hohe Motivation und eine hohe Bereitschaft, das Letzte zu geben, um ihre Kameraden zu transportieren oder im Einsatz ihren Dienst zu tun. Und wir haben gesehen, wie hoch motiviert die Soldatinnen und Soldaten bei der Bewältigung der Flutkatastrophe waren. Manchmal ist auch ein Burn-out das Ergebnis einer Unterforderung oder jedenfalls verbunden mit dem Eindruck nicht richtig gebraucht zu werden und eine Situation zu haben, wo man etwas Sinnloses tut. Das ist zum Teil bei der Neuausrichtung auch unvermeidlich, wenn man lange in den alten Strukturen ist und eigentlich schon in den neuen Strukturen lebt. Also ich sehe durchaus die kritischen Elemente, die der Bundeswehrverband sieht, aber ich sehe das ist nicht das vollständige Bild der Bundeswehr.“

(Foto: Verteidigungsminister Thomas de Maizière am 25. Juli 2013 bei der zentralen Dankveranstaltung für die Hochwassserhelfer in Burg in Sachsen-Anhalt – Sebastian Wilke/Bundeswehr und CC-BY-ND-Lizenz)