EuroHawk-Ausschuss: Das scharfe Schwert des Parlaments?

EURO HAWK®
(Northrop Grumman Pressefoto)

Parlamentarische Untersuchungsausschüsse, so heißt es immer wieder, seien das scharfe Schwert des Parlaments. Mit ihren umfangreichen Möglichkeiten, Akten heranzuziehen und Zeugen zu befragen, könnten sie Licht ins Dunkel merkwürdiger, intransparenter Vorgänge von Regierungs- und Verwaltungshandeln bringen. Bisweilen stimmt das sogar – wie der laufende NSU-Untersuchungsausschuss zeigt. Der allerdings mindestens in einem Punkt außergewöhnlich ist: alle Fraktionen im Bundestag eint das Interesse, die Umstände der Mordserie aufzuklären.

Der absehbare Untersuchungsausschuss zum Thema EuroHawk, zu dem sich vielleicht schon am (morgigen) Mittwoch der Verteidigungsausschuss erklären wird, hat dagegen weniger von einem scharfen Schwert und mehr von einer rostigen Rasierklinge. Mit der soll Verteidigungsminister Thomas de Maizière rasiert werden, und bei diesen Untersuchungen dürfte es weniger um die Probleme eines großen, fehlgeschlagenen Rüstungsprojekts gehen, kaum darum, wie – seit Jahren – Beschaffungen für die Bundeswehr organisiert werden, sondern um spannende Fragen – nach dem Strickmuster, ob der Minister einen halben Tag eher als bislang bekannt in einem Vermerk gelesen hat, dass es Probleme mit dem EuroHawk gibt.

Für diese rostige Rasierklinge ist nicht allein die Opposition verantworlich, auch die große Partei der Regierungsseite schneidet ihre Untersuchungsausschuss-Arbeit auf den Spitzenmann der Gegenseite zu. Peer Steinbrück, einst Finanzminister in der großen Koalition und nun SPD-Kanzlerkandidat, müsse ebenfalls vor den Ausschuss, verlangte CDU/CSU-Fraktionsgeschäftsführer Michael Grosse-Brömer heute morgen. Ja nee, is klar. Weil nämlich Finanzminister immer das Geld für Rüstungsprojekte geben. Und sich um die Details kümmern, welche Waffensysteme die Bundeswehr einkauft und welches Kaliber das neue Maschinengewehr haben soll.

Ein Untersuchungsausschuss EuroHawk hätte eine wirklich tolle Möglichkeit eröffnet: Die Möglichkeit, die Probleme bei der Beschaffung von millionen- oder milliardenteuren Rüstungsgütern mal zu durchleuchten. Die gescheiterte Riesendrohne ist ja bei weitem nicht der teuerste Problemfall der vergangenen Jahre. In etlichen Fällen wüsste man gerne, warum eigentlich den bereits ausgegebenen Riesensummen noch Geld hinterher geworfen wurde. Und dieser Prozess, immer mal wieder ein bisschen überarbeitet und verändert (wir erinnern uns: Der neue Militärtransporter A400M wurde im so genannten commercial approach gekauft, zum Festpreis, bis die Bestellerländer noch paar Milliarden drauflegten, aber auf Konventionalstrafen wegen verspäteter Auslieferung verzichteten) könnte ein wenig mehr Transparenz gut gebrauchen.

Aber dafür wird, leider, einfach in den paar Wochen Untersuchungsausschussarbeit keine Zeit sein. Zumal es ja wichtigeres gibt, wie die Frage, wann welcher Vermerk den Minister erreicht hat, ob er die Reißleine hätte eher ziehen lassen müssen, und ähnliches. Und jedes von ihm abgezeichnete Blatt Papier wird ein wichtiges Dokument. Für den Wahlkampf.

Vielleicht bin ich ja auch nur zu pessimistisch. Vielleicht wird alles ganz anders, und Anfang September haben wir alle, Parlament und Öffentlichkeit, endlich gelernt, wie künftig das passende Gerät für die Truppe preiswert und rechtzeitig auf den Kasernenhof oder das Flugfeld kommen könnte. Noch glaube ich das allerdings nicht.