PayPal stoppt Spendenkampagne für journalistisches Syrien-Watchblog (Update: Account wieder frei)
Der Brite Elliot Higgins hat unter den – auch professionellen – Beobachtern des Syrien-Konflikts einen guten Ruf – und das, obwohl er diesem Konflikt nie näher gekommen ist als dem Bildschirm seines Laptops. Unter dem Pseudonym Brown Moses führt er ein Blog, in dem er die Veröffentlichungen beider Seiten im Bürgerkriegsland Syrien beboachtet und analysiert. Und bisweilen vor allen Experten auf diesem Wege nachweisen kann, welche Waffen ihren Weg in diesen Konflikt gefunden haben. Mit Higgins arbeiten internationale Medien wie die New York Times zusammen, gewürdigt wurde er auf CNN und von der ARD (siehe Ausschnitt oben) oder Spiegel Online.
Seit dem (heutigen) Sonntag hat der Blogger ein Problem. Um seine Arbeit weiterführen zu können, hat er zu Spenden aufgerufen, unter anderem über die Crowdfunding-Seite Indiegogo. Die Einzahlungen für sein Projekt liefen über den internationalen Zahlungsabwickler PayPal – und da liegt jetzt das Problem: Weil dort eine aus PayPal-Sicht verdächtig hohe Spende über 1.000 britische Pfund einging, hat das Unternehmen das Konto jetzt für ein halbes Jahr gesperrt. Etwa die Zeit, für die Higgins um die Spenden gebeten hatte, um sein Blog weiterführen zu können:
With 6 days to go in my fundraising campaign I had raised just over half of the total I had aimed for, and this morning I received a very generous donation of £1000. This seemed to trigger something at Paypal, which limited my account and queried the £1000 donation. Paypal requested various information, which I provided, and I assumed that would clarify any outstanding issues, and my account would have the limit removed.Then I received this email:Dear Brown Moses Blog,
For the safety and security of the PayPal network, we often review accounts for potential risks. After reviewing your account, we have decided to close it because of security issues. (…)
Update: Das Ganze hat sich in Rekordzeit aufgelöst – vielleicht ja auch durch den öffentlichen Druck auf PayPal, der international auf Twitter und anderen Medien aufgebaut wurde… Noch in der Nacht teilte Higgins via Twitter mit, dass er seinen Account wieder nutzen kann.
Ein Schelm der kein System dahinter vermutet …
Wow. Und für den bescheidenen Service kassiert Indiegogo dann auch noch 4% (bzw. 9% bei Scheitern), zusätzlich zu den wohl ebenfalls anfallenden Paypal-Gebühren.
Schade für Mr. Higgins.
Und während nebenan sichtbar wird, dass deutsche Soldatenverbände sich schon schwer tun untereinander die Facebook-Seiten zu verfolgen, hat in der der BrownMoses-Sache der Präsident von PayPal @davidmarcus bereits zurückgetwittert (wenn auch nur einen Verweis an @AskPayPal). Das hat jetzt glaub keine 2h gebraucht.
Ob er nun twittert oder nicht. Hauptsache das Problem wird bald gelöst. Wäre schade, wenn das blog dadurch unter die Räder käme. Ich habe von Higgins heute zum ersten Mal gehört. Liegt aber vermutlich daran, dass ich erst seit wenigen Wochen in Blogs unterwegs bin und nur selten poste. Ist schon faszinierend, was heute durch blogger wie euch so alles ans Licht kommt.
Augen auf, statt immer nur geradeaus….. und macht euch mal Gedanken, wem er denn auf die Füßen getreten haben könnte….
@robbyy: Kein Grund für Verschwörungstheorien. PayPal legt dieses Geschäftsgebaren ganz allgemein an den Tag, an diesem Fall ist diesbezüglich nichts besonderes. Es gibt zahlreiche Nutzer, die ähnliches im Netz berichten – ohne daß ein polit. Hintergrund auch nur annähernd wahrscheinlich wäre.
@all
Siehe Update oben.