„Die Digital Natives ziehen in den Krieg“ – so war’s auf der re:publica

Am (gestrigen) 8. Mai haben der Bendler-Blogger Sascha Stoltenow und ich (siehe Foto oben) auf der re:publica in Berlin unseren Vortrag Die Digital Natives ziehen in den Krieg gehalten – und wir waren vorher sehr gespannt, wie das bei den Digital Natives (und den assimilierten digital immigrants) ankommen würde. Die Reaktionen waren fast ausschließlich positiv (mehr dazu unten), und eigentlich würden wir diesen Vortrag gerne allen zeigen. Leider ist das derzeit in Deutschland nicht so ohne weiteres möglich:
Nachtrag: So scheint es zu klappen:
Die Digital Natives ziehen in den Krieg from Sascha Stoltenow on Vimeo.
Wir haben halt etliche Beispiele dafür gezeigt, wie die Digital Natives mit Krieg umgehen, und bisweilen sind diese Videobeispiele mit Musik unterlegt, was zu Problemen führt.
Für dieses Problem gibt es Lösungshinweise in den Kommentaren, hier nur zwei Möglichkeiten:
Die Vortragsfolien (nehmen wir mal runter, so lange Slideshare datenschutzrechtlich problematisch ist)
und dazu das Audio
oder die Videodatei hier herunterladen – sind allerdings 175 MB.
Die in unserem Vortrag verwendeten Videos und Grafiken versuche ich hier auch aufzulisten und zu verlinken (noch ist das allerdings nicht vollständig und wird noch ergänzt):
Call me maybe – U.S. Marines & Miami Dolphin Cheerleaders
Al Jazeera: Exclusive footage shows taliban attack in Afghanistan
…
Nach unserem Vortrag haben wir mit dem re:publica-Live-Radio Die Sondersendung über unseren Vortrag gesprochen (
Und die Reaktionen im Netz, vor allem auf Twitter, hat Sascha via Storify zusammengefasst:
(Urheberhinweise: Das Foto oben stammt von Axel Schmidt/commonlens.de; der Ausschnitt aus der Sondersendung steht unter CC-BY-Lizenz)
@Axel Schrader
Ich möchte Ihnen sagen dass ich im Grossen und Ganzen die Öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr als recht gut empfinde, und definitiv der Meinung bin dass sie sich in den letzten fünf Jahren ungemein gesteigert hat und immer besser wird.
Jetzt kommt allerdings das unabdingbare „aber“:
Die Werbung der Marines (bzw jegliche amerikanische Rekrutierungsvideos) werden ja gerne von der deutschen Seite als unehrlich/propagandistisch/lächerlich/pathostriefend herabgesetzt. Mal davon abgesehen dass vor allem vor der Wir.Dienen.D.-Kampagne die meisten BW-Werbevideos selber in ihrer demilitariserten Darstellung des soldatischen Alltags unehrlich waren, würde ich trotzdem argumentieren dass die amerikanische Angehensweise besser ist, da sie genau weiss wen sie ansprechen muss.
Denn wer geht denn heute zum Militär? Ganz simplifiziert sind das doch die drei Archetypen:
1. Diejenigen die nix besseres kriegen: Wenn jemand zu dumm oder zu faul ist um eine bessere Ausbildungsstelle oder einen gescheiten Studienplatz zu kriegen geht er halt zum Bund. Das ist schon seit Jahrzehnten der schlechte Ruf des deutschen Nachkriegssoldaten, egal wie wahr oder unwahr das auch sein mag. In Wahrheit sollten solche Leute vermieden werden, aber in Praxis habe ich immer wieder das Gefühl dass jede Menge Bundeswehr-Werbung gerade eine solche Message unterläufig dabei hat: „Komm zu uns und wenn du deine Pflichtzeit abgesessen hast haste vielleicht ne gescheite Ausbildung gekriegt die du dann in einem richtigen Job einsetzen kannst“. Ist eine Perspektive nach dem Bund notwendig? Klar. Aber die Werbung sollte sich auf die Zeit im Bund konzentrieren, nicht danach.
2. Die Patrioten/Idealisten: In einer perfekten Welt würden ausschliesslich solche Menschen dienen die ihrem Vaterland/Adoptivland einen Dienst erweisen und (ggf. im Rahmen von Hilfseinsätzen in der Welt gutes Tun wollen.) Es ist eine traurige Realität, dass in Deutschland jegliche Form von Patriotismus, egal wie aufgeklärt, immer noch als verdächtig begutachtet wird. Dazu muss man allerdings sagen dass Selbstzensur die gefährlichste Form der Zensur ist. Deutschland ist keine post-pathetische Gesellschaft wie von manchen Intellektuellen immer wieder gerne behauptet wird. Das ist kompletter Mist. Deutschen gefällt Pathos genau so wie allen anderen auch, es ist eine menschliche Grundemotion, nur muss unsereiner sie eben (quasi per proxy) durch amerikanische, britische oder gar französische Filme zu sich nehmen. Nicht umsonst sind Produktionen wie 300, Black Hawk Down oder Band of Brothers auch in Deutschland Megahits.
3. Die Abenteuerlustigen: Soldat sein ist cool. Man kann noch so oft betonen wie schrecklich Krieg und Zerstörung doch ist aber Waffen, Rüstung und schweres Gerät üben einfach eine unabstreitbare Anziehungskraft auf junge Menschen aus. Wie ZDL a.D. oben schon gesagt hat, Krieg, bzw. Soldat sein, ist für viele das ultimative Abenteuer. Obwohl Abenteuerlustige selbstverständlich nicht die absoluten Traumkandidaten sind, dürften sie dennoch gemeinsam mit den ‚Alternativlosen‘ momentan den Grossteil des potenziellen manpower-pools ausmachen, und sind im Vergleich zu letzterem in meinen Augen auf jeden Fall zu bevorzugen. Es ist von einem moralischen Standpunkt lobenswert dass die Bundeswehr für sich beansprucht nichts zu romantisieren aber man kann die Gemüter potenzieller Rekruten auch erregen ohne die Realität gezielt zu schönen. Hinzu stelle ich jetzt mal ganz frech in Frage ob es notwendig ist auf alle möglichen Gefahren des Soldatenwerkes hinzuweisen. Ist es nicht eher die Aufgabe der Werbung, potenzielle Rekruten zum Wehrdienstberater zu bringen der sie dann im persönlichen Gespräch aufklären kann? Wer ist heutzutage denn bitte noch so naiv nicht zu wissen dass man als Soldat ggf. sein Leben riskieren muss?
TL;DR: Die Amerikanische Werbung weiss wen sie ansprechen will und spricht diese Leute auch auf eine Art und Weise an die dazu gefuehrt hat dass die Armee selbst mitte der 2000er, zeitgleich mit einer erstarkenden Antikriegsbewegung, immer noch jede Menge Freiwillige gefunden hat. Die Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr spricht in meinen Augen viel zu oft ausgerechnet solche Gruppen an, die eine sich selbst respektierende Armee eigentlich vermeiden sollte.
@ Axel Schrader: Jetzt muss ich Sie etwas in Schutz nehmen, wenn sie fachlich nichts mit Werbung zu tun und keine Statistik haben. Außerdem sind Sie ja im Dienst und müssen aufpassen, was Sie sagen – die meisten anderen mit ananymen Nick aber nicht.
Also nichts für ungut.
Aber ich frage mich dann trotzem, woher die 70% kommen, wenn Sie keine Statistik haben?
Außerdem hat @Sascha Recht, wenn er sagt, dass Uneingeweihte Bürger wie ich, nicht zwischen den Funktionsbereichen der BW unterscheiden. Wenn Sie Öffentlichkeitsarbeit machen, dann gehe ich sinnvollerweise auch davon aus, dass Sie Nachwuchs werben wollen. Das ist doch ganz normal, dass immer der Mitarbeiter eines Unternehmens, der gerade vor Ort ist, für die Unternehemspolitik den Kopf hinhalten muss, auch wenn er sie nicht zu verantworten oder sogar dagegen ist. Also bitte das nicht persönlich nehmen. Sie sind jetzt eben dieser mutige Offizielle, der hier für die ganze Medienwirkung der BW in Haftung genommen wird.
Dass Sie sich trotzdem stellen, finde ich mutig und außerordentlich fruchtbar – Danke!
@AnoSynum: Ein Widerspruch: Die meisten Soldaten, die sich länger verpflichten, haben einen qualifizierten Schulabschluß, viele noch zusätzlich eine Ausbildung. Das heißt zwar nicht unbedingt, dass sie glänzende Berufsaussichten haben, ist aber weit von der Rekrutierungspraxis in den USA entfernt. Ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass die Bundeswehr die beste Armee ist, die Deutschland je hatte, eben weil sie die Fähigkeit zu kämpfen mit dem Nachdenken darüber verbindet. Da steht sie im Übrigen in einer Tradition, auch wenn das einige nicht so gerne hören.
@ Sascha Stoltenow | 10. Mai 2013 – 9:45
Bei Werbung, und da fällt auch Presse-/ÖA für mich darunter, sollte man in der Tat vorsichtig mit dem Begriff „Ehrlichkeit“ sein, da stimme ich dir zu.
Aber wie ich zu dem anderen Wir. Dienen. Deutschland Clip schon sagte: Stellen-von-Bildern-Clip.
@ ZDL a.D. | 10. Mai 2013 – 15:05
BwTV ist für mich mehr als die Reportagen im Youtube-Kanal der Bw, da der Sender der Truppenbetreuung/-information, somit besteht die Zielgruppe ausschließlich aus Angehörigen der Bw, dient und auch Nachrichten und Spielfilme sendet.
Aber ja, gefällt mir auch!
@ Axel Schrader | 10. Mai 2013 – 12:47
Der vom Sozialwissenschaftlichen Institut der Bundeswehr herausgegebene Kurzbericht „Wahrnehmung und Bewertung des Claims „Wir. Dienen. Deutschland.“, Image der Bundeswehr sowie Haltungen zum Umgang mit Veteranen Ergebnisse der Bevölkerungsumfrage 2012“ gibt auf Seite 5, fünfter Listenpunkt, an: „Drei von vier Bundesbürgern finden den Claim gut (76 Prozent) (…)“. Nun ist ein Claim, und Sascha Stoltenow oder Sie mögen mich hier korrigieren, nur ein Slogan, es geht also lediglich um dasWir. Dienen. Deutschland.
Von den Punkten mal abgesehen, die ich bei drei Substantiven oder Adjektiven noch verstanden hätte, mal abgesehen, ist der Slogan meiner Meinung nach und auch nach meiner Erfahrung mit Soldaten und Zivilisten der Bundeswehr gut aufgenommen worden.
Natürlich nicht, wie Sie sich vorstellen können. Aber wer diesen Blog hier aufmerksam verfolgt (hat), wird um diese Feststellung kaum herum kommen.
Ansonsten versichere ich Ihnen, dass die Werbung der Bw gerne genommener Aufreger bzw. Grund für Heiterkeit in meiner ehem. Einheit war. Wobei ich hier nicht flickr meine, durchaus gute Bilder, und nicht vom „bodennahen Bereich“, wie St. Michael, sondern von Portepees bis Stabsoffizieren rede.
Negativ-Beispiel, das ich gerade zufällig bei Youtube gefunden habe und immer noch hoffe, dass das ein Fake ist: http://www.youtube.com/watch?v=bfINp1rZn2s
Das wäre nämlich ein Hauptkritikpunkt, der mir bisher immer wieder an der Werbung begegnet ist: Studieren bei Gehalt wird erwähnt und verkauft, Soldaten im Gefecht führen nicht.
Ich finde es übrigens sehr positiv, dass Sie sich der Diskussion hier stellen und an dieser teilnehmen! Gestatten Sie mir daher die Frage: Wurden Sie angewiesen sich nun offen in diesen Blogs „zu stellen“, oder tun Sie dies aus Eigenantrieb, sei er nun privater oder dienstlicher Natur?
@Sascha Stoltenow
Es war nicht meine Absicht zu behaupten dass die Bundeswehr aus Dummköpfen besteht, soweit ich den Rekrutierungsprozess kenne filtert der solche Leute recht gut raus. Die Realität ist allerdings trotzdem dass ein signifikanter Teil der Gesellschaft diesen Eindruck eben hat.
Meine Kritik hat sich allerdings trotzdem eher in die Richtung bezogen dass ich immer wieder das Gefühl habe dass es der Nachwuchswerbung der Bundeswehr an Selbstbewusstsein fehlt und sie insofern scheinbar eben in die meiner Meinung nach falsche Richtung wirbt. Letztenendes ist es doch so dass ein Grossteil der Werbung die man z.B. im Fernsehen sieht quasi „zivile“ Ausbildungen anpreist („Durch uns kannst du KFZler/Ingenieur/Pilot/Doktor werden“ „Mach deinen Uni-Abschluss durch uns“). Klar, allesamt wichtige Positionen in jeder Armee, aber weit weg von dem was eine Armee letztenendes einzigartig macht.
Wer zur Armee geht, muss in meinen Augen Krieger seien wollen; nicht das Krieger-sein als ggf. notwendiges Übel für den kostenlosen Pilotenschein/etc akzeptieren.
Add On:
Positivbeispiel wäre der Clip zur LLBrig 31, der zum Thema Gaming bei dem Vortrag evtl. geeignet gewesen wäre; vgl Battlefield 3 Eröffnungssequenz ca. ab 1:00min.
Und zur Realität gibt es EKT-Videos genug, auch bei Youtube, oder das Ende des Clips zum Gefecht in Isa Khel.
@AnoSynum: Ja, das sehe ich auch so. Nur, wenn in der Kommunikation auch der Krieger angemessen vorkommt, wird er (oder sie) sich anerkannt fühlen.
@Someone: Der Fallschirmjäger-Clip ist gut, ästhetisch aber im gleichen Sujet wir der Marines-Spot nur von der Ausstatung und handwerklich etwas schlechter. Die Battlefield-Sequenz ist prima.
@Anosynum
Wer zur Armee will, muss Krieger sein, dass sehe ich anders!
Ich bin Staatsbuerger in Uniform, Willens mein Land zu verteidigen, wenn ich das andere gewollt hätte, hätte ich meine Freiheit in Anspruch genommen, Fremdenlegionär zu werden ;-)
Die Diskussion nennt man Athener vs Spartaner ….. Hatten wir hier auch schon! :-), aber Nachwuchserbung muss wohl mittlerweile beides bewerben…. Sonst ist immer eine Seite sauer……
P.S. ( Und das mit dem Friedenspreis regt mich auf, a. die Bundeswehr ist Verfassungsorgan, b. Die Auslandseinsätze sind alle demokratisch legitimiert c. Und wenn wir die SK schon abschaffen, um Frieden zu haben, sollten wir die Polizei auch gleich mit abschaffen, dann ist das Verbrechen auch gleich mit vorbei……)
Dieses Beispiel zeigt sehr schön, dass inzwischen ganze Filme innerhalb von Shootern gedreht werden können. Das gibt dem ganzen nochmal einen neuen Dreh: http://www.youtube.com/watch?v=AWNPT_4X_co
Sascha Stoltenow | 10. Mai 2013 – 18:15
Die Hinrichtungsszene ist wohl weniger geeignet für Werbung. ;-)
Aber ich denke, ich werde mal das Modul „Social Media Marketing“ belegen. Für Battlefield 3 zeigt der Clip klar die Möglichkeiten.
@Sönke Marahrens
Die Bundeswehr hat sich mit der Abschaffung der Wehrpflicht gegen das Athenersystem entschieden, dann muss sie das auch durchziehen.
Ich meine damit nicht dass jeder „Staatsbürger in Uniform“ ein Grenadier sein muss. Es wird immer einen Bedarf geben für Experten und Fachleute in den zahlreichen Unterstützungselementen der kämpfenden Truppe, die natürlich auch beworben werden müssen. Das Herz der Armee (und damit auch der Nachwuchsgewinnung) sollten allerdings die Krieger sein. Zum Schraubstockschwinger und Papierkrieger kann bei Bedarf jeder mit dem notwendigen Intelligenzquotienten notfalls beordert werden (auch wenn er dort ggf. nicht glücklich ist) – Krieger muss man sein wollen. Eine Freiwilligenarmee sollte daher in meinen Augen sich primär damit beschäftigen qualifizierte und willige Krieger zu rekrutieren.
Anosynum…..
Da muss ich irgendwas verpasst haben……
Haben wir mit der Aussetzung der Wehrpflicht auch gleich noch das GG ausgesetzt?
Aber das erklärt natürlich dann auch die mir völlig fremde „Gier nach Anerkennung“…. Krieger brauchen Anerkennungs, Staatsbürger dienen;-)
(Klabautermann ich brauche Hilfe, der eine will Huntington, der andere setzt auf archaische Bilder…. Ich dachte hier geht es um SOCIAL media, hätte nie gedacht, was die Social Media alles bedienen können muessen)
@Sönke Marahrens
Sie waren es doch der mir mit diesen archaischen Vergleichen angekommen sind. Ich bin dann einfach mal davon ausgegangen dass Sie damit den Vergleich „Professionelle Soldaten -vs- Bei Bedarf eingezogene Milizen“ meinten. Ansonsten macht die Beschwoerung dieser alten Geister fuer mich keinen Sinn.
Dass Sie vollkommen anerkennungslos gluecklich sind ist fuer Sie schoen – was man aber sonst so aus der Truppe hoert klingt allerdings sehr anders. Darf man fragen was Sie machen?
Ich bin ja für Sparthener …
@Sönke
Na ja, das Thema „Staatsbürger in Uniform“ muß imho in der Tat neu definiert werden. Ich habe ja in einem anderen Faden einen bestimmten Begriff verwandt in Sachen FWDL…
Hier hat die Kommunikationstrategie der BW, bzw. des BMVg in der Tat einen Bruch mit der Realität des Dienens. Dies wird nicht zuletzt durch diesen Faden deutlich.
@AnoSynum:
Volle Zustimmung und prima Typisierung!
Wenn man dazu noch das Video von Someone ansieht, so muss es dem Typ2 Soldaten/Anwärter ja wirklich die Sprache verschlagen, wenn da ganz offen Studieren für lau im Stil von KinderÜberraschung angepriesen wird. Ein bisschen nach dem Motto komm mach einen guten Schnitt und
nimm noch Kohle und BW-Studium mit.
Da habens dann die Friedensfreunde wirklich einfach, gegen die Kanonenfutterwerbung ihre Uraltparolen zu setzten.
Für den Typ2 müsste man mal ganz offen sagen, wofür die BW eigentlich kämpft, wofür es sich lohnt vielleicht sogar zu sterben, dass es höhere Werte gibt, denen man sich verpflichtet fühlt und für die man eintreten will. Aber genau auf diesem Kanal herrscht völlige Funkstille, als Außenstehender hat man manchmal sogar den Eindruck die BW-Führung habe Angst vor einer solchen Diskussion und weiche ihr regelrecht aus. Und die Marines – bedienen genau diesen „edlen Kriegerethos“ den die BW zu fürchten scheint, wie der Teufel das Weihwasser.
Aber wie wirkt eine Armeeführung, die Gefahren ausweicht, anstatt sich ihnen zu stellen ???….Eben. Diese latente Weigerung das eigene Selbstverständnis mit positiven Emotionen zu besetzten schadet IMHO dem Ansehen der BW nach innen wie außen und macht die Werbung von Typ2 – Rekruten ziemlich schwierig.
Und die Typ3 Rekruten werden völlig liegen gelassen. Wobei es die BW doch so einfach hätte: Seit 20 Jahren läuft die Extremsportwelle durch die Nation und die Leute, setzten für extreme Herausforderungen ihr Leben immer öfter und unbekümmerter aufs Spiel. Und seit ca. 4 Jahren schießen auch in D-Land militärisch inspirierte Extremläufe a la ToughGuy durch Matsch und Dreck in Flüsse, Seen mit Hindernissen die jeder Hiba das Wasser reichen können aus dem Boden, wo die Läufer in teils sogar martialischem Outfit, sich extremsten Belastungen stellen und gleichzeitig echte Kameradschaft bei gemeinsamen Durchstehen und gegenseitigem Helfen suchen und finden. Teilweise finden diese sogar auf ehemaligen BW-Liegenschaften statt und werden von ehemaligen BWlern organisiert. Da ist der Boden nun wirklich bereitet. Aber wenn die BW bei so einem Event eben auch wieder mit günstigen Bildungsangeboten zu punkten versucht (ich hat es selbst gesehen), anstatt den Kampfgeist der Läufer mit den realen Einsatzanforderungen herauszufordern und in den Dienst einer größeren guten Sache zu stellen, dann muss man sich nicht wundern, wenn man sich lächerlich macht.
„Sönke Marahrens | 10. Mai 2013 – 19:05
Aber das erklärt natürlich dann auch die mir völlig fremde “Gier nach Anerkennung”…. Krieger brauchen Anerkennungs, Staatsbürger dienen;-)“
Da haben wir unseren Clausewitz wohl nicht komplett gelesen:
3. Buch, 4. Kapitel:
„Die moralischen Hauptpotenzen
Sie sind: die Talente des Feldherrn, kriegerische Tugend des Heeres, Volksgeist desselben.“
5. Kapitel:
„Es ist also die kriegerische Tugend des Heeres eine der bedeutendsten moralischen Potenzen im Kriege, und wo sie gefehlt hat, sehen wir entweder eine der anderen sie ersetzen, wie die überlegene Größe des Feldherrn, der Enthusiasmus des Volkes, oder wir finden Wirkungen, die den gemachten Anstrengungen nicht entsprechen.“
@AnoSynum | 10. Mai 2013 – 18:29
@ZDL a.D. | 10. Mai 2013 – 19:34
Ich möchte diesen Vorschreibern ausdrücklich zustimmen.
Wenn tatsächlich mal ein Aggressor auf der Matte steht, gibt es (hoffentlich) genügend Staatsbürger, die dann eine Uniform anziehen, um ihm entgegenzutreten. Momentan ist die BW áber vor allem eine Einsatzarmee, die Gegner bekämpft, die die BR gar nicht angegriffen haben (ich weiß, dass der AFG-Einsatz formal abgesegnet ist), und in diesen Ländern braucht man andere Fähigkeiten wie die Anpassung an unkonfortable Gegebenheiten und Klimata, Ertragen langer Einsatzzeiten, Sprachkompetenz, Kooperation mit anderen Streitkräften etc. Die BW hingegen wirbt gern mit Hörsälen. Wie soll angesichts der demografischen Situation und bei halbwegs guter Wirtschaftslage der Nachwuchs rekrutiert werden?
Oben steht jetzt ein funktionierendes Video, ich hoffe auch dauerhaft…
@ Sönke Maharens
Ihre Einstellung ehrt Sie, aber ist ziemlich selten und würde einem Ordensbruder auch gut zu Gesicht stehen von denen es ja auch kaum noch welche gibt.
Praktisch alle Menschen, die ich kenne, streben nach Anerkennung und ich würde soweit gehen zu sagen, dass gegenseitige Anerkennung und Respekt die Grundessenz jeglicher Gesellschaft darstellen. Ohne sie ist alles Nichts.
SocialMedia kann schon wie eine Büchse der Pandora sein, denn man findet unter völlig Fremden Brüder im Geiste und kann mit ihnen Denkschranken und Tabus einreißen, die einem vorher sakrosankt erschienen.
Dass das dann wieder anderen ziemlich unheimlich vorkommt, kann man gut nachvollziehen. Aber unsere Diskussion hier zeigt, doch dass hier noch eine Menge Tabuleichen im Keller der Political Correctness modern, die mit dem Tabubruch der DigitalNatives offen den Krieg in ihre digitales Leben zu transferrieren, jetzt auch sichtbar werden.
Und nochwas, gerade in den sozialen Netzwerken ist Anerkennung (Like!) überhaupt alles. Das andere sich mit meiner Meinung auseinandersetzen und ihre Zeit damit verbringen, auf diese einzugehen, ist für mich Anerkennung pur – und ich denke auch Herr Wiegold und Herr Stoltenow beziehen einen beträchtlichen Teil ihrer Motivation fürs Bloggen aus eben dieser Motivation.
Loben und LOb tut gut – jedem. Und es ist ganz einfach – also dann sollten wir es doch tun;-)
@ Sönke Maharens
..und das mit dem Friedenspreis regt mich genauso auf!
Wenn eine staatliche Einrichtung (Schule) dafür belohnt wird, der anderen staatlichen Einrichtung (Bundeswehr) in den Rücken zu fallen, so ist das ein vergiftetes Geschenk, das man nicht annehmen sollte, wenn man seinen Staat schätzt.
@ ZDL a.D. | 10. Mai 2013 – 20:28
Und für die anderen zum Thema Videos in Ich-Perspektive und die „Sucht nach Likes“ sowie die darin bestehenden Gefahren bei Bauerfeind vom 29.04.2013 im Beitrag zu Google Glass (der Link führt direkt zum Beitrag).
Könnte auch Militär-relevant sein à la Wer macht das krassere/gefährlichere (Einsatz)Video.
@Prediger
Dann wähle ich den Enthusiasmus des Volkes ;-)
Ich könnte schwoeren, weiß nicht genau wo ich es gelesen habe, dass Clausewitz mit der Levee en Masse seine Probleme hatte, da er das Phänomen des französischen Bürgers als dem ersten Verteidiger seines Staates nicht deuten konnte. Als er es verstanden hatte, konnte er nur das erste Buch umarbeiten….
AnoSynum Ich bilde junge Menschen aus ;-), und natürlich hört man aus der truppe was anderes, aber wenn da wo sind auch vorne ist, dann ist es unser gemeinsames Problem, es liegt an uns, es zu ändern…..
@Sascha War klar, haettste nicht schreiben müssen, ich war 1995 in Altenstadt ;-)
@Klabautermann
sie haben ja recht, aber ich verweigere mich der Logik, dass wir klanglos den Athener durch den Spartaner ersetzen @anosynum das ist nicht archaisch gemeint sondern eine ernsthafte
ZDL: mir reicht es authentisch zu sein, den Ordensbruder naehme mir meine Frau nicht ab)
Und despektierlich bevorzuge ich es nur mich selbst zu rasieren und nicht das Gefühl zu haben rasiert zu werden ;-)
@ZDL a.D. | 10. Mai 2013 – 20:36
„Besonderes Anliegen der Schule sei es, das Motto „Nie wieder Krieg“ zu leben, das Käthe Kollwitz in einem ihrer Plakate gestaltete. In dem Beschluss der Schulkonferenz heißt es: „Wir wollen nicht, dass unsere Schülerinnen und Schüler für einen Krieg gegen andere Völker rekrutiert werden. Und wir wollen auch nicht, dass sich die Bundeswehr als friedensschaffende Kraft anpreisen kann.“
vgl. Welt online
Der Politikunterricht an dieser „Bildungseinrichtung“ muß schon interessant sein; die Worte Parlamentsarmee, Primat der Politik etc. garantieren den Schülern wohl automatisch ein „mangelhaft“.
„Sönke Marahrens | 10. Mai 2013 – 21:36
@Prediger
Dann wähle ich den Enthusiasmus des Volkes ;-)“
s.o.; viel Glück!
@Prediger vom Meister
Die Bewaffnung des Volkes, d. h. die Landwehreinrichtung, gibt einen Widerstand nach außen, der durch kein stehendes Heer erreicht werden kann. Welche Einrichtungen man auch trifft, niemals wird man die Streitkraft durch ein stehendes Heer mit denselben Finanzmitteln, mit denselben Aufopferungen von seiten der Untertanen zu der Höhe bringen, wohin das Landwehrsystem sie führt. Wer dies absolut leugnet, mit dem müssen wir Überlegungen anderer Art anstellen, als wir uns hier vorgesetzt haben. Nur mit denjenigen können wir die Diskussion fortsetzen, welche diesen Satz einstweilen zugestehen, für welchen, abgesehen von den Beweismitteln a priori, die Erfahrungen der Jahre 1806 und 1813, nebeneinandergestellt, ein starkes Zeugnis ablegen.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/4071/25
Und weiter
Nur großartige Einrichtungen von reellen Kräften, von lebendigem Geiste durchdrungen, können uns auf unserer Stufe erhalten, nicht leere Formen, wie wir sie vor 1806 hatten, nicht der Nachhall des Ruhmes, der in jedem Jahre schwächer wird; unsere eigene neuere Geschichte hat uns dies Wort vor Wort zu deutlich vorgesagt, als daß wir es übersehen könnten, wenn in uns das mindeste Streben nach Wahrheit ist.
Sehr geehrter Herr Schrader,
danke für die „Erleuchtung“ – es ist grundsätzlich immer besser und einfacher, wenn man beide Seiten des Tisches gehört hat. Leider fehlt mir die Zeit für eine umfassende Antwort, daher soll hier erst einmal mein Dank genügen.
@Sönke Marahrens
„Die Bedingungen, unter welchen allein der Volkskrieg wirksam werden kann, sind folgende:
1. daß der Krieg im Innern des Landes geführt,
2. daß er nicht durch eine einzige Katastrophe entschieden werde;
3. daß das Kriegstheater eine beträchtliche Länderstrecke einnehme;
4. daß der Volkscharakter die Maßregel unterstütze;
5. daß das Land sehr durchschnitten und unzugänglich sei, entweder durch Gebirge oder durch Wälder und Sümpfe oder durch die Natur der Bodenkultur. “
http://www.clausewitz.com/readings/VomKriege1832/Book6.htm#26
Zu Punkt 4 s. Aachener Friedenspreis
Da bleibt dann doch wohl nur noch die „kriegerische Tugend des Heeres“…
@Someone 17:45
Das mache ich aus eigenem Interesse, da mich das Thema privat wie dienstlich sehr interessiert.
@Axel Schrader:
Ich finde es überaus positiv, dass Angehörige des BMVg sich hier zu Wort melden.
Das BMVg war aus meiner Sicht allzu lang in der „Schmollecke“.
Was den Friedenspreis angeht muss man sich doch nur mal dessen Geschichte/Ursprung anschauen um auf einen Blick sofort zu erkennen was da fuer eine Truppe dahinter steckt. Interessiert mich nicht die Bohne wen die auszeichnen.
@ Prediger
dem Kollegium der Gewinnerschule sollte mit dem Video von Peter van Uhm mal eine Stunde nachsitzen
http://www.youtube.com/watch?v=gHX5lAslnTc&feature=youtube_gdata_player und die Rekrutenwerber für Typ2 könnten sich gleich dazusetzen…
@prediger
Wenn jeder Kämpfende vom kriegerischen Genius mehr oder weniger beseelt sein sollte, so würden unsere Heere wohl sehr schwach sein;
Das ist das Schöne an Clausewitz, man findet immer was ;-)
@ AnoSymus
Es ist eine traurige Realität, dass in Deutschland jegliche Form von Patriotismus, egal wie aufgeklärt, immer noch als verdächtig begutachtet wird.
Den Eindruck hab ich nicht. Aber zum Glück gibt es genug, die für Nationalismus und Deutschtümelei nicht soviel übrig haben. Nur scheinen letztere die ersten zu sein, welche „Patriotismus“ schreien (und sei es nur beim Fußballspiel-Schauen), während gefühlt die meisten echten Patrioten versuchen für ihre Mitbürger einzustehen. Überspitzt: Das ist der Unterschied zwischen „Patriotismus“ als Ego-Krücke und Patriotismus als Verantwortung.
Zum Krieger:
Irgendwie muss ich da immer an das folgende Zitat denken:
“I’ve been in the Army for thirteen years, Sarn’t, and all that time I’ve trained to kill, to fire and maneuver. Now you’re telling me that’s not my job?” (Culture)
Und das ist ja auch die Richtung, die durch die ganze „Macht durch Feuerkraft“-Videos vorgegeben wird, auch bei der Bundeswehr.
Da seh ich durchaus die Gefahr, dass man sich auf das Cool-Militärisch-Kinetische festbeißt, und dadurch die Einstellung, Flexibilität und Fähigkeit verliert um in der realen, komplexen Welt als Konfliktlöser und Sicherheitsdienstleister wirksam zu sein. „Für Deutschland können und wollen wir alles, Hauptsache es ist kinetisch“, oder so. ;)
Zum Thema Counter-Recruiting: Das ist schon etwas größer als der Friedenspreis. Und der Kern-Knackpunkt ist, dass die Streitkräfte-Vertreter nicht als ehrlich empfunden werden. Verdienterweise.
Btw, die ganzen Diskussionsstränge um Patriotismus, Meinungskampf, „Volksgeist“ und weichgespülten Militarismus erinnert mich jetzt doch wieder an das nicht mehr ganz so frische aber immer noch aktuelle My Country von New Model Army. ;)
„“Wir wollen nicht, dass unsere Schülerinnen und Schüler für einen Krieg gegen andere Völker rekrutiert werden.“
Dahinter steckt ein aufklärungsfeindliches Welt- und Menschenbild. Man spricht hier erwachsenen Männern und Frauen (nur die kommen als Rekruten überhaupt in Frage) pauschal ihre Mündigkeit ab und will ihnen die Möglichkeit nehmen, selbst eine Entscheidung zu treffen. In einem funktionierenden Deutschland würden die dafür verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrer umgehend aus dem Schuldienst ausgesondert werden, der Verteidigungsminister fände deutliche Worte und die Stadt Aachen würde dieser Aktion die weitere Finanzierung durch Steuergelder verweigern.
Für den, der grundsätzlich gegen eine Einsatzarmee ist, ist die Verleihung des erwähnten Friedenspreises nur folgerichtig. Sie ist nur Ausdruck der Tatsache, dass sich große Teile der Bevölkerung mit dem AFG-Einsatz nicht anfreunden können oder glatt dagegen sind. Es könnte aber ein guter Aufhänger sein, darüber zu diskutieren, welche die neuen Aufgaben der BW sind und vor allem WARUM sie so sein müssen. Dieses Warum können auch wichtige geostrategische, bündnispolitische und handfeste ökonomische Interessen sein, stattdessen wird immer nur mit ideellen Werten argumentiert. Früher wollten die Kommunisten mal die Revolution exportieren (mit bekanntem Ergebnis), jetzt sind es „Werte“, die irgendwo durchgesetzt werden sollen. Egal, ob der Adressat sie haben will. Mit dieser verdrucksten Argumentation braucht man sich über die Haltung des Lehrerkollegiums (das sich vermutlich noch gut an die Zeit vor 1990 erinnern kann, nicht zu wundern.
@Sönke Marahrens | 11. Mai 2013 – 0:20
Das Zitat geht zwar noch weiter, aber einigen wir uns auf Ihren Schlußsatz.
@Autostädterin
Ich denke mal, das warum ist mittlerweile auch umfassend diskutiert, selbst bei den Grünen (siehe das Nachtweih Papier), dafür ist u.a auch schon ein Bundespraesident zurueckgetreten…..
Die Frage die der Friedenspreis m.E. Nach auch beantworten müsste ist….. Was bedeutet Nichtstun?….die Universalgleichung Nichtstun – Nichteinmischen – Schuldlos sollte vor dem Hintergrund von Srebnica und Burundi betrachtet werden….
Und ich würde auch Frau Kaesmann gerne zusehen, wenn Sie mit den Taliban betet…. Wenn es hilft, haben wir gemeinsam etwas für den Frieden UND die Freiheit der Menschen getan….
@autostaedterin:
„Früher wollten die Kommunisten mal die Revolution exportieren (mit bekanntem Ergebnis), jetzt sind es “Werte”, die irgendwo durchgesetzt werden sollen.“
Zur Erinnerung: Es ist das gleiche Milieu, aus dem auch der „Friedenspreis“ kommt, das 2001 mehrheitlich für den Afghanistan-Einsatz war und diesen mit seiner Mehrheit im Bundestag durchgesetzt hat. Es ist unredlich, wenn dieses Milieu jetzt die Soldaten, die dafür die Knochen hinhalten, für seine eigenen Fehlentscheidungen verantwortlich macht, anstatt in sich zu gehen und Selbstkritik zu üben.
Die Friedenspreisleute selbst haben sich ja eifrig davongewieselt, als sie Verantwortung hätten übernehmen und Wehrdienst leisten können, aber solange nur andere oder die Söhne anderer für die eigenen Utopien bluten müssen, fällt es offenbar leichter, unverantwortliche Entscheidungen zu unterstützen.
Auch jetzt noch kommen Forderungen nach neuen Interventionen (Libyen, Mali, Syrien etc.) übrigens überwiegend aus dem Lager von Bündnis90/Die Grünen.
@T.B. van Echter | 11. Mai 2013 – 9:01
@Sönke Marahrens | 11. Mai 2013 – 8:55
Ich finde, das Thema ist in der Allgemeinbevölkerung eben noch nicht ausdiskutiert. Und wir können uns nicht überall einmischen, weil wir damit zumindestens indirekt anderen vorschreiben, was sie zu glauben und zu tun haben.
Ich habe nie verstanden, warum sich gerade die SPD und die Grünen vor dem HIntergrund ihrer eigenen Traditionen so für die Auslandseinsätze engagiert haben. Die Forderungen nach neuen Einsätzen verstehe ich ebenso wenig. Vielleicht ist es ein gewisser Frust darüber, dass trotz aller Bemühungen nach dem Ende des Kalten Krieges sich die Welt nicht so positiv entwickelt hat wie erwartet und stattdessen ein neuer Feind aufgetaucht ist. Vielleicht sind sie auch Opfer völlig überzogener Erwartungshaltungen, was realistischerweise mit Militär durchgesetzt werden kann.
@autostaedterin
SPD und Grüne und das damit verbundene Friedensbewegungs-Milieu sollten ihre ungelösten inneren Probleme nicht dadurch zu übertünchen versuchen, das sie die Soldaten zum Feindbild erklären. Sollten sich solche Aktivisten an der Schule meiner Söhne regen, werde ich auf jeden Fall alle rechtlichen Mittel in Bewegung setzen, um dies frühzeitig zu unterbinden und solchen Gestalten ihre Grenzen aufzuzeigen. Dann gibt es das volle Programm, solange bis diese Leute sich wünschen, sie hätten das gar nicht erst versucht. Ich verstehe da keinen Spaß, und je mehr Eltern woanders ebenfalls der Unterwanderung und Ideologisierung der Schulen entschlossen entgegentreten, desto größer die Chance, dass dieser Spuk rasch ein Ende hat.
@ T.B. van Echter
Sie werfen da anscheinend mehrere Ebenen und Fraktionen munter durcheinander, ohne anscheind ihre Gegenseite zu verstehen, (Da oben ein Kommentar auch zu dem Thema wegen Links noch auf Freigabe wartet, hier eine kurze Antwort.)
Auf individueller Ebene:
Hier wird schlicht anerkant, dass Soldat a) kein Beruf wie jeder andere ist. Eine falsche Entscheidung zum Maurer kann man hinterher recht problemlos revidieren. Als Gefallener ist einem das nicht möglich. Dazu kommt b) das das „Waffenungleichgewicht“ zwische professionellem Werber und noch weltunerfahrenem Schulabgänger. Das wird noch dadurch verstärkt, dass die Streitkräfte in ihrem Berufssegment einige oberflächliche Alleinstellungsmermale haben (Abenteuerlust, coole Waffensysteme, Extremsport), so dass auch auf Berufsmessen kein „ehrlicher Wettbewerb“ stattfindet.
Diese Punkte kann man nicht einfach beiseitewischen, und man sollte an der Stelle auch anerkennen, dass diese Lehrer aus Verwantwortungsgefühlt für ihre Schüler so handeln.
Auf sicherheitspolitischer Ebene:
Die Bundeswehr ist was den sicherheitspolitischen Aspekt angeht kein Honst Broker. Sie ist sowohl personell durch die Karriereabhängigkeit von der Bundesregierung, als auch durch die Nachwuchswerbeabhängigkeit nicht unparteiisch. Dazu kommt, dass sie ein Gewaltdienstleister ist, und noch kein Sicherheitsdienstleister. Und letztlich hat sie ein nur zu menschliches Interesse daran, das eigene Tun gut rüberzubringen anstatt sich kritisch damit auseinaderzusetzen.
All das macht Bundeswehr-Angehörige als alleinige Vertreter in einer sicherheitspolitischen Informationsveranstaltung oder Debatte ungeeignet. Selbst linke Interventionsbefürworter haben für einen rein militärischen Interventionismus nichts über. Und Afghanistan zeigt ja auch sehr gut die Grenzen dieses rein militärischen Ansatzes auf.
Statt selbstgefällig an Strohmännern abzuarbeiten zu führen sollte man vielleicht diese beiden Punkte ernster nehmen und versuchen die Gegenseite zu verstehen. Dann klappt das vielleicht auch mit dem Überzeugen. ;)
@ autostädterin
dass trotz aller Bemühungen nach dem Ende des Kalten Krieges sich die Welt nicht so positiv entwickelt hat wie erwartet und stattdessen ein neuer Feind aufgetaucht
Das verstehe ich jetzt nicht. Die Welt hat sich positiv entwickelt, und einen neuen Feind kann ich auch nicht ausmachen.
Aber auch wenn die Zahl der Konflikttoten sinkt, und in vielen Ländern Sicherheit und Lebensqualität zunehmen: Das hilft den Menschen, die trotzdem das Pech haben, in einer Konfliktregion mit hunderten oder tausenden Toten zu leben, reichlich wenig.
@J.R.
„Diese Punkte kann man nicht einfach beiseitewischen, und man sollte an der Stelle auch anerkennen, dass diese Lehrer aus Verwantwortungsgefühlt für ihre Schüler so handeln. “
Mir ist vollkommen gleichgültig, welche Rechtfertigungen und Vorwände ideologisierte Lehrer vorbringen, um gegen Soldaten zu hetzen. Die Texte des „Friedenspreises“ sprechen eine deutliche Sprache, wenn es etwa ausdrücklich heißt, das „VertreterInnen einer Armee“ grundsätzlich nicht dazu in der Lage seien, „im Geiste der im Geiste der Menschlichkeit, der Demokratie und der Freiheit, zur Duldsamkeit und zur Achtung vor der Überzeugung des anderen“ zu handeln. Das ist eine Beleidigung und eine pauschale Kampfansage gegen Soldaten, und entsprechend werde ich auch gegen diese Leute vorgehen, falls sie an der Schule meiner Kinder auftauchen sollten. Jeder Soldat mit Rückgrat sollte das gleiche tun.
@J.R. | 11. Mai 2013 – 9:39
Ich meinte damit alle, die so unter dem Stichwort „islamistische Extremisten“ zusammengefasst werden, die hatte nach dem Ende des Kalten Krieges wohl kaum einer, zumindestens in dieser Dimension, auf der Liste. Damit sind neue, ausdauernde Konfliktherde entstanden.
Da kann man sich schon aus personellen Gründen nicht überall reinhängen.
Für die Haltung der Lehrer habe ich aber großes Verständnis.
(und jetzt auf zum Ausflug).
@J.R.
auch wenn T.B. van Echter hier seinen Standpunkt scharf zum Ausdruck bringt und Dampf ablässt (um nicht zu sagen,schrammt stark an der TrollGrenze entlang), so muss ich ihm aber Recht geben.
Es ist schon ein Unterschied, wie hier in der Diskussion aber auch an anderer Stelle im Blog schon angedeutet, wenn ich offen und ehrlich über das Thema „Soldat sein“ spreche, auch oder gerade in der Schule und dort die Themen Tod und Verwundung thematisiere. Besonders die Schule könnte der Verführbarkeit junger Menschen durch gutgemachte Werbung entgegen treten und zusammen mit einem Jugendoffizier plus einer ‚kritischen‘ Stimme (bitte keine Ideologen) die Themen durchexzerzieren.
Aber am Ende sollte halt eine Entscheidung oder Meinung der jungen Menschen durch sie selbst gefallen sein. Der ‚Friedenspreis‘ und die dahinter stehenden Personen verhindern aber diese freie Urteilsfindung von vornherein – durch bestimmte rethorische Mittel.
@MD.
Diskussion erfordert unterschiedliche Standpunkte, und es bringt niemandem etwas, wenn man diese nur in Watte verpackt vorbringt.
Die Idee, Jugendoffiziere nicht alleine auftreten zu lassen, finde ich in diesem Zusammenhang sogar ausgesprochen gut, denn nur im Widerspruch formt sich Erkenntnis. Auch der Auftritt eines Ideologen als Gegenpart wäre erkenntnisfördernd, denn an dem könnte der Jugendoffizier exerzieren, wie man Manipulationsversuche erkennt und wie man ihnen begegnen kann. Gerade deshalb verweigern sich Ideologen des Friedenspreises ja auch jeder Diskussion und wollen Jugendoffiziere, die z.B. die Thesen des aktivistischen Sozialkundelehrers einmal kritisch hinterfragen könnten, unter fadenscheinigen Vorwänden (und beleidigenden Vorhaltungen) ganz aus den Schulen verbannen.
Herr Schrader,
habe ich sehr positiv angenommen, dass Sie sich hier melden!
Ich sehe auch eine positive Veränderung der Bundeswehr Medienpräsenz.
Die Bundeswehr Werbung muss ehrlicher und Zielgruppenorientierter werden.
Schaut man sich die Werbungen anderer Nationen an, sind diese (neben einem wesentlich höherem Budget) doch viel eher auf die „richtige“ Klientel zugschnitten. (Schweden, Norwegen, England, Australien, Spanien).
Die USA ist ein Extrem auf der anderen Seite – an diesem sollte man sich nicht orientieren.
Die Bundeswehr wirbt de facto Personen ohne Perspektive, ohne Überzeugung und ohne Kampfkraft „im Herzen“. Zum Soldatenberuf gehört aber etwas Herzblut – so wie beim Lehrer oder beim Arzt.
Wenn man sich rein auf das rationale Beschränkt, macht man einen großen Fehler. Die Wirklichkeit schaut anders aus und man braucht emotionale Intelligenz im Umgang mit anderen Menschen.
In der Bundeswehr geht es in erster Linie um Menschen. Warum also wirbt man sich Soziale Inkompetenz?
Den Panzer reparieren kann die, aber niemals anständig kämpfen, helfen und Kameradschaft leben – und das sind nun mal Kernkompetenzen.
Bei der britischen Royal Marines Commando – Werbung wird ein großer Pathos geschaffen – aber genau der Pathos schafft es, dass zumindestens begeisterte junge Männer sich melden. Diejenigen, die sich durch entsprechende Tugenden und Werte angesprochen fühlen – nicht durch Gehalt und paar Orden auf ner netten Uniform, wenn sie es schaffen verletzungsfrei mit Messer und Gabel zu essen.
Die Bundeswehr Werbung hat nicht im Ansatz diese Klientel. „Wir.Dienen.Deutschland“ ist ein erster Schritt – aber damit überzeugt man niemanden nachhaltig.
Wofür steht Deutschland? Was ist es wert für dieses Land und siene Bevölkerung zu dienen?
Warum für Deutschland und das Deutsche Volk sterben?
Die Fragen werden gerne verdrängt – Drittes Reich und Co – aber Fragen und Ängste zu verdrängen hat noch nie etwas gebracht.
Wenn sie ehrlich und wertneutrale Werbung machen wollen, dann schneiden sie mehr Waffen und Einsatzbilder heinein, lassen diese Schauspieler weg, die grinsend am Fallschrim hängen.
Der „zensierte“ Film war ein Schritt – aber jeder Medienstudent bekommt im Grundstudium vermittelt, wie man seine Zielgruppe anspricht.
Werbung muss nicht dumm sein, nicht unehrlich und nicht durchflochten mit Psychologischen Tricks.
Siehe die Werbevideos der Schwedischen Armee.
Natürlich – das Hauptproblem liegt in der Politik. Aber schaden tut es dem Soldatennachwuchs, den Frauen und Männern, die aus Überzeugung und mit Herzblut Soldat geworden sind.
Die Führungspersonen und Überzeugungs-Soldaten kommen auch ohne die Werbung zur Bundeswehr.
Den sollte man zumindestens kein Heer an unmotivierten, Übergangssoldaten zur Seite stellen.