„Die Digital Natives ziehen in den Krieg“ – so war’s auf der re:publica

Am (gestrigen) 8. Mai haben der Bendler-Blogger Sascha Stoltenow und ich (siehe Foto oben) auf der re:publica in Berlin unseren Vortrag Die Digital Natives ziehen in den Krieg gehalten – und wir waren vorher sehr gespannt, wie das bei den Digital Natives (und den assimilierten digital immigrants) ankommen würde. Die Reaktionen waren fast ausschließlich positiv (mehr dazu unten), und eigentlich würden wir diesen Vortrag gerne allen zeigen. Leider ist das derzeit in Deutschland nicht so ohne weiteres möglich:
Nachtrag: So scheint es zu klappen:
Die Digital Natives ziehen in den Krieg from Sascha Stoltenow on Vimeo.
Wir haben halt etliche Beispiele dafür gezeigt, wie die Digital Natives mit Krieg umgehen, und bisweilen sind diese Videobeispiele mit Musik unterlegt, was zu Problemen führt.
Für dieses Problem gibt es Lösungshinweise in den Kommentaren, hier nur zwei Möglichkeiten:
Die Vortragsfolien (nehmen wir mal runter, so lange Slideshare datenschutzrechtlich problematisch ist)
und dazu das Audio
oder die Videodatei hier herunterladen – sind allerdings 175 MB.
Die in unserem Vortrag verwendeten Videos und Grafiken versuche ich hier auch aufzulisten und zu verlinken (noch ist das allerdings nicht vollständig und wird noch ergänzt):
Call me maybe – U.S. Marines & Miami Dolphin Cheerleaders
Al Jazeera: Exclusive footage shows taliban attack in Afghanistan
…
Nach unserem Vortrag haben wir mit dem re:publica-Live-Radio Die Sondersendung über unseren Vortrag gesprochen (
Und die Reaktionen im Netz, vor allem auf Twitter, hat Sascha via Storify zusammengefasst:
(Urheberhinweise: Das Foto oben stammt von Axel Schmidt/commonlens.de; der Ausschnitt aus der Sondersendung steht unter CC-BY-Lizenz)
ok…aber auch nur ein wenig OT: ich suche vergeblich nach dem YT-Feed von „Digital natives goes to war“ bzw. T.W.’s und El Stoltenow’s rp:13-Keynotes. Was ist passiert? Oder war das Thema dann doch zu grenzwertig bzw. un-pazifistisch, um in die Online-/YT-Annalen aufgenommen zu werden?
Vielleicht sind aber die „Digital natives der Herzen“ (die meinen das aber nicht ansatzweise ernst…???) hipsterer als die „Digital natives in Flecktarn“.
also ich hab auf UTube die Präsentation gesehen und btw @T.W. und Sascha : Hut ab !
@klabautermann
An Letzterem bestand nie ein Zweifel. Die können’s…
Ersteres lässt mich an mir zweifeln: auf dem rp-Kanal bei YT finde ich partout den Clip mit der „Digital natives g-t-w“-Präsentation n i c h t. Darf ich ggf. um einen Link bitten ?
hab keinen Link gespeichert…..sorry
Kann man den Vortrag auch als Weiterbildung Buchen ;-)
@Sönke
Ich schicke ne CD ;-)
Der Download funzt gerade nicht, weil das Limit von 20 GB/Tag überschritten ist. Ich bin gleich zu Hause und versuche eine Alternative. Und danke für die lobenden Worte. Der Grundsatzreferent ÖA sieht es gleichwohl anders.
Oh. DROPBOX sagt:
Error (509)
This account’s public links are generating too much traffic and have been temporarily disabled!
OT/VT (?): S.a.b.o.t.a.g.e. ;-)
Ich komme vorbei, Sönke.
Wer mal eben hier nachsehen möge: http://content.wuala.com/contents/BendlerBlogger/Videos/Die%20Digital%20Natives%20ziehen%20in%20den%20Krieg.mp4?id=1,1372282,11-8,2548162,18
@ Sascha @T.W.
Ich finde es wirklich gut, wenn zwei Profis einem mal nur zeigen, was es gibt, wie der Krieg sich über die beteiligten Menschen ins Netzt abbildet und wie die Netzgemeinde darauf reagiert. Das auch Soldaten Spaß haben wollen und lustige geistreiche Videopersiflagen prodizieren können war mal ein ganz neuer Aspekt, der sicher wieder viele „Ernstmenschen“ auf den Plan ruft. Dass die US-Soldaten dafür dann wieder bestraft wurden entpringt IMHO der gleichen Denke, dass alles Militärische spaßfrei sein muss.
Herrn Stoltenows Aussage „Krieg kann ja auch schön sein“ finde ich da wirklich mutig und ich war erstaunt, dass dabei nicht mehr Gemurmel im Publikum hörbar war.
Sehr bewegend auch die Beobachtung, dass jetzt nicht mehr nur die jungen Soldaten der einen und der anderen Kriegspartei, sondern auch die neuen Kriegsreporter bereit sind, für ihren Auftrag zu sterben.
Eine solche Hingabe löst ja in unserem Land immer großes Befremden aus, andernorts aber anscheinend weniger.
Entwaffnend ehrlich das Statement von Herr Stotenow, warum man selbstgemachte Einsatzvideos ins Netz stellt: „Weil es cool ist…und du Anerkennung willst“.
Und da sehe ich nichts Verwerfliches drin – LOb, Anerkennung und Respekt braucht jeder und wenn man ihn nicht bekommt dann holt man sie sich eben so. Vielleicht hätte man den Aspekt noch mehr unterstreichen können, dass es bei diesen Clips nicht um „Nachwuchswerbung für neues Kanonenfutter“, sondern um positive Selbstdarstellung der bereits im Einsatz befindlichen Soldaten geht, die mit ihrer Arbeit wie andere Berufstätige auch anerkannt werden wollen und sich dafür einer Bildersprache bedienen, die im Bereich des Actionfilms ganz normal ist in diesem Zusammenhang aber häufig als politisch total unkorrekt missdeutet wird.
Gut dass Sie beide die gleiche Verdruckstheit mit dem Rumgeeier um das „wortbeitragsfreie Wir dienen Deutschland Video der BW“ entlarvt haben: Positive Emotionalität, Coolness oder gar Spaß darf es offiziell im Zusammenhang mit der BW wohl einfach nciht geben.
Nochmals erstaunt war ich über die „Nichtreaktion des Publikums“ als Herr Stoltenow die Perversion der Gamifizierung von Armeewebseiten anprangerte und auf die Frage, ob Schießen auf reale Menschen nicht perverser sei, antwortete „nicht, wenn es deine Arbeit ist“ – Diese Gelassenheit hätte ich dem berliner Publikum nicht zugetraut.
Danke, toller Vortrag und wunderbar wertungsfrei im Gegensatz zu dem letzten Fragensteller, der wohl gerne einen eigenen Vortrag gemacht hätte und Ihnen das Veteranenthema noch aufs Auge drücken wollte.
PS: dass die Gema das Vortrags-Video auf Youtube blockiert ist da wirklich ein Witz, hoffentlich kriegt Herr Stoltenow jetzt keinen Ärger.!
@ ZDL a.D.
Eine solche Hingabe löst ja in unserem Land immer großes Befremden aus
Wobei sich ja durchaus die Frage nach dem tatsächlichen Nutzen von solchem Militainment stellt.
Krieg als actiongeladene Reality-Show, mit dem Todesrisiko für extra Nevenkitzel? Am besten noch in schöner Kriegsästhetik wie man sie aus Hollywood und Compterspielen kennt? Ist es wirklich gut, wenn Medien und Streitkräfte nur noch das zeigen was gut ankommt, und nicht mehr das was Realität ist?
An der Stelle dann auch Danke an Herrn Stoltenow und Herrn Wiegold für einen tollen Einführungs-Vortrag, der auch diesen Punkt immer wieder aufgriff. Es war wohl sicherlich nicht leicht, das doch recht umfangreiche Thema „Krieg und seine Darstellung/Wahrnehmung in den Social Media“ so kurzweilig in 50 Minuten zu packen.
Tausche 10 weitere Folien digital natives at war gegen den Taliban Film…..
Den mit dem Taliban-Rambo mit den zwei Maschinengewehren?
Aber jo, eine Linkliste zum Vortrag wäre nicht die verkehrteste Idee. :)
danke J.R., jetzt müssen die beiden einen Kuchen für die Folien springen lassen ;-)
@J.R.
Der Nutzen ist eben schon wieder sehr ernsthaft gedacht. Ich möchte das eigentlich nicht diskreditieren, denn natürlich sollte man wenn es um Leben und Tod geht eigentlich so ernsthaft wie möglich bleiben.
Aber der Mensch lebt nicht vom Brot allein und die Emotionen spielen bei fast allen Menschen eine überragende Rolle, die sich nur partiell durch die Ratio bändigen lassen. Viele Menschen machen emotionsgetreiben total unvernüfntige Dinge und meistens machen die unvernüfntigen Beschäfitgungen auch mehr Spaß.
Fakt ist, dass „Militainment“ in Form von Kriegsfilmen und Actionserien in unserer westlichen Kultur ständig anwesend war und mit den ganzen PC-Spielen oder gar Paintball oder Softairgames in Alterklasse bis 30 schon fast normal ist.
Fakt ist auch, dass speziell junge Männer (auch einige Frauen) sich gerne beweisen wollen und sich dafür auch total unvernünftige Betätigungen suchen. Die ganzen „Extremsportarten“ die die letzten 20 Jahre aufgetaucht sind sprechen ein deutliche Sprache: man will sich fordern und seine Grenzen austesten selbst wenn man dabei drauf gehen kann. Und mit dem Boom der Helmkameras kann man nun auch allen zeigen, was man da durchgestanden hat.
Von da aus ist der Schritt zum Krieg als ultimativster Herausforderung gar nicht mehr so groß und scheint immer noch eine große Anziehungswirkung zu entfalten – egal worum gekämfpt wird (Bilder, Rechte, Land, Macht,..).
„Krieg als actiongeladene Reality-Show, mit dem Todesrisiko für extra Nevenkitzel?“ ja genau! Das trifft es recht gut. Und das meine ich nicht ironisch.
Eine ganz andere Frage ist, wie Armeen oder Medien diese Bedürfnisse bedienen, um die Menschen in ihrem Sinne zu manipulieren. Und das hat auch zwei Seiten:
Schnell geschnittene Heldenepen a la USMC mit zielsicheren Sprüchen für die nächste Rekrutengeneration „the few – the proud“ – oder eben die sperrige total politisch korrekte Faktenvermittlung öffentlich rechtlicher TVSender, die erst in jüngster Zeit ohne den stets moralisch erhobenen Zeigefinger auskommt und beim Zuschauer immer ein wenig das Gefühl der Bevormundung zurücklässt. Beide Extreme blenden den jeweils anderen Teil der Realität aus: Entweder die Politik oder die Emotion.
Daher wundert es mich nicht, dass die Leute sich ein eigenes Bild machen wollen und daher verwackelte Livevideos von Soldaten oder Citizenreportern hoch im Kurs stehen. Ob die dann tatsäclich authentisch sind sei dahingestellt.
Wer den Mozilla Firefox oder den Google Chrome benutzt, kann auch das ProxTube Plugin verwenden https://proxtube.com.
Dananch ist der Vortrag auch wieder unter http://www.youtube.com/watch?v=hFklQdd6Pbo zu erreichen.
@Christian
Danke für den ProxyTip.
Jetzt „darf“ ich auch die „DNGTW“-Präsentation auf YT sehen.
Jetzt habe ich nur bis 22:50 schauen können, da hing sich der Film auf…
Was mir nicht ganz klar wurde T.W. Wie sieht denn nun politische korrekte (journalistisch Korrekte ) Berichterstattung über den Krieg aus?
Sie darf nicht embedded sein, sie darf nicht narrative sein…..
Nur was macht man, wenn das neue Medium (digital natives) genau dies fordern,wenn es geht noch mit live Chat „Halt
Forts
Halt mal die Kamera nach links, da wird gerade einer angeschossen….
Und das kommt dann nicht vom Regisseur sondern aus der cloud der digital natives…..
Andererseits zeigen die neuen Medien doch gerade die neuen Helden, sei es in Ägypten oder macht Menschen die sterben wie die junge Frau im Iran über ihren Tod hinaus zu einem Symbol des Widerstandes…
Digital natives haben ihren Kulturraum…… Das kann man kritisieren, sinnvoller wäre es aber diesen zu studieren, um ihn und seine Mechanismen zu verstehen,
Wie würde ein Vom Kriege 2.0 geschrieben werden müssen…. ( auch Clausewitz. Jasste nachbessern, die Levee en masse wäre ihm fast durch gegangen,,,,)
Da ist der Beitrag von T.W und Sascha ein wesentlicher Schritt…
@Sönke: Ich glaube, das sicherste ist, wenn Du dir den Beitrag ganz herunterlässt und dann schaust. Kuala ist kein guter Streamingserver.
Und genau das, was Du als Studienobjekt beschreibst, ist das, was wir untersuchen sollten. Wir müssen gewissermaßen unsere Kulturprogramme (Sozialisation, Identität) decodieren, um bewusster damit umzugehen. Ist Frieden die Folge? Leider nicht, denn Wissen ist auch „dual use“. Die Vernichtung der Indigenas in Südamerika gelang Cortez unter anderem deshalb, weil er ihre Kultur verstanden und diese Wissen gegen sie verwendet hat.
@Sascha Stoltenow
Cortez‘ Vorgehensweise (oder die der Amerikaner gegen die Indianer) war auch ein Weg zum Frieden, und in vieler Hinsicht sogar ein sehr nachhaltiger, denn wo es keinen Feind mehr gibt, ist auch der Krieg vorbei. Das muss man nicht gut finden, aber es ist eben so.
@ ZDL a.D.
Im Großen und Ganzen liegen wir glaub auf einer Linie, daher pick ich mir jetzt nur mal ein Stück raus:
Fakt ist, dass “Militainment” in Form von Kriegsfilmen und Actionserien in unserer westlichen Kultur ständig anwesend war und mit den ganzen PC-Spielen oder gar Paintball oder Softairgames in Alterklasse bis 30 schon fast normal ist.
Das ist aber eindeutig Unterhaltung, auch wenn es da durchaus hin und wieder Propaganda-Einflüsse gibt.
(Wobei ja selbst das in Deutschland nicht selbstverständlich ist – vielleicht erinnert sich hier noch jemand an das erste deutsche Computer-Kriegsspiel mit Realweltbezug, „History Line“. Das kam noch schwer als Geschichtsstunde verpackt daher. ;) Und gerade die ganze „Wehrsportgruppen“-Schiene hat ja in Deutschland immer noch keinen leichten Stand. )
Da seh ich schon einen deutlichen Unterschied zu auf Unterhaltung getrimmten Kriegs-Nachrichten. Und gefühlt ist da eben immer wieder eine gute Portion Waffen-Porno und Nevenkitzel-Sensationalismus dabei, Tendenz gefühlt steigend. Ist jetzt nichtmal speziell ein Social Media-Phänomen, aber gerade gilt doch: Je cooler und eingängiger, desto mehr Klicks.
Nur ist Krieg eben komplex, unübersichtlich, grausam und wenig unterhaltsam. Hilflosigkeit macht keine gute Unterhaltung. Und gerade deshalb neigt doch der Unterhaltungsschwerpunkt der Socia Mediadazu eine Scheinwelt zu schaffen, die irgedwann für bare Münze genommen wird und anfängt die Wirklichkeit zu beeinflussen. Gutes Beispiel ist da wieder Afghanistan, wo Waffensysteme und Soldatengefühle praktisch die ganze Diskussion ausfüllen.
Und es ist glaub auch kein Konflikt „Sachlich“ vs. „Gefühlsbetont“. Gute Konfliktberichterstattung läßt glaub nicht kalt und bleibt trotzdem wahr. Herrn Armbrusters Reportagen für die ARD sind da ein sehr gutes Beispiel, etwa die aktuellen aus Syrien. Nur sind die eben nicht „positv-unterhaltsam-emotional“, sondern kriegsrealistisch: Berichte einer grausamen und komplexen Realität, voller unnötiger Gewalt, ohne vereinfachendes Narrativ, ohne klare Perspektive und ohne aufmunternden Abschluss. Nichts was man mal eben zwischen Abendessen und Tatort beim Gucken von Katzenbildern im Zeitstrahl findet, durcharbeitet und dann weitershared.
Cool anzuschauende Macht ist das was die Masse der Wahrnehmung in den Social Media ausmacht, kaum auszuhaltende Ohnmacht ist was die Realität prägt.
Jetzt kann man Social Media auch ernsthaft und realitätsnah nutzen – der arabische Frühling hat da mehr als genug Beispiele geliefert.
Aber in Deutschland siegt immer wieder die Vorliebe für ansehnliche Videos über die eigene Mündigkeit. Noch so eine Sache, in der sich Bundeswehr, Einsatzsoldat, Computerspieler und Hipster sich näher sind als ihnen lieb sein dürfte. ;)
T.B. V. Echter Ist das jetzt die Aufforderung zum Ethnic cleansing frei nach Huntington?
Ich hoffe doch sehr, dass nicht…..
@Sönke Marahrens
Ich wollte bei all der Begeisterung für virtuelle Dinge nur nebenbei einmal auf die reale Welt hinweisen, der es gleichgültig ist, wie wir darüber twittern oder wie wir sie moralisch bewerten.
….einfach die Bisons abschlachten…………..und Wolldecken mit Viren verteilen…am besten über Facebook
@klabautermann
Sobald jemand das oder Vergleichbares über Social Media hinbekommt, bin ich davon überzeugt, es bei der Social-Media-Euphorie nicht nur mit einem Hype zu tun zu haben. Bis es soweit ist, halte ich die bewährten Formen der Gewaltanwendung für relevanter.
T.b. Dann sollten Sie sich mal mit Cyber Mobbing auseinandersetzen….. Das geht bis zur Selbstzerstörung in Form von selbstmord, da dem Opfer die ruekzugsraeume genommen werden….. Social Media hat schon getötet…
@ Sönke
Also wie ich die beiden verstanden habe, wollten Sie gar kein Modell für besseren Journalismus geben, sondern nur zeigen, wie eine unbekümmerte Netzgeneration den Krieg sei es aus eigener Erfahrung oder mit Quellen anderer ins Netz transferriert und wie sich dieser Feed mit den Propagandaabsichten von Staaten und Armeen zu vermischen beginnt, so dass die Suche nach vermeintlicher Authenzität leicht in die Irre führen kann.
Ich habe da gerade keinen Moralapell herausgehört, sondern die Aufforderung sich eigene Gedanken zu machen und selber mitzumachen sich Meinungen zu bilden.
Das konnte man doch deutlich an den langen Spaßvideosequenzen sehen, die sie rein ästhetisch bewerteten aber nicht moralisch und letztlich sogar ihr Bedauern für die Bestrafung der kreativen Soldaten ausdrückten.
Ich finde es persönlich viel erhellender vom „Porpagandaprofi Sascha“ das Konstruktionsprinzip des Marinesvideos und seine professionelle Machart erklärt zu bekommen – als zum zichten Mal den US-ameriskanischen Hurra-Patriotismus zu geißeln. Wenn ich verstehe auf welchen Mechanismen die unbestreibare Wirkung dieser heldenepischen Bildsprache beruht, kann ich sie sogar gefahrlos genießen, weil ich sie durchschaue. Auch T.W. zeigte sich ja beeindruckt von der Macht der „AID“-Bilder.
@ J.R.
„eindeutig Unterhaltung“schön dass Sie das so sehen, denn es gibt ja genug Leute die bei dieser Sorte Unterhaltung sofort militärische Frühkonditionierung vermuten. Und ja, die deutschen „Kriegspieler“, die ich kenne, spielen alle im Ausland, wo man sowas eben auch bei Unterhaltung verbucht, anstatt einen braunen Sumpf zu vermuten.
„Und gefühlt ist da eben immer wieder eine gute Portion Waffen-Porno und Nevenkitzel-Sensationalismus dabei, Tendenz gefühlt steigend. “
Stimmt, Sex sells – und ich muss zugeben, ich bin da selber überhaupt nicht immun dagegen. Die Sender wissen schon, wie sie uns Männer hinter dem Ofenrohr hervorziehen, der Erfolg von DMAX spricht Bände (schau ich mittlerweile mehr als Öffentliche). Ich finde da ist viel Heuchelei im Spiel, weil man den Menschen nicht mindestens zwei Ebenen der Beschäfitigung mit Krieg zusteht, nämlich die ethisch/gedanklich/rationale aber eben auch die irrational/instinktive/lustorientierte. Letztere in Deutschland zuzugeben ist in bestimmten Kreisen mit völliger Ächtung identisch. Weil man aber nicht drüber sprechen darf, die Bedürfnisse aber trotzdem da sind kommt es zu dieser unglücklichen Verkrampftheit.
Sicher gibt es hervorragende ARD-Reportagen die den politischen Hintergrund erweitern und trotzdem auch spannend oder ansprechend gemacht sind. Aber es fällt schon auf, dass Reportagen aus Soldatensicht bei uns praktisch nicht gesendet werden, dieweil es sie in Großbrittanien immer wieder gibt, z. B. Chris Terryl’s Commando on the frontline.
„Aber in Deutschland siegt immer wieder die Vorliebe für ansehnliche Videos über die eigene Mündigkeit. “
Ich kenne keine Statistik, die besagt ob das ein rein deutsches Problem ist – wäre aber sehr interessant, wenn es sowas gäbe. @ T.W. hatte ja auch sein Erstaunen über den Konsum dieser Soldateclips ausgedrückt. Da kann man sich natürlich fragen, wer diese Videos eigentlich schaut. Möchtgernkrieger oder echte Soldaten, Kriegsvoyöre oder Politmenschen.
Die Mündigkeit in freiem Umgang mit den INformationen über die Welt haben uns gerade unsere TV-Anstalten durch die massive Vorfilterung ziemlich aberzogen. Das müssen wir alle erstmal richtig selber lernen..
ZDL
Da bin ich falsch herübergekommen, ich wollte keine Kritik an TW und Sascha üben, aber genauso wie die Digital natives „in den Krieg ziehen“ , genauso „praktizieren die DN irgendwie den Journalismus“ neu….., auf SPON war gestern das Werbevideo 2013, das einen papiernen Dinosaurier zeigt, der nach durchschreiten des Blätterwaldes an einem Pad stirbt….
Vor 200Jahren sind die Damen noch in Ohnmacht gefallen, wenn auf der Buehne jemand „starb“, vor 120 Jahren sind die Leute aus dem Aktion geflüchtet, “ als der Zug kam“ und heute zeigt jemand mit seiner eigenen GoPro wie er Real angeschossen wird….. Und wir haben das Gefühl „Zeit für einen re spawn, den Level muss er wohl noch mal machen“.. Siehe die Reaktion im Saal…. Hier bestimmt nicht mehr das sein dass Bewusstsein…..hier bestimmt das Bewusstsein, das sein…
/facepalm @ GEMA
@all: Ich bin sehr dankbar, wie und was Ihr hier diskutiert, auch, weil es für mich zeigt (Selbstbestätigung), dass Ihr die Antennen anders ausgerichtet (oder geöffnet habt), als der Kamerad Grundsatzreferent ÖA, der in unserem Vortrag leider eine verpasste Chance sieht (http://bendler-blog.de/2013/05/08/so-war-es-die-digital-natives-ziehen-in-den-krieg-republica-2013/#comment-84455). Und jetzt bitte nicht dissen, sondern auch hier die Frage: Warum kommt es bei ihm so an?
Interessanter Vortrag – vielen Dank für die Download-Möglichkeit!
@Sascha Stoltenow
Sehr schwierig, sich in den Kopf eines anderen hinein zu denken. Ein Versuch:
Vielleicht fehlt dem Grundsatzreferenten hier der Dreiklang A-B-F.
Wie früher in der HTW ;-)
Das ganze war ein interessanter Überblick über das, was die „Digital Natives“ so zum Thema Krieg etc. aktuelle im Web veröffentlichen. Der Anteil Beurteilen war aber schon deutlich kürzer gefasst. Handlungsfolgerungen für Streitkräfte, Gesellschaft o. Politik kamen höchsten sporadisch vor.
Ob man das aber in diesem Format überhaupt liefern kann ist jedoch fraglich.
Persönlich kann ich nur sagen, dass ich das Video mit Freude und Interesse gesehen habe.
Einziger Kritikpunkt: Wir hier im Blog schon einmal angeklungen war halte ich den Satz „Der Kommandokämpfer wird zum Vertreter einer kriegerischen digitalen Boheme, der sich nur durch den Gegenstand seiner Arbeit vom Hipster in Berlin unterscheidet.“ doch für gute PR Arbeit und weniger für eine Tatsachenbeschreibung.
Ich denke der wesentliche Unterschied zwischen dem Soldaten in seiner Kernfunktion und einem Web 2.0 Hipster ist die Nachhaltigkeit. Oder anders gesagt: Einen Shitstorm kann man besser überstehen als AD 60 oder AM 22 im Rahmen von Urban Assault aus nächster Nähe. Wer nicht mehr sprechen kann, der gewinnt auch keinen „Battle for the Narrative“.
So – genug der Buzz-Words ;-)
@St Michael
„Ich denke der wesentliche Unterschied zwischen dem Soldaten in seiner Kernfunktion und einem Web 2.0 Hipster ist die Nachhaltigkeit. Oder anders gesagt: Einen Shitstorm kann man besser überstehen als AD 60 oder AM 22 im Rahmen von Urban Assault aus nächster Nähe. Wer nicht mehr sprechen kann, der gewinnt auch keinen “Battle for the Narrative”.
Sollten wir dann nicht zurück zu Streitaxt? Da ist dann das persönliche Erleben dann noch näher….. und dann googeln Sie mal die Selbstmordrate in den USA hinsichtlich
Social Media im Umfeld von jungen Mädchen oder ungewollt geouteten jungen Männern.
Spass beiseite, aber umgekehrt proportional wie AD 60 und AM 22 den „Konflikt auf Entfernung“ bringen, bringen Social Media „Konflikte“ wieder näher…..
Die Frage ist doch derzeit, wie verhindere ich, dass es a. überbetont wird, b. im Hintergrund rauschen untergeht oder c. narrative „umerzählt“ wird… (darauf zielt doch auch die Anerkennungsdebatte bzw die Ethik Debatte um die Drohnen), und da ist der Hipster 2.0 deutlich mehr im Fokus als der archaische Krieger…
„Was hilft der dreifache Salto, wenn ihn keiner gesehen hat….“, und da greift dann Sascha’s Punkt……
@ Sascha Stoltenow | 10. Mai 2013 – 6:42
Konntest Du denn anhand der E-Mail-Adresse nachvollziehen, dass es sich wirklich um den handelt, der hinter dem Namen zu vermuten ist?
Warum es bei ihm so ankommt, solltest Du aber ihn fragen – was Du ja schon getan hast.
Daher sind nur Spekulationen möglich:
– Das Techno-Nationalhymne-Video ohne Text („Mit Corporate Design kriegt man alles“) war jetzt nicht unbedingt das positivste Beispiel im Vortrag und
– Generell werden in den beiden Blogs die Auswüchse der ÖA der Bw ziemlich zerrissen, gerade von dir Designdesaster an der Führungsakademie oder Werbung, die nicht wirkt.
Mit anderen Worten: Er fühlt sich auf den Schlips getreten, weil die Unfähigkeit/Unzulänglichkeit seiner Abteilung dargestellt wurde, er sagt es ja selber: „Schließlich billig Lacher mit dem Imagefilm, der kurz beim BPA eingestellt war (…)“ oder „Dabei hätte der echte “Wir. Dienen. Deutschland.”-Film wegen seiner Ehrlichkeit perfekt als Gegenstück zum Marines-Clip gepasst.„, wo er ja klar machen möchte, dass die Marines nur Action verkaufen – was man denen allerdings auch abnimmt, im Gegensatz zur Bw – und will seinen Stellen-von-Bildern-Clip als gut verkauft wissen.
Herr Schrader, nahezu alles was an Werbung vom BMVg/der Bw kommt, ist einfach nur überflüssig und sorgt bei den Soldaten für Lacher oder Kopfschütteln, je nach Auswuchs.
Ich habe euren Vortrag bisher nur zum Teil sehen können, aber das was ich gesehen habe, gefiel mir recht gut, wobei ich manchmal auch das Gefühl hatte, dass ihr spontan geredet habt und kein Stichwortkonzept hattet; muss aber nicht unbedingt schlecht sein.
@ Söhnke M.
„googeln Sie mal die Selbstmordrate in den USA hinsichtlich
Social Media im Umfeld von jungen Mädchen oder ungewollt geouteten jungen Männern.“
Das sind medial sehr präsente (und individuell sehr tragische) Vorfälle. Aber im zahlenmäßigen Umfang gegenüber den bewaffneten Konflikten des 20. und beginnenden 21. Jahrhunderts vollkommen vernachlässigbar. Und hier sehe ich auch keine Trendwende –> Azar Gat, War in Human Civilization. New York, Oxford University Press, 2006.
„Die Frage ist doch derzeit, wie verhindere ich, dass es a. überbetont wird, b. im Hintergrund rauschen untergeht oder c. narrative “umerzählt” wird…“
Da kann ich nur zustimmen. Aber hier stehen wir vor dem Grundproblem, dass staatliche Institutionen sich immer schwer tun, in einer so schnelllebigen Zeit mitzuhalten. Israel kann hier aufgrund seiner politisch-sozialen Lage nicht als Vergleich dienen. Hierzulande muss eben jeder in Uniform bzw. im Dienste des Bundes (der Länder, der Kommunen) ggf. hinterher sein Handeln und seine Aussagen vor Gericht oder in der „kritischen Öffentlichkeit“ rechtfertigen. Das muss der anonyme/Privatmann Hipster 2.0 (Internet Nome de guerre: Mauszähnchen1982) nicht. Wie man diesen Konflikt zugunsten von staatlichen Institutionen auflöst (oder zumindest eine Gleichheit der Waffen herstellt) weiß ich allerdings auch nicht.
Bin ich froh, dass PR / ÖA / etc. nicht zu meinen Aufgaben / meinem Kompetenzbereich gehört, dann doch lieber Streitaxt oder Klappspaten ;-)
@St.Michael: Je mehr ich über meine „kriegerische digitale Boheme“ nachdenke – und das tue ich nicht zuletzt wegen der kritischen Diskussion hier -, umso mehr sehe ich mich bestätigt, allerdings auf einer deutlich tiefer gehenden Ebene als der im Werbespruch adressierten.
@Someone: Der Kamerad funkt ja mit Klarnamen. Er war vor Ort, und der Beitrag entspricht seinem „Sound“. Und ganz im Ernst: Der andere Film ist nicht besser, und von „Ehrlichkeit“ eines Filmes zu sprechen, halte ich für problematisch.
Was soll er sagen? Das ihr recht habt? Dann disqualifiziert er sich und seine Abteilung ja quasi selbst. Ich denke, er versucht einfach loyal zu seiner Arbeit zu stehen und sie zu verteidigen. Dabei sieht er die verpasste Chance evtl. darin, dass Anwesende die (genehmigte) Originalwerbung nicht gesehen haben. Who cares?
@Voodoo: Es ging bei dem Vortrag – ausnahmsweise – mal nicht ums Recht haben. Das nicht zu erkennen – im Unterschied zu einem sehr großen Teil des Publikums vor Ort sowie der Leser hier – halte ich für einen Punkt, den wir diskutieren sollten. Ich stehe nämlich auch sehr loyal zu meiner Arbeit und zu der Arbeit, die die meisten Soldatinnen und Soldaten leisten, weshalb mich vieles, was die BW-Kommunikation so treibt, nicht loslässt.
Das wäre für mich der einzige nachvollziehbare Grund gewesen, warum der Grundsatzreferent not amused sein könnte – aber vollkommen korrekt, darum ging es in der Veranstaltung ja nicht. Evtl. erleuchtet er uns noch…
Toller Vortrag, hat mir sehr gut gefallen. Dabei faellt mir auch nur ein Bild ein dass ein amerikanischer Infanterist vor einiger Zeit auf sein Instagramm hochgeladen hatte: Darauf sieht man nur am unteren Rand die SAW auf ihrem Zweibein, der Grossteil des Bildes besteht aus der absolut wunderschoenen Landschaft Afghanistans waehrend einem traumhaften Sonnenaufgang. Untertitel: „Beautiful sunrise while securing casevac site.“ (!)
Den Vergleich Videospiel-Realitaet haetten sie uebrigens auch wunderschoen mit einem Vergleich von dem Israelischen Luftschlagvideo und einer der vielen AC130-Missionen aus der Call of Duty Serie machen koennen.
Ich fasse mich kurz:
1. Nicht alles im Netz wird vom BMVg Pr-/InfoStab verantwortet. Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit ist die Unterrichtung der Bevölkerung. Dabei wird die Kampagne „Wir. Dienen. Deutschland.“ von über 70% positiv bewertet.
@Someone Haben Sie eine Statistik über die Zahl der Soldaten, die der Werbung des Pr-/InfoStabes so negativ gegenüber stehen? Uns ist natürlich an Qualitätssteigerung gelegen.
2. Der re:publica-Vortrag wäre gut unter dem Titel „Darstellung des Militärischen in der digitalen Welt“ gewesen. Für „DN ziehen in den Krieg“ passten aber nur die Facebook-Auftritte der jungen Soldaten sowie die Videos des angeschossenen US-Soldat und der Gesangsdarbietung. Dazu wäre passend gewesen: Wie detailliert müssen Social Media Guidelines sein? Welche Gefahr geht von einem Tweet an der Front mit Geodaten aus? Gibt es Einflüsse auf die Ausbildung? Wie kommen die älteren Nicht-DN mit den Entwicklungen zurecht? Usw.
3. Warum darf man einen Film, der Tod&Verwundung darstellt, nicht „ehrlich“ nennen? Und wenn der CH53-Clip gezeigt wird und anschließend der BPA-Film als die Art, wie die Bw wirbt, ist das falsch. However, Imagefilme passten nach meiner Ansicht sowieso nicht in das Vortragsthema!
@T.W. und Sascha
Was haltet ihr denn davon:
„„Tatort“-Star Til Schweiger bittet auf Facebook um Hilfe für die Hinterbliebenen des in Afghanistan getöteten Bundeswehrsoldaten. Dessen Familie sei durch das Unglück in finanzielle Not geraten…….“ ? auf FOCUS OL
@Axel Schrader
Danke für die Darstellung.
Zum Thema PrÖA kann ich nur aus meinem kleinen, sehr bodennahen Bereich sagen, dass den meisten Soldaten mit denen ich spreche die neueren Produkte bei youtube und flickr gut gefallen.
@ Sascha
Ich glaube es geht um dein ureigenstes Thema: Anererkennung. Wenn im so weit ich weiß einzigen militärthematischen Vortrag auf der re:publica, dann nur clips gezeigt werden, an denen man selbst oder die eigene Einheit nicht beteiligt sind, so ist das sicher sehr bitter und erklärt die Enttäuschung.
@ Herr Schrader:
„Unterrichtung der Bevölkerung“..gibts in der Schule ;-) , aber auch da (ich bin selber Lehrer) kriegen Sie sperrige Themen mit einem gewissen Augenzwinkern viel besser rüber, als wenn sie nur die Ratio ansprechen und das Thema bierernst ausdiskutieren. Und auch wenn ihr offizieller Auftrag so formuliert ist, so weiß doch jeder, dass Sie vor allem Nachwuchs rekrutieren müssen, was ja völlig legitim ist. Aber dann sagen sie das doch auch bitte frei und offen – das wäre wirklich authentischer als die „Schule der Nation“.
„Haben Sie eine Statistik …Uns ist natürlich an Qualitätssteigerung gelegen.“
Was soll diese rhetorische Frage? Natürlich hat @someone im Gegensatz zu Ihnen keine Statistik, aber eben seine persönlichen Erfahrungen in seinem Umfeld. Wenn die aus ihrer Sicht völlig irrelevant sind – dann brauchen sie sich ja nicht darüber aufzuregen. Es ist das Wesen dieses Blogs, dass man auch nichtabgesicherte Eigenmeinungen veröffentlichen kann, wenn man sie denn als solche kennzeichnet.
Gut das hat @someone mit seiner sehr pauschalen Aussage:
„nahezu alles was an Werbung vom BMVg/der Bw kommt, ist einfach nur überflüssig und sorgt bei den Soldaten für Lacher oder Kopfschütteln, je nach Auswuchs.“
..nicht ausdrücklich getan. Ich würde mir diese Meinung auch nicht zu eigen machen, den meines Erachtens gibt es be BWTV wirklich gute und auch mitreißende Reportagen, die für mich als Ungedienten Digital Immigrant Information, Identifikation und Unterhaltung vereinen. Aber die BW-Werbung sorgt auch bei meinen Schülern bisweilen nur noch für Kopfschütteln, wenn sich die BW quasi als Ausbildungs- und Stipendienorganisation oder als Klamottenladen kleinredet – anstatt die Herausforderungen, Extremerfahrungen und damit auch die Gefahren herauszustellen, die sie als Arbeitgeber einzigartig macht. Die Marines tun genau das. Und obwohl es in heldenepische Bilder verpackt ist, wohnt dem immerhin die Ehrlichkeit inne, dass man als USMarine in den Krieg wird ziehen müssen „the first to fight“ – was bei der Werbung für ein kostenloses BW.Studium kaum durchkommt.
Wenn Sie so genaue Vorstellungen von einem Vortrag auf der Republica zum diesem Thema haben, warum haben Sie dann nicht selber einen eingereicht?
Dass der Spaßfaktor bei dem Vortrag hoch war, scheint Ihnen besonders zu missfallen. Aber mit „dein Lohn ist, dass du dienen darfst“ allein können sie schwerlich Herzen für sich gewinnen, so notwendig die Diskussion der von ihnen angeführten Themen auch sein mag.
Mein Vorschlag machen Sie selbst einen Vortrag zum gleichen Thema, halten Sie ihn an prominenter Stelle, stellen Sie das Video dazu hier zur Diskussion und sie werden bestimmt viel positives Feedback erhalten.
@Axel Schrader
Ich möchte die Möglichkeit nutzen und ihnen Mitteilen das ich die aktuelle Werberichtung: nicht jeder bei uns trägt Uniform als Zumutung empfinde.
„Nicht alles im Netz wird vom BMVg Pr-/InfoStab verantwortet. Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit ist die Unterrichtung der Bevölkerung.“ heißt, dass wir mit Nachwuchswerbung nichts zu tun haben.
@ZDL aD Ich habe leider keine Statistik, darum frage ich. So einfach ist es manchmal.
@Axel Schrader
Ich kann mich leider nicht ganz so kurz fassen.
„1. Nicht alles im Netz wird vom BMVg Pr-/InfoStab verantwortet. Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit ist die Unterrichtung der Bevölkerung. Dabei wird die Kampagne “Wir. Dienen. Deutschland.” von über 70% positiv bewertet.“
Ich für meinen Teil habe die Kampagne im Grundsatz hinlänglich gelobt – aus Gründen. Allerdings muss ich mich angesichts dieses Statements fragen, warum in Bundeswehrquellen u.a. wie folgt über WDD berichtet wird:
„Die Kampagne vereint Informationsarbeit und Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr unter einem Dach.“
„Die Truppe wirbt mit einem neuen Slogan um Nachwuchs.“
Die Trennung der Aufgabenfelder in der Kommunikation, ist, wenngleich organisatorisch vielleicht sinnvoll oder auch nur historisch gewachsen, Humbug. Richtig wäre, die Kommunikation der Bundeswehr konsequent aus Sicht des Publikums zu betrachten. Und diesem Publikum ist es relativ gleichgültig, ob der Absender meint, er können zwischen einzeln Maßnahmen differenzieren. Im Gegenteil: nicht der Absender integriert heute die Kommunkation, sondern der Empfänger. Will heißen: Jede mediale Repräsentation der Bundeswehr wirkt immer auch personalwerblich, ganz gleich ob es ein Dokumentarfilm, eine Werbespot, eine fiktionale Tatort-Folge oder eine unglaublich intensive und bewegende Interview-Serie in der Zeit ist.
„@Someone Haben Sie eine Statistik über die Zahl der Soldaten, die der Werbung des Pr-/InfoStabes so negativ gegenüber stehen? Uns ist natürlich an Qualitätssteigerung gelegen.“
Die Aussage von someone war: „nahezu alles was an Werbung vom BMVg/der Bw kommt.“ Mag sein, dass an der AIK noch die alten Rhetoriktricks gelehrt werden, aber hier wollen wir doch mal ernsthaft bleiben. Dazu gehört auch, zu sagen, dass der Pr-/InfoStab per definitionem keine Werbung betreibt und “ Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit ist die Unterrichtung der Bevölkerung.“ Also eigentlich gar nicht Ihr Schuh. Passt aber trotzdem.
Und einmal anders gefragt: Haben Sie als verantwortlicher Kommunikationsmanager eine entsprechende Statistik, die das Gegenteil zeigt? Also nicht die Zahl 70% der Bevölkerung, sondern der Soldaten, und nicht zur Kampagne WDD, sondern das Gesamtbild. Und wenn ja: Warum teilen Sie sie nicht mit uns? Die Phase 4 des Führungsvorganges findet hier ein kompetentes Publikum.
Bis dahin behelfen wir uns mit einer kleinen Studie zur Nachwuchswerbung aus dem Jahr 2011, die WDD ausdrücklich lobt: http://bendler-blog.de/wp-content/uploads/2011/12/110824_forschungsbericht_bw-personalmarketing.pdf
sowie der Studie des DBWV unter den Führungskräften der BW: https://www.dbwv.de/C125747A001FF94B/vwContentByKey/W28XWCBY150DBWNDE/$FILE/Ergebnisse_Zielgruppenbefragung.pdf
Daraus ziehe ich im Übrigen den Schluß, dass die Bundeswehr weniger ein Kommunikations- als ein massives Führungsproblem hat – das sich auch in der Kommunikation zeigt.
„2. Der re:publica-Vortrag wäre gut unter dem Titel “Darstellung des Militärischen in der digitalen Welt” gewesen. Für “DN ziehen in den Krieg” passten aber nur die Facebook-Auftritte der jungen Soldaten sowie die Videos des angeschossenen US-Soldat und der Gesangsdarbietung. Dazu wäre passend gewesen: Wie detailliert müssen Social Media Guidelines sein? Welche Gefahr geht von einem Tweet an der Front mit Geodaten aus? Gibt es Einflüsse auf die Ausbildung? Wie kommen die älteren Nicht-DN mit den Entwicklungen zurecht? Usw.“
Klar: Eine Headline mit 3 Hauptworten ohne Verb ist immer viel besser als eine andere ;-)
Die Auftritte der jungen Soldatinnen und Soldaten waren von der Plattform Instagram, nicht Facebook.
Die Redakteure, die für Vice in den Krieg ziehen, sind ebenfalls DN und die gezeigten Beispiele der medialen Repräsentation des Krieges sind fast auschließlich von DN erzeugt worden oder an sie gerichtet. Kulturraum und so.
Die von Ihnen aufgeworfenen Fragen, können wir gerne im Rahmen einer In-House-Weiterbildung diskutieren, denn sie sind wichtig. Außerdem habe wir sie auf der re:publica 2011 bei unserer Session „Krieg im Netz“ diskutiert. Wir sind also im Stoff.
„3. Warum darf man einen Film, der Tod&Verwundung darstellt, nicht “ehrlich” nennen? Und wenn der CH53-Clip gezeigt wird und anschließend der BPA-Film als die Art, wie die Bw wirbt, ist das falsch. However, Imagefilme passten nach meiner Ansicht sowieso nicht in das Vortragsthema!“
Weil „ehrlich“ einfach keine Kategorie des professionellen Kommunikationsmanagements ist. Außerdem wurden nicht „Tod&Verwundung“ gezeigt, sondern „Begräbnis.“ Ein kleiner, feiner Unterschied. Wenn nämlich „Tod&Verwundung“ gezeigt werden, u.a. weil auf einem US-MedEvac-Helikopter eine deutsche Fotografin embedded ist, setzt im Pr-/InfS regelmäßig Schnappatmung ein.
In Bezug auf den Film, den die BW dem BPA zur Verfügung gestellt hat, würde mich interessieren, wie es möglich ist, zu behaupten, so werbe die BW nicht. Hat das Ding der Hausmeister nach Feierabend geschnitten und dem BPA untergejubelt?
Und warum Imagefilme, die sich auch, wenn nicht sogar explizit, an DN wenden, nicht zum Thema passen, würde ich auch sehr gerne verstehen.
Das bringt mich noch auf eine Idee: Beim nächsten Vortrag setzen wir einfach einen BW-Beachen- oder Adventure-Camp-Spot dagegen. Das wird ein Spaß.
@Axel Schrader:
„“Nicht alles im Netz wird vom BMVg Pr-/InfoStab verantwortet. Aufgabe der Öffentlichkeitsarbeit ist die Unterrichtung der Bevölkerung.” heißt, dass wir mit Nachwuchswerbung nichts zu tun haben.“
So richtig das formell ist, so verdammt falsch ist das inhaltlich. Das ist ein Offenbarungseid. Verantwortung ist unteilbar. Alle Kommunikationsmaßnahmen liegen damit in Letztverantwortung beim Ministerium und es ist dringend an der Zeit, den bislang für die Personalwerbung Verantwortlichen den Auftrag wegen nachgewiesener und fortgesetzter Unfähigkeit zu entziehen.