Waffen für den Todesstern
Das Video (oben), das die U.S. Navy am (gestrigen) Montag veröffentlicht hat, findet inzwischen seinen Weg nach Deutschland (unter anderem über die Agentur Reuters via Spiegel Online), und es scheint ein Aufreger: Die Laserkanone wird Wirklichkeit? So wie in den Science-Fiction-Serien von weiland Raumpatrouille Orion bis zu den Phasern des Raumschiffs Enterprise und zum Todesstern des Imperiums?
Noch nicht so ganz. Das wirklich Interessante an den Nachrichten aus den USA: Die Technologie, an der in etlichen Ländern schon seit Jahren gebastelt wird, wollen die Amerikaner bereits im kommenden Jahr in den Einsatz bringen. Auf einem Kriegsschiff im Persischen Golf. Darauf zielte offensichtlich auch, darauf weisen die Kollegen vom Wired-Blog Danger Room (denen ich das Video verdanke) hin, die Demonstration der Laserkanone gegen Drohnen und Schnellboote. Als Ersatz für Raketen zur Flugzeug- oder Flugkörperabwehr taugt die Strahlenwaffe noch nicht wirklich.
Allerdings, und da gibt es auch von deutschen Unternehmen Beispiele, in absehbarer Zeit zur Abwehr von (Mörser)Granaten oder (kleineren) Raketen. Nicht ganz so medienwirksam wie die U.S. Navy hatte Rheinmetall Defence im vergangenen Jahr einen 50-Kilowatt-Hochenergielaser (HEL) getestet, auch eine Drohne abgeschossen, simulierte Mörsergeschosse abgewehrt – und vor allem angekündigt: Mit dem Technologieansatz, die Laserstrahlen mehrerer Hochenergie-Laser-Waffenstationen zu bündeln, ist der Nachweis erbracht, dass in dieser Hinsicht technisch der Realisierung eines zukünftigen HEL-Waffensystems mit der Leistung von 100kW nichts mehr im Wege steht.
100 Kilowatt (kW), das gilt als die magische Schwelle für die militärische Nutzung einer solchen Laserkanone. Daran forscht nicht nur Rheinmetall, sondern auch die deutsche Firma Diehl und die deutsche Dependance des Lenkflugkörper-Herstellers MBDA – mit Millionen Euro an staatlichen Forschungsmitteln. Auch Forschungsinstitute wie Fraunhofer suchen nach der nutzbaren Laserkanone, mit Mitteln des Verteidigungsministeriums für die HEL-Grundlagenforschung. Insgesamt, so ist zu hören, sind derzeit mehr als 13 Millionen Euro für die nächsten Jahre im Topf. Zum Vergleich: Nach Angaben von Wired kostet das amerikanische Laser Weapon System, das seit sechs Jahren entwickelt wird, rund 40 Millionen US-Dollar.
Entscheidendes Problem ist offensichtlich die Energieversorgung dieser Lasergeschütze. An Land, zum Beispiel zum Schutz von Feldlagern vor Mörserbeschuss, und auf Schiffen werden wir deshalb vermutlich diese Waffen in den nächsten Jahren vermehrt sehen. Das Lasergewehr der Storm Trooper aus Star Wars dürfte dagegen noch eine Weile Zukunftvision bleiben.
Das größte zu lösende Problem ist die ausreichende Energieversorgung dieser Waffen. Darum glaube ich, dass mit einem Kernreaktor angetriebene bzw. nur für dieses Waffe ausgestattete Kriegsschiffe (Kreuzer, Zerstörer …) bald wieder eine Zukunft haben werden.
das größte problem dürfte da mal die Witterung darstellen. nebel, sandstürme (die beeinflussen auch künstennahe zonen), wolken machen die tollen strahlenwaffen schnell nutzlos.
100kW.. hm…
„This laser produced a raw output of 456 kiloWatts of optical power in an 8 second sustained run, and an output from the optical aiming system of 380 kiloWatts, reported in 1979 literature. “
Wohlgemerkt 1979… Laserentwicklung in den USA… der THEL wurde ja wohl auch primär aus Kostengründen eingestellt. Nachdem die AMerikaner derlei sogar in Boings eingebaut hatten, ist ein Schiff ja per se die kleine Leistung, also bleibt die Frage: was ist wirklich neu an dem Teil?
Jetzt elektrisch statt chemisch betrieben?
lasergewehr? ein laserSCHWERT sollen die endlich erfinden. der infantrist bleibt das rückgrad der armee….
Nachtrag nach Studium von FAS.org ;)
„fiber solid state lasers“, also wohl elektrisch betrieben… ein paar hundert KW sollten auch Schiffdiesel der größeren Pötte packen…
Falls wer Langeweile hat: http://www.fas.org/sgp/crs/weapons/R41526.pdf
hm, brauchen wir jetzt Drohnen, damit wir Laser bekommen oder Laser, um Drohnen zu bekommen ? Alles sehr verwirrend…..;-)
Die frueheren experimentalen Laserwaffen (THEL, YAL-1) waren allesamt chemische Laser, da damals nur diese Laser eine ausreichende Strahlleistung und Strahlqualitaet boten. Jedoch mit dem gewaltigen Nachteil, dass die chemischen Komponenten als „Treibstoff“ mitgefuehrt, gelagert und dem Laser zugefuehrt werden mussten. Bei THEL waren dies mehrere Container (kontinuierlicher Austausch). Bei der YAL-1 (airborne laser) waren dies sogar Kartuschen, die nach jedem „Schuss“ gewechselt werden mussten!
Durch die rasante Weiterentwicklung der elektrisch betriebenen Strahlquellen (Festkoerperlaser) in der letzten Dekade, ist der Durchbruch bei Schiff- und landgestuetzten Systemen greifbar. Jedoch muss beachtet werden, dass der Laser spezifische Nachteile aufweist (LoS, Wetterabhaengigkeit, benoetigte el. Leistung, Kuehlung, etc.).
Zudem koennte noch ein weiterer Aspekt interessant werden: Laserstrahlung ist auesserst gefaehrlich fuer die Netzhaut. Nicht lethal, aber sehr „unschoen“. Provokante Frage: Ist die Blendung/das Erblinden feindlicher Truppen ein Fall fuer die Genfer Konvention?
@ jim
„Ist die Blendung/das Erblinden feindlicher Truppen ein Fall fuer die Genfer Konvention?“
Nur wenn der laser vorsätzlich zu diesem Behufe eingesetzt wird. ansonsten ce la guerre (kollateralschaden)
Zur Energieversorgung der Laser könnte die US-Navy die Schwungradgeneratoren einsetzen, die gerade im Rahmen des EMALS-Programms für die neuen US-Flugzeugträger entwickelt werden.
Mit EMALS werden die bisherigen Dampfkatapulte abgelöst, die technisch ausgereizt, schwer und wartungsintensiv sind. Stattdessen wird eine Technik ähnlich dem Transrapid verwendet und ein Zugschlitten elektromagnetisch beschleunigt. Die dafür benötigte Energie (über 90 MJ) wird dabei von besagten Schwungradgeneratoren zur Verfügung gestellt.
Zusatz zum obigen Beitrag
http://en.wikipedia.org/wiki/Protocol_on_Blinding_Laser_Weapons
Hier der relevante Passus
„Article 3
Blinding as an incidental or collateral effect of the legitimate military employment of laser systems, including laser systems used against optical equipment, is not covered by the prohibition of this Protocol.“
@wacaffe:
Besten Dank fuer den Link.
@Jim
„Provokante Frage: Ist die Blendung/das Erblinden feindlicher Truppen ein Fall fuer die Genfer Konvention?“
Bei den geplanten Modellen würde niemand geblendet. Es geht um „instantaneous burst-combustion of insurgent clothing, a rapid death through violent trauma, and more probably a morbid combination of both.“
http://www.wired.com/dangerroom/2007/12/military-reques/
Nur so eine Vermutung, vielleicht zeigt das Video ja auch was der Platzhalter vor der Brücke der F125 einmal beherbergen soll. Von dem Proportionen entspricht es sich jedenfalls.
gibt afaik schon 2 dt firmen die ebenfalls an elektrisch gepumpten SSLs für mil. ap. arbeiten. ~10kw klasse.
Was nutzt eine Waffe die bei kleinster Sichtbehinderung nicht mehr einsetzbar ist bzw. die durch recht einfache Gegenmaßnahmen (reflektierende Oberfläche) wirkungslos wird?
Für den Aufwand sollte man bessere Ergebnisse erwarten.
ich empfehle mal ein querlesen des verlinkten papers …
es geht darum kleine billige systeme damit auszuschalten um nicht immer 6 oder 7 stellige beträge pro abschuss zu verbraten. kleine billige systeme dürften tendenziell auch eher schönwettergerät sein.
umwelteinflüsse können durch die wahl der richtigen wellenlänge und die verwendung adaptiver spiegelsysteme kompensiert werden.
für schlechtes wetter gibts dann die klassisch kinetische fallback option. -> laser kann auch an bestehendes CIWS sys angeflanscht werden bzw eine bolt-on lösung ist zumindest angedacht.
@markus, d.Ä. | 09. April 2013 – 20:39
Für die Zukunft geht es mit Sicherheit um „Waffen für den Todesstern“. Das Imperium schlägt zurück. ;-)
@ markus dÄ
„schlechtes wetter gibts dann die klassisch kinetische fallback option“
nö, man plant ja für die postkinetische Ära
„We’re fast approaching the limits of our ability to hit maneuvering pieces of metal in the sky with other maneuvering pieces of metal,” says Rear Adm. Nevin Carr, the Navy’s chief of research. The next level: “fighting at the speed of light and hypersonics”
http://www.wired.com/dangerroom/2011/02/unexpectedly-navys-superlaser-blasts-away-a-record/
@klabautermann
Ja, die Drohnen………dies Thema hatten wir schon im Zusammenhang mit Laser :-)
Jetzt kenn ich auch den Grund warum man die einsatztauglichen Gepard abgeschafft hat!
So kann man einen Entwicklungsauftrag für MBDA (EADS) begründen$ Man bekommt wieder ein modernes einsatzuntaugliches Gerät in einer geschätzten Stückzahl von zwei in die Bw und die Industrie exportiert dann einsatzfähiges Gerät an unsere „Partner“.
…..Rheinmetall beauptet, dass innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre ein solches System mit 100 kW Leistung verfügbar sein wird……
http://augengeradeaus.net/2012/07/weniger-cas-mehr-probleme/
Last month, the US Navy published a broad area announcement (BAA) inviting proposals for the rapid development and demonstration of a ship-based solid-state laser weapon. The document outlines a phased $110 million program to scale laser output powers from 25 kW to 100 kW for a largely autonomous weapon that could be deployed in a US Navy “program of record” from 2016 at the earliest.
http://optics.org/news/3/9/21
P.S.: und bei schlechtem Wetter fliegen auch keine Drohnen :-))
Bolt-on systeme gibt es ja auch mit konventioneller Bewaffnung, warum nicht auch in Verbindung mit Laser?
http://german.china.org.cn/international/2012-10/29/content_26935692.htm
Liegt wohl daran, dass die Deutschen immer eine Waffe wollen, die alles kann dann nicht einsatzfähig ist und am Ende fast nicht zu bezahlen (siehe Mantis).
Wer nur einen Hammer hat für den ………..
ja ich plane auch grade mein haus mit 15 bädern, 25 schlafzimmern, tiefgarage voller maranellesen usw.
was davon umsetzbar wird … schau mer mal ;)
-> bis 2030 (und eher darüber hinaus) dürften energie-only kampf-systeme nicht konkurrnezfähig sein. eine mischbestückung dafür um so mehr. letzteres ist j auch die option die gerade angestrebt wird. kombination mit etablierten systemen (CIWS) oder kompatibilität mit bisheriger boardinfrastruktur (montagepunkte)
Und dann bitte alle schön Laserkanonen kaufen“ Bringt natürlich nix im asymmetrischen Krieg, und Krieg zwischen Staaten ist immer noch unrealistisch (bzw meist ein Vorspiel zu ersterem) aber hey, sobald der erste (wahrsch USA) das Ding kauft, will jeder nachziehen. Sicherheit bringts nicht, aber die Konzerne freuen sich!
@Skalg
Umgekehrt wird m.E. möglicherweise ein Schuh daraus. Das Problem heutiger Systeme bei asymmetrischen Szenarien ist, dass sie alles was hoch geschossen wird auch wieder runter kommt. Die andere Seite legt leider Ort, Zeitpunkt und Zielrichtung des Angriffs fest und da könnte man – C-RAM und eine Handvoll BM-1 Raketen vorausgesetzt – z.B. in MES zu Navruz (orientalisches Neujahr) unter der 6-stelligen Zahl an Pilgern schnell einen strategischen Impact erzielen.
Gerade in asymmetrischen Szenarien ist die Vermeidung von Kolateralschäden und der Grundsatz „do not harm“ gegenüber der neutralen Bevölkerung absolut entscheidend. Ob Laserwaffen in dem angegebenen Zeitraum realistisch sind und die Bw dafür – nach Priorisierung – Geld hat, steht natürlich auf einem anderen Blatt und entzieht sich meiner Kenntnis. Als potentielle zukünftige Fähigkeit von vorne herein ausschließen würde ich es aber nicht.
??? der dem verweis auf asym. Kriege könnte man ja quasi alle beschaffungsmaßnahmen stoppen.
flugabwehr -> brau mer net
schwere panzer (MBT / HBT) -> brau mer net
seetüchtiges -> brau mer net
ABC truppe -> brau mer net
usw. usf.
Wo gibts denn noch HBT? Das „M“ bei MBT steht für „Main“ – nicht für „Medium“ ;)
Mal noch was theoretisches zum letzten Satz. Stormtrooper haben Blaster- und keine Lasergewehre. Ein Blaster verschießt durch Magneten beschleunigtes zu Plasma erhitztes Gas, also im Endeffekt ein Geschoss. Wie dem gegenüber Laser funktionieren, sollte bekannt sein. ;-)
@Mi-4
Oops, es scheint, ich bin bei den imperialen Truppen nicht so richtig im Film.
@T. Wiegold
Macht nix. Dafür sind Sie bei den realen Truppen bestens im Bilde.