Raus aus der Dunkelziffer
Psychische Belastungen oder Störungen von Soldaten nach einem Auslandseinsatz werden inzwischen als Realität anerkannt – das ist noch nicht so lange selbstverständlich. Und wir lesen zunehmend über die Betroffenen. Aber selten von ihnen selbst.
Deshalb finde ich den Mut des ehemaligen Soldaten Daniel Lücking bemerkenswert. Der Jahre, nachdem er aus dem Auslandseinsatz zurück, ist psychische Störungen bemerkt. Obwohl er, aus seiner Sicht, nichts Außergewöhnliches im Einsatz erlebt hat. Die Diagnose: eine mittelgradig ausgeprägt einsatzbezogene Belastungsreaktion mit phobischem und depressiven Erleben. Und der jetzt seine Situation öffentlich beschreibt – in einem Blog, für alle nachlesbar.
Aufräumen, Kamerad! heißt Daniel Lückings Blog, und viel dazu sagen will ich nicht. Das tut der Kollege – er ist nach seinem Ausscheiden aus der Bundeswehr Journalist geworden – besser selbst, und ich wünsche ihm viele Leser. Die Daniels Schritt aus der Dunkelziffer begleiten und vielleicht auch anderen Mut machen, offen mit einer solchen Folge ihres Einsatzes als Soldat umzugehen.
Ich habe großen Respekt vor dem Schritt, den Herr Lücking hier geht. Ich werde sein Blog im Auge behalten
Danke.
Mit Verlaub, aber mutig ist die Entscheidung nicht, sich als Soldat öffentlich auf eine Opferrolle zu reduzieren. Der Soldat wird schliesslich nur in der Opferrolle allgemein akzeptiert. Mutig (weil kontrovers) wäre es vielmehr, wenn sich ausnahmsweise mal ein Soldat öffentlich zu seiner Rolle als Kämpfer bekennen würde.
@ Günther Mertens
Der Soldat wird schliesslich nur in der Opferrolle allgemein akzeptiert.
Belege?
(Ein Gegenbeleg: Der Landser hat immer noch eine Auflage von 90.000 im Monat, und diese Groschenheftchen sind jetzt sicherlich nicht für ihre Aufarbeitung von Kriegsfolgen bekannt…)
@J.R.
Mit Themen wie PTBS rennt man in Deutschland doch in allen politischen Lagern offene Türen ein. Man vergleiche die Zahl der Soldaten in Opferrollen, die in Talkshows auftreten, in Leitmedien zu Wort kommen, in Fernsehfilmen aus pseudo-verstehender Perspektive dargestellt werden oder öffentliche Würdigung erfahren mit der Zahl der Soldaten in Kämpferrollen, bei denen das gleiche der Fall ist. Wie z.B. mit Oberst Klein umgegangen wurde, ist ja allgemein bekannt, während ein Soldat in der Opferrolle kaum kritische Worte zu erwarten hat, weshalb sich mit diesem Etikett auch manch Hochstapler profilieren konnte (suchen Sie mal nach dem Artikel „Der grausige Krieg der Daniela M. „).
Die Landserhefte (reine Fiktion übrigens) hingegen stehen nicht für den öffentlichen Umgang mit dem Thema Krieg, sondern für eine Subkultur.
Nun ist es ja prinzipiell eine gute Sache, wenn auch die Belastungen des Einsatzes öffentlich anerkannt werden, aber zuweilen stecken hinter dem Interesse an der Opferrolle andere Absichten. Der Soldat soll in diesen Fällen oft nur als Kronzeuge gegen seine eigentliche Aufgabe instrumentalisiert werden, was man eben daran erkennt, dass dem Kämpfer, der seinen Auftag ausführt, bei weitem nicht die gleiche Anerkennung zuteil wird. An diesem unterschiedlichen Umgang erkennt man die Heuchler.
Ich weiss jetzt, woher mein ungutes Gefühl bei der Lektüre der Texte von Herrn Lücking kommt: Es dreht sich alles nur um ihn. Neben seinem Ego scheint es nichts relevantes in seiner Welt zu geben. Selbst wenn er über Tod und Verwundung von Kameraden schreibt, ist das einzige Problem, von dem er in diesem Zusammenhang spricht, wie dies seine Gefühle beeinflusst.:
Wie mag sich wohl die Kameradin gefühlt haben, oder die Hinterbliebenen der Gefallenen? Egal, denn Herr Lücking hatte einige Wochen lang keine „positiven Gefühle“. Hier nimmt sich jemand eindeutig zu wichtig.
Ich verstehe das richtig: Sie werfen ihm vor, dass er in seinem Blog, in dem er über seine Probleme schreibt, über seine Probleme schreibt? Egal, Sie können ihm ja vorwerfen, er nehme sich eindeutig zu wichtig.
@Günter Mertens
Mit Oberst Klein haben Sie doch das perfekte Beispiel für „Soldaten als Opfer“ geliefert: Die Bösen sind wieder „die Medien“, in der Bundeswehr läuft alles super, und wenn ein Soldat was dagegen sagt ist ein linker Selbstdarsteller, Heuchler und nebenbei ein Kameradenschwein. Diese Argumentationsschiene führen Sie ja gerade anschaulich vor.
Die Landserhefte (reine Fiktion übrigens) hingegen stehen nicht für den öffentlichen Umgang mit dem Thema Krieg, sondern für eine Subkultur.
Nee. Das ist genausowenig ne Subkultur wie die Modellbauer, „Weltkrieg in Bildern“-Leser, World of Tanks-Zocker. Kriegs-Merchandising liegt immer noch voll im Trend, und zuviel Realität verdirbt da nur die Laune.
Oder einfach mal die Buchrankings bei Amazon:
Nr. 4.619: Vier Tage im November
Nr. 69.055: Navy Seals Team 6: Die Einheit, die Osama bin Laden tötete
Nr. 111.746: Unter Beschuss
Nr. 352.147: Bildband „Deutsche Soldaten im Krieg“
Nr. 451.275: Die Afghanische Misere
Nr. 460.117: Geliebtes, dunkles Land: Menschen und Mächte in Afghanistan
Der Soldat soll in diesen Fällen oft nur als Kronzeuge gegen seine eigentliche Aufgabe instrumentalisiert werden, was man eben daran erkennt, dass dem Kämpfer, der seinen Auftag ausführt, bei weitem nicht die gleiche Anerkennung zuteil wird. An diesem unterschiedlichen Umgang erkennt man die Heuchler.
Der Kämpfer, der seinen Auftrag ausführt, hat der derzeit das Problem, dass er eigentlich gegen die enorme Heuchelei der Bundeswehrführung anschreiben müßte. Das will aber a) keiner hören, ist ja kompliziert und ohne Peng und Bumm, und b) ist es nicht gut für die Karriere. Es ist eben kein Zufall, dass realistisch-kritische Bücher in Deutschland praktisch nur von Ehemaligen geschrieben werden.
@T. Wiegold
Es besteht m.E. ein Unterschied zwischen der Thematisierung eigener Probleme und ihrer Verabsolutierung. Den eigenen Mangel an „positiven Gefühlen“ in direkter Gegenüberstellung zu Tod und Verwundung von Kameraden derart zu betonen halte ich in der Tat für äußerst unangemessen und an Ichbezogenheit kaum noch zu steigern. Wenigstens hatte Herr Lücking keine Verdauungsprobleme als seine Kameraden fielen oder um ihr Leben rangen, sonst hätte er an dieser Stelle wohl auch darüber noch ausführlich geklagt.
@ Günter Mertens
Was soll er denn sonst schreiben?
Im Ernst, ich empfehle Ihnen diesen Post: Baser Instincts. Ist der Ihnen auch zu Ich-Bezogen und von persönlichen Gefühlen bestimmt? (Und sollte es am Englisch scheitern, so übersetz ich ihnen den Text auch gerne. Der ist es nämlich wirklich wert.)
@J.R.
Der Autor im verlinkten Beitrag spricht über Fremde, nicht über Kameraden, was einen großen Unterschied macht.
Die meisten Soldaten beschäftigen beim Verlust von Kameraden nicht ihre angesichts der Situation lächerlich unwichtigen eigenen Gefühle, sondern das, was die junge Ehefrau oder Freundin oder die Mutter jetzt durchmacht, die ihren vielleicht einzigen Sohn verloren hat, oder darüber, wie der gefallene Kamerad das Geschoss oder die Splitter abbekommen hat, die sonst andere erwischt hätten etc., oder über das was der Gefallene zuletzt gesagt hat, dass er vielleicht auf seinem letzten Einsatz vor dem Ausscheiden war und sich auf das Leben danach freute, endlich bei seinem Kind sein wollte etc. Je länger ich über Herrn Lückings Texte nachdenke, desto mehr ärgere ich mich über seine egozentrischen Wehklagen.
Ja, wir haben es verstanden, dass Sie Lückings Blog nicht mögen.
@T. Wiegold
Ich mag die Einstellung nicht, die er in seinen Texten zeigt, und habe begründet, warum. Vielleicht ist das aber schwer nachvollziehen, wenn man nicht selbst im Einsatz war.
Herr Mertens,
Ihnen ist schon klar, dass Herr Luecking krank ist? Haben Sie sich ueberhaupt schon mal mit PTBS auseinander gesetzt?
Wenn er das könnte, was Sie von Ihm verlangen, müsste er nicht bloggen…..
Gerade hier gilt der Spruch Der Cherokee: Urteile nie über jemanden, in dessen Mokassins du nicht mindestens 2 Meilen gelaufen bist….
@Sönke Marahrens
Ich hatte den Eindruck, dass Herr Lücking mit dem Anspruch schreibt, ernst genommen zu werden und auch in der Lage ist, sich einer kritischen Diskussion über seine Texte zu stellen. Und er ist auch nicht der einzige hier, der Kameraden verloren hat. Jetzt könnte ich mir die Diskussion genauso leicht machen wie er es tut und mich zum Opfer erklären, aber es geht eben nicht um mich, und es geht auch nicht um Herrn Lücking.
Natürlich will er ernst genommen werden, genauso wie Andreas Timmerman Levanas in seinem Buch Die reden wir sterben, aber es geht nicht um die anderen, es geht um den Menschen der hier bloggt, und unsere Schuldigkeit ist es zu zuhören und nicht zu richten….
@ Günter Mertens
Der Autor im verlinkten Beitrag spricht über Fremde, nicht über Kameraden, was einen großen Unterschied macht.
Ich tue mich ja auch schwer, für andere zu schreiben (weswegen ich beim Bloggen auch entweder die Sachen sehr persönlich halte, oder sehr faktenorientiert.) An der Stelle bin ich mal so frei: Sie haben Old Blues Blog nicht verstanden.
Ich hab mal den Originalartikel von 2007 rausgesucht: How can I explain this?
„I had eaten with these guys, had had discussions about ethics and the future of Afghanistan with them, had trained them for the operation as best I could in the time available, had led them on missions nearly every day for over a month in the field. These were, in a sense, my men… I was responsible for them, and they had looked to me for guidance.
[…]
I don’t think I’ll ever get the images of my Afghan friends‘ mutilated bodies out of my head completely. I know that I have no desire to watch horror movies for awhile. „
@Sönke Marahrens
Dieses „nicht richten“ ist doch nur eine Ausflucht. Sie richten doch auch, indem Sie einen Standpunkt beziehen, und auch Herr Lücking hat in seinem Text darüber gerichtet, was für ihn im Zentrum steht und was für ihn nachrangig ist. Überall wird gerichtet, auch da wo man die Urteile in sprachliche Watte verpackt. Wenn ich Herr Lückings Text ernst nehme, ist mein Urteil noch wesentlich anerkennender als Ihres, da Sie ihm im Grunde absprechen, eine vollwertige Stimme in der Diskussion zu sein. Wären Sie zufrieden, wenn man auf Ihre Diskussionsbeiträge nur therapeutische Antworten gäbe und ihnen dafür dankt, dass Sie sich so gut eingebracht haben etc.?
Herr Mertens, die Diagnose steht im Artikel, und bisher war für mich das Wort „krank“ sein in der deutschen Sprache noch kein Makel ….., ich wünsche Ihnen weiterhin alles Gute in ihrer Sicht der Dinge, und kuemmere mich um das was mir wichtig ist… So simple Dinge wie Kameradschaft und Fürsorge.
Vielleicht ist es wirklich besser, das Thema hier nicht eskalieren zu lassen, so wie es wohl besser gewesen wäre, wenn Herr Lücking diese Texte für sich behalten hätte.
so wie es wohl besser gewesen wäre, wenn Herr Lücking diese Texte für sich behalten hätte.
Damit irgendwelche Zivilisten das Meinungsbild bestimmen, was ‚die meisten Soldaten beim Verlust von Kameraden‘ beschäftigt? Und die Soldaten, die selbst in so ein Situation geraten, sich dann selbst für Charakterschweine halten, weil sie ober dieser existenziellen Krise auch erstmal an sich selbst denken und nicht an irgendwelche in bequemen Wohnzimmern zusammengeschwurbelten Hollywood-Vorstellungen heranreichen?
Tut mir leid, aber damit erweisen Sie diesen Menschen in Uniform einen Bärendienst.
Vielleicht sollten Sie an der Stelle auch zwischen Ereignissen und Kameraden trennen: Kriegsereignisse werden immer wieder banal und gleichzeitig selbsterschütternd beschrieben. Und nicht zuletzt aus dem Mut sich dem und der Gefahr auszusetzen speist sich ja der Respekt. Nur sind das zwei Paar Schuhe – das subjektive Erleben einer Kriegssituation einerseits und Kameradschaft andererseits. Beides gegeneinander auszuspielen ist einfach unfair (und hat auch nix mit PTBS oder nicht PTBS zu tun).
Empfehlenswerte Lektüren zum Thema:
– David Axe: ‘I Got Blown to Hell in Afghanistan’
– Boris Barschow: „Kabul, ich komme wieder“ (Eben weil da sehr gut das subjektive Gefährdungsgefühl und die Hilflosigkeit beschrieben werden, und die damit verbundenen Selbstkrisen.)
(Klarstellung: Bin nur Zivilist und war nie in einem Krisengebiet. Aber die groben Übereinstimmungen in den Berichten von Leuten die dergleichen durchgemacht haben sind eben gegeben.)
@J.R.
Ist ja gut,. Ich will Herrn Lücking nichts böses, habe mir weitere seiner Texte durchgelesen und sehe ein, dass man sie aus seiner schwierigen Situation heraus verstehen muss. Ich wünsche ihm aufrichtig alles Gute.
Was die Grenzerfahrung angeht, gibt es aber wesentlich bessere Bücher als die genannten Texte, insbesondere bessere als das von Barschow, von dem ich sehr enttäuscht war. Es gibt Stabserfahrungen aus der HQ-Perspektive wieder, berührt aber die elementaren Erfahrungen, die viele im Einsatz machen, nicht einmal an der Oberfläche.
Wesentliche Teile der Afghanistan-Erfahrung einer nicht geringen Zahl von Soldaten kommen in der deutschen Diskussion nicht vor, weil man sie nicht hören will. PTBS war doch nie wirklich ein Tabu im Vergleich zu diesen Erfahrungen, von denen garantiert niemals in einer Talkshow zu hören sein wird, und deren Verkündern kein Journalist „Mut“ bescheinigen wird wenn einmal einer auftauchen sollte.
Meine Literaturempfehlungen dazu:
– David Grossman: On Combat (eher wissenschaftlich)
– Karl Marlantes: What is it like to go to war (beruht auf gründlich reflektierten infanteristischen Vietnam-Erfahrungen)
– Ernst Jünger: Der Kampf als inneres Erlebnis
„War“ von Sebastian Junger wurde aus berufener Quelle auch empfohlen, ich habe es aber noch nicht gelesen.
Danke für den Zuspruch und auch für die kritische Auseinandersetzung.
Zum Thema Ich-Bezogenheit:
Genau das stelle ich gerade erst wieder her. Ich habe jahrelang für andere funktioniert – Bundeswehr, Familie, Studium. Fragen Se mich, wer ich bin – ich könnte es nicht beantworten. Eine der schwierigsten Fragen des Tages ist: „Wie geht es dir?“ Darauf weiß ich keine Antwort – auch, wenn sich die Frage mit „Gut, Danke!“ erledigen ließ.
Das mir der Tod und das Leid der Kameraden und Familien nicht nahegehen würde, ist hahnebüchener Unsinn. Ich wäre kaum in der Situation in der ich jetzt bin, wenn ich zur Normalität übergehen könnte, wie es der Tagesschau-Zuschauer tut, der außer einem „Oh, traurig. Wie sinnlos. Naja.“ keine weiteren Reaktionen darauf zeigt.
Was ich in den letzten Jahren beim Eintriitt ins Zivilleben erlebt habe, waren hauptsächlich Vorurteile, Misstrauen oder aber die Forderungen von Freunden und Familie „Der Einsatz ist vorbei – es muss ja mal gut sein.“
Das mir „Ich-Bezogenheit“ vorgeworfen wird finde ich besonders bei Uniformträgern lustig. Sie kennen ja den Leitsatz für den Umgang mit Presse: „Berichten Sie nur über dass, was sie selbst erlebt haben!“
Wenn mir Berufssoldaten „Ich-Bezogenheit“ vorwerfen, dann empfehle ich ihnen, doch einfach mal den Eintritt ins Zivilleben selbst zu versuchen. Respekt, wenn ihnen das gelingt und sie von heute auf morgen alles hinter sich lassen und im neuen Umfeld funktionieren.
Wo derartige Kritik herkommt, kann ich mir sehr gut erklären. Der Fisch stinkt wie immer vom Kopf. „Süchtig nach Anerkennung“ … wenn es doch nur darum ginge.
Lernen sie, damit zu leben, dass sich das Thema von selbst verbreitet und das Menschen es aufgreifen. Aktive PR oder Werbung betreibe ich nicht (Twitter / Facebook / XING laufen wie immer).
@T.W.
Danke noch einmal – mir sind die wichtig, die gerade mit sich selbst ins Gespräch kommen oder sich bei mir telefonisch gemeldet haben, weil sie viele meiner Probleme bei sich wiedererkennen.
@Günther Mertens
Ich habe noch nicht einmal angefangen über die Einsätze zu berichten.
Sehr geehrter Herr Mertens,
ich finde es gut, wie Daniel mit seiner Krankheit umgeht. Ihrer Argumentation kann und will ich nicht folgen, denn es würde runtergebrochen bedeuten, dass Daniel mit der Eröffnung seines Blocks sich selbst in die Opferrolle schreibt, nur um seiner selbst Willen Aufmersamkeit zu schaffen. M.E. ist sein Anliegen darin begründet seine Erfahrungen wiederzugeben, um sich selbst und seine momentane Situation wiederzugeben und so anderen Menschen einen Einblick zu dieser Krankheit zu verschaffen. Vor Allem anderen Mut zu machen, den langen Weg der Therapie zu gehen. Wenn Sie alles gelesen haben, haben sie sicherlich bemerkt, dass sein Blog damit anfängt, dass er sich entschlossen hat,sich Hilfe zu holen. Genau dies ist der Weg raus aus Ihrer angenommen Opferrolle, er hat seine Ihm zu Verfügung stehenden Ressourcen genutzt und den „Stop“ Knopf“ gedrückt. Wenn es mit Hilfe dieses Blogs gelingt, dass nur ein Kamerad diesen Weg mitgeht, wäre dies ein großer Erfolg. Haben also diejenigen, die keine Kraft für diesen Schritt haben, seelisch und körperlich am Ende sind, mit Hatz 4 leben müssen alles richtig gemacht, da sie nichts zu dieser Thematik schreiben? Und der Begriff „von der Seele schreiben“ kommt nicht von ungefähr, bemühen Sie mal die Suchmaschine nach Interapy“® , leider sind uns andere Staaten, was alternative Behandlunsmethoden angeht meilenweit vorraus….
„so wie es wohl besser gewesen wäre, wenn Herr Lücking diese Texte für sich behalten hätte.“
Dies ist Ihre Meinung, die Ihnen keiner nehmen wird, aber vielleicht wäre es auch besser gewesen, sie hätten besser nichts geschrieben, alles eine Frage des Blickwinkels.
@ Günther Mertens
Wesentliche Teile der Afghanistan-Erfahrung einer nicht geringen Zahl von Soldaten kommen in der deutschen Diskussion nicht vor, weil man sie nicht hören will.
Nein und nein. ;)
Klar, Herrn Barschows Buch ist kein Gefechts-Buch. Auf genau das wollen Sie wohl hinaus.
Nur sehe ich zum einen nicht groß, was in Barschow’s Buchg an Erfahrungen groß zu kurz käme. Mir würde da nur Tötungsschuld, Kampfrausch und PTBS einfallen. (Es sei denn, sie meinen so „oberflächliche“ Sachen wie Explosionen und Schlafen unter freiem Himmel.)
Zum anderen ist es doch gerade so, dass Gefechts-Bücher das sind, was sich verkauft. Oben auf der Liste hat „4 Tage im November“ alles andere um Längen abgehängt, selbst ein Jahrzehnt Jahre ältere Titel. Und Johannes Clair war ja auch in Fernsehen und Radio präsent (etwa bei NDR und radiobrementv).
Dazu kommt doch, dass der wesentliche Teil der Afghanistan-Erfahrung in Deutschland niemand interessiert. Stabilisierungseinsätze sind sowas von out. Den einen sind sie zu militärisch, den anderen nicht militärisch genug. Erst seit doch überhaupt wieder von Krieg geredet wird ist doch auch wieder Interesse da. (Und was interessiert? Natürlich die deutschen Schützengräben und die deutschen Schützenpanzer. Yay.)
An der Stelle könnte man dann auch die Frage stellen, ob die tatsächlichen Gefechtstruppen oder wie man die nennen will (letztlich selbst schöngerechnet keine 1400, 20% des Kontigents) wirklich in der Diskussion zu kurz kommen. In den Medien dominierten QRF und danach ASB auf jeden Fall sehr klar, genauso wie der ganze „kinetische“ Aspekt.Oft genug (gerade bei der FAZ) sind da die Afghanen und der eigentliche Einsatz nur schmückendes Beiwerk.
PS.: Ich frag mich wirklich, warum sie hier Marlantes und Jünger in einen Topf werfen. „Klar stand er im Hagel der Geschosse, noch den Hauch der Küsse im Haar. Der
Tod nahte als Freund, ein reifes Korn fiel unterm Schnitte.“ Ob man das als Bundeswehrsoldat auch so sieht?