Jetzt mal ein Low Ops Wochenende. Und paar Überlegungen…
Jetzt gönne ich mir – was selten genug vorkommt – ein langes low ops Wochenende und gehe mal davon aus, das bis zur kommenden Woche nix Gravierendes passiert…
Vorher verweise ich gerne noch mal auf die BOB-Awards der Deutschen Welle, wo sich in der Kategorie Best Blog German das Blog publikative.org und Augen geradeaus! weiterhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Derzeit liegen die anderen vorne. Ich will es ja nur gesagt haben ;-) (Und man kann alle 24 Stunden erneut abstimmen!)
An diesem Wochenende werde ich hoffentlich nicht an Arbeit denken, eines beschäftigt mich derzeit allerdings weiterhin: Wie auch die Kollegen von netzpolitik.org denke ich recht oft über die – nach wie vor magere – Finanzierung von Augen geradeaus! nach. Ich freue mich über jeden Einzelnen, der sich am Projekt Straßenmusik beteiligt und monatlich wie in einem virtuellen Abonnement etwas zur journalistischen Arbeit hier beiträgt. Auf diesem Weg kommen derzeit rund 500 Euro im Monat zusammen – dafür erst mal ganz herzlichen Dank! Aber jedem dürfte auch klar sein, dass das selbst bei einem Ein-Mann-Betrieb nicht ausreicht.
Was tun? Ich habe da noch keine klare Antwort für mich gefunden. Am liebsten wäre mir natürlich: Die virtuellen Abonnements würden ermöglichen, dass ich mich mehr auf Augen geradeaus! konzentrieren kann. Ich arbeite natürlich auch jetzt schon für andere Medien und werde das auch weiterhin tun, aber es gibt ein grobes Missverhältnis zwischen der Arbeit, die so ein Blog erfordert, und dessen Re-Finanzierung. Ist vielleicht doch eine Art Paywall sinnvoll, so ein Premium-Bereich nur für zahlende Kunden, abgeriegelt vom Rest des Blogs? Stelle ich denen, die zahlen, manche Informationen eher zur Verfügung als den kostenfrei mitlesenden?
Das sind Überlegungen, die mich beschäftigen. Reich wird man mit dieser Art von Journalismus ohnehin nicht, aber ich wäre ja schon froh, wenn es nicht mehr ein so extremes Zuschussgeschäft wäre…
Die Frage ist letztendlich: Was ist meinen Lesern diese journalistische Arbeit, was ist ihnen Augen geradeaus! wert. Wertschätzung allein zahlt noch kein Brötchen.
Jetzt aber ab ins Wochenende…
ich muss zugeben, dass ich bei einer vollständigen paywall hier nicht weiter mitlesen würde. sicherheitspolitik ist gegenwärtig weitgehend „hobby“ für mich und die informationen die man hier bekommt sind zwar nett für die erweiterugn des horizonts aber haben sonst keinen unmittelbaren mehrwert für mich.
mit einer zeitlich gestuften paywall könnte ich aber sehr gut leben. wer mit der thematik beruflich enger befasst ist, soll dafür auch ruhig zahlen und entsprechend exklusive infos zur verfügung gestellt bekommen. 3-7 tage sperrfrist halte ich da für angemessen.
mal davon ab ist die postinfrequenz für einen 1 mann nebenher betrieb ohnehin erstaunlich hoch. kann mir gut vorstellen, dass dieses blog auch mit weniger beiträgen/zeit funktionieren würde.
Mein Tipp:
Einfach mal eine Bankverbindung angeben. Wieso muss man immer mit Kreditkarten oder Paypal kommen?
Ich zitiere aus den Bestimmungen:
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Das kann man mögen….
Ein schwieriger Balanceakt und Sie werden es sicher nicht jedem Recht machen können. Neben Ihrer herausragenden und intensiven Arbeit besteht ein Teil des „Wertes“ des Blogs in vielen – natürlich nicht allen – Diskussionsbeiträgen und Anregungen sowie Hinweisen und Mitarbeit der „Leser“. Sowohl Ihre Arbeit, als auch die Diskussionsbeiträge kann man mittlerweile in etlichen Artikeln Ihrer Journalistenkollegen so manches Mal recht deutlich durchscheinen“ sehen. Würde jeder Journalist, der Ihren Blog beruflich nutzt, Sie für Ihre Arbeit bezahlen bzw. Sie an seinem mit Ihrer Hilfe erlösten Lohn beteiligen, wäre schon Einiges gewonnen. Gleiches gilt für Wissenschaftler, Think Tanker, Beamte etc.
Ich persönlich könnte ebenfalls mit einer zeitlich gestuften paywall sehr gut leben. Diese hätte dann in der Tat den Effekt, dass sich die, die mit Ihrer Arbeit selbst weiterarbeiten und diese zeitnah benötigen, an der Entlohnung Ihres Aufwandes angemessen beteiligen würden. Umgekehrt wäre sicher die ein oder andere Diskussion nicht mehr dieselbe.
Nicht lang schnacken… Ich selbst werde mir jetzt überlegen, was ich an Beiträgen bzw. Mitgliedschaften kündigen kann und den entsprechend frei werdenden Betrag zukünftig auf Ihr Konto überweisen. Daher schließe ich mich Ted an: Bankverbindung bitte.
@ Ted: Die Bankverbindung bekommt man mit einer freundlichen Email ohne weiteres, einfach mal nachfragen, wenn es nur daran scheitert.
Steht auch unter „Projekt Straßenmusik“: „Gerne per Dauerauftrag (auf Mail-Anfrage teile ich gerne meine Kontonummer mit), es geht auch via PayPal oder Flattr (obwohl die recht heftige Gebühren kassieren – bis zu zehn Prozent).“
Werbung Herr Wiegold! Am besten automatisierte Werbung, damit Sie auch weiter ohne „Beeinflussung“ weiter schreiben können. Werbung ist zwar nervig aber eher in Kauf zu nehmen als Paywall oder Sperrfristen.
Mit Werbung wird das nicht funktionieren, denn damit würde der Blog seine redaktionelle Unabhängigkeit verlieren und sei es nur vermeintlich. Bsp: Würde Wiegold den Hubschrauber von Firma YX in den Himmel loben, die ausgerechnet Werbung auf dem Blog schaltet, würde gesagt, der W., der hat sich kaufen lassen. Empfiehlt, W. den Hubschrauber besser zu verschrotten, überlegt sich das Unternehmen, ob es noch weiter Geld für Werbung zahlen will oder versucht, entsprechend Einfluss zu nehmen.
Eine Paywall ist dann eine gute Idee, wenn bereits eine professionelle Stammleserschaft vorhanden ist, was hier ja der Fall ist. Die meisten ähnlich Projekte scheitern beim Aufbau dieser Leserschaft, und über diesen Schritt ist Augengeradeaus ja schon hinaus Natürlich würden nicht 100% der jetzigen Leser ein Abo eingehen, aber gerade die beruflich interessierten Leser würden Wege finden, ihre Institution dafür zahlen zu lassen, weshalb man den Preis für das Abo auch nicht zu niedrig ansetzen sollte. Bereits vorhandene Dienste verlangen teilweise sehr viel Geld für meist schlechtere Qualität. Die Artikeleinleitung könnte man jeweils kostenlos belassen, damit sich neue Leser ein Bild machen können.
Mal abgesehen davon, dass da ganz schön viel Webung erscheinen müsste, damit Th.W. davon leben kann.
@ Legomann
Auf diesem Wege habe ich es gemacht, um mir nicht nachsagen lassen zu müssen, ich würde mich nur rauswinden wollen. ;-)
Man kann sich trotzdem denken wieviele freiwillige Spendenentgehen, nur weil keine Bankverbindung angegeben ist.
@Dee: Um die redaktionelle Unabhängigkeit nicht zu verlieren, habe ich ja gerade automatisierte Werbung (z.B. AdSense von Google) vorgeschlagen… und bei einem Blog mit vielen Klicks und Kommentaren könnte da schon was zusammenkommen. Ob es zum Leben reicht, kann ich nicht beantworten.
Kurzes OT:
In den Gesprächen zwischen Serbien und dem Kosovo gab es wohl eine Einigung.
http://www.b92.net/eng/news/politics-article.php?yyyy=2013&mm=04&dd=19&nav_id=85780
@ New Dawn
Ist ja auch klar. T.W. ist im Urlaub, da muss ja was passieren.
ich halte eine art abo-gebühr für total normal. per da, aber dann braucht t.w. noch einen administrator und steuerberater, vermute ich jedenfalls.
@ LTC007
Ich denke einen Admin benötigt dieser Blog nicht. Was ich hier weitestgehend lesen darf sind Diskussionen auf einem vergleichsweise herausragendem Niveau. Dazu mal ein Lob an alle Mitblogger. Wer mal einen Ausflug in anderer Bereiche des www unternimmt, weiss welch Aufwand andererorts betrieben werden muss, um political correctness nur ansatzweise im Bereich des Erträglichen zu halten.
Steuerberater? Schon eher!
@Roman: Wollte TW den „Wiegold-Effekt“ nicht so arg reindrücken. ;)
Zumindest ist es dieses mal eine halbwegs positive Nachricht. Wobei die Frage sein wird, wie sich nun die Serben im Nordkosovo verhalten.
Nebenbei find ich diese Aussage aus dem untenstehenden Artikel noch ganz interresant:
„Jedoch könnte das Übereinkommen die bisher starre Front jener fünf EU-Länder aufweichen, die dem Kosovo in Hinblick auf Minderheiten in ihrem Land bisher die völkerrechtliche Anerkennung verweigert haben.“
http://kurier.at/politik/eu/kosovo-und-serbien-einigen-sich/9.663.261
@ted: meinte einen admin für die buchhaltung, das wird ein ziemlicher aufwand.
allso nicht die sorte admins, mit denen maiziere nicht mehr reden will
Lieber Herr Wiegold, gut, dass Sie die Katze aus dem Sack gelassen haben. Schlappe 500 Eu insgesamt an Monatsabos-dabei glühen hier so manche SiPo- und InFü-Experten mit ihren Beiträgen…Manchmal dünkt es mich, dass der eine oder andere von denen noch nicht den ganzheitlichen Ansatz dieser Plattform erkannt hat-seinen eigenen vermeintlich mehr oder weniger geistigen und fachlichen Output umso mehr. Aber 5 Eu im Monat können ja schon verdammt weh tun-das wissen wir ja auch von von manchem bei seiner Reisekostenabrechnung. Bitte machen Sie weiter-Ihre Plattform ist nämlich jeden Euro wert. Und vielleicht kann durch ein neues Modell die Spreu vom Weizen getrennt werden-manche Kommentare langweilen nämlich einfach nur.
Ein Premium-Bereich könnte durchaus was werden, siehe bspw. Flightglobals FG Club. Den Blog komplett kostenpflichtig gestalten würde meiner Meinung nach in einer Katastrophe enden.
@New Dawn | 19. April 2013 – 17:08
Wie ein Sprecher der serbischen Delegation mitteilte, hat die Nato die Verpflichtung übernommen, den kosovarischen Sicherheitskräften den Zugang zu dem mehrheitlich von Serben bewohnten Nordkosovo zu verwehren. Ein solcher Zugang darf nur bei Naturkatastrophen und unter Zustimmung der serbischen Minderheiten gewährt werden..
@MK20
„Den Blog komplett kostenpflichtig gestalten würde meiner Meinung nach in einer Katastrophe enden.“
Warum? Die Erfahrung zeigt, dass die Nutzer nur bei weitgehend vollständiger Überführung in ein kostenpflichtiges Angebot den Wechsel in dieses in größerer Zahl vollziehen. Richtet man nur einen kleinen Premiumbereich ein, sehen viele dies nicht als lohnenswert an, die Zahl der Abos bleibt gering, der Betrieb des Premiumbereichs lohnt damit nicht wirklich und sein Umfang bleibt begrenzt, weshalb die Zahl der Abos nicht wächst oder wieder abnimmt.
Der einzige Grund gegen ein weitgehend kostenpflichtiges Angebot ist das Problem, einen Leserstamm aufzubauen, aber den gibt es hier ja bereits. Abos kann man ja preislich abgestuft gestalten, so dass sie auch für privat interessierte Personen interessant bleiben.
Am schönsten finde ich immer noch den Ansatz der taz – wegklickbares Banner, dass zum spenden auffordert. So vergisst man nicht, dass Spenden nötig sind, aber wer es nicht leisten kann/will, kann trotzdem mitlesen.
@-MK20- | 19. April 2013 – 23:09
Dem könnte ich mich noch am ehesten anschließen. Die beste Lösung wäre aber ausschließlich Werbung. Kosten könnten einen Teil der Leser abschrecken, von denen letztendlich die eigentlichen Infos kommen. Diese haben diese Infos wiederum aus unzähligen kostenlosen Quellen. Warum sollte ein Mensch für etwas bezahlen, was er woanders kostenlos erhält. Der besondere Reiz dieses Blogs liegt doch eher in der hier üblichen sachlichen und höflichen Diskussion und nicht in außer gewöhnlichen Infos, die man nicht auch aus anderen kostenfreien Quellen erhalten könnte.
Ich glaube, da sind die Alternativen zu vielfältig, als dass ein kostenpflichtiges Modell funktionieren könnte. Einige Zeitungen haben damit sehr negative Erfahrungen gemacht und sind zu ihrem kostenlosen Modell zurückgekehrt. Die verlorenen Leser kamen in der Regel nie zurück. Und ein bischen Farbe durch Werbung schadet nur gering.
Schon mal in betracht gezogen eine Crowdfundig Initiative zu starten?
Gibt da bestimmt verschiedene Modelle wie man ein Angebot attraktiv gestalten könnte.
Ausrechnen was man im Jahr ungefähr verlangen will und zieht es auf wie:
augengeradeaus.net Finanzierung 2014
Wer 200€ zahlt bekommt das Jahr 2014 uneingeschränkte Rechte ( Sofortiger Zugriff auf alle Artikel, etc)
Wer 100€ zahlt bekommt nur noch jeden 2 Artikel uneingeschränkt ohne Zeitverzögerung angezeigt. (der andere Artikel 1 Tag später)
Wer 50€ zahlt nur jeden 3. Artikel ohne Zeitverzögerung (der Rest 2 Tage später)
Wer nix zahlt 3 – 5 Tage Verzögerung (Anreiz, dass bezahlen Exklusivität verspricht)
Das wäre so mein Modell was mir gerade Spontan einfällt, ich denke in Sachen Attraktivität gibt es viel Spielraum nach oben um möglich viele „High-Payer“ zu angeln :-D
Werbung, wie in der Europäischen Sicherheit und Technik, könnte ich mir hier sogar als schmückend vorstellen.
Werbung erscheint mir auch als beste Alternative, solange es nicht eine penetrant blinkende Werbung ist wie es auf Spon ab und zu vorkam.
@Stefan
Ich kenne keine Alternative zu „Augen Geradeaus“. Wirtschaftlich ausgedrückt: Der Anbieter hat hier quasi ein Monopol, erreicht bereits den Großteil der Kunden in seinem Marktsegment, und die Kundenbindung ist hoch. Das sind beste Voraussetzungen für ein kommerziell erfolgreiches Angebot!
Natürlich hätten viele derzeitige Leser es lieber, wenn das Angebot kostenlos bliebe, vergessen dabei aber, dass die Alternative zu einem Umsonst-Produkt vielleicht gar kein Produkt ist.
Werbung würde die Unabhängigkeit und damit die Glaubwürdigkeit des Angebots beeinträchtigen, die Teil des Markenkerns ist.
Großes Potential hätte auch die Weiterentwicklung der Kommentarfunktion zu einem Expertenforum. Jetzt erzeugen die Kommentare zwar vermutlich viele Zugriffe, sind aber für zahlende Kunden nur bedingt interessant, weil man nie weiss, wer hinter den Kommentatoren steckt. Schränkt man die Kommentarfunktion und die Sichtbarkeit der Kommentare auf registrierte, zahlende Nutzer ein, steigt sowohl deren Glaubwürdigkeit als auch deren Qualität (der Gelegenheitsdiskutant bleibt ja draussen), so dass der Abonnent Zugriff auf ein echtes Expertenforum bekommt. Die Zahl der Zugriffe würde zwar sinken, aber der Wert für potentielle Abonnenten würde steigen. In anderen Bereichen zahlen Kunden für ähnliche Angebote vier bis fünfstellige Eurobeträge pro Jahr für ein Einzelabo.
@Agenturmensch | 20. April 2013 – 13:13
Ein „Monopol“ kann man sehr schnell verlieren. Wie ich schon schrieb, liegt die Einzigartigkeit in der hohen Diskussionskultur und nicht im Informationsgehalt. T. W. sei dafür ausdrücklich gedankt. Der Informationsgehalt ist hoch, aber eben nicht exclusiv. Die Informationen kommen vordergründig (nicht nur) kostenfrei von den Lesern, insofern es die vorgegeben Themen erlauben. Ich habe hier noch keine bedeutende aktuelle Info bekommen, die nicht auch anderswo kostenfrei (in der Regel sogar viel früher) nachzulesen wäre.
Die einzig praktikable Finanzierungslösung wäre seriöse Werbung. So wie sie auch in der Europäischen Sicherheit & Technik geschalten wird.
Also LÜRSSEN und Co,
Nicht „Ruf mich an. Verlange Oma“ … .
Die wäre für diesen Themenblog optisch sicher ein Gewinn.
@Agenturmensch | 20. April 2013 – 13:30
Ein zahlender Kunde ist für Sie ein Experte? Da hätte ich so meine Zweifel. Wer soll beurteilen, wer Experte ist? In einem Expertenteil könnten sich die „Experten“ dann mit für Laien unverständlichem Fachchinesisch, Abkürzungen und Amerikanismen ungestört gegenseitig vollsabbern. Mehr nicht. Der Blog wäre irgendwann tot. Die deutsche Sprache würde kaum noch Verwendung finden. Das Imponiergehabe groß. Eine langweilige Versammlung von nahezu Gleichgesinnten.
@Stefan
Wenn der Preis hoch genug ist, könne es sich nur Mitarbeiter bestimmter Institutionen und Firmen leisten, über ihre jeweilige Einrichtung ein Abo abzuschließen. Dadurch ist sichergestellt, dass nur fachlich interessierte und damit auch kompetente Personen Zugriff haben. Jedes mir bekannte Projekt auf hohem Niveau, mit dem tatsächlich Geld verdient wird, arbeitet so. Werbung ist natürlich eine Alternative zur Finanzierung, aber eben nicht für Qualitätsangebote, die damit zwangsläufig an Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit einbüßen. Wenn z.B. EADS hier Werbung machen würde und das Blog davon abhängig wird, würde Herr Wiegold natürlich zweimals darüber nachdenken ob er Beiträge zu Problemen mit dem NH-90 hier bringt und ob er kritische Kommentare dazu nicht besser etwas einschränkt. Irgendwann würden das auch die Leser mitbekommen, und das Blog würde ein Alleinstellungsmerkmal verlieren.
Über das Preismodell könnte man sicherstellen, dass keine interessanten Kunden verloren gehen, weil z.B. der Experte an der Uni oder bei der Bundeswehr weniger Budget hat als der in der Industrie.
Beiträge von Laien sind zwar nett im Sinne von Diskussionskultur, aber für zahlende Fachkunden wenig interessant. Wenn Herr Wiegold das Blog auch aus wirtschaftlichem Interesse betreibt, was vollkommen legitim ist denn er lebt schliesslich von Journalismus, dann wird er sich wie andere vor ihm entscheiden müssen, was das Blog in erster Linie sein soll: Ein Diskussionsforum zum Vergnügen der Leser, oder ein Profi-Angebot, von dem letztlich alle fachlich interessierten Leser noch mehr profitieren würden als jetzt. Wenn er in erster Linie die Diskussionskultur fördern möchte, lässt sich davon eben schlecht leben.
@T.Wiegold
Haben Sie schon einmal an eine Kooperation mit der Europäischen Sicherheit & Technik gedacht. Eine Diskussion zu den dort veröffentlichten Artikeln kann ich mir als sehr interessant vorstellen. Der ES & T würde es sicher auch zusätzliche Leser bringen.
Die „Europäische Sicherheit“ ist doch gerade ein Beispiel für die Handvoll der vom Konzept her überholten Dinosaurier, die nur noch durch Großkundenabos am Leben erhalten werden, und mit denen „Augen Geradeaus“ als Profi-Angebot konkurrieren würde.
Dass diese Modelle keine Zukunft haben, zeigt das Scheitern des „Internationalen Magazins für Sicherheit“, das auch auf diesem überholten Konzept beruhte.
@Agenturmensch | 20. April 2013 – 14:42
Herr Wiegold schreibt für die ES & T. Ich hoffe Sie zählen ihn nicht auch zu den „Dinosauriern“. Genau dort schreiben aber Experten.
@Stefan
Das Konzept ist ein Dinosaurier, nicht die Autoren, zumindest nicht alle. Es gibt keine Möglichkeit der Interaktion, es entsteht kein neues Wissen durch Nutzung von Netzwerken, Beiträge erscheinen teilweise Monate nachdem ein Thema relevant wurde und die Diskussion sich längst weiterbewegt hat, und was als veröffentlichungswürdig gilt, hängt von der Urteilsfähigkeit von Personen ab, die sich nicht immer an der Spitze der Fachdiskussion bewegen und stark Rücksicht auf politische Aspekte nehmen müssen. Dieses Konzept hat sich seit zwanzig Jahren überlebt und wird mittelfristig in dieser Form ganz verschwinden. In anderen Bereichen hat das Sterben dieser Konzepte längst eingesetzt.
Die „Europäische Sicherheit“ und ähnliche Konzepte sind noch nicht tot, aber sie riechen schon streng.
@Agenturmensch | 20. April 2013 – 14:56
Genau diese Interaktion könnte teilweise hier stattfinden (neben selbstverständlich eigenen Themen).
Und Rücksicht auf politische Aspekte muß ein erfolgreicher Blog auch nehmen.
Beide Seiten würden profitieren.
@Agenturmensch
„Warum?“ Ich sehe ein Problem in der Leserschaft generell. Sie sprechen von einer professionellen Stammleserschaft, die sich hier bereits etabliert haben soll. Ich frage mich nun wie sie diese Stammleserschaft überhaut definieren? Sind das diejenigen, die zu den Blog-Treffen kommen? Diejenigen, die regelmäßig Kommentare beisteuern? Diejenigen, die alle paar Tage mal vorbeischauen, aber sonst stumm bleiben? Reporter, die im schlimmsten Fall Plagiarismus betreiben?
In Zusammenhang mit „Wenn der Preis hoch genug ist, könne es sich nur Mitarbeiter bestimmter Institutionen und Firmen leisten, über ihre jeweilige Einrichtung ein Abo abzuschließen.“ hört sich das für mich so an, als soll dieser Blog dann nur noch den paar Hanseln aus der Industrie als Plattform dienen – und das stelle ich mir wirklich sehr langweilig vor. Da macht doch keiner mehr freiwillig und ohne Hemmungen den Mund auf. Presseberichte kann ich mir auch auf den jeweiligen Firmenseiten durchlesen, muss in einem „Expertenforum“ aber nun wirklich nicht sein.
Welche Zielgruppe soll der Blog eigentlich ansprechen? In nationaler und internationaler Sicherheitspolitik interessierte Menschen oder hochgradig fachkompetente Mitglieder einer ebenso hochgradig spezialisierten Industriebranche?
@Agenturmensch:
Nahezu volle Zustimmung zum Finanzierungsmodell, zumal, wenn man es abstuft und zwischen den unterschiedlichen Möglichkeiten der potentiellen Abonnenten (Industrie, Wissenschaft, Organisation, Einzelkunde, etc.) und auch zur differenzierten Bewertung des Models und der Möglichkeiten der ES und vergleichbarer Publikationen.
Der gravierende Unterschied zw. Publikationen, wie der ES und dem Blog TW´s inkl. seiner Alleinstellungs sind immens. Trotz allem würde ein Kombimodell aus abgestufter paywall und niveauvoller Werbung nicht von vornherein ausschließen.
Ich glaube Ihr müsst bei Agenturmensch etwas genauer hinschauen. Sein Modell ist deutlich differenzierter und vielseitiger und keinesfalls so elitär-eklusiv, wie Ihr meint. Zumindest verstehe ich es so.
@MK20
Die Zielgruppe legt nur Herr Wiegold fest, aber wenn er Geld mit dem Blog verdienen will und nicht durch Werbung an Unabhängigkeit verlieren möchte, sollte es sich um eine Zielgruppe handeln, die für das Angebot zu zahlen bereit ist. Jetzt muss man rechnen: Trägt sich das Blog besser wenn man die große Zahl der allgemein interessierten Leser anspricht, die im Monat vielleicht fünf Euro zahlen, oder wenn man die kleinere Zahl von Fachlesern anspricht, bei denen ihr Arbeitgeber für ein Abo im Jahr ein paar hundert oder paar tausend Euro zahlen kann? Bei den allgemein interessierten Lesern konkurriert mit anderen Blogs und normalen Nachrichtenanbietern, während es bei Fachangeboten in Deutschland praktisch konkurrenzlos wäre. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus würde ich daher auf die Fachleser setzen, von denen schon hundert ausreichen würden, damit eine Person bei im Fachsegment üblichen Preisen davon leben könnte.
Rein persönlich würde ich für das in der beschriebenen Richtung weiterentwickelte Blog pro Institution den Abopreis in der Richtung von 1500 Euro festsetzen und für jeden weiteren Zugang ca. 500 Euro und bei Einzelkunden 1000 Euro im Jahr verlangen. Für Unis, NGOs etc. würde ich einen reduzierten Preis anbieten, vielleicht 150 Euro pro Zugang, was sich auch ein Student leisten kann, der sicherheitspolitisch inteerssiert ist. International gibt es einige Anbieter die so arbeiten. Mittelfristig dürfte das Blog locker das Potential für 500-1000 Nutzer haben, und davon könnte nicht nur Herr Wiegold leben, sondern auch ein Team von freien Mitarbeitern.
@ Agenturmensch
Schränkt man die Kommentarfunktion und die Sichtbarkeit der Kommentare auf registrierte, zahlende Nutzer ein, steigt sowohl deren Glaubwürdigkeit als auch deren Qualität (der Gelegenheitsdiskutant bleibt ja draussen), so dass der Abonnent Zugriff auf ein echtes Expertenforum bekommt.
Ob „ist bereit zu zahlen“ auch „hat was zu sagen“ bedeutet ist zweifelhaft. Tatsächlich profitiert Augengeradeaus auch insbesondere von jenen Themen-Insidern, die vielleicht nichtmal regelmäßig mittlesen, aber dann in einem informativen Post mehr Licht in die Sache bringen als alle Regulars zusammen. Eine Paywall würde vermutlich viele davon draußenhalten.
Dazu kommt, dass Augengeradeaus einer der wenigen Orte ist, an denen „Zivilisten“ und „Militärs“ überhaupt zu sinnvollen Diskussionen zusammenkommen. Auch dieses Alleinstellungsmerkmal würde eine Paywall ziemlich sicher zerstören.
@ Stefan
Ich hab meine Zweifel, dass Werbung der Rüstungsindustrie und der Bundeswehr die Glaubwürdigkeit dieses Blogs unberührt ließen. (Ist auch einer der Gründe, warum ich diese ganzen wehrtechnischen Magazine als sicherheitspolitische Plattform nicht ernstnehmen kann.)
Ein paar Beobachtungen:
– Offene Foren und Communities motivieren Spender/Fördermitglieder gerne, indem sie den Benutzer-Account selbiger hervorheben. Sei es ein farbig hervorgehobener Benutzername, oder ein Icon neben dem Namen oder in der Profilseite. Das dürfte auch für Augengeradeaus ein sehr gangbarer Weg sein, da er niemanden ausschließt und Leuten trotzdem für ihre Unterstützung belohnt. (Und ja, eigentlich wäre das Blog ja Belohnung genug, aber so ticken Menschen einfach nicht. ;) ) Und das ohne den Markenkern des Blogs zu beschädigen: „Unabhängiger Journalist mit informierter sicherheitspolitischer Community für die ganze Gesellschaft“, oder so.
– Die Online-Computerspiel-Industrie stellt immer stärker von Abonnement auf Free2Play-mit-kaufbaren-Gadgets um. Eben weil eine Paywall erstmal Kunden abschreckt und die Teilnehmerschaft klein hält. Selbst Probekunden werden durch die Aussicht, irgendwann monatliche Beiträge zahlen zu müssen, abgeschreckt. Im Gegenzug erzeugt ein kostenloses Angebot erstmal Sympathien, erleichtert den Einstieg neuer Teilnehmer (auch gerade durch Mund-zu-Mund-Werbung), und wenn Leute erstmal entspannt drin sind kann man ihnen mit vielen Micropayments auch das Geld deutlich leichter aus der Tasche ziehen.
– Merchandising über Kickstarter. Hat den Vorteil, dass das Risiko für den Autor sehr gering ist, und gleichzeitig mehr „Wert“ verkauft wird, als bei überteuerten Kaffeetassen, bei denen nur ein Bruchteil an den Autor geht. Howard Tayler von „Schlock Mercenary“ hat jetzt erst kürzlich mit Challenge Coins 150.000 $ umgesetzt. Ok, das war schon ein sehr extremer Einzelfall, und das hängt natürlich auch immer von der Community-Größe ab. (Aber gerade Challenge Coins wären für eine militäraffine Community wie hier doch jetzt wirklich mal ein Ansatz. Oder Zippos… ;) )
– Lizenzangebote für Geschäftskunden, wurde ja schon angesprochen. Funktioniert mit Software sehr gut (kaum Mehraufwand in der Herstellung, vergleichsweiser geringer Kostenpunkt für kommerzielle Nutzer, für die ein Lizenzverstoss womöglich auch deutlich teurer wäre). Keine Ahnung, wie man das auf ein journalistisches Produkt übertragen würde. Vielleicht mit Themen-Dossiers, besserer Archiv-Suche und Abo-Diensten?
@J.R.
Für größere Merchandising-Erlöse (Coins, Patches, T-Shirts) ist das Blog vermutlich zu seriös, und es wenn abgedreht genug wäre, damit sich jemand einen AG-Patch mit irgendeinem witzigen Spruch anheftet (Zielgruppe: 20-jähriger Mannschaftsdienstgrad), gäbe es zwangsläufig Probleme mit den Fachlesern.
Mit dem Finanzierungsmodell der angesprochenen Foren kann man in der Regel die Technik fürs Forum bezahlen, mehr aber auch nicht.
Was das Modell der Spielefirmen angeht: Das klingt interessant, und einige andere Anbieter machen das ähnlich, z.B. mit wöchentlichen Onlinekonferenzen mit dem Autor, besonderen Events, separat verschickten ausführlichen Hintergrundtexten etc.
Hmh, würde man für ein wöchentlich erscheindenden etwa einstündigen Podcast zahlen, der noch mal alle wichtigen Meldungen der letzten Woche inkl. besten Kommentare zusammenfasst? Als eine Art Hör-Magazin. So für die Dauerpendler an den WEn?
@Agenturmensch
Es handelt sich doch hier in erster Linie um einen Blog, der – zumindest aus meiner Sicht – von Kommentaren lebt und getragen wird. Man stelle sich doch nur mal vor, wenn man zwar 100 zahlende „Fachkunden“ hat, aber keiner von denen postet seinen Senf zu Herrn Wiegolds Artikeln. Jeder bleibt in seiner offiziellen „Experten“-Funktion gefangen, da er zwangsläufig sein Unternehmen repräsentiert. Pressemitteilungen sind mir persönlich wurst, ich weiß nicht wie es Ihnen geht. Die Kommunikation wäre dahin, da ich glaube, dass Geschäftskunden in erster Linie auf Informationen aus sind, nicht jedoch auf eine Diskussion.
@J.R.
Ihre Ansicht von Zivilisten und Militärs trifft es auf den Punkt.
Als studierter Miltär und langjähriger Offizier würde ich mich sicher von einem reinen „Expertenblog“ abwenden. Es müssen auch Laien zu Wort kommen, sonst fehlt das Salz in der Suppe. Ich möchte gesittet Meinungen in einer verständlichen Sprache austauschen. Informationen findet man auch anderswo. Ich möchte die Meinung anderer Mitmenschen aus möglichst allen Gesellschaftsschichten kennenlernen. Dazu muß ich auch nicht wissen, wer sich hinter einem Benutzernahmen verbirgt. Das überlasse ich gern unseren Geheimdiensten.
@J.R. | 20. April 2013 – 15:40
Aber von irgend etwas muß dieser Blog auch finanziert werden. Es ist nun eimal ein Blog für Sicherheits- und Militärpolitik. Da wäre derartige Werbung das kleinste Übel (möglicherweise auch informativ) von all den gemachten Vorschlägen. Einen Blog nur für Bezahler oder Leser 1. und 2. Klasse möchte ich nicht. Auch keinen „Expertenstammtisch“ selbst ernannter Experten. Meinungsvielfalt und Meinungsbildung durch Dialog wünsche ich mir.