Übrigens: Djibouti.
Djibouti, dieser kleine Staat in Afrika, wird in Deutschland praktisch nicht wahrgenommen – im Unterschied zum benachbarten Somalia oder anderen – zugegeben: größeren und bedeutenderen – Ländern Afrikas. Das ist zwar nachvollziehbar, aber ein bisschen kurzsichtig: In dieser wichtigen Hafenstadt am Golf von Aden befinden sich die wichtigen Militär-Basen praktisch aller westlichen Nationen. Angefangen bei den Franzosen, die in ihrer früheren Kolonie eine sehr massive militärische Präsenz haben, und den USA, die vom Camp Lemonier aus Soldaten, Flugzeuge und Drohnen nach Ostafrika und vielleicht auch auf die arabische Halbinsel schicken. Die deutsche Marine hat dort ihren Stützpunkt für den Anti-Piraterie-Einsatz vor der Küste Somalias, ebenso die Spanier und die Japaner.
Deshalb empfiehlt sich bei Gelegenheit ein genauerer Blick auf dieses Land. In diesen Tagen besonders, denn es gab eine Wahl, aus der die bisher herrschende Koalitionsregierung als Sieger hervorging. An der Wahl selbst und am Ausgang gab es heftige Kritik, und seit ein paar Tagen hat sich das in inneren Unruhen Luft gemacht:
Djibouti security forces fought running battles with opposition supporters for a second day on Tuesday in an attempt to disperse protests against the ruling coalition’s parliamentary election victory, witnesses said. (…)
Riot police fired tear gas to scatter hundreds of chanting demonstrators outside the Justice Ministry who were demanding the release of Sheikh Bashir Abdourahim, a prominent opposition figure whose family said he had been arrested on Monday. (…)
Protesters pledged to keep up the unrest until President Ismail Omar Guelleh’s government collapses.
berichtet Reuters.
Nun kann man ja nicht in jedem kleinen, halbwegs autoritär regierten Staat alle Entwicklungen verfolgen. Wenn man wichtige Stützpunkte dort hat, sollte man das vielleicht dennoch tun.
Nachtrag: Das Auswärtige Amt hat – wie die Außenministerien anderer westlicher Länder – deutsche Staatsbürger in Djibouti zur Vorsicht aufgefordert. Die aktualisierte Warnung vom 27. Februar:
Das Ergebnis der Parlamentswahlen vom 22. Februar 2013 wird von der dschibutischen Opposition nicht anerkannt. Es kommt in diesem Zusammenhang zumindest in Dschibuti-Stadt zu Demonstrationen und Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften, insbesondere entlang der Siesta-Uferstraße und der Route de Venise. Es lässt sich nicht voraussehen, wann diese Auseinandersetzungen abklingen werden. Deutsche Staatsangehörige in Dschibuti sollten bei Bewegungen Vorsicht walten lassen und sich von Menschenansammlungen und Auseinandersetzungen fernhalten.
(Archivbild 2004: Abmarsch der Präsidentengarde in Djibouti)
Genau wie in Bahrain wird es auch in diesem strategisch unverzichtbaren postkolonialen Überbleibsel wohl keine erfolgreichen Proteste geben können.
Beunruhigend dass dieser wichtige Beitrag einen Kommentar (thanks JCR) erntet, die HERMELIN Thematik aber alle Gemüter in Richtung Stratosphäre treibt…
Schlimm genug, aber „keine Veränderung“ ist vermutlich das Beste was für alle Akteure dort passieren kann…. Nicht das ich ein DJI Fan bin, aber es ist und bleibt die einzige Option in der Region…
Knapp eine Mio Einwohner, kein Hinterland, keine Nennenswerte Industrie außer Hafen und Marinstützpunkten. Wovon könnten die Leute leben, wenn die fremden Marinen abzögen?
Eigentliche Frage: Welche Interessen könnten die Unruhen befeuert haben? Soziales scheint laut Wiki nicht verbreitet zu sein und eine durchschnittliche Lebenserwartung von 40 Jahren ist durchaus ein Nährboden für eine Rebellion.
Wer für längere Zeit und über einige Jahre verteilt in Djibouti war, wird einerseits die positiven Veränderungen in der Stadt registriert aber eben auch die unverändert vielen Mißstände bemerkt haben.
Von den mobilen Khatverkaufsständen über die Lebenssituation in Djiboutistadt und im Land bis hin zu den anscheinend sehr schnell sehr reich gewordenen Afrikanern im Stadtbild.
Trotzdem stimme ich Valensina zu. Betrachtet man die möglichen Optionen, ist keine Veränderung die beste Alternative. Auch wenn das für viele eher die Wahl zwischen Cholera und Pest bedeuten mag.