RC N Watch: Treffen der Ex-Warlords, Schießunfall in Baghlan
Archivbild aus dem Dezember 2001: Truppen unter dem Kommando von Rashid Dostum in Masar-i-Scharif (Foto: Staff Sergeant Cecilio Ricardo, U.S. Air Force via Wikimedia Commons)
Der Gouverneur der nordafghanischen Provinz Balkh, Mohammed Atta Noor, und der Usbeken-General und – formale – Stabschef der afghanischen Armee, Rashid Dostum, haben eine lange gemeinsame und vor allem feindliche Geschichte: Als Kriegsherren im Norden Afghanistans, die neben dem Kampf erst gegen die Sowjetunion und später gegen die Taliban auch erbittert gegeneinander kämpften. Deshalb erregt es natürlich Aufmerksamkeit, wenn sich diese beiden starken Männer im Norden zu einem politischen Gespräch treffen, wie die afghanische Online-Publikation Khaama Press am (gestrigen) Samstag meldete:
Ata Mohammad Noor provincial governor for northern Balkh province of Afghanistan and Gen. Abdul Rasheed Dosturm one of the prominent members of the main political opposition of the Afghan government — national coalition following a rare meeting on Saturday met in northern Mazar-e-Sharif city. (…)
Gen. Abdul Rasheed Dostum and Ata Mohammad Noor are the most powerful commanders in northern Afghanistan and the two leaders in the past had some issues which also led to armed clashes between the fighters of the two leaders. (…)
In the meantime Balkh government media office following the statement said Ata Mohammad Noor discussed the upcoming presidential election with Gen. Abdul Rasheed Dostum in today’s meeting however the source did not disclose further information regarding the talks between the two leaders.
Die beiden Ex-Warlords dürften die linke und rechte Grenze ihrer beanspruchten Zuständigkeit und die Zusammenarbeit im Hinblick auf die afghanische Präsidentenwahl im Frühjahr 2014 abgesprochen haben – nach dem weitgehenden (wenn auch nicht vollständigen) Abzug der internationalen Kampftruppen. Schließlich formiert sich offensichtlich eine Nordallianz gegen den amtierenden Präsidenten Hamid Karzai und voraussichtlich von ihm favorisierte Nachfolger.
Unterdessen gab es noch eine ISAF-Meldung aus dem Norden: Ebenfalls am gestrigen Samstag wurden südlich von Pol-e Khumri in der Provinz Baghlan zwei deutsche Soldaten, fünf US-Soldaten und ein afghanischer Dolmetscher bei einem Schießunfall verletzt. Mehr Klarheit über Auslöser und Hergang dieses Unfalls gab es am (heutigen) Sonntag von der Bundeswehr noch nicht.
bewegen sich alle spieler wieder zurück auf die ausgangspositionen vor 2001 ?
Das denke ich auch. Claims werden abgesteckt für 2014, Pfründe verteilt und Allianzen gebildet beziehungsweise aufgekündet.
Heute hörte ich im DLF, dass ein amerikanischer Verteidigungspolitiker (Namen habe ich nicht zur Hand, könnte es der designierte Verteidigungsminister sein?) die 2000 Opfer der Amerikaner als „wasted“, also vergeudet bezeichnet hat, wenn der „Abzug“ (eher die Hals-über-Kopf Flucht) wie geplant durchgezogen wird und AFG wieder sich selbst überlassen wird.
An eine ähnliche Diskussion in D kann ich mich nicht erinnern, hier scheint man bestrebt zu sein, möglichst schnell und kostengünstig abzuziehen.
Nach uns die Sintflut.
Meine Prognose: In spätestens 10 Jahren wird es eine erneute Intervention der internationalen Gemeinschaft (vielleicht dann unter Führung der Chinesen?) in AFG geben.
Der internationale Terrorismus wird sich aus Somalia, dem Jemen und den (nord-) afrikanischen Staaten dorthin zurück ziehen, wo der geringste „Fahndungsdruck“ herrscht. Und das dürfte trotz sicherlich weitergehenden Drohneneinsätzen der USA bald wieder AFG werden.
Interessant dürfte nur sein, ob Pakistan es schafft, das entstehende Vakuum zu füllen.
Und womit.
Hier die Aktualisierung:
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/!ut/p/c4/NYzNCsIwEISfpQ9gtkVQ681SEC8eetF4Kdt0qcH8lHRrQHx4k4MzMJdvZuAByQ7fekLW3qGBO0ilj0MUQxxJ4ItXMoYWgevSj2R70m5B_sAtL1NDeUeck8mxTjkFZB_E7AObTNYQEhF6BFlWbVPty7-qb73trud2V9ftpeny4RxwsgjS-Y1C9SSYrT3EU1H8ANz_usI!/
Na ja, Aktualisierung…