Mali: Die Lage eskaliert

War was mit Mali? Angesichts anderer Entwicklungen ist die Lage in dem afrikanischen Staat, dessen Nordteil von islamistischen Extremisten kontrolliert wird, hierzulande weitgehend unbeachtet geblieben; von den europäischen – und damit auch deutschen – Überlegungen für eine (Ausbildungs)Unterstützung der malischen Armee ist derzeit nichts zu hören.

In den vergangenen Tagen allerdings eskaliert die Lage – zum Mitplotten die aktuellen Entwicklungen:

Die Islamisten – und damit faktisch eine Untergliederung von Al Kaida – versuchen ihr Einflussgebiet weiter nach Süden auszudehen und Städte unter ihre Kontrolle zu bringen, die noch von den Regierungstruppen gehalten werden. Das ruft auch den UN-Sicherheitsrat auf den Plan, der für einen raschen Einsatz der ohnehin geplanten internationalen (sprich afrikanischen) Truppen plädiert.

New York Times: Mali Government Is Left Reeling After Islamists Take Village Long Held by Army

BBC: Mali crisis: UN calls for ’swift deployment‘ of troops

Die Erklärung des UN-Sicherheitsrats – die Kernaussagen:

The members of the Security Council express their grave concern over the reported military movements and attacks by terrorist and extremist groups in the north of Mali, in particular their capture of the city of Konna, near Mopti.  This serious deterioration of the situation threatens even more the stability and integrity of Mali and constitutes a direct threat to international peace and security. (…)
The members of the Security Council reiterate their call to Member States to assist the settlement of the crisis in Mali and, in particular, to provide assistance to the Malian Defence and Security Forces in order to reduce the threat posed by terrorist organizations and associated groups.
The members of the Security Council express their determination to pursue the full implementation of its resolutions on Mali, in particular resolution 2085 (2012) in all its dimensions.  In this context, they call for a rapid deployment of the African-led International Support Mission in Mali (AFISMA).

Als offensichtlich bislang einziger deutscher Journalist ist der Kollege Matthias Gebauer von Spiegel Online vor Ort:
Islamisten überrennen Grenze zum Süden

Die Regierung in Bamako hat Frankreich direkt um Hilfe gebeten. Die Antwort aus Paris, die möglicherweise noch diese Woche kommt, wird vielleicht einen Hinweis auf das weitere Vorgehen Europas geben.

(Ich hätte diesen Eintrag gerne mit einem aktuellen Bild aus Mali illustriert, allerdings habe ich kein frei verfügbares Foto gefunden.)

Nachtrag: Ich hänge mal weitere Berichte hier an, teilweise noch aus der Nacht; aber im Laufe des Freitags dürfte noch mehr dazukommen.

Reuters: Mali asks for help after Islamists capture strategic town

Reuters: Malian army launches drive to retake key town (da ist auch von foreign soldiers die Rede)

Mali’s army has launched a counter-offensive to retake the key central town of Konna seized by Islamist rebels on Thursday, military sources and local residents said on Friday.“The army has launched an offensive on Konna. Helicopters have bombarded rebel positions. The operation will continue,“ a senior military source in Bamako told Reuters.

Voice of Russia: European military aircraft with weapons and soldiers on board arrives in Mali (über C-160 Transall verfügen nur Frankreich und Deutschland. Und die Deutsche Luftwaffe dürfte es nicht sein…)

According to witnesses cited by news agencies a military aircraft carrying weapons and foreign soldiers has arrived at an army base in Sevare in central Mali, not far from the captured town of Konna. One witness at the airport reported seeing weapons and soldiers leaving a C-160 military transport aircraft.

Laut Gebauer von Spiegel Online wurde eine Transall bereits gestern dort gesichtet: seen transall transport planes already yesterday at AP in sevare mali, not possible to see where they were from

Reuters: France says will support Mali within UN resolutions

Auswärtiges Amt:

Auch Außenminister [Guido] Westerwelle sagte, es sei richtig, die Bemühungen um die Aufstellung der Eingreiftruppe „mit Hochdruck“ voranzutreiben. Er hob zugleich hervor, dass es eine „allein militärische Lösung“ nicht geben werde. „Deswegen müssen auch die politischen Bemühungen intensiviert werden“, so Westerwelle. Die Gespräche unter afrikanischer Vermittlung müssten dringend weiter geführt werden.

AP: A Malian official says that French military have arrived in the troubled West African country to help its military amid an advance by radical Islamists.

France 24: MALI: Troops from Nigeria, Senegal, France back Mali against islamists (Army)

Aus einem Studiogespräch im englischen Programm von France 24 am Freitagabend: Auch die französischen Kollegen haben noch keinerlei Informationen, mit wie vielen Soldaten Frankreich in Mali engagiert ist. Der stellvertretende Chefredakteur von Paris Match sagte, der Einsatz sei schon länger für Januar geplant gewesen.

Der französische Außenminister Laurent Fabius nannte in einer Pressekonferenz am Freitagabend keine Einzelheiten – nichts zur Zahl der eingesetzten Truppen, nichts zur Frage, ob es über Luftunterstützung hinaus signfikante Unterstützung am Boden gebe. Er machte nur deutlich, dass es Frankreich sowohl um seine acht als Geiseln genommenen Bürger in Mali gehe als auch darum, zu verhindern, dass die Islamisten im ganzen Land die Kontrolle bekämen.

Fabius auf Twitter: Wir intervenieren, weil die internationale Gemeinschaft es verlangt, weil die Existenz Malis bedroht ist.

AFP: Berlin défend la décision française d’envoyer des militaires (nach der deutschen Fassung des erwähnten Communiqués suche ich noch)

Und die Vorbereitungen für eine EU-Trainingsmission (das wäre dann: mit Deutschland?) sollen beschleunigt werden: Reuters: EU to speed up preparations for Mali army training mission