Zum 3. Advent: Der GI im Deutschlandfunk-Interview
(Foto: Bundeswehr/PIZ EinsFüKdo via flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Am (heutigen) 3. Advent mache ich es mir mal einfach und verweise einfach zum Nachlesen (und später auch zum Nachhören) auf das Interview der Woche im Deutschlandfunk, dass der Kollege Rolf Clement mit Bundeswehr-Generalinspekteur Volker Wieker geführt hat:
Allen Lesern von Augen geradeaus! einen schönen und hoffentlich ruhigen 3. Advent!
Und wieder einmal wird die Verbesserung der Sicherheitslage in AFG mit dem Rückgang der sog. „Sicherheitsrelevanten Zwischenfälle“ begründet.
Die äußerst begrenzte Aussagekraft dieser Methode will man wohl weiterhin nicht wahrhaben.
Es fehlt offensichtlich weiterhin eine wirkliche kriegstheoretische Durchdringung eines „kleinen Krieges“.
Kleiner Buchtipp für den GI und seine Stäbe:
http://www.amazon.com/No-Sure-Victory-Measuring-Effectiveness/dp/0199746877
Die Verweis auf die Erste Direktive in einem ISAF-Interview war einfach köstlich. :)
Kilcullen zu SRZ/ SIGACTs:
„Metrics that can be deceptive, and therefore should be avoided, include: (…)
SIGACTs, especially those involving violence against the coalition. Significant
Activities (incident counts) are often used as a surrogate metric for overall progress, on
the assumption that more SIGACTs are bad, and fewer SIGACTs are better. This is
understandable but again problematic. Violence tends to be high in contested areas and
low in government-controlled areas. But it is also low in enemy-controlled areas, so that
a low level of violence indicates someone is fully in control of a district, but does not tell
us who. “
http://hts.army.mil/Documents/Measuring%20Progress%20Afghanistan%20(2).pdf
„Nachwuchszahlen sind zufriedenstellend“
hää? Ja wo denn? In der SKB jedenfalls nicht! Nach über einem Jahr ohne Wehrpflichtige, ist die Arbeitsbelastung gleich geblieben bzw. sogar noch mehr geworden aber Männer als Personalergänzung stehen immer noch nicht auf dem Hof.
Achja. Das WachBtl beim BMVg braucht natürlich die manpower zum repräsentieren.
Da stehen hunderte Soldaten „rum“. In meiner TE könnten 2 (!!!) Mann bereits Wunder wirken.
Die Marine beklagte sich doch auch über Nachwuchsmangel?
http://www.morgenlage.de/prekare-personallage-in-der-marine/
Die Personallage in der Marine sei „kritisch“ oder „schwierig“.
Reden die Herren miteinander? Oder in guter alter Bw-Tradition nur übereinander?
Es fehlen an allen Ecken und Enden gerade Mannschaftsdienstgrade, die Deckung des Bedarfs bei den Marineoffizieren TrpDst sieht wohl so aus, dass die Bewerberzahl genau dem Bedarf entspricht. Jetzt darf sich jeder seine Gedanken dazu machen, welche „Bestenauslese“ noch statt finden kann.
Und das wird beim Heer und der Luftwaffe nicht viel anders sein.
@TomTom
Tja das ganze ist ein Betrachtungsproblem.
Die Bw hat insgesamt letztes Jahr über 10.000 FWDL rekrutiert und damit in der Spanne 5000 – 15000 einen zufriedenstellenden Wert erreicht. Daher „keine“ Nachwuchssorgen. Auch die Bewerberzahlen Offiziere und Unteroffiziere sind weiterhin mit dem Faktor 2-3 der verfügbaren Stellen zufriedenstellend.
DAS liest der GI und denkt sich – läuft doch… oder zumindest sagen ihm das wohl seine Berater.
Jetzt guckt man sich das genauer an und fängt an Fragen zu stellen.
Wie lange dienen im Schnitt denn die FWDL ?
Kurz – und realistisch gesehen kann gerade die Marine und viele Verwendungen im Heer einen Soldaten erst ab 12 Monaten plus sinnvoll verwenden, da die Ausbildung einfach so viel Zeit raubt. Also werden die Soldaten dort nicht eingesetzt und drücken sich stattdessen in Stäben und PersErgänzungen oder auf HiWi Posten die Klinke in die Hand
Wo dienen die FWDL?
Nicht dort wo der Mangel ist… da diese Verwendungen unattraktiv sind.
Wo wollen die SaZ hin?
Auch nicht da wo der Mangel herrscht. Weil gefährlich, unattraktiv, belastende Tätigkeiten.
Folglich herrscht ein immens großes „selektives Fehl“ in der Personalstärke der Truppe als ein rein quantitatives.
@Jas: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast. Stimmt schon.
Trotzdem deckt sich Ihre Aussage, dass die Bewerberzahlen Offz noch einen Faktor von 2-3 aufweisen nicht mit meinen Infos, die ich allerdings auch nicht belegen kann.
Ansonsten stimme ich Ihnen natürlich zu, gerade was den Mangel in vermeintlich unattraktiven, weil anstrengenden und gefährlichen Verwendungen betrifft.
Danke und ebenso einen ruhigen 3. Advent an TW.
Mangel an geeignetem Personal in einigen Bereichen hat es auch vorher gegeben. Es ist nur durch die Wehrpflicht verdeckt worden. Wehrpflicht sollte aber kein Mittel sein, um ineffiziente Strukturen zu konservieren. Daher ist die Sichtbarkeit des Mangels sehr gut, weil es früher oder später zu Strukturänderungen zwingt.
@TomTom
Bei den Offz Bewerberzahlen wäre ich sowieso momentan vorsichtig.
Den Anwärter, den sie heute einstellen haben sie ja erst in 7 Jahren zur Verfügung. Heute weiss keiner in einem beachtlichen Umfang wie groß überhaupt der Bedarf sein wird, da die DP Strukturen der Verbände unterer Ebene (da wo junge Offiziere eigentlich dienen sollen) aussehen, was da A9/10 oder A11 und A12 is ob das 01 oder 05 oder doch Q geschlüsselt wird…
Also ist ein sinnvoller Soll/Ist Vergleich nicht möglich und eher eine Schätzung – die sieht aber nicht so schlecht aus.
Ein Rückgang ist aber natürlich zu beobachten, war aber auch demographisch zu erwarten – und in Anbetracht der schlechten Presse der Neuausrichtung „Unsicherheit an allen Stellen“ sogar überraschend weich.
Bingo! Bingo!
Dachte ich hätte mein Buzzword-Bingo Gewinnschein zuerst in einem I-View mit TdM voll mit allen Kreuzchen. Nun war es dieses hier.
Tja. Nix neues aus Berlin, außer Durchhalteparolen.
Dann will ich mal dranbleiben.
Huch, das klingt ja alles sehr diesem politischen Lavieren, bloß das Kind nicht beim Namen zu nennen. Eine realistische Bewertung der Nachwuchsgewinnung wäre eine interessante Sache…
Optimismus und Zuversicht gehören nun mal zu den obersten Pflichten des Generalinspekteurs, das darf man nicht vergessen. Zahlen und Einschätzungen lassen sich eben – auch ohne sich von der Realität ungebührlich zu entfernen – auf unterschiedliche Weise interpretieren. Und wenn der GI sich vorwiegend pessimistisch äußern würde, dann liefe das im Ergebnis nur auf eine weitere Verschlechterung der ohnehin schon schwierigen Lage hinaus (siehe psychologischer Herdeneffekt). Es geht nicht um einen nach innen gerichteten Kritikerpreis, wenn er ein Interview mit gezielter Außenwirkung gibt. Ich kann ihn da schon verstehen, auch wenn es manchmal schwerfällt, Reden über vermeintlich problemfreie Zonen zu akzeptieren.