Augen geradeaus!-Pläne für 2013: Blogtreffen Süd, Push-Dienste…
Das Wiegold-Syndrom ist in den vergangenen Tagen ausgefallen: Über die Weihnachtstage habe ich faktisch eine Auszeit genommen, und es ist nichts Gravierendes passiert (jedenfalls aus deutscher verteidigungs/sicherheitspolitischer Sicht). Das hat mir sehr entspannte Weihnachtstage beschert, ich hoffe, meinen Lesern auch!
Auch wenn zwischen den Jahren bislang weiterhin Ruhe herrscht, kann ich mir ja schon mal ein paar Gedanken für 2013 machen. Und ein paar neue Ideen für dieses Blog gibt es in der Tat schon:
• Nach dem Augen geradeaus!-Blogtreffen 2012 in Berlin wird es im kommenden Jahr erst mal ein solches Treffen im Süden Deutschlands geben – nach beharrlichem Druck aus dieser Region ;-)
Ort und Termin stehen auch schon fest, manchmal muss man halt langfristig planen: Ich freue mich auf ein Treffen mit Lesern am Nachmittag des 15. März, einem Freitag, in Augsburg. (Das liege, so hörte ich als gebürtiger West-, beruflich zeitweise Nord- und inzwischen ebenso beruflich bedingter Ostdeutscher, für Süddeutschland sehr zentral.) In den nächsten Tagen werde ich für die Anmeldung zu diesem Treffen eine gesonderte E-Mail-Adresse einrichten.
• Auch im kommenden Jahr werden meine Bemühungen weiter gehen (müssen), Augen geradeaus! auf eine finanzielle Basis zu stellen. Ich bin sehr dankbar für die freiwilligen Zuwendungen meiner Leser, die meine Arbeit sozusagen mit einem virtuellen Abonnement unterstützen (Anfang des Jahres werde ich mal bilanzieren, wie sich das in 2012 ausgewirkt hat). Dennoch ist es weiterhin ein zu geringer Teil meiner journalistischen Einnahmen.
Eine erste Überlegung ist deshalb, die Einträge in diesem Blog auch als Push-Dienst anzubieten: Als aktuelle E-Mail bei Veröffentlichung. Damit richte ich mich vor allem an Personen und Institutionen, die auf eine zeitnahe Information Wert legen – und dafür auch eine Rechnung mit ausgewiesener Mehrwertsteuer erhalten. Mit den Kosten dafür experimentiere ich noch; sie werden auf jeden Fall für Einzelpersonen niedriger ausfallen als für Institutionen/Unternehmen.
Was sonst noch nötig ist, um Augen geradeaus! weiter zu entwickeln (ohne dabei meine Kapazitäten zu überfordern – nach wie vor ist das hier ein Ein-Mann-Unternehmen!) werde ich unter anderem in den kommenden, hoffentlich ebenso wie Weihnachten ruhigen Tagen um den Jahreswechsel überlegen. Langsam nehme ich auch das aktuelle Geschäft wieder auf – aber ich hoffe, es passiert weiterhin nichts Gravierendes. Und wir alle können einen entspannten Start ins neue Jahr genießen.
Nachtrag: Hat nicht direkt mit dem Thema dieses Blogs zu tun, aber mit der Art, im Internet zu publizieren: Johnny Haeusler hat sehr schön auf den Punkt gebracht, warum es sich lohnt, auf Plattformen wie Blogs zu schreiben und eben nicht nur bei Facebook und anderen Diensten.
„es ist nichts Gravierendes passiert (jedenfalls aus deutscher verteidigungs/sicherheitspolitischer Sicht).“
Nur ein massiver russischer Flottenaufmarsch vor der syrischen Küste. Und deutsche Soldaten und Waffen werden ins Krisengebiet geschickt. Sonst nichts von Bedeutung. Genau.
Bitte den Artikel des nachfolgenden Links mal genau lesen. Besonders den nachfolgenden Satz.
„Es ist allerdings eher unwahrscheinlich, dass die Evakuierung der russischen Bürger das wichtigste Ziel der Schiffe im Nahen Osten ist.“
http://de.rian.ru/zeitungen/20121225/265221127.html
Zitat: „Russlands Kriegsmarine schickt massives Aufgebot ins Mittelmeer
Alle vier russischen Kriegsflotten haben Verbände ins Mittelmeer und den Golf von Aden entsandt. An dem Manöver sind insgesamt 15 Schiffe beteiligt, darunter Kreuzer, Küstenschutzschiffe, Landungsschiffe und U-Jagdschiffe aber auch Tanker und Schlepper, wie RIA Novosti aus dem Generalstab in Moskau erfuhr.
„Dieses Gebiet des Weltmeeres ist im Hinblick auf die geopolitischen Interessen Russlands sehr wichtig“, sagte ein ranghoher Sprecher des Generalstabs. Das umso mehr, weil sich im syrischen Mittelmeerhafen Tartus eine materiell-technische Basis der russischen Marine befindet.
Der Sprecher wich der Frage danach aus, ob es an Bord Kriegstechnik für die syrische Armee gebe. …………“
http://de.rian.ru/security_and_military/20121225/265222599.html
Ich sorge mich um unsere Soldaten.
Warum sollte der Iwan uns etwas antun?
Genauso wie die Patriot-Stationierung oder das iranische Flottenmanöver ist das schlicht Säbelrasseln ohne Auswirkungen aufs Geschehen. Auch ohne sowas blockieren sich Nato und Russland in Syrien gegenseitig, so dass nicht mit einem offenen militärischen Eingreifen einer Seite zu rechnen ist. Ändert sich also nix.
Entscheidender dürfte da eher das Überlaufen des Chefs der syrischen Militrärpolizei sein, oder dass ein geleaktes Video vom wahllosen Abwurf einer „Barrel Bomb“ durch syrische Streitkräfte auch in den europischen Nachrichten lief. Oder dass Russland die Rebellen zu Verhandlungen einlädt, und die sich stark genug fühlen Bedingungen zu stellen. Und selbst das sind „nur“ Nebenschauplätze in einem langwierigen Bürgerkrieg.
Ansonsten ist einen Tag vor Heiligabend in Kabul ein Kleider- und Geldwechsler-Markt mit 600 Ständen abgebrannt (siehe Guardian Online). Bemerkenswert ist hier vor allem, dass eben nicht drüber berichtet wurde. Wäre in den USA oder Europa ein Einkaufszentrum abgebrannt hätte man das aus dem Fernsehen erfahren. Afghanistan interessiert halt niemanden.
Aber all das sind halt kaum neue Entwicklungen.
@J.R.
„Afghanistan interessiert halt niemanden.“
Es gibt dort im wahrsten Sinne des Wortes eben keine relevanten deutschen Interessen.
Unser EU Nachbar verbündet sich immer mehr mit dem Iran
http://german.ruvr.ru/2012_12_24/Israel-uber-mogliche-Schaffung-von-Achse-des-Bosen-zwischen-Iran-und-Wei-russland-besorgt/
Was ist denn die angepasste Strategie der EU/NATO für Belarus? Wie sieht dies aus der Sicht unserer polnischen Nachbarn aus? Besteht eine Gefahr für die Sicherheit der EU?
@ Orontes
Jetzt mal von der äußert interessanten geopolitischen Lage zwischen Iran, Pakistan und China abgesehen? Und den bereits gemachten Zusagen hinsichtlich Konfliktnachsorge und Staatsaufbau? Ob man es will oder nicht: An Afghanistan wird die poltische und militärische Handlungsfähigkeit „des Westens“ für die kommenden Jahre gemessen werden.
Aber das war gar nicht der Punkt: Ein Brand in einem Einkaufszentrum wie man es aus Europa kennt hätte sofort Empathie geweckt. Hätte einen ja selbst erwischen können. Genauso wie Schulschießereien auf der anderen Seite des Atlantiks hier Mitgefühl finden. Aber das Wohlstandsgefälle zwischen Afghanistan und Deutschland ist schlicht so groß, dass die Menschen dort auch nach zehn Jahren immer noch fremd sind. Was den Menschen dort geschieht ist in Deutschland nicht möglich. Afghanistan übersteigt schlicht den Horizont der meisten Deutschen.
Gleiches läßt sich auch über die Situation in Syrien sagen: Kann man nicht einschätzen, kann man nicht nachempfinden, kann also nicht so schlimmt sein.
@J.R. | 29. Dezember 2012 – 11:31
Es sind ja nun schon etwa 4 bis 5 von mehreren hundert Generälen in nahezu fast 2 Jahren. Das ist nicht viel. Generäle sind auch nur Menschen. Auch sie lieben Geld oder haben Angst um ihre Familien. Von Bestechung und Bedrohung konnte man auch schon lesen. Die saudischen und katarischen Söldner werden dort fürstlich bezahlt. Was mag da ein General bekommen. Geld scheint reichlich vorhanden zu sein. Auch ist nicht auszuschließen, dass diese „Überläufer“ im Auftrag Assads übergelaufen sind, nur um einen Fuß in der Tür zu behalten. Für alle Fälle. Auch sollen schon „Rebellen“ zu Assad zurückgekehrt sein.
Zitat: „Lawrow: Assad gibt Präsidentenamt nicht auf
Trotz der seit 21 Monaten andauernden Gefechte zwischen Armee und Rebellen hat der syrische Präsident Baschar al-Assad nach russischen Angaben nicht vor, die Macht aufzugeben.
Assad habe „mehrmals öffentlich und nicht öffentlich gesagt, dass er nicht zurücktreten wird, sondern das syrische Volk schützen will“, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow …………….“
http://de.rian.ru/politics/20121229/265246526.html
„wie sich das in 2012 ausgewirkt hat“
Dieser fürchterliche Anglizismus schmerzt in meinen Augen. Als Sprachpedant wünsche ich mir auch im Jahr 2013 (oder einfach nur 2013) die Beibehaltung des bisherigen des gewohnt hohen sprachlichen Niveaus.
Ansonsten einen guten Start ins neue Jahr.
@ Stefan
54 von um die 1200(?). Das sind in der Tat nicht viel, aber das war auch nicht zu erwarten. Dass es gerade der Chef der Militärpolizei ist, ist angesichts der anscheinend ziemlich schlechten Stimmung in der syrischen Armee und den Berichten über das Hinrichten von Desserteuren doch von besonderem Interesse.
Zur Lage: Gerade was die größte syrische Stadt Aleppo angeht scheint da durchaus ein Trend erkennbar (11. Nov. 2012: Base 46 an die Rebellen gefallen, 16. Dec. 2012: Hanano Barracks wieder an die Rebellen gefallen, Ende Dezember 2012: Flugverkehr nach Aleppo eingestellt.)
@J.R.
„Jetzt mal von der äußert interessanten geopolitischen Lage zwischen Iran, Pakistan und China abgesehen? Und den bereits gemachten Zusagen hinsichtlich Konfliktnachsorge und Staatsaufbau? “
Was „Interessen“ sind, ist nicht ganz klar definiert, aber in der Regel beinhalten Interessen die Bedingungen, die sichergestellt sein müssen, damit Volk und Territorium eines Staates von äußerer Bedrohung frei sind und seine Regierung handlungsfähig ist.
Bzgl. Afghanistans bezieht sich der geopolitische Aspekt auf US-amerikanische Interessen, nicht aber auf deutsche Interessen, es sei denn, man geht davon aus, daß von China für Deutschland eine Bedrohung ausgeht, auf die man mit militärischer Präsenz an seiner Westflanke anworten müsste. Auch vom Iran geht keine solche Bedrohung für Deutschland aus.
Die Zusagen bzgl. des Staatsaufbaus sind gemäß Definitions des Begriffs keine Interessen, sondern politische Entscheidungen, die nicht sachlicher Interessenpolitik folgen, sondern einer Bündnispolitik, die vielleicht 1989 noch mit deutschen Interessen begründbar gewesen wäre, spätestens seit den 90ern aber nicht mehr.
@ Orontes
„… aber in der Regel beinhalten Interessen die Bedingungen, die sichergestellt sein müssen, damit Volk und Territorium eines Staates von äußerer Bedrohung frei sind und seine Regierung handlungsfähig ist.“
Ich halte diese Definition für zu nicht ausreichend, um tatsächliche „Interessen und Bedingungen“, mit Blick auf das staatliche Handeln, politikfähig zu machen. Kein Staat lebt sich selbst und für sich alleine. Mit zu staatlichen Interessen zählt, dass die Interessen der näheren und ferneren Nachbarstaaten in die eigenen nationalen Politiküberlegungen mit einbezogen werden. Reine, eng an nationalen Interessen ausgerichtetet Politik, ist nicht erfolgversprechend.
Was in der Tat in der Debatte drüber in Deutschland aussteht und ein tatsächliches Manko ist, bezieht sich auf die fehlende Fähigkeit der politischen Elite einschließlich ihrerer Stiftungen, die für sich gerne reklamieren, das zu leisten, Kriterien zu entwicklen, die Interesse und Werte unter einen widerspruchsfreien Hut bringen. Das letzte Weißbuch der Bundesregierung – unter der genannten Überschrift „Werte und Interessen“, vermochte dies nicht zu leisten.
Nix für Ungut
@Pedant
Ich gelobe Besserung…
:)
@T.W
Warum, ist das ein amtlicher Blog? :-)) Der Duden gilt nur für staatliche Einrichtungen!
1. Außer im Bereich der Rechtschreibung gibt es (im deutschen Sprachraum) keine Normierungsverfahren oder -instanzen und die sollte es auch in diesem Blog nicht geben! Anders als z. B. in Frankreich, wo die Académie française offiziell reguliert, was „richtiges“ Französisch ist, gibt es somit kein für alle Bürger „richtiges“ Deutsch. Dass Nachschlagewerke wie der „Duden“ auch für Fragen außerhalb der Rechtschreibung als maßgeblich gelten, ist eine Konvention, die aber höchstens im Bereich von Schule und Amtsstellen festgeschrieben werden kann. M.E. Geht es in diesem Blog um die Inhalte und nicht um den Schreibstil. Bei der Kommunikation geht es um die Botschaft und nicht um die standarddeutsche Schreibschrift.
2. Wenn schon pedant, dann richtig! Es ist auf der Grundlage eben dieses Beispieles eher unwahrscheinlich, dass es sich bei [in + JAHRESZAHL] überhaupt um einen Anglizismus handelt. Viel wahrscheinlicher haben wir es mit einem lupenreinen Latinismus zu tun: Im Lateinischen würde man in Anno Domini MDCXVII usw. sagen. Die Konstruktion findet sich außerdem in vielen anderen europäischen Sprachen, z.B. im Französischen (en 2012), im Niederländischen (in 2012) im Dänischen (i 2012) und im Spanischen (en 2011). (frei nach Wiki)
Aber selbst, wenn diese Konstruktion tatsächlich aus dem Englischen käme: Zweihundert Jahre reichen, um eine urdeutsche grammatische Struktur daraus zu machen, denn unsere Sparache gehört zu den vielfältigsten auf unserem Kontinent und ist eine wirklich europäische Sprache mit vielen Variationen! Dies ist der eigentliche Schatz den es zu bewahren gilt! Tote Sprachen gibt es genügend!
Aus „Die Löbliche Herren Herren Stände Deß Ertz-Herzogthumb Oesterreich ob der Ennß“ (1732): „der Seelen selig abgeleidigte Leib der Wohl-Gebohrnen Frauen Frauen Annæ … ist gestorben zu Aggstein den 3ten Februar. nach 12. Uhr Vormittag in 1617. ihres Alters in 51. und ihres Wittib-Stands in 26. Jahr …“
Auch das ist Sicherheitspolitik, denn die Sprache wird ein mili. Thema in Europa werden
und ich glaub, dass wir uns nicht auf das tote Oxfortenglisch einigen werden! :-)))
@Elahan
In 2013 macht das sicher Sinn ;-)
Aber im Ernst: Nein, hier ist keiner an die amtliche Rechtschreibung gebunden. Aber ein Mindestmaß an Konsens auch in Grammatik und Rechtschreibung dient schon der Verständlichkeit. Insofern sehe ich schon zu, dass ich mich – wenn auch nicht immer – eng am Duden orientiere. Nur in einem bin ich kompromisslos: Auch wenn der Duden für Blogs das Maskulinum zulässt, bleibe ich bei das Blog.
@T.W.
So wie der Süddeutsche bei das Teller bleibt :-))
P.S.: und unsere europäischen Sprachen bergen noch so manchen Schatz, wie z.B. Das Blog, Web – Logbuch, Log (liegendes Holz), von gall. leg- „legen“, loga- „Grab“
germ. *lëḡ-, *leḡ-, *leḡjan ‚liegen‘. licgan, engl. lie ‚liegen‘ althochdeutsch; licken, ligen, niederdeutsch; liegen
Also „in waagrechter Position sein“ oder anders gesagt: „Augen gerade aus“ :-)
Gesundes neues Jahr und viel Erfolg mit dem Blog!