Tausend Dollar für eine Kalaschnikow
(Foto: Flickr-User Jonathan Mallard unter CC-BY-NC-SA-Lizenz)
In den Krisengebieten dieser Welt ist der Preis für eine Kalaschnikow, das in der Sowjetunion entwickelte Sturmgewehr AK-47, oft ein Indikator für die Sicherheitslage. Wenn die Menschen befürchten, dass ihre Sicherheit in Gefahr ist, steigt die Nachfrage nach dieser Waffe – und, ganz marktwirtschaftlich, sehr schnell der Preis.
Deshalb ist aus dem Gespräch, dass Reuters-Kollegen mit Ahmad Zia Masood (deutsche Schreibweise habe ich nicht präsent) führten, dem Führer der Nationalen Front in Afghanistan, Vertreter der Nordallianz und quasi Oppositionsführer, das Zitat am Ende für mich eine der wichtigsten Aussagen:
„The price of one AK-47 has gone up to $1,000,“ Masood said. „People are well prepared.“
Dabei geht es doch vor allem um die Erwartungen der Afghanen an den wiedergewählten US-Präsidenten Barack Obama. Auch dafür lohnt sich, natürlich, die Geschichte zu lesen.
Das sind schon happige Preise. Ich habe mal auf der Website eines großen amerikanischen Waffenversandhandels nachgeschaut, der auch Sturmgewehre im Angebot hat.
Dort gibt es ein AK-47 in bester Ausführung für $ 895 (mit Garantie und in einem schmucken Holzkästchen).
Aber nach Afghanistan versenden die wohl nicht…
Ich bezweife äußerst stark, dass in den USA AK 47er für 895 US$ verkauft werden. Hängen Sie eine Null dran, und sie haben ein echtes Schnäppchen…
Aber die Aussage des Anführers zeigt schon, in welche Richtung es geht.
Ein bekannter – erst kürzlich aus AFG – zurückgekehrt berichtet das selbe:
1000 $ für ne AK auch im Norden. Preis in den letzten 3 Jahren verdoppelt.
Man bereitet sich auf 2015 vor – und ITAAM mitten drin? Oder irgendwie dabei?
Die in den USA – legal – verkauften AK-47 sind ohne Dauerfeuer (sagt zumindest C.J.Chivers in seinem Standardwerk The Gun).
Und es sind auch keine AK 47 sondern Zivilmodelle. Vepr, Saiga, Mahdi, Yugos usw.
Das dürfte zutreffen. In der Produktbeschreibung heißt es nämlich:
»Richtige« AK-47s sollen aber auf dem Schwarzmarkt in Kalifornien für $ 400 gehen, vermutlich für den Bandenkrieg in Los Angeles (wohin übrigens die US Armee ihre angehenden Ärzte auch ins Praktikum schickt, wegen der vielen Schussverletzungen, die behandelt werden).
ob die jetzt die Funktion F haben oder nicht spielt doch hier keine Rolle. Der fertigungsaufwand für zivil vs milit. dürfte nahezu der gleiche sein. bei den aktuellen US modellen kommt noch verteuernd hinzu, dass es sich dabei NICHT mehr um komplettimporte handeln darf = lauf und Gehäuse werden heute in den USA gefertigt (und afaik noch minimum 4 weitere teile).
wenn eine Graumarkt kalashe aus potentiell chinesischer Fertigung oder gar einem hinerhof am khyberpass jetzt 400 dollar mehr kostet als die günstigste „rumänische“ AK in den USA sagt das schon etwas über knappe güter aus …
Naja, hierzulande gehen entsprechende Automaten für ~2.000€ unter der Theke durch. Gerüchten entsprechend. In Marseille soll das schon deutlich billiger sein, obwohl sie dort nachgefragter sind.
Leute, die (Schwarzmarkt)Preise in Europa und den USA hier anzulegen, bringt ja recht wenig… Entscheidend ist, dass ganz offensichtlich der Preis in Afghanistan drastisch gestiegen ist. Und das sagt eine Menge über die – empfundene oder tatsächliche – Lage…
Ich finde es ohnehin erstaunlich, dass die Preise in AFG so hoch sein sollen.
Es gab doch immer Berichte, dass es in den pakistanischen Stammesgebieten diese überaus talentierten Waffenschmiede gibt, die (auch) AK-47 Nachbauten unter primitivsten Bedingungen herstellen(?).
http://www.vice.com/read/lets-v11n2
50$ / AKcopy
aber koks is auch billig in kolumbien. die Zwischenhändler wollen auch marge machen…
bei 300$ für ein industriell gefertigtes modell bewegen wir uns auch recht nah an dem was da für den preis vor 2-3 jahren berichtet wurde …
Das ist aber schon recht erstaunlich. Sicher, die Nachfrage steigert den Preis, aber dürfte der Markt nicht so langsam gesättigt sein?
Liegt dies eventuell eher daran, dass man den illegalen Waffenhandel in der Region unter Druck setzt?
marktsättigung: nun dem scheint nicht so zu sein und in krisenzeiten wird auch schonmal gehortet.
memorias quelle scheint ja die aktuellen Marktpreise dort zu bestätigen.
sollte es aber versorgungsengpässe geben, hätte man dann nicht auch von größeren razzien o.ä. hören müssen? zumindest über den buschfunk der dort stationierten und von dort heimgekehrten …
Das US amerikanische Waffenrecht hier auszubreiten würde zu weit führen. Kurzum müssen die in den USA verkauften Ak’s eine gewisse Anzahl von in den USA produzierten Teilen aufweisen um legal zu sein, wenn sie dem Markt neu zugeführt werden. Abhängig vom Bundesstaat sind auch Vollautomaten möglich. Untere Preislatte dürften so um die 500 USD sein.
… und dann berichten die Medien heute (habe bewusst keinen Link gesetzt), dass Kalaschnikow pleite ist… Oh, the irony.
@Sebastian B.
Na, aber es gibt doch die russische Meldung vom 6. November:
Russia’s leading rifle maker Izhmekh and the maker of the famous AK-47 Izhmesh could merge under the Kalashnikov brand in order to avoid bankruptcy, according to Russian Deputy PM Dmitry Rogozin.
Da gibt es schon mal ne Spende, die dann kurzfristig den Schwarzmarktpreis versaut :-)
http://de.rian.ru/security_and_military/20101112/257631079.html
(…) „Die meisten Kalaschnikow-Maschinenpistolen, die es auf der Welt gibt, werden ohne Rücksicht auf die russischen Markenrechte produziert“, betonte Experte Korotschenko. Die Staatsholding könnte nach seinen Worten „die weltbekannte Marke“ schützen und viel Geld einnehmen…(..:-) genau, die Rebellen auf dieser Welt sollten endlich ihre Lizenzgebühren zahlen, und die Piraten GEMA)
http://de.rian.ru/security_and_military/20121106/264878049.html
Das liegt aber daran, dass die gesamte AK-Familie die am meisten kopierte Waffe der Welt ist…
Man sollte ein wenig an das Gewissen und Anstandsgefühl der Taliban appellieren, keine raubkopierten Waffen einzusetzen. So etwas gehört sich einfach nicht.
Genau! Die sollten einfach intern mal mehr aufklären und dann die Teilnehmerlisten als Geste des Respekts nach Russland schicken – zusammen mit dem Versprechen, ab jetzt nur noch westliche Waffen zu klauen und zu verwenden, oder eben Lizenzgebühr zu bezahlen.^^
OT: Die Bundeswehr schickt(e) ab und an auch ein paar Ärzte nach Südafrika in die Krankenhäuser, z.B. nach Kapstadt. Schuß- und Stichverletzungen gibt es da leider auch zu oft.
Ich erinnere mich noch an eine Russlandreise im Jahr 2000. In einem Moskauer Waffenladen konnte man die Gewehre für 80 – 120 USD erwerben…
In Afghanistan sind viele Waren teurer durch schlechte Transportwege und veraltete Infrastruktur. Daher empfielht es sich auch immer alltägliche Haushaltsgeräte in solche Vergleiche einzubeziehe. Und da sind vergleichbare Haushaltsprodukte oftmals deutlich teurer als in den Nachbarstaaten oder im Westen.
Wenn nun aber ein €300 Kühlschrank in Afghanistan eher €500 kostet dann wird der Aufschlag für ein Sturmgewehr risikobedingt noch höher ausfallen.
Wann wird denn voraussichtlich eine Marktsättigung eintreten? Die teile werden seit 50J von duzenden Staaten legal und illegal kopiert und verkauft und sind wohl nahezu unkaputtbar. Wenn nicht absichtlich waffen verschrottet wurden müsste von der Sache her doch inzwischen für jeden eine da sein. Allein beim zerfall der Irakischen armee dürften doch mehrere hunderttausend frei geworden sein. Wie kommen dann diese hohen preise zustande?