Protest gegen Anti-Islam-Film: Deutsche Botschaft im Sudan angegriffen
Die Proteste in der islamischen Welt gegen das Anti-Islam-Video aus den USA haben sind (bislang) in Afghanistan nicht in Gewalt umgeschlagen – dafür aber in der sudanesischen Hauptstadt Khartoum. Da sich die Geschichte gerade erst entwickelt, habe ich dazu eine Storify-Chronik angelegt, die ich fortschreibe:
@chickenhawk
Die Askari im Hintergrund sind doch wohl der pure Rassimsus…
Übrigens ist just heute der Papst zu einem Besuch im Libanon eingetroffen. Erscheint mir halsbrecherisch.
@klabautermann
Die deutschen Soldaten aus Somalia mussten nicht evakuiert werden, sondern verlegten ganz geordnet zurück nach Deutschland. In einem Land wie Ägypten befinden sich aber derzeit z.B. mehrere tausend deutsche Zivilisten, die nicht mehr so ohne weiteres aus dem Land kämen, wenn solche Aktionen wie die gerade laufenden eskalieren. Ein Konzept für solche Fälle (es muss ja nicht immer die Bundeswehr lösen) hat die Bundesregierung nicht.
@ tomtom …
.
oft sind die USA nur Scheinziel im innnepolitischen Kampf solcher Gruppen. Das vordergründige Bemühen um ein globales Kalifat endet dann doch oft an den eigenen nationalen Grenzen, sobald man Teil des offiziellen politischen Diskurses geworden ist.
Ich sehe wenig Ähnlichkeit zwischen den Initiatoren des arabischen Frühlings und den Brandstiftern dieses Herbstes. Im Gegenteil, die einen tragen lockere westliche Kleidung und gehen mit ihren Frauen und Schwestern mit Plakaten zum Demonstrieren, die anderen gehen in tausendjährig vermufften Talaren (um mal das berühtme Zitat hier einzubauen) zum Männersport Häuseranzünden.
Aus Reihen der Träger des arabischen Frühling hört man übrigens interessante Worte, z.B. daß das Gewaltmonopol nicht den Kuttenträgern überlassen werden darf und daß jeder der in Tunesien, Ägypten und Libyen für Reformen auf die Strasse gegangen ist nun dringenst sich ins System einbringen sollte.
@Crass Spektakel
„Ich sehe wenig Ähnlichkeit zwischen den Initiatoren des arabischen Frühlings und den Brandstiftern dieses Herbstes. Im Gegenteil, die einen tragen lockere westliche Kleidung und gehen mit ihren Frauen und Schwestern mit Plakaten zum Demonstrieren,…“
Das war der selektive Blick westlicher Medien, verbunden mit Wunschdenken. Endlich werden alle Menschen Brüder, und wenn erstmals die bösen Diktatoren weg sind, sind die Menschen im Nahen Osten frei so zu werden wie wir!
Man wollte damals nur die Kräfte wahrnehmen, die auf Englisch kommunizierten, Facebook nutzten und sich so ausdrückten und so ähnlich dachten wie man selbst. In Ägypten ist das jedoch nur ein winziger Teil der Bevölkerung. Die Islamisten verschiedener Couleur hatten schon immer wesentlich mehr Rückhalt und der Bevölkerung und hatten 2011 nichts dagegen, dass ein paar verwestlichte Liberale für sie das freundliche Gesicht in Richtung Westen hergaben. Jetzt ist ihre Schuldigkeit aber getan, und der „arabische Frühling“ darf sein wahres Gesicht zeigen.
@Orontes
lol, Sie haben echt keine Ahnung
@klabautermann
Wenn Sie meinen Ahnung haben, können Sie diese bestimmt auch in Argumente fassen bzw. einen ordentlichen Einwand formulieren. Das Wesen der Diskussion besteht im Austausch von Argumenten und Einwänden, wie Ihnen vielleicht bekannt ist. Ich war übrigens längere Zeit in Ägypten und anderen Ländern der Region tätig (u.a. auch im Frühjahr 2011) und kann gerne tiefer ins Detail gehen, wenn Sie Fragen haben oder Ihnen etwas unklar ist.
@ klaubautermann
Orontes hat den Sachstand völlig zutreffend beschrieben.
Eine tatsächlich interessante Handlungsmöglichkeit wäre die sichtbare unterstützung des Südsudans. Es wäre sowieso besser, wenn man diesen von Anfang an unterstützt, gerade um ein Land in diesem Gebiet zu haben, das im Zweifel auch mal als Stützpunkt etwa bei Evakuierungsoperationen dienen kann. Mal ganz davon abgesehen, dass es auch wirtschaftspolitisch sicher kein Fehler wäre, dort zu investieren.
Aber so weit denkt das Außenministerium aktuell nicht, oder?
(Das wäre mal ein Thema für die Pressekonferenz mit dem Minister…)
@Orontes
…ich war auch tätig in diesen Räumen…..allerdings schon 1992 ff
Darf ich vorbeugend mal zur Mäßigung aufrufen….?
(Ich teile die Einschätzung, dass „der arabische Frühling sein wahres Gesicht zeigen darf“, auch nicht. Weil das all denen, die einen Aufbruch versucht haben, bitter Unrecht tut. Und es ist nun wahrlich nicht so, dass ein Prozent Krawatte tragen, 99 Prozent Hardcore-islamisten und deren Unterstützer sind und dazwischen nix passiert.)
Der Korrespondent im Deutschlandfunk meinte gerade, es hätte im Sudan auch ein Gerücht gegeben, dass jemand an einer Moschee in Berlin(!) Mohammed-Karikaturen aufgehängt habe.
@T. Wiegold
Die Islamisten (MB und Salafis) haben in Ägypten die Unterstützung von rund zwei Drittel der Bevölkerung und spielen jetzt eine entsprechende politische Rolle. Das ist das reale und absehbare Ergebnis des „arabischen Frühlings“ (so ähnlich auch in Tunesien, Libyen, demnächst Syrien), und es hat sehr wenig mit dem zu tun, was der Großteil deutscher Medien zu Beginn darüber verbreitet hat. Demnächst werden diese Medien dann vermutlich auch darüber überrascht sein, dass militante Sunniten Massaker an Alawiten und Christen in Syrien verüben. Was ändert es an diesen praktischen Ergebnissen, wenn man nach deren Eintritt auf die aus westlicher Sicht vielleicht guten Absichten einiger der Oppositioneller verweist? Sie wissen doch, womit der Weg in die Hölle gepflastert ist.
Für mich zählen nur die Ergebnisse, und man mag mich deshalb gerne als unromantisch bezeichnen. So wie dies manche deutsche Journalisten taten, mit denen ich im Frühjahr 2011 in Kairo gesprochen habe. Deren Artikel, deren Inhalt wenig mit dem zu tun hat was sich seitdem in diesen Ländern getan hat, sind noch im Netz, aber ich will hier wirklich niemanden persönlich bloßstellen. Jeder mit sachlichen Einwänden geführten Diskussion stelle ich mich im Übrigen sehr gerne.
@Orontes
Wir reden mal wieder ein wenig aneinander vorbei… es geht nicht darum, was deutsche Medien verbreitet haben, sondern um die Hoffnungen von – vermutlich – zu wenigen in den arabischen Ländern, die diesen arabischen Frühling mit vorangetrieben haben und nicht auf der Seite der Islamisten sind.
@all
Es hilft nichts, bei diesem Foto muss ich grinsen.
@T. Wiegold
Da hat wohl jemand Restbestände der WM gewinnbringend veräußert. Ich gestehe, dass sich meine Empörung zumindest bei diesem Bild proportional zur Größe der Flagge verhält, die sich wiederum proportional zum Intellekt und sonstiger biologischer Ausstattung ihres Verbrenners verhalten dürfte.
@Orontes
Sie sind so nen echt bescheidener Demagoge…‘. Deren Artikel, deren Inhalt wenig mit dem zu tun hat was sich seitdem in diesen Ländern getan hat, sind noch im Netz, aber ich will hier wirklich niemanden persönlich bloßstellen..‘
Schönen Gruß an Betina und Heidi….
@klabautermann
Geht das schon wieder los? Das Formulieren kohärenter Argumente und Einwände fällt Ihnen am Freitag nachmittag stets sichtbar schwer. Zumindests konnte ich solche in Ihren letzten Beiträgen nicht entdecken. Sie sollten ihren Alkoholkonsum vielleicht etwas drosseln. Ich diskutiere gerne weiter, nachdem Sie sich ausgeschlafen haben. Sie dürfen mir dann von Ihren umfangreichen Erfahrungen im Nahen Osten berichten, falls vorhanden.
@Orontes
echt überzeugende Argumentation, völlig wertfrei und unpersönlich….ich bin beeindruckt.
Hallloooo, hatte ich schon zur Mäßigung aufgerufen? Just sayin‘.
Um zur Sache zurückzukehren: Einige Beobachter vor Ort meinen, dass sich die Unruhe bzgl. des Filmes bald legen wird. Die Demonstrantenzahlen seien jeweils vergleichsweise gering gewesen, was ein Zeichen dafür sei, dass nicht spontan demonstriert wurde, sondern die üblichen Verdächtigen nach der Erfahrung der von ihnen als erfolgreich wahrgenommenen Karikaturenkampagne vor einigen Jahren mit den bewusst gewaltätigen (und damit medienwirksamen) Aktionen eine Initialzündung für Massenproteste bieten wollten. Die dafür erforderliche Grundstimmung sei zwar da und werde nicht geringer, aber die Sorgen seien in den meisten Ländern momentan andere. In einigen Ländern habe die Regierung die Aktionen bewusst zugelassen, weil man sich erhoffe, dass sie ein Ventil für die allgemeine Unzufriedenheit der Bevölkerung bzgl. steigender Preise für Nahrungsmittel und Treibstoff bilde. In dieser Richtung sei spätestens 2013 einige Unruhe im arabischen Raum zu erwarten. Auffällig war diesmal die Geschwindkeit des Ablaufes zwischen Beginn der Mobilisierung und Ausführung der Aktionen. Das Fazit: In den kommenden Tagen dürfte es wieder ruhiger werden, aber mittelfristig sind weitere Vorfälle dieser Art zu erwarten. In Afghanistan könnte es aber dennoch in den kommenden Tagen unruhiger werden, da das Land immer einige Tage hinter anderen zurückhänge und es dauere, bis solche Aktionen über die vorhandenen Netzwerke dort ankämen.
Die langfristigen Änderungen in der Gesellschaft kann man gut anhand von Bildern veranschaulichen.
So wurden von Absolventen, junge Männer und Frauen, der Universität Kairo auf der Treppe zu einem Gebäude Gruppenfotos gemacht. Angefangen im Jahr 1959, das nächste Bild 1978, es folgt 1995 und schließlich 2004.
Auf den ersten beiden Fotos trägt keine Frau einen Hijab, auf dem letzen Bild sind alle so bekleidet.
http://uppitywoman08.wordpress.com/2011/02/15/women-of-egypt-then-and-now/
@Orontes
„Das musste noch gesagt werden……‘ sic
@chickenhawk
Auch die Ägypterinnen sind nur Menschen ;-)
Man sollte neben der Länge des Hijab auch die Maße des Schnitts der Kleidung messen, um zu verstehen, wie Frauen zumindest in den Städten auf den wachsenden Druck der Islamisten bzw. sexuell erfolgloser Männer reagieren. In dieser Hinsicht erinnert mich Ägypten teilweise an den Iran, wo ebenfalls kreativ mit den Grenzen des offiziell erlaubten gespielt wird.
….das ist einfach nur noch krank…..
@T.W. i’m out
@klaubautermann
„….das ist einfach nur noch krank…..“
Heterosexualität als Krankheit? Ich verstehe. Na ja, ich bin tolerant! Schönen Abend noch.
@ klabautermann
Also was für eine Laus Ihnen heute über die Leber gelaufen ist, würde mich schon interessieren.
@ chickenhawk
Natürlich fällt es auf, wie sich die Kleidung der Frauen über die Jahre hin ändert. Aber das sollte man auch nicht überinterpretieren. Es muss keineswegs immer religiöser Eifer dahinter stecken. Es geht bei den meisten wohl eher um gesellschaftliche Konventionen, und es geht auch um Modebewusstsein, das sich eben von dem unseren unterscheidet.
Schauen Sie sich doch mal Ihre eigenen Klassenfotos aus den 70er Jahren an. Ich wette, 90 Prozent der Männer haben schulterlange Haare darauf, nicht wenige dabei im Afrolook. Und sind wir deswegen ein Hippie-Staat geworden?
Also: Bitte Vorsicht mit falschen Rückschlüssen bei Äußerlichkeiten.
@chickenhawk
Das alte Problem anonymer Netzkommunikation. Wenn man sich persönlich träfe, würde man ein Bier zusammen trinken und über das ganze lachen. Aber „klabautermann“ hat ein Stück weit Recht, ich habe sogar ein Diplom in „Demagogie“ und wäre beinahe Journalist geworden. Vielleicht sollten wir diesen Austausch wirklich lieber auf einem der nächsten Blogtreffen fortsetzen.
Um u.a. Klabautermann zurück in die Diskussion zu bringen:
Abseits aller Interpretationen des arabischen Frühlings versuche ich diese Entwicklungen- mehr und mehr verzweifelt – mit den Zielvorstellungen der Neuausrichtung der Bw und anderen Rahmenbedingungen zusammenzubringen.
Wir richten uns (neu?!? oder eher pseudooptimiert) aus an langanhaltenden Stabilisierungsoperationen in aller Welt – während unsere politischen, finanziellen, kommunikativen, kulturellen, nachrichtendienstlichen, militärischen, polizeilichen und administrativen Instrumente weder eine umfassende Analyse noch lageangepasste Handlungsmöglichkeiten eröffnen.
Ergo: Gestaltungsanspruch und Wirklichkeit liegen weit auseinander.
Mein Wort zum Samstag…
@Memoria
Mein Eindruck ist, dass man von Stabilisierungsoperationen nach den Erfahrungen in Afghanistan eher abrückt. MilEvakOp und verwandte Themen scheinen in der Fachdiskussion hingegen an Bedeutung zu gewinnen. Außen- und sicherheitspolitisch scheint mir eine Zeit der Bescheidenheit bevorzustehen, in der man sich auf den Schutz unmittelbarer Interessen beschränken könnte.
@Orontes:
Genau dahin zielen meine Überlegungungen.
Nur: Die Bundesrgierung und insbesondere das BMVg scheinen diese Fachdiskussionen zu ignorieren (siehe „Level of ambition“).
Ohne klare 3a (Breite vor Tiefe) funktioniert keine Organisation.
@Memoria
Ich erinnere an den Grundsatz des „Lernen durch Schmerz“. Spätestens wenn der „Level of Ambition“ die eigenen Fähigkeiten im scharfen Einsatz überschreitet, werden die erforderlichen Lerneffekte eintreten. Leider werden sie ggf. mit dem Blut deutscher Soldaten und vielleicht auch Zivilisten sowie den Karrieren politischer Beamter bezahlt werden müssen, wo die notwendige Aufmerksamkeit für die Stimmen aus dem Einsatz im Vorfeld fehlte.
Der Angriff auf die Deutsche Botschaft in Khartoum kam praktisch mit Ansage.
Letzte Woche hatte der sudanesische Außenminister Angela Merkel scharf attackiert, heute morgen (d. h. vor dem Angriff) bestellte Guido Westerwelle den Botschafter des Sudans ein und bat diesen, für die Sicherheit der Botschaft Sorge zu tragen. Erst danach erfolgte der Angriff auf die Botschaft.
In früheren Zeiten wäre das ein klassischer casus belli gewesen.
@chickenhawk
Wurde der ASSIK (http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsstab_Schutzaufgaben_in_Krisengebieten) nicht aus Gründen politischer Korrektheit kürzlich Maßnahmen unterworfen, die einer faktischen Auflösung gleichkommen? Ich erinnere mich an eine Spiegel-Story über angeblich „zu martialisches“ Personal in Kabul. Möglicherweise ist martialisches Personal für Aufgaben in Szenaren hoher Intensität ja nicht ganz unangemessen. Wer wohl die direkte und persönliche Verantwortung für die falschen Entscheidungen bzgl. des ASSIK trägt? Eventuell der Bundesaußenminister?
@ Memoria
Was hat die 3.a. mit „Breite vor Tiefe“ zu tun? Im Gegenteil: Bei der eigenen Absicht muss man sich klar und eindeutig festlegen, also insbesondere auch den Schwerpunkt setzen (und das nicht nur verbal oder mit dem 6 B, sondern substanziell). „Richtig“ setzen, hoffentlich. Die Neuausrichtung der Bundeswehr krankt in dieser Hinsicht, denn man will alles und erreicht letztlich nichts – weil die Mittel überraschenderweise endlich sind.
Im Übrigen ist das, was sich derzeit im arabischen Raum abspielt, zwar zweifellos ein sicherheitspolitisches Problem, aber keines, das vorrangig mit militärischen Mitteln lösbar wäre – Einzelaspekte wie EvacOp vielleicht ausgenommen.
@ Orontes
Zum einen war die Botschaft heute sowieso geschlossen (Freitag, das islamische Wochenende fängt gerade an), folglich war kein Personal in der Botschaft. Damit bestand zumindest nicht die Gefahr, dass es zu einem tödlichen Szenario wie in Bengasi kommt.
Zum anderen ist es völlig unmöglich, sich gegen das Eindringen von Tausenden Menschen zur Wehr zu setzen. Es bleibt keine andere Wahl, als das Feld zu räumen.
Vermutlich muss man auf Sicht Auslandsvertretungen in islamischen Ländern zu Festungen ausbauen, so wie die US-Botschaft in Bagdad.
@chickenhawk
„Zum anderen ist es völlig unmöglich, sich gegen das Eindringen von Tausenden Menschen zur Wehr zu setzen.“
Als ehemaliger Infanterist behaupte ich das Gegenteil.
„Es bleibt keine andere Wahl, als das Feld zu räumen.“
Genau hier hätten kompetente Berater unterstützend zur Seite stehen können. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten der baulich-technischen Absicherung solcher Einrichtungen, bei denen man nicht das MG3 o.ä. hätte einsetzen müssen, um Menschenmengen davon abzuhalten, Symbole der Bundesrepublik Deutschland öffentlichkeitswirksam herabzuwürdigen. Die Kompetenz dazu wäre zumindestens bei der Bundeswehr vorhanden. Videos, die Menschen zeigen, die im Sudan mit rufschädigender Wirkung für unseren Staat deutsche Symbole herabwürdigen, sind ja mittlerweile in ausreichender Zahl im Netz verfügbar.
„Vermutlich muss man auf Sicht Auslandsvertretungen in islamischen Ländern zu Festungen ausbauen…“
Ja, und dafür braucht es Spezialisten, die aufgrund von falschen politischen Entscheidungen unzureichend verfügbar sind. Die Amerikaner haben (bei ungleich größeren Herausforderungen) ein kompetentes DSS für diesen Zweck. Wir haben halbzuständige KUT und absichtlich verkrüppelte ASSIK irgendwo zwischen AA und BMI. Aus meiner Sicht sollte die Konsequenz des heutigen Tages mindestens ein Ministerrücktritt sein, verbunden mit gravierenden Konsequenzen bzgl. der Sicherheit deutscher Staatsangehöriger im Ausland.
@Orontes
Ich dachte dafuer seien bei uns die LLBrig 26 und 31 verantwortlich?
Was die Herabwürdigung von Symbolen der Bundesrepublik angeht, betrachte man diese Bilder:
http://tinyurl.com/8jkez82
http://tinyurl.com/8agnapt
Ich für meinen Teil meine auch außerhalb des öffentlichen Dienstes meinem weiterhin gültigen Eid nachzukommen, wenn ich sage, daß sich solche Bilder nicht wiederholen sollten. Im Konsens mit meinen aktiven Kameraden meine ich, daß entsprechende Maßnahmen zu ergreifen sind.
@Schuultz:
LLBrig 26 und 31 sollten im Fall von MilEvakOp und „bewaffneter Rückführung“ eingesetzt werden, aber in Khartum hat man bereits weit im Vorfeld versagt und auf den Einsatz militärischer Fähigkeiten verzichtet, die zur Verhinderung solcher Szenare zur Verfügung gestanden hätten. Dies ist ein schwarzer Tag für die äußere Sicherheit der Bundesrepublik, der Konsequenzen haben sollte. Hier haben höchste politische Führungsebenen versagt und sollten die Verantwortung übernehmen.
@Orontes
Die Verhinderung solcher Szenare ist nicht primär die Aufgabe des „Einsatzes militärischer Fähigkeiten“, sondern von Diplomatie, Polizei, baulichen Maßnahmen und anderem. Oder sollten Fallschirmjäger vorbeugend Khartoum besetzen?
@T. Wiegold
Es gab Fähigkeiten im Spannungsfeld zwischen BMVg, BMI und AA, die zivilistische Akteure in der politischen Führung im Vorfeld des Geschehens bewusst geschwächt haben. Ich nannte bereits KUT und v.a. ASSIK als Stichwörter. Es ging nicht um die „Besetzung Khartoums“, sondern um die Entsendung von Kräften, die die Botschaft auf solche Szenare vorbereiten hätten können und potentiell verhindert hätten, dass die Bilder entstanden wären, die heute entstanden sind. Die Verantwortung dafür trägt allein die politische Führung. Rücktritte auf höchster Ebene wären die logische Konsequenz.
@T. Wiegold
In „Der Spiegel“ 27/2012 ist dokumentiert, wie die Bundesregierung gegen den „martialischen“ ASSIK vorgegangen ist, der auf Szenare wie das in Khartum vorbereitet gewesen und wäre und die dortige Botschaft in Präventionsfragen hätte unterstützen können. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) war demnach persönlich verantwortlich für dessen Auflösung, weil einige Mitarbeiter ein Photo mit ihren Waffen in Kabul gemacht hatten.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-86653820.html
Minister Friedrich sollte nun einige Fragen zu beantworten haben. Sein totales Versagen in dieser Frage bzw. seine unsachgemäßen Entscheidungen sollten angemessene Konsequenzen nach sich ziehen.
Also da Huntington jetzt ins Spiel gebracht wurde muss ich dann doch jetzt auch noch meinen Senf dazu geben.
Zunächst mal muss man einfach klarstellen, dass Huntington’s Theorie von hinten bis vorne – mit Verlaub – stinkt! Der Grundgedanke das wir klar abtrennbare Zivilisationen haben ist ja sowas von abstrus und in keinster Weiße haltbar. Es gibt in der westlichen Hemisphäre deutliche Übereinstimmungen (liberal demokratisch, marktwirtschaftlich, kodierter Rechtsstaat (zumindest in den meisten Fällen) etc.) allerdings sind die keinesfalls ein klares Abgrenzungsmerkmal noch sind diese tief verwurzelt. Die Wurzel eniger genannten Aspekte haben ihren Ursprung in der Aufklärung, haben sich aber in ihrer heutingen Form wie wir es gewohnt sind (und was Huntington beschreibt) auch erst in den letzten ca.150 Jahren entwickelt. Es ist Irrsinn von einer klaren Identifikation mit einer Zivilisation zu reden.
Und wie gesagt, wo zieht man die Grenze bei dieser Zivilisation? Ich glaube wer schon einmal länger im Außland gelebt hat, kann bezeugen das selbst unsere Zivilsationsbuddies im europäischen Außland doch schon sehr verschieden von uns sein können. Um einen Vergleich zu bringen, Christen sind eine Gruppe die auch gemeinsame Aspekte vertreten, aber es gibt große Unterschiede. Selbst wenn man mal Protestanten vs. Katholiken beiseite lässt würde ich behaupten, dass sich eher wenige Leute sich mit Christen in den USA (am Besten noch vom rechteren Rand), Lateinamerika, oder auch nur Italien identifizieren. Es ist Wahnsinn von Zivilisationen zu reden die man genau unterscheiden kann – was Huntington macht und seiner Theorie dass Konflikte sich daran entzüden ja zugrunden liegt.
Und wenn man Huntington erwähnt, aber im selben Atemzug richtigerweiße sagt dass natürlich nicht alle Arab Springler westlich demokratisch neigende Freiheitskämpfer waren zeigt ja dass man ganz und gar nicht von einer Zivilisation reden kann. Es gibt keinen Clash of Civilisations und schon gar keinen empirischen Beweise dafür – Im Gegenteil, Henderson and Tucker (2001) „Clear and Present Strangers: The Clash of Civilisation and International Conflict“, International Studies Quarterly, Vol. 45, pp. 317-338 zeigen z.B. dass es ganz und gar kein Zeichen gibt für irgendwelche Clashes. Huntington sagte ja, dass mit dem Ende des Kalten Krieges Zivilisationen Hauptkonfliktgrund sein würden. Der Artikel spricht dagegen, allerdings ist der natürlich schon 2001 erschienen (Es gibt aber einen neueren Artikel von 2005 also post-9/11 der glaube ich in International Politics erschienen ist, der Huntington ebenfalls empirisch widerlegt)
Nichtsdestotrotz ist das Argument von klar definierten Zivilisationsgruppen die Konflikte hervorbringen an den Haaren herbeigezogen. Dass das mögliche wäre müssten diese nicht nur klar definiert sein sondern auch homogen bzw. kohärent. Und das trifft einfach nicht zu. Ich habe über einen anderen Ansatz gelesen – Clash of Perceptions und das macht schon wesentlich mehr Sinn. Wenn überhaupt entstehen Konflikte dadurch, dass Gruppierungen eine Idee oder Sichtweise teilen (oder eben nicht). Diese Gruppierungen müssen aber überhauptnichts mit den Schubladen, Zivilsation, Religion, Gesellschaft zu tun haben die wir ihnen attestieren. Die Kategorie Zivilisaton (genauso wie Religion) ist also absoluter Schwachsinn weil sie in der Praxis nicht monolithisch ist wie Huntington sie in seiner Theorie beschreibt (weil seine Theorie ohne monolithische Schubladen nicht funktionieren würde).
Huntington ist einfach Käse! Die Theorie ist inhärent schlicht und ergreifend fehlerhaft und nicht zu gebrauchen.
@tt.kreischwurst
„Der Grundgedanke das wir klar abtrennbare Zivilisationen haben ist ja sowas von abstrus und in keinster Weiße haltbar. “
Die Angreifer in Khartum scheinen anderer Ansicht zu sein. Erklären Sie doch bitte denen, dass ihre Position „in keinster Weise haltbar“ sei. Viel Erfolg!
@ Orontes
Aber was hätte das alles genützt? Man kann ja unmöglich auf diese Quartalsirren schießen. Am Ende gibt es noch Tote und dann wäre die Folgen wirklich unabsehbar.
@ tt.kreischwurst
Eine Frage: Haben Sie das Buch Clash of Civilizations gelesen? Huntington spricht doch diese Dinge alle an. Er stellt ein Erklärungsmodell vor. Ein Modell ist dadurch gekennzeichnet, dass man die reale Welt auf einige wesentliche Determinanten abstrahiert.
@chickenhawk
„Man kann ja unmöglich auf diese Quartalsirren schießen.“
Dazu ist nur das Betätigen des Abzugs erforderlich ;-)
„Am Ende gibt es noch Tote und dann wäre die Folgen wirklich unabsehbar.“
Die erwähnten Fähigkeiten wären v.a. präventiv tätig gewesen und hätten sowohl baulich-technische Maßnahmen an der Botschaft verstärkt als auch die Koordination mit ihren sudanesischen Partnern intensiviert. Man kann hier durch persönlichen Einfluss einige Wirkung erzeugen. Oft hängt es von nachgeordneten Vorgesetzten ab, wie viele Polizisten vor einer Botschaft präsent sind. Die Bundesregierung hat diese Chance m.E. bewusst verspielt, und es ist nur einem Zufall zu verdanken, dass es heute keine deutschen Toten gab. Konsequenzen sind dringend erforderlich, sonst gibt es spätestens beim nächsten Mal Tote!
@Orontes:
Donnerlüttchen! Also die Antwort find ich jetzt fast ein bisschen kindisch – und ich möchte ihnen da nicht zu Nahe treten weil ich Sie sonst als sehr ernsten Diskutanten hier im Forum kenne. Das Problem mit CoC ist dass es versucht alles unter einen Hut zu zwingen und sich deswegen monolithischer Beschreibungen, i.e. Zivilisationen, bedient. Ich bestreite doch gar nicht dass die Demonstrationen in Khartum und an anderen Schauplätze aus tiefen Differenzen hervorgehen, allerdings kann von diesen ausgehen nicht einen Konflikt von Zivilisationen oder Kulturen extrapolieren.
Wie gesagt ein Konzept wie Clash of Perceptions trifft es da einfach besser, weil es durchaus Konflikte innerhalb einer „Zivilsation“ oder „Kultur“ (wie auch immer man diese Konzepte definiert) geben kann weil es eben verschiedene Ansichten gibt. Ein Beispiel ist ja Konflikte zwischen muslimischen Gruppierungen (wenn man diese als Kultur oder Zvilisation monolithisch versteht). Konflikte die auf Differenzen kultureller, religiöser oder aspekte der Identität zurückgehen sind selbstverständlich gegeben. Aber wie gesagt, was Huntington in CoC versucht hat daraus zu machen ist…. der Brite würde bollocks sagen.